Montag, 30. April 2012

Udorallala: Jeanette Dimech


Aus der Rubrik „vergessene Hits“ habe ich hier etwas besonders schönes wiederentdeckt. Jeanette Dimech mit „Porque Te Vas“. Aufgenommen 1974, aufgrund eines Films von Carlos Saura (Züchte Raben …) wurde dies 1977 zur Nummer 1 in Deutschland.
Ein lasziver und entrückter Blick von Jeanette – da möchte man(n) doch gleich die Salami streicheln. Ein bisserl entrückt wirkt sie schon, aber egal.
Als ich am Wochenende im bayrischen Hof in Wolfenbüttel saß, lief dieser Song im Radio. Seit Urzeiten nicht mehr gehört, konnte ich mich erinnern, das ich diesen Song damals gut fand. Obwohl ich ihn seit über 30 Jahren nicht mehr gehört hatte, konnte ich sofort mitsummen. Wahrscheinlich ist es die spanische Sprache, die mich damals wie heute so fasziniert hat. Ein Hit aus Spanien ist ja auch eher selten.
Jeanette Dimech, in England geboren, in den USA aufgewachsen, ist eine spanische Sängerin, die ab Ende der 60er Jahre bis in die 90er Jahre Platten aufnahm. Porque Te Vas – ihr einziger großer Hit – dürfte sie wg. der Tantiemen bis heute ernähren.
Ich fand den Song damals gut, finde ihn jetzt auch noch gut. Aber wenn Du mich fragst, warum …
Diese Augen, das Gebiß – Wahnsinn!

Montag, 23. April 2012

Contramann: Ursula Piech

Als ich am 20. April im Krankenhaus zur Nachuntersuchung war, lag dort auch die aktuelle Ausgabe der örtlichen Kampfpresse namens Braunschweiger Zeitung rum. Irgendwie blättert man doch immer wieder rein, wenn man sie schon vor sich liegen hat.
Wenn dieses Blatt am Bahnhof oder im Supermarkt als kostenlose Leseprobe feilgeboten wird, antworte ich den Leuten vom Zeitungs-Stand immer wieder gern: „Nein Danke, keine Hugenbergpresse!“ Näheres zu Hugenberg hier:
Hugenberg hatte also Hitler „hochgeschrieben“. Während ich dies hier schreibe, haben wir den 20. April – Führers Geburtstag. Und, um das Deja Vu noch voll zu machen, will ich hier etwas über Ursula Piech schreiben. Eine geborene Plasser aus Braunau (!?) in Oberösterreich.
Aber damit keine Mißverständnisse aufkommen, möchte ich Frau Piech auf gar keinen Fall in die Nähe von Neonazis oder ähnlichem Gesockse rücken. Wer mir dies jetzt unterstellen möchte, dem widerspreche ich entschieden.
Nein, mir geht es um das „Hochschreiben“ durch die Braunschweiger Zeitung, welches man gemeinhin auch als Hofberichterstattung auffaßt. Denn in der heutigen Ausgabe stand im Wirtschaftsteil ein ganzseitiger Kommentar einer Redakteurin, in dem Frau Piechs Eignung für den Posten im Aufsichtsrat von Volkswagen mit ihrer menschlichen Art befürwortet wird. Leider hat die Braunschweiger Zeitung diesen Kommentar nicht online gestellt, so dass ich einen ähnlichen Artikel im Netz suchen mußte.
Überraschenderweise“ mußte ich nicht lange suchen:
Aah, die Wirtschaftswoche. Der Name des Blattes gau(c)kelt einem so schön eine Seriösität vor, die nach Lektüre dieses Beitrages ruhig angezweifelt werden sollte. Aber weiter im Thema.
Frau Piech kam also Weihnachten 1982 als Kindermädchen, oder meinetwegen auch Gouvernante – klingt schön hochtrabend, zur Familie Piech und begeisterte durch ihre natürliche Art.
Das einige Aktionäre auf der VW-Hauptversammlung meinten, eine Erzieherin hätte nicht die notwendige Qualifikation , um in leitender Funktion des bald größten Automobilkonzerns der Welt zu wirken, stößt dem Kommentator hier auf. Deshalb stellt der Kommentator auf fast 2 Seiten die menschliche Seite von Frau Piech in den Vordergrund und begründet damit ihre Befähigung zu diesem Job. Außer dem Umstand, dass sie sich eingearbeitet habe, kann er keine anderen Argumente ins Feld führen.
So ein Quäse! Meine Löwin ist ebenfalls aufgrund ihrer natürlichen und ehrlichen Geradeheraushaltung genauso qualifiziert. Einarbeiten kann sie sich auch. Und außerdem ist sie keine Erzieherin, sondern ausgebildete Kauffrau in 2 Bereichen! Bloß leider ist sie bloß mit einem kleinen Beamten – also mir – verheiratet, der sie noch nicht einmal bei seinem Arbeitgeber „unterbringen“ kann, um eine evtl. drohende Arbeitslosigkeit zu vermeiden.
Als Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen hat Herr Piech da natürlich ganz andere Möglichkeiten. Sicherlich kommt da ein bisserl Sozialneid meinerseits durch. Und eigentlich ist es zu begrüßen, dass eine Frau, die keine Bürokratin oder kalte Technikerin ist, in herausragender Stellung die Geschicke eines Weltkonzerns mitbestimmen kann. Da fallen mir auch gleich mehrere Filme mit Doris Day ein.
Aber trotzdem bleibe ich dabei: Als Ursula Plasser hätte man ihr diese Position niemals angeboten. Und so wie ich diesen Laden kenne, hätte sie noch nicht einmal als Putzfrau bei VW anfangen können. Das geht dort in der Regel wohl nur dann, wenn man Verwandte bei Volkswagen hat. Ausnahmen bestätigen hier sicherlich diese Regel. Schließlich ist Volkswagen einerseits ein Weltkonzern, andererseits eine kleine Klitsche in einem Dorf in Südostniedersachsen.
Ich bin mal gespannt auf die weiteren Kommentierungen anderer Medien zur Wahl von Ursula Piech in den Aufsichtsrat von Volkswagen. Wetten, dass auch Bild und Co dies positiv kommentieren?

Mittwoch, 18. April 2012

Udorallala: Ramones

In der Betrachtung der Geschehnisse ums CBGB sind wir jetzt endlich bei den Ramones angekommen. Bereits letztes Jahr hatte ich meine frühesten Erlebnisse mit der Musik, die man hierzulande auch gerne als Punkrock bezeichnet, und eben diesen Ramones geschildert.
Sieht man mal von den Sex Pistols ab, gelten die Ramones als DIE Punkband schlechthin. Kommerziell waren sie weniger erfolgreich; Platz 1 in den Charts erreichten sie nie. Und trotzdem kennt „man“ sie. Ihre Konzerte in London – zurecht berühmt geworden ist das Silvesterkonzert 1977/78 – haben wohl in England nochmal ne ganze Menge Leute inspiriert, eine Band zu gründen und einfach loszulegen.
Und einfach war ja sowieso ihr Ding. Könnte man zumindest meinen, wenn man die kinderliedartigen Surfmelodien zu der harten und schnellen Wand aus EINER Gitarre, Bass und Schlagzeug das erste Mal hört. Aber diese Präzision dabei und die Harmoniegesänge gehören dazu und damit ist das Ganze eben doch nicht so leicht, wie es rüberkommt. In ganz frühen Aufnahmen aus dem CBGB erkennt man das auch, das die Routine noch nicht da war.
Aber Johnny, Joey und Dee Dee harmonierten perfekt miteinander, zumindest musikalisch. Als einzige der wirklich wichtigen Rockacts der letzten 50 Jahre firmierten sie unter einem gemeinsamen Nachnamen. Ein Marketinggag, der anders als bei den Wombles eben nicht das bemerkenswerteste dieser Gang war. Johnny, der stille, gläubige und erzkonservative Gitarrist gab musikalisch die Richtung vor. Joey, der Sänger, war eher der schüchterne und verstörte Dichtertyp. Und Dee Dee, der alte Junkie und Stricher, ist quasi als Besatzungskind in Deutschland geboren worden und ging dann mit den Eltern nach Queens.
Daneben schrieb Dee Dee noch DEN Song, den die Ramones wegen Johnny nie spielen durften, weil es darin um Drogen ging: Chinese Rocks war dann ein „Hit“ für Johnny Thunders. Das Loft von Joey und der Band war wohl gegenüber vom CBGB. Und das prädestinierte die Ramones zur Hausband dieses Ladens Mitte bis Ende der 70er Jahre.
Leider ist es bis heute so, dass man bei den wichtigsten Bands zuerst immer noch an die Beatles (zurecht) und die Stones denkt. Danach kommt lange nichts oder Queen, Cream oder auch die Who. Richtig, alles Engländer. Beach Boys oder auch mal die Doors werden bei den amerikanischen Gruppen immer schnell genannt. Halt, CCR nicht vergessen. Doch die Ramones …
werden zu Unrecht hierbei vergessen. Genau betrachtet kommen sie gleich nach den Beatles. Weil außer den Beatles spielten alle, auch die Stones, immer und immer wieder ihren gleichen Striemel runter. Und mit den Ramones gab es wenigstens noch einmal ein letztes kurzes Aufflackern der Illusion, dass Rock n Roll mehr ist als nur eine Attitüde oder ein Produkt (den Nachnamen mal ausgenommen). Das Aufbegehren der zornigen jungen Männer gegen das Establishment !
Was bleibt ist ein kräftiges „One, Two, Three, Four“ in Leinenturnschuhen. Und, das hat Aki mir mal erklärt, ein Beckenschlag und schon wird es schnell.

Sonntag, 15. April 2012

Uncle Fester: grad gelesen April 2012

Jeff Somers – Avery Cates Zyklus
Avery Cates ist Auftragskiller und mit 27 Jahren im postkapitalistischen New York ein alter Mann. Seine Lebenserwartung ist also gering. Und da muß er sich, beauftragt von Dick Marin, dem Sicherheitschef der Weltregierung, mit den elektronischen Mönchen auseinandersetzen.
Die elektronischen Mönche vertreten eine Religionsgemeinschaft, die täglich immer größer wird. Sie wollen Dich retten.Dazu müssen Sie Dich töten.Dann entfernen sie Dein Gehirn und packen es in einen Standard – Mönchskörper. In diesem metallischen Wirtskörper wird Dein Gehirn verkabelt und dient fortan als „Arbeitsspeicher“. Du bist immer noch bei Bewußtsein, hast aber keine Kontrolle über den Körper und mußt hilflos zusehen, wie Du selber einen nach dem Andern wegmeuchelst. Du bist quasi unsterblich. Dein Schreien nach Erlösung, dass man Dich töten möge, hört niemand.
Eine wirklich schöne Idee, die Somers aus Douglas Adams` elektrischen Mönch entnommen hat. Doch anders als bei Adams ist die Welt von Somers düster. Sin City oder auch Pulp Fiction fallen mir spontan als Vergleich ein.
Avery Cates ist quasi als Blade Runner unterwegs. Stirb Langsam fällt mir noch ein. Dauernd wird geballert und gestorben. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen im Ablauf der Story mehr und mehr.
            
Den 3. Roman – Das ewige Gefängnis – habe ich lange Zeit nur abgehackt und oberflächlich gelesen, weil ich immer wenig Zeit hatte oder müde war. Aber auf dem Rückweg von der Arbeit machte es auf einmal Bing! Die 2 Handlungsstränge (vorher arbeitete Somers lediglich mit einem Strang) werden mitten im Buch zusammengeführt. Und das auf so überraschende Weise, dass ich über 200 Seiten zurückblättern mußte und das halbe Buch nochmal überschlagen habe. Klasse gelöst; Wie, möcht ich hier nicht verraten. Lies es selbst.
Somers liest sich klasse und flüssig. Wer die erwähnten Hollywood – Kracher mag, wird Somers zu schätzen wissen. Das Jeff Somers ein neuer heller Stern am Himmel des Genres ist, möchte ich noch nicht unterschreiben. Auf alle Fälle haucht er dem mittlerweile vergessenen Cyberpunk neues Leben ein. William Gibson oder auch Neal Stephenson könnten heutzutage das Tempo von Somers gut gebrauchen.
4 Bände gibt es bisher, ein 5. Band ist in Vorbereitung. Das ganze ist absolut lesenswert, hat ne Menge Action und verschwendet keine Zeit mit philosophischen Betrachtungen. Wer allerdings Science Fiction mit intellektuellem Touch und Tiefgang bevorzugt, könnte sich in der Welt des Jeff Somers nicht zurechtfinden oder gar überleben.
Aber aufgepaßt, Ihr Literaturstudenten: Die postkapitalistische Welt von Avery Cates könnte zur Realität werden, wenn die Mächtigen dieser Welt nicht von uns gestoppt werden. Und dann seid auch Ihr froh, wenn Ihr noch eine Nährstofftablette bekommt...

Dienstag, 10. April 2012

Hartmudo: Jetzt nochmal polemisch

In den Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes – hier die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen - haben sich Gewerkschaften und Arbeitgeber lt. den Medien auf eine Erhöhung von 6,3% geeinigt. Laut den Medien deshalb, weil diese Erhöhung lediglich in 3 Stufen über 2 Jahre erfolgt. Mit der blanken Zahl von 6,3 wird fälschlicherweise suggeriert, das diese Erhöhung ab sofort gezahlt wird. Tatsächlich sollen es über 2 Jahre gerechnet 4,7% sein.
Aber darum geht es mir jetzt nicht. Im Netz habe ich zu diesem Thema viele Kommentare und Foren durchforstet. Hartmudo ist entsetzt, wenn auch nicht überrascht. Ich mußte viel geistigen Dünnschiß lesen. Alte Vorurteile gegen den öffentlichen Dienst sterben halt nicht aus. Da wird nicht richtig gearbeitet, heißt es. Der sichere Arbeitsplatz! Überflüssiges Personal. Bereiche wie Müllabfuhr oder Krankenhäuser sollen privat betrieben werden. Dann wird die Leistung billiger und besser. Dort – in der Privatwirtschaft – wird man noch freundlich bedient....
Was für ein Stuß! In Braunschweig ist die Müllabfuhr privatisiert. Preiswerter ist es nicht geworden. Das heißt... doch, die Kosten des privaten Betreibers sind geringer. Die Lohnkosten nämlich. Der Betreiber hat Personal eingespart und zahlt auch weniger bei Neueinstellungen als vorher die „öffentliche Hand“. Wurde diese Kostenersparnis an den Kunden bzw. Bürger weitergegeben? Klare Antwort: Nein!
Das eingesparte Geld der Lohnkosten wie auch höhere Gebühren kommen lediglich dem Arbeitgeber in Form von Gewinnen zugute. Für Krankenhäuser, wo auch schon eine große Privatisierungswelle angelaufen ist, gilt das erst recht. Und wenn mir irgendein Schwachstromstruller etwas von verbesserter Kundenfreundlichkeit erzählen will, muß ich mich immer arg zusammenreißen, um nicht ausfallend zu werden.
Die Dienstleistung einer Verwaltung kann naturgemäß nicht immer den Wünschen des Kunden entsprechen. Man kann dem Bürger eine Leistungskürzung oder ein Bußgeld noch so freundlich erklären – der Kunde wird sich bei für ihn negativen Entscheidungen immer „unfreundlich“ behandelt fühlen. Positve Entscheidungen hingegen werden häufig als selbstverständlich angenommen; eine Würdigung von Kundenfreundlichkeit oder Service findet nicht immer statt. Dies sind Erfahrungen, die ich in über 20 Jahren im Dienst für den Bürger machen durfte.
Der Kommentator der FAZ meint, das die Leistungen einer öffentlichen Verwaltung nicht meßbar seien. Erbsenzähler, dammischer! Kostenrechner sind potentielle Kinderficker, sag ich da nur. Wenn alles in Zahlen ausgedrückt werden muß, um einen Wert bzw. gesellschaftlichen Nutzen ermitteln zu können, dann gute Nacht Deutschland. Wenn Dein Haus brennt, wenn Du in der Klinik liegst oder auch nur die Polizei Deinen Verkehrsunfall aufnehmen soll... Alte Argumente, zugegebenermaßen, aber wenn diese Dienste nicht oder nur ungenügend bereitstehen, dann kann das richtig zu Schäden führen. Und um rechtzeitig helfen zu können, müssen diese Dienste vorgehalten werden. Das ist nichts anderes als eine Versicherung. Und das sollte es uns wert sein.
Denn eins ist doch wohl mal klar: Je schlechter die Bezahlung, desto schlechter das Arbeitsergebnis. Das der öffentliche Dienst der allgemeinen Lohnentwicklung seit über einem Jahrzehnt über 10% hinterherhinkt, wird auch von Kritikern des „hohen“ Tarifabschlusses so gesehen. Aber der sichere Arbeitsplatz, die klammen Kassen der Kommunen... Ist auch ne alte Platte.
Aber eines ärgert mich immer am Meisten: „Wenn ihr im öffentlichen Dienst so arbeiten müßtest wie ich in Firma XY, dann wüßtet ihr, was Arbeit eigentlich ist.“ Das habe ich so oft gelesen oder auch selbst in meinem Umfeld gehört, das ich diese Aussage nicht als Meinung einer kleinen Minderheit ansehen kann.
Ich kenne einige Ingenieure wie auch Doktoren. Viele davon sind in verantwortungsvollen Positionen und verdienen ordentliches Geld, mehr als ich. Auch kenne ich Leute, die nicht wie ich ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorweisen können und trotzdem erheblich mehr Geld als ich nach Hause tragen. Das sei ihnen auch gegönnt. Dann möchte ich mir aber von diesen Leuten nicht vorhalten lassen, ich würde nicht „richtig“ arbeiten. Als Beamtenwitz lass ich mir das ja noch gefallen, aber wenn es ernst gemeint ist, dann hört es auf.
Um es ganz deutlich zu sagen: Wenn ich mitkriegen muß, wie der eine oder die andere Treffen mit Freunden oder auch Parties organisieren, da frage ich mich, wieso die Arbeitgeber dieser Leute nicht pleite gehen, da ich davon ausgehen muß, das ihr fehlendes Organisationstalent sich auf der Arbeit auch bemerkbar macht. Viele haben auch Probleme, sich schriftlich auszudrücken oder oder oder.
Verwaltungstätigkeiten wie z. B. das Abheften der Post (Miete, Kontoauszüge, Stromabschlag etc) werden gering geschätzt, weil sie keinen Spaß machen und unbequem sind. Häufig klingt die Post unverständlich und man versteht es nicht sofort. Aber sich damit auseinanderzusetzen ist dann oft schon schwierig. Grad solche Leute sind es meistens, die über den öffentlichen Dienst und die „einfachen“ Arbeiten lästern. Wenn man es selber nicht kann – einfach mal das Maul halten!
Über die Kundenfreundlichkeit in der Privatwirtschaft, insbesondere im Einzelhandel, kann ich häufig nur müde lächeln. Gelangweilte Verkäufer oder genervte Verkäuferinnen treffe ich erheblich häufiger als unfreundliche Kollegen von mir.
Und der sichere Arbeitsplatz ist auch nen Witz. Bei den heutzutage ebenfalls üblichen Zeitverträgen im öffentlichen Dienst passt das nicht. Aber auch bei mir als Beamten wird das auch schon mal zum Nachteil: Ein Arbeitgeberwechsel ist so gut wie nicht machbar und wenn dann nur innerhalb des öffentlichen Dienstes, ansonsten ist die Altersversorgung weg bzw. wird geringfügigst nachversichert. Beim heutigen Arbeitsmarkt ist dies vielleicht nicht so das Killerargument.
Mich wundert es auch, das die Leute, die über die „üppige“ Bezahlung im öffentlichen Dienst wettern, in der Vergangenheit nicht in die Verwaltung gegangen sind, wenn es dort so toll ist. Belächelt wurde ich seinerzeit, weil man „im Amt“ ja so wenig verdient.
Ich könnte wohl noch stundenlang weiterzetern und vieles hiervon hat Contramann schon vor Jahren geschrieben, aber mich stören manche Hackfressen aus der Privatwirtschaft immer noch. Ändern kann man das natürlich nicht und das ist auch gut so. Ich verbuche es einfach unter positiven Stress.

Freitag, 6. April 2012

Contramann: kurz gesehen im März

Auch das Manager-Magazin kann es reißerisch: „Mit seinem schwarzen Porsche fährt er weiterhin regelmäßig in die Ehinger Firmenzentrale, obwohl er keine Entscheidungen mehr treffen darf.“
Ja und, ist das schlimm? Die hochgerechneten 70.000,-€ monatlich kommen aus dem Vermögen der Verwandten. Anton haftet halt nur mit seinem eigenen Vermögen. So ist das Gesetz halt. Ich glaube nicht, dass sich irgendein Fuzzy vom Manager-Magazin in vergleichbarer Situation auf den Pfändungsfreibetrag beschränken würde. Ich würde es auch nicht tun.
Dass Anton immer noch in die Firma fährt, obwohl er nichts zu melden hat, deutet eher auf einen Gutsherren alter Prägung hin. In der heutigen Zeit eher ungewöhnlich.

Dieses Interview nach der Saarlandwahl mit Andrea Nahles zeigt es deutlich: Die SPD ist abgerockt. Alles, was sie in diesem Interview absondert, entspricht nicht der Realität. Ich finde es erschreckend, wie solche Leute unbeeindruckt vom fehlenden Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen locker und flockig Zustände beschreiben, die maximal in ihrer eigenen Fantasie existieren. So etwas ist entweder behandlungsbedürftig oder, was noch schlimmer ist, volle Absicht und eiskaltes Kalkül, dass es entweder keiner merkt oder es den Leuten eh egal ist. Ich glaube ja, dass letzteres der Fall ist.
Einen Kommentar (weiter unten im Artikel) finde ich treffend: Unter Willy Brandt hätte es kein Hartz IV gegeben. Und ich denke darüber hinaus, dass Frau Nahles das Andenken an Brandt in den Schmutz zieht, weil sie ihn in Zusammenhang mit Heiko Maas nennt.

Ja, sie haben es in den Landtag geschafft. Sie sind irgendwie doch die Lieblinge in den Medien. Alle lieben halt den Underdog. Aber ich bleibe dabei: Kein Programm, keine Antworten zu den momentan anstehenden Fragen in der Sozial- und Finanzpolitik. Die Piraten sind deshalb für mich – im Moment jedenfalls – nicht wählbar.
Ich bin da irgendwie altmodisch: Vor dem Kauf eines Autos mache ich immer eine Probefahrt. Ich kaufe nicht die Katze im Sack!

Kommen wir nun zu etwas Anderem. Das wirklich Traurige an dieser Aktion der Versicherer ist, das die Mitarbeiter, die sich zugunsten ihrer Arbeitgeber an der Umfrage beteiligten, dies lediglich aufgrund der läppischen email taten. Ganz ohne Geld! Freiwillig. Da sieht man mal, wie egoistisch Menschen reagieren, wenn es um den eigenen (Geld)arsch geht. Glauben die Mitarbeiter von Ergo und Co denn tatsächlich, dass die private Krankenversicherung erhaltenswert ist? Da schwingt doch eher die Angst um den eigenen Arbeitsplatz statt Engagement mit.
Ich bin selbst in der privaten Krankenversicherung, weiß aber, dass ein vereinfachtes Krankenversicherungswesen unter öffentlicher Kontrolle eher zu handeln ist als das gegenwärtige Kuddelmuddel.

Zu Gauck hatte ich schon was geschrieben. Zur Bespitzelung der Linken durch den Verfassungsschutz auch. Der Stern führte Anfang März beides quasi zusammen. Mumm hat er ja, der Gauck, dies beim Besuch der Linkspartei zu äußern. Allerdings ist mir schleierhaft, wieso SPD und Grüne immer noch glauben, dass Gauck „ihr“ Kandidat sei.
Immerhin hatten die Linken die Größe, den Kandidaten der Blockparteien zu empfangen. Die SPD hatte diese Größe nicht und lehnte einen Empfang der Gegenkandidatin der Linken, Beate Klarsfeld, ab.

Die beste Rede, die ich bisher im deutschen Bundestag gehört habe.“ Soviel zu Sigmar Gabriel, dem Dicken aus Goslar. Gottseidank muß Willy Brandt dies nicht mehr miterleben. Sein Lebenswerk wurde gründlichst zerstört. Wenn Willy noch leben würde, wäre er wohl Mitglied bei den Linken. Denn man kann Willy auch viel politisches Taktieren nachsagen. Aber was auch immer Willy angestellt hatte, er hatte nicht so ein Rückgrat wie ein Gummibärchen.

Montag, 2. April 2012

Udorallala: Richard Hell

Nachdem MC5 und die Stooges gecrasht waren, nicht zuletzt weil sie konsequent ihr „Sex and Drugs and Rock and Roll“ Gehabe durchzogen, schlug in New York die Stunde der Literaten.
Patti Smith gehörte Anfang der 70er zur Künstler-Boheme, die es schick fand, sich zwischen den Strichern und Junkies in Warhols` Factory oder auch im Max`s rumzutreiben. Die Dolls fingen gerade an und Iggy war in der Stadt. Patti Smith war mittendrin und ging irgendwann dazu über, ihre lyrischen Texte mit Rockmusik zu verbinden. Ihre Freundschaft mit Tom Verlaine und Todd Rundgren öffnete die entsprechenden Türen. Erste Langplatte 1975, 1978 mit Bruce Springsteen zusammen „Because the Night“ – ihrem Hit – und dann brach es irgendwie ab. Vielleicht hat dies auch etwas mit dem Sturz von der Bühne zu tun, bei dem sie sich 1977 2 Rückenwirbel brach, was zum Abbruch ihrer vorher sehr ekstatisch-träumerischen Bühnenpräsenz führte. Schließlich heiratete sie den ehemaligen MC5-Gitarristen Fred Smith und zog sich für Jahre aus dem Business zurück.
Nach den Schilderungen mehrerer Weggefährten in „Please Kill Me“ war Patti darauf aus, Karriere zu machen. Wenn sie auf der Leiter höher stieg – und dies ging bei ihr ja schnell – dann interessierten sie alte Freunde nicht mehr. Da ich sie eh nie so toll fand, neige ich dazu, dies zu glauben.
Tom Verlaine war mit Television ab 1973 am Start. Die Patti verwandte Seele ging zum Lachen wohl in den Keller und war kein wirklich guter Gitarrist und genialer Songschreiber, brachte aber einen intellektuellen Touch als Gegenentwurf zu den Dolls ins Rennen. Als Verlaine auf „Marquee Moon“auch noch singen mußte, war das auch nur 1977 erträglich. Es gab ja nichts Vergleichbares. Mit Auftauchen der Talking Heads war das dann aber auch vorbei.
„Marquee Moon“ wird von Kritikern gerne heute noch als eines der wichtigsten Werke der Rockmusik bezeichnet. Angeblich halten die Strokes Television für ihre Vorbilder. Und wenn schon. Ich hatte „Marquee Moon“ als Platte und möchte sie als CD nicht haben.
Zur Anfangsbesetzung von Television gehörte übrigens auch Richard Hell als Sänger. Hell war ein alter Schulfreund von Verlaine und spielte mit ihm schon 1972 als Neon Boys Singles ein. So introvertiert Verlaine war – Hell war das genaue Gegenteil. Er war Mitte der 70er der erste mit roten Stachelhaaren in der Scene und war auch sonst gern prollmäßig unterwegs, obwohl er sich auch damals schon als Literat sah.
Hauptsache heftig. 1975 hatte sich Hell von Television getrennt und sang bei den Heartbreakers. Anders als Johannsen stand er im Drogenkonsum Johnny Thunders nicht nach. Jedoch schlug ein Englandaufenthalt der Heartbreakers fehl, so dass sich die Träume von Malcolm Mclaren mit Hell als Sänger der Pistols nicht erfüllten.
1976 hieß seine Band Richard Hell and the Voidoids. Mit Richard Quine (später Gitarre bei Lou Reed) und Marc Bell (später Marky Ramone) hatte er kompetente Mitstreiter. Der gleichnamige Titelsong aus „Blank Generation“ (1977) sowie „Love comes in Spurts“ sind nach wie vor All-Time-Faves von mir. Der verzweifelte Gesang zu den schrillen Gitarren klingt auch heute noch so frisch wie seinerzeit.
Richard Hell steht auch für den Übergang des Glam Rock der New York Dolls hin zum Punk der Ramones, Dictators oder auch Dead Boys. Hier waren Drogen und Groupies und Parties und Action angesagt, die eine oder andere Schlägerei inklusive. Patti Smith oder auch Tom Verlaine gaben der Scene noch den intellektuellen Touch, haben aber mit ihrer Musik eher gemächlichere Töne angeschlagen.