Seit
Jahren ist die Branche bestrebt, den „Downloader“ zu
kriminalisieren, um von der sinkenden Bedeutung des Produktes
Audio-CD in der neuen Medienwelt abzulenken.
Dabei
ist die Frage doch eine ganz andere: Muß das Internet unfreier und
restriktiver werden, allein um die Eigentumsrechte von Vertreibern
und Künstlern garantieren zu können? Um deren Einkommen zu
garantieren, müssen da z. B. Internetsperren für Täter oder das
Zwangsabschalten von bestimmten Seiten über die Provider hingenommen
werden?
Ich
meine nein. Wenn die Vertreiber nicht mehr auf ihr Geld kommen,
sollen sie sich neue Vertriebswege überlegen. Es ist nicht Aufgabe
des Staates, einzelnen Gruppen durch restriktive Maßnahmen, von
denen auch Leute betroffen wären, die eben nicht die Produkte der
Vertreiber konsumieren, negativ betroffen wären.
Was
bei der ganzen Pro und Contra Diskussion zum Thema Urheberrecht außer
Acht gelassen wird, ist der Umstand, das es nicht wirklich um die
Rechte der Künstler auf der einen und den Freiheiten des Internets
auf der anderen Seite geht. Die Gegner der Urheber oder auch
Rechteverwerter sind eigentlich nicht die Downloader, sondern 2
andere Parteien.
Da
haben wir zuerst nicht den Urheber oder Künstler, sondern den
Inhaltsanbieter. Ob Youtube, der Fernsehsender Sky oder die
Kinoketten. Sie alle brauchen Inhalte, um den User (Konsumenten) an
sich zu binden. Und wenn der User nichts für Inhalte bezahlen muß,
ist er eher geneigt, sich z. B. Auf Youtube auszutoben. Geld für den
Inhalteanbieter läuft dann über Werbung oder auch die Nutzerdaten
(Facebook, Twitter). Da es umsonst ist, interessiert sich der User
erstmal nicht für diesen Aspekt.
Der
User will den Inhalt, also den Film oder die CD, sichern. Und da
haben wir auch schon die 2. Partei – die Hardwarehersteller. Ob
DVD- oder Blueraybrenner. Festplattenrecorder oder ebookreader. Die
ganzen Inhalte sollen über die Hardware abgespielt werden.
Da
ist es logisch, das der Hardwarehersteller kein Interesse hat,
illegale Downloads zu kriminalisieren. Schafft doch überhaupt erst
der DVD-Brenner die Voraussetzung, um Inhalte umsonst zu laden und
somit einen kriminellen Akt zu begehen.
Das
Geschäft für die Inhalteanbieter wie Youtube, Facebook und Co sowie
für die Hardwarehersteller wie Sony, Apple und HP ist in den Zeiten
des Internets gigantisch. Das Geld, das früher die Plattenfirmen und
Kinoketten eingesammelt hatten, wandert nun verstärkt zu den
Hardwareanbietern oder indirekt zu Youtube und Co. Für CDs oder DVDs
zum Originalpreis fehlt dem Kunden dann das Geld. Beides geht halt
nicht.
Oder
anders ausgedrückt: Es ist wie immer im Kapitalismus. Ein
Industriezweig stirbt zugunsten eines neuen Zweiges aus. Wobei hier
niemand ausstirbt; Es findet lediglich eine Umstrukturierung statt.
Denn schließlich brauchen Youtube oder auch die Kinoketten ständig
neue Inhalte, um den Kunden bei der Stange zu halten. Wichtig ist
nur, das es neu ist. Auch jedes künstlerische Produkt ist nur noch
als Event etwas wert. Danach wird es nur noch kopiert und wirft
keinen Gewinn mehr ab.
Die
Zeiten des One-Hit-Wonder sind also vorbei. Einen Hit schreiben und
sich dann bis ans Ende des Lebens zukoksen ist nicht mehr. Die
Halbwertzeit wird immer kürzer. Und darauf müssen sich Künstler
wie Rechteverwerter einstellen oder besser umstellen. Der Kuchen ist
groß genug, aber überleben werden nur die Künstler und Firmen, die
mit den „Netzbetreibern“ arbeiten statt zu versuchen, das Geld
abseits des Netzes einzusammeln.
Vielleicht
werden Sven Regner oder Jan Delay es auch mal begreifen, das sie sich
umstellen müssen, wenn sie Geld verdienen wollen. Die Wertschätzung
für die Künstler ist nämlich nach wie vor ungebrochen. Bloß den
überhöhten Preis dafür will halt keiner mehr bezahlen.
Die
Filmindustrie ist schon weiter als die Musikindustrie. Fernsehserien
werden immer aufwendiger produziert und über Pay TV Kanäle
vertrieben. Das bringt das Geld – auch für die Schauspieler. Auch
für Musik sind ähnliche Modelle denkbar. Auf der Stelle tritt
vielleicht die Band mit den guten Kritken, aber mittelmäßigen CD
Verkäufen. Jungs, denkt dran: Das Event ist Euer Konzert. Eintritt,
T Shirt Verkauf. Vielleicht sogar die Live DVD.
Die
Brötchen werden vielleicht kleiner. Na und ? Muß man halt mehr
backen, denn die Leute sind dann ja später satt. Und insbesonder
Künstler, die sich vor den Karren überkommener Strukturen der
Industrie spannen lassen, werden sehr schnell merken, das sie ins
Hintertreffen geraten.
Ich
bin gespannt, wie sich Künstler und Verwerter in 2-3 Jahren
aufgestellt haben.