Mittwoch, 31. Dezember 2014

Contramann: Pegida 1/2

Die neuen Montagsdemonstrationen in Dresden, die Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), liegen Contramann schwer im Magen. Denn Neonazis und deren „Demonstrationen“ kann ich überhaupt nicht leiden. Und um solche demokratiefeindlichen Aktionen handelt es sich hierbei zweifelsfrei, wenn ich nach den vorherrschenden Medien gehe. Selbst die TAZ oder auch die Nachdenkseiten sehen das so, letztere zugegebenermaßen mit der Einschränkung, dass sich hier, also bei Pegida, Frust und Ärger über die Politik und Medien im Allgemeinen Luft schafft.
Alles, was ich an laufenden Bildern und Reden im Netz oder auch TV sehen kann, also ohne Kommentare eines Reporters, lässt mich jedoch am Bild des klassischen Neonazis zweifeln. Da wird sogar ausdrücklich das Recht auf Asyl beschworen. Eine Ausländerfeindlichkeit will man tunlichst vermeiden. Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen ist auch in Ordnung; Nur sollen sie „hinterher“ auch wieder zurück.
Das ist ja auch irgendwie selbstverständlich, denke ich. Deutschland sollte sich seiner historischen Verantwortung bewusst sein und Flüchtlinge aufnehmen. Diese wiederum wollen dann hinterher wieder in ihr Heimatland zurück, um es dort wieder aufzubauen nach einem Bürgerkrieg. Auch wenn es 5 Jahre dauert, egal. So geschehen nach dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien.
Hartmudo hatte seinerzeit – Anfang/Mitte der 90er Jahre – als Sachbearbeiter im Sozialamt mit bosnischen Flüchtlingen zu tun. Diese wurden von Deutschland aufgenommen und sind hinterher, also Mitte/Ende der 90er, nach Bosnien-Herzegowina freudig zurückgekehrt, um dort ihre Heimat wieder aufzubauen. Sicher gab es da auch den Einen oder Anderen, der lieber in Deutschland blieb, aber das ist vernachlässigbar.
Weitaus die meisten wollten damals zurück. Und davon gehe ich jetzt bei den Syrern auch aus. Wie viele von den Pegida Demonstranten tatsächlich befürchten, dass „die alle hierbleiben“ und „dem Sozialstaat zur Last fallen“, lässt sich aufgrund von Mutmaßungen seitens der Medien wohl aber kaum bestimmen.
Trotzdem hauen die Medien stumpf drauf:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/anti-islam-demo-pegida-demonstranten-singen-stille-nacht-in-dresden-a-1010039.html
„Schwarz, Rot, Dumpf“ ist die Überschrift dieses Artikels. In Dresden waren es 17.500 Menschen, die wohl eine drohende Islamisierung Deutschlands befürchten und hier, auf einer ausländerfeindlichen Demo, auch noch Weihnachtslieder singen. Was sie eigentlich wollen, wissen die Medien auch nicht, da niemand von den Demonstranten mit den Medien reden will.
Das sollte den Medien eigentlich schon zu denken geben. „Lügenpresse, Lügenpresse“ skandieren sie. Das dies u.a. von der Berichterstattung der Medien über die Krise in der Ukraine herrührt, wird in den Leitmedien wie den großen TV Sendern oder auch Spiegel, FAZ oder Süddeutsche nicht oder auch kaum erwähnt. Lediglich Alternativmedien wie die Nachdenkseiten ziehen hier die richtigen Schlüsse, haben aber das Problem, dass an eine große Glocke zu hängen, da sie ansonsten Pegida vielleicht sogar gutheißen müssten.
Das wäre dann wirklich von den Leitmedien ein perfider Plan; So könnten in einem Abwasch noch Alternativmedien, die als einzige noch wirklich unabhängig und objektiv berichten, abgewatscht werden. In diese Falle tappen die Nachdenkseiten natürlich nicht. Dafür sind Müller, Lieb und Berger zu schlau.
An dieser Stelle, auch zum Jahresausklang 2014, möchte ich ein ganz dickes Dankeschön an die Macher der Nachdenkseiten und anderer, artverwandter Blogs wie „ad sinistram“ oder „Bild-Blog“, ja natürlich den „Spiegelfechter“ von Jens Berger auch, loswerden. Diese Blogs haben mittlerweile zu Recht eine zahlreiche Verbreitung gefunden und können deshalb nicht riskieren, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Mein kleines, schmieriges Blog hat da nicht dieses Problem, obwohl mir jegliches rassistisch motiviertes Gedankengut fremd ist.
Contramann muss an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass die Demonstranten der Pegida hier nicht wirklich unschuldig in die rechte Ecke gedrängt werden. Mögen für die meisten der „Wutbürger“ auch andere Themen wie einseitige Presse oder die eigene, als schlecht empfundene wirtschaftliche Situation im Vordergrund stehen, aber in Dresden geht es schon offen gegen einen befürchteten islamischen Terrorismus. Und da muss sich schon jeder einzelne Pegida Demonstrant fragen lassen, warum er sich vor den fremdenfeindlichen Karren spannen lässt, wenn es ihm doch nur um die Unzufriedenheit mit der Politik der letzten 25 Jahre geht.
Und ich glaube, das dies der hauptsächliche Beweggrund für gefühlte 99% der wöchentlich wachsenden Zahl an Demonstranten ist. Näher aufdröseln will ich das jetzt nicht; Der aufmerksame Leser meines Blogs oder eben der Alternativmedien kennt die Kritikpunkte an der vorherrschenden Politik besser als ein Salafist die Scharia.
Ein weiterer Vorwurf an die Demonstranten ist, das sie die Losung „wir sind das Volk“ benutzen. Vor ziemlich genau 25 Jahren skandierten dies bekanntlich die DDR Bürger bei ihren Demonstrationen. Berühmt wurde hier die andere sächsische Metropole, nämlich Leipzig. Damals ginge es ihnen um die Freiheit und damit würde der Begriff heuer missbraucht, da diese ausländerfeindliche Grundeinstellung der Pegida dem Freiheitsbegriff widerspricht.
Und hier irren sich alle wohlmeinenden „Gutmenschen“, wenn sie über diesen Missbrauch der Sprechchöre erzürnt sind. Das ausländerfeindliche Rhetorik den allgemeinen Freiheitsbegriff pervertiert, ist unbestritten. Aber um die „Freiheit“ im Sinne der Revolution von 1948, an den der verträumte Linksintellektuelle beim Einkauf im Bio Supermarkt denken mag, ging es 1989 eben nicht. Und wenn doch, dann haben die DDR-ler in den Jahren bitter erfahren müssen, das diese Freiheit im kapitalistischen System nur dann verwirklicht werden kann, wenn man Geld hat.
Denn ursprünglich wollten die Demonstranten von Leipzig ja hauptsächlich eine Reisefreiheit erreichen, d.h. auch mal in den Westen verreisen zu dürfen. Vom Umsturz des Regimes oder gar einen Anschluss an die BRD war während der Demos nie die Rede. Dieser Freiheitsbegriff und damit der Slogan „wir sind das Volk“ war ja eigentlich konsumorientiert und hatte nur am Rande wirklich etwas mit Politik zu tun.
Das derartige Konsumwünsche einen Systemwechsel erfordern würden, war den Demonstranten von Leipzig überhaupt nicht klar. Und als dieser für die Möglichkeit eines uneingeschränkten Konsums durch den Beitritt 1990 zur Bundesrepublik folgerichtig vollzogen wurde, da wachten die Menschen in der DDR so nach und nach auf.
So ein Urlaub kostet eine Menge Geld. Geld, dass viele eben nicht hatten. Weil sie auch ihre Arbeit irgendwann nicht mehr hatten. Ohne Moos nichts los, wie wir im „Westen“ immer sagten.

Freitag, 26. Dezember 2014

Hartmudo Spezial: Irland im Bus

3 (11)
Eine sinnige Maßnahme, wie ich finde, und durchaus nachahmenswert für deutsche Städte. Die könnten sich übrigens auch an der schönen Innenstadt der irischen Hauptstadt ein Beispiel nehmen. Wir vier waren uns jedenfalls einig, dass sich ein längerer Aufenthalt in Dublin lohnen würde. Eine Stunde ist einfach zu kurz.
Aber jetzt endlich rissen wir die Meilen auf der Autobahn runter. Dort gab es nicht viel zu sehen, was Klaus jedoch nicht daran hinderte, viel zu erzählen.Wir saßen dazu in den vordersten Reihen des Busses, damit die Mädels ihre Fotos machen konnten. Nach geraumer Zeit fuhren wir dann fürs Mittagessen ab ins „Racket Hall Country House Hotel“. Die hatten wahrscheinlich einen Deal mit Klaus – ist ja so üblich.
Für mich war das die Gelegenheit, meine Blase zu entleeren. Ich stürmte also als erster aus dem Bus und raste aufs Klo. Als ich kurze Zeit später fertig war, fand ich mich plötzlich ganz am Ende einer langen Schlange zum Essen wieder. Es war somit an der Zeit, mal wieder den „Bockigen“ zu markieren.
Dora, Herbert und meine Löwin standen bereits sehr weit vorne in der Schlange. Sie hatten nicht auf mich gewartet; Und weil es so eng war, dass ich mich nicht durchdrängen konnte, ohne die Leute anzusprechen (keinen Bock drauf, bockig halt), kam ich auch nicht zu meinen Leuten durch. Nicht mal an die Theke und dem Zapfhahn für einen Pint kam ich heran, da wollte ich natürlich gleich gar nichts mehr. So. Ich esse ja eh zu viel und so gut sah das Essen wirklich nicht aus. Ich war halt bockig.
Mein Dank geht eindeutig an Dora, die sich hinterher am Tisch doch „erbarmte“ und mir einen Pint von der Theke holte. Von meiner Löwin erhielt ich sogar noch etwas Blumenkohl und Karotten; Die schmeckten sogar ganz passabel. Über das Fleisch und die die Kartoffeln reden wir jetzt besser nicht. Beides hatte ich sogar probiert, aber gerade eben habe ich gut gegessen und ich möchte im Gedenken an das Fleisch und die Matschkartoffeln im „Racket Hall Country House Hotel“ nicht göbeln.
Als nächstes auf unserer Tour standen die „Cliffs of Moher“ an, ein erster Höhepunkt der Reise. Vor vier Jahren, auf der BiRe 2010, war ich davon auch schon begeistert gewesen. Und siehe da: Es regnete diesmal nicht. Wir fuhren auf den vorgelagerten Busparkplatz und gingen von dort aus in Richtung der Klippen. Da mir der ganze Ort noch gut in Erinnerung geblieben war, schlug ich freudestrahlend vor, dass wir uns zuerst auch das Museum anschauen könnten und nebenbei uns einen Kaffee ziehen könnten.
... und dieser Turm im Hintergrund...

Ziemlich barsch entgegnete Dora, dass sie schließlich da sei, um die Natur zu erleben und stakste sofort mit Herbert zielstrebig direkt auf die Klippen zu. Meine Löwin und ich gingen dessen ungeachtet zuerst einmal ins Visitors Center. Nicht ins Museum – Ich schnappte mir einen Kaffee und meine Löwin musste aufs Tö. Danach schaute sie sich schnell mal um; Erst dann nahmen wir die Klippen in Angriff. Wir gingen die Stufen an der lang gezogenen Mauer am Rande der Klippen auf der rechten Seite hoch in Richtung des frei stehenden Turmes.
Dieser kostete Geld – wie vor vier Jahren auch – und deshalb ging keiner von uns rauf. Ach ja, Dora und Herbert hatten wir zwischenzeitlich wiedergetroffen.Wir schafften noch ein paar Fotosessions und ließen uns den Wind um die Nase wehen – doch schon war es Zeit für den Rückweg nach unten. Herbert brauchte jetzt einen Kaffee, während Dora und meine Löwin die Klippen auf der linken Seite erkunden wollten.
Der beginnende Regen nahm uns die notwendige Entscheidung ab. Wir gingen Kaffee trinken. Nebenbei war meiner Löwin aufgefallen, das die rückwärtigen Wiesen als Kulisse in der Kerrygold Werbung verwendet werden. Und: Sie sehen wirklich so saftig grün aus wie in der Werbung, ist also mal kein Fake. Überhaupt ist es beeindruckend, was die Kraft der Wassermassen des Atlantiks mit der Felsenküste über Jahrtausende hinweg angestellt haben.
Postkartenmotiv, oder?

Im strömenden Regen gingen wir nach dem Kaffee zurück zum Bus. Dies war ein erster Höhepunkt der Reise. Meines Wissens gehören die „Cliffs of Moher“ zu den neuen sieben Weltwundern laut der UNO. Unterschlagen habe ich (an dieser Stelle nachgeschoben) die ersten „Steinwüsten“ anstatt eines Strandes irgendwo vor den „Cliffs“, aber wir waren dort auch nur kurz zum Pinkeln und Beine vertreten. Über den „Burren“ im County Clare wird später noch zu berichten sein.
Nach einem langen Tag im Bus erreichten wir endlich das Hydro Hotel in Lisdoonvarna. Hier waren zwei Übernachtungen eingeplant. Weniger als 800 Seelen leben hier, aber einmal im Jahr ist hier laut Klaus die Hölle los. Beim „Matchmaking Day“ im September boxt hier nicht nur der Papst, sondern es steppt auch der Bär! Tausende von Singles versuchen dann, auf dem größten Heiratsmarkt von Europa ihr Glück zu finden. Heute gibt es nur noch einen Matchmaker namens Willy Daly, dessen Handwerk es lediglich ist, Heiratswillige einander vorzustellen. Den Begriff Heiratsvermittler lehnt er jedoch ab.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Hartmudo Spezial: Irland im Bus

2 (11)
In der Eingangshalle des Flughafens trafen wir dann auf Cordula, unsere grauhaarige Reiseleiterin. Dachten wir erst mal, doch sie brachte uns nur zum Bus, der uns ins Hotel kutschierte; Nicht ohne uns einiges zu erklären. Die Zeit zum Abendessen unter anderem. Wir erreichten schließlich das Bewleys Hotel am Newlands Cross, am Rande von Dublin. Dort, wo sich große Straßen treffen und die Autobahn beginnt. 3 Sterne Landeskategorie, aber immerhin einen Aldi (!) gegenüber.
Das war auch unser erster Weg – zu Aldi, um Wasser, Bier, Käse, Nüsschen etc. zu kaufen. Abendessen hatten wir selbstverständlich nicht gebucht. Brauchten wir auch nicht, Brot und Käse aus dem Supermarkt reichen ja hin. Nach dem ersten Einkauf ruhten wir uns erst mal 2 Stündchen lang aus, um dann die Umgebung dieses „Suburbs“ zu erkunden. Im leichten Regen erreichten wir schließlich „The Laurels“, einem relativ großen Pub, der von außen eher unscheinbar, ja fast abrissreif aussieht.
Theke im Laurels

Ich bekam mein „Toasted Sandwich“, Herbert und Dora Fries und Vegetables aus der Sideorder Card, also Fritten und gekochte Karotten. Deepfried Mushrooms für meine Löwin und vor allem: Smithwicks für den Herbert und für mich. Laut unserem Reiseleiter ab dem Folgetag – mehr nachher – eigentlich das Bier, welches wir aus Deutschland als Kilkenny kennen und lieben. Stimmt so aber nicht. „Unser“ Kilkenny ist etwas heller. Meines Wissens auch von der Guinness Brauerei, aber Smithwicks ist ein eher „rotes“ Bier. Malzig wie Alt eben, schmeckt nur erheblich besser.
Derart gestärkt, gingen wir aufs Zimmer ins Hotel zurück und packten die Karten aus. Solo ist unser Spiel. Damit befeuern wir unsere Urlaubskasse und deshalb sind wir ja hier, oder? Etwas Carlsberg dazu und zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen startete ja unsere Rundreise per Bus.
Ein „Extension Cable“ musste ich noch extra von der Rezeption ordern, da die Dussel natürlich keine Stromdose am Nachttisch hatten und ich die Schlafmaske nur so anschließen konnte.
Donnerstag 16.10.
Ungewohntes Bett, unruhiger Schlaf. Das kennt man ja. Trotzdem waren wir alle aufgeregt und voller Erwartung, als wir zum Frühstück gingen. Eins noch: Die Dusche hatte – wie leider alle auf dieser Reise – keinen abnehmbaren Brauseschlauch und war damit starr. Meine Reinigungstechnik nach dem „Geschäft“ musste ich also umstellen. Mehr zu dieser Technik auf mündliche Anfrage.
Das Frühstück gabs in der Lobby. Das bedeutete kleine Bartischchen mit Sesseln, an denen man normalerweise nachmittags ein Gurkensandwich verzehrt.Oder anders ausgedrückt: Etwas eng. Ein kleines Tellerchen mit zwei Scheiben Käse und zwei Scheibchen Formschinken, dazu eine hzalbe Tomate sowie drei Minibrötchen nebst Butter und Marmelade. Keine scrambled eggs oder Sausages, erst recht kein black Pudding (Gott-sei-Dank!). Für Dora und Herbert, die bisher nicht in britischen Gewässern fischten, war dies etwas dürftig.
Spätestens hier zeichneten sich schon die ersten Missfallenstöne gegenüber dem Reiseveranstalter ab. Doch zuerst hieß es: Klamotten schnappen und ab in den Bus. Hier erfuhren wir zuallererst eins: Für die nächsten fünf Tage gehörten wir zur „Gruppe Klaus“. Bus Number 429.
Klaus entpup0pte sich als unser Reiseleiter und lebt seit 23 Jahren in Irland, hat eine Irin geheiratet, zwei Kinder, in Münster studiert und lebt im wunderschönen Galway. Ich sage Euch, er hatte uns alle im Griff. Sehr professionell und durch nichts aus der Ruhe zu bringen.
Fahrer des Busses 429 war Mr. Fortune. Fortune kam vor sieben Jahren aus Zimbabwe nach Irland und war immer freundlich lächelnd ansprechbar. Den Bus beherrschte er perfekt, das muss ich schon sagen. Denn die Straßen verengten sich im Laufe der Tour bis auf drei Meter! Trotzdem waren selbst entgegen kommende LKWs kein Problem.
Wir starteten aber unsere Tour, wenn wir schon mal da waren, mit einer Fahrt in die Innenstadt von Dublin. Dort hatten wir dann zum ersten Mal freien Auslauf. Keine Stadtführung durch den Reiseleiter, nein. Schließlich sind wir bei einem Billiganbieter, da liegt das natürlich nicht drin.
Dublin - wir saßen vorne

Über eine Stunde hatten wir somit Gelegenheit, die Fußgängerzone auf und ab zu latschen. Für eine Besichtigung der Guinness Brauerei blieb allerdings keine Zeit; Aber schön, das wir daran vorbeigefahren sind.
Etwas ziellos schlenderten wir durch die schöne Innenstadt von Dublin. In einem Disney Laden gönnten sich Dora und meine Löwin noch den Spaß, ein Foto mit einer übergroßen Pappfigur vom Hulk zu schießen. Erwähnenswert ist dann nur noch, dass wir plötzlich vor einer Batterie von Leihfahrrädern standen. 1 € pro Stunde oder halber Stunde lautete die Leihgebühr. Nach einer daneben hängenden Karte sind diese Leih- und Abgabestellen über die ganze innere Stadt verteilt.
Wir reden hier über robuste Räder für den eiligen Studenten, woll. Bei den vielen Staus ist dies sicherlich eine gute Sache, um seine Termine halten zu können. Klaus erklärte uns später, das es doch nicht so einfach funktioniert. Eine Registrierung sowie die Hinterlegung einer Kaution von 150,- € ist die Voraussetzung für eine Fahrradleihe.

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Hartmudo Spezial: Irland im Bus

1 (11)
Dienstag, 14.10. kurz vor 21.00 Uhr. Das EM Qualifikationsspiel Deutschland gegen Irland hat gerade angefangen und ich sitze nicht vor dem Fernseher, sondern vor dem Rechner bzw. Koffer. Denn nachher fliegen meine Löwin und ich für eine Woche nach Irland; Zusammen mit Dora und Herbert. Bezahlt wird das Ganze aus der Solo-Kasse, in die wir ständig einspielen.
Der Koffer ist noch nicht fertig gepackt und auch mein Blog benötigt etwas Pflege. Fast hätte ich die Tore des Spiels verpaßt, aber ich habe eben doch irgendwann hingesehen. 1:1 am Ende und die Iren hatten es eigentlich nicht verdient, aber so isses halt. Eintracht kann ein Lied hiervon singen.
Um 6:10 Uhr geht der Flug ab Leipzig. Zwei Stunden vorher da sein; Zuallererst jedoch noch zu Dora und Herbert, weil die beiden uns alle nach Leipzig fahren. Um es kurz zu machen: Schlafen ist nicht in dieser Nacht. Gegen 1:00 Uhr – weder meine Löwin noch ich kamen zum Schlaf – fuhren wir schließlich los. Erst nach Salder zum Umstieg in Doras und Herberts Auto.
Leipzig frühmorgens am Flughafen

Überraschend fit finde ich mich auf der Bahn hinten im Auto wieder. Den preiswerten Parkplatz am Leipziger Flughafen fanden wir zuerst auch nicht, so dass Herbert meine Löwin und mich am Abflug Terminal rausließ, damit er und Dora die Karre parken konnten.
Beim Einchecken am Lufthansa Schalter um mittlerweile 4.30 Uhr stellten wir fest, dass die Economy Class – also wir – lediglich an einem Online Terminal einchecken konnten.
Hierzu mussten die Personalausweise oder Reisepässe auf eine Scanfläche gelegt werden. Buchungsnummer eingeben … Klappte super zum Einchecken von Dora, Herbert und meiner Löwin. Doch trotz der guten Erklärung am Gerät wurde mein Personalausweis nicht erkannt. Ich vermute, weil ich einen neuen Personalausweis habe.
Denn es wurde, anders als angegeben, die Rückseite meines Personalausweises benötigt. Bis ich das endlich checkte, brauchte es seine Zeit. Und dann drückte meine Löwin einfach auf o.k., so dass ich auf dem zweiten Flug des Tages eine Reihe hinter der Mannschaft sitzen sollte. Eigentlich ist das kein Problem, aber im zweiten Flugzeug, in Frankfurt, war mein Sitz von einer alten Japanerin besetzt.
In meinem eingerosteten Englisch versuchte ich, dem Sohn der Japanerin die Lage begreiflich zu machen. Ich verstand nur, das der Sohn dort saß, weil seine Mutter kränklich sei. „The Staff“ hätte ihn dorthin gesetzt.
Auf meine Frage, wo er denn ursprünglich sitzen sollte, auf das ich mich dorthin setzen und er bei seiner Mutter bleiben könnte, kam keine Reaktion.Er zeigte mir lediglich seine Bordkarte – und auf dem Platz saß er überraschenderweise sogar drauf.
Schließlich konnte die Saftschubse die Angelegenheit aufklären und fragte mich, ob ich mit einem Platz noch weiter hinten einverstanden wäre. Was für eine dämliche Frage! Als ob ich die alte Japanerin hätte verscheuchen wollen! Selbstverständlich war der neue Platz von einem Iren besetzt, der aber anstandslos Platz machte.. Jetzt hatte ich sogar neben mir einen freien Platz!
Meine Maske verstaute ich zu meinen Füßen, da die Kästen oben alle voll waren. Apropos Maske: Die Tasche mit der Maske war mein Handgepäck, in das sogar noch ein Buch rein passte. Einen Netzsteckeradapter für Irland hatte ich auch dabei, so daß die Schlafqualität meiner Löwin und damit auch von mir gesichert sein sollte.
Anflug auf Dublin

Ich nehme es getrost vorweg: In ihrem ersten Auslandseinsatz sollte sie sich bewähren. Auch wenn wir bis zum späten Nachmittag keinen Schlaf mehr kriegen sollten, fühlte ich mich richtig fit. Früher ging mir das nie so.
In Dublin angekommen, waren Dora und Herbert, auch meine Löwin, einfach weg.Ich fand Dora und Herbert dann beim Zoll in der Schlange vor mir, aber meine Löwin blieb erst mal verschwunden. Bei der Gepäckausgabe sagte ich Herbert noch schnell, das ich unser Band mit dem Gepäck weiter hinten in der Halle vermutete und stratzte dann los. Dort hinten irgendwo war meine Löwin, soviel stand fest.
Aber zuerst auf die Toilette. Der Tee forderte seinen Tribut, oder war es der Tomatensaft? Anyway, als ich fertig und zurück bei Herbert war, war dieser auch verschwunden und ich somit völlig allein auf der Welt.
Ich malte es mir schon aus, wie es wäre, jetzt sofort alleine zurückfliegen zu müssen. Auf alle Fälle bleibe ich jetzt hier laß die Anderen jetzt auch mal warten, so! Oder sind sie doch schon durch den Zoll?
Die Entscheidung, dort hinterher zu gehen, wurde mir durch die Erkenntnis abgenommen, das es auf der anderen Seite doch noch Bänder gab. Dort traf ich schnell auf den Rest der Gang. Ich hatte mich mal wieder viel zu schnell in Rage bringen lassen.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Hartmudo Spezial: Walter 13/14

13
So wie sich die Angelegenheit nach dem Gespräch mit der Schwägerin darstellte, hatten meine Löwin und ich die Befürchtung, das meine Mutter nicht Eigentümerin ihrer Wohnung ist. Wenn die Schwägerin das Erbe ausschlägt, dann gibt es keine Erben und das Vermögen fällt automatisch dem Staat zu.
Wird der Staat damit auch Eigentümer der Wohnung? Muß Muttern dann da raus, wird sie gar obdachlos? Eine Klärung kann hier nur noch Mutter herbeiführen. Es wurde Zeit, meine Schwestern in die Angelegenheit mit einzubeziehen.
Also telefonierte ich mit Berta und Sunny, um einen Termin zu vereinbaren. Ich sagte ihnen nicht, worum es genau ging. Nur das es um Mutter ging und die Schwägerin aus Florida angerufen hatte. Ich wollte schließlich nicht, dass Mutter durch Zufall etwas von dem Gespräch erfährt, bevor ich mit meinen Schwestern gesprochen habe.
Am Dienstag, den 20. August, holte mich Berta abends um halb sieben von zu Hause ab. Wir fuhren zu Sunny, die uns schon erwartete. Während der ganzen Fahrt schaffte ich es, Berta von dem Gespräch mit der Schwägerin nichts zu verraten. Ich wollte es beiden gemeinsam erzählen und dann mit Beiden das weitere Vorgehen absprechen.
Gemeinsam müssen wir das regeln, soviel war mir klar. Nicht das sich noch einer von uns ausgeschlossen fühlte. So saßen wir denn zum ersten mal überhaupt oder zumindest nach Jahren und Jahrzehnten an einem Tisch, um ein gemeinsames Problem zu besprechen. Wie sollten wir mit Mutter und der Gesamtsituation umgehen?
Wir setzten uns in der Küche an den Tisch. Reiner und Harald schauten nebenan im Wohnzimmer TV, Sunny zapfte mir ein Bier und dann konnte es losgehen. Ich erzählte beiden haarklein von dem Gespräch und äußerte meine Befürchtungen bezüglich der Eigentumsverhältnisse. Wir kauten auch noch die Ereignisse der letzten Wochen durch. Einige Ungereimtheiten waren mir wohl noch nicht einmal aufgefallen.
Jetzt in 2014 krieg ich das nicht mehr wirklich gut genug zusammen, aber Berta meinte, dass Mutter sich irgendwann in der Zeit verplappert hätte. Mutter hatte Berta gegenüber wohl schon kurz nach Walters Tod Befürchtungen wegen der Schwägerin aus Florida geäußert, weil die wohl alles erben würde. Wie gesagt – dies ist mit Vorsicht zu genießen, weil meine Erinnerung an jenen Abend in Dettum nicht mehr deutlich genug ist. Noch ein Bier, danke Sunny.
Eins weiß ich aber dann doch noch: Berta wußte zu berichten, dass sie kurz einen Blick auf den Kaufvertrag von Mutters Wohnung werfen konnte, als sie Mutter besucht hatte und beide noch Papiere zusammensuchten. Danach war Mutter tatsächlich auch als Eigentümerin/Käuferin im Vertrag angegeben. Das klang schon mal gut, aber: Berta und Sunny erinnerten sich, dass Mutter für diese Wohnung die „Erbengemeinschaft Hartmann“ als Eigentümer nannte; Das wären wir alle gewesen.
Das kam mir merkwürdig vor und bezog sich meiner Meinung nach auf das Haus unserer Eltern nach Vaters Tod. Also noch ein Bier. Wir waren uns auf alle Fälle darin einig, dass wir nun erst mal die Erbausschlagung von der Schwägerin abwarten mussten. Und wenn das Geld dann endlich da wäre, wollten wir Mutter zur Rede stellen, bevor ich ihr die 3000,-€ zurückzahle. Gemeinsam, damit sie uns gegenüber endlich mal Farbe bekennt.
In der Folge trank ich noch das eine oder andere Bier an jenem Abend, denn wir unterhielten uns nunmehr über unsere Kindheit. Das hatten wir Geschwister noch nicht wirklich jemals in unserem Leben gemacht; Dieses Gespräch tat uns allen sichtlich gut nach den Ereignissen der letzten Wochen.
Ich fragte meine Schwestern auch nach ihrer Meinung zu den Briefen, die Beate und Mutter ausgetauscht hatten. Ich gab diese beiden zum Lesen, damit sie sich selbst ein Bild von der Sache machen konnten. Beide bestätigten mir, das Beate keineswegs unfreundlich geschrieben und nur ihre Gefühlslage geschildert hatte. Mutter hatte eindeutig überreagiert, dies schockte meine Schwestern aber nicht übermäßig, weil sie Mutter schließlich über die Jahre häufig beim Ausrasten erlebt hatten.
Einige dieser Stories erzählten sie an diesem Abend noch. Da waren für mich also einige Biere am Start und ich kam allmählich richtig gut drauf. Irgendwann nach Mitternacht war ich dann zu Hause und schlich auf leisen Sohlen Richtung Toilette, da ich meine Löwin nicht wecken wollte.
Sie wachte dann aber doch auf ujnd rief meinen Namen. Ich sagte ihr gerade noch, das sie sich hinlegen könne, weil ich sie ja nicht aufwecken wollte. Fehler! Sie wollte einfach wissen, was wir besprochen hatten und schlief anschließend schlecht.
Am nächsten Morgen hatte ich einen dumpfen Schädel und war wortkarg. Ich dachte mir nichts dabei. 2. großer Fehler! Jetzt ging meine Löwin ab wie Schmidts Katze. Sie befürchtete, wir hätten uns über sie ob des Briefes lustig gemacht. Ich konnte sie überhaupt nicht mehr beruhigen. Alles, was ich sagte, machte es nur noch schlimmer. „Wie Deine Mutter. Das sagt sie auch immer!“
Ich war richtig verzweifelt. Als ich, nach mehreren vergeblichen Entschuldigungen und Erklärungen (Kopfschmerzen, schöner Abend wegen Geschwistergespräch – 3. großer Fehler!) nicht mehr weiter wusste, appellierte ich an sie, mich nicht mehr mit jedem Wort mit meiner Mutter zu vergleichen.
Weil, wenn sie sich so hineinsteigert, hätte ich keine Chance mehr gehabt, mit meiner Löwin noch umzugehen. Unsere Ehe wäre in die Grütze gefahren. Und das wiederum hatte mich am meisten bedrückt. Muttern baut Mist und als Krönung ist auch noch meine Ehe kaputt. Wegen so einer Sch... ! Das hätte mir gerade noch gefehlt.
Zum Glück hatte meine Löwin dann ein Einsehen, dass meine Schwestern sich nicht so stark über Mutters Brief aufregten wie sie selbst. Sie hatte nämlich fälschlicherweise angenommen, das die Briefaktion Berta und Sunny am Arsch vorbei ging. Dem war aber nicht so. Es war nur so, das meine Schwestern meinten, das das mit dem Brief unnötig war, weil meine Mutter das sowieso nicht interessiert und sie sich lediglich angegriffen fühlt.
So würde ich das heute rückblickend zusammenfassen. Wie gesagt, jetzt ist über ein Jahr ins Land und vieles von dem Abend in Dettum weiß ich nicht mehr genau. Die Erinnerung an das Gespräch am nächsten Morgen mit meiner Löwin fällt mir sehr schwer, weil es mich sehr stark belastet hat. Vor allem Angst gemacht hat.
Aber so ungefähr hatte es sich abgespielt.

Freitag, 19. Dezember 2014

Udorallala: Audrey Horne

Überrascht war ich, als Pocke mich Mitte November auf dieses Konzert in Berlin ansprach. Hardrock, meinte er. Und er betonte auch sofort, dass mir die Vorgruppe namens 77 gefallen würde. You Tube Links schickte er mit.
Ich sagte spontan zu, weil es mal wieder an der Zeit war, nach Berlin zu Urmel und Ilka für ein Konzert zu fahren. Die Zugfahrkarten (ICE!) für knapp über 80 Steine waren schnell gebucht. Poschmann oder Knaddeldaddel waren angesagt für die Hinfahrt! Damit hatten Pocke und ich bereits im März bei Status Quo gute Erfahrungen gesammelt.
Da konnte also nichts schiefgehen… Denkste! Pocke musste leider am nächsten Morgen in Braunschweig sein, so dass wir noch in der Nacht zurückmussten. Billigticket mit Zugbindung – Cèst la Vie Knaddel Daddel. Ergo fuhr Pocke dann am Mittwoch dem 10. Dezember am frühen Abend mit dem Auto. Udorallala saß neben ihm und schlorkte ein paar Wolters Kannen übern Knorpel.
Viele Biere später stand ich dann endlich mit Urmel und Pocke in dem Laden, der vor Metal Freaks brummte und stemmte das erste Becks Fläschelchen in meine Wampe. Die allererste Gruppe war nicht schlecht, es plätscherte aber mehr so vor sich hin. 77 danach klang verdächtig nach AC/DC, aber zum Mitwippen reichte es allemal. Waren gar nicht mal so schlecht, die Jungens. Zum Abschluss dann Audrey Horne. Diese norwegische Band aus Bergen existiert seit 2002 und hat bisher 5 Alben herausgebracht. Augenfang war hier der Sänger, der mit seinem Seitenscheitel wie ein biederer Bankangestellter wirkte. Auf den ersten Blick natürlich nur, denn die voll durchtätowierten Unterarme nebst dem Hals ließen mich sofort an Angry Anderson denken, bloß mit Haaren. Überhaupt diese bescheidene Frisur: Noch das gewisse Bärtchen dazu und dann wäre das Adolf Double perfekt.
Ich musste ebenfalls an die Sänger von Little Caesar denken. Der hatte auch kurze Haare und war ebenfalls durchtätowiert, aber nen Ami. So hampelte er dann auch über die Bühne; der Sound war da auch Amimäßig. Nicht so bei Audrey Horne, das klang doch sehr europäisch. Besser krieg ich es nicht beschrieben, sorry.
Jedenfalls ist der Sänger wohl tatsächlich Tätowierer und alle Musiker, die eigentlich aus dem Black Metal Bereich kommen, schrubbeln den Hard Rock perfekt. Schlecht war das Konzert beileibe nicht, ich fühlte mich gut unterhalten.
Einzig die Songs, da fehlten mir die Hitstücke, die Ohrwürmer. Irgendetwas, was im Ohr kleben bleibt. Schon jetzt, eineinhalb Wochen später, könnte ich Audrey Horne nicht mehr erkennen, wenn ich sie hören würde. Schade.
Doch doch, ein schöner Abend war es auf jeden Fall. Ich würde mir die Band sogar noch einmal anschauen, aber zuhause ne CD durchhören… keine Chance.

Samstag, 13. Dezember 2014

Eddie Cochran 6/7

Gene Vincent`s anfangs auf 12 Tage konzipierte Tour im Dezember 1959 war derart erfolgreich, dass Jack Good augenblicklich eine elfwöchige Tour durch ganz Großbritannien arrangierte. Angekündigt als „The Gene Vincent Show“ startete die Tour Anfang 1960 mit dem „Co-Star“ Eddie Cochran.
Dieser hatte kurz zuvor eine Tour durch den amerikanischen Mittelwesten abgeschlossen und hatte vor seinem Abflug nach England gerade noch etwas Zeit herauspressen können, um in Goldstar Studios am 8. Januar 1960 eine Session aufzunehmen. Immerhin reichte es zu 3 Titeln: „Cut across Shorty“, „Cherished Memories“ und „Three Steps to Heaven“.
2 Tage später flog Eddie nach London; Tags darauf gab es im Hauptquartier von Decca Records einen Empfang für ihn. Zu diesem Zeitpunkt spulte Gene noch sein Konzertprogramm ab, während Eddie in Manchester für seine beiden Auftritte in „Boy meets Girl“ probte. Die Sendungen sollten am 16. und 23. Januar ausgestrahlt werden. Ihre erste gemeinsame Show spielten Eddie und Gene somit erst am 24. Januar in Ipswitch im „Gaumont“, um anschließend eine dreitägige Pause einzulegen, damit sie mit ihrer von Marty Wilde ausgeliehenen britischen Tourband namens „Wildcats“ das Programm einproben konnten.
Ende Februar waren Eddie und Gene zweimal gemeinsam in „Boy meets Girl“ zu sehen. Dazwischen lag noch ein Auftritt beim alljährlichen NME-Poll Gewinnerkonzert beim Empire Pool in Wembley. Danach reihten sich einwöchige Engagements in Leeds, Birmingham, Liverpool, Newcastle und Manchester bis in den frühen April hinein.
Jahre später äußerte sich Gene Vincent über diese Zeit dahingehend, dass Eddie und er „sich so nahe waren wie 2 Jungs es könnten ohne schwul zu sein“. Die wenigen Wochen der gemeinsamen Tour mit Eddie bezeichnete Gene deshalb als wahrscheinlich schönste Zeit seines Lebens. Kein Wunder, hatte er doch seit dem turbulenten Jahr 1957 nicht mehr den Erfolg und vor allem das Geld verdient.
Für die selbstzerstörerische Persönlichkeit eines Gene Vincent wirkte sich Cochran`s Anwesenheit beruhigend aus. Für Eddie war Gene das vermißte Alter-Ego. Während sich Gene durch seine raue und düstere Präsenz vom Mainstream absetzte, symbolisierte Eddie dank seiner bodenständigen Haltung das Popidol jener Tage. Und während Gene`s Umgang mit den Medien zögerlich und mysteriös wirkte, indem er sich knapp wie auch kaum hörbar äußerte, ging Eddie relaxed in die Interviews, was natürlich besser ankam. Darüber hinaus war Eddie auch musikalischer als Gene, der ausschließlich „nur nach Gehör“ arbeitete, und stand demzufolge nicht nur bei Gene, sondern bei allen Musikern, mit denen er es zu tun bekam, hoch im Kurs.
Was das angeht, betrachtete Eddie Gene eher als Saufkumpan, dessen Missachtung sämtlicher Konventionen des Business sich wohltuend abhob von den „vornehmen“ Typen des Biz, mit denen Eddie es normalerweise zu tun bekam. Man könnte auch sagen, dass Gene für Eddie`s notwendige Bodenhaftung sorgte.
Jedenfalls kam diese bahnbrechende Tour der Beiden zu einer Zeit, in der sich die englische Musikszenerie im Umbruch befand. Der Erfolg von Hits a la „save the last dance for me“ erforderten einen enormen technischen Studioaufwand. Dies förderte dazu den verstärkten Einsatz an A&R Managern und Arrangeuren als treibende Kräfte hinter den Popsongs. Derartig gehypte Künstler konnten die im Studio glatt gezogenen Songs nicht auf die Bühne transportieren – das war damals schon so.
Eddie und Gene hatten da natürlich keine Probleme. Nicht zuletzt deshalb galten sie in England als „Hüter der geheiligten Flamme des Rock `n` Roll“. Der kontinuierliche Erfolg der Tour führte selbstredend zu kurzfristig und überhastet angesetzten Zusatzkonzerten, da Eddie in den USA auch noch seinen Verpflichtungen nachkommen mußte: Am Sonntag, den 17. April wurde er in den USA für Aufnahmesessions erwartet.
Die Arbeitsgenehmigungen für Eddie und Gene wurden verlängert, um ihnen Auftritte für eine weitere Woche ab dem 11. April im Hippodrom in Bristol zu ermöglichen. Beide checkten in Bristols größtem Hotel, dem Royal, ein. Eddie wurde depressiv und soff sich mit Gene weiter zu. Sharon Sheeley stieß 3 Tage später in Bristol hinzu, weil sie es nicht leiden konnte, Eddie für längere Zeit nicht zu sehen.
Gene und Eddie bewegten sich in vertrauter Routine über die Bühne, doch Eddie schien schon etwas von seinem Enthusiasmus verloren zu haben. Das Publikum aus Südwestengland wurde eher flüchtig abgefertigt, als das es begeisternde Auftritte erleben durfte.
Als der Tourmanager schließlich die Flugtickets den Jungs am letzten Morgen der Tour ins Hotel brachte, saß Eddie auf dem Bett, riß den Umschlag auf und schrie förmlich auf. „Guck Dir das an, Junge. Wirklich echte Tickets in die USA!“ (frei übersetzt)
Am letzten Tag der Tour fuhr der britische Popsänger Johnny Gentle mit den Auto in Bristol vor, um einen krank geworden Support Act von Gene und Eddie zu vertreten. Begleitet wurde er von seiner Freundin sowie einem anderen Paar.
Kaum war der Vorhang der letzten Show gefallen - „10.30 pm on Saturday Night“ - traf Gentle auf Eddie im Flur vor dem Umkleideraum. Gentle sagte später hierzu folgendes: „ Der Rest der Show reiste auf der Tour mit dem Bus, aber ich bin lediglich für Jemanden eingesprungen und kam deshalb mit dem Auto. Eddie wußte das und fragte mich, ob ich ihn, Gene und Sharon mitnehmen könnte, wenn ich zurück nach London fuhr. Sharon stand daneben und sagte `Bitte`, aber mein Auto war vollgeladen und ich konte nicht mehr als 2 Leute mitnehmen. Ansonsten hätte ich sie mitgenommen. Eddie sagte dann, dass er ein Taxi nehmen würde.“ (frei übersetzt)

Freitag, 12. Dezember 2014

Contramann: kurz gesehen im Dezember

http://www.abseitsmagazin.de/2014/07/14/eintracht-braunschweig-ultras-rufen-zum-boykott-auf/
Starten wir den letzten Rundumschlag des Jahres mit der Eintracht ihren Fans, hier den Ultras. Es ging in diesem Artikel um einen Aufruf der Braunschweiger Ultras zum Boykott des Spiels gegen Red Bull Leipzig. Warum? Weil RB Leipzig kein richtiger Verein ist und dank der hineingepumpten Kohle von Red Bull sich die Erfolge kauft.
Fehlende Tradition? Einverstanden, unterschreibt Contramann. Und das sich Red Bull den Erstligaaufstieg zusammenkauft, ein Retortenverein a la Hoffenheim ist und das das Ganze irgendwie ungerecht ist, seh ich auch so.
Aber als Braunschweiger sollte man mit dem Vorwurf der wirtschaftlichen Abhängigkeit ruhig sein – Jägermeister sei genannt, aber auch die VW Bank in den letzten Jahren. Fanboykotte werden das „ungerechte“ Finanzierungssystem der deutschen Profiligen nicht ändern. Das geht nur mit Budgetobergrenzen oder einem Drafting System wie im Ami Profisport.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/daimler-steigert-gewinn-dank-neuer-mercedes-modelle-a-982444.html
Klasse. Daimler fährt fette Gewinne ein und möchte in seine Werke in Deutschland investieren. Der Clou hierbei ist, dass die Beschäftigten „Zugeständnisse“ wie z.B. längere Arbeitszeiten in Kauf nehmen sollen.
Eine Frechheit sondergleichen. Wenn der Konzern rote Zahlen schreiben würde, könnte ich den Versuch des Aushöhlens von Arbeitnehmerrechten ja noch verstehen. Aber bei hohen Gewinnwarnungen ist das noch nicht mal nur dreist, sondern oberfeist. Wie lange will sich der deutsche Michel das noch bieten lassen?

http://www.fr-online.de/wirtschaft/gastbeitrag-amerikanische-verhaeltnisse-,1472780,3412846.html
Dieser alte Artikel der Frankfurter Rundschau ist erhellend gerade in der immer aktuellen Rentendiskussion. Maschmeyer, Riester und ihre Konterbande betonen ja unermüdlich die Überlegenheit des US amerikanischen Rentensystems, weil es privatfinanziert sei.
Dank dieses Artikels weiß Contramann nunmehr, dass die gesetzliche Rente in den USA mindestens die Höhe der deutschen Rente erreicht, für einige Gruppen von Erwerbstätigen sind diese Renten sogar noch höher als in Deutschland.
Hammer. Die dieserorts gerne beschriebene Privatrente über Aktien- und Pensionsfonds ist dort am Einknicken, was ja nicht weiter verwunderlich ist. Ein schöner Artikel insgesamt. Bitte durchlesen und weiterempfehlen!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutsche-top-manager-lehnen-kraeftiges-lohnplus-ab-a-984327.html
Kaum spricht sich der Bundesbank Chef Jens Weidmann für höhere Lohnabschlüsse aus, da heulen auch die „Topmanager“ der deutschen Wirtschaft schon auf. Denn voller Sorge blicken sie auf steigende Arbeitskosten in Deutschland.
Das gefährdet Arbeitsplätze!! Hauptsache, die Gewinnerwartung wird nicht geschmälert. Contramann kann das Geseiere der „Topmanager“ nicht mehr hören.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/polizeikosten-nrw-kuendigt-rueckzug-aus-bundesliga-stadien-an-a-984330.html
Rechtzeitig zum Bundesliga Beginn nach der WM dann diese Meldung. Der Innenminister von Nordrhein Westfalen wollte die Bundesligavereine an den Kosten der Polizeieinsätze beteiligen. Über die Parteigrtenzen hinweg waren auch andere Bundesländer von dieser Idee begeistert.
Contramann ist einverstanden, was die Sicherheit in den Stadien selbst angeht. Doch auf dem Marsch zum Stadion oder in den Städten selbst, wenn mal wieder Randale ist: Das ist öffentliche Sicherheit und Ordnung pur, also Polizei. Oder sollen die Vereine ihre glatzköpfigen Sicherheitsdienste dort auch noch hinstellen?
Das Problem ist doch, dass die Länder zuwenig Geld für die Polizei aufbringen (können). Entweder besteuert man die enorm hohen Gewinne der Bundesligavereine stärker oder sorgt insgesamt für höhere Steuereinnahmen. Vermögens-, Kapital- und mein Liebling, die Maschinensteuer, fallen mir da ein.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/stuttgart-21-baubeginn-wird-zum-problem-fuer-winfried-kretschmann-a-984498.html
Eins ist da im Spätsommer vollkommen untergegangen: Anfang August war Baubeginn in Stuttgart. Stuttgart 21, Baby, Do You Remember? An einem Dienstag, wohlgemerkt.
Und genau am Tag des Baubeginns fliegt der Ministerpräsident Kretschmann in den Urlaub. Das passt ja mit Faust aufs Auge. Gerade deshalb, weil Kretrschmann seinen Wahlerfolg sowie das daraus resultierende Ministerpräsidentenamt fast ausschließlich der breiten Ablehnung von Stuttgart 21 in der Bevölkerung verdankt.
Hosenscheisser dammischer. Das sind die Grünen von heute. Dazu solche Gestalten wie Göring-Eckardt mit ihrer aktuellen Kriegshetze. Ströbele, was machst Du da noch?

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fehlzeiten-wegen-psychischer-belastungen-steigen-stark-a-985340.html#ref=rss
Grob geschätzt ist jeder 6. Krankheitstag in Deutschland 2012 aufgrund psychischer Überlastung entstanden. Egal ob Burn, Bored oder Burst Out: Contramann behauptet jetzt einfach mal, dass diese Krankheitszeiten hauptsächlich bei Beschäftigten in Großbetrieben oder der öffentlichen Verwaltung entstehen.
Leiharbeiter oder auch Beschäftigte der Klein- wie mittleren Betriebe kennen dies Krankheitsbild zumeist überhaupt nicht und arbeiten einfach weiter. Will sagen: Dort kann man sich Ausfälle aufgrund psychischer Probleme gar nicht leisten, weil man dann sofort arbeitslos wird oder aber bald.

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/stress-im-job-die-probleme-sind-hausgemacht-a-985400.html
Nochmal Spiegel Online zu dem Thema. Einfach mal losmachen, weil psychische Probleme sind hausgemacht. Easy, Baby. Mach Dich locker. Wenn das man so einfach wäre.
Das geht vielleicht in Großbetrieben, also dort, wo diese Erkrankungen überhaupt auftreten (siehe Bemerkung zuvor). Und da stimme ich mit SPON überein – kein Mitleid, selbst schuld. Wir reden dort immerhin über (halbwegs) sichere Arbeitsplätze. Und wer halt zu gierig ist, soll hinterher nicht rummosern.
Aber die Anderen – Leiharbeiter und Co -, die sich Krankheitstage verkneifen müssen und sich trotzdem zur Arbeit schleppen, an die denkt SPON offensichtlich nicht.

http://www.make-it-in-germany.com/
Juchhu! Arbeiten in Deutschland! Hallo, ihr Hochbegabten aus aller Welt, kommt nach Deutschland. Hier gibt es Jobs für wenig Geld und wenn Ihr nicht spurt, dann geht es schnell zurück in Eure Bambushütten, wo Ihr hergekommen seid. Werdet hier bloß nicht heimisch, Deutschland braucht bloß Eure Arbeitskraft für lau.
Schön dieser Koreaner im Biergarten mit der Brezel zwischen dem deutschen Pärchen auf der Startseite. Dazu würden Glatzen aus Hoyerswerda beim Abbrennen eines Asylbewerberheims passen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/fachkraeftemangel-kaum-zuwanderer-aus-nicht-eu-staaten-a-986607.html
Zum Abschluß für heute nochmal SPON. Ausländische Fachkräfte meiden Deutschland. Egal ob Pflegekräfte, Klempner oder Mechatroniker, allesamt Mangelberufe in Deutschland. Lediglich 170 Menschen kamen zwischen Juli 2013 und Juli 2014 aufgrund erleichterter Einreisebedingungen nach Deutschland, um hier zu arbeiten.
Gibt es woanders mehr Geld oder ist es da einfach nur schöner? SPON sagt es uns nicht, aber aufmerksame Zeitgenossen wie Du, mein lieber Leser, haben da so ihre Ahnung.

Wie Contramann auch. Frohes Fest.

In Frieden und Freiheit. Das ist alles, was ich für die nächste Zeit wünsche.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Udorallala: Rokker

Durch Zufall stieß ich neulich im Netz auf dieses außergewöhnliche Juwel aus den 70ern. 1977Th Punk aus Austin, Texas sollte es sein. Bei so einer Ansage höre ich vorsichtshalber immer mal gerne rein und wurde nicht enttäuscht.
Wir haben es hier mit dem Sound zu tun, der in jener kurzen Zeitspanne fröhliche Urständ feierte. Eigentlich hatten solche Leute mit der klassischen Punkbewegung wenig zu tun, weil sie sich nur über die Musik definierten. Wir reden hier über gestandene Musiker, die seinerzeit keinen Bock mehr auf Bombastrock a la Pink Floyd oder Led Zeppelin hatten und mit Deep Purple oder Black Sabbath nicht ins Hardrockhorn stoßen wollten.
„Mit 18 zogen wir in Düsseldorf rum ...“ sang Marius seinerzeit. Und dieser Sound, diese Stimmung trifft auf Rokker haargenau zu. Höchstens noch die 101`ers, die Clash-Vorgänger, fallen mir noch als Vergleich ein.
Lupenreiner, „dreckiger“ Rock `n` Roll abseits des Glam Rock ist auf dieser Scheibe von Rokker zu hören. Gab es in jener kurzen Zeitspanne häufig, hatte aber nie eine Überlebenschance angesichts der erstarkenden Punk Bewegung und den ganzen, zugegebenermaßen heißen Bands aus dem Bereich „New Wave“. Die Vierercombo aus Austin schrammelte ihre 50er Rock `n` Roll Standards laut aus ihren Verstärkern heraus, wie so viele andere auch, die einfach „Bock auf Rock“ hatten in jener Ära. Sie etablierten sich in Austins florierender Punkscene, ohne selbst mit Punk etwas am Hut zu haben. Typisch zu jener Zeit!
Sie spielten sich in den örtlichen Clubs nicht immer in die Herzen des Publikums. Häufig mußten sie bereits nach dem ersten Set die Bühne verlassen. Dies mag ein Grund dafür sein, dass die einzige LP der Gruppe nicht in Austin aufgenommen wurde. Sie mußten nach San Antonio ausweichen.
was für Gestalten !

Die LP wurde dann stilgerecht in einem Take reingeschrammelt. „Fuck the Wankers“ schrie die Band noch ins Studio hinein, als sie die Aufnahme für gut befunden hatte und kippte sich anschließend einen hinter die Binde.
Nach Veröffentlichung der LP änderte die Band noch das Line-Up, aber das Ende war unausweichlich Anfang der 80er gekommen. Punk war mittlerweile in Austin abgesagt zugunsten Country und Blues Bands. Rokker hatte die kurze Zeitspanne Ende der 70er nicht nutzen können und spielte 1981 den letzten Gig.
Der Sound, der phasenweise wie eine Mischung aus Flamin` Groovies und Sex Pistols klingt, war leider nicht massentauglich. Was bleibt ist eine klasse LP einer unbekannten Band, deren einzelne Mitglieder im Haifischbecken des Rock `n` Roll Zirkus untergegangen sind. Will sagen: Karriere machte keiner der Musiker. Schade.

Montag, 1. Dezember 2014

Hartmudo: Breaking Bad auf Maxdome

Über „True Detective“ und „Life from Mars“ hatte ich ja schon berichtet. Es ist doch so, dass meine Löwin und ich seit geraumer Zeit auf Serien abfahren, wobei ich für True Detective einen Alleinvertretungsanspruch habe. Sei es drum, egal.
„Mad Dogs“, eine Nachfolgeserie von Life from Mars, hatten wir die erste Staffel noch zusammen gesehen. Jetzt, wo die zweite von vier Staffeln ansteht, da schwächelt meine Löwin. Sie ist zur Zeit gerade mal für „Big Bang Theory“ aufnahmefähig, weil sie leider justamente eine Menge um die Ohren hat. Also werde ich auch Mad Dogs …
Dies aber nur zur Einleitung, denn eigentlich wollte ich heute über Maxdome schreiben. Denn insbesondere dieses Jahr wurde überdeutlich, das die Fernsehserie als solche dem Kino mehr und mehr den Rang abläuft. Im Kino laufen quasi nur noch hektische Actionstreifen in 3D; Für die ruhigen, langen Bildeinstellungen sowie gut entwickelte Stories nebst sauber gezeichneten Charakteren hat sich neuerdings die Fernsehserie, gerade auch die „Kurzserie“, in den Vordergrund geschoben.
Dies gilt in erster Linie für die US amerikanischen Produktionen. Die Europäer, also Deutsche, Franzosen oder Engländer, haben dies noch nicht mitgekriegt. Aber in Europa wurde ja schon immer Wert auf Qualität bei den Serien gelegt, so das hier nicht unbedingt großer Handlungsbedarf besteht.
Mein Vor Maxdome Gesicht

Aber es ist schon erstaunlich, wie die Amis so nen Quantensprung hinbekommen haben. Ob Blacklist, True Detective, Breaking Bad, Fargo, Dexter … Die Reihe ist endlos, aber im Vergleich zu den CSI – Dingern oder auch Castle, Bones etc bestechen diese Serien durch diesen Hauch von Programmkino Atmosphäre. Da blitzen stellenweise Tarantino oder die Coen Brüder durch. Die Qualität der Drehbücher ist hoch. Das ist keine 08/15 Dutzendware mehr.
Die Frage ist natürlich: Warum? Ganz einfach, weil der Markt dafür da ist. Und weil die Leute über 30, die einen gut bezahlten Job haben und das Geld bringen, keinen Bock mehr auf hohle Kinoaction haben. Diese Menschen, also auch ich, wollen gute Geschichten sehen und sind auch bereit, dafür Geld auszugeben.
In Zeiten, wo das „normale“ TV ja immer schlechter und austauschbarer wird, etabliert sich seit geraumer Zeit so nebenbei ein Markt für eine andere Flimmerkiste. Dank Internet boomen die „Video on Demand“ Dienste wie Watchever, Maxdome, Amazon Prime oder auch Sky Snap wie verrückt. Netflix, der größte amerikanische Anbieter, ist seit kurzem auch noch in Deutschland unterwegs.
Insbesondere Netflix als auch Amazon Prime sind sogar dazu übergegangen, Fernsehserien selbst zu produzieren, weil sie dadurch volle Kontrolle nicht nur über die Senderrechte, sondern auch über die Zweitverwertung mit DVDs samt Merchandising behalten. Da sie diese logischerweise exklusiv über ihren eigenen Dienst veröffentlichen, können sie dadurch ihre Kunden besser an sich binden.
Dies funktioniert natürlich am Besten mit qualitativ hochwertigen Serien. Spielfilme sind hierbei weniger geeignet, da nur eine Serie Zuschauer dauerhaft an den „Video on Demand“ Dienst binden kann. Der Kabelsender „HBO“, der schon seit Jahren selber Serien produziert, hat dies allerspätestens mit „True Detective“ bewiesen.
Die Form der Kurzserie – z.B. 10 Folgen bei True Detective – verhindert das Auslutschen einer guten Story. Nicht zuletzt deshalb waren Twin Peaks oder auch 24 (jede Staffel eine separate, aber durchgehende Story) so erfolgreich. Der Zuschauer will einfach wissen, wie es weitergeht.
Gegen die packenden neuen Serien der Amis, die neben starken Drehbüchern zusätzlich dank herausragenden und auch bekannten Schauspielern punkten können, sehen deutsche Formate wie der klassische Tatort oder Wallander wie Barnaby richtig hausbacken aus. Bei Serien wie „Breaking Bad“ oder „Fargo“ mit den atemberaubenden Bildern hält das große Hollywood Kino Einzug auf der heimischen Flimmerkiste.
Wer da meint, das ihn „diese ganze Ami-Kacke“ nicht interessieren würde, verpaßt das Beste und braucht ab hier auch nicht mehr weiterzulesen. Jedem das Seine halt.
Die bis eben beschriebenen Änderungen im Fernsehkonsum sind mir schon seit längerer Zeit aufgefallen, allein die notwendige Konsequenz zu ziehen fiel mir bislang nicht ein. Bis Samstag vor 2 Wochen.
An jenem Nachmittag brachten meine Löwin und ich unseren alten Opel Agila zu Danny, der diesen verwerten wird. Beim Bierchen bei Danny im Wohnzimmer berichtete er freudestrahlend von seinem Google Chromecast, der übers WiFi Medieninhalte in HD auf seinen Fernseher streamt.
Und er führte uns dies auch sogleich vor. Zum Thema Chromecast hatte ich mich schon vor Monaten informiert, meine Löwin hingegen war sofort wegen Maxdome hin und weg. In dem Moment, wo Danny das Startmenü von Maxdome aufrief, war die Sache eigentlich schon entschieden.
Danny machte es uns aber auch richtig schmackhaft. Er selbst ist gerade von Watchever zu Maxdome gewechselt, weil er bei Maxdome im Monatspaket das größere und besserere Seriengebot hat. 7,99 € im Monatsabo und Du kannst die Serien sogar aufs Tablet laden und Offline gucken. Ideal für den Urlaub.
Meinen Chromecast bestellte ich noch am gleichen Abend; Meine Löwin schlug am Sonntag zu. Jetzt können wir mit einem Account 2 verschiedene Serien oder auch Filme gleichzeitig auf zwei Geräten schauen – ideal für den frühen Abend. Sie kann Castle oder Big bang Theory schauen, während ich mit Walter White in Albuquerque unterwegs bin.
Gee – nau. Breaking Bad ist bei mir angesagt. Diese zu Recht hochgelobte Serie, die in den letzten Jahren beständig Emmys und Golden Globes abräumte, lief in Deutschland im Free TV lediglich auf Arte – spätabends gut versteckt - und ging ständig an mir vorbei. Schade eigentlich, aber so kann ich die Serie komplett in Reihe verfolgen.
62 Folgen über Walter White, dem krebskranken Chemielehrer, der nebenbei noch in einer Autowaschanlage arbeiten muß und zuhause unter dem Pantoffel seiner Frau steht. Wer ist für diese Rolle besser geeignet als Bryan Cranston, der in der Teeny Serie „Malcolm Mittendrin“ den cholerischen Vater spielte? Keiner. Wunderbar gespielt, wie tolpatschig er nach und nach immer tiefer in den Sumpf des Drogenhandels rutscht, weil er seinen behinderten Sohn und die schwangere Frau Geld hinterlassen will. Krebs im Endstadium! Die Verwandlung, die Walter im Laufe der Serie durchmacht, ist schon beängstigend.
Als Partner zu ihm passt Jesse Pinkman perfekt. Der Crystal Meth Kocher führt Walter quasi in die Szene ein und ist herrlich chaotisch. Aaron Paul setzt hier einen genialen Gegenpart zu Walter White.
An der B4 - fast wie New Mexico

Auch die Nebenfiguren wie Walters Schwager Hank, der passenderweise bei der Drogenfahndung (DEA) beschäftigt ist und wie Vin Diesel durch die Gegend astet. Köstlich. Skyler, Walters Frau und auch Walter Jr. (genau, sein Sohn) setzen schöne schräge Momente in die Serie. Den Anwalt Saul Goodman habe ich noch nicht kennenlernen dürfen, da ich gerade erst bei der 9. Folge bin.
Die Serie versprüht reichlich schwarzen Humor und wartet mit überwältigenden Landschaftsbildern und Charakterstudien auf. Stellenweise sitze ich quasi „fixiert“ mit offenem Mund vor der Glotze. Wenn ich so unterwegs bin, dann hat mich das Fieber voll erwischt. Wie bei True Detective halt auch.
Eigentlich wollte ich mir die Serie ja als DVD Box ins Regal stellen, weil diese gerade im Angebot ist. Aber 98 Tacken ist ja die Gebühr für ein Jahr Maxdome – da viel mir der Schritt zu Maxdome umso leichter.
Und jetzt noch das Zuckerli: Zattoo kann ich dank Chromecast jetzt auch in Top Qualität auf den Fernseher streamen. Das bedeutet Sport 1, damit 2. Liga und damit die Montagsspiele und damit heute Eintracht gegen Nürnberg.
Da freut sich meine Löwin für dies Spiel aber allein, denn ich bin mit Harald im Stadion. Zu seinem Geburtstag habe ich ihn kurzerhand eingeladen, war einfach mal fällig. Ich hatte es schon fast vergessen, aber gottlob hat er mich an mein gegebenes Versprechen erinnert.
Hoffentlich können sich Tottes Löwen die in der vergangenen Saison gegen die Clubberer verschenkten 5 Punkte wenigstens teilweise zurückholen. Selbst wenn nicht, sieht es aber für Eintracht trotzdem gut aus mittlerweile. Nach 3 (!) Auswärtssiegen in der Liga und 4 Siegen in Folge kratzt die Mannschaft schon wieder oben an. Wenn sie diese Leistung konservieren und über die starken Gegner anfangs der Rückrunde retten könnten, dann fangen hier wieder alle an zu träumen.
Ich träume auch gern. Zur Not hilft mir Walter White über die Trauer hinweg, wenn die Träume wieder mal platzen sollten.