Mittwoch, 27. Oktober 2021

Uncle Fester: grad gelesen September 2021

Phillip P. Peterson - Transport 5
Mit dem fünften Band verlegen wir den Ort des Geschehens von New California auf das Sonnensystem. Der Autor führt hier einen neuen Feind ein, der dank überlichtschneller Raumschiffe willens und in der Lage ist, die Erde zu vernichten. Nebenbei hat Peterson seine Schreibtechnik mittlerweile verfeinert. Statt die Geschichte komplett aus der Sicht von Russell zu erzählen, führt er zwei Nebenstränge ein.
Sein Sohn Jim Harris hat sich bei den Space Marines verpflichtet und im Gegenzug dafür neue Beine erhalten. Zusammen mit seinem Kumpel Jason erforscht er eine im Sonnensystem zurückgelassene Transporterfabrik der Erbauer. Dank der Genialität des Physikers Jason werden die Menschen in die Lage versetzt, mit der Fabrik zu kommunizieren und sie zum Bau von Raumschiffen anzuregen.
Nicht zu früh, womit wir beim dritten Erzählstrang wären. Russels alter Freund John Dressel hat seine Alkoholprobleme überwinden können und New California verlassen, um auf einem Forschungsschiff einem vermeintlichen Kometen entgegen zu fliegen. Dieser entpuppt sich jedoch als Alien Raumschiff, worauf John Dressel auf Seite 112 aus dem Leben und damit dem Roman scheidet.
Da ist natürlich wieder Russell gefragt. Zusammen mit Candy, Mitchell, Sammy und Adam Lang erforscht er die nähere Umgebung von 100 Lichtjahren des Sonnensystems mittels der Transporterwege. Hierbei stoßen sie auf mehrere untergegangene Zivilisationen, welche von den Aliens zerstört worden waren.
In einem fernen Sonnensystem entdecken sie eine Basis der Aliens, von der der Erde die Gefahr der Vernichtung droht, als das Späherschiff, welches John getötet hatte, dorthin zurückkehrt. Nunmehr brechen 5 Alienschiffe auf, um die Erde zu zerstören. Die Space Marines dagegen können nur knapp 50 kleine Raumschiffe aus der Transporterfabrik erzeugen und diese mit improvisierten Waffen ausstatten.
Quasi in einem Zweifrontenkrieg werden die Aliens wie folgt geschlagen: Jim wirft einen Transporter in unsere Sonne ab, während Russell seinerseits einen Transporter auf die Alien Basis lenkt. Durch eine offene Verbindung zwischen beiden Transportern strömt nun Plasma direkt auf die Basis, wodurch diese komplett zerstört werden kann.
In dieser Situation wird der russische Kosmonaut Sergej zum Helden, indem er sich statt Russell opfert. Denn einer muss die Verbindung manuell betätigen. Dies ist eine sehr schöne Nebengeschichte, denn Sergej wurde eigentlich immer als Spion verdächtigt. Ähnlichkeiten zum momentanen Geschehen in unserer momentan offiziellen politischen Einschätzung sind sicherlich beabsichtigt.
Die 5 Alien Raumschiffe erreichen das Sonnensystem und können gerade noch rechtzeitig und äußerst knapp von der zusammengewürfelten Streitmacht der Erde vernichtet werden. Das Jim und Jason als einzige diesen Kampf überleben, fand ich dann doch etwas übertrieben, aber der Spannungsbogen blieb trotzdem bis zum Schluss sehr hoch.
Zum Schluss noch eine Anmerkung: Elise spielt hier immer noch keine Rolle, wird aber ab dem nächsten Band in das Geschehen eingreifen. Versprochen.

                          

Phillip Peterson - Transport 6
Und weiter geht es im Kampf gegen die Maschinenwesen, welche die Erde vernichten wollen. Der Handlungsstrang um Jim Harris nimmt immer größere Ausmaße an. Jim wurde von den Space Marines für ein geheimes Projekt rekrutiert. Zusammen mit anderen Testpiloten soll er den von den Menschen gerade entwickelten überlichtschnellen Antrieb testen.
Natürlich ist Jason der betreuende Ingenieur, die anderen Testpiloten mobben Jim, den Helden bei der Bekämpfung des Alienangriffs und angeblichen Liebling der Ausbilder. Diese Abschnitte erinnern leider an Filme a la Top Gun, da hätte ich mir etwas mehr Fantasie gewünscht. Aber halt! Es deutet sich eine zarte Romanze mit der Piloten Anne Winslow an, obwohl Jim doch immer an Frau und Kind denken muss.
Selbstverständlich muss Anne bei einem Testflug sterben, aber mehr als eine Nacht mit Kuscheln kommt bei der Affäre nicht rum. Jim hatte ihn nicht mal reingesteckt!
Russell ist wieder mal mit seinem Team unterwegs. Also Candy, Mitchell, Sammy und Adam Lang. Die Physikerin Gemma hatte ich bisher nicht erwähnt, aber endlich greift Elise in das Geschehen ein. Die Kinder sind alle aus dem Haus, so dass Elise ihrer Abenteuerlust nachgehen kann. Sie ist in Russells Team und dieses ist auf der Suche nach dem Übertransporter. Wenn Sie diesen finden, können die Menschen die bisher eingeschränkte Bewegungsfähigkeit im Transportersystem überbrücken und jeden nur erdenklichen Punkt in der Galaxis erreichen.
Als diese Teams die Umgebung von Transportern in der Richtung der vermuteten Herkunft der Aggressoren untersuchen, stößt selbstverständlich Russell auf ein abgestürztes Raumschiff der Fremden auf einem Asteroiden. Endlich bekommen die Menschen die Chance, die Technik der Fremden zu untersuchen.
Beim Versuch, das anscheinend leblose Raumschiff zu erkunden, verliert Elise nach einem Drohnenangriff ihr Leben. Russell gibt Candy die Schuld an Elises Tod, weil diese ihre Kompetenz überschritten und eine Untersuchung des Raumschiffs angeordnet hatte.
Schließlich kann das Team um Russell den Übertransporter lokalisieren, aber nicht direkt erreichen. Russell und Jim müssen diesen mittels eines überlichtschnellen Jägers vom nächstgelegenen Sternensystem aus erreichen.
Mit letzter Not erreichen beide den Übertransporter, wo Russell den Computer überzeugen kann, den Menschen die Kontrolle über das Netzwerk vorübergehend zu überlassen. Der Roman endet mit dem Begräbnis von Elise. Dieser sentimentale Schluss lässt auf eine nahe Verwertung des Stoffes als Fernsehserie schließen, tatsächlich haben die Amis damit wohl schon angefangen, wie ich im Netz erfahren habe.

Phillip P. Peterson - Transport 7
Kommen wir nun zum vorläufigen Abschluss dieses schönen Zyklus. Russell wird allmählich zu alt für aktive Einsätze. Als ein größeres Team das abgestürzte Raumschiff der Aliens untersucht und erneut einen Drohnenangriff provoziert, ist Russell zu langsam, wird verletzt, und kann von Candy nur noch mit knapper Not gerettet werden.
Adam Lang und Candy verbannen Russell daraufhin aus den aktiven Einsätzen. Russell soll lediglich als Beobachter an den nächsten Missionen teilnehmen. Nun kommt es zu einem Bruch zwischen Russell und Candy, die Freundschaft ist zerstört.
Später wäscht Candys Liebhaber ihr den Kopf, so dass sie den Streit bereut und die alten Kampfgefährten wieder zusammenfinden können. Beide haben Fehler gemacht, aber viel zusammen erlebt. Wie bei allen zwischenmenschlichen Konflikten in diesem Zyklus bin ich zu der Auffassung gelangt, dass der Autor hier autobiographische Situationen eingearbeitet hat.
Und natürlich kommt Russell wieder zu einem aktiven Einsatz: Zusammen mit Jim fliegt er in das Heimatsystem der Erbauer der Transporter, um dort eine Abwehrwaffe gegen die Aliens zu finden. Doch das Ergebnis ist ernüchternd. Anscheinend haben die Aliens auch die Heimatwelt der Erbauer zerstört.
Jene Katastrophe hatte lediglich eine Kolonie der Erbauer am Rande des Systems überlebt. Diese lebten jahrhundertelang unter einer unwirtlichen Oberfläche und ohne Funkverkehr. Ob sie das Transportersystem als Waffe gegen die Aliens oder als Fortbewegungsmittel entwickelt hatten, bleibt ungeklärt.
Wenigstens gelang es den Menschen, die Basisstation der Aliens in einem weit entfernten System zu entdecken. Dorthin ist eine Alien Sonde aus dem menschlichen Sonnensystem heraus unterwegs, um die Basis zu informieren, wodurch eine nicht zu stoppende Vernichtung der Erde erfolgen würde.
Als Jim es mit seinem Jäger nicht schafft, die im System der Basis ankommende Sonde zu zerstören, kommt Russell doch wieder eine aktive Rolle zu. Zusammen mit Candy und einem Einsatztrupp der Space Marines kann er in die Basis eindringen, um dort eine Atombombe zu zünden.
Aufgrund eines Abwehrmechanismus wird Ihnen aber der Rückweg abgeschnitten und das Team mitsamt der Bombe in einem isolierten Raum eingesperrt. Kleine Roboter entschärfen und zerlegen die Bombe, danach ist der Ausgang für Russells Team wieder frei. Überraschenderweise startet die Basis keinen Angriff auf die Erde, sondern schickt noch eine weitere Sonde zu einem unbekannten Ziel los.
Die kann Jim sogar einfangen, so dass es den Menschen nunmehr möglich sein wird, die Alien Technologie zu verstehen. Dank einer Gravitationswellenwaffe, die sie bei den Erbauern entdeckt hatten, schaffen unsere Helden die Flucht aus dem System der Alien Basis. Unter Einwirkung eines eingeschleusten Computervirus deaktiviert sich die Basis selbst und gibt diesen Befehl über die Sonden an alle anderen Basen ab.
Russell und Candy sprechen sich aus, ihre Freundschaft hat offenbar doch nicht gelitten. Dazu hat Candy auch noch ihre Liebe gefunden, der Zyklus endet also mit einem Happy End. Ein Cliffhanger ist nicht erkennbar, aber eine Fortsetzung wird dann doch noch angedeutet.
So schön wie ich die Grundidee dieses Zyklus anfangs fand, so unsicher bin ich mir im Moment, ob ich mir eine Fortsetzung überhaupt wünschen soll. Die Hauptfiguren wirken mittlerweile arg festgefahren und die neu hinzugekommenen Personen entwickeln nicht genug Charisma, um die Charakterisierungen nicht ins Seichte abgleiten zu lassen.
So bleibt Perry Rhodan wohl als einziger Romanzyklus vom Personal her trotz des hölzernen Hauptdarstellers attraktiv. Schauen wir mal, ob Peterson das noch weiter schreibt.

Samstag, 23. Oktober 2021

Warum spielt denn der Poldi nicht?

01
Es geschah während der Europameisterschaft 2016, als ich in den ersten ein bis zwei Tagen alles aufschrieb. Schnell entstanden in mir die Idee eines Tagebuchs, welches ich auch gleich als Buch veröffentlichte.
Begeistert hämmerte ich während der Euro meine Texte in das Tablet. Stellenweise noch während der Spiele, zumeist aber am nächsten Nachmittag. Mit der Zeit stellte sich eine gewisse Routine ein; auch wurden die Texte im Schnitt irgendwann länger. Es machte halt Spaß.
Großartig redigiert hatte ich den Text seinerzeit nicht, weil ich das Buch schnell drucken wollte. Jetzt, 5 Jahre später, bin ich noch einmal drüber gegangen und habe den Text weiter optimiert. Mal sehen, vielleicht verhelfe ich dem Buch zu einer zweiten Auflage.

Freitag,10. Juni
Heute fängt die EM mit dem Spiel Frankreich gegen Rumänien an. Anpfiff ist um 21.00 Uhr, meine Löwin und ich hatten uns schon seit Wochen darauf gefreut, obwohl die Freude nicht so sichtbar war, denn wir hatten einiges um die Ohren.
Doch jetzt gegen 12.30 Uhr hatte ich erst einmal Feierabend. Keine Geburtstagsfeier oder Hochzeit am Wochenende. Kein Kegeln - nur meine Löwin an diesem Abend - und kein Abend mit Solo-Spielen. Also dreimal tief durchatmen und Juchhu.
Das bedeutet: In die Jever mit Wittkamp und ein schönes 0,2 - friesisch herb. Am Tresen trafen wir Siegmund und ein paar andere der üblichen Verdächtigen. Ein Mädel schmierte sogar Mettbrötchen mit Zwiebeln. Ich lehnte ab, weil ich (angeblich) kein Schweinefleisch esse. Weiß der Teufel, warum ich nicht wollte. Manchmal bin ich aber auch vernagelt.
Nach einigen Runden waren wir gut in Fahrt und wechselten nach nebenan ins Papperlapub. Da steht man bei herrlichem Wetter wie an diesem Nachmittag auch draußen sehr entspannt. Hocherfreut bestellte ich ein Kilkenny, musste aber enttäuscht feststellen, das sie es gar nicht mehr führen. Lief halt nicht - warum steht es dann auf der Karte? Wenigstens gab es Jever, aber... mit Gas bzw. Stickstoff gezapft, wie Siegmund zu berichten wusste.
So schmeckte es auch. Wenn ich nicht schon einige Jever intus gehabt hätte... Was für eine Nachlässigkeit. Wenn ich als Wirt feststelle, dass das englisches Ale nicht läuft und auf Pilsbier umstelle, dann stelle ich auch auf Kohlensäure um. Merkwürdige Sache das.
Aber eins war sensationell, da war ich baff. Herhören, Ihr Freunde der gepflegten Rockmusik. Jesus ist nicht der Einzige, der auferstanden ist. Da stand doch der leibhaftige Lou Reed vor mir, mit ner 0,4 Tulpe in der Hand. Die Frisur, die Brille... Und er wusste noch nicht mal wer er ist. "Walk on the wild Side" musste ich ich ansingen, da konnte er sich gerade noch daran erinnern.
Wittkamp, Siegmund und ich stellten uns irgendwann in die Kneipe rein, weil der Wind etwas kühler blies. Vielleicht auch, weil Lou immer wirrer quasselte. Irgendwann war er weg, und auch für mich wurde es langsam Zeit. Ich schleppte mich in den Regionalzug. In Braunschweig sattelte ich noch mein Rad und strampelte gen Heimat.
Meine Löwin war noch zu Haus, fuhr aber alsbald zum Kegeln. Ich hatte also Gelegenheit, an meinem Blog bzw. diesem Einstieg zu arbeiten. Ging aber nicht wirklich, dazu war ich doch etwas zu platt. Ich verpackte noch einen Donald Duck Taschenbuch-Spezial über Fußball als Geschenk für meine Löwin zur EM, aber ansonsten hing ich nur lustlos ab.
Kurz vor 21.00 Uhr saßen meine Löwin und ich dann zufrieden vorm Fernseher. Jetzt ging es los. Bei Betwin hatten wir noch Wetten platziert. Für mich erfolgreich, denn die Franzosen gewannen, wenn auch mit Dusel, 2:1 gegen Rumänien. Letztere hätten ein Unentschieden verdient gehabt, aber wirklich gefährlich waren sie auch nicht. Das sind halt die kleinen Unterschiede, die es hinterher immer ausmachen.
Olli Welke und Olli Kahn waren das Dream Team im Studio, Holger Stanislawski lungerte an der an der Videowand herum und erklärte uns taktische Spielchen. Mario Tresor war als geladener Gast äußerst passend im Studio. Doch selbst bei dem Programm fiel es mir unsagbar schwer, die Augen offen zu halten. Es gelang mir auch nicht wirklich und so war ich froh, als der Schiri abpfiff. Die Nachtruhe begann für mich daher früher als erwartet.

Donnerstag, 21. Oktober 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Abkühlen

Dienstag, 3. August. Kurz nach 13 Uhr kam ich am Bahnhof an, schnappte mein Rad und fuhr wieder los. Obwohl ich normalerweise wegen der Metex Spritze keinen Alkohol trinke, konnte ich mich heute nicht zurückhalten. Der Arbeitstag war einfach zu beschissen, da musste ich einfach meinen Frust abradeln.
Ich bin jetzt in der dritten Woche nach meinem Urlaub wieder jeden Tag im Büro und eine meiner Vertreterinnen hat sich leider die Rippen geprellt. Ausgerechnet jetzt, in der Vertretung, kommt eine Handvoll Neuanträge auf mich zu. Hinzu kommen noch die dauernden Nachfragen von den Kollegen, die einfach einen Rat benötigen und mich dadurch aus der Arbeit immer wieder rausreißen. Die Berechnungssoftware läuft rasend langsam und auch sonst ist mal wieder alles zum Haare raufen.
Und mein persönlicher Frust setzt sich die ganze Zeit zu Hause fort, denn unser neuer Kater, liebevoll Obsi genannt, bereitet Probleme. Des Nachts schreit er mit wachsender Begeisterung, so dass meine Löwin nicht zum Schlafen kommt und schon überlegt hatte, den Kater einfach auszusetzen.
Dann endlich hätten wir Ruhe. Ich selbst schlafe dank der Schlafmaske zwar durch, möchte meine Löwin aber dennoch nicht gequält wissen. Jetzt bekommt Obsi jeden Abend ein Pulver unters Futter gemischt, welches wir vom Tierarzt gekauft hatten und das ihn ruhig stellen soll. Die erste Nacht haute dies auch optimal hin, seitdem ist der Effekt etwas verpufft. Aber wir werden Obsi behalten.
Zurück zu heute. Während der Zugfahrt hatte ich mir überlegt, gen Rautheim zu fahren. Es blieb jedoch nur bei der Richtung, neues Ziel war die Südstadt. Dort gibt es einen Edekamarkt und den Hermann-Löns-Park, den ich noch nicht kannte. Bei einem kühlen Wind fuhr ich die Salzdahlumer Straße hinunter.
Im Himmel hingen dunkle Wolken, so dass ich vor einer starken Sonneneinstrahlung geschützt war. Die Regenwahrscheinlichkeit meiner Wetter-App betrug glatte 0%, so dass ich mich sofort etwas besser fühlte. Links das Krankenhaus, rechts meine ehemalige Kaserne, in der heute das Sozialamt beheimatet ist.
Zufrieden fuhr ich am Playoff vorbei in die Südstadt hinein, kurz kamen Erinnerungen in mir hoch. An meine Bundeswehrzeit. Meine Mutter in der Klinik. Und eine Partynacht vor Jahrzehnten, in der ich mit Freunden im Playoff zu "Kiss" (Prince) abgetanzt hatte. Noch vor dem Welfenplatz auf der linken Seite war mein Schulfreund, mit dem ich immer Canasta gespielt und für den ich die Pornofilme besorgt hatte, beheimatet.
Geschenkt, das war Ende der Siebziger. Fast wäre ich auf dem Welfenplatz am Edeka vorbei gefahren, denn er ist in der ehemaligen Kirche untergebracht. Wolters Dosen in der Kühlung - Perfekt! Dazu schnappte ich mir noch zwei Dinkelbrötchen und ein wenig Putenaufschnitt, denn bislang hatte ich nur eine kleine Schale Müsli.
Ein paar hundert Meter weiter befindet sich der Hermann-Löns-Park, in dem sitze ich jetzt auf einer Parkbank und spreche diesen Text auf das Smartphone zur späteren Verwendung. Beide Dosen sind jetzt leer, die Passanten grüßte ich freundlich, wie auch diese nett erwiderten.
Dieses Verhalten hat mich besonders erstaunt, da ich dies aus der Stadt - insbesondere aus Lehndorf - anders gewohnt bin. Mein Frust von der Arbeit ist mittlerweile verraucht, ich habe ergo gut abkühlen können. Der Park ist aber auch schön. Ich denke, dass ich hier mit meiner Löwin und unserer Enkelin auch mal vorbeischauen werde.
Herrlich diese Ruhe, mittlerweile auch windstill trotz der dunklen Wolken. Ich könnte mir gut vorstellen, die letzten paar Seiten meines spannenden Buches zu Ende zu lesen und noch ein paar Dosen Wolters mehr zu trinken.
sittin' in the Park

Gerade muss ich an Eintracht denken - Oh Graus! 0:4 gegen Viktoria Berlin zu Hause, was für eine Pleite. Ein schlimmes Spiel, meine Löwin und ich haben uns sehr geärgert. Nein, Schluss jetzt! Ich esse noch die Brötchen und fahre dann zurück. Ach, vergiss die Brötchen. Los geht's!
Sichtlich erholt stand ich auf, warf die Dosen in den Papierkorb und bestieg das Rad. Wie ich bei der Abfahrt feststellen konnte, ist der Park nicht allzu groß, hat aber einen wunderschönen Kinderspielplatz, der auch gut besucht war.
Beim schlängeln durch die Nebenstraßen befand ich mich plötzlich am hinteren Ende des städtischen Klinikums, wo eine rege Bautätigkeit herrscht. Dort haben sie einen riesigen Klotz nebst einer Parkgarage hingeknallt. Zuerst dachte ich, hier entstünde ein neues Hotel. Weit gefehlt, die bauen lediglich an.
Über die Autobahnbrücke erreichte ich schließlich den Parkplatz vom Post SV. Nun war ich wieder in meinem Element, nämlich auf dem Ringgleis. Der Rest der Strecke war pure Routine. Unter der B 4 hindurch, hinter dem Schloss Richmond vorbei und dann zum Kennel. Zu meiner großen Freude schaffte ich die Steigung beim Nachwuchsleistungszentrum der Eintracht problemlos, die Brötchen haben ergo segensreich wirken können.
In der langen Kurve bei der Gartenstadt freute ich mich schon auf zu Hause, Frust und Ärger über die Arbeit waren nun fast vergessen. Kurz vor 16 Uhr stellte ich mein Rad in den Keller und eilte auf die Toilette. Ich hatte mich zwar schon im Park ins Gebüsch gestellt, aber das Wolters treibt halt sehr stark.
Zufrieden schaute ich das ZDF Olympia Studio. Dies war wieder mal eine schöne Kurztour, dies bei sehr angenehmen, weil nicht zu heißen Wetterbedingungen. Der Herbst kann jetzt kommen, solange es nicht regnet, bin ich bereit. Und morgen kämpfe ich an der Arbeitsfront weiter, wenn es auch von Jahr zu Jahr schwerer fällt.

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Sam Phillips

6
Jerry Lee Lewis und sein Vater Elmo aus Ferriday, Louisiana, hatten im Oktober 1956 alle Eier von ihrer kleinen Farm verkauft, um sich die Reise nach Memphis leisten zu können, wo Jerry bei Sam Phillips vorspielen wollte. Obwohl seine Eltern bettelarm gewesen waren, hatten sie Jerry ein Klavier kaufen und sogar Klavierunterricht bezahlen können. Nur an die Bibelschule, auf die sie ihn geschickt hatten, konnte Jerry sich nicht gewöhnen, so dass er dort aufgrund seines Verhaltens entlassen wurde.
Allerdings schien Jerry beim Vorspielen in den Sun Studios Pech zu haben. Sam Phillips war in Urlaub (!) gefahren und so musste Jerry mit dem Mitarbeiter Jack Clement vorlieb nehmen. Dieser hatte mit Fernwood Records zunächst ein eigenes Tonstudio in einer Garage eingerichtet und seine Aufnahmen zum Abmischen an Sam Phillips geschickt. Sam Phillips war von den Qualitäten des begnadeten Toningenieurs so überzeugt, dass er ihn bei sich einstellte. Mit Clement kam dann auch Billy Lee Riley zu Sun Records.
Sun Records war dank seiner Erfolge mit Johnny Cash und Carl Perkins zu einer nationalen Größe gewachsen. Mit seiner bisherigen One.-Man-Show konnte Sam Phillips dies gar nicht mehr bewältigen. Er wollte eigentlich immer nur Radio machen, das war immer sein sein Traum gewesen. Als Tontechniker war er lediglich ein begabter Amateur gewesen; mit der Einstellung von Jack Clement als Toningenieur wurde dies offensichtlich, denn ab nun entstanden eine Vielzahl von Rockabilly Klassikern unter der Regie von Jack Clement.
So erwies sich die Abwesenheit von Phillips als Glücksfall für Jerry Lee Lewis. Als Clement Lewis zunächst nach seiner Gitarre fragte, antwortete dieser, dass er am Piano in der Art wie Chet Atkins an seiner Gitarre spiele. Und dies stellte Lewis Clement dann bei dessen erster Session als Produzent am 4. November 1956 unter Beweis.
mit Jerry an dessen Workstation

Ausgerechnet in einer Pause entstand mit „Crazy Arms“ das erste Ausrufezeichen von Lewis. Billy Lee Riley war zufällig dazu gekommen und begleitete Lewis, Roland James und Jimmy van Eaton. Als Clement diese Aufnahme später Sam Phillips vorspielte, zeigte Sam Phillips sofort seinen Instinkt für Hitpotenzial und nahm Lewis unter die Fittiche von Sun Records.
Obwohl sich „Crazy Arms“ lediglich regional gut verkaufte, band Phillips Jerry Lee Lewis langfristig an Sun Records und besorgte ihm Anfang 1957 Engagements als Studiomusiker und bei Auftritten, wo er nur konnte. Jack Clement wiederum produzierte Jerry Lee Lewis bis zum Mai 1959. In dieser Zeit entstanden die Millionseller „Whole Lotta Shakin` goin on“, „Great Balls of Fire“ und „Breathless“.
Clement erwies sich als sehr eigensinnig und wurde von Sam Phillips im März 1959 entlassen, weil er nach Phillips`s Meinung zu konservativ produzierte. In späteren Interviews gab Jack Clement zwar Sam Phillips Recht, aber ich glaube eher, dass es Sam Phillips mehr um den ausbleibenden Erfolg der anderen Sun Künstler ging.
Denn neben Jerry Lee Lewis wurde lediglich das Instrumental „Raunchy“ von Bill Justis zum Hit. Dieses Herzensprojekt von Sam Phillips (von ihm selbst produziert) zeichnete sich durch seine „Twangin` Guitar“ aus und erreichte in den Billboard Charts Platz 2. Da hatte Sam Phillips noch mal einen aus dem Hut gezaubert. Doch ein weiterer, von Sam Phillips geschätzter Musiker konnte sich trotz seines Talents bei Sun Records nicht durchsetzen: Charlie Rich.
Der eher zurückhaltende Rich war ein begnadeter Jazzmusiker, dessen Aufnahmen kommerziell einfach nicht verwertbar waren. Sam Phillips wollte ihn auf den Sun Sound trimmen, aber all seine Versuche liefen ins Leere. Erst nach seinem Weggang Anfang der 60er Jahre startete Charlie Rich eine Weltkarriere im Countrybereich.
In späteren Jahren zeigte Sam Phillips auch paranoide Züge. So feuerte er Jack Clement, weil er einen Gesprächsfetzen nachts in den Sun Studios falsch verstand und dachte, Clement wollte ihn hintergehen. Phillips hatte wohl ein derart großes Ego, dass er alle Ereignisse in seiner Umgebung ausschließlich auf sich bezog. Kurz: Alles drehte sich um ihn.
Viele Künstler argwöhnten, Sam Phillips hätte sich ausschließlich auf Jerry Lee Lewis konzentriert und ihre Karriere nicht ausreichend gefördert. Von Billy Lee Riley, der dies am lautesten proklamierte, über Roy Orbison bis zu Carl Perkins geht diese Reihe. Guralnick sieht das zwar nicht so, aber ich denke, er hätte z.B. Billy Lee Riley mehr fördern können.
Wahrscheinlich war Sam Phillips einfach nur müde nach all den Jahren des Aufbaus von Sun Records und auch vielen Enttäuschungen. Dafür spricht, dass er sich in späteren Jahren dem Alkohol zuwandte und sich nur noch für sein eigentliches Steckenpferd, dem Radio, interessierte. Sun Records ließ er quasi tot laufen.
Und: Sam Phillips hatte sich eindeutig verzettelt. Nachdem er mit Jack Clement endlich den qualifizierten Mann für die Studioaufnahmen gefunden hatte, der dies mit einer exquisiten Studioband bewerkstelligte, konzentrierte er sich auf seine eigentliche Liebe, das Radio. Und Ende August 1957 beantragte er bei der FFC (Federal Communications Commision) eine Senderkennung.
So gründete er mit WHER (Women in the Housing Ecosystem Report) den ersten Radiosender, bei dem ausschließlich Frauen arbeiteten. Außer seiner Frau Becky und Marion Keisker gewann er noch andere hoch motivierte Mitarbeiterinnen für den Sender. Bedingung für die Radiolizenz war übrigens, dass der Sender keine Platten von Sun Records spielen durfte. Dies ließen die strengen Gesetze seinerzeit nicht zu. Größtenteils hielten sich die Mädels sogar dran.
Durch sein Engagement mit WHER und sein paranoides wie übersteigertes Selbstbewusstsein bekam Sam Phillips gar nicht mehr mit, was sich da stimmungsmäßig bei den Musikern von Sun Records abspielte. Jerry Lee Lewis brachte zwar viel Geld rein, aber selbst die von Phillips hoch geschätzten Carl Perkins und Johnny Cash fühlten sich vernachlässigt, weil sämtliche Energie in die Promotion von Jerry Lee Lewis ging. Am meisten aber litt Billy Lee Riley hierunter.

Montag, 11. Oktober 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Schlesiendamm

Mittwoch, 14. Juli. Es ist die zweite Woche meines Sommerurlaubs und eigentlich wollte ich mit Pocke ins Schwimmbad fahren, doch aufgrund der fortdauernden Corona Schutzbestimmungen hatten wir drauf verzichtet. Als Ersatz bot ich Pocke und dem Langen eine Radtour an, auf dass die beiden auch Bestandteil der Erlebnisse von guterPlatzzumBiertrinken werden können.
Leider sagten beide am Morgen ab, weil laut unserer Wetter Apps zum Zeitpunkt der geplanten Tour Regen angesagt war. Schade, denn ich hatte mich auf ein Treffen am Seglerheim des Südsees gefreut, wo wir erst einmal ein Bierchen zu uns genommen hätten.
Um es vorwegzunehmen: Um 16 Uhr, zum Zeitpunkt des geplanten Treffens, regnete es tatsächlich sehr stark. Glücklicherweise war ich zu diesem Zeitpunkt wieder zu Hause, denn dank der frühen Absage von Pocke und dem Langen konnte ich eher losfahren und wurde nicht allzu doll nass.
Bereits gegen halb Zwei konnte ich losradeln; ich hatte ein erstes Ziel vor Augen, denn das Finanzamt wollte noch Unterlagen zum Steuerausgleich von uns sehen. Unter einem wolkenverhangenen Himmel fuhr ich langsam los, hierbei wehte ein angenehm kühlender Wind. Dies war äußerst angenehm, denn ansonsten herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit und Schwüle vor, welche meiner Löwin und mir bereits beim Frühstück unangenehm viel Schweiß den Rücken herunterlaufen ließ.
Ob der Wetterprognose haderte ich mit mir, ob ich eine kurze oder lange Tour fahren würde. Zum Finanzamt auf der östlichen Seite des Rings, am Altewiekring, wählte ich einen kurzen Weg durch die Stadt. Kurz bevor ich dort ankam, um den Brief einzuwerfen, dachte ich: "Scheiß drauf. Ich mache es". Gemeint war hier natürlich die lange Tour, denn das Wetter sah immer noch halbwegs gut aus.
Die dunklen Wolken deuteten den Regen schon an, aber ich wollte unbedingt dorthin, wo ich aufgewachsen war. Deshalb radelte ich über die Salzdahlumer Straße bis zur Autobahnauffahrt, um dann nach rechts in den Heidberg abzubiegen. Fieberhaft überlegte ich auf der Brücke, wo ich denn nun eine Dose Bier herbekommen könnte. Im Einkaufszentrum Heidberg, wo wir unendlich viele Stunden während unserer Schulzeit verbracht hatten, gibt es aktuell einen Netto und einen Aldi.
Die Chance auf ein gekühltes Bier erschien mir bei Netto ungleich höher, deshalb bremste ich dort an. Tatsächlich gab es dort in der Kühlung Platz für kalte Getränke, doch zu meiner großen Enttäuschung hatten sie dort nur Jack Daniels mit Cola, aber keine Bierdose. Ich verzichtete auf einen entsprechenden Kommentar an der Kasse, denn ich wollte die Zeit bis zum Regen nutzen, um noch zum Schlesiendamm zu fahren.
im Hintergrund die Trachenbergstr.

Nebendran in der Militschstraße hatte ich mit meinen Eltern in einem Reihenhaus gewohnt. Über den Schlesiendamm fährt heutzutage die Straßenbahnlinie 1 und auch die Durchgangsstraße führt hier entlang. In meiner Kindheit gab es hier lediglich eine brachliegende Fläche, auf der wir Kinder immer gern gespielt hatten.
Auf dem zugegebenermaßen schönen Radweg fuhr ich über den Schlesiendamm, bis ich den gutenPlatzzumBiertrinken entdeckte. Auf der anderen Straßenseite, neben dem Garagenhof und genau am Durchgang zur Trachenbergstraße, steht eine schöne Holzbank.
Gut, direkt vor der Durchgangsstraße zu sitzen, mit einer Dose Wolters in der Hand, ist doch etwas assimäßig. Aber so saß ich in der Nähe unserer ehemaligen Garage, die wir nie als solche genutzt hatten, weil meine Eltern gar kein Auto besessen hatten. Die Garage war seinerzeit vermietet, weil mein Vater zu wenig verdiente, um sich das Reihenhaus und ein Auto leisten zu können.
Nicht weit weg von dieser Bank befindet sich auch das Reihenhaus meiner Eltern, indem ich 22 Jahre meines Lebens verbracht hatte. Und wie ich so auf dieser schönen Bank saß und meine warme Dose Wolters schlürfte, sah ich den Schlesiendamm in all seiner ehemaligen Pracht vor mir.
Den Wildwuchs voller Büsche und Sträucher, nicht die Durchgangsstraße mit der Straßenbahn dahinter. Auf mein mitgebrachtes Buch vermochte ich mich kaum zu konzentrieren, deshalb legte ich es nach vier Seiten Lektüre wieder weg. Während sich der Himmel weiter verdunkelte, blickte ich einmal ringsherum und nahm noch einen tiefen Schluck aus der Dose.
hier war früher unberührte Natur

Das Bier schmeckte schal, also schüttete ich das letzte Drittel weg. Irgendwie war mir nicht nach Bier trinken, mich juckte es vielmehr, die Trachenbergstraße herunterzufahren und dann den Block mit unserem Reihenhaus zu passieren. Das tat ich und fuhr auch an Krolls Elternhaus, in dem sein Vater heute noch wohnt, vorbei.
Fast daneben sind die Geschwister Edith und Jopi aufgewachsen. Alles alte Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Kurze Zeit später radelte ich an meiner Grundschule vorbei, passierte das Einkaufszentrum und war kurze Zeit später durch Melverode hindurch gefahren. Ich erreichte das Ringgleis, gleich hinter Schloss Richmond.
Den Berg beim Eintracht Leistungszentrum fuhr ich mit erstaunlicher Leichtigkeit hinauf, von da an kenne ich die Strecke des Ringgleises im Schlaf. Mittlerweile hatte der Regen, noch als leichtes Nieseln, eingesetzt. Daher kam ich auch wohlbehalten und fast trocken zu Hause an, bevor kurze Zeit später der Regen so richtig losging.
Erstaunlicherweise waren knapp 20 km zusammengekommen, kräftemäßig hätte ich die Strecke glatt noch einmal fahren können. Ich werte dies als gutes Zeichen für spätere Erkundungen. Auf alle Fälle war es gut, am Schlesiendamm gesessen zu haben und an die Kindheit zurückzudenken.

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Contramann: kurz gesehen im Oktober

Ach Roberto, wie Recht Du doch hast. Ausgerechnet ein arg konservativer Charakter wie Hubert Aiwanger von den freien Wählern stellt fest, dass die Corona Impfung eine persönliche Entscheidung sei. Er ärgere sich über eine „Schwarz-Weiß-Denke“, welche dazu führt, auf Leute loszugehen, die eine von der öffentlichen Meinung abweichende Ansicht vertreten.
Hier geht es darum, dass sich als „progressiv“ fühlende Menschen wie Grüne oder Linke, vielleicht noch übrig gebliebene Sozis in der SPD, sehr aufgeregt und häufig hasserfüllt über Menschen äußern, welche in der aktuellen Corona-Politik eine von Regierungskurs abweichende Meinung vertreten. Reflexartig werden solche Kritiker gern in die rechte Ecke als Querdenker gestellt und dabei ignoriert, dass dort die Fans eher aus der linken Ecke kommen.
Aber nach der Bundestagswahl sind solche Überlegungen eh müßig, da sich nach diesem Wahlergebnis eh nicht viel ändern wird. Aufbruchstimmung sieht anders aus.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/warum-der-westen-in-afghanistan-scheiterte-17488099.html
Und genau so war es. Kleinlaut mussten die Streitkräfte der USA und ihrer Verbündeten nach 20 Jahren des Krieges gegen den Terrorismus in Afghanistan das Land verlassen. Und nach noch nicht mal einer Woche wurde das Marionettenregime von den Taliban aus dem Amt gefegt. Das hatte schon was von Vietnam.
Und besonders bitter finde ich, dass die Bemühungen auch gerade des deutschen Expeditionskorps, ein wenig vom westlichen Freiheitsgeist in die Bevölkerung zu bringen, krachend in die Binsen gegangen ist. Es hat doch tatsächlich fast den Anschein, als würde sich z.B. die Mehrzahl der Frauen nach der Scharia sehnen.
Dagegen konnte mich auch die Berichterstattung der Medien nicht restlos überzeugen, nach der die große Mehrzahl der Afghanen über den Abzug der westlichen Truppen enttäuscht ist. Ich glaube vielmehr, dass „wir“ uns nicht mehr in innere Angelegenheiten anderer Staaten und Völker einmischen sollten.

https://www.spiegel.de/gesundheit/corona-massnahmen-mehr-mut-zur-normalitaet-kommentar-a-aebbbbf0-ad3e-4d27-b609-f067e8b93cd5
Weiter zum Spiegel - mit Corona. Diesen unaufgeregten Kommentar sollten sich sowohl Befürworter als auch Gegner der Pandemie-Maßnahmen zu Gemüte führen. Denn mit zunehmender Dauer der Pandemie und den glücklicherweise ausbleibenden Horrorszenarien sollte man doch offen über eine Rückkehr zur Normalität zumindest nachdenken und diskutieren dürfen.
Stattdessen drängt sich z.B. bei der 2G-Regelung der Eindruck einer Impfplicht durch die Hintertür auf. Und dass Leute, die hierin eine drohende Spaltung der Gesellschaft zu sehen glauben, sofort und ansatzlos nicht nur als Querdenker beschimpft, sondern gleich ins rechte Lager verortet werden, macht mich nur noch traurig.
Gerade aus der „linken“ Ecke kommen diese Anfeindungen. Da werden gleich ganze Gruppen wie Mallorca-Touristen oder auch rodelnde Kinder (letzten Winter) zu möglichen Seuchenherden erklärt. Diese Pauschalisierungen erinnern mich fatal an dunkle Kapitel in der deutschen Geschichte; egal ob Hexenverfolgung oder Terrorregime wie das 3. Reich oder die DDR.

https://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/microlino-im-test-elektroauto-hat-isetta-von-bmw-zum-vorbild-a-bc8a93c6-f7c8-4acc-b465-457264390f4d
Na also, es geht doch! 2,50 m lang, 1,50 m breit und 27 PS. So geht Elektroauto in der Stadt! Der fährt sogar 90 in der Spitze, darf also sogar auf die Autobahn. Es verwundert nicht, dass ein Schweizer die Idee hatte, das alte Konzept des BMW Isetta aufzugreifen. In Deutschland sind sich die Ingenieure offensichtlich zu fein dazu. Ich würde mal sagen, das wäre ein wesentlicher Schritt zum Umstieg auf die Elektromobilität, so weit es die individuelle Mobilität betrifft.
Doch wenn das das konsequent zu Ende denkt, ist der Microlino klimatechnisch nur eine etwas bessere Variante als die Zweitonner-SUVs mit den fetten Batterien. Erst wenn zumindest die Städter auf eine eigene Karre verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel, gern auch Dolmus etc., umsteigen (können), dann sind wir auf dem richtigen Weg.

https://www.heise.de/tp/features/Afghanistan-Hier-sind-die-Gewinner-6166281.html
Das ist aber ein böser Kommentar. Fast eine Viertelmillion Menschen verloren in den 20 Jahren des Afghanistan-Einsatzes der Nato ihr Leben. Davon ca. 230.000 Zivilisten, afghanische Regierungstruppen / -polizisten und Taliban in Afghanistan und Pakistan. Der Rest also Natotruppen, das nenn ich zynischerweise überschaubar.
Überschaubar deshalb, weil demgegenüber über 2,2 Billionen Dollar als „Umsatz“ der Militärindustrie stehen. Da wurden sicherlich auch nicht wenige deutsche Arbeitsplätze gesichert. Irgendwie schien ja nur das wichtig gewesen zu sein, denn die Erfolge der westlichen Bemühungen zur Demokratisierung Afghanistans hielten sich in Grenzen.
Das Scheitern war eigentlich seit mehr als 10 Jahren abzusehen. So blieb es ausgerechnet Trump vorbehalten, diese scheinheilige Rettungsmission zu beenden. Wahrscheinlich ist dies das einzig Positive, was von der Regierung Trumps bleiben wird.

https://www.rubikon.news/artikel/stoppt-die-technokraten
Hier der Hassbrief einer „freien Linken“. Auch diese Gruppierung, die sich in der Corona-Pandemie gegen den Dogmatismus der Linken wandte, schaffte es nicht in den Bundestag.
Die Autorin versteht sich als Antifaschistin und besteht darauf, auch in der Corona-Pandemie für die Freiheit einzustehen. Also gegen Durchimpfen von Kindern und vor allem Ausgrenzungen von Ungeimpften,wobei sich Linke und Grüne besonders hervortun. Das Gebaren dieser Technokraten der dogmatischen Linken empfindet sie nicht als Antifaschistisch.
Dem stimme ich zu. Man kann wie viele Leute ja von den Maßnahmen und Einschränkungen in dieser Pandemie ja überzeugt sein. Aber gerade bei vielen Linken ist mir die starke Emotionalität aufgefallen, mit denen die Position unserer Regierung befürwortet wird. Das finde ich nach wie vor krass und unendlich traurig.

Dienstag, 5. Oktober 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Lebenstedt

Mittwoch 07.07.2021. Seit Monaten schon wollte ich Detzer und Nelling in Lebenstedt besuchen. Immer wieder kam etwas dazwischen. Mal hatte ich keine Zeit, mal waren beide mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Schließlich konnte ich mich mit Detzer auf diesen Termin einigen, den ich auch sogleich in meinen Kalender notierte.
Denn natürlich passte es mir in meinem Sommerurlaub besser als abgehetzt nach der Arbeit, weil ich so den Abend besser zuhause ausklingen lassen könnte. Nun war dieser Tag also endlich gekommen. Ich hatte mich schon vorher darauf gefreut und entsprechend vorbereitet.
Ich hatte mir im Vorfeld die Naviki App auf mein Smartphone heruntergeladen, mich dort registriert und vorab schon eine machbare Route ausgearbeitet. Mir war es wichtig, die schnellste Route auszuwählen und hierbei möglichst auf der Straße zu fahren.
Letztes Jahr beim Besuch von Detzer und Nelling bin ich den Stichkanal nach Salzgitter gefahren, habe viel Zeit im schwierigen Gelände, sprich Feldwegen, verbracht und mich hinterher geärgert, dass die Fahrt so ellenlang gedauert hatte. Bei der jetzt doch ziemlich einfachen Strecke würde mir das nicht passieren.
Als zusätzliches und nützliches Utensil hatte ich mir eine Smartphone Halterung für das Fahrrad bestellt, mit der ich Naviki während der Fahrt als Navi nutzen wollte. Und vor Antritt der Fahrt gab ich dem Kompressor noch einmal eine Chance. Dieses Mal pumpte er beide Reifen zufriedenstellend auf, die Reise konnte beginnen.
Laut Wetterbericht war dies wohl der einzige regenfreie Tag in dieser Woche, trotz einiger Wolken am Himmel. An der allgemeinen Schwüle änderte dies nichts, doch zu meiner Freude wehte ab und zu ein leichter Windzug.
Ich hatte meine große Fahrradtasche aufgesattelt, weil ich eine Regenjacke mitführen und selbstverständlich Geschenke mitbringen wollte. Diese musste ich noch besorgen, aber die ausgewählte Strecke half mir dabei.
Ich fuhr an der B1 entlang, begleitet von dem stinkenden Autoverkehr in Richtung Klein Gleidingen. Schon des öfteren hatten wir das dortige Hofcafe als Raststätte bei Fahrrad-Touren auserkoren. In dem dortigen Hofladen wollte ich einige Spezereien erwerben, denn zu Aldi oder Lidl kommen Detzer und Nelling von alleine.
Das Wirtsehepaar stand an einem Stehtisch vor dem Hofladen und machte eine Zigarettenpause. Die Wirtin bedeutete mir, dass ich mich ruhig in dem Laden umschauen könne und schreien solle, wenn durch bin. Verwundert schaute ich mich drinnen um und fand auch schnell ein Glas Marmelade, eine Dose Wurst und einen herrlichen Brand aus Carob, dem Pulver aus den getrockneten Früchten des Johannisbrotbaums.
Doch als ich dann zur Bezahlung rief, meinte die Wirtin nur lapidar, dass ich auf Peter warten solle, denn sie kenne die Preise nicht. Peter stellte sich als der Hofangestellte (Knecht?) heraus, der gerade an der Kuchentheke einer Schar von alternativ angehauchten Hausfrauen die biologische Diversität der angebotenen Süßwaren erklärte.
Gestandene 10 Minuten brauchte es, bis die Bratzen endlich durch waren und Peter mir 35 € abnehmen konnte. Beim Verlassen des Ladens bemüßigte sich die Wirtin gerade mal zu einem "auf Wiedersehen", welches ich fälschlicherweise bestätigte. Denn ich habe nicht vor, hier noch einmal einzukaufen, geschweige denn eine Pause einzulegen.
Stark verärgert fuhr ich Richtung Süden gen Üfingen. Vorbei an den Feldern und an einem Waldstück durch eine S-Kurve verlief die Fahrt durchaus entspannt, eine gerade Strecke mit wenig Autoverkehr.
Am Ortsende von Groß-Gleidingen erwartete mich dann die nächste Verzögerung. Eine geschlossene Bahnschranke! Mehr als 5 Minuten stand ich in der nun sengenden Hitze neben der Autoschlange und wartete darauf, dass die Schranke endlich hoch ging. Nicht weniger als 3 Güterzüge und eine Lok fuhren an mir vorbei, bis es endlich weitergehen konnte.
Schließlich erreichte ich die mir bestens bekannte Kreisstraße, die nach Üfingen führt. Eine kleine Steigung die Brücke hinauf und ich war in Salzgitter angekommen. Die restliche Strecke über Sauingen, Bleckenstedt und Engelnstedt nach Lebenstedt ist mir deshalb so vertraut, weil hier der Bummelbus entlang zuckelt.
Mein selbstgebautes Navi brauchte ich nun wirklich nicht mehr, denn ich hatte das Smartphone eh kaum nutzen können, weil sich der Bildschirm immer nach einer Minute ausgeschaltet hatte. Entspannt fuhr ich die letzten zwei Kilometer bis ins Zentrum hinein, immer bereit, ein mir bekanntes Gesicht zu entdecken.
Es war Mittagszeit, selbst vorm Rathaus begegnete ich keinen Kollegas. Endlich war ich da! Ich betrat das Hochhaus, fuhr den Fahrstuhl hinauf und stand nun nach geschlagenen zwei Stunden an der Wohnungstür von Detzer und Nelling.
Nelling öffnete und war total überrascht von meinem Besuch, Detzer war wohl noch beim Sport. Als dieser kurze Zeit später auftauchte, konnten wir das Missverständnis klären. Ich hatte im Vorfeld vergessen, den Termin noch einmal zu bestätigen. Beide waren auf meinen Besuch nicht vorbereitet, aber das machte ihnen nichts aus.
Die Freude war trotzdem groß und Detzer servierte Käsehäppchen zu dem Hasseröder, welches ich als erstes nach einem Kaffee gereicht bekam. Hierzu reichte Detzer noch einen Gaumenschmeichler, einen eisgekühlten Malteserkreuz Aquavit. So saßen und plauderten wir stundenlang, bis ich mich wieder auf den Weg machte.
Die paar hundert Meter bis zum Bahnhof schaffte ich noch, dort kaufte ich eine Fahrradkarte für den Zug. Die 23 Kilometer wollte ich nach einigen Maltesern nicht mehr mit dem Fahrrad bewältigen.
In Braunschweig angekommen, schaute ich sogleich bei McDonald's vorbei und vertilgte ein kleines Menü, bevor ich den Rest des Weges nach Hause radelte. Ein sehr schöner Ausflug war zu Ende, den ich gerne wiederholen würde.
Zieht man die ungewollten Pausen ab, so hat die Tour nach Lebenstedt gerade mal 90 Minuten gedauert. Noch scheue ich mich davor, die Tour einmal zur Arbeit zu bewältigen. Vielleicht, wenn ich Malteser auf der Arbeit nippen könnte?
Nachtrag:
Aufgrund des Lokführerstreiks ergriff ich am 2. September die Gelegenheit, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Da fuhr ich dann abends sogar mit dem Rad zurück, lediglich unterbrochen von einer Bierpause auf der Terrasse von Buck und zwei verpassten Abzweigungen, welche die reine Fahrzeit der Rückfahrt auf mehr als zwei Stunden anschwellen ließ. Aber immerhin: Mehr als 50 km hin und zurück dürften es an jenem Tag gewesen sein. Und tatsächlich hatte ich die Hinfahrt morgens in exakt 90 Minuten bewältigen können.