Freitag, 29. Juli 2016

Contramann: kurz gesehen im Juli

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/amoklauf-in-muenchen-die-stadt-trauert-die-stadt-gafft-a-1104435.html
Als ich am frühen Abend des 22. Juli zufälligerweise den Fernseher einschaltete, blinkte mir auf allen Hauptkanälen die Meldung über diesen Amoklauf im Einkaufszentrum des Olympiaparks von München entgegen.
Der RTL Reporter saß wohl in einer Telefonzelle und gab einen telefonischen Bericht über Dinge, die er von der Position nun wirklich nicht beurteilen konnte. Da wurden gleich Erinnerungen an den schmierigen Reporter in „Stirb Langsam 2“ wach. Erst war unklar, ob überhaupt jemand gestorben war, dann waren es erst 3, später 6 Tote.
Tatsächlich waren es 9, mit dem Selbstmord des Attentäters letztendlich 10 Leichen. Heute wissen wir, das der 18jährige Deutsch-Iraner als Einzeltäter unterwegs war, die Schätzungen an jenem Freitag gingen von bis zu 3 Tätern aus. Die schnellen Berichte live vor Ort sah ich mir mehr oder weniger verwundert an, entsetzt und fasziniert zugleich.
In der ARD hatten sie doch tatsächlich einen Dussel mit Laptop im Studio, der die Tweets der Polizei (!) vorlas und auch ansonsten alle möglichen Meldungen über Twitter zum Besten gab. Irgendwelche Leute, die am Viktualienmarkt Schüsse gehört haben wollten, seierten diesen Quatsch prompt bei Twitter ab.
Und genauso armselig wie dieser Auftritt gerieten die Kommentare des zugeschalteten Terrorismusexperten der ARD aus Berlin. Meine Güte, ich kenne von RTL die Adels- wie auch Society Experten, aber ein Terrorismusexperte… Angewidert schaltete ich nach einer halben Stunde ab. Die Moderatoren in den Studios fabulierten und spekulierten frisch drauf los, ohne sich auf irgendwelche Fakten stützen zu müssen. Ihr Versuch, diese Spekulationen sehr vorsichtig zu formulieren, um sich Hintertürchen für eventuelle Fehlspekulationen offen halten zu können, war erbarmungswürdig.
Und dieser SPON Artikel am Sonntagmorgen ist auch nicht besser. Anfangs beklagen die beiden Kommentatoren noch die Vielzahl der Gaffer und Schaulustigen. Diese waren bereits am frühen Freitagabend zu sehen gewesen, da übrigens hauptsächlich aus dem Bereich der professionellen Medienindustrie. Die Paparazzi wirkten da sehr verstörend.
Schlimm wird dieser SPON Artikel in dem Moment, wo der Focus zum Wohnort des wahrscheinlichen Amokläufers wechselt. Da werden sogar die Nachbarn ausgefragt und mit hochwichtigen Einzelheiten zitiert: „Ich habe einmal meine Wellensittiche in ihrer Wohnung fliegen lassen. Wir haben Fußball im Park gegenüber gespielt.“
Voyeurismus at his Best, das der Spiegel mal so tief sinken könnte. Unfassbar.
Jetzt spekuliert mal Contramann: Bei diesem Amoklauf handelt es sich meiner Meinung nach um einen verwirrten Einzeltäter, genau wie beim „Axeman“ im Regionalzug bei Würzburg. Hier besteht kein direkter Zusammenhang zum Islamischen Staat. Beide Attentäter sind mit ihrem Hass und den Frust auf diese Gesellschaft ins Internet geflüchtet und haben dort auf den Seiten des IS ihre muslimischen Wurzeln wieder entdeckt.
Beide Täter sind in dieser Gesellschaft nicht glücklich gewesen und hatten sicher auch keine Chance, das zu ändern. Solche Looser sind für den IS als nützliche Idioten willkommen.Einige Kommentare der letzten Tage vertraten die Auffassung, das diese Täter auch ohne Einfluss des IS ausgerastet wären.
Das bezweifle ich stark, denn selbst die Faschos als eine andere große Gruppierung agiert nicht so aggressiv wie der IS. Dennoch bezeichne ich beide Täter als Amokläufer, einen direkten terroristischen Hintergrund sehe ich hier nicht. In diesem Fall leider, denn Einzeltäter wie diese sind gar nicht vorhersehbar. Davor kann man sich nicht schützen.

http://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2016-07/cristiano-ronaldo-hass-fussball-em
Ein wunderschöner Artikel über Cristiano Ronaldo. Darüber, wie dieser Mann die Fans bei der Fußball EM polarisierte. Dank seiner extrovertierten Auftritte entlud sich gerade während dieser EM eine große Hasswelle über ihn. Als Krönung hierbei ist das üble Einsteigen von Payet im Endspiel anzusehen.
Als der Franzose in Ronaldo ohne Rücksicht auf dessen Gesundheit hineinsprang, da gab es für diese Aktion noch Beifall von den Rängen. Als der weinende Ronaldo wenige Minuten später vom Platz getragen werden musste, ist dem einen oder anderen bestimmt noch einer abgegangen.
Schön, das das Zeit Magazin diese Szene in einem anderen Licht betrachtet. Denn da wie auch später im Spiel konnte man sehen, das ihm seine erzwungene Auswechslung persönlich sehr nahe ging. Ob er tatsächlich weinte, weil er seiner Mannschaft nicht mehr helfen konnte oder weil er die Chance auf den Titel, den er schon seit 12 Jahren haben will, schwinden sah, sei dahingestellt. Nein, halt!
Es ging ihm um die Mannschaft. Wer gesehen hat, wie er sein Team nach dem Führungstreffer am Spielfeldrand anfeuerte, sollte, falls er nicht vor Hass total verblendet ist, erkannt haben, das der mehrfache Weltfußballer innerlich ein kleiner Junge geblieben ist, zugegebenermaßen mit einem übergroßen Ego.
Aber hey, scheiß drauf! Wir Deutschen haben da mit dem Chipsfrischmann Schweinsteiger lediglich einen Langweiler zu bieten, bei den anderen Teams sieht das ähnlich aus. Während der EM bin ich jedenfalls zum Ronaldo Fan mutiert. Arrogant ist er sicherlich, aber ein Typ. Da kommt von unserem Team gerade mal Boateng mit.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/die-ruhe-waehrend-der-em-2016-gebt-mir-fussball-zurueck-a-1102541.html
Margarete Stokowski schreibt schon seit längerem verkopfte Kolumnen bei Spiegel Online. Dieser hier ist die absolute Härte, hier spricht sie allen Fußballhassern aus der Seele. Ihre Einlassung, dass sie Weizenbier trinkt, werte ich mal als plumpen Versuch, nicht als tumbe Emanze zu erscheinen.
Dass sie sich freute, dass die Straßen während der EM leer sind und sie endlich in Ruhe im Supermarkt einkaufen konnte, ist aber nur ein müdes Argument für das Abfassen dieses Artikels. Wenig Inhalt, nichts neues wird hier erzählt.
Ich möchte mein Geld auch einmal so leicht verdienen wie Frau Stokowski. Mal eben zwischen 2 Weizenbieren irgendwelchen Stuss schreiben und dabei eine Gruppe von Menschen in die Ecke stellen. Eine Frau Stokowski möchte ich jedenfalls nicht als meine Nachbarin haben.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-sigmar-gabriel-setzt-sich-mit-ttip-kurs-durch-a-1067477.html
Auf dem Parteitag stellten sich die SPD Mitglieder mehrheitlich hinter den Kurs von Gabriel und Stegner. Pro TTIP, angeblich, um die Standards der Chinesen zu verhindern.
Geschichte wiederholt sich. 1914 stimmten die Genossen den Kriegskrediten zu. Knapp über 100 Jahre später opfern sie die Selbstbestimmung der Bürger, repräsentiert durch den Staat, zugunsten einer ungezügelten Wirtschaftsmacht der internationalen Großkonzerne.
Armselig.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ceta-wie-sich-das-europaparlament-selbst-entmachtet-a-1101560.html
Zuerst wollte die EU Kommission das CETA Abkommen mit den Kanadiern in Eigenregie abschließen, ohne die zwingend vorgeschriebene Zustimmung der nationalen Parlamente. Erst im letzten Moment hatte Herr Juncker ein Einsehen. Angesichts des drohenden EU Austritts der Briten wollte er den EU Gegnern wohl nicht noch mehr Munition in die Hand geben. Irgendwann merkt es eben selbst der größte Idiot, das in der EU Kommission nicht die Interessen der Bürger, sondern die der multinationalen Konzerne vertreten werden.
Natürlich kann man das auch anders sehen, ist ja ein freies Land hier. Dieser Spiegel Kommentar möchte die Argumente liefern, warum das CETA Abkommen für Europa sinnvoll ist und es deshalb gerechtfertigt ist, dies über die EU Kommission durchzuboxen.

http://www.heise.de/tp/artikel/48/48395/1.html
Telepolis ist immer dann gut, wenn es um allgemeine Grundsätze geht. Hier geht es ums Eingemachte, während der große Gesamtüberblick oftmals beim Tagesgeschehen auf der Strecke bleibt. In diesem lesenswerten Beitrag geht es um die allgemeine Politikverdrossenheit.
Im Laufe der Jahrzehnte sind vor allem die großen Volksparteien immer konturloser geworden. Durch den Einfluss der unterschiedlichsten Interessenverbände wie Arbeitgeber oder Gewerkschaften werden grundsätzliche Positionen nach und nach aufgeweicht. Dazu werden diese im Rahmen von Koalitionen so weit verbogen, um wenigstens andere wichtige Positionen durchsetzen zu können.
Vor allem die Mittelschicht wendet sich mittlerweile vom politischen Geschehen mit Grausen ab. Einfachere Gemüter wenden sich dagegen den schnellen Lösungen dank markiger Sprüche zu, als Beispiel sei hier die AfD genannt.
Gegen Ende dieses Beitrags zieht der Kommentator das Resümee, das die Demokratien als politisches System vor dem Ende stehen, wenn sie hier nicht gegensteuern. Schließlich sei Donald Trump mit seinen Sprüchen von Mussolini oder Hitler nicht mehr weit entfernt.

http://www.heise.de/tp/artikel/48/48777/1.html
Dieser Artikel macht mir wirklich Angst. Eine Studie der Universität Oxford kommt zu dem Schluss, das in den USA bis 2030 47% der Arbeitsplätze aufgrund der fortschreitenden Automatisierung verloren gehen werden.
Selbst in den Büroberufen schreitet die Automation weiter fort. Was bleibt, sind schlecht bezahlte Jobs für Hilfsarbeiten. Der angeblich händeringend gesuchte Facharbeiter wird ja nicht wirklich benötigt.
Hierauf könnte man als Gesellschaft nur mit starken Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich reagieren. Denkbar wäre auch eine Art Maschinensteuer, damit die eingesparten Personalkosten wenigstens zum Teil der Allgemeinheit zugute kommen.
Das passiert natürlich nicht – lies hierzu den vorherigen Beitrag. Hoffentlich muss ich den großen Crash nicht mehr erleben.

Samstag, 23. Juli 2016

Hartmudo Spezial: Die dicke Wade 9/17

Karina und Sven setzten sich erst einmal hin. Die Schwester skizzierte Sven den weiteren Ablauf des Tages in groben Zügen. Er sollte noch am gleichen Tag operiert werden und sich alsbald bereit machen. Unmissverständlich bat Sven darum, ihn nach der Operation zu fixieren, da er beim Aufwachen schon in der Vergangenheit um sich geschlagen hätte.
Mein Interesse war geweckt. Was für einen Hool hatten sie mir da bloß aufs Zimmer gepackt? Musste ich jetzt um mein Leben fürchten? Die Schwester versprach alles zu regeln und ließ uns allein. Für mich war es an der Zeit, Informationen einzuholen. Horst würde warten müssen.
Karina befindet sich in der Ausbildung, eine IT Ausbildung in einer Bank. Ihre schwarzen Klamotten ließen mich eine Dark Wave Begeisterung vermuten; Genau so ist es auch, wobei sie auch Rammstein nicht verschmäht. Im Moment hatte sie Urlaub und wollte eigentlich lernen, doch Sven wollte sie nicht allein lassen.
Sven arbeitet in der Instandhaltung bei VW in Wolfsburg. Schichtbetrieb, unregelmäßiges Essen - am liebsten heiß und fettig, Hauptsache scharf. Kein Wunder, das er da... natürlich ist sein Malheur auch genetisch bedingt. Ein schwaches Bindegewebe wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Ganz einfach gesagt, litt er unter Hämorriden. Innen und Außen und gleich die Operation.
Ich kann mich noch genau an meinen Mitbewohner bei der ersten Analfistel OP vor 4 Jahren im HEH erinnert. Der Mann war Handwerker und blutete aus dem Arsch, nach seiner OP wimmerte er herzzerreißend und die Schreie bei seinem ersten Stuhlgang hatten mich wünschen lassen, niemals wegen Hämorriden operiert werden zu müssen.
Davon erzählte ich Sven selbstverständlich nichts, da er offenbar sehr starke Ängste hatte, wenn er sich schon fixieren lassen wollte. Jedoch war die Lage wohl nicht so dramatisch, wie es sich zuerst darstellte. Warum auch immer, bei Sven wirkt eine Betäubung zuerst auf den Verstand und dann dem Körper. Sein Körper wacht auch schon weit vor dem Verstand auf. Deshalb verspürt er dann wohl Schmerzen - also der Körper, nicht der Verstand - und reagiert entsprechend. Der Körper schlägt sowohl um sich, das Bewusstsein schläft da noch.
Karina half Sven beim Anlegen des Operationshemdes, hinten offen. Macht ja Sinn, oder? Das bunte Häufchen für den Kopf noch auf, die blaue Pille eingeworfen und gleich darauf wurde er mit seinem Bett aus dem Zimmer gerollt zu seiner Operation an seinem Popo. Karina wollte solange im Zimmer warten.
Sie schnappte sich ihr Buch und las ein bisschen. Zeit für mich, sie in Ruhe zu lassen und Horst zu besuchen. Ein wenig Bewegung würde mir sicher auch guttun. Schlurfend schlich ich ùber den Flur zum Fahrstuhl, ab ging es in den 4. Stock zu meinem alten Zimmer.
Als erstes begegnete ich der polnischen Ärztin, die sich nach meinem Wohlbefinden erkundete und von meiner Diagnose gut informiert zeigte. Mr. Maco freute sich richtig, mich zu sehen und hob lächelnd die Hand zum Gruß. Neu im Zimmer war der Mann von der Polizeigewerkschaft, der gerade am Daddeln auf seinem Laptop war. Er hatte Knie. Ich erkannte es mühelos daran, dass er dieses hochlegte.
Horst war in dem Moment nicht im Zimmer, tauchte aber innerhalb einer Minute auf. Gerade vom Klo runter, begrüßte er mich überschwänglich. Bevor wir uns aber verdrücken konnten, checkte die polnische Ärztin alle 3 nochmal durch. Ich war inmitten der Visite hereingeplatzt, aber als "alter Kunde" ließ sie mich im Zimmer bleiben.
Die Flüssigkeit in Horsts Beutel war immer noch rot, es ging ihm aber inzwischen sichtlich besser. Mr. Maco sollte wohl auch bald entlassen werden, der ursprüngliche Verdacht auf eine offene Tuberkulose war bereits am Vortag ausgeschlossen worden. Erst jetzt erfuhr ich, dass er auf einem Auge blind ist.
Der Polizist und ich über setzten zwischen Ärztin und Mr. Maco. Es stellte sich heraus, das er noch in der zentralen Aufnahmestelle wohnte, aber eigentlich nach Paderborn umziehen sollte. Dort war er auch schon angemeldet, allein der Aufenthalt im Krankenhaus verhinderte die Umverteilung.
Mr. Maco fühlte sich in Braunschweig allein und von anderen Flüchtlingen bedroht. In Paderborn hat er Verwandte, deshalb denke ich schon, dass eine Umverteilung die korrekte Maßnahme darstellt. An dieser Stelle Wünsche ich ihm nochmals alles Gute, ihm wird es in Paderborn besser gehen.
Für Horst hatte ich die Sportbild und den Kicker mitgebracht, worüber er sich richtig freute, denn im Krankenhaus ist es nun mal eintönig und seine Frau war immer noch nicht da gewesen. Wir zogen uns auf den Flur zurück, um in Ruhe einen Kaffee zu schlürfen und etwas zu labern.
Typisch Krankenhaus, Kaffee war natürlich alle. Wir wichen auf Tee aus. Pfefferminz für mich, schwarzen Tee für Horst. Er nahm dies zum Anlass, mir etwas über die Vorzüge von grünem Tee zu erzählen. Dieser ist nämlich sehr gesund, gut für alle Organe. Horst schwört drauf, seitdem ihm seine Hausärztin dies empfohlen hatte. Aber nur "pur", also keinen Mix mit Zitrone oder so. Pur muss er sein.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Uncle Fester: grad gelesen Juli 2016

Thomas Carl Sweterlitsch – Tomorrow & Tomorrow
Mal wieder ein Erstlingsroman und der Autor hat auch eine schöne Idee, Second Life lässt grüßen.
Eine nahe Zukunft: Durch einen atomaren Terroranschlag wurde Pittsburgh vollkommen zerstört. In einer Welt, in der die Menschen mittels einer im Kopf implantierten Adware ständig mit dem Internet verbunden sind, gibt es für die Überlebenden dieser Katastrophe die Möglichkeit, sich in eine Simulation von Pittsburgh einzuwählen, die virtuell aus den bestehenden Datenbeständen eines Archivs gespeist wird.
Und diese Simulation ist die Wirkungsstätte der Hauptperson dieses Romans. Der Privatdetektiv John Dominic Blaxton prüft Schadensansprüche an Versicherungen von Hinterbliebenen der Toten von Pittsburgh. Unter Zuhilfenahme von Drogen taucht er ganz tief in das virtuelle Pittsburgh ein und ist der beste seines Fachs.
Die Tragik des John Dominic Blaxton ist jedoch die Trauer um seine beim Anschlag gestorbene Frau, die er nicht überwinden kann. Ständig durchlebt er nochmal die schönen Stunden mit ihr; ja er lebt eigentlich nur in der Simulation. Die Realität ist ihm egal. Dieses Szenario erinnert stark an den Film „Surrogates“ mit Bruce Willis und natürlich an die Welten eines Philip K. Dick.
Zu Beginn der Story wird Blaxton unter Einfluss der Droge verhaftet und landet dank seiner Drogenabhängigkeit im Entzug. Seinen Job ist er natürlich auch los. Dank seines Therapeuten Timothy bekommt er aber wieder einen Job. Für den Unternehmer Waverly soll er die Daten von dessen Tochter Albion wiederherstellen. Irgend Jemand verwendet sehr viel Energie darauf, Albions Daten aus dem Archiv zu löschen.
Bei seinen Ermittlungen wird er von dem Kriminellen Mook, einem Freund von Albion, unter Druck gesetzt, die Suche nach Albion aufzugeben. Mook droht im Auftrag von Albion mit der Auslöschung der Daten von Theresa, der Frau von Blaxton. Irgendwann ist Mook tot und Theresa ausgelöscht. Aber dafür ist Albion nicht tot. Als Blaxton Albion in der realen Welt findet, ändern sich gut und böse.
Albion ist das Opfer und wurde als Kind von Timothy und Waverly in ein christliches Haus verschleppt. In dieser Sekte wurde sie mehr oder weniger als Sexobjekt gehalten und einer christlichen Gehirnwäsche unterzogen. Später half sie dann, andere Mädchen anzuwerben. Sie musste Timothy heiraten und konnte irgendwann mit der Hilfe von Mook fliehen. Jetzt fürchtet sie die Rache von Timothy und Waverly.
Blaxton hatte Filmmaterial über den bestialischen Mord an dem Mädchen Hannah an seinen Cousin Gav geschickt. Das schickt er am Ende des Romans an CNN. Durch die Veröffentlichung werden Timothy und Waverly bloßgestellt und enden in einer der permanent laufenden Enthauptungsshows, in denen die amerikanische Präsidentin im elisabethanischen Kostüm die Hinrichtung höchstpersönlich abnimmt.
Der Schluss mit der Hinrichtungsshow klingt in dieser Zusammenfassung krass. Tatsächlich tauchen diese Szenen im Buch öfters auf. Die dadurch aufgezeigte Gesellschaft ist die negative Fortführung unserer heutigen Konsum- und Medienlandschaft. Dies steht im Roman aber leider nicht im Vordergrund, sondern ist nur Begleitmusik für die nicht wirklich originelle Kriminalstory. Schade, denn die Science Fiction Elemente sind gut herausgearbeitet.
Wenn Sweterlitsch diese gesellschaftskritischen Elemente zukünftig mehr in den Vordergrund stellen sollte, kann er ein Großer dieses Genres werden.


                      

Frank Goosen – Radio Heimat: Geschichten von zuhause 

Der lag schon länger bei mir rum. Aber nach der diesjährigen BiRe im Ruhrpott, bei dem Hartmudo irgendwann neben einem unnahbaren Goosen in der Kneipe stand, forderte Hartmudo mich auf, dieses knapp 200 Seiten leichte Teil zu lesen. Nach anfänglichem Widerwillen war ich dann doch begeistert.
Das ganze Buch ist eigentlich nichts weiter als eine Ansammlung von Anekdoten aus dem Leben des Frank Goosen. Kindheit, Jugend. Das Erwachsenwerden und Erwachsensein, alles wird pointiert geschildert. Auch Freunde und Verwandtschaft, wie Omma und Oppa, werden hier schön skizziert. Herausgekommen ist eine liebevolle Milieustudie über die Menschen im Pott, die in Geschichten von maximal 10 Seiten, zumeist erheblich kürzer, erzählt wird.
H Lecter oder auch Hartmudo könnten jetzt auch rangehen und ein Best Of ihrer Beiträge als Buch veröffentlichen. Ein Lektorat vorausgesetzt, wäre das Ergebnis qualitativ auch nicht schlechter als dieses Buch von Goosen. Allerdings wirkt sich der Name Goosen verkaufstechnisch erheblich besser aus.
Schön kurzweilig, dies Buch. Aber Goosen kann mehr.
 

Bernd Cailloux – Das Geschäftsjahr 1968/69  
Tesla lieh mir dieses Buch kürzlich mal aus, das ich von alleine nie gelesen hätte. Ein Buch zur rechten Zeit, heute so aktuell wie eh und je.
1968 gründen 3 Freaks in einer Gartenlaube in Düsseldorf eine alternative Firma, ohne den ganzen bürokratischen Scheiß. Genossenschaftlich sollte es sein, jeder den gleichen Lohn erhalten usw. Sie entwickelten und bauten in dieser Laube Stroboskope für Diskotheken und Veranstaltungen. Der Erfolg kam rasend schnell und mit ihm die Veränderung.
Der smarte Büdinger reißt schließlich die Firma an sich und steigert dank marktwirtschaftlicher Methoden wie einem Prozessoptimierer die Produktion und damit seine Gewinne. Der verkopfte und weinerliche Ich-Erzähler wird erst in die Dependance nach Hamburg verschoben und ist am Ende komplett draußen. Seinen Traum vom gerechten Kollektiv träumt er am Ende schließlich nur allein, alle anderen Figuren, die nach und nach in die Firma eingesickert waren, haben sich mit der Situation arrangiert. Und Geld regiert die Welt, da kann man bekanntlich nichts machen.
Der wichtigste Charakter für mich ist aber Bekurz, der Erfinder und Entwickler der Stroboskope. Während Büdinger und der Ich-Erzähler ihren Kopfmüll ausleeren, ist er der Einzige, der überhaupt Plan hat und tatsächlich arbeitet. Vor lauter Arbeit merkt er nicht, wie er von den anderen beiden verarscht wird. Wie im richtigen Leben halt – im Kleinen wie im Großen.
Der Ich-Erzähler stolpert in eine Drogenkarriere hinein und steigt aber rechtzeitig aus, als seine „Mitstreiter“ wie z.B. Indien-Gerd junkiemäßig vor die Hunde gehen. Bei Regine, die ihn zuerst boshaft als Hippie-Businessman tituliert, findet er einen sicheren Hafen. Ihre Liebe hält sogar sein Kopfkino aus, was mir dagegen von Seite zu Seite schwerer fiel. Doch gerade deshalb hat mich dieser Roman so aufgewühlt.
Denn die Parallelen zu den Zeiten des Internetbooms in den 90ern sind frappant. Ach, was sag ich: Auch an meine Jugend(lich)zeit Anfang/Mitte der 80er musste ich denken, da ich solche Abläufe auch in meinem Umfeld beobachten konnte. Idealisierte junge Menschen wollen „die Welt retten“. Gerecht soll es zugehen. Und jedes Mal wieder verkennen die Gutmenschen die wahre Natur des Menschen, der eben nicht edel und gut ist, sondern gierig und faul.
Allein deshalb scheitern alle noch so gut gemeinten Versuche alternativer Lebensweisen und Wirtschaftssysteme früher oder später sowohl am Egoismus Einzelner wie auch an der Bequemlichkeit der Beteiligten. Cailloux beschreibt dies vortrefflich mithilfe des Ich-Erzählers, der schwadroniert und schwadroniert, aber selbst nicht wirklich was auf den Kasten hat oder auf die Reihe kriegt, von der Überwindung der Drogensucht mal abgesehen.
Ein lehrreiches Buch also für all die Leute, die fälschlicherweise an das Gute im Menschen glauben und immer noch meinen, das es eine gerechte Gesellschaft geben könnte.

Henning Venske – Lallbacken
Der Altmeister des politischen Kabaretts. Sich von Ministerium zu Ministerium abarbeitend, listet er penibel alle kruden Handlungen der jeweiligen Minister seit Ende der 90er Jahre auf. Das ist sehr amüsant zu lesen, ich las es als Gute Nacht Lektüre vor dem Einschlafen.
Inhaltlich bleibt da natürlich nicht allzuviel haften, dazu sind es einfach zu viele Fakten. Die meisten waren mir auch schon bekannt, so dass sich der Aha-Effekt nicht einstellen wollte. Auch sind Venske`s eigene Schlussfolgerungen bzw. imaginären Fragen sehr intellektuell gehalten.
Dafür wiederum wurde ich gut unterhalten. Das hat er immer noch drauf, der Henning. Und schön böse ist er nach all den Jahren trotzdem geblieben, der alte Sack. Dafür meinen Respekt.

Samstag, 16. Juli 2016

Udorallala: Luis & the Wildfires

Irgendwann im schönen Monat Mai war ich mal wieder im Netz unterwegs. Auf den einschlägigen Seiten für Rock `n` Roll und Sixties-Garage stolperte ich durch Zufall über Luis & the Wildfires. Die Kritik zu ihrem ersten Longplayer „Brain Jail“ waren derart überschwänglich, das ich mich dazu verleiten ließ, mir auf Youtube ein Video von dieser Band aus Los Angeles anzuschauen.
Das hier verlinkte Video sprang mir förmlich ins Gesicht. Die Aufnahme wurde während eines Festivals in Stuttgart gemacht, aber das nur nebenbei. Viel interessanter ist die Musik. Beim Hören und Sehen des Videos könnte Dir dasselbe wie mir passieren, nämlich das Dir Hören und Sehen vergeht. Nicht weil die Band total schlecht ist, im Gegenteil. Nein, Dir könnte es passieren, dass Du sofort mitwippen musst.
Jawohl, mein Herr. Hier haben wir richtig heißen Rockabilly, der sich dank eines schnelleren Tempos, in Fachkreisen gern Punk-Attitüde genannt, und guten Songs von den Vorbildern aus den 80ern, den Stray Cats, absetzen kann. Schon der Song „Wild in the Head“ lässt ältere Sachen aus dem 20. Jahrhundert sehr betagt aussehen, ohne diese Wurzeln zu verleugnen.
Noch vor dem Betrachten des Videos fiel mir auf, das es sich bei den Musikern um Latinos handelt. Im Rockabilly wie der Rockmusik im Allgemeinen auch sieht man Latinos ja eher selten, und wenn, dann reden wir über Ritchie Valens. Dank dessen Songs wie „Donna“ oder La Bamba“ hatte ich bei Luis & the Wildfires eher eine Mariachi-Band erwartet. Weit gefehlt, die Jungs haben ordentlich Chili im Blut. Ihr Sound wird mit gefühlt doppelter Geschwindigkeit durch Schlagzeug und Standbass vorangetrieben. Der Sound der Leadgitarre klingt zwar nach Jimmie Vaughan, dem genialen Ex-Gitarristen der Fabulous Thunderbirds und noch besserer Gitarrist als sein berühmter Bruder Jimmy Ray (das musste ich mal loswerden), aber dank der straighteren Rhythm Section schlägt das Pendel der Mukke mehr in Richtung Rock`n`Roll als Rhythm`n` Blues aus.
Der Sänger rundet das Ganze dann noch ab und schnallt sich die Gitarre auf den Rücken, womit wir wieder bei Mariachi wären. Mit diesem Sound können sich sowohl eingefleischte Rockabilly Fans wie auch „Neulinge“ anfreunden. Die würde ich gern mal live erleben. Keine Bläser, kein Keyboard. Nur Gitarre Bass Schlagzeug und HolladieWaldfee. So muss das sein.
Schade nur, das die Band es bisher nur auf 2 CDs gebracht hat. „Heart-Shaped Noose“, die zweite Scheibe, ist immerhin auch schon 5 Jahre alt. Da ich nebenbei auf Youtube eine Live Aufnahme vom Anfang diesen Jahres gesehen habe, besteht aber noch Hoffnung. Es gibt sie noch. Vielleicht habe ich ja Glück und sie laufen mir wieder durchs Bild.

PS.: Mit "Digital" haben die Jungs sogar noch ein Joy Division Cover anzubieten. Wie kommt man im sonnigen L.A. auf den Gedanken, sich Songs aus dem verregneten Manchester anzuhören und auch noch nachzuspielen?

Montag, 11. Juli 2016

Uncle Fester: Atlantis Zyklus von A. G. Riddle

5
Bevor Du Dich in die 5 Teile meiner Rezension oder besser Inhaltsangabe stürzt, bedenke: Ich erzähle hier den Inhalt komplett bis zum Ende. Also wenn Du die 3 Bücher selber entdecken möchtest, lies meine Rezension nicht und besorg Dir die 3 Bücher. Es lohnt sich!


 

Dann können wir uns nun mit der Gruppe um David und Kate befassen. Die geraten im Störfeuer bei den Raumschiffwracks mit Dorian und seinen Klonen aneinander. David und Sonja decken die Flucht der anderen zu dem nächsten Störfeuer aus der Liste von Janus. Dabei stirbt Sonja und David landet, vor einigen Handgranaten flüchtend, nicht in einem anderen Raum, sondern in einer Rettungskapsel, die sich unvermutet vom Störfeuer löst und auf die Raumschiffwracks zutreibt. Schmerzlich wird ihm bewusst, dass er Kate wohl nicht mehr wiedersehen wird.
Kate und die anderen erreichen nicht ein weiteres Störfeuer, sondern eine riesige Fabrik im All, in der Wächterkugeln hergestellt werden. Tausende pro Sekunde; Die Anlage hat gigantische Ausmaße. Hier verweilen sie nur für Minuten, denn Kate weiß, das sie dort nicht sicher sind, wenn Dorian sie schon im vorherigen Störfeuer finden konnte. Also geht es sofort weiter zum 3. und letzten Ort, an den Janus die Erinnerungsfragmente von Isis gesendet hatte.
Ein weiteres Störfeuer auf einem heißen Planeten, der ansonsten tot ist. Kate hatte diesen Ort in der Vergangenheit in ihren Träumen als Isis schon gesehen. Sie weiß, das Isis hier schon mal war und den Beta Lander des ursprünglichen Forschungsschiffes von ihr und Janus dazu benutzt hatte, um hier etwas auszukundschaften. Und genau diese letzte Erinnerung hat Janus gelöscht.
Die Lösung ist also nah. Kate geht mit der Gruppe durch das Portal in den Beta Lander. Schon die Zielkoordinaten für diesen Planeten hatte sie zuvor geschützt, indem sie beim Portal der Fabrik 10.000 mögliche Ziele ausgewählt hatte., um sich und die anderen vor Dorian schützen zu können. Sie wusste, das sie nirgendwo anders mehr hinkönnen. Und Dorian steht dann in der Fabrik und kommt nicht mehr weg. Er kann den Zielort von Kate nicht erkennen, dazu nehmen all die geöffneten Portale der Fabrik die Energie, um sich in der Umlaufbahn um eine Sonne zu halten. Den Schluss kürze ich mal ab und lasse den Teil mit der Besiedelung eines Planeten durch Ares und die schlafenden Menschen weg. Und ja, dieser Planet ist die spätere Heimat der Atlanter .
Derweil ruft Kate die noch fehlenden Erinnerungen im Med Labor des Beta Landers auf. Jetzt erfahren wir noch die Lebensgeschichte von Isis, die bei den Atlantern zusammen mit Janus einer revolutionären Bewegung angehört, die mithilfe des von Isis entwickelten Atlantis Gens auch die nicht privilegierten Arbeiter des Planeten auf eine höhere Bewusstseins- wie Intelligenzebene heben will.
Ares ist der große Gegenspieler, denn er hatte aus Angst vor der Schlangenarmee entsprechende Gesetze durchgedrückt, die eine höhere Entwicklung, sprich weitergehende Raumfahrt und damit einhergehend eine Aufmerksamkeit seitens der Schlangenarmee erregend, verhindern sollen. Er erreicht, das die unzufriedenen Revolutionäre sich ins Exil begeben und innerhalb der durch die Wächterkugeln geschützten Teile der Galaxis ausbreiten können, um dort unter Beachtung der „Schlangengesetze“ ihre Forschungen betreiben zu können.
Isis und Janus bilden hierbei ein Team und landen schließlich auf Welt 1723, dem heißen Planeten. Isis bricht mit dem Beta Lander auf; Der Planet wurde mit militärischen Mitteln bei einem Angriff zerstört und unbewohnbar gemacht. Aber von wem? Als sie dann noch von einer Wächterkugel angegriffen wird und sie und Janus gerade noch mit ihrem Forschungsschiff fliehen könnne, den Beta Lander zurücklassend, wird es noch einmal mysteriös. Die beiden flieghen zum Planeten 1918, unserer Erde.
Ares, der höchstselbst die Wächterkugeln darauf programmiert hatte, Zivilisationen, die über ein gewisses Maß an technischer Entwicklung hinausgewachsen waren, zu vernichten, erlebt nun das Ende seines Heimatplaneten. Lykos, Chef der Exilanten, hat dank des Atlantik Gens im Exil eine hoch entwickelte Kultur etabliert, als die Wächterkugeln zuschlugen. Doch die Exilanten setzten sich zur Wehr und kamen nach Tausenden von Jahren dazu, die Wächterkugeln der Heimatwelt zu besiegen und zerstörten dann ihre Heimat.
Ares sinnt auf Rache und begibt sich mit den letzten Schlafenden zu Planet 1918. Das sollte es jetzt doch gewesen sein, oder gibt es noch eine Wendung in der Story?
David wird aus der Rettungskapsel geborgen und befindet sich in Sicherheit, bei der Schlangenarmee! Ein Mensch mit Namen 247 lüftet nun das Geheimnis um die Schlangenarmee. Deren Mitglieder haben das Menschsein überwunden und assimilieren nun borgmäßig alle menschlichen Zivilisationen, die sie hinter den Störfeuern und Wächterkugeln finden können. Jetzt wollen sie auch die Erde „befreien“. Beitritt zur Schlangenarmee oder totale Vernichtung der Erde; 247 drückt sich da sehr klar aus.
Und während Kate und die anderen durch die Exilanten, die sich mittlerweile im Weltraum vor verbesserten Wächterkugeln verstecken müssen, gerettet werden, versuchen die Schlangenleute um 247 David zu brechen. Waterboarding und ähnliches kommt zum Einsatz, aber David will sich partout nicht von einer Assimilation überzeugen lassen.
Dazu greift die Schlangenarmee die Erde direkt an. Die Exilanten bringen Kate und die anderen zur Erde, denn das von ihr in Marbella entwickelte Gen schützt die Exilanten vor den Schlangenmenschen und soll jetzt als Antivirus bei der Schlangenarmee eingeschleust werden, um diese endgültig zu vernichten.
Das Ende vom Lied ist, das David alleine schon als Antivirus die Schlangenarmee infiziert hatte, so dass ihre einzelnen Ringe zerfallen. Überhaupt ist die menschliche Bevölkerung der Erde allein schon der Antivirus, was schon Ares offenbar von Anfang an so vorgesehen hatte. Isis war da auch nur ein Werkzeug.
Das eigentlich maschinelle Leben der Schlangenarmee erlischt, die Exilanten zerstören die Schiffe und die Wächterkugeln kehren in die Fabrik zurück. Sie werden jetzt ja nicht mehr gebraucht. David wird noch schnell durch die Exilanten gerettet und kann mit Kate noch viele Bambinis zeugen.
Das Ende ist also mal wieder ein glückliches. Alle Handlungsstränge sind, so komplex die Handlung auch ist, in sich logisch. Wenn Du meine Zusammenfassung gelesen hast, wirst Du das sicher bezweifeln, aber glaub es mir einfach mal. Denn ich habe für diese Zusammenfassung Wochen gebraucht und musste permanent quer lesen, da ich den Großteil der Story schon vergessen hatte.
Häufig musste ich zurückgehen und Teile der Zusammenfassung neu schreiben, weil sich im Nachhinein vieles als falsch herausstellte. Ich habe ja schon viel gelesen, aber noch nie eine derart verzwickte Geschichte.
Und trotzdem ist sie geil. Ich freue mich schon auf die Verfilmung als Serie – Netflix oder Amazon Prime, bitte.
Und… was sind denn das da für Kugeln am Himmel…

Freitag, 8. Juli 2016

H Lecter: Onkel Hotte 3/x

3
Insbesondere Onkel Hotte tat diese spürbare Missachtung durch unsere Mitreisenden weh. Nachdem wir – wohl aus lauter Frust – die Schlagzahl nochmals gesteigert hatten, wankte der inzwischen schon etwas angeschlagene Hotte zum Tisch hinüber und blubberte die Mannschaft voll.
Walter und Co hatten zwischenzeitlich Essen bestellt und ließen es sich schmecken, da störte Hotte verständlicherweise erheblich. Erschwerend kam die Wirkung eines schwer lallenden und etwas schwankenden Hotte auf die Toleranzbereitschaft der mitgereisten Damen hinzu, so dass selbst Hotte irgendwann mitkriegte, dass er wohl zur falschen Zeit am falschen Tisch saß.
Ich selbst sah dies nur aus der Entfernung des Tresens, da ich einige Mühe hatte, mich auf dem Barhocker zu halten. Jetzt rächte es sich, dass ich nichts gegessen hatte. An den mittlerweile mehr als 10 Wodka-O oder Gin Tonic kann es jedenfalls nicht gelegen haben; Wahrscheinlich hatte ich auch die knallende Sonne unterschätzt. Da half selbst mein Baseball Käppie nicht.
Irgendwann nach dem Essen setzten wir uns dann doch noch an den Tisch zu den Anderen, da war bei Hotte natürlich schon längst alles auf Krawall gebürstet. Die immer tiefer stehende Sonne setzte mir am Tisch erheblich zu, ohne meine Trinkgeschwindigkeit beeinträchtigen zu können.
Lediglich meine Zunge wurde immer schwerer. Hier kann man getrost von einer eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit sprechen. Für Onkel Hotte galten da schon immer andere Maßstäbe; er drehte jetzt gerade erst auf und redete immer lauter auf Walter ein, während wohl die tief stehende Sonne mich mehr und mehr verstummen ließ.
Mitten in der Nacht schlug ich dann die Augen auf. Ob durch irgendwelche Ritzen der Mondschein etwas Licht spendete oder ein Lichtschalter eingeschaltet geblieben war, weiß ich heute nicht mehr. Was ich weiß, ist folgendes: Unter meinem Körper lag ein Haufen an Sitzauflagen für die Terrassenstühle des Restaurants. Die dazugehörigen weißen Stühle standen im selben Raum. Aufgestapelt. War da noch ein Regal mit Lebensmitteln o.ä.? Kann sein, auf alle Fälle war ich nicht in unserem Appartement.
Wie ich dort hinkam, wusste ich da natürlich noch nicht. Dankenswerterweise war die Abstellkammer nicht abgeschlossen. Dunkel war es, der Mond schien helle, als ich ins Freie trat. Sämtliche Stühle waren hochgestellt, das Restaurant war geschlossen. Nur das Rauschen des Meeres war zu vernehmen, welches sanft gegen den Sandstrand brandete. Ernüchtert schlich ich ins Appartement und legte mich in die Küche auf die Matratze, um meine unterbrochene Nachtruhe fortzusetzen.
Hotte war wohl schon eingetroffen, denn aus seinem Zimmer schallte ein Sound heraus… Wie ein Sägewerk! Noch eine Rakete, ein Bierchen aus dem Kühlschrank womöglich gar und noch etwas lesen. Der erste Abend war nunmehr erfolgreich abgeschlossen, auch wenn ich mich an nichts mehr erinnern konnte.
Wenigstens gab es einen schönen Sonnenaufgang, als ich wieder einschlief. Die nötige Bettschwere hatte ich mir mühelos verschafft, so dass es mich auch nicht störte, dass das Sägewerk nebenan immer noch arbeitete. Hotte schläft den Schlaf des Gerechten, so dachte ich. Was war ich doch für ein Schaf damals.
Frühstückszeit ist in Spanien ja später, so ab 9.00 Uhr geht das so langsam los. Walter und die anderen fanden sich zu dieser Zeit ungefähr auf der Terrasse des Balkon zum Frühstück ein. Obwohl dies nicht abgesprochen war, schafften es Hotte und ich an keinem Tag dieser Woche auf Granni, uns so früh morgens in die Senkrechte zu begeben und zu den Anderen zu stoßen.
Mittag ist für den Deutschen, erst recht den deutschen Touristen auf Gran Canaria, zwischen Zwölf und Eins. Da gibt es dann Schnitzel mit Pommes, ersatzweise Currywurst. Hatschi und Co saugten dann das erste Hefeweizen des Tages an. Nach dem Essen kam das dritte oder vierte Hefe, anschließend war Kottelet angesagt. Sprich mit den Mädels am Strand dösen und sich alle 10 Minuten umdrehen, damit die Panade auch gleichmäßig aussieht.
Denn so sahen alle Tage unserer Mitreisenden aus. Erst am Frühstückstisch treffen und hinterher gleich runter zum Strand und sich von der knallenden Sonne brutzeln lassen. Die Jungs schauten da höchsten noch auf die Uhr, ob es schon 12.00 Uhr mittags sei. Da war ja die Zeit zum Ansaugen des ersten Weizens gekommen, bloß um sich danach wieder in die brütende Hitze zu begeben. Irgendwann nach 17.00 Uhr lässt die Kraft der Sonne nach und die Abendaktion kann beginnen.
Was dies angeht, waren Hotte und ich untypisch, denn wir standen selbst zum Mittagessen noch gar nicht auf. War halt nicht unsere Zeit. Als Ausnahme gelten hier allerdings Tag 2 und 3 des Urlaubs, also die beiden Tage nach der ersten Nacht.

Freitag, 1. Juli 2016

Uncle Fester: Atlantis Zyklus von A. G. Riddle

4
Bevor Du Dich in die 5 Teile meiner Rezension oder besser Inhaltsangabe stürzt, bedenke: Ich erzähle hier den Inhalt komplett bis zum Ende. Also wenn Du die 3 Bücher selber entdecken möchtest, lies meine Rezension nicht und besorg Dir die 3 Bücher. Es lohnt sich!

Teile der Erinnerung von Isis hatte er gelöscht, weil sie wohl Dinge beinhalteten, die sie schwer belasteten und die eine Wiedergeburt verhindern würden. Was dies sein soll, das versucht Kate nun durch ihre Selbstversuche herauszufinden, denn die Med Abteilung könnte diese Dateien wieder in sie integrieren.
Die Strahlung der Glocke hatte wohl bei ihr einen Wiedergeburtseffekt zur Folge, und da diese Dateien beschädigt sind, wird sie das binnen weniger Tage umbringen. Wird sie das Geheimnis um die gelöschten Erlebnisse lösen können? Ich war gespannt und stürzte mich um so tiefer in die Geschichte.
Allmählich bildet sich wieder eine Gruppe heraus. Paul und Mary erreichen die Gegend um Ceuta, als eine riesige Flutwelle auf das Festland knallt. Ausgelöst wurde die Springflut durch Ares und Dorians Sprengung in der Antarktis. Glücklicherweise können David und Milo die beiden im Feldeinsatz eher unbeholfenen Wissenschaftler durch einen versteckten Höhleneingang zum Schiff in Sicherheit bringen.
Hinzu stößt auch noch Sonja. Die Anführerin der Berber, die den Angriff auf Ceuta im 2. Band leitete, ist eine stolze Kriegerin und verstärkt diese Gruppe, um deren Bewegungen durch die vielen Portale sich die weitere Story dreht.
Nachdem Mary allen von der empfangenen außerirdischen Botschaft erzählt hat, vermutet Kate sofort, das Janus eine Botschaft ins All gesandt hatte und dies jetzt die Antwort sei. Ist nach Tausenden von Jahren endlich doch noch Hilfe unterwegs oder sind dies die geheimnisvollen Angreifer, vor denen seinerzeit Janus und Isis einen Schutzschirm um das Sonnensystem, das sogenannte Störfeuer, gelegt hatten, um den Planeten vor Entdeckung durch die Aggressoren zu schützen?
Mittels eines Portals reist die Gruppe zum Störfeuer, um eine Antwort zu senden. Ares ist entsetzt und schickt Dorian mit einem Team von Klonsoldaten hinterher, um eine Nachricht zu verhindern. Er ist davon überzeugt, das dies zur Entdeckung der Erde und damit zu deren Vernichtung führen würde. Das wäre es dann mit seinen Racheplänen.
Auf dem Weg zum Portal müssen beide Gruppen durch eine riesige Arkologie mit einer Dschungellandschaft. Dieser kurze Jurassic Park Einsprengsel allein bietet so viel Stoff und Aktion, das es alleine schon für einen Film reichen würde. Riddle mag zwar sehr viel Ideen geklaut haben, aber er schafft es eben, alles miteinander zu verweben, so dass ein vollkommen neuer und auch einzigartiger Plot entsteht.
Als die Gruppe um David und Kate das Störfeuer bzw. das seinerzeit versteckte Hauptschiff der atlantischen Forscher Isis und Janus erreichen, stellen sie erstaunt fest, dass Janus nicht Hilfe angefordert, sondern die Aggressoren angefleht hatte, doch wenigstens die Erde zu verschonen. Logisch, anders macht es ja auch keinen Sinn, wenn der Heimatplanet der Atlanter zerstört worden war.
Kate muss die Erinnerungen von Isis wiederherstellen, um zu wissen, wer da von draußen Nachrichten an die Erde sendet. Auch der Leser braucht natürlich diese Info. Sie findet heraus, das die Atlanter auch um andere Planeten in der Galaxis Schutzschirme, also Störfeuer, errichtet hatten. An 3 von ihnen hatte Janus die wesentlichen Erinnerungen von Isis gesendet, da er sie dank der Wiedergeburtstechnologie nicht vollständig eliminieren konnte. Die Gruppe reist zu einem anderen Portal und verschleiert deren Koordinaten, so dass Dorian und seine noch lebenden Klone nicht sofort erkennen können, wohin die Gruppe geflüchtet ist.
Ehrfürchtig schaut die Gruppe am Zielpunkt aus einem uralten Raumschiff, irgendwo in unserer Galaxis, auf ein riesiges Trümmerfeld von Raumschiffen, die in einer Raumschlacht vor Äonen zerstört worden sein musste. Als ob die Borg Kuben die letzte Schlacht mit der Sternenflotte geschlagen hätten.
Dorian findet derweil beim Störfeuer der Erde eine Möglichkeit, auf die Erinnerung von Ares zugreifen zu können. Es beginnt mit Ares` Aufwachen in einem Rettungsboot. Riesige Kugeln haben sein Raumschiff angegriffen und zerstört. Offenbar gehören die Kugeln zu einer „Wächterlinie“, auf die die Atlanter bei Forschungsreisen gestoßen sind. Aus Versehen hatte Ares, eigentlich selbst ein Forscher, eine der Kugeln zerstört, so dass Feinde der Kugeln eine Lücke finden und durchstoßen konnten. Jetzt hofften die Atlanter, neue Verbündete im Kampf gegen die Kugeln gefunden zu haben. Und Ares soll den Kontakt herstellen.
Aber die Atlanter hatten die Situation falsch eingeschätzt. Die so genannte Schlangenarmee ist noch aggressiver als die Kugeln und vernichtet alles, was ihnen im Weg liegt. Ob Wächterkugeln oder Atlanter, egal. Schließlich gaben die Wächterkugeln die Schlacht verloren. Eine einzelne Kugel verschluckte am Ende noch das Schiff von Ares. Was bleibt, ist das Trümmerfeld, welches die Gruppe um Kate nunmehr staunend entdeckt hat.
Und jetzt ist es Zeit für noch eine weitere Auflösung in dieser rasanten Story. In der Wächterkugel befindet sich ein Avatar eines Menschen, eines Volkes, welches noch älter ist als die Atlanter. Dieses Volk wollte mittels Wissenschaft und Technik auch die letzten Geheimnisse des Universums enträtseln. Die Technik verselbstständigte sich und schuf die Schlangenarmee, welche die zusammenbrechende Zivilisation der Menschen des Avatars assimilieren wollte. Die letzten jenes Volkes schufen die Wächterkugeln nebst Barrieren als Abwehr gegen die Schlangenarmee, um die Menschheit als biologische Lebensform schützen zu können.
Während der Avatar dies erzählt, vernichtet die Schlangenarmee gerade die Welt der Atlanter. Die Kugel des Avatars ist das Wiedergeburtsschiff, mit dem Ares schließlich die Erde erreicht. Ares soll mit den schlafenden Menschen in den Röhren , die der Avatar noch vom sterbenden Planet der Atlanter retten konnte, eine neue Zivilisation, am besten ohne Technik, aufbauen. Denn Technik und Wissenschaft haben die Menschen laut des Avatars schließlich ins Verderben geführt. Doch Ares denkt nur an Rache, wie wir ja bereits aus dem 2. Roman wissen. Hier schließt sich also schon einmal ein Erzählstrang, der über Äonen und galaxisweit reicht.