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"Bist du schon geimpft? Also ich habe ja meinen Termin zur ersten Impfung am nächsten Mittwoch." Solche und ähnliche Ansagen bekam ich in letzter Zeit immer häufiger, so dass ich mich gezwungen sah, den Impfturbo zu zünden. Ich hatte mir auch schon eine Strategie überlegt.
Am Dienstag, dem 11. Mai, hatte ich einen Termin bei meiner Rheumatologin. Sie würde ich fragen, ob sie mich impfen würde. Sollte das nicht funktionieren, dann würde ich meinen Hausarzt am nächsten Morgen anrufen, um dort einen Termin zur Impfung zu bekommen.
Ab dieser Woche zählte ich zur Gruppe der dritten Priorität, weil ich über 60 bin und einige Krankheiten habe, die als Risikofaktor gelten. Da mittlerweile auch Hausärzte impfen dürfen, hatte ich mich dazu durchgerungen, mein Glück bei einem Arzt zu suchen, den ich persönlich kenne und vertraue. Eine Impfung in einem anonymen Impfzentrum wollte ich erst als dritte Möglichkeit in Anspruch nehmen.
Nach einer etwas längeren Wartezeit saß ich am Dienstag Nachmittag endlich vor meiner Ärztin und konnte mein Ansinnen vorbringen. Wie ich bereits kurze Zeit später erfuhr, führte meine Rheumatologin keine Impfungen durch, weil sie eine Nachsorge von 15 Minuten nach der Impfung nicht sicherstellen kann.
Nein, ich habe nicht gefragt, was genau sie damit meinte. Obwohl sie es erklärte, hatte ich es auch gleich danach vergessen. Stattdessen sagte sie mir, dass eine Impfung für mich unbedenklich sei. Ein impfverbot für Rheumapatienten, welches der Bundesgesundheitsminister mal öffentlich bekannt gemacht hatte, musste dieser sehr schnell zurücknehmen. Für mich als MTX Patienten sei die Impfung unbedenklich.
Erst am Vormittag dieses Tages hatte meine Rheumatologin einen bösen Brief an das Impfzentrum geschrieben, weil eine ihrer Patientinnen trotz Impftermin vom Impfzentrum einfach abgewiesen wurde, da sie MTX Patientin sei. Deshalb gab sie mir noch ein Schreiben mit, auf dem sie mir ausdrücklich eine Impffähigkeit bescheinigte.
Als Folge rief ich am nächsten Morgen meinen Hausarzt an, um mich von ihm impfen zu lassen. Die Sprechstundenhilfe erklärte mir, dass der Doktor zwar impft, aber empfahl mir gleichzeitig, mich beim Impfzentrum anzumelden. Denn der Doktor hat im Mai bereits alle Termine vergeben, er mache jetzt nur noch die Zweitimpfungen. Diese führt er mit Biontec durch, denn mit Astra Zeneca will er nichts zu tun haben. |
Impfzentrum Stadthalle |
Zur Erklärung: Ab Juni bekommen die Hausärzte nur noch Astra Zeneca zugeteilt. Ich scherzte noch, dass der Arzt standhaft bleiben solle, und legte dann auf. Jetzt stand für mich fest, dass ich doch einen Termin beim Impfzentrum brauchte. Eigentlich wollte ich das ja nicht, aber... Am Freitag würde ich mich dort anmelden können, denn am besagten Mittwoch befand ich mich im Büro in Salzgitter. Da konnte und wollte ich mich nicht um die Online Anmeldung im Impfzentrum kümmern.
Also am Donnerstag? Nein, das ging natürlich nicht, denn Donnerstag war Vatertag. Da hätte ich mich sicherlich online registrieren können, war aber den Nachmittag über mit Dora, Herbert und meiner Löwin spazieren. Traditionellerweise sind an Himmelfahrt die Väter mit einem Bollerwagen und sehr viel Bier unterwegs, aber dieses Jahr war das nicht der Fall.
Ich traf lediglich zwei Wanderer, die stark angetrunken waren, und einer davon war noch mein Kollege aus der Ausländerstelle. Sicherlich hätte ich ihn fragen können und sollen, ob er mir noch ein Bier abgibt. Dann hätte ich auch noch eins mit ihm zusammen getrunken. Aber leider hatte er nur Krombacher dabei, das geht ja nun mal gar nicht.
Am Freitag saß ich dann sehr früh vor meinem Rechner im Homeoffice, weil meine Kollegin mich per WhatsApp darüber informierte, dass das Home Office nicht funktioniert. Sie hatte leider recht, daher blieb mir genügend Zeit, um mich um meinen Impftermin über die Hotline, also online, zu kümmern. Mein Impfpass und die Berechtigung, die mir meine Rheumatologin ausgestellt hatte, lag griffbereit neben mir, falls ich sie benötigen sollte.
Und dann ging alles sehr schnell. Ich tippte meinen Namen, die Adresse sowie Handynummer und E-Mail-Adresse ein, auf dass ich mich registrieren könnte. Nach der Eingabe eines kurzen Registrierungscodes, der an meine E-Mail geschickt wurde, ging es blitzschnell. Da ich über 60 bin und zur Priorisierungsgruppe gehöre, wurde mir ohne Umschweife der 17. Mai als Impftermin angeboten.
Donnerwetter, nur drei Tage später, das ging aber schnell! An dem Tag waren noch zwei Termine frei, zwischen denen ich wählen konnte. 11.45 Uhr am Vormittag und 15:30 Uhr am Nachmittag. Da ich wusste, dass ich vormittags noch im Homeoffice beschäftigt sein würde, blieb nur der Nachmittagstermin.
Das passt mir ganz gut, denn ich hatte mich für den Mittag zu einem Treffen bei Randy verabredet, den ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Gerade am Vortag hatte er mich noch gefragt, ob ich schon geimpft sei. Da konnte ich ihn jetzt aber mal so richtig überraschen, denn: ich war für den Impfstoff von Johnson & Johnson vorgesehen, der, im Gegensatz zu den anderen Impfstoffen, lediglich einmal geimpft werden muss, um einen anerkannten Vollschutz gegen Covid-19 erlangen zu können.
Ich lud noch ein Merkblatt sowie einen Bogen, den ich ausfüllen und an dem Impftermin im Impfzentrum abgeben müsste, herunter und war dann fertig. Zu meiner eigenen Verwunderung war ich nicht nur erleichtert, sogar sogar ein bisschen erfreut.
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Was mir allerdings bei dieser frechen Forderung der Hausverwaltung durch den Kopf ging, war Folgendes: Obwohl Berta und ich mit Sunny nicht mehr sprechen, kommen wir trotz des ganzen Misstrauens auch mal zu gleichen Ergebnissen. Das gibt mir ja Hoffnung, dass wir alle wieder zur Normalität zurückgefunden haben, selbst wenn wir uns aus dem Wege gehen. Dies ist ein Fortschritt.
Wir alle Drei sind durch unser Elternhaus geprägt worden - wer ist das nicht! Es war unser Vater gewesen, der dank unserer jährlichen Besuche bei seiner Schwägerin in Lanzendorf seine Kinder nebst deren Nachkommen um sich scharte und dadurch einen Zusammenhalt schuf.
Ich kann leider aber nicht verhehlen, dass dies nicht zuletzt auf einer gewissen Ächtung von Mutter beruhte. Mutter hatte mit den Lanzendorfern Animositäten gelebt. Und Vater hatte sie deshalb in die böse Ecke gestellt, was wir Kinder kommentarlos übernommen hatten. Mutter wurde quasi unser verbindendes Glied, was allerdings auf ihrer Rolle als Buhmann beruhte. Damals hatte ich darüber nicht nachgedacht, doch leider mitgemacht.
Mit Vaters Tod und dem nachlassenden Kontakt in der Folge zu den Lanzendorfern brach sehr schnell der Kitt, welcher uns zusammenhielt, ersatzlos weg. Mutter war nicht in der Lage und erst recht nicht daran interessiert, die Familie zusammenzuhalten. Sie konzentrierte sich voll auf Walter und erlebte die wohl glücklichste Zeit ihres Lebens. Weder Berta noch Sunny hatten dies anfangs verstanden.
Ich selbst bekam in den 90ern gar nicht mit, wie rapide sich die Stimmung zwischen meinen Sestras eintrübte. Wie sollte ich das denn auch mitkriegen, wo mich die Familie in dem Jahrzehnt nicht die Bohne interessierte.
Erst nachdem ich meine Löwin kennen- und liebengelernt hatte, erwachte mein familiäres Interesse. Vorher hatte ich mich als Außenseiter gefühlt, vielleicht auch als Versager, weil ich immer noch als Single durchs Leben geschlichen war. Und dann bildete ich Großkotz in meiner intellektuellen Überheblichkeit noch ein, in der Familie die Harmonie wieder herstellen zu können.
Hatte es mich aber wirklich interessiert? Ich fürchte heute... nein. Das all meine Versuche, einen regelmäßigen Kontakt mit Sunnys Leuten herzustellen, ins Leere liefen, hatte ich nicht einmal registriert. Ich war so vernarrt in die Vorstellung, dass meine Sestras und ich uns selbst ohne häufigen Kontakt gut verstehen würden, dass ich die Wahrheit einfach nicht sah. Wenigstens ist das jetzt geklärt.
Noch in den 90ern war ich ein paar Mal nach der Arbeit zu Sunny gefahren, um den Kontakt nicht ganz zu verlieren. Ein Gegenbesuch erfolgte nie, weil Sunny sich nicht traute, Auto zu fahren. Oder weil sie sich um ihre Pferde kümmern musste. Erst kurz vor Mutters Tod hatten sich Reiner und Sunny den Smart als Zweitwagen gekauft, mit dem Sunny endlich mal aus Dettum rausfahren kann.
Da hatte ich mich für sie gefreut und sie sofort eingeladen, meine Löwin und mich einfach mal so zwischendurch zu besuchen. Es kam nicht dazu; entweder waren es die Pferde oder ihr Job am Vormittag, der sie daran hinderte. Ich glaube, dass ihr Interesse an einem Besuch eher schwach ausgeprägt war. Zugegebenermaßen war das Zeitfenster für einen Besuch - also zwischen Einladung und unversöhnlichem Streit - nicht gerade groß.
Immer wenn ich überlege, woran es gelegen haben könnte, dass wir Geschwister im Streit auseinandergegangen sind, bleibe ich bei der Geschichte mit Mutters Schmuck hängen. War es am Ende meine Schuld, dass sich vor allem Berta und Sunny spinnefeind sind?
Ich denke da an die Sicherstellung von Mutters Schmuck durch Berta anlässlich der Trauerfeier in Melverode. Schließlich hatte ich Berta bekniet und am Ende auch überredet, den Schmuck aus Mutters Wohnung zu nehmen. Das Ganze geschah Hals über Kopf, ich dachte da die ganze Zeit an den Schmuck, der Mutter am Totenbett entwendet worden war. Eine Sauerei ohne Ende.
Hatte ich da etwa überreagiert? Auf jeden Fall hätte ich Sunny noch Bescheid sagen müssen, dann hätte sie keinen Grund gehabt, uns - vor allem Berta - irgendwelchen Schmu zu unterstellen. Aber dann hätte sie einen anderen Grund gefunden, warum sie angeblich benachteiligt worden sei.
Sunny nicht zu informieren war wohl lediglich der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wie ich aus ihren Äußerungen vor und nach Mutters Tod schließe, war ihr der enge Kontakt zwischen Berta und mir ein Dorn im Auge. Da fühlte sie sich dank ihrer Paranoia zurückgesetzt und dachte bestimmt, dass wir sie über den Tisch ziehen würden. Sie nahm sich demzufolge nur das, was ihr zustand.
Nur so kann ich mir erklären, dass sich Sunny einreden kann, dass sie alles richtig gemacht hatte, während Berta und ich heimlich Wertgegenstände beiseite geschafft hätten. Dies ermöglicht ihr, auch weiterhin in den Spiegel zu gucken und das Unschuldslamm zu geben. Menschen mit diesem Krankheitsbild sind schwer erträglich.
Und wenn das mit der Lügerei schon im Kindesalter auch so geschehen war, wie Berta es mir schilderte, oder es zumindest Berta vorkam - Kinder verstehen Dinge häufig falsch - dann tendierte Sunny mit dem Erwachsenwerden dazu, dieses Verhalten einzusetzen, um Freunde zu finden und andere Leute in ihrem Sinne zu beeinflussen. Da hatte sich bei ihr eine verquere Weltsicht etabliert, aus der Sunny ohne fremde Hilfe nicht hinausfindet.
Denkbar wäre auch eine Medikamenten- oder auch Alkoholabhängigkeit. Suchtbolzen tendieren ja bekanntlich zu extrem emotionellen Verhaltensweisen und nehmen die Welt in ihrer eigenen Weise wahr. Im Freundeskreis habe ich es immer wieder mal erlebt, dass jemand sich zumindest phasenweise komisch verhält.
Ich selbst hatte einmal einem guten Freund unter extremen emotionellen Druck Schläge angedroht; das ist gerade mal 20 Jahre her. Aus Eifersucht um eine Frau. Vollkommen unberechtigt, wie ich damals eigentlich auch schon wusste. Doch die Belastung auf meinem abgesoffenen Arbeitsplatz im Sozialamt, auch durch unbesetzte Planstellen, trieb mich in die verrückte Vorstellung, mein Freund würde mir die Frau "wegschnappen", in die ich mich damals unglücklich verliebt hatte.
Ich hatte mich dermaßen in diese falsche Vorstellung verrannt, dass ich zwei Wochen lang jeden Abend mindestens einmal "the big Lebowski" angeschaut hatte und dazu neben den selbstgedrehten "Raketen" noch jede Menge White Russian soff. Ich wurde von Tag zu Tag aggressiver; erst als ich in der Kneipe abrastete und mich durch die Bedrohung meines Freundes zum Vollhorst machte, wachte ich langsam auf.
Auf dem Weg nach Hause wurde mir da endlich bewusst, wie bescheuert mein Verhalten und meine Sicht der Geschehnisse gewesen waren. Dass ich in der Zeit auch auf der Arbeit dank der Mischung aus Raketen und White Russian übermäßig aggressiv mit meinen Kollegen und vor allem Hilfeempfängern (heißen heutzutage Kunden) umging, erschreckte mich um so mehr.
Schlagartig war mir eins klar geworden: So konnte es nicht weitergehen. Wenn ich so weiter machen würde, könnte ich nicht nur mir bis heute wichtige Freundschaften verlieren, sondern auch meinen Job. Da stand ich wohl auch schon auf der Abschussliste - bildete ich mir typischerweise ein. Anyway - jetzt wisst Ihr alle, warum ich damals mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern aufgehört hatte.
Dies habe ich bis heute nicht bereut. Das war wohl eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Das ist aber auch der Unterschied zu meiner Sestra Sunny. Ich habe damals eben noch gemerkt, was ich anderen Menschen antue und die notwendigen Konsequenzen aus meinem Fehlverhalten gezogen.
Nach vielen Entschuldigungen - die mein Freund gar nicht hören wollte - hatte ich erkannt, dass ich emotionell viel zu instabil in Krisensituationen gewesen war und habe seitdem (hoffentlich) die Gefahr des Auftretens derartiger Neurosen gebannt oder zumindest gemindert. Sicherlich gab es seitdem einige kleinere Rückschläge, die ich aber eingedenk der schrägen zwei Wochen am Anfang dieses Jahrtausends meistern konnte. The Big Lebowski ist immer noch mein Lieblingsfilm, den ich allerdings seit jener Zeit nur ein einziges Mal angesehen hatte. Mit meiner Löwin; und die schlummerte dann auch noch sanft während des Films weg.
Sunny und selbst Berta tragen ebenfalls solche emotionellen "Krücken" mit sich herum. Bei Sunny äußerte sich dies in der Vergangenheit ebenfalls mit verstärkter Aggressivität wie bei mir. Doch sie ist leider nicht in der Lage, ihr Dilemma mit Emotionen in Krisensituationen zu erkennen und bekommt es bis heute nicht hin, eigenes Fehlverhalten zu erkennen und dieses abzustellen.
Sie hatte mir während der zahlreichen Telefonate nach Mutters Tod mal erklärt, dass sie sich immer entschuldigt hätte und es nicht mehr einsehen würde, dass zu tun. Da kann ich ihr nur zustimmen. Jetzt möchte ich sicher keine Entschuldigungen von ihr hören. Ich möchte lieber gar nichts von ihr hören.
Mutter war genau so. Tür zu und vergessen - das mach ich auch so. Bloß keinen Fehler zugeben - da haben wir Sunny vor Augen. Gib lieber nach und widersprich nicht - da wären wir bei Berta.
Berta repräsentiert eine andere Seite unserer Mutter, die aber auch typisch für unseren Vater war. Als da wäre: Bloß keinen Stress; lieber draufzahlen, vor allen Dingen nicht auffallen. Das ist wohl auch mein Style, insofern bin ich da eine Mischung aus Berta und Sunny. Und wo ich durch diese Widersprüchlichkeit für meine Umwelt häufig schwer zu verstehen bin, kann das zwischen meinen Sestras schon gar nicht klappen.
Als Geschwister, deren Zusammenhalt durch ihr Elternhaus in keinster Weise gefördert worden war, weil Offenheit auch nicht vorgelebt wurde, hätten wir uns nur zusammenraufen können, wenn wir uns VOR dem Tod von Mutter, besser noch vor dem Tod unseres Vaters, zusammengefunden hätten und einfach mal aus der Kindheit geplaudert hätten.
Kurz vor Walters Tod hatten wir mal einen solchen Moment, aber da hatten wir nicht drauf aufgebaut. Jeder von uns hat sich in seinem Leben bequem eingerichtet. Mit Berta bin ich in den letzten Jahren wieder zusammen gekommen. Hieran war meine Löwin nicht unbeteiligt, was mir wieder mal zeigt, welch ein Glück ich durch diese Frau erfahren durfte und hoffentlich noch lange darf.
Sunny war leider in den letzten 15 Jahren nicht in der Lage gewesen, auf den Zug aufzuspringen. Wo Berta sich um den Aufbau der Familienidylle kräftig bemühte, obsiegte bei Sunny Neid und Misstrauen. Es handelte sich um die Angst, als Außenseiter oder etwas Ähnliches dazustehen. Diese Neurose wuchs dann unter der emotionellen Belastung zu einer Psychose heran, die mich und auch Berta dann aus der Bahn warf.
Das war vielleicht der 23. Versuch der Beschreibung, was in Zusammenhang mit uns bei Mutters Tod und dem anschließenden Hickhack passiert war. Ich könnte wohl noch jahrelang darüber sinnieren, was da eigentlich vorgefallen war. Auch dies wäre typisch für meine Familie.
Doch ich lasse das mal und beende diese Story an dieser Stelle.
Wie werden Berta, Sunny und ich uns in 5 - oder in 10 - Jahren gegenüberstehen? Lesen Sie mehr, wenn das nächste Bier....
Schluss.
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Kurze Zeit später fuhr ich auf der westlichen Seite des Flusses in Richtung Ölper See. Dort wäre ich wieder fast falsch herum gefahren, doch ich kehrte kurz entschlossen um und fuhr dann an der östlichen Seite vorbei in der richtigen Richtung. Und Voila! - fuhr ich in den Schwarzen Berg hinein, dort rechts herunter und hatte bereits kurze Zeit später den Rewe-Markt vor meinen Augen.
Die große Tasche hatte ich extra mitgenommen. Denn dort hatte ich nicht nur mein Buch verstaut, nein, da sollte auch die eine Dose Bier hinein, die ich jetzt gleich kaufen würde. Und so geschah es. Eine Dose Wolters, kalt, aus dem Kühlschrank bei Rewe.
Hinter den Mietskasernen des schwarzen Berges und den Eisenbahnschienen, die es zu überqueren galt, befindet sich ein kleines Waldstück. Dort würde ich doch wohl noch eine Bank finden, auf der ich mein Bier trinken und das Buch lesen könnte. Beschwingt machte ich mich auf den Weg und fand auch eine Lücke zwischen den Mietskasernen, um zu dem Waldstück zu gelangen.
Leider traf ich hier auf das nächste Hindernis: Zu dem Weg, der parallel vor den Bahnschienen verläuft, kam ich gar nicht hin. Denn der Durchgang dorthin war vollständig abgezäunt. Missmutig musste ich klein beigeben und umdrehen. Dies bedeutete wieder einen kleinen Umweg, denn ich musste noch zwei Blocks weiter fahren, um endlich den Durchbruch zu diesem Weg erwischen zu können. Jetzt aber schnell, ehe das Bier warm wird.
Den Weg hinunter, links über die Eisenbahnschienen hinweg fahren, dann in das Waldstück hinein... Mist! Hier gab es keine Bank. Auch an der Sportanlage - dort steht im Sommer immer eine Bank! - hatte ich keine Sitzmöglichkeit entdecken können. Kurzzeitig beschlichen mich ängstliche Gefühle, denn ich hatte Angst, dass ich warmes Bier trinken müsste. So fuhr ich bis zur Schmalbachstraße durch, um mich dann hinter einer VW Halle bis zur Hansestraße durchzuschlängeln.
Nicht einmal auf dem abgerockten Parkplatz hinter der VW Halle - wir reden hier von einem guten Platz zum Biertrinken - war ein niedriger Zaun oder ein Begrenzungsstein zum Abhängen vorhanden. Da ich an der Straßenbahnhaltestelle der Hansestraße auch nicht nach Wenden hinein kam, ahnte ich schon, worauf das Ganze hinauslief. Der Umsteigebahnhof für Busse und Straßenbahnen vor der Lincoln-Siedlung war nun das Ziel meiner Träume.
Dort endlich fand ich einen stählernen Gittersitz, auf dem ich rasten konnte. Ich setze mich mit dem Rücken zur Straße, packte Dose und Buch raus. Das Wolters war noch kalt und leicht angeschüttelt, so dass etwas Schaum heraus trat. Endlich wurde es gemütlich. Während Busse und Straßenbahnen vor meiner Nase vorbei fuhren, nuckelte ich genüsslich am Wolters und genoss das wunderschöne Wetter.
Im Buch schaffte ich ein längeres Kapitel, bis das Wolters alle war. Derart entspannt konnte die Reise jetzt weitergehen. Ich nahm die Brücke über die Autobahn in Angriff, um nach Wenden zu gelangen. Überrascht bemerkte ich am Anfang der Steigung auf der linken Seite eine Abfahrtsmöglichkeit. Weiter unten befand sich eine Wendeschleife der Straßenbahn und dahinter ein Industriegebiet. Sollte ich hier nach Wenden gelangen können? Das galt es auszuprobieren.
Leider musste ich die betrübliche Erfahrung machen, dass ich durch dieses mir unbekannte Gelände nicht nach Wenden gelangen konnte. Erst zu Hause - bei Google Maps - fand ich die Verbindung nach Wenden. Inge-Kükelhan-weg, das muss ich mir merken. Beim nächsten Mal werde ich das austesten.
So blieb mir jetzt nur noch der Weg über die Benzstraße zur Hansestraße zurück, um nach Walle zu gelangen. Die Shell-Tankstelle in Hülperode würde mein nächstes Ziel sein, um noch ein Bier zu erstehen, auf dass ich noch eine kleine Pause einlegen könnte. Den Weg zurück von Walle aus kenne ich ja bereits von diversen Besuchen der Märkte in Groß Schwülper. Gern besuchte ich dort meine Löwin, die dort dreimal im Jahr für den örtlichen Angelverein den Fischbrötchenverkauf ankurbelte. Das war allerdings vor der Corona Zeit.
Nachdem ich die Benzstraße hinter mir gelassen hatte, erlebte ich auf der Hansestraße das volle Programm. Der übliche Autoverkehr begleitete mich in Richtung Walle. Es macht halt keinen Spaß, direkt neben so viel Autos Fahrrad zu fahren. Eine kurze Steigung über die Autobahn, dann rollte ich auch schon schnurstracks in Richtung Walle.
Ich freute mich, so früh in diesem Jahr schon gut unterwegs zu sein. Und je näher ich der Shell-Tankstelle kam, desto fröhlicher wurde ich. Auch dort kaufte ich eine kalte Dose Wolters und machte mich sofort wieder auf den Weg. Vorbei am Spargelverkäufer am Gut Steinhof ließ ich die Alba Müllkippe rechts liegen. Kurz darauf überquerte ich den Mittellandkanal - kein Problem - und erreichte Watenbüttel.
Auf der ganzen Strecke fand ich wiederum keine Sitzgelegenheit, aber inzwischen wusste ich ja, dass das Bier nicht allzu warm werden würde. An der PTB vorbei, hinein ins Kanzlerfeld, Richtung Sportplatz Lehndorf. Bereits in Watenbüttel war mir klar, dass mein Ziel nur der Blitzeichenweg sein konnte. Dort hatte ich einen Monat zuvor mit Hotte noch ein Päuschen eingelegt, nachdem wir die Tour nach Wendeburg hinter uns gebracht hatten. |
2. Stop Blitzeichenweg |
Auf einem großen Stein setze ich mich nieder, griff mein Buch und machte die Dose auf. Während ich das Bier schlürfen, blickte ich auf die Wiese vor mir. Dort hatten wir vor über 30 Jahren Fußball gespielt. Was waren das für schöne Nachmittage mit Pocke, Ulli, Kroll, Tesla und Wolfgang gewesen.
Nachdem ich ein Kapitel in meinem Buch gelesen hatte, war noch etwas Bier übrig. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den letzten Tropfen nicht mehr ausgetrunken, sondern ihn einfach stumpf weggeschüttet habe. Egal. Ich packte meine Sachen wieder zusammen und begab mich auf den kurzen Weg nach Hause. Dort angekommen, checkte ich als erstes die Streckenlänge und speicherte sie in meiner Zeopoxa-App.
Für diese erste Tour in Sachen "guterPlatzzumBiertrinken" sind 27 km doch gar nicht so schlecht. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass ich am frühen Morgen ja bereits 11 km zum Bahnhof und zurück gefahren war. Harxbüttel habe ich leider nicht besuchen können, aber irgendwann wird das schon noch klappen. Auf die nächste Tour freue ich mich jedenfalls jetzt schon.
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Als ich vor bald 10 Jahren mit diesem Blog begann, hatte ich mir grob einige Unterkategorien überlegt. Die Sparten Hartmudo, Contramann, Udorallala und Rock n Roll waren ja von Anfang an mit dabei. Die Sparten H Lecter (Mai 2012) und Spezial (April 2013) kamen dann ja nach kurzer Zeit hinzu. Seitdem habe ich daran nichts verändert.
Natürlich bleiben diese Rubriken bestehen, auch wenn Udorallala in den letzten Jahren etwas zu kurz kam. Aber in all den Jahren meines Blogs geisterte noch eine imaginäre Rubrik durch meinen Kopf, welche ich gPzS (guter Platz zum Saufen) nennen wollte. Tatsächlich kam mir die Idee dazu schon relativ zu Beginn meines Blogs.
Da wollte ich einfach nur Fotos mit jeweils einer kurzen Beschreibung ins Netz stellen, um die Seite etwas bunter zu gestalten. Denn des Öfteren, wenn ich unterwegs war und mir einige Orte vergegenwärtigte, dachte ich: Das ist ein guter Platz zum Saufen! Egal ob es sich bei den Orten um eine mäßig ausgeleuchtete Unterführung, eine Bank am Rande eines unasphaltierten Weges zum Spazierengehen oder um die Graswiese innerhalb eines Autobahnkreuzes handelte.
Dort, genau dort, sah ich meine Mitstreiter der BiRe sitzen und das eine oder andere Bier zischen. Der Ausdruck „Guter Platz zum Saufen“ stammt wohl ursprünglich von Pocke oder Urmel, vielleicht aber auch von Kroll, daher meine Assoziation mit der Gang. Jahrelang sah ich überall solche „Plätze“, ohne die Idee aber umzusetzen.Jetzt ist es aber so weit. Und dank geänderter Einstellung zum „Saufen“ im Allgemeinen nenne ich das Ganze guterPlatzzumBiertrinken. Ein, zwei Bierchen an einem solchen Ort reichen - dann zieht es mich weiter. Mit dem Rad natürlich, welches ich in diesen Coronazeiten verstärkt zur Vermeidung einer zunehmenden Bewegungsarmut dank Home Office benutze.
Gerade mit Hotte habe ich bereits im letzten Sommer einige Fahrradtouren unternommen, bloß um in den Pausen ein Bierchen zu zischen. Und in diesem Jahr sind wir seit März dabei, einige Kilometer abzureißen und zwischendurch eine kalte Dose Wolters aus dem Supermarkt oder einer Tankstelle zu naschen.
Da saßen wir am Tag vor meinem Geburtstag schön in der Nachmittagssonne am Mittellandkanal oder auch nahe dem Horstbleek. Einen Monat später saßen wir im Geitelder Forst und neben dem Ganderhals. Wiederum zwei Tage später fuhr ich alleine los; jetzt endlich reifte in mir die Idee zu dieser neuen Rubrik. Wie lange ich dies tatsächlich durchhalte und mit was für Inhalten ich diese Rubrik zu füllen vermag, weiß ich aktuell nicht abzuschätzen. Dennoch: Ich hab Lust aufs Radfahren, in Pausen zu lesen mit einer Dose Wolters und das hier ins Netz zu stellen. Vielleicht noch Erdnüsse dazu? Doch jetzt los....
An diesem 28. April fuhr ich morgens kurz nach 5 mit dem Rad zum Bahnhof, da ich an diesem Mittwoch wieder einen Bürotag hatte. Kalt war es an diesem Morgen, als ich am Bahnhof ankam und in höchster Eile den Bahnsteig stürmte. Mit einer FFP2 Maske, die seit der Woche in Bussen und Bahnen dank der 100er Inzidenz bundesweit automatisch vorgeschrieben war.
Nach der Durchsage „Der Regionalexpress 48 aus Salzgitter-Lebenstedt kommt heute 5 Minuten später. Grund dafür ist eine Verspätung im Zugablauf“ ahnte ich es bereits. Und tatsächlich: Nicht nur dieser, sondern auch der folgende Zug fiel ersatzlos aus. Da auch für den Zug nach Salzgitter Bad bereits eine runde halbe Stunde Verspätung angesagt worden war, gab ich diesen Bürotag dran und meldete einen Tag Urlaub an. |
1. Stop Lincolnsiedlung |
Freudestrahlend fuhr ich nach Hause. So ein unverhoffter Urlaubstag kommt ja immer gut. Zu Hause angekommen, frühstückte ich erst einmal mit meiner Löwin. Danach dümpelte ich die ganze Zeit irgendwie herum, ehe ich mich um die Mittagszeit herum dazu entschloss, aufs Rad zu steigen. Eine längere Tour wollte ich fahren, bloß wohin?
Da erinnerte ich mich an diese unsägliche Tour Ende März, bei der mein Fahrrad kaputt ging. Da wollte ich nach Harxbüttel fahren; Das würde nun mein Ziel sein. Voller Elan radelte ich los. Gerade mal zwei Tage zuvor hatte ich mit Hotte eine schöne Tour unternommen. Wir fuhren durch den Geitelder Forst nach Broitzem, kaufen bei Pahlke etwas geräucherten Fisch ein und beendeten unsere Runde schließlich in der Kälberwiese. Zwischendurch hatten wir zwei sehr schöne Bierpausen eingelegt, wie oben bereits angedeutet.
Bereits nach dem ersten paar hundert Meter hatte ich mich dazu entschlossen, auf dieser Solotour ebenfalls Bierpausen einzulegen und das Ganze darüber hinaus auch noch so dokumentieren. Da sind wir nun beim "Guter Platz zum Biertrinken".
Bei wunderschönem Wetter fuhr ich alsbald das Ringgleis entlang. Es waren so um die 15 Grad, so dass ich mit offener Jacke fahren konnte. Ich wollte wieder über den Schwarzen Berg und Wenden, dann Thune, nach Harxbüttel fahren. An der Uferstraße verließ ich das Ringgleis, um Richtung Ölper See zu fahren.
Kaum hatte ich vielleicht 200 Meter geschafft, da gab es auch schon ein unerwartetes Hindernis. Eine Baustelle! Der Weg war komplett gesperrt. Jetzt durfte ich umdrehen und hatte dadurch einen Umweg von vielleicht einem knappen Kilometer in Angriff nehmen müssen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass vorher nicht ein Hinweisschild daraufhin deutete, dass die Uferstraße weiter hinten komplett gesperrt ist.
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Eine liebenswerte Angewohnheit hatte Alf all die Jahre für sich verinnerlicht: Ab einer nicht näher zu bestimmenden Alkoholmenge wurde Alf rührselig und sprach in höchsten Tönen von seiner Ehefrau, die er trotz all der von mir beschriebenen Eskapaden über alles geliebt haben musste.
Es ist daher auch nicht weiter erstaunlich, dass mir nach all den Jahren (immerhin ein Vierteljahrhundert), die ich Alf bis zu seinem Tod kannte, hauptsächlich diese überaus große Liebe zu seiner Ehefrau einfällt, wenn ich an Alf außerhalb des Arbeitsumfeldes denke. Außer der Kirchenarbeit und das Musizieren auf der Orgel, wobei er seine Frau wohl kennengelernt hatte, gab es so gut wie nichts aus seinem Privatleben zu berichten.
Deshalb sprach Alf auch über nichts anderes als seine geliebte Ehefrau, als wir auf dieser Parkbank am Tankum See saßen, während Mike und der singende Slawe schon wieder auf dem Rückweg zu den Kollegen am Sandstrand waren, da sich ihre Biervorräte dem Ende neigten und sie noch Durst verspürten.
Zwischenzeitlich hatten sich auch Detzer und die rote Zora zu uns gesellt. Der freudig angenommene Obstler weckte bei Alf ungeahnte Kräfte. Als ob er sich nüchtern gesoffen hätte!
Flugs sprang er auf und holte das Messer raus. Nein, nicht um uns abzustechen, sondern um etwas in den Baum neben unserer Sitzbank zu ritzen. Schnell hatte Alf ein Herz in die Rinde gefräst und schrieb dann noch die Namen von seiner Frau und ihm hinein. Das er ein Charmeur vor dem Herrn war, wusste ich ja bereits. Doch seine romantische Ader war mir bis zu diesem Zeitpunkt verborgen geblieben.
An dieser Stelle muss ich jetzt einen Zeitsprung einfügen. Ca. Zehn bis Elf Jahre später bin ich mit meiner Löwin und Marie, meiner damals noch lebenden Schwiegermutter, am Tankum See Spazieren gegangen. Den Betriebsausflug hatte ich da längst vergessen gehabt.
Aber wie der Zufall es so will... Auch wir gingen an den Bäumen am Ufer des Sees vorbei. Als ich das Herz, welches Alf Jahre vorher eingeritzt hatte, sah, musste ich lächeln. All die Jahre hatte das „Kunstwerk“ von Alf überdauert. Wahrscheinlich ist es noch heute dort zu bewundern.
Alf hatte ja schon immer einen Riecher für große Szenen. gehabt. Detzer und ich führten den mittlerweile nicht mehr ganz so standsicheren Alf zu unseren Kollegen zurück. Die rote Zora war hier keine Hilfe; Wenigstens konnte sie noch alleine laufen. Der Jelinek war da natürlich von uns schon ad Acta gelegt worden.
Als wir dann endlich wieder bei unserer Betriebsfeier am Strand des Tankum Sees angekommen waren, konnten wir unschwer erkennen, dass hier bereits der gemütliche Teil dieser Veranstaltung begonnen hatte. Unter einem wolkenfreien Himmel saßen all die Kolleginnen, die ansonsten wohl eher selten zu Strandparties eingeladen wurden, entspannt im Sand und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
Die Damen waren der Jahreszeit entsprechend sommerlich bekleidet und cremten sich Arme und Beine ein. Die Herren der Schöpfung trugen selbstverständlich ihr langes Beinkleid und hatten einen Sonnenschutz nicht nötig. Die 90er waren ja noch so was von 80er, meine lieben Kinder. Außerdem war dies ein Behördenausflug.
Doch jetzt kam Alf. Irgendwie schien er die zweite Luft bekommen zu haben. Wo er sonst an Ort und Stelle eingeschlafen wäre, zeigte er sich unvermutet quicklebendig, ja er wirkte beinahe nüchtern. Natürlich nur für jemanden, der ihn nicht näher kannte. Was nun folgte, dürfte für viele der anwesenden Kolleginnen ein Kulturschock gewesen sein, sofern sie in einem anständigen Haushalt aufgewachsen waren.
Laut juchzend wie ein kleines Kind fing Alf an, wie wild herumzuzappeln. Als ob ihn jemand eine Spritze mit Speed gesetzt hätte, zeigte Alf sich extrem hyperaktiv. Die Sonne hatte es ihm angeblich angetan. Und so fing er an, sich flugs seines Hemds und der langen Hose zu entledigen.
Natürlich hatte er das Ganze mit den Schuhen angefangen. Und er hörte nicht auf. Das Unterhemd und Socken waren ihm auch noch hinderlich, so dass er kurz darauf nur noch mit seiner weißen Baumhüter Doppelfeinripp mit Eingriff Unterhose bekleidet war. Da stand er und freute sich wie ein König. Er wird doch nicht....
https://www.jungewelt.de/artikel/400840.gr%C3%BCne-kanzlerkandidatin-gr%C3%BCne-zu-allem-bereit.html
Zuerst etwas Aktuelles. Ich habe dies am Tag nach der Inthronisierung Annalena Baerbocks als Kanzlerkandidatin der Grünen aus dem Netz gefischt. Über ihre Aufstellung zeigten sich die Leitmedien von Bild bis TAZ einmütig begeistert. Nicht einmal Günther Jauch hätte so eine starke Resonanz erzielen können.
Frau Baerbock ist so nebenbei eine der „Young Global Leaders“ des Weltwirtschaftsforums, genau wie übrigens Jens Spahn. Allein das reicht mir schon. Der Artikel beschreibt darüber hinaus noch ihr „uneigennütziges“ Eintreten für dir richtige Sache.
Und das beinhaltet Russland- und Chinabashing als Unterstützung unserer US-amerikanischen Freund*innen. „Wehrhaft“ sollen die westlichen Demokratien sein, Nordstream 2 ist natürlich abzulehnen. Bitte immer daran denken: Es war ein grüner Außenminister, der als Erster wieder deutsche Soldaten in einen Kampfeinsatz (Kosovo) schickte.
https://www.ossietzky.net/artikel/corona-wann-wird-man-je-verstehn/#
Hier mal ein nachdenkenswerter Artikel aus dem Ossietzky aus dem März. Hier taucht auch das bekannte Argument „mit“ statt „an“ Corona gestorben auf. Ein Verweis auf einen Artikel in der Zeit macht das Ganze seriöser. Aber ich möchte nicht weiter auf den Artikel eingehen. Wer mag, lies ihn sich selbst durch.
Letztendlich mag man mit der Argumentation übereinstimmen oder diese ablehnen. Ist völlig egal, da wir alle eine Impfung eh mitmachen werden, um nicht vom sozialen Leben abgehängt zu werden. Da fühlt man sich regelrecht hilflos der „Staatsmacht“ ausgesetzt.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/jens-spahn-soll-teures-maskenprogramm-gegen-rat-seines-ministeriums-durchgesetzt-haben-a-6780a49a-0c25-459f-9414-bfd9a07bdc08?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
So traurig wie es ist: Der Bundesgesundheitsminister hat den Apothekern ein unverhofftes Zusatzeinkommen beschert. Sechs Euro pro Maske bei einem maximalen Einkaufswert von 1,50€. Von dieser Gewinnmarge träumen selbst die härtesten Investmentbanker. Und wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, dass einige (zumeist CDU/CSU) Abgeordnete da noch Firmen zu „marktüblichen“ Vermittlungsgebühren bei den Deals geholfen haben, kann man nicht mehr nur an einen schlechten Scherz glauben.
Oder abgewandelt: Die Demokratie frisst ihre Kinder. Für Contramann kann das eigentlich nur die Schildmaid Annalena als Kanzlerin toppen. Lieber Herrgott, erbarme Dich unserer armen Seelen.
https://go.squidapp.co/n/dhg0PWK
Das die Biontec Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci im März vom Grüßaugust Steinmeier das Bundesverdienstkreuz verliehen bekamen, kommt nicht wirklich überraschend. Verdient haben sie es sicherlich, denn für einen Nobelpreis wird es wohl nicht reichen. Schließlich waren andere (z.B. Sputnik) schneller.
Dennoch liegt mir der alte Spruch im Sinn: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/nach-bundestagswahl-laschet-will-rentenreform-ueber-parteigrenzen-hinweg/27065602.html
„Wir haben immer gesagt, wir brauchen eine längere Lebensarbeitszeit, wenn wir alle älter werden“, sagte Laschet. „Die Einführung der Rente mit 67 war eine richtige Entscheidung.“ Rentenpolitik brauche „Vertrauen über wechselnde Regierungszeiten hinweg“
Mit diesem Ansatz strebt der lasche Armin eine parteiübergreifende Rentenreform nach der Bundestagswahl an. Schäbig, einfach nur schäbig nenne ich das. Warum verbreitet dieser angeblich gläubige Christ solche Nebelkerzen? Bloß weil die Menschen (theoretisch) länger arbeiten, heißt das nicht, das die Rente dann auch reicht, um eben nicht zum Sozialamt rennen zu müssen, um hinterher genauso viel bzw. wenig Geld zur Verfügung zu haben als der Hartz IV Profi, der in seinem Leben keine 2 Jahre Berufstätigkeit zusammenbekommen hat und statt zu arbeiten stundenlang saufend vor dem Kiosk abhing.
Aber genug der Klischees. Die von der SPD/Grünen Regierung ins Laufen gebrachte Riesterrente hat sich mittlerweile als Rohrkrepierer erwiesen. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Rendite aufgrund der Entwicklungen am Finanzmarkt geringer als die in der gesetzlichen Rente, die zugunsten der privaten Riesterrente gekürzt wurde.
Die einzige Frage, um die es geht, ist: Wie finanziert man eine Mindestrente, die ein Leben ohne Sozialamt ermöglicht?
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Durchbruch bei der Kernfusion? Neue Technologie könnte all unsere Energieprobleme lösen. Bitte entwickelt dies schnell zur Marktreife, damit wir auf Schildmaid Annalena verzichten können. Zur Not sollte man die Biontec Gründer mit einbeziehen - die können ja alles. Und Karl Lauterbach erklärt uns Doofies dann die Zusammenhänge.
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Damals (wie heute) flüchteten sich die Menschen in ein politikbefreites Privatleben. Angesichts der Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der Staatsgewalt erscheint mir dies mittlerweile als ein gut gangbarer Weg, um möglichst unbeschadet aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen. Denn selbst wenn sich meine heutige Opposition später als richtig herausstellen sollte, wird dies dann keinen interessieren. Die gescheiterte Aufarbeitung der NS Ära sowohl in der BRD als auch in der DDR sollten hier als Beleg genug sein.
„Man will ja keine Schwierigkeiten bekommen“ - wie sehr hatte ich diesen Satz einer meiner Kolleginnen anfangs des Jahrtausends ins Lächerliche gezogen. Und das vollkommen zu Recht, hatte ich doch bereits Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts Demonstrationen gegen die Lagerung von Atomwaffen in der BRD besucht.
Zu der Zeit hatte ich mich auch im Sozialhilfeverein engagiert und aktiv mit dafür gesorgt, dass die Besetzer der Böcklerstraße vom Sozialamt Mietkosten anerkannt bekommen hatten. Daneben organisierte ich ein Frühstück für SH-Empfänger und arbeitete an einem Zeitungsprojekt mit, welches zugegebenermaßen erfolglos war.
Ich kann mich auch noch gut an die Anti-Hartz IV Demos erinnern, wo die Betroffenen nicht mitmarschiert waren. Nur solche Dussel wie meine Löwin und ich. Das Engagement für die ÖDP wie auch die Leitung eines Gesprächskreises der Nachdenkseiten lief genauso ins Leere. Die Leute, die es betraf, waren einfach zu schlaff oder aber es wirkten Leute mit, die nicht wirklich zu einer kooperativen Zusammenarbeit fähig waren. Letzteres betrifft den Gesprächskreis.
All das hatte ich in der Vergangenheit bereits ausführlicher beschrieben. Zusammenfassend blieb bei mir die bittere Erkenntnis, dass ein politisches Engagement ein langer und zäher Prozess ist, den ich offenbar nicht durchgehalten habe oder aber falsch angegangen bin. Gerade auf der Arbeit machte ich zusätzlich noch die Erfahrung, dass ich mit meiner Meinung alleine dastand. Dort galt ich dann als „der grüne Kollege.“
Was für ein Witz, wenn ich da an die heutigen Grünen denke. Egal ob Finanzkrise 2008, Flüchtlingskrise 2015/16 oder jetzt Corona - wie bereits erwähnte hatte ich selbst im engeren Freundeskreis oder der Familie erregte Diskussionen geführt, bei denen ich mich immer weiter hineingesteigert hatte. Dies diente leider eher zur Belustigung meiner Diskussionspartner, die häufig emotional eher zurückhaltend agierten und sich allein deshalb im Recht wähnten, während ich mich ihrer Meinung nach ins Abseits begab.
Und jetzt in der Coronapandemie bin ich an dem Punkt angekommen, wo es reicht. Ein konkretes Engagement ist hier wohl eher nicht machbar. Eine Mitarbeit in Gruppen, die gegen die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus agieren, ist nicht drin. Mittlerweile bin auch ich bereit, mich impfen zu lassen, um nicht ausgegrenzt zu werden. Da bin ich wieder bei dem Verhalten unserer Elterngeneration während der Nazi-Herrschaft oder in der DDR.
Vor allen Dingen will ich auch nicht mehr den Märtyrer für Andere spielen, insbesondere auf der Arbeit. Nicht der sein, der seine Meinung äußert und dann im Zweifelsfall als Nörgler und Quertreiber hingestellt wird, während sich die Kollegas bedeckt halten, um ja nicht in die Schusslinie zu geraten.
Da habe ich in der Vergangenheit schon genug zur Unterhaltung meiner Kollegen beigetragen, das können jetzt mal die Jüngeren übernehmen. Vorgenommen hatte ich mir das schon des Öfteren,. Immer dann, wenn ich mal wieder gemerkt hatte, dass ich über das Ziel hinausgeschossen war. Wenn mich etwas prickt, dann lasse ich mich leider viel zu leicht zu emotionellen Reaktionen hinreißen. Oh, die Zurückhaltung wird mir sehr schwer fallen.
Doch es kann nicht so schwer sein, andere Meinungen auszuhalten und einfach mal nur zuzuhören. Ist es ja auch nicht, bloß.... an irgendeinem Punkt - in der Regel wenn ich die andere Meinung für absolut falsch halte - fahre ich dann aus der Haut. Mein Nervenkostüm ist eher dünn und nicht für den Winter geeignet.
Nun denn, dann nehme ich mir ab jetzt halt vor, mir andere Meinungen ruhig anzuhören. Für den Fall, dass ich es nicht mehr schaffe, die Ruhe zu bewahren, muss ich es schaffen, das Thema zu wechseln. Oder halt zu gehen, falls mein Gesprächspartner mich festzunageln versucht, eben weil er auch nicht ruhig bleiben kann.
Jetzt - gegen Ende April - kann ich sagen, dass dies eine gute Vorgehensweise ist. Fast alle in meiner Umgebung hatten schon vor mir eine eher sachliche statt emotionelle Betrachtung der Corona Maßnahmen beherzigt. Da ich meine zeitweise Unbeherrschtheit immer öfter zügeln konnte, verliefen sämtliche Gespräche über Corona friedlich. Übrigens auch kürzer, falls es bei den diversen Unterhaltungen überhaupt noch mal zur Sprache kam.
Schließlich reicht es ja hin, wenn ich mein Gift über diesen Blog verspritze. Contramann wird sich schwerlich beruhigen lassen. Und wer bin ich, dass ich Contramann zügeln könnte?