Samstag, 28. Oktober 2017

Hartmudo: Jersey 1/x

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Nach sehr stressigen Wochen auf der Arbeit - für uns beide übrigens - gingen meine Löwin und ich in den langersehnten Urlaub. Wir hatten dieses Jahr mit Suhl oder Dresden zwar schon schöne Kurzurlaube hinter uns, aber zweieinhalb Wochen abseits unserer beider Tretmühle hatten wir dieses Jahr noch nicht. Entsprechend groß war unsere Freude, dass es Mitte Oktober endlich anging. Mit dem Urlaub.
Hinzu kam, dass es nach 10 Jahren Mal wieder Zeit war für eine Hochzeitsreise. Eigentlich wollte ich schon vorletztes Jahr unser 10jähriges mit einer erneuten Hochzeit im Drive through in Las Vegas feiern. Mit Elvis, Marilyn und allem, was dazugehört. Unter anderem natürlich Danny und Phil. Wir verwarfen diesen Gedanken Ende letzten Jahres dann doch wegen der rigiden Einreisebestimmungen in die USA, mehr aber noch wegen des notwendigen langen Fluges über den Teich.
Da wir uns den Jetlag wegen einer Woche nicht antun wollten, musste etwas anderes her. Weiß der Deibel, wieso ich gerade auf Jersey kam, aber meine Löwin war sofort begeistert, waren die Kanalinseln doch immer schon ein Traum ihrer Mutter gewesen. Gott hab sie selig, meine Schwiegermutter. Sie selbst hatte es Zeit ihres Lebens nicht bis Jersey geschafft, dafür jetzt ihre Tochter.
Also buchte ich über Expedia die Flugroute Tegel - Heathrow - Gatwick - Jersey und zurück; 17. bis 21. Oktober. Click & Mix, Flug & Hotel, hieße die Devise. Deshalb entschied ich mich für die Liberty Wharf Appartements in St. Helier, dem Hauptort von Jersey. Und in diesem Moment, wo ich diese Zeilen nach unserer zweiten Nacht hier in Jersey gegen 6.00 Uhr morgens mit einem Becher Tee in die Tastatur hacke, weil mich die Schmerzen in meiner linken Hüfte nicht mehr schlafen lassen, weiß ich, dass ich bei der Buchung wahrlich ein goldenes Händchen bewiesen hatte.
Flughafen Jersey

Doch besser fange ich von vorn an zu berichten. Wir flogen am Dienstag; meine Löwin war Montags noch arbeiten, während ich an diesem ersten Tag meines Urlaubs nochmal schwimmen ging und anschließend meinen Koffer packte. Um 7.05 Uhr am Dienstagmorgen startete der Flieger von British Airways in Tegel, da mussten wir früh mit dem Auto losfahren. Nach der Landung in Heathrow gegen Acht hatten wir lediglich 4 Stunden Zeit, um in Gatwick den zweiten Flieger (Iberia, gehört zu BA) zu erreichen.
Dies machte mir richtig Sorgen, hatte ich doch bereits im Vorfeld von Kati, der Pendlerin aus dem morgendlichen Zug nach Lebenstedt, gehört, dass es wegen der morgendlichen Rush Hour im Greater London eng werden könnte. Denn wir müssten ja noch komplett auschecken und dann in Gatwick wieder Einchecken.
Die passende Busverbindung mit „National Express" hatte ich schon herausgesucht, aber auf Anraten meiner Löwin noch nicht gebucht, weil wir bei unserer ersten Hochzeitsreise vor10 Jahren nach New York bei der Zwischenlandung in Paris zweimal schlechte Erfahrungen sammeln mussten. Deshalb wartete ich mit der Buchung bis unmittelbar vor Abflug ab Tegel, als wir sicher waren, dass der Flieger auch pünktlich ist. Zur Sicherheit buchte ich noch ein Flex-ticket, falls doch noch eine Verzögerung eintrat.
Dies passierte nicht. Wir waren ergo voll im Plan. Wir waren um halb drei in der Früh in Braunschweig losgefahren, um den Wagen rechtzeitig bei McParking (meine Empfehlung, preiswert und gut) in Tegel abzuliefern. Von dem Parkplatz bei McParking fuhr uns der Shuttlebus zügig zum Flughafen. Der Check in ging online, lediglich die Bordkarte könnte ich nicht ausdrucken, so dass wir uns diese am Schalter holen mussten.
Ausblick vom Balkon

Um den Check Out in Heathrow zu beschleunigen, reisten wir mit leichtem Gepäck. Sprich dem üblichen Minikoffer und der zusätzlich erlaubten Langöltasche. Die Maße erspare ich Euch jetzt mal. Pünktlich in Heathrow gelandet, hatten wir keine Probleme, das Terminal von National Express, dem größten britischen Busunternehmen (wie Flixbus, bloß besser), zu erreichen. Keine Rush Hour, wir waren so zügig in Gatwick und beim Boarding, dass wir sogar noch ein halbes Hähnchen bzw. Hühnerbrustteile in einem Restaurant beim Departure verdrücken konnten. Interessant am Rand: Es gibt in Gatwick auch ein Jamie Oliver Restaurant, das war aber leider total überfüllt.
In Jersey angekommen, nahmen wir den örtlichen Bus des „Liberty Bus Service". Der fährt vom Flughafen alle 15 Minuten zur Zentrale des Unternehmens, nach Liberty Station in St. Helier. Und direkt neben dieser Zentrale befinden sich die Liberty Wharf Appartements. Vor denen standen wir dann überglücklich nach den Strapazen der Anreise, bei dem ich einen halbvollen Kaffeebecher auf einen Koffer des hinter uns in der Schlange beim Boarding stehenden Typen in Tegel verschüttete. Mit einem Tempo wischte ich seinen Koffer wieder blank, was seine Laune nur unwesentlich verbesserte. Spaßbremse!

Montag, 23. Oktober 2017

Hartmudo Spezial: Mutter

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Nach dem Gespräch mit dem Hausarzt blieb mir abends nicht viel Zeit zum Nachdenken, da wir Dora und Herbert zu Besuch hatten. Wir spielten unsere Solorunde, bei der sich insbesondere meine Löwin durch ein glückliches Händchen beim Ausspielen der Karten hervortat.
Auch der nächste Tag, der Samstag, war voll verplant. Mit den Trantüten führen wir am frühen Morgen im ICE nach Berlin und buchten dort eine Stadtrundfahrt am Alexanderplatz, da ja die eigentlich geplante Bootstour wegen des Streiks der Binnenschiffer ins Wasser fiel. Die bereits vorher angekündigte Demo auf dem Wasser konnten wir beim Blick auf die Vielzahl der Boote, die die Spree blockierten, direkt beobachten.
Berta erzählte mir irgendwann auf der Hinfahrt im Zug ganz kurz über ihren Besuch bei unserer Mutter vom Vortag. Sunny und sie konnten sich davon überzeugen, das Mutter die besagten Morphiumspritzen benötigt. Wir waren uns darin einig, dass wir Mutter am morgigen Tag, also nach unserem Kegelausflug, der sich übrigens bis 21.00 Uhr mit der Ankunft am Braunschweiger Hauptbahnhof hinzog, besuchen würden. Dies könnte die letzte Gelegenheit sein, Mutter vor ihrem Tod noch einmal zu sehen oder sie zu sprechen. Wir wollten Mutter an ihren letzten Tagen einfach noch einmal erleben, so platt sich das anhört.
Da ich dem Alkohol während der Berlin Tour reichlich zugesprochen hatte und wohl auch zu Hause den Abend unter dem Kopfhörer mit lauter Musik und einer Pulle Bier in der Hand beendete, schlief ich tief und fest in den Sonntag hinein. Vom Klingeln des Telefons wurde ich dann abrupt aus dem Schlaf gerissen.
Meine Löwin ging an den Hörer; ich ahnte bereits, wer am Telefon war und warum. So früh am Morgen, es war gegen halb acht, konnte es nur das Heim in der Reuterstraße sein. Und fast war es auchso, denn Berta war am anderen Ende der Leitung. Mutter war verstorben.
Meine Gefühle in dem Moment kann ich nur als „innere Leere" beschreiben. Mit ihrem Tod hatte ich ja bereits gerechnet, mich auch schon damit auseinandergesetzt und abgefunden. Deshalb kann ich ob der schlechten Nachricht nicht von einem Schock sprechen. Ich denke, das ich deshalb auch keine Trauer empfinden konnte, fast mechanisch nahm ich das Telefon und hörte mir an, was Berta zu berichten wusste.
Mutter war gegen 5.30 Uhr verstorben. Die Pflegedienstleitung hatte Berta angerufen und wollte sich bei ihr nochmal melden, wenn der Arzt mit der Ausstellung eines Totenscheins durch war und sie Mutter etwas hergerichtet hätten. Berta würde dann Sunny und mich informieren, so dass wir Kinder uns dort kurzfristig treffen könnten.
Die schlechten Nachrichten nahm ich ruhig und gefasst auf. Ich brauchte auch einige Zeit, um das in meinem Kopf verarbeiten zu können. Mechanisch stand ich auf, machte meine Morgentoilette nebst Reinigung der Schlafmaske und zog mich anschließend an. Danach konnten wir nur noch auf den Anruf von Berta warten. Die Wartezeit zog sich quälend in die Länge. Als ich ungeduldig wurde, rief ich Berta zurück. Meine Löwin und ich wollten dem Heim noch eine Viertelstunde geben - „Aber dann fahren wir los !" Da rief der Pfleger endlich bei Berta an und die machte den Rundruf. Um halb Zehn trafen wir uns dann vor dem Haupteingang des Heims.
Sunny und Reiner waren vor uns eingetroffen und warteten auf dem Bürgersteig. Ich nahm noch Sunny und Berta kurz in den Arm, dann gingen wir zusammen ins Gebäude, um Mutter zum Abschluss noch einmal zu sehen. Nur Reiner blieb draußen, entweder, weil das allein Sache der leiblichen Kinder sei oder weil er keinen Bock hatte. Sucht Euch was aus. Drinnen jedenfalls empfing uns der notorische Peter, der uns die Einzelheiten von Mutters Ableben schilderte.
Am Nachmittag des gestrigen Samstags sah er anhand von Mutters Fingernagelbetten, die sich weißlich gefärbt hatten, dass bei ihr der Sterbeprozess begonnen hatte. Sie war bereits die ganze Zeit voller Morphium gewesen und hatte keine Schmerzen. Er setzte sich wohl eine Zeitlang zu ihr ans Bett und hielt ihre Hand. Davon bekam Mutter wahrscheinlich nicht mehr viel mit, weil sie mit geschlossenen Augen dalag und vor sich hin dämmerte. Gegen Morgen hatte die Nachtpflegerin, die alle Stunde nach Mutter geschaut hatte, Mutter leblos vorgefunden und Peter informiert, der daraufhin ins Heim fuhr und alles in die Wege leitete.
Peter führte uns nach dieser Erklärung in Mutters Zimmer und ließ uns nach ein paar salbungsvollen Worten allein. Da standen wir nun, traurig und stumm. Nachdenklich ob der Macht des Todes, der uns alle irgendwann einholen wird. Mutters eingefallenes Gesicht, das in die Unendlichkeit starrte, flößte mir einen Heidenrespekt vor dem Wunder des Lebens ein. Wie vergänglich sind dagegen unsere alltäglichen Händel, wie unwichtig politische oder wirtschaftliche Fragen angesichts solcher Momente, in denen uns klar wird, das hier ein Leben beendet worden war, das in fast 93 Jahren viel erlebt hatte und jetzt einfach zuende gegangen ist. Alle Erinnerungen und Spuren ihres Lebens werden nach und nach fortgeweht und vergessen sein, nur wenige Augenblicke werden in unserer Erinnerung weiter leben.
Nach diesem kurzen Moment des Innehaltens redeten, nein flüsterten wir schon über die nächsten Schritte, die jetzt folgen müssten. Bud und meine Löwin gingen dann als erste aus dem Zimmer, danach verabschiedeten sich Mutters Kinder von ihr.
Nacheinander traten wir ans Bett und betrachteten unsere Mutter, die wie aufgebahrt dort lag. Peter hatte ihren Körper bis zum Halsansatz mit der Bettdecke bedeckt. Quasi über ihrem Bauch hatte er noch eine Blüte hingelegt, was dem ganzen eine würdevolle Aura verlieh. Und eine Friedfertigkeit, obwohl mich Mutters Gesicht zugegebenermaßen an alte Bilder nach der Befreiung von Auschwitz erinnerte.
Ich trat wohl als Letzter an ihr Bett, hielt inne und versuchte Mutter, ja ihr ganzes Leben in einem Gedanken zu packen, was mir logischerweise nicht gelingen konnte. Sanft streichelte ich ihr mit einem Finger meiner linken Hand über die rechte Wange. Fast war ich erschrocken, weil ihre Haut so wachsartig und kalt war, kälter als die Umgebungstemperatur.
Kurz hatte ich die Assoziation eines ausgestopften Tieres, die Abwesenheit des Lebens war deutlich spürbar. Und wohl erst in diesem Augenblick realisierte ich, das Mutter endgültig von uns gegangen ist und nicht mehr wiederkommen wird.
„Flow My Tears, the Policeman Said." Diese Szene aus dem gleichnamigen Roman von Philip K. Dick fiel mir ein, als der weinende Bulle und Bösewicht des Romans seine tote Schwester in den Armen hielt. Auch mir wurden jetzt die Augen feucht, ich musste auch zwei- oder dreimal trocken schlucken. Doch weinen konnte ich nicht. Als unser kleiner Kater Festus gestorben war, heulten meine Löwin und ich wie Schlosshunde. Nur ein halbes Jahr alt war er geworden. Aber bei meiner eigenen Mutter kann ich bis heute nicht weinen. Wie merkwürdig wir Menschen doch sind.
Vielleicht lag es aber auch an den vielen Sachen, die jetzt noch zu regeln sein würden. Ruhig und gefasst verließ ich Mutters Zimmer und verschloss die Tür. Mit dem Schlüssel gingen wir ins Erdgeschoss zu Peter, um alles Weitere zu regeln. Möge der große Fährmann unsere Mutter auf ihrer letzten Fahrt geleiten.


Mittwoch, 18. Oktober 2017

Uncle Fester: grad gelesen Oktober 2017

Patrick S. Tomlinson – The Ark
Und noch ein neuer Autor. Die letzte Reise der Menschheit heißt es im Untertitel, das hört sich ja erst einmal gut an. Meine Hoffnung auf ein spannendes Lesevergnügen wurde dann auch nicht enttäuscht. Die Science Fiction Elemente sind hier zwar eher Nebensache, denn eigentlich handelt es sich bei diesem Roman eher um einen Krimi. Die Science Fiction dient mehr dazu, einen „locked room“ zu etablieren, um Spannung in die Geschichte zu bekommen.
Bereits seit 100 Jahren befindet sich das gewaltige Schiff „the Ark“ auf den Weg nach Tau Ceti, auf dessen Planeten erdähnliche Bedingungen herrschen. Auf den 2 Habitaten, die lediglich über einen Zylinder verbunden sind, leben die letzten 50.000 Menschen, denn die Erde wurde von einer plötzlich auftauchenden Singularität namens Nibiru zerstört.
Bryan Benson ist Police Detective von Avalon, einem der beiden Habitate, und ein ehemaliger Star des Zero, einer Art American Football in Schwerelosigkeit. Jedes Jahr spielen die Teams der beiden Habitate gegeneinander um die Meisterschaft. Es ist die letzte Meisterschaft vor der Ankunft, als Benson von Chao Feng, dem 1. Offizier und Verwaltungschef von Avalon, angerufen wird. Der Biologe Edmond Laraby wird vermisst.
Alle Bewohner tragen ein Implantat, über das sie geortet werden können. Und das von Laraby ist vom Schirm verschwunden. Zusammen mit seiner Assistentin und Geliebten Theresa Alexopoulos nimmt Benson die Ermittlungen auf. Die Leiche von Laraby findet er außerhalb der Station, doch wer war der Mörder?
Zunächst scheint Feng hinter einer Verschwörung um den Mord zu stecken, aber wie sich später herausstellt, waren er und Laraby ein Paar, das ein Kind adoptieren wollte. Und das ist auf der Arche verpönt, dass ein schwules Pärchen offen zusammenlebt, noch dazu mit einem Kind. Feng war es also nicht und so fängt der Roman ab der Hälfte fast nochmal von vorne an.
Feng und Laraby hatten alte Gemälde gesammelt, und über den ehemaligen Meisterdieb dieser Art von Gemälden namens Sal findet Benson in den Tiefen der Arche David Kimura. Dieser haust in den Tiefgeschossen der Arche mit einer Handvoll Kinder und Jugendlichen, die allesamt kein Implantat tragen und deshalb nicht geortet werden können.
Kimura und seine Leute entpuppen sich als Terroristen, die die Arche zerstören wollen. Fast hätte Kimura dies auch geschafft. Die Hälfte der Archenpopulation musste daran glauben, als Kimura Shangri-La sprengen ließ. Benson kann noch schlimmeres verhüten, wird aber zwischenzeitlich verhaftet.
Als Mörderin von Laraby entpuppt sich schließlich Avelina, die wissenschaftliche Leiterin der Arche und Chefin von Laraby. Sie hatte mit Kimura kooperiert und das alles nur, um eine neu entdeckte, intelligente Spezies auf einer Insel auf dem Tau Ceti Planeten, auf dem die Menschen landen und siedeln wollen. Laraby wollte das ignorieren un d musste deshalb sterben.
Ganz zum Schluss kommt also doch noch einmal etwas Science Fiction in die Geschichte, die ansonsten eine normale und nicht gerade sensationelle Krimi Handlung bietet. Ganz nebenbei wird noch die Vermutung geäußert, dass die Singularität Nibiru von einer nicht näher beschriebenen hochentwickelten Alien Spezies auf die Erde losgelassen worden sein muss.
Der Roman ließ sich gut lesen und war unterhaltsam. Aber trotzdem: Die Science Fiction Elemente sind dürftig und werden am Schluss noch schnell hingeschludert.Das aber so dilettantisch, das die eventuell beabsichtigte Vorfreude auf Folgebände auf der Strecke bleibt.


                             

Al Robertson – Dunkler Orbit
Dieser Roman eines zum Glück vom technischen Sachverstand befreiten Engländers bietet ein fast ähnliches Szenario, ist aber mehr Science Fiction, versprochen. Dafür liest er sich schwieriger lesen, ist der Autor doch Lyriker (würg) und Kommunikationsberater.
Die Menschen haben es endlich geschafft, ihren Heimatplaneten in eine verstrahlte und damit unbewohnbare Ödnis zu verwandeln. Die letzten Menschen befinden sich auf einer Raumstation im Sonnensystem, welche von künstlichen Intelligenzen beherrscht werden. Diese firmieren nicht ohne Grund unter dem aus der griechischen Mythologie entlehnten Begriff Pantheon, herrschen sie doch gottgleich auf der Station und haben die Menschen unter eine moderne Leibeigenschaft gezwungen.
Eine der KI`s namens Totalität will die Menschen aus der Umklammerung des Pantheons befreien. Kingdom, eine der führenden Intelligenzen des Pantheons, macht sich dies zunutze und zettelt im Vorfeld der Handlung einen Krieg gegen die Totalität, die ihre Basis wohl im Asteroidengürtel hat, an. Ein großer Steinbrocken wird von Kingdom auf die menschliche Klonie auf den Mond geschleudert. Dabei sterben die Kinder der Menschen; die hinterlistige Tat wird der Totalität angehängt. Es kommt zu einem mehr oder weniger brüchigen Waffenstillstand, dank der Kingdom seinen Einfluss auf der Station ausdehnen kann.
Hauptakteur des Romans ist der ehemalige Buchhalter Jack Forster, der während des Krieges im Auftrag des Pantheonmitglieds Grey im Weltall die Drohnen der Totalität zerstört hatte, bis er gefangen genommen wurde. Unterstützt wurde er dabei von der „Puppe“ Hugo Fist, die ihrerseits selbst ein KI ist und sich anderseits in einen Puppenkörper a la Chucky manifestiert.
Da Grey nach dem Waffenstillstand dank Betreibens durch Kingdom geächtet wird und seine Macht verliert, kehrt Jack aus der Gefangenschaft als vermeintlicher Feigling und Kriegsverbrecher zurück. Nach wenigen Tagen wird er sein Leben und vor allem seinen Körper verlieren; diesen soll Hugo Fist erhalten, der sich schon darauf freut. Das ist der Start der Story.
Die Interaktion zwischen Jack und Hugo ist anfangs von gegenseitigem Hass geprägt, wandelt sich jedoch im Laufe der Story in ein tiefes Verständnis zueinander. Da Jack nichts weiter sonst zu tun hat, setzt er seine Ermittlungen als Detektiv (diesen Job hatte Grey ihm vor dem Krieg auferlegt) fort. Der Mord an Björn Penderville, der den Stein auf den Mond abgeschossen hatte, war immer noch nicht geklärt.
Jack hatte zu Beginn des Krieges zusammen mit seinem Chef Harry Devlin in diesem Mordfall ermittelt. Da Harry anscheinend selber ermordet worden war, verliefen die weiteren Ermittlungen im Sande. Sagte ich anscheinend? Eine Leiche von Harry wurde nie gefunden und tatsächlich übernimmt er eine wichtige Rolle im Roman.
Eine weitere wichtige Figur ist Harrys Ehefrau Andrea Hui, eine begnadete Sängerin. Jack hatte ein Verhältnis mit ihr, war unsterblich in sie verliebt. Leider ist sie auch tot, wohl wie Harry und Penderville von der Killerin Aud Yamata getötet. Aber anders als die beiden Kerle ist sie eine Wiedergängerin. Ihr Bewusstsein ist auf einem Server gespeichert; sie kann, ähnlich wie Fist, auf einen geklonten Körper zugreifen. Und das ist ihr eigener.
Da Harry allerdings selbst tatsächlich tot ist, nur auf einem vom Pantheon unabhängigem Server läuft, kann er sich der Verfolgung durch Kingdom entziehen, ihn letztendlich sogar töten. Gleich danach findet der Bösewicht Harry in Hugo Fist seinen Meister und wird seinerseits getötet. Am Ende ist Grey rehabilitiert und die Totalität sorgt zur Zufriedenheit aller für Gerechtigkeit. Jack und Hugo werden Freunde; Jack kann seinen Körper behalten und Hugo bekommt einen anderen. Soweit also alles tutti. Nur Andrea hat sich von Jack endgültig getrennt. Die Wiedergängerin wollte von Jack nichts mehr wissen.
Insgesamt war der Roman schwer zu lesen. Der Plot war interessant, auch wenn die vielen unterschiedlichen Manifestationen der Protagonisten schon sehr verwirrend waren. Daher würde ich das Buch zwar empfehlen. Aber nur, wenn Du es hinbekommst, öfters mal mehr als 50 Seiten am Stück zu lesen, um gut in der Handlung drin zu sein.
 

John Sandford und Ctein – Das Objekt Hier merkt man gleich, dass ein Physiker mit im Boot ist. Ctein ist dazu noch ein langhaariger Althippie und Photokünstler. Man gut, dass der Thrillerautor John Sandford mit an Bord ist. Das bringt Leben in die einzelnen Figuren.
Es geht hier um ein Wettrennen zwischen den Amerikanern und Chinesen zum Saturn, denn auf einem der Monde zwischen den Ringen konnte mithilfe eines Radioteleskops ein Objekt im Anflug beobachtet werden, das eindeutig künstlich ist. Ein Alienraumschiff! Und der langhaarige Althippie Sandy Darlington (alter Ego von Ctein?) hat es durch Zufall beim routinemäßigen Überwachen der Teleskopaufnahmen entdeckt.
Er wird relativ eindeutig als „Big Lebowski“ dargestellt und ist im Observatorium eher als Hilfsarbeiter beschäftigt, wird aber von den Amerikanern trotzdem mit auf die binnen 8 Monaten quasi aus dem Nichts improvisierte Expedition zum Saturn mitgenommen. Doch was sonst zunächst keiner weiß – außer dem Sicherheitsberater der US Präsidentin – ist, dass Sandy eigentlich ein hochdekorierter Einzelkämpfer einer der unzähligen Sondereinheiten ist. Für die Nichteingeweihten ist er einfach nur ein nichtsnutziger Milliardärssohn, der sich irgendwie in die Expedition geschmuggelt hat.
Der erwähnte Sicherheitsberater der Präsidentin namens Mr. Crow stellt höchstpersönlich die benötigte Crew zusammen und fliegt als verlängerter Arm der Präsidentin Santeros selbst mit. Er genießt an Bord der „Nixon“ einen Diplomatenstatus und wirkt auch so: Harmlos und ein typischer Bürokrat. Nur der Captain der Expedition (und natürlich Sandy) ist eingeweiht. In Sicherheitsbelangen hat Mr. Crow nicht nur eine beratende Funktion an Bord des Schiffes.
Dieses Schiff ist übrigens nichts weiter als eine umgebaute Weltraumstation. Captain Naomi Fang-Castro befehligt das zusammengestoppelte Raumschiff und hat alles zunächst im Griff. Als die Amis vor den Chinesen den Mond in den Saturnringen erreichen, hat sie noch alles im Griff. Als die Chinesen kurz nach den Amis den Mond erreichen, spitzt sich die Lage zu.
Die Station der Aliens auf dem Mond entpuppt sich als Tauschstation. Die Menschen bekommen u.a. für ein paar Grateful Dead Songs 8 Memory Module, mit deren Hilfe sich die Amis einen mehr als 100jährigen Technologievorsprung vor den Chinesen sichern wollen. Diese wiederum eilen der „Nixon“ hinterher und müssen von den Amis gerettet werden. Als Dank übernehmen die Chinesen die Kontrolle der Nixon, werden aber durch Crow und Sandy ausgebremst, die mit der Zündung einer von den Amis zur Sicherheit gebauten Atombombe drohen. Leider gehen bei dieser Auseinandersetzung wesentliche Teile der Module verloren, weil Sandy sie zerstört, um die Chinesen zur Aufgabe der Besetzung des Schiffes zu zwingen. Erfolgreich.
Eine Pattsituation – auch auf der Erde, wo dank der Differenzen im All um die Memory Module ein Atomkrieg drohte. Die Politiker können das ihren jeweiligen Bürgern nur erklären, indem sie Sandy zum Sündenbock stempeln, und ihn lebenslang in den Knast sperren. Aber dieser hat wesentliche Elemente der Module insgeheim retten können und kann sich dank dieser freikaufen.
Was mir am Roman am meisten gefallen hat, ist die Vielzahl der präzise gezeichneten Charaktere. Gerade die, welche ich noch nicht erwähnt hatte. Clover ist Anthropologe und gibt auf der Reise interessante philosophische Ansätze von sich. Er hat auch die Idee für die unter der Besatzung laufende Wette, wann Sandy, der offiziell die bekannte Journalistin Fiorella als Kameramann begleitet, fickt.
Martinez, der Mechaniker. Zhang Ming-Hoa, der chinesische Kommandant. Er wird erst auf Seite 382 vorgestellt. Und ganz besonders Becca. Die geniale Ingenieurin hatte in kürzester Zeit den Antrieb optimiert und reist quasi als „Scotty“ mit. Rebecca Johansson, so ihr richtiger Name, dominiert die erste Hälfte des Romans und verliebt sich in Sandy. Bei einem Außeneinsatz wird sie aber bereits zur Hälfte des Romans getötet.
Ein starker Zug der Autoren, die sich den Verlust einer der tragenden Figuren zur Halbzeit leisten können. Deshalb gebe ich hier eine unbedingte Leseempfehlung ab.

Samstag, 14. Oktober 2017

Contramann: kurz gesehen im Oktober

Und am morgigen Sonntag, meine lieben Freunde, ist wieder Wahl. Landtagswahl in Niedersachsen. Hingehen!
 

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/iaa-2017-elektroauto-aus-dem-zulieferer-baukasten-a-1168742.html
Das ist doch mal eine interessante Entwicklung. Bosch und Schaeffler, zwei der führender Automobilzulieferer, haben eigenständig Motoren, Getriebe oder Achsen sowie weitere Komponenten für Elektroautos entwickelt und stellen diese auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) aus. Diese Komponenten wollen sie nicht nur den großen Autoherstellern, sondern auch kleinen Start-Ups zur Verfügung stellen.
Dadurch haben jetzt auch kleine Tüftler die Möglichkeit, abseits der etablierten Automobilindustrie ohne eigenen Entwicklungsaufwand selbst kreierte Karren auf dem Markt zu platzieren. So wollen Studenten aus Aachen (hallo Jürgen!) den E-Go ab März 2018 für 12.000 € (nach Abzug der Umweltprämie) auf den Markt bringen. Die Post hat mit dem Streetscooter, einem Kleinlaster, bereits eine Kreation auf dem Markt. Und bloß weil die etablierten Automobilkonzerne zu dämlich waren, dies Fahrzeug zu entwickeln (angeblich lohnte es sich nicht), ist die Post nach dem Kauf der Entwicklung einer Forschungsgruppe der Uni Aachen (die schon wieder) selbst zum Autokonzern mutiert.
Wenn die Konzerne von VW bis BMW nicht aufpassen, sind sie im Hintertreffen, wenn das Geschäft anzieht. Das ist der Kapitalismus, Baby! Die alten Firmen ruhen sich satt und fett auf ihren Gewinnen aus und verpassen die Entwicklung ihrer Produkte. Nokia und Siemens in der Handybranche sind da unrühmliche Beispiele. Ausbaden werden es die Arbeiter von Mercedes bis zum VW Konzern. Die sind dann arbeitslos, mit Glück landen wenige bei den neuentstandenen E-Car Herstellern. Aber eben nicht alle. Bis auf die Manager natürlich, die dann zu den E-Cars wechseln. Fett schwimmt bekanntlich oben.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-linke-gregor-gysi-und-oskar-lafontaine-streiten-ueber-fluechtlinge-a-1170416.html
Hier ist ein Blick in die Forumsbeiträge sehr erhellend. Auch dort stehen sich die zwei grundsätzlichen Standpunkte „der“ Linken diametral gegenüber. Während die Einen mit Gysi der Auffassung sind, dass man die Flüchtlinge nach wie vor ohne Einschränkungen oder Bedingungen aufnehmen soll, gehen die Anderen mit Lafontaine konform und bemängeln, dass die Ärmsten hierzulande die (finanzielle) Belastung durch die Flüchtlinge jetzt auch noch schultern sollen. Besser sollten die Mittel darauf konzentriert werden, den Flüchtlingen das Weiterleben in ihren Heimatländern zu ermöglichen.
Wie man unschwer erkennen kann, ist letzteres auch meine Position. Auf alle Fälle prallen 2 Lebensanschauungen aufeinander, wie ein Forist so schön beschreibt. Idealismus (Gysi) trifft auf Realismus (Lafontaine). Ich möchte es mal so formulieren: Auch ich finde den Idealismus von Gysi lobenswert und würde ihn auch teilen, aber leider lebe ich in der Realität und die zeigt mir eindeutig, dass Lafontaine mit seiner Meinung mehr als Recht hat. Vom „Abfischen“ einiger Wählerstimmen im rechten Lager mal abgesehen, kann ich an Kontingenten für Einwanderung oder auch Förderung der Flüchtlinge in der Heimat statt Durchfüttern hier nichts Negatives finden.
Ich bin so arrogant und behaupte, dass ich dies besser als viele andere beurteilen kann, weil ich beruflich „im Amt“ zumindest einige Berührungspunkte mit den Flüchtlingen habe und trotzdem Linke wähle, selbst Gysi und Frau Kipping. Kollegen, die sich dank ihrer Arbeit noch besser mit Flüchtlingen auskennen als ich, tendieren eher zur AfD. Diese Kollegen kann ich übrigens verstehen; da macht sich Betriebsblindheit breit. Davor ist übrigens niemand gefeit! Ich selbstverständlich auch nicht.
Deshalb kritisiere ich Linke mit dem Standpunkt von Gysi auch nur ungern, weil ich ihre Meinung schätze und gern teilen würde. Aber die Versäumnisse der Entwicklungspolitik der letzten 50 Jahre schlagen jetzt mit Macht durch. Die Länder der dritten Welt wurden über Jahrzehnte eben nicht in ihrer Entwicklung gefördert, sondern nur mit „Care Paketen“ zugeschissen. Das haben im Übrigen auch die Moralapostel nicht kritisiert, die Lafontaine ob seiner „Anbiederung“ an rechtes Klientel verurteilen. Die ganzen Jahre hat das diese „Gutmenschen“ nicht interessiert, und jetzt, da den Menschen in ihrer Not nichts mehr bleibt als die Flucht ins Schlaraffenland („Deutschland gudd, Karte in Wand, Geld kommt“), da fordern diese auf einmal Solidarität mit all den Hundert Millionen an Flüchtlingen und Opfern der Globalisierung ein.
Wenn man die Flüchtlinge lediglich „durchfüttern“ würde, um sie dann nach Abschluss des Bürgerkrieges in ihre Heimat zurückzuschicken, dann hätte die AfD keine Chance und niemand würde sich über einen Richtungsstreit bei der Linken aufregen müssen. All die Idealisten wären erst einmal beruhigt, weil ja niemand abgeschoben wird. Dass eine „Rückführung“ von Flüchtlingen erst nach Jahrzehnten, auf alle Fälle frühestens in der nächsten Generation möglich sein wird, ist eine Erfahrung, die der deutsche Staat mit den libanesischen Bürgerkriegsflüchtlingen Ende der 80er Jahre gemacht haben sollte.
Und gerade damals hat niemand eine Integration gefordert. Es ist ja nichts passiert, um Flüchtlinge, Einwanderer und Asylsuchende rechtlich voneinander zu unterscheiden und entsprechend unterschiedlich zu betreuen. Und eines sollte auch jedem Idealisten begreiflich sein: Eine Aufnahmeverpflichtung in Deutschland ist lediglich für Asylsuchende vom Grundgesetz garantiert, nicht für Flüchtling oder Einwanderer.
Aber ich wiederhole mich. Ich habe hier schon öfters gegen dieses blinde wie idealistische Weltbild angeschrieben. Diese Gesellschaft kann eben nicht alles schultern, zumal es hauptsächlich die „kleinen Leute“ ausbaden müssen. Liebe Idealisten: Ihr habt hier eine hervorragende Ausbildung genossen, immer was zu fressen und ein Dach über dem Kopf. Das Ganze auch auf Kosten der dritten Welt. Davon habt Ihr profitiert, also akzeptiert Eure Mitschuld und versucht Euch nicht reinzuwaschen, indem Ihr mit dem Geld von der gesamten Gesellschaft um Euch schmeißen wollt.
Oder verschenkt hier alles und wandert aus. Nach Ruanda, Jemen oder Birma.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-und-die-usa-wenn-demokratien-kippen-kommentar-a-1133439.html
Reißerisch ist er, dieser Kommentar auf SPON – kurz nach dem Amtsantritt von Donald Trump. Erst zählt der Kommentator alle Verfehlungen von Trump auf, die er ja vorher auch angekündigt hatte. Dann schließt er folgerichtig, dass die ständigen Demonstrationen gegen Trump nach und nach weniger werden, weil das Interesse schwindet.
Und die Medien werden sich daraufhin leichteren Themen zuwenden, weil sie dann weniger Ärger mit der Regierung bekommen. Schließlich wird die Demokratie an sich kippen und wir haben dann das Böse in Form von Donald Trump an der Backe. Soweit die Argumentationslinie, mit der der Autor das wüste Titelbild des Spiegels, auf dem Donald Trump mit blutigem Messer und dem Kopf der Freiheitsstatue abgebildet ist, rechtfertigt.
Aber genau da hat der Kommentator eines nicht begriffen: Donald Trump mag rein Idiot und vielleicht wirklich ein schlimmer Präsident sein, aber wenn ich mich mit so einem Titelbild auf dasselbe niedrige Niveau wie Trump begebe, bin ich eben auch nicht besser als Trump.
Und weil das mehr und mehr Menschen so sehen, kommen Begriffe wie „Lügenpresse“ erst in Mode. Denn nicht die Medien folgen dem Boulevard, weil die Menschen desinteressiert sind. Es sind die Menschen, die sich von den überzogenen Berichten in den Medien abwenden und sich seichte Themen suchen, weil sie bei „ernsten“ ja doch nur mit Regierungspropaganda zugetextet werden.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/journalismus-und-medien-okay-frau-merkel-das-schreib-ich-so-kolumne-a-1133477.html
Frau Stokowski liefert heute mal den Abschlussbeitrag. Sie wollte Anfang Februar eine Lanze für den seit geraumer Zeit als „Lügenpresse“ beschimpften Berufsstand der Journalisten brechen. Mich konnte sie nicht überzeugen.
Sie verweist zunächst auf ein Interview sder Zeit mit 2 Komunikationsforschern, die meinten, dass 40% der Deutschen denken, dass man den Medien „eher“ oder „voll und ganz“ vertrauen kann. Auch wenn dieser Wert leicht besser ist als 2008, was ist mit den restlichen 60%? 4 von 10 ist nicht gerade ein gutes Ergebnis, Frau Stokowski.
Der Rest ihrer Kolumne verliert sich dann in nebulösen Formulierungen wie „die Arbeitsweisen der Medien viel stärker transparent machen“oder dass „die Leute mit zensieren meistens redigieren meinen“. Und was ist nun der Unterschied zwischen redigieren und zensieren?
Ich hätte von ihr eher mehr eine Argumentation in Richtung des investigativen Journalismus erhofft. Die Medien, die sich nicht den Mächtigen beugen. Die Spiegel Affäre – obwohl, das ist wohl schon zu lange her. Mir zeigt das lediglich, dass Frau Stokowski wie viele andere Medienvertreter in einer Blase leben, die mit der Realität der meisten Menschen einfach nichts zu tun hat.

Freitag, 13. Oktober 2017

Sonny West 3/4

Mit mehreren Bändern von „All my Love“ wandte sich Sonny West an verschiedene Plattenfirmen ohne Erfolg. Imperial z.B. kaufte stattdessen Weldon Rogers „So long, Good Luck, Goodbye“, der diesen Song ebenfalls bei Norman Petty in Clovis Ende April 1957 aufgenommen hatte. Sonny veröffentlichte „All my Love“ als Single auf seinem eigenen Route 66 – Label; es existieren heute von dieser geringen Auflage keine Exemplare mehr. Leider hatte Sonny selbst keine Kopien von den Bändern mehr übrig gehabt, so dass wir es einem Band aus dem persönlichen Fundus von Buddy Holly verdanken, dass diese Aufnahme auch heute noch gehört und mit dem Cover verglichen werden kann.
Selbstverständlich ist es das Cover von Buddy Holly & the Crickets, das dank der Bekanntheit der Band zum Millionseller avancierte. Zusätzlich wurde noch Norman Petty als Urheber des Stückes angeführt. Auch im Text gab es eine geringfügige Änderung. Aus „I`m gonna have some Fun tonight“ machten die Crickets „I`m gonna see my Baby tonight“. Die Aufnahme der Crickets entstand im Juli und August 1957. Das geänderte Arrangement sowie der veränderte Text wird der Initiative der Crickets und nicht Petty zugeschrieben. Petty dagegen ärgerte sich über die Textänderung, aber „Have some Fun tonight“ wurde von den meisten DJ`s nicht akzeptiert. Dies ist für uns heute sicher nicht verständlich, aber in den 50ern war dies zu anzüglich.
Immerhin war Petty so nett, Sonny das Cover von „All my Love“ vor Veröffentlichung in den Clovis Studios vorzuspielen. Mit dem gleichfalls geänderten Titel „Oh Boy!“ landeten die Crickets mit dieser Coverversion einen weltweiten Smash Hit. Die Aufnahme der Crickets und nicht das Original von Sonny West gilt nunmehr als einer der größten Hits aus der klassischen Zeit des Rock `n` Roll, wobei einige von Euch eher noch die schöne Version von Mud in Erinnerung haben dürften, die 1975 in England die Charts stürmte.
Wenigstens eröffnete der Erfolg der Crickets Sonny die Chance, bei Petty weitere Songs in den Clovis Studios aufzunehmen. Der gern gesehene Gast bei Clovis nahm im November 1957 die Songs „Rave on“ und „Call on Cupid“ auf. Beide Songs hate Sonny mit Bill Tilghman geschrieben, die Aufnahmen wurden sehr laid-back mit Unterstützung der vielbeschäftigten Sessionmusiker jener Zeit, den Big Beats, eingespielt. Petty jedoch wollte den Song „Dreamboat“, dem sicherlich besten Rocker aus jener Session, veröffentlichen.
Sonny spielte wohl nur ein einziges Mal – während eben jener Session – mit den Big Beats zusammen. Die Big Beats aus Dallas wurden ursprünglich von Trini Lopez gegründet und arbeiteten später mit vielen Rock `n` Roll Musikern, zum Beispiel Gene Vincent. Nebenbei: Trini selbst versuchte für die Crickets zu arbeiten, spielte aber nie mit ihnen zusammen, weil er vorher nach Kalifornien ging, um dort seine überaus erfolgreiche Karriere zu starten.
Der Erfolg von Buddys Version verhinderte den kommerziellen Erfolg des Originals von Sonny West, aber die Urheberrechte an dem Song verschafften Sonny West über die Jahre ein ständiges Einkommen. Außer durch die späteren Coverversionen – wie gesagt, Mud – steigerten sich die Erträge nach dem Film „Cocktail“ mit Tom Cruise aus dem Jahre 1988 enorm.
Um den Jahreswechsel herum flog der Chef von Atlantic Records, Jerry Wexler, nach Clovis und einigte sich mit Petty auf die landesweite Veröffentlichung einiger von Petty produzierten Songs unter der Flagge von Atlantic. Wexler interessierte sich aber nicht für „Dreamboat“, stattdessen kaufte Wexler am 10. Januar 1958 Sonnys „Rave on“ und „Call on Cupid“ ein. Am 17. Februar veröffentlicht, heimste die Single eine positive Kritik im Billboard ein. „Dreamboat“ wurde nicht eingekauft, daher seinerzeit nicht veröffentlicht und blieb in der Dose.
Buddy Holly coverte „Rave on“ noch vor der Veröffentlichung des Originals in einer Overnight Session in den Bell Sound Studios, New York, in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar. Nicht zuletzt wegen der Kritik des Originals von Sonny West im Billboard wurde Buddy Hollys Cover am 20. April 1958 auf Coral veröffentlicht. Der Song erreichte in den USA gerade mal die Top 40. In den Vorbereitungen zu den Payola Anhörungen bezeichnete ein DJ, der dem Rock `n` Roll nicht zugetan war, den Song als „Musik zum Stehlen von Radkappen“. Derart verkannt in den Staaten, erreichte Buddy Hollys Coverversion in England die Top 5.

Samstag, 7. Oktober 2017

Hartmudo: Sturm und Streik

Damit hatte ich vorgestern Abend nach einem sehr nervigen Tag im Büro wahrlich nicht rechnen können. Als erstes berichtete mir Detzer, noch im Büro, dass wegen des Sturms, der draußen vor sich hinsäuselte, keine Züge in ganz Norddeutschland fahren würden. Mein Plan, an diesem Donnerstag mit dem Zug zurückzufahren, weil ich nach diesem wirklich nervenden Nachmittag einem Gespräch mit den üblichen Verdächtigen aus dem Weg gehen wollte, hatte sich dank Detzers Info erledigt.
So musste ich notgedrungen doch mit dem Bus nach Braunschweig zurückfahren; der Doppelkopfabend im Come In stand an. Isolde, die als Verwalterin bei einer großen Hausverwaltung arbeitet, war überraschend nicht im Bus. Normalerweise sitzt sie bereits hinter dem Miitelgelenk des Busses, wenn ich am Rathaus einsteige. Sie hatte wohl Urlaub. Nach und nach kamen aber die anderen beiden Mädels aus meiner „Donnerstags-abends-im-Bus-Runde“ hinzu. Als da wären Kati, die aktuell auch morgens mit im Zug sitzt, sowie Sybille, die langhaarige Games of Thrones Verehrerin.
des Nachts... Stöckheim

Beide arbeiten genau wie ich im „Social Government“, jedoch im Jobcenter, wo sie die Hartzer betreuen. Und zu meiner großen Freude war meine missmutige Stimmung dank der gutgelaunten Kolleginnen schnell in eine euphorische Feierabendlaune umgesprungen. Trotz der schlechten Nachricht, die sie mir berichteten.
Wir sprachen zuerst über den Sturm und sahen auch den einen oder anderen entwurzelten Baum am Straßenrand liegen. Plötzlich fiel Sybille der Streik der Busfahrer ein, sie hatte davon am Mittwochabend auf news38.de gelesen. Am Freitag wird die Braunschweiger Verkehrs AG komplett bestreikt. Es geht wohl um die Erhöhung des Weihnachtsgeldes; weder Busse noch Straßenbahnen werden am nächsten Tag fahren.
Sybille und Kati rieten mir daher, am nächsten Tag mit dem Bus der KVG um halb sieben nach Salzgitter zu fahren. Falls die Bahn am folgenden Morgen immer noch nicht fahren sollte, wäre dies die einzige Möglichkeit, um nach Salzgitter zu gelangen. Deswegen musste ich am nächsten Morgen auf alle Fälle mit dem Rad zum Bahnhof.
Hinterher, beim Doppelkopf im Come In, sinnierte ich nicht mehr weiter darüber nach. Ich achtete ebenfalls nicht auf die Kalorien, aß zum Chili gar noch Massen von Weißbrot. Bier und Mexikana – hinein damit. Da Kroll als Gast des Abends auch noch mitspielte, schob sich das Ende dieses sehr schönen Abends noch über Mitternacht hinaus. Ich glaube nicht, dass Kroll, Angel und Ulli noch ihren Bus Richtung Heimat gekriegt haben, denn ab Mitternacht war Freitag und da fuhren bekanntlich keine Busse.
Gutgelaunt radelte ich nach Hause und stand nach erquicklichen 4 Stunden Nachtruhe auf. Keinen Schädel, wunderbar. Bei nasser Straße, aber ohne Regen, astete ich auf meinem Radel zum Bahnhof. Als ich vor dem Busterminal vorbeifuhr, fiel mir sofort auf, dass quasi keine Leute an den Haltestellen auf Bus oder Bahn warteten. Und auf einmal hatte es die Verkehrs AG hinbekommen, dass unter den zu erwartenden Wartezeiten auf die Busse und Bahnen (die zwar nicht kommen würden, aber vielleicht will ja jemand wissen, wie lange es noch dauern würde, wenn mal wieder Busse fahren…) eine Laufschrift eingeblendet wurde, wo zum ersten Mal auf den Streik hingewiesen wurde.
Am Vorabend hatte dies die Verkehrs AG natürlich nicht für nötig erachtet. Ein Scheiß Service der Firma, denn dass man zur Unterstützung des Streiks auch noch die Passagiere, vor allem die Pendler, im Ungewissen lässt, ist meiner Ansicht nach nicht zielführend. Zumindest die Geschäftsleitung sollte so schlau sein und begreifen, dass eine verfehlte Informationspolitik Fahrgäste kostet.
Aber sei es drum. Ich parkte mein Rad im Fahrradkeller und betrat die Eingangshalle des Bahnhofs. Die große Anzeigetafel vor dem Gang zu den Bahnsteigen war tot. Keine Anzeige, nada. Stattdessen war die Halle voll mit Leuten, die ungläubig auf die Tafel schauten und wohl darauf warteten, dass sie endlich etwas anzeigen möge und ihnen die Erleuchtung brächte. Das war um 5.45 Uhr, eine Zeit, an dem das Infohäuschen der Bahn natürlich noch nicht besetzt ist. Selbst bei so ungewöhnlichen Ereignissen wie dem kompletten Zusammenbruch des Bahnverkehrs aufgrund des Unwetters hält die Bahn es nicht für nötig, die Information mal ausnahmsweise eine Stunde früher zu besetzen, denn ab 5.00 Uhr geht in Braunschweig der Pendlerverkehr los.
Kopfschüttelnd zog ich mir meinen üblichen Kaffee (der seit einer Woche 5 cent mehr kostet) und begab mich Richtung Bahnsteig. Um diese Zeit müsste der Zug nach Schöppenstedt noch auf Gleis 3 stehen. Dieser kommt vorher immer aus Salzgitter Lebenstedt… Also wenn der da steht, dann funktioniert auch der Verkehr nach Salzgitter.
Relativ hinten im Gang, so zwischen Gleis 6 und 7, sah ich schon einen aufgebauten Tisch mit Thermoskannen und einige Leute mit den typischen roten Plastikumhängen. Entweder streikende Busfahrer oder doch tatsächlich Bahnpersonal vor Räumung von den mit Bäumen verschütteten Gleisen? Ich war zu schlaff, um mir das von Nahem anzuschauen.
Oben, auf dem Bahnsteig, sah ich nur, dass nichts zu sehen war. Das heißt: Nicht ein Zug stand im Bahnhof, nichtsdestotrotz waren die geplanten Abfahrtzeiten akkurat angezeigt. Toll, nicht mal die Anzeigen haben sie entsprechend geschaltet. Der Sturm Xavier (wie Naidoo, was für ein bescheuerter Name) hatte am Vortag alles lahmgelegt und die Bahn tut so, als wäre nichts passiert. Was muss passieren, bis die Bahnverwaltung einen Notfall sieht und entsprechend reagiert. Eine nordkoreanische Atombombe oder was?
Irritiert stand ich noch 2 – 3 Minuten auf der Treppe, dann zog ich mich in die Bahnhofshalle auf einen Sitzplatz zurück, um auf den Bus nach Salzgitter zu warten, der in einer knappen halben Stunde kommen würde. Jetzt hätte ich noch Zeit zu lesen, aber ich packte mein Buch noch nicht aus der Tasche.
Zwei bemützte Gestalten mit einer dunklen Weste hatten mein Interesse geweckt. Seelsorge stand hinten auf den Westen drauf. Die Bahnhofsmission! Die hatte ich ja schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, wo kamen die denn auf einmal her? Glaubten die zwei tatsächlich, dass die enttäuschten Bahnkunden sich jetzt endlich missionieren lassen würden? Das wurde ja immer besser.
Der Infoschalter wurde zwischenzeitlich von den Bahnleuten zur gewohnten Zeit eröffnet. Keine Andrang, keine Schlangen vor dem Schalter. Der geübte Bahnfahrer weiß halt genau, dass die Mitarbeiter der Info für gewöhnlich noch weniger wissen als der irritierte Bahnkunde. So blieb es denn den Seelsorgern vorbehalten, durch die Menge der herumstehenden Bahnkunden zu irren und die frohe zu zu verbreiten, dass noch immer kein Zug fahren würde. Hallelujah!
Insgesamt also ein schlechtes Krisenmanagement von der Verkehrs AG wie der deutschen Bahn. An diesem Morgen konnte ich es leider wieder beobachten, dass die angeblich so hoch qualifizierten und selbstverständlich motivierten Mitarbeiter bei Störungen im Betriebsablauf völlig unfähig sind, angemessen zu reagieren.
Schräg hinter mir saßen ein paar Enddreißiger, die offenbar nach Wolfsburg zu VW mussten. „Das kann die Firma nicht verlangen, dass ich noch mit dem Taxi zur Arbeit fahre oder zu Fuß zur Gliesmaroder laufe (dort fährt der Bus nach Wolfsburg ab). Gestern Abend war ich schon eine Stunde später zu Hause, weil ich mit dem Bus fahren musste. Das bezahlt mir keiner!“ So maulte einer rum.
Was für ein Arschloch, typischer Büro-Asi im Großkonzern. Da nimmt man einen Tag frei, du Idiot und jammert nicht rum wie ein 10jähriger, der beim Diebstahl erwischt wurde. Dachte ich noch… und überlegte… na klar!
Ich griff zum Handy, rief meine Vertreterin Cleo an und nahm den Tag frei. Ich fühlte mich auch sofort besser, nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte. Erst gestern dieser sch… Arbeitstag, danach der lange Doppelkopfabend. Und gerade eben war ich nach dem kurzen Schlaf etwas ermattet. Oder sollte es an den Mexikana gelegen haben? Ich radelte also flugs nach Hause und ergriff die seltene Gelegenheit, meiner Löwin für ihren beginnenden Arbeitstag noch alles Gute zu wünschen, da sie gerade die Wohnung verließ.

Dienstag, 3. Oktober 2017

Udorallala: Top Songs 7/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!


Buzzcocks - E.S.P.
„Dädä dä de dä de dä de de dä“. So oder so ähnlich ging der Lick der Gitarre zu diesem Song für die Ewigkeit. Das bemerkenswerte daran ist, dass Steve Diggle dieses Riff über die gesamten viereinhalb Minuten gnadenlos runterbrettert. Der helle Ton kontrastiert die schrapelnde zweite Gitarre in idealer Weise, darüber singt Pete Shelley mit seiner hohen und quäkenden Stimme den spärlichen Text. Das Schlagzeuggewitter von John Maher im Hintergrund ist für sich allein schon ein Highlight. Bei den ganzen alten Punk Bands fällt mir außer ihm kein überragender Drummer ein.
Zum Text:
„Do you believe in E.S.P.?
I do and I'm tryna get through to you
If you're picking up off me
Then you know just what to do, think“
Kurz, knapp, präzise. Trotzdem habe ich all die Jahre nicht herausgefunden, wofür E.S.P. steht. Ich dachte immer, es sei eine Designerdroge gewesen. Aber halt, endlich habe ich es gefunden: Es bedeutet wohl Extra- oder auch Über-sensorische Wahrnehmung. Das passt auch ganz gut zum Text. Vielleicht ist es aber doch doppeldeutig. Egal, mach sich einer nen Reim drauf, wer will.
Doch schauen wir einfach mal, was in England Ende September 1978 in den Charts los war. „Dreadlock Holiday“ von 10CC auf Platz 2, jawollja. Umrahmt wird jener wunderschöne Hit von 2 Musical Songs. „Summer Nights“ von John Travolta und Olivia Newton-.John aus dem Film „Grease“ auf Platz 1. Frankie Valli ist auf Platz 3 mit dem titelgebenden Stück des Musiicals. „Jilted John“ auf 9 und Siouxsie mit „Hong Kong Garden“ an 11. Stelle sind immerhin noch vorne platziert.
Dieser Song ist niemals nicht auf einer Single ausgekoppelt worden, er ist lediglich auf der zweiten LP der Gruppe veröffentlicht worden. „Love Bites“ der Buzzcocks datiert vom 22.9.1978; das war vor knapp über 39 Jahren. Die Band brauchte seinerzeit lediglich zweieinhalb Wochen, um diese geniale LP einzuspielen. Und das gerade ein halbes Jahr nach ihrem Erstling „Another Music in a different kitchen“.
Das diese, von Martin Rushent produzierte LP schon mehr in Richtung Pop geht, ist gerade bei „Love is Lies“ gut zu hören. Pete Shelley klang ja auch nie wie einer der zornigen jungen Männer aus jenen Tagen, insofern war diese Entwicklung nur folgerichtig. Auf dieser LP war mit „ever fallen in love with someone“ auf Platz 12 der britischen Charts die erfolgreichste Single der Band. Das Album selbst erreichte Platz 13 in England. Außerhalb ihres Heimatlandes spielten die Buzzcocks keine Rolle.
Wie Joy Division stammt die Band aus Manchester und war vielleicht deshalb zu „britisch“ für den normalen Pop-Markt. Trotz ständig guter Kritiken löste Pete Shelley 1981 nach nur 3 LPs die Band zugunsten einer Solo Karriere auf. Steve Garvey kam bei den Blue Orchids unter, deren erste Single zu meinen Lieblingsstücken gehört. Aber das war vor Garvey. John Maher versuchte es noch bei Wah!, das war es dann aber auch. Heute betreibt er einen VW Tuning Shop auf einer schottischen Insel und ist mit verschiedenen VW Beetle Rennen gefahren.
Bereits 1989 formierte Shelley die Buzzcocks neu; Steve Diggle ist auch immer noch mit dabei. Nur der kommerzielle Erfolg blieb ihnen weiterhin versagt. Hinzu kommt, das die neueren Platten im Massenmarkt total untergegangen sind. Wäre Shelley mal Anfang der 80er mit der alten Besetzung am Ball geblieben. Vielleicht hätte ihre Karriere eine ähnliche Wendung wie die der Stranglers nehmen können. Auch dort hatte Martin Rushent produziert.