Mit mehreren Bändern von „All my Love“ wandte sich Sonny West an verschiedene Plattenfirmen ohne Erfolg. Imperial z.B. kaufte stattdessen Weldon Rogers „So long, Good Luck, Goodbye“, der diesen Song ebenfalls bei Norman Petty in Clovis Ende April 1957 aufgenommen hatte. Sonny veröffentlichte „All my Love“ als Single auf seinem eigenen Route 66 – Label; es existieren heute von dieser geringen Auflage keine Exemplare mehr. Leider hatte Sonny selbst keine Kopien von den Bändern mehr übrig gehabt, so dass wir es einem Band aus dem persönlichen Fundus von Buddy Holly verdanken, dass diese Aufnahme auch heute noch gehört und mit dem Cover verglichen werden kann.
Selbstverständlich ist es das Cover von Buddy Holly & the Crickets, das dank der Bekanntheit der Band zum Millionseller avancierte. Zusätzlich wurde noch Norman Petty als Urheber des Stückes angeführt. Auch im Text gab es eine geringfügige Änderung. Aus „I`m gonna have some Fun tonight“ machten die Crickets „I`m gonna see my Baby tonight“. Die Aufnahme der Crickets entstand im Juli und August 1957. Das geänderte Arrangement sowie der veränderte Text wird der Initiative der Crickets und nicht Petty zugeschrieben. Petty dagegen ärgerte sich über die Textänderung, aber „Have some Fun tonight“ wurde von den meisten DJ`s nicht akzeptiert. Dies ist für uns heute sicher nicht verständlich, aber in den 50ern war dies zu anzüglich.
Immerhin war Petty so nett, Sonny das Cover von „All my Love“ vor Veröffentlichung in den Clovis Studios vorzuspielen. Mit dem gleichfalls geänderten Titel „Oh Boy!“ landeten die Crickets mit dieser Coverversion einen weltweiten Smash Hit. Die Aufnahme der Crickets und nicht das Original von Sonny West gilt nunmehr als einer der größten Hits aus der klassischen Zeit des Rock `n` Roll, wobei einige von Euch eher noch die schöne Version von Mud in Erinnerung haben dürften, die 1975 in England die Charts stürmte.
Wenigstens eröffnete der Erfolg der Crickets Sonny die Chance, bei Petty weitere Songs in den Clovis Studios aufzunehmen. Der gern gesehene Gast bei Clovis nahm im November 1957 die Songs „Rave on“ und „Call on Cupid“ auf. Beide Songs hate Sonny mit Bill Tilghman geschrieben, die Aufnahmen wurden sehr laid-back mit Unterstützung der vielbeschäftigten Sessionmusiker jener Zeit, den Big Beats, eingespielt. Petty jedoch wollte den Song „Dreamboat“, dem sicherlich besten Rocker aus jener Session, veröffentlichen.
Sonny spielte wohl nur ein einziges Mal – während eben jener Session – mit den Big Beats zusammen. Die Big Beats aus Dallas wurden ursprünglich von Trini Lopez gegründet und arbeiteten später mit vielen Rock `n` Roll Musikern, zum Beispiel Gene Vincent. Nebenbei: Trini selbst versuchte für die Crickets zu arbeiten, spielte aber nie mit ihnen zusammen, weil er vorher nach Kalifornien ging, um dort seine überaus erfolgreiche Karriere zu starten.
Der Erfolg von Buddys Version verhinderte den kommerziellen Erfolg des Originals von Sonny West, aber die Urheberrechte an dem Song verschafften Sonny West über die Jahre ein ständiges Einkommen. Außer durch die späteren Coverversionen – wie gesagt, Mud – steigerten sich die Erträge nach dem Film „Cocktail“ mit Tom Cruise aus dem Jahre 1988 enorm.
Um den Jahreswechsel herum flog der Chef von Atlantic Records, Jerry Wexler, nach Clovis und einigte sich mit Petty auf die landesweite Veröffentlichung einiger von Petty produzierten Songs unter der Flagge von Atlantic. Wexler interessierte sich aber nicht für „Dreamboat“, stattdessen kaufte Wexler am 10. Januar 1958 Sonnys „Rave on“ und „Call on Cupid“ ein. Am 17. Februar veröffentlicht, heimste die Single eine positive Kritik im Billboard ein. „Dreamboat“ wurde nicht eingekauft, daher seinerzeit nicht veröffentlicht und blieb in der Dose.
Buddy Holly coverte „Rave on“ noch vor der Veröffentlichung des Originals in einer Overnight Session in den Bell Sound Studios, New York, in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar. Nicht zuletzt wegen der Kritik des Originals von Sonny West im Billboard wurde Buddy Hollys Cover am 20. April 1958 auf Coral veröffentlicht. Der Song erreichte in den USA gerade mal die Top 40. In den Vorbereitungen zu den Payola Anhörungen bezeichnete ein DJ, der dem Rock `n` Roll nicht zugetan war, den Song als „Musik zum Stehlen von Radkappen“. Derart verkannt in den Staaten, erreichte Buddy Hollys Coverversion in England die Top 5.
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