Dienstag, 30. November 2021

Uncle Fester: grad gelesen November 2021

Frank Goosen - Förster mein Förster
Es ist mal wieder Goosen-Zeit. Und ja - dieser Roman ist auf jeden Fall lesenswert. Auch war es nicht überraschend, dass Förster, der Protagonist dieses Romans, ein Schriftsteller mit Schreibblockade ist.
Das Frank Goosen in der Regel autobiografische Erlebnisse in seinen Werken verwurstet, war mir auch schon immer klar gewesen. Dies verleugnet er zwar in einem Dialog im zweiten Teil des Romans, aber so ganz nehme ich ihm dies nicht ab. Zumal Förster im dritten Teil des Romans selbst beschreibt, dass er auf der Fahrt Zettel und Stift zum Mitschreiben für einen Roman dabei hat.
Drei Teile hat also der Roman, wobei lediglich der dritte den versprochenen Roadtrip beschreibt. Forster erlebt wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag seine Midlife-Crisis, weil er dieses Lebensalter für sich nicht akzeptieren kann. Von mir selbst kenne ich dies nicht, aber aus meinem Umfeld habe ich dies schon öfters vernommen. Dieses neue Lebensjahrzehnt, dass ja so plötzlich kommt und einen umhaut.
Forster jedenfalls hängt die ganze Zeit rum, schafft seinen Roman nicht zu schreiben und durchlebt jenen Weltschmerz, welcher der Simple Minds oder auch Fury in the Slaughterhouse Generation ein Leben lang anhängt. Und zu dieser zählt Goosen zweifelsohne, ich nicht. Ich Doctor Feelgood und Ramones, vastehste?
Försters Lebensgefährtin Monika fotografiert auf den äußeren Hebriden vom Aussterben bedrohte Tierarten und wird im gesamten Roman auch immer nur extrem kurz eingestreut. Ich schließe daraus, dass Goosen Erlebnisse mit seiner realen Partnerin sicherheitshalber außen vor gelassen hat.
Was diesen Roman so sympathisch macht, sind die anderen, teilweise sehr skurrilen Personen. Da sind zunächst einmal Försters alte Kumpels Fränge und Brocki, welche sich - in ewiger Hassliebe verbunden - permanent streiten.
Brocki ist Lehrer und betrauert immer noch seine vor Jahren verstorbene Frau, während Fränge ein Verhältnis mit seiner knapp über 20jährigen Bedienung Peggy angefangen hat und seine Beziehung mit "der Uli" an die Wand zu fahren droht.
Dreffke ist ein Nachbar von Förster und pensionierter Polizeibeamter, der permanent hustet, Blut spuckt und auch ansonsten keinen Wert auf Konventionen legt. Finn, ein junger Teenager, ist dagegen das blühende Leben und versprüht die jugendliche Frische, die Förster dank seines jämmerlichen Daseins längst abhanden gekommen ist.
Da fehlt nur noch Frau Strobel, die greise Saxophonspielerin, welche direkt neben Förster wohnt und glatt als Hausdrachen durchgeht. In einem Anfall von Fürsorglichkeit zwischen zwei bierseligen Abenden räumt Förster ihr die Bude auf und findet dabei einen Brief, in dem Frau Strobel von ihren ehemaligen Mitspielerinnen einer Damentanzkapelle eingeladen wird, bei einer Reunion am kommenden Wochenende an der Ostsee mitzuwirken.
Wir sprechen da über Försters 50 Geburtstag, den er partout nicht feiern will. So kommt es, dass sich diese bunte Gesellschaft am Wochenende zusammenfindet, um mit Fränges altem VW Bulli an die Ostsee zu fahren. Nach vielen lustigen Begebenheiten kommt es schließlich in dem Hotel an der Ostsee zum Konzert der weiblichen Tanzkapelle.
Der Spannungsbogen bricht nun vollkommen in sich zusammen und irgendwann steht Monika in der Tür. Förster, der selbst nicht Vater ist, nun aber Großvater werden wird, fügt sich in sein Schicksal. Dass dies für den Autor offenbar so ein Problem darstellt (auch ich bin Großvater, ohne Vater zu sein), fand ich letztendlich doch etwas enttäuschend.
Und das Fränge schließlich nicht der sein will, der er eigentlich ist, kommt auch etwas dünn daher. Insgesamt haben mich die im Roman angesprochenen Situationen und Probleme an mich selbst erinnert, weshalb ich ihn nahezu verschlungen habe. Aber bei genauerem Nachdenken erscheint mir Förster (und damit der Autor) doch etwas zu wehleidig.

                                          

Frank Goosen - kein Wunder
Hier ist nun, der ersehnte Folgeband zu "Förster, mein Förster." Deser Roman spielt im Jahr 1989 in Berlin und Bochum, vor, während und kurz nach dem Fall der Mauer. Hier drängen sich unwillkürlich Vergleiche zu Sven Regners "Herr Lehmann" auf, den Goosen locker für sich entscheiden kann.
Denn im Gegensatz zu Regner beschränkt sich Goosen nicht lediglich auf eine Beschreibung der Szene Figuren, sondern bindet auch die "Normalos" mit ein. Hier fühle ich mich eher an alte Zeiten erinnert, das ist nicht so verkopft.
Anfang 1989 sind Förster, Fränge und Brocki ins junge Erwachsenenleben durchgestartet. Während Förster und Brocki in Bochum im Studium durchstarten, gibt Fränge in Berlin den "Weltenwanderer der Liebe." In Westberlin lebend, ist Fränge mit der Cafebetreiberin und Portugiesin Marta zusammen, während er gleichzeitig mit der angehenden Schauspielerin Rosa in Ostberlin liiert ist.
Anlässlich eines Besuchs vom Förster und Brocki Anfang des Jahres in Berlin wird diese Konstellation näher vorgestellt, die hier aufgezeichneten Dialoge und Szenen zwischen den drei Jungs riefen in mir die Aufbruchstimmung Ende der 80er Jahre wieder hervor.
Goosen beschreibt die Gegensätze zwischen den beiden Kulturen sehr prägnant. Auf der einen Seite die dekadenten und des Lebens überdrüssig gewordenen Menschen aus Westberlin a la Herr Lehmann, auf der anderen Seite die pragmatische Dissidenten Szene in Ostberlin.
Auch in diesem Roman fällt Brocki in der Charakterisierung etwas ab. Hier traut er sich nicht, seine spätere Frau Silke anzusprechen, während diese im ersten Roman später bereits verstorben ist. Er ist der ewige Lehrer, im Grunde seines Herzens stockkonservativ.
Der Ich-Erzähler Förster dagegen kommentiert das laufende Geschehen lediglich und schreibt diese bis auf weiteres dann auf, die spätere Laufbahn als Schriftsteller klingt hier schon an. Er ist mehr Beobachter als selbst Akteur und bauscht eigene Aktionen, wie z. B. eine Nacht mit Rosa, zu quasi weltbewegenden Ereignissen auf, die sie gar nicht sind.
Hierin erkenne ich mich selbst zu Zeiten der 80er Jahre wieder. Und vor allem Fränge: Scheinheilig verklärt er seine Beziehung zu beiden Frauen als politische Aktion, verlogen wie die Alt-68er. Als die Mauer fällt und beide Frauen vom Doppelleben Fränges erfahren, verkriecht sich der feige Hund in der Gartenlaube seiner Eltern in Bochum.
Wer an dieser Stelle eine Inhaltsbeschreibung des Romans erwartet hatte, den muss ich enttäuschen. In diesem schönen Roman ist die Handlung Nebensache. Hier zählt einzig und allein die Beschreibung der Charaktere, und das ist Goosen hervorragend gelungen.
Gerade die von mir negativ beschriebenen Charaktereigenschaften der Akteure machen diese erst sympathisch und lebendig. Denn das ist die große Stärke von Goosen: Die handelnden Personen, egal welchen Alters oder Gesinnung. Wie im richtigen Leben halt.

Dienstag, 23. November 2021

Warum spielt denn der Poldi nicht?

02
Sa. 11. Juni

Die Nachtruhe war etwas zu kurz geraten. Um 4.20 Uhr stand ich auf, weil ich nicht mehr liegen konnte. Nicht wegen der Vorfreude auf 3 Spiele heute, sondern dieser fiese kleine Schmerz im Oberschenkel. Das Jever steckte mir auch noch in den Knochen, doch nach einem Kaffee ging es zum Glück schon wieder.
Bald 5 Stunden später holten wir Mutter ab. Sie braucht jetzt Unterstützung wegen der Chemo, die sie seit kurzem erhält. Und da sie schon immer wenig gegessen und noch weniger getrunken hatte, müssen meine Löwin und ich, aber auch Berta, sie dahingehend motivieren, viel zu trinken und etwas Vernünftiges zu essen.
Das Frühstück bei Edeka im Bravo-Park war wie immer gut, auch wenn ich anschließend mit Sodbrennen durch Edeka schleichen musste. Aber Mutter stand es tapfer durch und ließ es sich nicht nehmen, den Einkaufswagen zu schieben. Als wir jedoch hinterher ihren Einkauf in den dritten Stock hoch getragen hatten, merkten wir schon, das die Aktion Mutter mehr angestrengt hatte, als sie selbst zugegeben hätte. Sie hatte sich hoffentlich gleich hingelegt, nachdem wir gegangen waren.
Zuhause fielen meine Löwin und ich dann in hektische Betriebsamkeit. Während ich einen leckeren Radieschensalat zubereitete, knetete meine Löwin das bei Edeka gekaufte Hackfleisch zusammen. Jetzt kam unsere neu erworbene Burgerpresse zu ihrem ersten Einsatz, was auch ganz vorzüglich klappte. Ein Stück Backpapier, darauf einen Paddie. erneut Backpapier, noch nen Paddie - immer im Wechsel. Dann ab damit in den Kühlschrank, um noch mal kurz 3 Stunden wirken zu können.
Der Grill musste noch etwas auf seinen Einsatz warten, denn zuerst war Schweiz gegen Albanien angesagt. Zusammengefasst würde ich sagen, das es ein lahmes Spiel war. Die Albaner waren zu schwach, versuchten es wenigstens und kamen auch zu ein oder zwei Chancen, aber das eine Tor zum 1:0 reichte der Schweiz zum glanzlosen Sieg. Nicht unverdient, aber wenn die Schweizer sich nicht steigern, kommen sie im Turnier maximal ins Achtelfinale.
Ach ja: Heute starteten wir unser EM Ritual. Zu jedem Tor einen Schnaps. Meine Löwin trinkt dann einen Amarula, während ich zum "Altenburger Schwarzgebrannten" greife. Und das bei diesem Gegurke. Aber es muss auch schlechte Spiele geben.
Gleich nach dem Spiel schmiss ich den Grill an und warf zwei Paddies drauf. Kurz vorm Servieren röstete ich noch kurz die Brötchenhälften an, bevor ich die frisch gepressten Paddies drauf legte. Dann kamen Gürkchen, Tomatenscheiben und selbstverständlich geschnittene Zwiebeln drauf. Dazu die dänische Hamburgersauce, wahlweise Curryketchup. Was hatten sich meine Löwin und ich uns nicht in den letzten Wochen vor der EM auf diesen Moment gefreut.
Leute, ich habe in meinem Leben schon viele Hamburger gegessen. Abgesehen von der Fast Food Mafia habe ich Burger auch in edlerer Form zu entsprechenden Höchstpreisen genießen dürfen, aber diese Apparillos waren mit Abstand die Besten. Meine Löwin hatte bei der Würzung einen fantastischen Job gemacht.
Maggi Gewürzmischung Nr. 1 ist das Wundermittel, um alle anderen Burger vergessen zu machen. Ich schaffte 3 Burger und hielt mich beim vierten zurück, da ich schon merkte, das ich mich beim dritten eigentlich schon übernommen hatte. Aber dieser Geschmack - Wahnsinn! Sollte sich jemand während des Sommers noch bei uns zum Grillen verirren, wird er/sie dies selbst feststellen können.
Derart gestärkt, konnte das zweite Spiel des Tages getrost beginnen. Und Slowakei gegen Wales war dann auch ein schönes Match. Bei Betwin hatte ich instinktiv auf Unentschieden gesetzt, obwohl ich die Slowakei als stärker einstufte. Denn ein Gareth Bale allein dürfte Wales kaum in die nächste Runde tragen.
Da hatte ich mich aber geirrt. Bale schoss die Waliser dank eines genialen Freistoßes in Front und überzeugte durch ein engagiertes Spiel nach vorne. Die Slowakei enttäuschte mich stark, kam aber Anfang der Schlussviertelstunde dank ihres einzigen vernünftigen Angriffs zum Ausgleich. Meine Wette schien aufzugehen. Trotzdem freute mich der Siegtreffer der Waliser 5 Minuten vor Ende sehr, weil das Team sichtlich besser spielte, als ich es ihnen zugetraut hätte.
Das war ja schon mal was, es folgte das letzte und angesichts der Ansetzung interessanteste Spiel des Tages. England gegen Russland um 21.00 Uhr. Die Engländer haben zusammen mit dem deutschen Team die jüngste Truppe des Turniers und hatten „uns“ vor Monaten in einem Freundschaftsspiel überzeugend geschlagen. Von den Russen, in zwei Jahren Gastgeber der WM, war dagegen noch nichts zu sehen gewesen.
In der Vorbereitung wie auch der Quali gingen sie unspektakulär durch. Einzig die Einbürgerung des Schalkers Roman Neustädter machte im Vorfeld Schlagzeilen. Das Spiel nahm dann auch den von mir erwarteten Verlauf, wobei die Engländer das Tor einfach nicht machten, obwohl sie einen schönen Ball spielten.
Erst in der zweiten Halbzeit gingen sie dank eines schönen Weitschusses verdient in Führung, versäumten jedoch die Entscheidung und ließen selbst beste Gelegenheiten ungenutzt. Das wiederum nutzten die Russen in der Nachspielzeit zum unverdienten Ausgleich, als der Ball aus einer unübersichtlichen Situation heraus über die Linie rutschte.
So undankbar kann es sein, im Fußball wie im Leben. Der erste "echte"EM Tag war vorüber. Holger Stanislawski an der Videowand setzte die Highlights im Studio, der unsägliche Urs Meyer mit seinen aufgesetzten Emotionen nervte wie immer, während der Studiogast Philip Neville, Verteidigerikone der Engländer, keine Akzente setzen konnte.
Das war bei Herrn Tresor am Vorabend allerdings auch nicht anders gewesen.
Das neue Dreamteam Olli und Olli ist einfach zu präsent am Tisch. Da ich an diesem Tag schon seit dem frühen Morgen wach war, glitt ich heuer kurz vor Mitternacht noch leichter ins Bett.

Samstag, 20. November 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Sommer geht doch zu Ende

Mittwoch, 25. August. Vor 25 Jahren sagte ein damaliger Kunde zu mir: "Hartmudo, ich hab doch nur noch Schwanz!" Damit meinte er nicht sein Geschlechtsteil, sondern den Umstand, dass er immer Pech hatte bzw. den Umstand, dass das Leben im Allgemeinen stets ungünstig für ihn verlief.
Das ist im Moment mein Feeling, wo ich hier auf einer Parkbank neben einer Flüchtlingsunterkunft in der Gartenstadt sitze und eine Dose Wolters leere. Es war mal wieder Zeit für diese Kolumne. Der Arbeitstag, nein - die letzten Arbeitswochen! - waren wie so häufig in letzter Zeit extrem nervig. Beide Vertreterinnen längerfristig krank und ich will übernächste Woche in Urlaub gehen. Da wird wohl einiges liegen bleiben müssen, scheiß drauf.
Noch nen Schluck aus der Dose. Letzte Woche bin ich bei erregten Diskussionen über Afghanistan und Corona mit Freunden an einem Punkt angekommen, wo ich merkte: Das geht jetzt nicht so weiter, jetzt geht es unter die Gürtellinie und wir geraten in Gefahr, uns auseinander zu dividieren. Ich hatte eine schlaflose Nacht deswegen, meinen Freunden dürfte es ebenso ergangen sein. Und wenn nicht - noch ein Schluck aus der Dose.
In den letzten beiden Tagen streikten die Lokführer mal wieder. Daher war ich gezwungen, mit dem Auto meiner Löwin zur Arbeit zu fahren. Mein Aufreger hierbei ist nicht der Streik, sondern die überraschende Erkenntnis, das meine Kollegen in Diskussionen über die Tage den Streik vehement ablehnten.
Dabei bin ich doch der einzige meiner Kollegen, der auf den Zug angewiesen und überhaupt damit unterwegs ist. Zum Glück habe ich zurzeit das übliche WhatsApp Geklickere mit meinen Freunden eingestellt, weil ich die Atmosphäre unter uns nicht weiter in die Eskalation treiben wollte. Das bringt ja alles nichts.
Im Hintergrund das Heim

Oh, eine Burka Trägerin mit ihren beiden Kindern geht gerade an mir vorbei. Die erste Dose Bier ist fast alle, den Rest auf ex. Unsere Eintracht ist wenigstens ein Lichtblick: 3:0 gestern in Verl. Das war der dritte Sieg hintereinander. Nein, darauf keinen Dujardin, lieber etwas von dem Wolters. Wie ihr seht, hatte sich bei mir genug aufgestaut, um mal wieder mit dem Rad hinaus zu fahren. Wobei... ich heute nach der Dienstbesprechung pünktlichst Feierabend machte, um dann vom Bahnhof aus gleich loszufahren.
Als Ruheplatz hatte ich mir eine Stelle neben den US Apartments in der Otto-von-Guericke-Straße ausgesucht. Die Apartments sind ja mittlerweile aufgegeben worden, aber auf dem Weg zwischen Messegelände und Globus Markt befindet sich eine kleine Parkbank in einer S-Kurve unter einer Brücke beziehungsweise der Otto-von-Guericke-Straße. Jene Stelle ist eine der ersten, die mir überhaupt für diese Kolumne in den Sinn kam.
Aua, ein Mückenstich in den Nacken. Dose zum Mund. Beim Losfahren mit dem Rad musste ich an den Begriff "Indian Summer" denken. Die Sonne schien mit voller Kraft und es wehte ein kräftiger, aber kühler Wind. Es gibt kein schöneres Wetter. Die Bäume sind noch grün und dennoch ist ein kräftiger Wind zu spüren.
Oh, eben ging eine Afrikanerin mit ihren beiden kleinen Kindern an mir vorbei. Wir tauschten ein Lächeln aus, fanden uns gegenseitig sympathisch. Das Bier trinke ich aber alleine. Die Dose ist auch schon wieder halb alle...
Jedenfalls war das Licht-Schatten-Spiel an jener Stelle schön anzusehen, als ich vorbeifuhr, weil ich zunächst bei Globus noch kaltes Bier kaufen wollte. Nach langer Suche fand ich in der Getränkeabteilung bei Globus doch tatsächlich den Kühlschrank fürs Bier. Der Kühlschrank war voll mit den verschiedensten Sorten, aber leider nicht an die Stromversorgung angeschlossen. Nun gut, warmes Bier ist eh bekömmlicher.
Ich kaufte 3 Wolters und setzte mich wieder aufs Fahrrad. In freudiger Erwartung auf den Genuss eines leckeren Wolters fuhr ich in Richtung jener Stelle, die ich wohl als einziger Mensch auf dieser Welt als schön bezeichnen würde.
Als ich nach kurzer Fahrt dort ankam, saß dort bereits ein junges Pärchen. Sie lachten und scherzten und ich kam nicht zu meinem Platz. Deprimiert drehte ich um und fuhr Richtung Ringgleis. Die nächste Bank würde meine sein. Es kam aber keine. Ich hab doch nur Schwanz Oh je, jetzt ist die zweite Dose auch noch alle.
Charlie Watts ist gestern auch gestorben. Dritte Dose auf, R.i.P. Charlie. Ich hatte die Hoffnung auf eine Parkbank schon aufgegeben, aber hinter der Flüchtlingsunterkunft wurde ich fündig. Hier in der Gartenstadt fühle ich mich wohl.
Gerade kommt die Sonne wieder heraus, ich fühle mich entspannt. Die schlechten Gedanken und Gefühle sind passé. Ich muss nur weiter meinen Weg gehen. Für die Arbeit bedeutet dies: das Desinteresse nicht nur vorgeben, sondern auch empfinden. Oh Gott, klingt das schlimm. Noch einen Schluck.
...diese Ruhe...

Stumpf ist Trumpf und in den letzten ein bis zwei Wochen klappt das auf der Arbeit gut. Bei meinen Freunden möchte ich auch downcoolen. Im Moment geht das. Hauptsache, ich halte dies durch. Denn diese Freunde sind mir so wichtig wie meine Löwin. Der könnte ich ja auch mal wieder einen Strauß Rosen mitbringen.
Ach was, eine gute Schokolade oder Edelsalami tut es auch. Wenn der Wind leise durch die Blätter rauscht... Herrlich! Ah, die dickliche Sozialarbeiterin verlässt die Flüchtlingsunterkunft und macht Feierabend. Es ist schlimm, wenn Klischees auch noch bedient werden. Die Wolters Dosen sind auch so hässlich, dass sie schon wieder schön sind.
Für mich immer noch eins der besten Biere Deutschlands. Gleich ist auch das dritte Bier alle, dann fahre ich über das Ringgleis nach Hause. Aber zunächst einmal an den Baum. Ich muss pinkeln. Okay, gerade guckt keiner. Ah, war das gut am Ahornbaum. Jetzt bin ich wieder im Einklang mit der Welt.
Letzten Freitag bei Detzer und Nelling fühlte ich mich auch geerdet, so wie jetzt. Ich muss es schaffen, mich nicht dauernd in Sachen hinein zu steigern, die ich eh nicht ändern kann. Meine Güte, ich bin jetzt 60. Ab sofort sollen die Jungen mal die Welt ändern, ich habe fertig. Nicht nur mit dem Bier, sondern hoffentlich auch mit der ständigen Streitkultur.
Hartmudo liebt euch alle, er muss es nur noch umsetzen. Meine Güte, was labere ich da. Dritte Dose alle. Jetzt aufs Rad, ab nach Hause. Und die Vögel zwitschern zu dem Wind, der sanft durch die Bäume fegt. "It's all quiet on the eastern front" sangen die Stranglers und dies werde ich zu Hause hören. Chaka!

Sonntag, 14. November 2021

Hartmudo beim Männerarzt

2
Es dauerte etwas, aber dann ging das erwartete Prozedere los. Sie nahm meine Daten auf, gab mir einen kleinen Plastikbecher und nahm mir einige Ampullen Blut ab. Die Ampullen und der von mir gefüllte Plastikbecher wanderten sofort ins Labor, dann ging die Warterei weiter.
Mich hielt es derweil nicht mehr auf dem Sitz, ziellos wanderte ich in einem kleinen Kreis umher. Vorsichtshalber hatte ich mir mein Buch mitgenommen, in dem ich gerade las. Bloß nicht in dieser Situation. Während des Gehens atmete ich bewusst tief ein und aus. Dies zeigte wider Erwarten eine erstaunliche Wirkung: Die Schmerzen waren quasi wie weggeblasen.
Endlich war es so weit, der Arzt empfing mich in einem Behandlungsraum. Noch einmal schilderte ich ihm den Verlauf des Abends und was ich alles zu mir genommen hatte. Er erklärte mir, dass er Internist ist und man mich eigentlich in die Urologie hätte schicken müssen.
Mir war natürlich klar, dass ich in der Nachtschicht einer Notaufnahme nicht mit einem Spezialisten rechnen konnte. Aber zum Glück war ja auch noch sein Kollege Ahmed im Dienst, den er auch sofort mit ins Boot nahm. Ahmed ist eigentlich Gefäßspezialist, hat aber offenbar Urologie als Nebenprofession für sich entdeckt.
Gemeinsam betrachteten sie per Ultraschall meine untere Bauchregion. Sie konnten nichts Schlimmes feststellen, Niere und Leber erschienen unauffällig. Ahmed fragte mich, ob ich beim Wasserlassen einen Strahl oder eher ein Tröpfeln produzieren würde. Als ich ihm ein gewisses Nachtröpfeln eingestand, meinte er nur lakonisch, dass dies in dem Alter normal sei und ein Urologe dagegen Tabletten verschreiben würde.
Da ich mittlerweile schmerzfrei war und sie nichts weiter entdecken konnten, wollten sie mich nicht stationär aufnehmen und entließen mich nach Hause mit dem Versprechen, am nächsten Morgen einen Urologen aufzusuchen. Zur Vorsicht gab mir Ahmed noch sechs 500er Novalgin mit, dann ging ich zurück in die Eingangshalle, um mit meiner Löwin nach Hause zu fahren.
Bei mir fiel richtig ein Stein vom Herzen, als ich mich ins Auto zwängte. Und kaum waren wir losgefahren, fingen die Schmerzen sofort wieder an. Das sanfte Ruckeln beim Fahren über den unebenen Straßenbelag bekam meiner unteren Bauchregion gar nicht gut.
In der Wohnung angekommen, war ich total verzweifelt. Die Uhr zeigte noch nicht einmal Mitternacht und beim Arzt würde ich vor 8.00 Uhr morgens nicht auflaufen können. Und während meine Löwin sich hinlegte (Ihr ging es ebenfalls nicht gut, sie hatte Probleme mit einem großen Zeh), lief ich frustriert in der Wohnung auf und ab.
Dass ich am nächsten Tag nicht zur Arbeit gehen bräuchte, baute mich auch nicht mehr auf. Der Uhrzeiger meldete gegen 1.00 Uhr, als ich es dann doch noch einmal versuchte, mich hinzulegen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon längst die zweite Novalgin eingeschmissen, was aber anscheinend keine Wirkung erzielte. Ich versuche mich zu beruhigen und hing meinen trüben Gedanken nach, bis...
Sieben Uhr in der Früh. Nahezu beschwerdefrei wachte ich auf und ging erst mal aufs Klo. Als nächstes rief ich auf der Arbeit an, um mich krank zu melden. Jetzt wartete ich nur noch auf 8 Uhr, den Zeitpunkt, ab dem ich einen Arzt erreichen könnte. Bis dahin informierte ich mich im Netz über die örtlichen Urologen und fand auch drei Adressen, die mir Vertrauen einflößt.
Ich telefonierte alle nacheinander ab und blieb bei einer Praxis im K10 hängen. Im Gegensatz zu den anderen Praxen bekam ich dort zeitnah einen Termin am nächsten Tag, dem Freitag morgen um 8.30 Uhr. Zunächst ärgerte ich mich, weil ich ja schließlich mit Schmerzen in der Nacht zuvor ins Krankenhaus musste, beruhigte mich kurz danach aber wieder.
Später bestätigten mir mehrere Leute, dass ich noch Glück gehabt hatte, so früh einen Termin zu bekommen. So verbrachte ich den Tag mit Warten auf den Freitag, trank Minz- und Ingwertee und beruhigte mich damit, dass ich lediglich noch ab und an ein leichtes Pochen verspürte, wo vorher noch tierische Schmerzen gesessen hatten.
Am Freitagmorgen war ich dann mit dem Rad zum Urologen unterwegs. Die Ungewissheit, was dort passieren würde, brachte mich schier um den Verstand. Sicherlich würde er meinen Bauch mit Ultraschall bearbeiten, so viel war ja man klar.
Aber was mich panisch zusammenzucken ließ, war der Gedanke an eine Blasenspiegelung. Da hatte ich nun gar keinen Bock drauf, darauf kann wohl jeder Mensch verzichten. Lieber stellte ich mir vor, dass der Arzt irgendein Instrument an die schmerzende Stelle halten würde und sich mein Problem wie durch Zauberhand von allein auflösen würde.
Leider lief das beim Urologen nicht ganz so. Er startete dann zwar mit einer relativ umfangreichen Ultraschalluntersuchung, zog sich dann aber die Latex-Handschuhe an. Endlich hatte ich die Gelegenheit, mal wieder an einer großen Hafenrundfahrt teilnehmen zu dürfen.
Der Urologe konnte nichts auffälliges feststellen, nicht einmal die Prostata war vergrößert. Aber irgendwo mussten die Schmerzen ja her gekommen sein. Daher schickte er mich zum CT bei einem Röntgenologen, denn nur ein CT würde vorhandene Steine sichtbar machen können. Der wäre gleich um die Ecke und mit Glück würde er das CT sogar heute noch machen und mir mitgeben, auf dass ich dann noch eine Rücksprache beim Urologen haben könnte.
Tatsächlich ist neben dem Shamrock ein Röntgenologe, bei dem ich auch nur kurze Zeit warten musste, bevor ich an die Bedientheke vorgelassen wurde. Die Sprechstundenhilfe lachte nur, als ich sofort dran genommen werden wollte. Sie gab mir einen Termin für nächsten Dienstag um 9.00 Uhr.
Bis dahin musste ich mich also in Geduld üben. Eine Rückkehr der Schmerzen blieb am Wochenende glücklicherweise aus; Am Sonntagabend jedoch schmiss ich vorsichtshalber eine Novalgin, da der Druck an der fraglichen Stelle etwas stärker ausfiel.

Montag, 8. November 2021

H. Lecter: Alf

30
Das Vorglühen war in diesen Jahren natürlich Ehrensache gewesen, daher fingen wir bereits kurz vor oder nach 14 Uhr an. Wir reden hier natürlich über Bier, obwohl es draußen schon sehr frisch gewesen war. Winterjacke und Mütze gehörten selbstverständlich zu unserem Repertoire, aber im Bus lief ja die Heizung.
Wir saßen hinten, gönnten uns das eine oder andere Döschen und scherzten wie üblich über unsere Arbeit, nicht über unsere Kunden. Ich denke schon, dass Frank-Walter sowie Max und Buck mit dabei gesessen hatten.
Auf alle Fälle war Detzer für die schweren Geschütze zuständig, eine Flasche Jelinek hatte er ja irgendwie immer bei solchen Gelegenheiten dabei gehabt. Dies war für Alf natürlich genau das Richtige, so dass er nach der ersten Dose Bier akkurat auf Jelinek umstieg.
Während der Fahrt konnten wir die gute Stimmung hervorragend halten, was im Hinblick auf Alf sicherlich ratsam war. Nachdem wir dank einer vergnüglichen Fahrt endlich in Hildesheim angekommen waren, verteilte sich die Blase relativ schnell über den gesamten Weihnachtsmarkt.
Der Weihnachtsmarkt in Hildesheim war und ist von der Größe her mit Braunschweig vergleichbar, wenn nicht gar noch größer. Es gab damals sogar schon ein richtiges Riesenrad, welches den gesamten Weihnachtsmarkt überstrahlte. Unsere Clique jedenfalls bewegte sich abseits der Amtsführung von Glühweinstand zu Glühweinstand.
Zwischendurch hatten wir auch feste Nahrung zu uns genommen, da reden wir zwar nur über Bratwürste, aber zum Ausfetten der Magenwände reichte das vollkommen. Es gab mal wieder nur einen, der keinen Hunger hatte.
Hier haben wir wieder mal das große Manko von Alf: Wenn er soff, dann aß er nichts. Nada. Nun wissen erfahrene Trinker eigentlich, dass dies der größte Fehler ist. Eine gute Unterfütterung schützt schließlich vor ungewollten Ausfällen, von der Magenschleimhaut mal ganz abgesehen. Gerade bei Schnaps, aber noch mehr bei diesem elend sauren und süßen Glühwein, ist das Sodbrennen gleich um die Ecke, sofern man nicht gegensteuert.
Alf hielt sich dennoch überraschend gut, als wir beide, irgendwann isoliert von den anderen, vor dem Riesenrad standen. Dank des Anblickes dieser klassischen Rummelplatzattraktion erwachte wieder das Kind in Alf, so dass ich für uns beide eine Karte für eine Runde auf dem Rad kaufte.
Wir bestiegen eine Gondel, waren in dieser jedoch nicht die einzigen Passagiere. Das Ding war offen und bestand eigentlich nur aus zwei gegenüberliegenden Doppelsitzen. Alf und ich quetschten uns nebeneinander auf einen schmalen Doppelsitz, der vieleicht 12 Jahre alte Junge gegenüber saß für sich allein.
Getränke waren in der Gondel selbstverständlich verboten, aber wir zwei waren auch so schon ganz gut weit vorne. Dies äußerte sich dadurch, dass Alf plötzlich anfing zu singen. Sein "Holla Di Holla Di Ho" erschallte über den gesamten Weihnachtsmarkt, zumal wir jetzt bereits ein gutes Viertel der Runde hinter uns hatten und somit gute 10 m über dem Erdboden schwebten.
Es ging immer höher hinauf und Alf fasste den Entschluss, jetzt aufstehen zu müssen und noch lauter zu singen. Dazu wippte er im Takt, was die Gondel in Bewegung versetzte. Ehe Alf heraus fiel, stand ich ebenfalls auf, um ihn festzuhalten, was die Gondel leider noch mehr in Bewegung versetzte. Gegenüber der Junge war bereits ganz weiß im Gesicht.
Es schien, dass er bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte angesichts dieser beiden restlos besoffenen Idioten, die in dieser Gondel wie wild herum wackelten. Die Kollegas erzählten mir später, dass Alfs Singen und mein hysterisches Gekreische über den gesamten Weihnachtsmarkt zu hören gewesen sei.
Wenigstens gelang es mir, Alf zu beruhigen und zum Hinsetzen zu bewegen. Der Junge dagegen, mit dem wir zu Beginn der Fahrt noch geredet hatten, war auf einmal sehr still geworden. Er redete kein Wort mehr. Er schien auch nicht gesund gewesen zu sein, so kalkweiß, wie sein Gesicht aussah.
Als die Gondel endlich hielt und wir aussteigen mussten, war er auch sehr schnell verschwunden. Irgendwie schien das Riesenrad nicht so sein Sport gewesen zu sein. Diese Aktion ereignete sich bereits am Ende des uns zeitlich gesetzten Rahmens, in dem wir uns auf dem Weihnachtsmarkt vergnügen durften.
Der Rest der Belegschaft befand sich daher bereits bei den Bussen und wartete eigentlich nur noch auf Alf und mich, als wir endlich angetrottet kamen. Mr. Ed, seinerzeit unser Amtsleiter, nahm Alf augenblicklich zur Seite. Ich hatte nicht mitbekommen, was er Alf zu sagen hatte. Etwas Erfreuliches wird es nicht gewesen sein, aber von Alf war auf der Rückfahrt nichts zu vernehmen. Im Nachhinein wundert es mich, dass Mr. Ed sich mich nicht auch noch vorgeknöpft hatte.

Sonntag, 7. November 2021

Contramann: kurz gesehen im November

Hier wird das ganze Elend des deutschen Katastrophenschutzes schonungslos beschrieben. Die Nieten sitzen nicht nur in Nadelstreifen, sondern auch in den Amtsstuben. Aber es ist ja nicht verwunderlich in einer Gesellschaft, wo in der Exekutive gendermäßig jede Minderheit berücksichtigt werden muss, bevor irgendetwas passieren kann. Bevor im Ahrtal nicht Toiletten für das diverse Geschlecht aufgestellt worden sind, kann man natürlich auch nicht mit den Aufräumarbeiten beginnen. Dass Baggerfahrer und Unternehmer Lange hier als einziger Zeuge zu Wort kommt, entwertet den Artikel leider etwas.
Jedoch ist das Netz voll von ähnlichen Berichten anderer Helfer, so dass diese Einzelmeinung hier stellvertretend für eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Handling des Katastrophenschutzes stehen mag. Wo ist der Helmut Schmidt von 1962? Malu Dreyer und vor allen „Laschi“ haben nicht annähernd das Format des Altkanzlers.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-impfung-ungeimpft-selber-schuld-kolumne-a-eb8ff649-d3e8-4a7c-b875-a4b4c52906bc?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Neues von den Impfnazis. Mittlerweile ist diese Kolumne auf dem Spiegel bereits 2 Monate alt. Womöglich ist das Thema Corona bereits überholt - aber wahrscheinlich ist alles noch viel schlimmer geworden. Damit meine ich, dass Ungeimpfte womöglich schon im Bus hinten in einem abgegrenzten Abteil sitzen müssen. Wie die „Nigger“ bis in die 60er in den Südstaaten der USA.

https://www.neulandrebellen.de/2021/09/nostalgie-nicht-meine-welt/
Meine Fresse, Roberto: Du sprichst mir ja so aus der Seele! So schön wie er übers Gendern und Political Correctness herzieht, wenn er sich zu der Äußerung „dass ich mich lieber mit einem unterhalte, der der AfD nahesteht, als mit einem dieser Glattgebügelten“ hinreißen lässt. Denn der AfD’ler - dessen Ansichten ich garantiert nicht teile - traut sich wenigstens zu einer Äußerung abseits des Mainstreams.
Ständig wird uns von den Leitmedien eine politische und moralische Grundeinstellung vorgegeben, welche die überwiegende Zahl der Menschen dieses Weltbild brav nachbetet. Denn man könnte ja „Schwierigkeiten bekommen“ oder sich „lächerlich machen“. Beides hatte ich übrigens in der Arbeit von Kolleg*innen schon vor Jahren gehört.
Meine Güte, „sie“ haben es geschafft, sämtliche Kritik an dem gegenderten Weltbild als rechtsoffen darzustellen. Wer allein schon dies kritisiert, zählt mittlerweile zur rechten Szene! Und genau diese reflexhafte, ja robotermäßige Ausgrenzung führt zu einer Gleichgültigkeit, die fatal an die Mitläufer in langjährigen Diktaturen a la DDR oder auch dem 3. Reich erinnert.
Überzeugt hat mich Roberto übrigens mit seinem nostalgischen Rückzug zu alter Musik wie Beatles oder Led Zeppelin und dem Fußball eines Maradona. Die modernen Künstler (wer ist Kid Laroi?) oder auch Fußballer wie Messi halte ich auch nur für Schatten der alten Symbole. Austauschbar und Gesichtslos, bzw.: „Erinnert mich an...“

https://www.rubikon.news/artikel/contergan-versus-corona
Da ich selbst ein Contergankind bin (meine Mutter nahm das Mittel Ende 1960 während der Schwangerschaft), hat mich der Artikel selbstverständlich interessiert. Leider wird hier der damalige Skandal um Contergan nicht näher beleuchtet, was den Artikel stark entwertet. Der erwähnte Impfstoff Pandemrix zur Schweinegrippe, die vor etwa 10 Jahren durch die Medien geisterte, wird sogar nur erwähnt.
Also: Im August 1956 wurde Contergan als Arzneimittel zugelassen, am 1. Oktober 1957 war das Medikament dann bundesweit erhältlich. Das beliebte Schlafmittel, welches auch gern von schwangeren Frauen gegen die Morgenübelkeit genommen wurde, wurde am 27. November 1961 vom Markt genommen. Die Missbildungen bei Neugeborenen waren doch zu zahlreich.
Pandemrix wiederum wurde 2009 als Impfstoff gegen die Schweinegrippe zugelassen und konnte bei Erwachsenen und Kindern Narkolepsie auslösen, in Deutschland 2012 gesichert nachgewiesen bei 13 Kindern und 8 Erwachsenen, so dass dies Medikament vom Markt genommen wurde.
Der Autor hätte sich mehr auf die Vergleiche zu den historischen Begebenheiten konzentrieren sollen, statt mit Zahlenmaterial aus unbekannteren Quellen zu Corona um sich zu werfen. Und dass sich Arzneimittelhersteller angesichts der 60 Jahre zurückliegenden Begebenheiten zu Contergan einen Haftungsausschluss für Spätfolgen gesichert hatten, halte ich nicht für verwerflich.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/nobelpreis-warum-die-fehldende-auszeichnung-fuer-mrna-impfstoffe-ein-fatales-signal-ist-kommentar-a-780dd95e-7bda-4697-93bc-6d0f3ebd7e14#ref=rss
Das sehe ich anders als die Kommentatorin.
„Oft zeigt sich erst nach Jahren, wie wichtig eine Erkenntnis war. Allerdings ist genau das schon im vergangenen Jahr mit den Covid-19-Impfstoffen passiert...“ meint die Kommentatorin und liegt eben genau mit diesem Argument falsch. Was MRNA Wirkstoffe langfristig bewirken können, muss man erst einmal abwarten.
Mir fällt hier noch der Friedensnobelpreis für Barack Obama ein, der ebenfalls vorschnell vergeben wurde. So war es Obama, unter dessen Präsidentschaft amerikanische Drohnen massenhaft Kollateralschäden verursachten und der Krieg gegen den Terrorismus mehr Zivilisten als jemals zuvor das Leben kosteten.

https://www.tagesspiegel.de/politik/aufarbeitung-der-wahlniederlage-wie-sahra-wagenknecht-ihre-partei-brueskiert/27671652.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Eine Aufarbeitung der Wahlniederlage der Linken im Bund vom 26. September? Fehlanzeige. Warum, lässt sich gut an diesem Schmähartikel gegen Sahra Wagenknecht im Tagesspiegel erkennen. Wie einst Kassandra hatte Wagenknecht der Partei schon im Wahlkampf das Debakel prophezeit, da sich die Partei lediglich darauf beschränkte, die Grünen gendermäßig noch überholen zu wollen, anstatt sich auf ihre Wurzeln als Sprachrohr der „einfachen“ Arbeiter zu besinnen.
Die Linke schafft sich jetzt tatsächlich ab.

Mittwoch, 3. November 2021

Hartmudo beim Männerarzt

1
Mittwoch, 6. Oktober. Kurz nach 19 Uhr stand ich nach dem Pinkeln über der Toilettenschüssel und erlitt einen Schock: Mein Urin war rötlich gefärbt - Blut im Urin! Da wurde mir ganz schwummrig vor Augen, das hatte mir noch gefehlt. Dunkle Wolken zogen am Horizont herauf.
Dabei hatte ich an diesem Mittwoch doch gerade meinen ersten Arbeitstag nach der diesjährigen BiRe hinter mich gebracht. Was für ein Deja Vu, denn vor genau zehn Jahren musste ich am Tag nach der BiRe wegen einer Fistel ins Krankenhaus. Ging das jetzt schon wieder los, bloß vorne statt hinten?
Sowohl an diesem Nachmittag als auch am Vortag hatte ich jeweils eine ganze Kanne grünen Tee getrunken, damit mal wieder alles ordentlich durchgespült wird. Und jetzt das! Hatte ich etwa so viel gepinkelt, das er noch Blut zieht? Das kann doch nicht sein Dabei hatte ich mich am Anfang der BiRe noch so gefreut, dass ich endlich mal wieder so viel Druck auf den Schlauch bekommen hatte.
Bei der Hinfahrt mussten wir auf der Autobahn zweimal während eines Staus auf dem Standstreifen parken, weil ich ganz dringend pinkeln musste. Ach, war das herrlich! Ich hätte ein komplettes Lagerfeuer löschen können. Oder hatte ich mich damit gar übernommen, oder war irgendetwas kaputt gegangen?
Den ganzen Mittwoch über hatte ich noch nichts gegessen, außer einem Hanuta und einem Kinder Country. Na gut, zwei Fisch Mac am Mittag. Meiner Löwin ging es auch nicht gut, deshalb kaufte ich Lachs und luftgetrockneten Schinken, damit wir abends mal wieder gemütlich zusammen schlemmen konnten.
Blöderweise war sie nachmittags bei ihren Freundinnen gewesen und erst gegen 19:30 Uhr zu Hause, so lange hatte ich mit dem Essen gewartet. Mein Magen knurrte bereits, war das etwa das Problem? Der Tisch vor dem Fernseher war von mir nachmittags gedeckt worden, Dinkeltoast hatte ich ebenfalls organisiert. Hatte ich die Knoblauchbutter schon erwähnt?
Voller Vorfreude auf das Essen setzten wir uns hin und starteten den Toaster. Vom Blut im Urin erzählte ich nichts; ich hoffte darauf, dass sich dieses Problem von alleine erledigen würde. Das tat es aber nicht, denn nach kurzer Zeit bemerkte ich einen stechenden Schmerz im linken Unterbauch.
Von Minute zu Minute wurde der Schmerz immer stärker, bald war ich in Schweiß gebadet. Als ich zwischendurch einen absemmeln musste, kontrollierte ich noch mal die Farbe meines Urins. Er war leider wieder rötlich gefärbt. In gebückter Haltung schlich ich zum Fernseher zurück. Mir ginge es nicht gut, behauptete ich, setzte mich und aß weiter.
Der Toast mit dem Lachs schmeckte sehr gut, doch der Schmerz war schier unerträglich. Ich musste aufstehen, konnte nicht sitzen bleiben. Dazu dieses Kopfkino, dem Film konnte ich gar nicht mehr folgen. In meiner Not offenbarte ich mich schließlich meiner Löwin und erzählte ihr von meinem Malheur.
Sie fokussierte sich unmittelbar auf meinem Problem und schlug eine Wärmflasche vor. Die war natürlich kaputt, deshalb gab es nur ein heißes Dinkelkissen aus der Mikrowelle. Leider zeigte Wärme auch keine nachhaltige Wirkung, so das ist das Kissen frustriert vom Bauch riss, ruckartig aufstand und durch das Zimmer tappste.
Morgen würde ich auf alle Fälle zum Arzt gehen, oder vielleicht doch sofort ins Krankenhaus? Meine Löwin rief erst einmal den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 an. Wir schilderten die Problematik und bekamen den Rat, sich unmittelbar in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu begeben.
Rasch zogen wir uns an und meine Löwin fuhr mich in die Notaufnahme der HEH in Melverode. Mit dem Krankenhaus hatte ich bereits gute Erfahrungen sammeln können. Die Schmerzen waren extrem nervig, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es in Bewegung erträglicher ist. Dies wurde mir vor allem beim Gang zur Anmeldung im Hauptgebäude klar, weil die Schmerzen mit jedem Schritt erträglicher erschienen.
Dies war natürlich ein Trugschluss, denn sicherlich dämpfte eher die Hoffnung auf irgendeine Lösung dieses Problems durch einen Arzt die Schmerzen als alles Andere. Zu diesem Zeitpunkt, so gegen 22 Uhr, war die Anmeldung sogar noch besetzt. Die Frau hinter dem Schalter erklärte mir den Weg zur Notaufnahme, meine Löwin dagegen musste im Eingangsbereich warten. So ist das in Zeiten von Corona.
Der Weg dorthin über den mit Neonlicht überfluteten Flur war lang und die Schmerzen wurden nicht mehr geringer. Hinzu kam dieses panische Gefühl, mindestens über Nacht im Krankenhaus bleiben zu müssen. Unwillkürlich musste ich an meinen letzten Krankenhausaufenthalt in der Parkstraße denken, als ich neben Horst lag.
Der hatte ja Nierensteine gehabt und mir mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen mit dem Blasenkatheter verbundenen Urinbeutel gezeigt. Das war vor 6 Jahren, ob Horst überhaupt noch lebt?
Endlich war ich in der Notaufnahme angekommen. In einem kleinen Behandlungszimmer saßen eine Krankenschwester und ein junger Arzt, beide mit Maske und beim Kaffeetrinken. Ich erklärte ihnen meine Symptome, woraufhin die Krankenschwester mich bat, nach nebenan in den offenen Wartebereich zu gehen. Sie würde gleich erscheinen.