Thariot - 2727 Die letzte Arche (Exodus 1)
Schon nach wenigen Seiten des Buches wurde mir klar, dass Thariot wieder einen außergewöhnlichen Zyklus geschrieben hatte. Ein Pageturner reinsten Wassers. Da ist es kein Wunder, das dieser kurze Zyklus bei TOR erschienen ist und nicht im Self Publishing.
Zumal in den letzten zwei bis drei Jahren die Tendenz zu beobachten war, dass die großen deutschen Verlage nach den Erfolgen von Eschbach oder Brandhorst dringend nach deutschen Science Fiction Schriftstellern gesucht hatten. So ist nun jetzt auch Thariot im Mainstream angekommen.
Im ersten Exodus Roman steht die Arche „USS London" im Mittelpunkt des Geschehens. Das Schiff mit 3 Millionen menschlichen Embryos soll nach 109 Jahren planmäßig das 50 Lichtjahre entfernte Aldemarin System erreichen. Die 490 Mann starke Besatzung wechselt alle 7 Jahre zwischen Dienst und Kälteschlaf.
Nach ihrer ersten Kälteschlafphase stellt die Bordärztin Jazmin Harper erschreckt fest, dass die Besatzungsmitglieder körperlich wesentlich stärker gealtert sind als die vorgeblichen sieben Jahre. Der leitende Techniker Jagberg muss selbiges über den technischen Zustand des Raumschiffes konstatieren.
Viele Besatzungsmitglieder sind psychisch labil geworden; der Captain des Schiffes, General Mellenbeck, ist nur eines der ersten Todesopfer unter der zunehmend unruhiger werdenden Crew. Und bevor Jazmin und Denis ihre gewonnenen Erkenntnisse endlich austauschen können, flippt der auf der Krankenstation liegende Sohn von Denis vollkommen aus und tötet zwei Besatzungsmitglieder.
Jazmin muss ihn in Notwehr töten, weshalb sie von dem neuen Befehlshaber Major Espinoza unter Arrest gestellt wird. Der sichtlich überforderte und übergeschnappte Espinoza muss Jazmin mangels Alternativen jedoch wieder in Dienst stellen.
Wie sich mehr und mehr herausstellt, sind seit dem Start nicht sieben, sondern mehrere hundert Jahre vergangen. Die USS London steuert noch dazu unaufhaltsam auf ein schwarzes Loch zu. Espinoza dreht vollkommen durch, schließt sich mit einigen Getreuen auf der Brücke ein und will das Schiff in den Untergang steuern, da eh alle sterben werden.
Jetzt tun sich Jazmin, Denis und die KI des Schiffes, genannt Mutter, zusammen und können Espinoza und seine Leute ausschalten. Mutter errechnet einen Kurs, mit dem sie bei extrem hoher Geschwindigkeit aus dem Einzugsbereich des schwarzen Loches entfliehen können. Am Ende werden Jazmin und Denis natürlich ein Paar.
Parallel dazu wird ein Handlungsstrang eingeflochten, der zum Startzeitpunkt der USS London spielt. Finch Harper ist genau wie seine Schwester Jazmin auf der USS London ein Kind von Duncan Harper, dem genialen Erfinder, der diese Expedition erst ermöglicht hatte.
Spätestens, als Finch seinen Vater interviewt, werden die offenen Fragen zur Katastrophe auf der USS London erklärt. Jazmin ist, wie der dritte Bruder Maximilian auf der gleichzeitig gestarteten USS Boston auch, ein Android. Die KI's der jeweiligen Schiffe basieren auf den Persönlichkeiten von Jazmin und Maximilian, so dass beide auch die KI's bei Bedarf ersetzen könnten.
Während des Fluges der USS London war Jazmin viele Male von Mutter wieder hergestellt worden, nachdem sie mehrere Male gestorben war. Gleiches gilt auch für sämtliche anderen Besatzungsmitglieder, die aber nach dieser Katastrophe nicht mehr wiederbelebt werden sollen. So bleibt es spannend, wie es im zweiten Band weitergeht.
Thariot - 9414 Der dunkelste Tag (Exodus 2)
In ferner Zukunft wird dieser kurze Zyklus beendet. Neben dem Handlungsstrang mit Jazmin lernen wir ihren Bruder Maximilian Harper kennen, der nahezu zeitgleich mit der USS Boston den Planeten Cygnus angesteuert hatte.
Das Schiff erreicht den Planeten im Jahr 3075 fast 200 Jahre später als vorgesehen; und das auch nur dank eines neuen Navigationsmodells von Maximilian und der KI Vater. Darüber hinaus stellt sich auch noch heraus, dass der Planet bereits von Menschen bewohnt ist und der USS Boston gegenüber offenbar feindselig eingestellt ist, da sie das Schiff übernehmen.
Maximilian wird unter Arrest gestellt. Der Vorwurf: er ist kein Mensch, sondern eine künstliche Intelligenz. Umgehend wird er zur Erde gebracht, wo er von Isabella, der Biografin des Duncan Harper (der aufgrund der seinerzeit illegal geschaffenen Androiden in Ungnade gefallen war), begutachtet werden soll.
Und McKinney, der Chef des Nachfolgekonzerns, hat Übles vor. Er will sich die drei Millionen Embryos der USS Boston aneignen, um sich und anderen reichen Vögeln ein längeres Leben ermöglichen zu können.
Aber es gibt auch hier einen Widerstand in Gestalt der Ärztin, die Maximilian vor Cygnus ursprünglich festgesetzt hatte. So kommt es am Ende zum Showdown auf der USS Boston, bei der Maximilian und Vater zwar deaktiviert werden, aber McKinney letztendlich angeklagt werden kann. Parallel hierzu wird die weitere Geschichte der USS London erzählt.
Nachdem Lilith, ein vom Geist des Duncan Harper gesteuerter Androide, fast in ein Wurmloch gestürzt hätte, schafft Jazmin es, das Schiff zurück zur Erde zu bringen. Im Jahr 9414 kommt sie dort an und trifft dort auf Gozo ihren Bruder Maximilian, der sich irgendwann wieder aktivieren konnte. Damit endet dieser Zyklus.
Auch wenn meine Zusammenfassung am Ende etwas holprig wirkt, lohnt sich die Lektüre der beiden Romane. Ich hatte halt Schwierigkeiten, die Zusammenfassung kurz genug zu halten. Lasst euch also nicht abschrecken - dieser Zyklus ist einen Blick wert.
Freitag, 31. März 2023
Donnerstag, 23. März 2023
Warum spielt denn der Poldi nicht?
18
Sa. Immer noch 25. Juni
So stürmten die Schweizer zwar elanvoll, aber nicht blind aufs polnische Tor, schossen aber keins. Aber dann. 8 Minuten vor dem Aus resultierte aus einem Derdiyok Kopfball ins Nirvana eine Kerze, die Shaquiri herrlich entzündete. Mit einem vorbildlichen Seitfallschuß, Haltungsnote 10, haute er die Kugel an den rechten Ihnen Pfosten ins Netz der Polen. Der hoch verdiente Ausgleich, aber das war es dann auch.
Verlängerung. Das Wetter hatte sich etwas abgekühlt, um es vorsichtig zu sagen. Markise runter, der Regen war durch und die Patties, die meine Löwin mittags aufgetaut hatte, wollten auf den Grill. Zusammen mit den Alpengrillern, die ich nicht wieder kaufen werde, hatten wir wieder mal ein proteinreiches Mittagessen. Durch das Hin und Her zwischen Balkon und Wohnzimmer bekam ich von der Verlängerung nicht viel mit.
Da passierte auch nicht mehr viel. Vor allem die Polen enttäuschten uns maßlos, an erster Stelle ist hier Lewandowski zu nennen. Die Schweizer hatten aber auch nicht die Qualität, um das wirklich auszunutzen. So nahm das Unheil für die Schweizer ihren Lauf.
Im Elfmeterschießen. Alle Spieler bis auf einen verwandelten ihre Strafstöße. Der eine war Xhaka, ehemals Star der Gladbacher Borussia, jetzt bei Arsenal, und damit tragische Figur diese Achtelfinales. Aber beklagen darf sich die Schweiz nicht. Den Fehler zum 0:1 hatte ich vorhin beschrieben. Diese eine Chance reichte den Polen, auch wenn Shaquiri die Eidgenossen noch kurz im Spiel halten konnte.
Hinterher zogen sich die Interviews und Kommentare von beiden Ollies sowie dem unerträglichen Urs Meyer in die Länge. Die Spieler beider Seiten wurden interviewt und sonderten das übliche Geschwafel ab. Erst als das zweite Achtelfinale schon begonnen haben musste, schnallte ich es endlich und schaltete um zur ARD und damit zu Opdenhövel und Scholl. Da hätte ich ja auch mal eher drauf kommen können.
Wales gegen Nord Irland. Mit beiden Teams war vorher nicht zu rechnen gewesen. Achtelfinale? Keine Chance, so dachten wir vor 2 Wochen. Jetzt würde der Gewinner dieser Partie sogar ins Viertelfinale vorstoßen. Eine Partie ohne taktische Spielchen, so hofften wir.
Doch wie Mehmet Scholl waren auch wir in der Halbzeitpause ernüchtert. Mehmet bemerkte völlig richtig, das hier keine spielerischen Highlights zu erwarten waren, aber so ein Gekicke... Es war die bis dahin schwächste Begegnung der bisherigen Europameisterschaft, bei der Gareth Bale von den Nord Iren gut zugedeckt wurde und kaum in Erscheinung trat.
Wenn er allerdings mal mit dem Ball auch nur 10 bis 30 Meter lief, dann merkte man den Klassenunterschied zu den anderen Akteuren auf dem Platz extrem deutlich. Und doch hatte er mit dem Tor Mitte der zweiten Halbzeit nichts zu tun. Der von der linken Seite flach hereingeschlagene Ball wurde vom Kapitän Nord Irlands ins eigene Tor gegrätscht. Hinter ihm stand auch ein Waliser einschussbereit da. Pech für Nord Irland also.
Immer wieder fielen meiner Löwin und mir die Augen zu, so spannend war diese Begegnung. Nord Irland war nicht mehr in der Lage, nach vorne Akzente zu setzen. Nur ein Glückstreffer, ein "Lucky Punch" also, hätte ihnen helfen können. Vollkommen planlos knallten sie die Pille nach vorne. Noch viel seltener kam mal ein Ball in den Strafraum, wo er die walisische Abwehr vor keine nennenswerte Probleme stellte.
Die Waliser verwalteten ihren knappen Vorsprung bis zum Schlusspfiff, den wir sehnlichst herbeigesehnt hatten. Ungarn oder Belgien wird nächsten Freitag der Gegner von "Bales" im Viertelfinale sein und darf sich nach dem morgigen Sieg im Achtelfinale vorab schon mal über den wahrscheinlichen Halbfinaleinzug freuen. Wales hat wirklich nichts im Viertelfinale zu suchen, da hat Mehmet schon recht. Andererseits... Schön, das es solche Überraschungen noch gibt.
Bislang hatten wir also Pech gehabt an diesem ersten Achtelfinaltag. Da blieb nur noch das letzte Spiel des Abends, wieder auf dem ZDF. Kroatien gegen Portugal klingt eigentlich schon wie ein Halbfinale. Beide Teams hatten bisher Offensivgeist gezeigt, da musste ab 21.00 Uhr doch ein Riesenspiel abgehen. Auch der Studiogast Ivan Klasnic war guter Hoffnung, endlich ein schönes Spiel sehen zu können.
Schnell wurde allerdings klar, das diese Hoffnung trügerisch war. Die hochgelobten Kroaten ließen den Ball in den eigenen Reihen laufen und die Portugiesen hechelten erfolglos hinterher. Durch diesen Schlafwagenfußball allein hielten die Kroaten Cristiano Ronaldo aus dem Spiel, hatten sich aber verrechnet, weil die Portugiesen - anders als in der Vorrunde - in der Abwehr sehr sicher standen.
3 von 4 Abwehrspielern hatte der portugiesische Trainer Fernando Santos vor dem Spiel ausgetauscht. Alle Fachleute in der Heimat hielten ihn garantiert für wahnsinnig, aber er hatte den richtigen Riecher und Rakitic, Perisic oder auch Modric blieben im Beton der Portugiesen stecken. Ein ums andere Mal liefen sie sich im Abwehrbollwerk fest, ohne das sie Mandzukic einsetzen konnten. Der Totalausfall wurde auch folgerichtig von Ante Cacic in der 88. Minute ausgewechselt.
Auf der anderen Seite wurde Ronaldo von den Kroaten kalt gestellt. Nur Nani in seinem 100. Länderspiel für Portugal beschwor etwas Gefahr herauf. Er spielt aber auch ein engagiertes Turnier. Das Portugal noch im Turnier ist, haben sie meiner Meinung nach eher ihm als Cristiano Ronaldo zu verdanken.
Spielerische Leckerbissen waren so während der 90 Minuten Mangelware. Nur den Portugiesen merkte man gegen Ende an, das sie willens waren, die Entscheidung in der regulären Spielzeit zu suchen. Doch es klappte nicht und wir verzogen uns enttäuscht zur Verlängerung in die Kemenate meiner Löwin, um uns das sicherlich quälende Ende zu geben. Irgendwann schlief meine Liebste ein und ich machte es mir in meinem Büro bequem.
Erst in der 116. Minute dann die erste schöne Aktion im Spiel. Perisic schädelte den Ball mit voller Wucht an den Pfosten. Im direkten Gegenzug konterte Portugal geschickt und CR7 war ein einziges Mal frei und nahm den Ball direkt. Der kroatische Torwart wehrte das Leder bravourös ab und Quaresma war mit dem Kopf zur Stelle. 1:0 Portugal in der 117. Minute durch den Mann, der mal wieder als Joker in der 87. Minute kam und dann wie auch schon gegen Ungarn frischen Wind brachte.
Der Geheimfavorit Kroatien war also ausgeschieden. Und das ist auch gut so, denn die Mannschaft, die erheblich mehr kann, wurde richtigerweise für ihren Angsthasenfußball abgestraft. Portugal spielte das, was sie können und wird - so mein Tipp- im Turnier noch weit kommen. Der 18jährige Renato Sanches, in der nächsten Saison bei Bayern, ist übrigens saustark und für meinereiner die Entdeckung des Turniers.
Ich las zum Abschluss des Abends noch ein wenig und legte mich ab. Morgen ist Deutschland und überhaupt der Tag der Titelfavoriten, denn Frankreich und Belgien werden auch spielen.
Sa. Immer noch 25. Juni
So stürmten die Schweizer zwar elanvoll, aber nicht blind aufs polnische Tor, schossen aber keins. Aber dann. 8 Minuten vor dem Aus resultierte aus einem Derdiyok Kopfball ins Nirvana eine Kerze, die Shaquiri herrlich entzündete. Mit einem vorbildlichen Seitfallschuß, Haltungsnote 10, haute er die Kugel an den rechten Ihnen Pfosten ins Netz der Polen. Der hoch verdiente Ausgleich, aber das war es dann auch.
Verlängerung. Das Wetter hatte sich etwas abgekühlt, um es vorsichtig zu sagen. Markise runter, der Regen war durch und die Patties, die meine Löwin mittags aufgetaut hatte, wollten auf den Grill. Zusammen mit den Alpengrillern, die ich nicht wieder kaufen werde, hatten wir wieder mal ein proteinreiches Mittagessen. Durch das Hin und Her zwischen Balkon und Wohnzimmer bekam ich von der Verlängerung nicht viel mit.
Da passierte auch nicht mehr viel. Vor allem die Polen enttäuschten uns maßlos, an erster Stelle ist hier Lewandowski zu nennen. Die Schweizer hatten aber auch nicht die Qualität, um das wirklich auszunutzen. So nahm das Unheil für die Schweizer ihren Lauf.
Im Elfmeterschießen. Alle Spieler bis auf einen verwandelten ihre Strafstöße. Der eine war Xhaka, ehemals Star der Gladbacher Borussia, jetzt bei Arsenal, und damit tragische Figur diese Achtelfinales. Aber beklagen darf sich die Schweiz nicht. Den Fehler zum 0:1 hatte ich vorhin beschrieben. Diese eine Chance reichte den Polen, auch wenn Shaquiri die Eidgenossen noch kurz im Spiel halten konnte.
Hinterher zogen sich die Interviews und Kommentare von beiden Ollies sowie dem unerträglichen Urs Meyer in die Länge. Die Spieler beider Seiten wurden interviewt und sonderten das übliche Geschwafel ab. Erst als das zweite Achtelfinale schon begonnen haben musste, schnallte ich es endlich und schaltete um zur ARD und damit zu Opdenhövel und Scholl. Da hätte ich ja auch mal eher drauf kommen können.
Wales gegen Nord Irland. Mit beiden Teams war vorher nicht zu rechnen gewesen. Achtelfinale? Keine Chance, so dachten wir vor 2 Wochen. Jetzt würde der Gewinner dieser Partie sogar ins Viertelfinale vorstoßen. Eine Partie ohne taktische Spielchen, so hofften wir.
Doch wie Mehmet Scholl waren auch wir in der Halbzeitpause ernüchtert. Mehmet bemerkte völlig richtig, das hier keine spielerischen Highlights zu erwarten waren, aber so ein Gekicke... Es war die bis dahin schwächste Begegnung der bisherigen Europameisterschaft, bei der Gareth Bale von den Nord Iren gut zugedeckt wurde und kaum in Erscheinung trat.
Wenn er allerdings mal mit dem Ball auch nur 10 bis 30 Meter lief, dann merkte man den Klassenunterschied zu den anderen Akteuren auf dem Platz extrem deutlich. Und doch hatte er mit dem Tor Mitte der zweiten Halbzeit nichts zu tun. Der von der linken Seite flach hereingeschlagene Ball wurde vom Kapitän Nord Irlands ins eigene Tor gegrätscht. Hinter ihm stand auch ein Waliser einschussbereit da. Pech für Nord Irland also.
Immer wieder fielen meiner Löwin und mir die Augen zu, so spannend war diese Begegnung. Nord Irland war nicht mehr in der Lage, nach vorne Akzente zu setzen. Nur ein Glückstreffer, ein "Lucky Punch" also, hätte ihnen helfen können. Vollkommen planlos knallten sie die Pille nach vorne. Noch viel seltener kam mal ein Ball in den Strafraum, wo er die walisische Abwehr vor keine nennenswerte Probleme stellte.
Die Waliser verwalteten ihren knappen Vorsprung bis zum Schlusspfiff, den wir sehnlichst herbeigesehnt hatten. Ungarn oder Belgien wird nächsten Freitag der Gegner von "Bales" im Viertelfinale sein und darf sich nach dem morgigen Sieg im Achtelfinale vorab schon mal über den wahrscheinlichen Halbfinaleinzug freuen. Wales hat wirklich nichts im Viertelfinale zu suchen, da hat Mehmet schon recht. Andererseits... Schön, das es solche Überraschungen noch gibt.
Bislang hatten wir also Pech gehabt an diesem ersten Achtelfinaltag. Da blieb nur noch das letzte Spiel des Abends, wieder auf dem ZDF. Kroatien gegen Portugal klingt eigentlich schon wie ein Halbfinale. Beide Teams hatten bisher Offensivgeist gezeigt, da musste ab 21.00 Uhr doch ein Riesenspiel abgehen. Auch der Studiogast Ivan Klasnic war guter Hoffnung, endlich ein schönes Spiel sehen zu können.
Schnell wurde allerdings klar, das diese Hoffnung trügerisch war. Die hochgelobten Kroaten ließen den Ball in den eigenen Reihen laufen und die Portugiesen hechelten erfolglos hinterher. Durch diesen Schlafwagenfußball allein hielten die Kroaten Cristiano Ronaldo aus dem Spiel, hatten sich aber verrechnet, weil die Portugiesen - anders als in der Vorrunde - in der Abwehr sehr sicher standen.
3 von 4 Abwehrspielern hatte der portugiesische Trainer Fernando Santos vor dem Spiel ausgetauscht. Alle Fachleute in der Heimat hielten ihn garantiert für wahnsinnig, aber er hatte den richtigen Riecher und Rakitic, Perisic oder auch Modric blieben im Beton der Portugiesen stecken. Ein ums andere Mal liefen sie sich im Abwehrbollwerk fest, ohne das sie Mandzukic einsetzen konnten. Der Totalausfall wurde auch folgerichtig von Ante Cacic in der 88. Minute ausgewechselt.
Auf der anderen Seite wurde Ronaldo von den Kroaten kalt gestellt. Nur Nani in seinem 100. Länderspiel für Portugal beschwor etwas Gefahr herauf. Er spielt aber auch ein engagiertes Turnier. Das Portugal noch im Turnier ist, haben sie meiner Meinung nach eher ihm als Cristiano Ronaldo zu verdanken.
Spielerische Leckerbissen waren so während der 90 Minuten Mangelware. Nur den Portugiesen merkte man gegen Ende an, das sie willens waren, die Entscheidung in der regulären Spielzeit zu suchen. Doch es klappte nicht und wir verzogen uns enttäuscht zur Verlängerung in die Kemenate meiner Löwin, um uns das sicherlich quälende Ende zu geben. Irgendwann schlief meine Liebste ein und ich machte es mir in meinem Büro bequem.
Erst in der 116. Minute dann die erste schöne Aktion im Spiel. Perisic schädelte den Ball mit voller Wucht an den Pfosten. Im direkten Gegenzug konterte Portugal geschickt und CR7 war ein einziges Mal frei und nahm den Ball direkt. Der kroatische Torwart wehrte das Leder bravourös ab und Quaresma war mit dem Kopf zur Stelle. 1:0 Portugal in der 117. Minute durch den Mann, der mal wieder als Joker in der 87. Minute kam und dann wie auch schon gegen Ungarn frischen Wind brachte.
Der Geheimfavorit Kroatien war also ausgeschieden. Und das ist auch gut so, denn die Mannschaft, die erheblich mehr kann, wurde richtigerweise für ihren Angsthasenfußball abgestraft. Portugal spielte das, was sie können und wird - so mein Tipp- im Turnier noch weit kommen. Der 18jährige Renato Sanches, in der nächsten Saison bei Bayern, ist übrigens saustark und für meinereiner die Entdeckung des Turniers.
Ich las zum Abschluss des Abends noch ein wenig und legte mich ab. Morgen ist Deutschland und überhaupt der Tag der Titelfavoriten, denn Frankreich und Belgien werden auch spielen.
Mittwoch, 22. März 2023
Hartmudo: Superwumms
6
Meine Löwin und ich packten die Krankenhaustasche und die Schlafmaske in den Kofferraum, dann fuhren wir kurz nach 6:30 Uhr los. Mehr oder weniger schweigend rollten wir über die Tangente.
Doch ein wenig ängstlich kreisten meine Gedanken um die OP, man könnte mit Fug und Recht sagen, dass ich komplett neben mir stand. Nichts und niemand hätte mich aus dieser Starre lösen können - meine Löwin weiß dies. Schwer liegt dieser Fluch über meiner Familie, weder meine Schwester Berta noch ich kommen dagegen an.
Vor dem Haupteingang ließ mich meine Löwin mit den Klamotten raus, danach parkte sie das Auto. Kurz danach half sie mir, die Sachen zur Anmeldung zu tragen. Dort mussten wir uns verabschieden, dann war sie weg und ich allein in den Fängen einer grünen Schwester. Diese war natürlich richtig freundlich, wenigstens das bekam ich noch mit.
Eine Schwester im lilafarbenen Overall nahm mich auf Station 6 in Empfang. Sechster Stock, Station 6 - alles klar! Und schon waren wir im Zimmer 613, meinem neuen Zuhause. Es handelte sich hierbei um ein Dreibettzimmer, wie ich sofort feststellen konnte.
Verhalten begrüßte ich meine neuen Mitbewohner Gerd und Paul; beide lagen träge in ihren Betten und dösten vor sich hin. Beide hatten ihre Betten an der Fensterfront, der einzige Tisch des Raumes mit zwei Stühlen stand in der Mitte vor derselben. Mein Platz befand sich direkt neben der Eingangstür, dafür hatte ich einen wunderschönen Blick auf die Badezimmertür.
Die Schwester machte mich sofort mit einer wichtigen Regel vertraut, welche ich während meines Krankenhausaufenthaltes mehr oder weniger unwissentlich dennoch nicht beachten sollte: Immer wenn das Personal das Krankenzimmer betritt, müssen alle Patienten augenblicklich eine FFP2-Maske aufsetzen.
Gleiches galt auch für einen Gang auf den Flur, selbst wenn man nur kurz in den Aufenthaltsraum gegenüber gehen wollte. Aber genug der Kleinigkeiten, es ging sofort zur Sache. Da ich an diesem Tag als Erster operiert werden sollte, ging es für mich sofort los mit der Action.
Die Schwester gab mir OP-Umhang sowie den äußerst knappen OP-Slip in die Hand und verließ das Zimmer. Kaum hatte ich mir meine Klamotten vom Leib gerissen und die OP-Kleidung angelegt, erschien auch schon die operierende Oberärztin im Zimmer.
Sie bestätigte die Vollnarkose und erklärte mir mit emotionsloser Stimme, dass sie aufgrund des mehrfachen Bruches sehr viel puzzeln müsse. Daher würde die OP wohl etwas länger dauern. Dies beruhigt mich keineswegs, doch zum Glück hatte ich keine Zeit zum Grübeln.
Nachdem die Oberärztin aus dem Zimmer gegangen war, lag ich fertig vorbereitet für die OP auf meinem Krankenbett und wartete auf den Pfleger, der mich abholen sollte. Mit Paul und Gerhard ergab sich keine Unterhaltung, aber sie wünschten mir schon mal viel Erfolg für die Operation. Und dann kam er endlich, der Anschieber.
Mit ein bisschen Smalltalk schob er mich über Flure und durch Fahrstühle in den OP Bereich. Die Deckenlampen flogen an mir vorbei, bis der Pfleger mich endlich in dem langen schmalen Gang an den Operationssälen abstellte und ging. Zwei Schwestern nahmen sich meiner an, wovon die eine wohl noch neu war.
Die etwas korpulentere Schwester erklärte ihr genau, was jetzt im Einzelnen zu tun sei. Wenigstens erwachte ich jetzt aus meiner Lethargie. Unwillkürlich musste ich daran denken, dass dieses Wochenende doch ganz anders ablaufen sollte. Meine Löwin und ich waren zum Geburtstag von Urmel in Berlin eingeladen worden.
Aber statt um 7.00 gen Berlin loszufahren, lag ich nun hier vor dem OP-Saal und dümpelte vor mich hin. Endlich erinnerte ich mich daran, dass bei mir ja noch die Fäden auf der Stirn und der Nase gezogen werden mussten. Bereits auf dem OP-Tisch liegend, konnte ich dies mit dem Narkosearzt und den Schwestern klären.
Während der Vollnarkose würden sie dies erledigen. Und nachdem ich endlich an den Tropf angeschlossen war, träufelte das Narkosemittel so langsam in mich hinein. Da wurde es ganz warm - erst im Brustkorb und dann im Kopf. Dies war der Zeitpunkt, an dem der Narkosearzt eine Atemmaske vor meine Nase und den Mund setzte.
Das Gerät erinnert mich wirklich an meine Schlafmaske, dachte ich noch. Dies war mein letzter Gedanke vor der OP. Gefühlt unmittelbar nach diesem Gedanken wachte ich auf. Unwillkürlich wanderte mein Blick an meinem Körper hinab. Ich hing nicht mehr am Tropfen, aber der Zugang war noch gelegt.
Mein rechter Unterarm hatte die Gipsschiene wieder. Doch was musste ich da sehen? Kurz vor dem Ellenbogen war ein weiterer Zugang gelegt worden. An dem hing ein Schlauch, an dessen Ende eine Plastikflasche befestigt war. Dies war eine Drainage. Ich konnte gut erkennen, das über den langen Plastikschlauch schon etwas Blut in die Flasche geflossen war.
Nach kurzer Zeit tauchte der Pfleger von vorhin wieder auf und schob mich erneut über Flure und Fahrstühle in meine Unterkunft zurück. Da lag ich nun etwas träge an meinem Platz neben der Tür und war unendlich glücklich, die OP offensichtlich gut überstanden zu haben.
Paul und Gerd redeten auch nicht so viel, daher konnte ich meine Gedanken kreisen lassen. Die Uhrzeit zeigte bereits 11:30 Uhr an, als die operierende Oberärztin mit zwei Stationsschwestern im Zimmer erschien und noch einiges zur Operation erläuterte.
Sie hatte doch tatsächlich lange operieren müssen und wollte mich erst am Sonntag entlassen, um den Heilungsprozess besser überwachen lassen zu können. Danach beschworen mich die Stationsschwestern, darauf zu achten, die Flasche und den Drainageschlauch nicht abreißen zu lassen. Beim Schlafen sollte ich darauf achten, mich nicht auf Dieselbigen zu legen.
Im übrigen wurde es von Seiten der Fachkräfte als positiv betrachtet, das relativ wenig Flüssigkeit über die Drainage lief. Dies könnte den Heilungsprozess nur beschleunigen.
Meine Löwin und ich packten die Krankenhaustasche und die Schlafmaske in den Kofferraum, dann fuhren wir kurz nach 6:30 Uhr los. Mehr oder weniger schweigend rollten wir über die Tangente.
Doch ein wenig ängstlich kreisten meine Gedanken um die OP, man könnte mit Fug und Recht sagen, dass ich komplett neben mir stand. Nichts und niemand hätte mich aus dieser Starre lösen können - meine Löwin weiß dies. Schwer liegt dieser Fluch über meiner Familie, weder meine Schwester Berta noch ich kommen dagegen an.
Vor dem Haupteingang ließ mich meine Löwin mit den Klamotten raus, danach parkte sie das Auto. Kurz danach half sie mir, die Sachen zur Anmeldung zu tragen. Dort mussten wir uns verabschieden, dann war sie weg und ich allein in den Fängen einer grünen Schwester. Diese war natürlich richtig freundlich, wenigstens das bekam ich noch mit.
Eine Schwester im lilafarbenen Overall nahm mich auf Station 6 in Empfang. Sechster Stock, Station 6 - alles klar! Und schon waren wir im Zimmer 613, meinem neuen Zuhause. Es handelte sich hierbei um ein Dreibettzimmer, wie ich sofort feststellen konnte.
Verhalten begrüßte ich meine neuen Mitbewohner Gerd und Paul; beide lagen träge in ihren Betten und dösten vor sich hin. Beide hatten ihre Betten an der Fensterfront, der einzige Tisch des Raumes mit zwei Stühlen stand in der Mitte vor derselben. Mein Platz befand sich direkt neben der Eingangstür, dafür hatte ich einen wunderschönen Blick auf die Badezimmertür.
Die Schwester machte mich sofort mit einer wichtigen Regel vertraut, welche ich während meines Krankenhausaufenthaltes mehr oder weniger unwissentlich dennoch nicht beachten sollte: Immer wenn das Personal das Krankenzimmer betritt, müssen alle Patienten augenblicklich eine FFP2-Maske aufsetzen.
Gleiches galt auch für einen Gang auf den Flur, selbst wenn man nur kurz in den Aufenthaltsraum gegenüber gehen wollte. Aber genug der Kleinigkeiten, es ging sofort zur Sache. Da ich an diesem Tag als Erster operiert werden sollte, ging es für mich sofort los mit der Action.
Die Schwester gab mir OP-Umhang sowie den äußerst knappen OP-Slip in die Hand und verließ das Zimmer. Kaum hatte ich mir meine Klamotten vom Leib gerissen und die OP-Kleidung angelegt, erschien auch schon die operierende Oberärztin im Zimmer.
Sie bestätigte die Vollnarkose und erklärte mir mit emotionsloser Stimme, dass sie aufgrund des mehrfachen Bruches sehr viel puzzeln müsse. Daher würde die OP wohl etwas länger dauern. Dies beruhigt mich keineswegs, doch zum Glück hatte ich keine Zeit zum Grübeln.
Nachdem die Oberärztin aus dem Zimmer gegangen war, lag ich fertig vorbereitet für die OP auf meinem Krankenbett und wartete auf den Pfleger, der mich abholen sollte. Mit Paul und Gerhard ergab sich keine Unterhaltung, aber sie wünschten mir schon mal viel Erfolg für die Operation. Und dann kam er endlich, der Anschieber.
Mit ein bisschen Smalltalk schob er mich über Flure und durch Fahrstühle in den OP Bereich. Die Deckenlampen flogen an mir vorbei, bis der Pfleger mich endlich in dem langen schmalen Gang an den Operationssälen abstellte und ging. Zwei Schwestern nahmen sich meiner an, wovon die eine wohl noch neu war.
Die etwas korpulentere Schwester erklärte ihr genau, was jetzt im Einzelnen zu tun sei. Wenigstens erwachte ich jetzt aus meiner Lethargie. Unwillkürlich musste ich daran denken, dass dieses Wochenende doch ganz anders ablaufen sollte. Meine Löwin und ich waren zum Geburtstag von Urmel in Berlin eingeladen worden.
Aber statt um 7.00 gen Berlin loszufahren, lag ich nun hier vor dem OP-Saal und dümpelte vor mich hin. Endlich erinnerte ich mich daran, dass bei mir ja noch die Fäden auf der Stirn und der Nase gezogen werden mussten. Bereits auf dem OP-Tisch liegend, konnte ich dies mit dem Narkosearzt und den Schwestern klären.
Während der Vollnarkose würden sie dies erledigen. Und nachdem ich endlich an den Tropf angeschlossen war, träufelte das Narkosemittel so langsam in mich hinein. Da wurde es ganz warm - erst im Brustkorb und dann im Kopf. Dies war der Zeitpunkt, an dem der Narkosearzt eine Atemmaske vor meine Nase und den Mund setzte.
Das Gerät erinnert mich wirklich an meine Schlafmaske, dachte ich noch. Dies war mein letzter Gedanke vor der OP. Gefühlt unmittelbar nach diesem Gedanken wachte ich auf. Unwillkürlich wanderte mein Blick an meinem Körper hinab. Ich hing nicht mehr am Tropfen, aber der Zugang war noch gelegt.
Mein rechter Unterarm hatte die Gipsschiene wieder. Doch was musste ich da sehen? Kurz vor dem Ellenbogen war ein weiterer Zugang gelegt worden. An dem hing ein Schlauch, an dessen Ende eine Plastikflasche befestigt war. Dies war eine Drainage. Ich konnte gut erkennen, das über den langen Plastikschlauch schon etwas Blut in die Flasche geflossen war.
Nach kurzer Zeit tauchte der Pfleger von vorhin wieder auf und schob mich erneut über Flure und Fahrstühle in meine Unterkunft zurück. Da lag ich nun etwas träge an meinem Platz neben der Tür und war unendlich glücklich, die OP offensichtlich gut überstanden zu haben.
Paul und Gerd redeten auch nicht so viel, daher konnte ich meine Gedanken kreisen lassen. Die Uhrzeit zeigte bereits 11:30 Uhr an, als die operierende Oberärztin mit zwei Stationsschwestern im Zimmer erschien und noch einiges zur Operation erläuterte.
Sie hatte doch tatsächlich lange operieren müssen und wollte mich erst am Sonntag entlassen, um den Heilungsprozess besser überwachen lassen zu können. Danach beschworen mich die Stationsschwestern, darauf zu achten, die Flasche und den Drainageschlauch nicht abreißen zu lassen. Beim Schlafen sollte ich darauf achten, mich nicht auf Dieselbigen zu legen.
Im übrigen wurde es von Seiten der Fachkräfte als positiv betrachtet, das relativ wenig Flüssigkeit über die Drainage lief. Dies könnte den Heilungsprozess nur beschleunigen.
Mittwoch, 8. März 2023
H Lecter: Angie
8
Ganz am Anfang unseres Zusammenlebens in der Juliusstraße - also ungefähr 1986 oder 1987 - war Angie unterwegs gewesen und am Ende in der Eckkneipe gegenüber eingekehrt. Später am Abend kam sie schwer angeschlagen in die Wohnung gestürmt und war total euphorisiert.
Die ehemaligen Braunschweiger Bierstuben, eine stadtbekannte Bufferkneipe, hatten den Besitzer gewechselt und firmierten nun als Gambit. Das anfangs von drei Sozialarbeitern geführte Lokal bestach durch die seinerzeit revolutionäre Speisekarte mit überbackenem Gemüse oder frittierten Kartoffelwürfeln.
Die Idee zu diesen Gerichten hatten der leider viel zu früh verstorbene Mann von Bärbel und dessen Kumpel Andre - damit wären die drei Sozialarbeiter auch genannt. Hauptattraktion hierbei war der überbackene Blumenkohl. Dies war nichts weiter als Blumenkohlröschen in einer Sahnesoße, darüber Schinkenwürfel und Käse. Ab damit im Ofen oder Mikrowelle - und fertig ist die studentenfreundliche und relativ gesunde Mahlzeit.
Wie ich Jahre später vom Geschäftsführer erfahren konnte, bestand die wesentliche Geschmacksbereicherung aus ein bis zwei Esslöffeln Pilzfond in der Sahnesoße. Da man im Gambit an den alten Holztischen gemütlich sitzen konnte und der Fokus auf ein ebenfalls trinkfreudiges Publikum ausgerichtet worden war, wurden wir hier sehr schnell heimisch und machten das Lokal - die Szenekneipe - zu unserem Wohnzimmer.
Angie wohnte ja nur ca. zwei Jahre mit mir zusammen, hauptsächlich traf ich mich dort mit Uli, als dieser neben dem Arbeitsamt gewohnt hatte. Denn für die Freunde des gepflegten Biergenusses bot das Gambit seinerzeit einzigartiges: Es gab Veltins und Jever vom Fass; beides noch dazu im Halbliter Steinkrug.
Für Uli und mich waren die Halbliter Steinkrüge natürlich Pflichtprogramm gewesen. In keinem anderen Laden in Braunschweig gab es die Halben aus Steinkrügen, allerdings muss ich auch aus heutiger Sicht bescheinigen, dass man Jever besser aus den bekannten Tulpengläsern trinken sollte. Und Veltins... sollte man überhaupt meiden.
Ich möchte es mal so formulieren: in all den Jahren im Gambit wurde Aspirin zu einem meiner besten Freunde. Gerade in den späteren Jahren, also gegen Ende der 90er Jahre, hatte sich das Gambit einen festen Platz in der Szenegastronomie von Braunschweig gesichert.
Insbesondere in der warmen Jahreszeit, als die großzügige Außenbestuhlung zumeist vollkommen besetzt war, herrschte hier ein reges Treiben vor. So war es für mich vollkommen normal, im Sommer am frühen Nachmittag aus meinem Wohnzimmerfenster auf die Tische vorm Gambit zu schauen, um die Lage zu checken.
Wenn ich dort an einem der Tische Freunde entdecken konnte und selbst ein wenig unternehmungslustig war, ging ich die knapp 30 m Luftlinie dort hin und setzte mich zu ihnen. Doch noch häufiger klingelte mein Telefon.
Viele Freunde, welche einfach nur schnell ins Gambit wollten, riefen vorher an, um zu erfahren, ob ein Tisch frei war. In der Regel wurde ich dann gebeten, dort hinunter zu gehen und einen der wenigen freien Tische zu besetzen, bis meine Freunde dort eingetroffen waren. Dem kam ich immer gerne nach, da ich in jenen Jahren als Single spontan und unternehmungslustig gewesen war. Allzeit bereit zur Action; ein Pils am Nachmittag passte immer rein.
Des Nachts war dort immer bis 2 Uhr Betrieb. Falls Andre hinter dem Hahn gestanden hatte, wurde das Gambit häufig um Zwei abgeschlossen und dann konnte es die ganze Nacht hindurchgehen. Ich bekam dies mit, weil ich ja genau gegenüber wohnte und leider auch ein paar Male davon wach wurde, wenn betrunkene Leute früh am Morgen aus dem Gambit getorkelt waren.
Hier muss ich allerdings noch einschieben, dass die Außen-Restauration immer um 22.00 Uhr beendet worden war. Und das Sitzen im Freien vor dem Gambit wurde von Jahr zu Jahr immer beliebter.
Gerne erinnere ich mich an die schönen Sonntagvormittage mit Uli zum Frühstück zurück. Zu Sild und Lachs nahmen wir dort die ersten Halben des Tages zu uns, bevor wir den Tag sanft ausklingen ließen. Doch Angie, die den Laden mehr oder weniger durch Zufall entdeckt hatte, war in den 90ern immer seltener zugegen.
Sie war fortgezogen und Mitte der 90er verlor ich sie komplett aus den Augen, doch dazu später aber mehr. In den Anfangsjahren war Angie immer gerne dabei, wenn es galt, im Gambit einen Steinkrug sicherzustellen. Gern hatten wir sie alle eingeladen, da sie in ihrem Beruf nicht so viel verdiente und immer knapp bei Kasse gewesen war.
Abgesehen davon hielt sie sich lieber in unserer Wohnung auf, weil man dort in Ruhe eine Rakete starten lassen konnte. Und Gegen Ende der 90er Jahre, als die meisten von uns beruflich oder familiär stark eingebunden worden waren, frequentierte auch ich das Gambit immer seltener.
Jetzt genoss ich die Rauchpausen in der von mir allein bewohnten Wohnung, während ich über die 1 m hohen Boxen von meinem alten Freund Aki in voller Lautstärke AC/DC hörte. Zu diesem Zeitpunkt führte Bärbel das Gambit bereits in Eigenregie und wohnte über dem Gambit, also mir genau gegenüber.
Wie Bärbel mir irgendwann berichtete, musste sie immer lächeln, wenn Sie die laute Musik aus meinem Wohnzimmer mitbekommen hatte. Dann wusste sie, wo die Rakete gestartet worden war. Doch dies geschah alles nach der Zeit mit Angie.
Ganz am Anfang unseres Zusammenlebens in der Juliusstraße - also ungefähr 1986 oder 1987 - war Angie unterwegs gewesen und am Ende in der Eckkneipe gegenüber eingekehrt. Später am Abend kam sie schwer angeschlagen in die Wohnung gestürmt und war total euphorisiert.
Die ehemaligen Braunschweiger Bierstuben, eine stadtbekannte Bufferkneipe, hatten den Besitzer gewechselt und firmierten nun als Gambit. Das anfangs von drei Sozialarbeitern geführte Lokal bestach durch die seinerzeit revolutionäre Speisekarte mit überbackenem Gemüse oder frittierten Kartoffelwürfeln.
Die Idee zu diesen Gerichten hatten der leider viel zu früh verstorbene Mann von Bärbel und dessen Kumpel Andre - damit wären die drei Sozialarbeiter auch genannt. Hauptattraktion hierbei war der überbackene Blumenkohl. Dies war nichts weiter als Blumenkohlröschen in einer Sahnesoße, darüber Schinkenwürfel und Käse. Ab damit im Ofen oder Mikrowelle - und fertig ist die studentenfreundliche und relativ gesunde Mahlzeit.
Wie ich Jahre später vom Geschäftsführer erfahren konnte, bestand die wesentliche Geschmacksbereicherung aus ein bis zwei Esslöffeln Pilzfond in der Sahnesoße. Da man im Gambit an den alten Holztischen gemütlich sitzen konnte und der Fokus auf ein ebenfalls trinkfreudiges Publikum ausgerichtet worden war, wurden wir hier sehr schnell heimisch und machten das Lokal - die Szenekneipe - zu unserem Wohnzimmer.
Angie wohnte ja nur ca. zwei Jahre mit mir zusammen, hauptsächlich traf ich mich dort mit Uli, als dieser neben dem Arbeitsamt gewohnt hatte. Denn für die Freunde des gepflegten Biergenusses bot das Gambit seinerzeit einzigartiges: Es gab Veltins und Jever vom Fass; beides noch dazu im Halbliter Steinkrug.
Für Uli und mich waren die Halbliter Steinkrüge natürlich Pflichtprogramm gewesen. In keinem anderen Laden in Braunschweig gab es die Halben aus Steinkrügen, allerdings muss ich auch aus heutiger Sicht bescheinigen, dass man Jever besser aus den bekannten Tulpengläsern trinken sollte. Und Veltins... sollte man überhaupt meiden.
Ich möchte es mal so formulieren: in all den Jahren im Gambit wurde Aspirin zu einem meiner besten Freunde. Gerade in den späteren Jahren, also gegen Ende der 90er Jahre, hatte sich das Gambit einen festen Platz in der Szenegastronomie von Braunschweig gesichert.
Insbesondere in der warmen Jahreszeit, als die großzügige Außenbestuhlung zumeist vollkommen besetzt war, herrschte hier ein reges Treiben vor. So war es für mich vollkommen normal, im Sommer am frühen Nachmittag aus meinem Wohnzimmerfenster auf die Tische vorm Gambit zu schauen, um die Lage zu checken.
Wenn ich dort an einem der Tische Freunde entdecken konnte und selbst ein wenig unternehmungslustig war, ging ich die knapp 30 m Luftlinie dort hin und setzte mich zu ihnen. Doch noch häufiger klingelte mein Telefon.
Viele Freunde, welche einfach nur schnell ins Gambit wollten, riefen vorher an, um zu erfahren, ob ein Tisch frei war. In der Regel wurde ich dann gebeten, dort hinunter zu gehen und einen der wenigen freien Tische zu besetzen, bis meine Freunde dort eingetroffen waren. Dem kam ich immer gerne nach, da ich in jenen Jahren als Single spontan und unternehmungslustig gewesen war. Allzeit bereit zur Action; ein Pils am Nachmittag passte immer rein.
Des Nachts war dort immer bis 2 Uhr Betrieb. Falls Andre hinter dem Hahn gestanden hatte, wurde das Gambit häufig um Zwei abgeschlossen und dann konnte es die ganze Nacht hindurchgehen. Ich bekam dies mit, weil ich ja genau gegenüber wohnte und leider auch ein paar Male davon wach wurde, wenn betrunkene Leute früh am Morgen aus dem Gambit getorkelt waren.
Hier muss ich allerdings noch einschieben, dass die Außen-Restauration immer um 22.00 Uhr beendet worden war. Und das Sitzen im Freien vor dem Gambit wurde von Jahr zu Jahr immer beliebter.
Gerne erinnere ich mich an die schönen Sonntagvormittage mit Uli zum Frühstück zurück. Zu Sild und Lachs nahmen wir dort die ersten Halben des Tages zu uns, bevor wir den Tag sanft ausklingen ließen. Doch Angie, die den Laden mehr oder weniger durch Zufall entdeckt hatte, war in den 90ern immer seltener zugegen.
Sie war fortgezogen und Mitte der 90er verlor ich sie komplett aus den Augen, doch dazu später aber mehr. In den Anfangsjahren war Angie immer gerne dabei, wenn es galt, im Gambit einen Steinkrug sicherzustellen. Gern hatten wir sie alle eingeladen, da sie in ihrem Beruf nicht so viel verdiente und immer knapp bei Kasse gewesen war.
Abgesehen davon hielt sie sich lieber in unserer Wohnung auf, weil man dort in Ruhe eine Rakete starten lassen konnte. Und Gegen Ende der 90er Jahre, als die meisten von uns beruflich oder familiär stark eingebunden worden waren, frequentierte auch ich das Gambit immer seltener.
Jetzt genoss ich die Rauchpausen in der von mir allein bewohnten Wohnung, während ich über die 1 m hohen Boxen von meinem alten Freund Aki in voller Lautstärke AC/DC hörte. Zu diesem Zeitpunkt führte Bärbel das Gambit bereits in Eigenregie und wohnte über dem Gambit, also mir genau gegenüber.
Wie Bärbel mir irgendwann berichtete, musste sie immer lächeln, wenn Sie die laute Musik aus meinem Wohnzimmer mitbekommen hatte. Dann wusste sie, wo die Rakete gestartet worden war. Doch dies geschah alles nach der Zeit mit Angie.
Donnerstag, 2. März 2023
Hartmudo: Superwumms
5
Anmeldung im 2. Stock, dann das Warten im Dritten. Das MRT verlief unspektakulär; ich musste mich auch nur bis auf die Unterwäsche ausziehen. Die Gipsschiene blieb dran - geringe Schmerzen hatte ich, als der rechte Unterarm leicht gedreht werden musste, um auch wirklich alles abbilden zu können.
Anschließend hatte ich ein längeres Gespräch mit einem Doktor über die Resultate des MRT. Der überaus sympathische Späthippie nahm sich reichlich Zeit und konnte zunächst positiv konstatieren, dass sich im Bereich der Nase und des Schädels keine Mikrorisse eingeschlichen hatten.
Über die Rippenprellung sprach er überhaupt nicht, die wurde auch gar nicht gescannt. Um es mal kurz anzumerken: Da hatte ich in den ersten zwei Wochen nach dem Sturz zwar ab und zu leichte Schmerzen, aber das war nicht schlimm. Der einzige Moment... dazu später aber mehr. Meine Hoffnungen, um eine Operation am Handgelenk herum zu kommen, dämpfte der Späthippie allerdings rigoros.
Mein rechtes Handgelenk war tatsächlich mehrfach gebrochen; der Arzt empfahl mir dringend eine stationäre OP. Natürlich könnte ich das Ganze auch so verheilen lassen, würde dann allerdings das Risiko einer schnell auftretenden Arthrose eingehen. Bei einer OP hingegen gibt es keine Garantie für eine vollständige Heilung, jedoch würden die Chancen die Risiken beim Ausheilen ohne eine Operation bei Weitem überwiegen.
Außerdem würde die Gipsschiene im Anschluss an einer OP bereits nach einer Woche abgenommen werden können - normalerweise. Nach seiner Sicht galt das natürlich nicht für mich, da noch ein weiterer Knochen angeknackst war und dieser noch zusätzliche zwei Wochen zum Anwachsen benötigen würde.
Da war ich ja gleich mal wieder richtig gut drauf; noch weitere drei Wochen den Verband um den rechten Unterarm - ich hatte gerade man erst eine Woche hinter mich gebracht. Und jetzt noch mal einen stationären Krankenhaus obendrauf - da hatte ich erst recht keinen Bock drauf. Aber offenbar ließ sich das nicht vermeiden.
Nachdenklich fuhr ich nach Hause. Dort spielten wir noch Take Five, hinterher schauten wir uns Jauch an, ehe ich mit dem Peacemaker ins Bett ging.
Dienstag, 10. Januar. Die Nacht war eher durchwachsen gewesen, was wahrscheinlich an meiner Vorfreude auf die Operation gelegen haben dürfte. An diesem Morgen hatte ich bereits um 8 Uhr einen Termin. Die Ärztin in der Notaufnahme der HEH wollte sich das CT über das Handgelenk anschauen. Nach der üblichen Wartezeit bestätige die Ärztin meine Befürchtungen.
Obwohl ich mich innerlich gegen eine OP sträubte, ließ ich mich letztendlich gerne überzeugen. Die Aussicht auf lebenslange Probleme mit dem Handgelenk ließ mich noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Und schon war ich aus der Klinik schon wieder raus, meine Löwin holte mich nach einen kurzen Spaziergang ab.
Jetzt hieß es einfach nur, den Termin abzuwarten.
Mittwoch, 11. Januar. Nachdem ich über einen Tag auf eine Nachricht der HEH-Klinik gewartet hatte, kam der Anruf am späten Mittwoch Nachmittag. Donnerstag Vormittag Vorbesprechungen unter anderem mit dem Anästhesisten, dann die stationäre Einweisung am Freitag um 7 Uhr morgens.
Nun gab es kein Zurück mehr, sowohl positiv als auch negativ gestimmt grübelte ich mehr und mehr. Abends hatte ich Archer für mich wieder entdeckt. Diese durchgeknallte Comedy um einen privaten Spionagedienst hatte ich die letzten Jahre vernachlässigt. Jetzt tat mir in die Serie vor dem Einschlafen mehr als gut.
Donnerstag, 12. Januar. Morgens zwischen 10 und 12 Uhr huschte ich durch die verschiedenen Abteilungen in der HEH und ging mit einem Stapel an Papieren nach Hause. So gut es ging, drückte ich alle negativen Gedanken weg, konnte allerdings nicht verhindern, dass mich abends ein starkes Unruhegefühl quälte.
Akribisch hielt ich die tägliche Routine aus dreimal Nasenspray nebst den Cremes sowie den Vitamin D³ Tabletten ein. Und immer noch konnte ich die Nase nicht vernünftig ausschnauben. Sicherlich war alles schon erheblich besser als in der Woche zuvor, doch die dauernde Anspannung zehrte mehr und mehr an meinen Nerven.
Mir blieb offenbar nichts anderes übrig, als auf den Zeitpunkt des Aufwachens nach der OP zu setzen. Das sollte der Wendepunkt sein, an dem es wieder aufwärts ging und ich endlich wieder in eine positive Gemütsverfassung übergehen konnte. Quasi in Watte gepackt legte ich mich zum Schlafen ab.
Freitag, 13. Januar. Zu meiner nicht geringen Erleichterung hatte ich die Nacht sogar einige Stunden schlafen können. Ich stand zwar schon kurz nach 5 Uhr auf, aber dass ich nach dem starken Unruhegefühl am Vorabend überhaupt geschlafen hatte, überraschte mich und war ja schon einmal erfreulich.
Gleich nach dem Aufstehen packte ich meine Schlafmaske zusammen, danach säuberte ich mich gründlich und zog mich an. Dies alles erledige ich wie in Trance, ich stand voll im Bann des OP-Termins am heutigen Tag. Wenn man mich nach meinem genauen Befinden befragt hätte, wäre mir eine Antwort nicht möglich gewesen.
Denn einerseits spürte ich diese große Unruhe in mir, andererseits hatte mich eine seltsame Ruhe ergriffen. Diese Ruhe resultiert aus der nicht unbegründeten Hoffnung, mit der OP das Schlimmste überstanden sein würde. Danach könnte es doch nur aufwärts gehen.
Anmeldung im 2. Stock, dann das Warten im Dritten. Das MRT verlief unspektakulär; ich musste mich auch nur bis auf die Unterwäsche ausziehen. Die Gipsschiene blieb dran - geringe Schmerzen hatte ich, als der rechte Unterarm leicht gedreht werden musste, um auch wirklich alles abbilden zu können.
Anschließend hatte ich ein längeres Gespräch mit einem Doktor über die Resultate des MRT. Der überaus sympathische Späthippie nahm sich reichlich Zeit und konnte zunächst positiv konstatieren, dass sich im Bereich der Nase und des Schädels keine Mikrorisse eingeschlichen hatten.
Über die Rippenprellung sprach er überhaupt nicht, die wurde auch gar nicht gescannt. Um es mal kurz anzumerken: Da hatte ich in den ersten zwei Wochen nach dem Sturz zwar ab und zu leichte Schmerzen, aber das war nicht schlimm. Der einzige Moment... dazu später aber mehr. Meine Hoffnungen, um eine Operation am Handgelenk herum zu kommen, dämpfte der Späthippie allerdings rigoros.
Mein rechtes Handgelenk war tatsächlich mehrfach gebrochen; der Arzt empfahl mir dringend eine stationäre OP. Natürlich könnte ich das Ganze auch so verheilen lassen, würde dann allerdings das Risiko einer schnell auftretenden Arthrose eingehen. Bei einer OP hingegen gibt es keine Garantie für eine vollständige Heilung, jedoch würden die Chancen die Risiken beim Ausheilen ohne eine Operation bei Weitem überwiegen.
Außerdem würde die Gipsschiene im Anschluss an einer OP bereits nach einer Woche abgenommen werden können - normalerweise. Nach seiner Sicht galt das natürlich nicht für mich, da noch ein weiterer Knochen angeknackst war und dieser noch zusätzliche zwei Wochen zum Anwachsen benötigen würde.
Da war ich ja gleich mal wieder richtig gut drauf; noch weitere drei Wochen den Verband um den rechten Unterarm - ich hatte gerade man erst eine Woche hinter mich gebracht. Und jetzt noch mal einen stationären Krankenhaus obendrauf - da hatte ich erst recht keinen Bock drauf. Aber offenbar ließ sich das nicht vermeiden.
Nachdenklich fuhr ich nach Hause. Dort spielten wir noch Take Five, hinterher schauten wir uns Jauch an, ehe ich mit dem Peacemaker ins Bett ging.
Dienstag, 10. Januar. Die Nacht war eher durchwachsen gewesen, was wahrscheinlich an meiner Vorfreude auf die Operation gelegen haben dürfte. An diesem Morgen hatte ich bereits um 8 Uhr einen Termin. Die Ärztin in der Notaufnahme der HEH wollte sich das CT über das Handgelenk anschauen. Nach der üblichen Wartezeit bestätige die Ärztin meine Befürchtungen.
Obwohl ich mich innerlich gegen eine OP sträubte, ließ ich mich letztendlich gerne überzeugen. Die Aussicht auf lebenslange Probleme mit dem Handgelenk ließ mich noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Und schon war ich aus der Klinik schon wieder raus, meine Löwin holte mich nach einen kurzen Spaziergang ab.
Jetzt hieß es einfach nur, den Termin abzuwarten.
Mittwoch, 11. Januar. Nachdem ich über einen Tag auf eine Nachricht der HEH-Klinik gewartet hatte, kam der Anruf am späten Mittwoch Nachmittag. Donnerstag Vormittag Vorbesprechungen unter anderem mit dem Anästhesisten, dann die stationäre Einweisung am Freitag um 7 Uhr morgens.
Nun gab es kein Zurück mehr, sowohl positiv als auch negativ gestimmt grübelte ich mehr und mehr. Abends hatte ich Archer für mich wieder entdeckt. Diese durchgeknallte Comedy um einen privaten Spionagedienst hatte ich die letzten Jahre vernachlässigt. Jetzt tat mir in die Serie vor dem Einschlafen mehr als gut.
Donnerstag, 12. Januar. Morgens zwischen 10 und 12 Uhr huschte ich durch die verschiedenen Abteilungen in der HEH und ging mit einem Stapel an Papieren nach Hause. So gut es ging, drückte ich alle negativen Gedanken weg, konnte allerdings nicht verhindern, dass mich abends ein starkes Unruhegefühl quälte.
Akribisch hielt ich die tägliche Routine aus dreimal Nasenspray nebst den Cremes sowie den Vitamin D³ Tabletten ein. Und immer noch konnte ich die Nase nicht vernünftig ausschnauben. Sicherlich war alles schon erheblich besser als in der Woche zuvor, doch die dauernde Anspannung zehrte mehr und mehr an meinen Nerven.
Mir blieb offenbar nichts anderes übrig, als auf den Zeitpunkt des Aufwachens nach der OP zu setzen. Das sollte der Wendepunkt sein, an dem es wieder aufwärts ging und ich endlich wieder in eine positive Gemütsverfassung übergehen konnte. Quasi in Watte gepackt legte ich mich zum Schlafen ab.
Freitag, 13. Januar. Zu meiner nicht geringen Erleichterung hatte ich die Nacht sogar einige Stunden schlafen können. Ich stand zwar schon kurz nach 5 Uhr auf, aber dass ich nach dem starken Unruhegefühl am Vorabend überhaupt geschlafen hatte, überraschte mich und war ja schon einmal erfreulich.
Gleich nach dem Aufstehen packte ich meine Schlafmaske zusammen, danach säuberte ich mich gründlich und zog mich an. Dies alles erledige ich wie in Trance, ich stand voll im Bann des OP-Termins am heutigen Tag. Wenn man mich nach meinem genauen Befinden befragt hätte, wäre mir eine Antwort nicht möglich gewesen.
Denn einerseits spürte ich diese große Unruhe in mir, andererseits hatte mich eine seltsame Ruhe ergriffen. Diese Ruhe resultiert aus der nicht unbegründeten Hoffnung, mit der OP das Schlimmste überstanden sein würde. Danach könnte es doch nur aufwärts gehen.
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