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Mittwoch, 6. Oktober. Kurz nach 19 Uhr stand ich nach dem Pinkeln über der Toilettenschüssel und erlitt einen Schock: Mein Urin war rötlich gefärbt - Blut im Urin! Da wurde mir ganz schwummrig vor Augen, das hatte mir noch gefehlt. Dunkle Wolken zogen am Horizont herauf.
Dabei hatte ich an diesem Mittwoch doch gerade meinen ersten Arbeitstag nach der diesjährigen BiRe hinter mich gebracht. Was für ein Deja Vu, denn vor genau zehn Jahren musste ich am Tag nach der BiRe wegen einer Fistel ins Krankenhaus. Ging das jetzt schon wieder los, bloß vorne statt hinten?
Sowohl an diesem Nachmittag als auch am Vortag hatte ich jeweils eine ganze Kanne grünen Tee getrunken, damit mal wieder alles ordentlich durchgespült wird. Und jetzt das! Hatte ich etwa so viel gepinkelt, das er noch Blut zieht? Das kann doch nicht sein Dabei hatte ich mich am Anfang der BiRe noch so gefreut, dass ich endlich mal wieder so viel Druck auf den Schlauch bekommen hatte.
Bei der Hinfahrt mussten wir auf der Autobahn zweimal während eines Staus auf dem Standstreifen parken, weil ich ganz dringend pinkeln musste. Ach, war das herrlich! Ich hätte ein komplettes Lagerfeuer löschen können. Oder hatte ich mich damit gar übernommen, oder war irgendetwas kaputt gegangen?
Den ganzen Mittwoch über hatte ich noch nichts gegessen, außer einem Hanuta und einem Kinder Country. Na gut, zwei Fisch Mac am Mittag. Meiner Löwin ging es auch nicht gut, deshalb kaufte ich Lachs und luftgetrockneten Schinken, damit wir abends mal wieder gemütlich zusammen schlemmen konnten.
Blöderweise war sie nachmittags bei ihren Freundinnen gewesen und erst gegen 19:30 Uhr zu Hause, so lange hatte ich mit dem Essen gewartet. Mein Magen knurrte bereits, war das etwa das Problem? Der Tisch vor dem Fernseher war von mir nachmittags gedeckt worden, Dinkeltoast hatte ich ebenfalls organisiert. Hatte ich die Knoblauchbutter schon erwähnt?
Voller Vorfreude auf das Essen setzten wir uns hin und starteten den Toaster. Vom Blut im Urin erzählte ich nichts; ich hoffte darauf, dass sich dieses Problem von alleine erledigen würde. Das tat es aber nicht, denn nach kurzer Zeit bemerkte ich einen stechenden Schmerz im linken Unterbauch.
Von Minute zu Minute wurde der Schmerz immer stärker, bald war ich in Schweiß gebadet. Als ich zwischendurch einen absemmeln musste, kontrollierte ich noch mal die Farbe meines Urins. Er war leider wieder rötlich gefärbt. In gebückter Haltung schlich ich zum Fernseher zurück. Mir ginge es nicht gut, behauptete ich, setzte mich und aß weiter.
Der Toast mit dem Lachs schmeckte sehr gut, doch der Schmerz war schier unerträglich. Ich musste aufstehen, konnte nicht sitzen bleiben. Dazu dieses Kopfkino, dem Film konnte ich gar nicht mehr folgen. In meiner Not offenbarte ich mich schließlich meiner Löwin und erzählte ihr von meinem Malheur.
Sie fokussierte sich unmittelbar auf meinem Problem und schlug eine Wärmflasche vor. Die war natürlich kaputt, deshalb gab es nur ein heißes Dinkelkissen aus der Mikrowelle. Leider zeigte Wärme auch keine nachhaltige Wirkung, so das ist das Kissen frustriert vom Bauch riss, ruckartig aufstand und durch das Zimmer tappste.
Morgen würde ich auf alle Fälle zum Arzt gehen, oder vielleicht doch sofort ins Krankenhaus? Meine Löwin rief erst einmal den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 an. Wir schilderten die Problematik und bekamen den Rat, sich unmittelbar in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu begeben.
Rasch zogen wir uns an und meine Löwin fuhr mich in die Notaufnahme der HEH in Melverode. Mit dem Krankenhaus hatte ich bereits gute Erfahrungen sammeln können. Die Schmerzen waren extrem nervig, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es in Bewegung erträglicher ist. Dies wurde mir vor allem beim Gang zur Anmeldung im Hauptgebäude klar, weil die Schmerzen mit jedem Schritt erträglicher erschienen.
Dies war natürlich ein Trugschluss, denn sicherlich dämpfte eher die Hoffnung auf irgendeine Lösung dieses Problems durch einen Arzt die Schmerzen als alles Andere. Zu diesem Zeitpunkt, so gegen 22 Uhr, war die Anmeldung sogar noch besetzt. Die Frau hinter dem Schalter erklärte mir den Weg zur Notaufnahme, meine Löwin dagegen musste im Eingangsbereich warten. So ist das in Zeiten von Corona.
Der Weg dorthin über den mit Neonlicht überfluteten Flur war lang und die Schmerzen wurden nicht mehr geringer. Hinzu kam dieses panische Gefühl, mindestens über Nacht im Krankenhaus bleiben zu müssen. Unwillkürlich musste ich an meinen letzten Krankenhausaufenthalt in der Parkstraße denken, als ich neben Horst lag.
Der hatte ja Nierensteine gehabt und mir mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen mit dem Blasenkatheter verbundenen Urinbeutel gezeigt. Das war vor 6 Jahren, ob Horst überhaupt noch lebt?
Endlich war ich in der Notaufnahme angekommen. In einem kleinen Behandlungszimmer saßen eine Krankenschwester und ein junger Arzt, beide mit Maske und beim Kaffeetrinken. Ich erklärte ihnen meine Symptome, woraufhin die Krankenschwester mich bat, nach nebenan in den offenen Wartebereich zu gehen. Sie würde gleich erscheinen.
Ja und? Wie ging es denn weiter?
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