Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!
Buzzcocks - E.S.P.
„Dädä dä de dä de dä de de dä“. So oder so ähnlich ging der Lick der Gitarre zu diesem Song für die Ewigkeit. Das bemerkenswerte daran ist, dass Steve Diggle dieses Riff über die gesamten viereinhalb Minuten gnadenlos runterbrettert. Der helle Ton kontrastiert die schrapelnde zweite Gitarre in idealer Weise, darüber singt Pete Shelley mit seiner hohen und quäkenden Stimme den spärlichen Text. Das Schlagzeuggewitter von John Maher im Hintergrund ist für sich allein schon ein Highlight. Bei den ganzen alten Punk Bands fällt mir außer ihm kein überragender Drummer ein.
Zum Text:
„Do you believe in E.S.P.?
I do and I'm tryna get through to you
If you're picking up off me
Then you know just what to do, think“
Kurz, knapp, präzise. Trotzdem habe ich all die Jahre nicht herausgefunden, wofür E.S.P. steht. Ich dachte immer, es sei eine Designerdroge gewesen. Aber halt, endlich habe ich es gefunden: Es bedeutet wohl Extra- oder auch Über-sensorische Wahrnehmung. Das passt auch ganz gut zum Text. Vielleicht ist es aber doch doppeldeutig. Egal, mach sich einer nen Reim drauf, wer will.
Doch schauen wir einfach mal, was in England Ende September 1978 in den Charts los war. „Dreadlock Holiday“ von 10CC auf Platz 2, jawollja. Umrahmt wird jener wunderschöne Hit von 2 Musical Songs. „Summer Nights“ von John Travolta und Olivia Newton-.John aus dem Film „Grease“ auf Platz 1. Frankie Valli ist auf Platz 3 mit dem titelgebenden Stück des Musiicals. „Jilted John“ auf 9 und Siouxsie mit „Hong Kong Garden“ an 11. Stelle sind immerhin noch vorne platziert.
Dieser Song ist niemals nicht auf einer Single ausgekoppelt worden, er ist lediglich auf der zweiten LP der Gruppe veröffentlicht worden. „Love Bites“ der Buzzcocks datiert vom 22.9.1978; das war vor knapp über 39 Jahren. Die Band brauchte seinerzeit lediglich zweieinhalb Wochen, um diese geniale LP einzuspielen. Und das gerade ein halbes Jahr nach ihrem Erstling „Another Music in a different kitchen“.
Das diese, von Martin Rushent produzierte LP schon mehr in Richtung Pop geht, ist gerade bei „Love is Lies“ gut zu hören. Pete Shelley klang ja auch nie wie einer der zornigen jungen Männer aus jenen Tagen, insofern war diese Entwicklung nur folgerichtig. Auf dieser LP war mit „ever fallen in love with someone“ auf Platz 12 der britischen Charts die erfolgreichste Single der Band. Das Album selbst erreichte Platz 13 in England. Außerhalb ihres Heimatlandes spielten die Buzzcocks keine Rolle.
Wie Joy Division stammt die Band aus Manchester und war vielleicht deshalb zu „britisch“ für den normalen Pop-Markt. Trotz ständig guter Kritiken löste Pete Shelley 1981 nach nur 3 LPs die Band zugunsten einer Solo Karriere auf. Steve Garvey kam bei den Blue Orchids unter, deren erste Single zu meinen Lieblingsstücken gehört. Aber das war vor Garvey. John Maher versuchte es noch bei Wah!, das war es dann aber auch. Heute betreibt er einen VW Tuning Shop auf einer schottischen Insel und ist mit verschiedenen VW Beetle Rennen gefahren.
Bereits 1989 formierte Shelley die Buzzcocks neu; Steve Diggle ist auch immer noch mit dabei. Nur der kommerzielle Erfolg blieb ihnen weiterhin versagt. Hinzu kommt, das die neueren Platten im Massenmarkt total untergegangen sind. Wäre Shelley mal Anfang der 80er mit der alten Besetzung am Ball geblieben. Vielleicht hätte ihre Karriere eine ähnliche Wendung wie die der Stranglers nehmen können. Auch dort hatte Martin Rushent produziert.
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