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Sa. 11. Juni
Die Nachtruhe war etwas zu kurz geraten. Um 4.20 Uhr stand ich auf, weil ich nicht mehr liegen konnte. Nicht wegen der Vorfreude auf 3 Spiele heute, sondern dieser fiese kleine Schmerz im Oberschenkel. Das Jever steckte mir auch noch in den Knochen, doch nach einem Kaffee ging es zum Glück schon wieder.
Bald 5 Stunden später holten wir Mutter ab. Sie braucht jetzt Unterstützung wegen der Chemo, die sie seit kurzem erhält. Und da sie schon immer wenig gegessen und noch weniger getrunken hatte, müssen meine Löwin und ich, aber auch Berta, sie dahingehend motivieren, viel zu trinken und etwas Vernünftiges zu essen.
Das Frühstück bei Edeka im Bravo-Park war wie immer gut, auch wenn ich anschließend mit Sodbrennen durch Edeka schleichen musste. Aber Mutter stand es tapfer durch und ließ es sich nicht nehmen, den Einkaufswagen zu schieben. Als wir jedoch hinterher ihren Einkauf in den dritten Stock hoch getragen hatten, merkten wir schon, das die Aktion Mutter mehr angestrengt hatte, als sie selbst zugegeben hätte. Sie hatte sich hoffentlich gleich hingelegt, nachdem wir gegangen waren.
Zuhause fielen meine Löwin und ich dann in hektische Betriebsamkeit. Während ich einen leckeren Radieschensalat zubereitete, knetete meine Löwin das bei Edeka gekaufte Hackfleisch zusammen. Jetzt kam unsere neu erworbene Burgerpresse zu ihrem ersten Einsatz, was auch ganz vorzüglich klappte. Ein Stück Backpapier, darauf einen Paddie. erneut Backpapier, noch nen Paddie - immer im Wechsel. Dann ab damit in den Kühlschrank, um noch mal kurz 3 Stunden wirken zu können.
Der Grill musste noch etwas auf seinen Einsatz warten, denn zuerst war Schweiz gegen Albanien angesagt. Zusammengefasst würde ich sagen, das es ein lahmes Spiel war. Die Albaner waren zu schwach, versuchten es wenigstens und kamen auch zu ein oder zwei Chancen, aber das eine Tor zum 1:0 reichte der Schweiz zum glanzlosen Sieg. Nicht unverdient, aber wenn die Schweizer sich nicht steigern, kommen sie im Turnier maximal ins Achtelfinale.
Ach ja: Heute starteten wir unser EM Ritual. Zu jedem Tor einen Schnaps. Meine Löwin trinkt dann einen Amarula, während ich zum "Altenburger Schwarzgebrannten" greife. Und das bei diesem Gegurke. Aber es muss auch schlechte Spiele geben.
Gleich nach dem Spiel schmiss ich den Grill an und warf zwei Paddies drauf. Kurz vorm Servieren röstete ich noch kurz die Brötchenhälften an, bevor ich die frisch gepressten Paddies drauf legte. Dann kamen Gürkchen, Tomatenscheiben und selbstverständlich geschnittene Zwiebeln drauf. Dazu die dänische Hamburgersauce, wahlweise Curryketchup. Was hatten sich meine Löwin und ich uns nicht in den letzten Wochen vor der EM auf diesen Moment gefreut.
Leute, ich habe in meinem Leben schon viele Hamburger gegessen. Abgesehen von der Fast Food Mafia habe ich Burger auch in edlerer Form zu entsprechenden Höchstpreisen genießen dürfen, aber diese Apparillos waren mit Abstand die Besten. Meine Löwin hatte bei der Würzung einen fantastischen Job gemacht.
Maggi Gewürzmischung Nr. 1 ist das Wundermittel, um alle anderen Burger vergessen zu machen. Ich schaffte 3 Burger und hielt mich beim vierten zurück, da ich schon merkte, das ich mich beim dritten eigentlich schon übernommen hatte. Aber dieser Geschmack - Wahnsinn! Sollte sich jemand während des Sommers noch bei uns zum Grillen verirren, wird er/sie dies selbst feststellen können.
Derart gestärkt, konnte das zweite Spiel des Tages getrost beginnen. Und Slowakei gegen Wales war dann auch ein schönes Match. Bei Betwin hatte ich instinktiv auf Unentschieden gesetzt, obwohl ich die Slowakei als stärker einstufte. Denn ein Gareth Bale allein dürfte Wales kaum in die nächste Runde tragen.
Da hatte ich mich aber geirrt. Bale schoss die Waliser dank eines genialen Freistoßes in Front und überzeugte durch ein engagiertes Spiel nach vorne. Die Slowakei enttäuschte mich stark, kam aber Anfang der Schlussviertelstunde dank ihres einzigen vernünftigen Angriffs zum Ausgleich. Meine Wette schien aufzugehen. Trotzdem freute mich der Siegtreffer der Waliser 5 Minuten vor Ende sehr, weil das Team sichtlich besser spielte, als ich es ihnen zugetraut hätte.
Das war ja schon mal was, es folgte das letzte und angesichts der Ansetzung interessanteste Spiel des Tages. England gegen Russland um 21.00 Uhr. Die Engländer haben zusammen mit dem deutschen Team die jüngste Truppe des Turniers und hatten „uns“ vor Monaten in einem Freundschaftsspiel überzeugend geschlagen. Von den Russen, in zwei Jahren Gastgeber der WM, war dagegen noch nichts zu sehen gewesen.
In der Vorbereitung wie auch der Quali gingen sie unspektakulär durch. Einzig die Einbürgerung des Schalkers Roman Neustädter machte im Vorfeld Schlagzeilen. Das Spiel nahm dann auch den von mir erwarteten Verlauf, wobei die Engländer das Tor einfach nicht machten, obwohl sie einen schönen Ball spielten.
Erst in der zweiten Halbzeit gingen sie dank eines schönen Weitschusses verdient in Führung, versäumten jedoch die Entscheidung und ließen selbst beste Gelegenheiten ungenutzt. Das wiederum nutzten die Russen in der Nachspielzeit zum unverdienten Ausgleich, als der Ball aus einer unübersichtlichen Situation heraus über die Linie rutschte.
So undankbar kann es sein, im Fußball wie im Leben. Der erste "echte"EM Tag war vorüber. Holger Stanislawski an der Videowand setzte die Highlights im Studio, der unsägliche Urs Meyer mit seinen aufgesetzten Emotionen nervte wie immer, während der Studiogast Philip Neville, Verteidigerikone der Engländer, keine Akzente setzen konnte.
Das war bei Herrn Tresor am Vorabend allerdings auch nicht anders gewesen.
Das neue Dreamteam Olli und Olli ist einfach zu präsent am Tisch. Da ich an diesem Tag schon seit dem frühen Morgen wach war, glitt ich heuer kurz vor Mitternacht noch leichter ins Bett.
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