Montag, 28. März 2016

Hartmudo: Miezyzdroje 4/7

Dort lernten wir dann Szimon kennen, den Therapeuten, der die Zettel entgegennahm (ohne Zettel keine Behandlung, noi!) und die Leute routiniert in die einzelnen Kabinen verteilte. Sein abgehackten Deutsch klang genau so, wie man sich einen Polen vorstellt. So wie Kaya Yanar ihn gespielt hatte, mit viel Esprit und reichlich verschmitztem Charme.
Für mich (Herr Udo) begann es mit dem Magnetfeld für die Füße. Außer einem leichten Kribbeln in den ersten 5 Minuten spürte ich gar nichts, auch an den folgenden Tagen nicht. War das Gerät überhaupt an? Über zeigt hat mich dies jedenfalls nicht.
belgische Schokolade

Das war mit den anschließenden Stromstößen schon anders. Auf meine Schultern wurden 2 Pads gelegt, mit einem Gewicht fixiert und die anschließenden Stromstöße erledigten 15 Minuten lang ihren Job. Der da heißt: Muskeln zu stimulieren und in Wallung zu bringen. Meine Löwin meinte hinterher, das wir so ein Gerät zu Hause hätten. Jetzt freue ich mich auf viele schöne Fernsehabende mit ihr in der Zukunft.
Das war es für mich an diesem ersten Tag mit den Anwendungen, Zeit fürs Abendessen, heute leider ohne Piwo (die leidige Metex Spritze dienstags), aber mit Leberwurst. Anschließend ließen wir wieder mit Berta und Bud die Karten sprechen und hinterher lasen wir noch ausgiebig, bevor ich mir das Nasenspray in den Riechkolben rammte und alsbald einschlief.
Jubel, ich schlief quasi bis halb Sieben durch und schon nach kurzer Zeit war das Taschentuch beim Freischnauben nicht mehr blutig. Keine Angst, nach dem Nachlassen der Wirkung eines Nasensprays ist das bei Schnupfen normal, oder nicht? Keine Paranoia jetzt, sondern Frühstück.
Ab diesem Morgen mehr Cornflakes, denn die kamen richtig gut. Nicht so gut kamen jedoch die Leberwurstbrote, denn beim anschließenden Spaziergang mit Berta und meiner Löwin schlich ich wie ein Zombie hinter den beiden Damen her. Ich war so richtig platt! Derweil saß Bud wieder auf seinem Sofa und wollte seine Ruhe. Ruhe, die ich nicht bekam, weil ich hinter den Mädels hinterher schlurfte, als ob ich einen Sack Mehl auf dem Rücken schleppen müsste. Diesmal hatte ich mich richtig überfressen.
Da wir heuer sehr früh dran waren - es war noch vor Neun - waren auf der Mole noch alle Läden, auch unser Café, geschlossen. So gingen wir dann unverrichteter Dinge wieder zurück, wobei es mir von Minute zu Minute besser ging. Meine Löwin hatte noch eine zusätzliche Anwendung bei der Pediküre gebucht. Berta hatte ihre Wassertablette schon genommen, deshalb verließ sie mich kurze Zeit später.
Beim schwarzen Netto erstand ich dann noch dringend benötigtes Wasser; trocken gehen die Pillen morgens ja immer so schwer runter. Eine Packung "Schokoladenkugeln mit Erdnüssen, dragiert" gönnte ich mir ebenfalls noch, denn jetzt hatte ich den Vormittag ohne Ende Zeit zu lesen. Vorher ging ich schnell beim Optiker vorbei, da die Lesebrille meiner Löwin, besser gesagt ein Bügel, locker war. Die nette Verkäuferin schraubte das Teil für lau fest, einen kleinen Obulus drängte ich ihr aber trotzdem auf.
Ich glaube mich auch noch zu erinnern, das ich bei dieser Gelegenheit vom Netto eine Dose Nescafe Intenso gekauft hatte, denn als allererstes auf dem Zimmer stellte ich den Wasserkocher an. Dann saß ich mit dem Nescafe am Küchentisch, las intensiv an meinem spannenden Roman und griff (krutsch, krutsch) immer mal wieder in die Tüte mit dem Treets Ersatz.
Vergiß das Mittagessen, berichtenswertes gab es erst wieder gegen Abend. Denn zu Magnetfeld und Strom kam bei mir als Drittes jetzt noch Moorpackung für die Hände, nur für die Hände, hinzu. Auch dies ist ganz witzig, aber genau wie das Dingerich mit dem Magnetfeld wirkungslos.
Aber ich muß schon sagen,das Szimon die ganze Aktion sehr charmant verkauft. Und mehrmals eine "Schnupperkur" war ja eh nicht versprochen worden. Das Hotel rechnet eindeutig mit den zusätzlichen Behandlungen, die man kostengünstig dazu buchen kann. Und das diese mehr oder weniger kosmetischen Behandlungen top und erheblich preiswerter als in Deutschland sind, das können sowohl Berta als auch meine Löwin bestätigen.
Nach dem Abendessen spielten wir wieder Karten. Hier war Bud dann auch heiter und losgelöst, sowohl sein Knie oder die Schulter als auch die nächtlichen Krämpfe waren dann vergessen. Dies sollte während des gesamten Aufenthalts so sein. Ich würde Bud wünschen, das es ihm tagsüber mental auch mal besser geht, bzw. das er irgend etwas findet, was ihn antreibt und angenehm beschäftigt, das er nicht mehr so viel Grübeln muss über Dinge, die eh nicht zu ändern sind und einen nur runterziehen.
Das ich am nächsten Morgen eine Stunde vor dem Wecker wach wurde, hat nichts mit meiner Erkältung zu tun und ist eigentlich nicht erwähnenswert. Aber da die Tagesabläufe während dieser Woche wegen der Essenstermine und den Behandlungszeiten stark limitiert waren, ist diese kleine, wenn auch unbeabsichtigte Änderung eine kleine Meldung wert.
Ab heute keine Leberwurst mehr zum Frühstück, so! Und schon ging es mir besser - unglaublich. Voller Tatendrang gingen wir zu Dritt wieder los. Zur Mole. Derweil saß Bud auf dem Sofa und konsumierte das ARD Morgenmagazin. Diese morgendliche Ruhe nach dem Frühstück war ihm heilig.
Berta am Strand

Berta hatte Weißbrot mitgenommen, da wir schon am Vortag Leute beobachtet hatten, die zwei Schwäne (Vater mit Sohn) gefüttert hatten, die am wunderschönen Sandstrand flanierten. Vielleicht war es noch zu früh, als wir an der Mole ankamen. Jedenfalls waren keine Schwäne zu sehen, nur Möwen, davon dafür reichlich. Schön sind die Fotos geworden, wo Berta, von Möwen umweht, Stückchen vom Brot brach und in die Luft warf.
Auf dem Sandstrand. Wir gingen dann an der Strandpromenade noch weiter Richtung Osten, also vom Hotel weg, weil wir (schon Tage vorher) in der Ferne ein Boot erkannt hatten und uns dies näher anschauen wollten. Für Berta war die Strecke zu weit, weil sie noch eine Anwendung gebucht hatte. Daher ging sie schon mal zum Hotel zurück.
Meine Löwin und ich gingen weiter, an verschlossenen Imbissbuden en Masse vorbei. Im Sommer muß es in diesem Ort so richtig brummen, Malle mäßig, würde ich glatt tippen. Und ganz weit hinten dann wieder ein Zugang zum Sandstrand.
Wenn ich eben sagte, das "wir" uns das Boot anschauen wollten, meinte ich mehr oder weniger das königliche Wir; das meiner Löwin selbstverständlich. Das Standen durch den lockeren Sand, der noch dazu in die Schuhe rieselt, ist mir persönlich eher ein Greul. Aber ich überwand mich und kämpfte mich heran an die Wasserlinie. An dieser entlang schlenderten wir nun Richtung der Boote, denn es waren mehrere. Fischerboote, um genau zu sein.

Sonntag, 27. März 2016

Hartmudo: Miezyzdroje 3/7

Nach der ordentlichen Kalorienzufuhr ging es erst einmal nach Draußen. Dorthin, wo der Niesel leise vom dunklen Himmel herabtrudelte. Unser Ziel war die "City" von Miezyzdroje. Bud war zum Mitgehen leider nicht zu bewegen, weil ihm seine Schulter wieder zu schaffen machte. Da sollte ihm dann eine der Anwendungen weiter bringen.
Ach ja, die Anwendungen. Noch vor dem Frühstück holten wir uns die Termine ab und ich muss sagen, Hut ab! Gute Organisation, meine Löwin und ich waren jeweils gleichzeitig täglich von 17.15 Uhr bis 18.00 Uhr gebucht. Berta und Bud waren auch zusammen dran, und zwar immer zwischen 12.00 Uhr und 12.45 Uhr. Längere Aktionen am Vormittag zu Viert (Mittagessen um 14.00 Uhr) fielen daher eh aus, was Bud auch entgegenkam, da er offenbar seine Ruhe auf dem Sitzmöbel am Vormittag schätzte. Man nannte ihn auch den "Schmerzverzerrten mit dem Blick in die Unendlichkeit".
der polnische Penny

Es ist Euch vielleicht schon aufgefallen, das ich hier penetrant oft Uhrzeiten erwähne, was sicherlich keine Sau interessiert. Aber diese starren Zeiten haben unser Leben in dieser Woche bestimmt. Das auch wir davon genervt waren, davon könnte ihr ausgehen. Ihr müsste hiervon wenigstens nur lesen, seid froh. Wir dagegen...
Zuerst zum Bankomat, Zloty holen. Auch für Berta, denn bei den Wechselstuben kostete es Gebühren wie bei Ihrer EC Karte eben auch. Ich dagegen: "Viiii - sa, die Frei - heit nehm ich mir". Auf dem weiteren Weg kamen wir an diversesten Shops für Schmuck, Damenbekleidung oder auch nur Souvenirs vorbei, denen allen eins gemeinsam war: Sie öffneten nicht vor 10.00 Uhr. Schaaa - de, denn es war gerade mal kurz vor Neun.
Am schwarzen Netto kamen wir diesmal gerade noch vorbei und schwenkten dann über den "Neptunsplatz" ein in eine kleine Fußgängerzone, die vor Läden und Restaurants nur so wimmerte, aber alle zu. Nicht, weil es so früh am Morgen war, sondern weil es noch Februar ist und die Saison hier wohl nicht vor April in Gang kommt. So richtig tote Hose also.
Auf der Mole, der Seebrücke, wurden wir dann fündig. Es war inzwischen 10.00 Uhr und in der überdachten Halle am Anfang der mit 395 Metern längsten Beton Seebrücke Polens waren die Läden schon auf, insbesondere der Klamottenladen, was meine Löwin und Berta selbstverständlich sofort entzückte. 2 Teile habe ich meiner Löwin gekauft, und ich habe sie gern gekauft, weil sehr schön und wertig. Anschließend gönnten wir uns im Café nebenan noch ein Getränk.
Eine belgische Schokolade mit einer Kugel Vanilleeis - Berta griff gleich an. Sah aber auch lecker aus und war eher dickflüssig, ich konnte es aber riechen. Sollte ich mit meinem Latte Macchiato etwa einen Fehler gemacht haben? Beileibe nicht natürlich. Meine Löwin gönnte sich noch ne Kugel Eis, schließlich sind wir auf einer Kurzen, oder?
Beschwingt machten wir uns auf den Rückweg. Berta hatte ihre Anwendungen vor sich und musste dazu Bud noch aktivieren, während meine Löwin und ich auf dem Zimmer blieben, was für mich auf eine runde Stunde Augenpflege hinauslaufen sollte.
Das Mittagessen um 14.00 Uhr war für mich wieder nicht der Burner - bis zum Ende der Reise sollte es mir immer weniger munden und den Borscht am Donnerstag ließ ich dann stehen... Aber eins war daran die ganze Woche geil: Die Salate, die waren 1 A! Allein die Salate hätten mir gereicht.
Also morgens Cornflakes, mittags Salat und abends Leberwurst... Wäre das schön. Eher gestern als heute würde ich ins Hotel Bielik einziehen. Doch an diesem Montag ging das mittags sogar noch, obwohl ich dann schon froh war, als wir nach einer kleinen Pause zum Relaxen noch einmal Richtung Mole gingen. Und diesmal kam sogar Bud mit, der sich glücklicherweise noch einmal vom Sofa erhob. Ansonsten wäre er dort vielleicht festgewachsen.
Die frische Luft tat auch ihm sichtlich gut, auch wenn er wegen seines Knies nicht so schnell laufen konnte und zwischendurch eine Bank zum kurzen Ausruhen benötigte. Immerhin steht bei Bud auch schon eine 7 am Anfang seines Alters, da darf man schon mal schwächeln. Bei aller Ruppigkeit dieses alten Reckens und seiner manchmal rücksichtslosen Muffeligkeit, aber erst das Saufen von einen auf den anderen Tag sein zu lassen, Jahre später dasselbe mit dem Rauchen und dann noch die Diabetes oben drauf... Da wäre ich aber ewig unausstehlich, das kannste wohl annehmen.
im Cafe auf der Seebrücke

Meine Löwin und ich gingen die Mole bis fast zum Ende hin, leider waren die letzten 50 Meter gesperrt. Schön, wenn einem so der Wind um die Nase weht. Ich werde nie die Leute verstehen, die meinen, die Ostsee sei nur im Sommer schön. Im Winter ist die Ostsee am Besten, wenn es so richtig stürmt und weht. Dann schmeckt ein Tee mit Rum ganz gut...
Wir waren wieder in dem Café vom Vormittag. Diesmal hatte ich die belgische Schokolade - mit Chili! Die hätte ich sogar mit Kurkuma, selbstverständlich mit Zimt haben können. Zum Gewürzkakao nach Dr. Feil (Arthrosegeschädigte bitte aufpassen) fehlt da nur noch der Ingwer. Und Pfeffer zusätzlich, versteht sich. Lecker war das Getränk allemal, obwohl... Getränk...
Ich musste es komplett auslöffeln, weil es so dickflüssig war. Wie früher, wenn Mutter mittags Puddingsuppe gekocht hatte. Bloß damals ohne Chili. Über aus lecker war die Kleine "Suppe", das muß ich schon sagen.
Wir alle waren zufrieden und dackelten ins Hotel zurück. Für meine Löwin und mich standen jetzt die ersten Anwendungen auf dem Programm. Für mich hieß das konkret Magnetfeldtherapie und Strom. Ich zwängte mich ergo nochmals in meine viel zu enge Jogginghose, zog ein altes T Shirt drüber und schon begaben wir uns in den Keller zur Physiotherapie.

Samstag, 26. März 2016

Hartmudo: Miezyzdroje 2/7

Hinterher dann Solo an unserem Esstisch mit allerlei Knabberei. Dazu arbeitete ich mich weiter am "Redds" ab, wovon ich 4 Dosen im Supermarkt ergattert hatte. Die erste starb schon vor dem Arztbesuch, weil ich einfach so neugierig war. Was war das bloße für eine Beere vorne auf der Dose? Ein Blick auf Google half schließlich, es ist eine Moosbeere.
Das Gesöff war dann auch derart lecker, das selbst meine Löwin und Berta davon probierte und begeistert waren. Hatte zwar nur 4,5% Oktan, aber mir hatte es gereicht, um am frühen Abend vor Elf ins Bett zu fallen.
Die Seebrücke von Misdroy

Sonntag Morgen, 7.30 Uhr. Zum Frühstück nahm ich Kaffee statt Tyskie sowie Cornflakes vorweg, ansonsten unterschied sich dies Buffet von dem des Abendessens nicht wirklich. Ich hatte meine Leberwurst Platte, entdeckte allerdings noch das Frühstücksfleisch für mich.
Sichtlich vollgefressen konnten wir den Sonntag gemütlich angehen, denn Anwendungen fanden heuer nicht statt und in einen Ausflug Richtung Wollin zur Besichtigung diverser Kirchen hatten wir uns nicht eingekauft. Das überließen wir unseren Mitreisenden, wir fuhren mit dem Omnibus nach Sweenemünde rein und mussten diese Entscheidung nicht bereuen.
6 Zloty pro Person und 20 Minuten Fahrt im Linienbus, schon standen wir an der Endhaltestelle im Hafen vor einer Fähre, die wir nach etwas Verwirrung unsererseits schnellstmöglich betraten, denn sie brachte uns auf die andere Seite des Hafens und somit in die Innenstadt. In knapp 2 Stunden wuselten wir dort so vor uns hin, die meisten Läden hatten eh zu. Sonntag. Pub Restaurant Café stand draußen an dem Eckladen, den wir zwischendurch aufsuchten. Ein schön eingerichtetes Restaurant mit Zielgruppe junge Yuppies mit Geld, der Cappuccino war Klasse.
Die Sonne schien, es wehte ein kühler Wind, der Bud zum Frösteln brachte, aber zum Mittagessen um 14.00 Uhr waren wir rechtzeitig wieder zurück. Es gab Salzkartoffeln mit Klops, den ich unangetastet an meine Löwin weiterreichte, in einer hellen Mehlschwitze, in der Karottenwürfel und Erbsen drin rumschwammen. Aber der Rettichsalat ist hier wirklich Spitze, so wie die anderen Salate auch. Da brauch ich keine Feldküche!
Bud war hinterher wieder fit, so dass wir zusammen mit Berta und meiner Löwin nach einer kurzen Ruhephase das Schwimmbad im Keller antesteten. Und siehe da, es war ganz witzig. Nur eine Dusche für alle (Männer) und kein Klo, aber 2 "Kochtöpfe" und ein niedliches Becken für Wassergymnastik und ähnliche Späße. Irgendwann war meine Löwin dann kommentarlos verschwunden, ich machte mir schon Sorgen. Aber ihr war einfach nur kalt.
Ich brach meine Zelte auch gleich ab und wollte hinterher, hatte aber Probleme mit meiner neuen Jogginghose. Das Teil hatte ich über Amazon Marketplace erstanden und noch eingeschweißt mitgenommen. Ich habe denselben Jogginganzug schon seit geraumer Zeit zuhause in Benutzung, aber dieses Miststück, eigentlich dasselbe Modell, ist doch tatsächlich mindestens eine Nummer kleiner.
Jedenfalls hatte ich nach dem Ausduschen das Problem, das ich mit den nassen Füssen nicht mehr in die Hose reinkam. Ich klebte am Innenfutter fest. In dieser Hose, die mir sowieso hauteng an den Beinen sitzt. Der ganze Jogginganzug kommt aus dem Hause "Wurstpelle". In Unterhose schlich ich also zurück ins Zimmer, zum Glück lief mir niemand über den Weg. Eins steht für mich seit diesem Erlebnis fest: Dieser Jogginganzug wird Deutschland nicht wieder sehen, es sei denn, Bud hätte Interesse.
Schnell war mein Ärger verraucht, denn es gab Abendessen und damit Leberwurst. Und Tyskie. Ein Großes, ein Kleines. Denn das Moosbeerenbier war alle. Meine Löwin war - wie wir alle- kaputt von dem Tag, so dass wir uns nach dem Abendessen zügig mit Berta und Bud einig waren, an diesem Abend nicht Karten zu spielen und uns alle auszuruhen. Sweenemünde war doch anstrengender als gedacht, aber vielleicht war auch das Schwimmbad schuld. Bei uns gab es dann Tatort.
Blick auf Sweenemünde

Mit Richy Müller aus Stuttgart. Thema Flüchtlinge und Schlepper, gähn! Und so war dieser Tatort leider ein weiterer Tiefpunkt dieser einstmals wegweisenden Krimireihe. Voller Ungereimtheiten und alles dunkel wie in einem der unsäglichen Schwedenkrimis, die nördlich des Polarkreises im Winter spielen.
Meine Löwin ersparte sich die letzte Viertelstunde, aber ich wollte es wissen und hielt bis zum Ende durch. Ich gewann die Erkenntnis, das ich gerade 90 Minuten meines Lebens vollkommen unnötig mit Mist vergeudet hatte. Das war aber nicht der Grund, weshalb ich dann ab 3.00 Uhr nachts nicht mehr schlafen konnte und panisch aus dem Bett flüchtete.
Meine Nase war halt dicht, die Erkältung schlug jetzt vollends durch. Da fühlst Du Dich wie unter einer Plastiktüte über der Rübe, wenn beide Nasenlöcher zu sind. So richtig eklig, diese Erstickungsgefühle. Also hockte ich mich ins Wohnzimmer und las ein wenig im Spiegel Online Forum. Ein Pott Tee half mir dazu durch den Rest der Nacht, bis es um halb Sieben an der Zeit war, meine Löwin zu wecken. Frühstück war angesagt.
Der Kaffee beim Frühstück machte mich dann wieder wach. Von der Leberwurst konnte ich trotz dem Umstand, das ich wusste, was ich da in mich reinprügelte, nicht ablassen. Zumindest war ich wach der Tag konnte beginnen. Sorgen wegen der Nachtruhe in den nächsten Nächten brauchte ich ja nicht zu haben, denn Nasenspray hatte ich zu Haus schon eingepackt.

Freitag, 25. März 2016

Hartmudo: Miezyzdroje 1/7

Das ist also unser erster Urlaub 2016. Eine Kurreise nach Polen, anne Ostsee zu einem Ort namens Misdroy mit Marienkäfer Reisen. Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten wir ja gecancelt, sogar die Reiserücktrittsversicherung hatte sich nicht lumpen lassen und alles erstattet, bis auf eine geringfügige Gebühr von 250 Tacken.
Meine Löwin und ich sind hier in Polen mit Berta und Bud unterwegs. Berta hatte diese Tour aufgerissen. Eine Woche im Kurhotel Bielik für 281,- € pro Person, mit Vollpension und an den Werktagen 3 Anwendungen inklusive. An- und Abreise per Bus ebenfalls inbegriffen.
Zu diesen Preisen muss man reisen und so fuhren wir am 20. Februar, dem Geburtstag von Kroll wie auch von Pan, morgens um 7.45 Uhr vom ZOB mit dem Bus nach Polen los.
Piwo mit Moosbeeren
Wegen dieser Tour waren wir leider verhindert, was die Feier von Pan in Stockholm angeht. Anhand der Fotos über Whatsapp konnten wir dann sehen, dass außer Kroll und Jenny neben Pocke und Patti noch UMD da war, Jürgen und Edith nicht zu vergessen. Schade.
Meine Löwin und ich waren jedenfalls nur sechseinhalb Stunden mit dem Bus unterwegs. Von Berta und Bud natürlich abgesehen, haben wir zu den anderen Mitreisenden Abstand gehalten. Das war auch gut so, denn von Anfang an gingen die mir auf den Puffer. So typisch Deutsch waren die: Plump, schwer von Begriff und auf alle Fälle gänzlich ohne Übersicht.
Ewig blieben sie dort gerade stehen, wo sie waren: Mitten im Weg halt. Die sehen nur noch sich selbst und nicht mehr ihre Umgebung. Kriege ich später auch so einen Tunnelblick oder habe ich ihn schon? Ich hoffe doch nicht! Einige waren kaum älter als meine Löwin und ich, vielleicht etwas jünger. Das macht mir Angst für die Zukunft.
Besonders unangenehm fiel mir dies bei der Ankunft vor unserem Hotel auf. Wir sollten noch kurz sitzen bleiben, bevor der Busfahrer drinnen alles abgeklärt hatte. Trotzdem hatten natürlich die meisten (Ich auch, Ich auch!) bereits ihre Plünnen aus der Ablage genommen. Als es dann endlich losging, erhob sich die Schnepfe aus der Reihe vor mir (aus Wolfsburg, alles klar?) in einer zeitlupenartigen Geschwindigkeit von ihrem Sitz und holte gaaanz langsam ihre Tasche und Jacke aus der Ablage. Mit dieser Aktion versperrte sie für alle den Ausgang; gefühlte 5 Minuten dauerte der Spaß.
Damit nicht genug, vor der Rezeption bei der Anmeldung ging das nahtlos weiter. Die Concierge hatte sich das so schön überlegt und wollte alle der Reihe nach aufrufen. Da hatte sie die Rechnung aber ohne die deutschen Dussel gemacht. Alle standen kreuz und quer in der Halle rum und hatten Angst, man könnte sie vergessen. Platz machen für die Hotel Mitarbeiter, die Wagen voller Wäsche oder auch Koffer durch die Halle fahren mussten, Fehlanzeige.
Ja, so ist der Deutsche. Chronisch misstrauisch, das "der Pole" einen bescheissen könnte und bloß keinen vorlassen. Wo kämen wir denn dann hin? Aber wehe, man gerät selbst ins Hintertreffen! Dann ist aber Solidarität mit mir angesagt! Ganz kurz zuckte mein Fuß, um den großen Trolley der alten Urschel vor mir aus dem Weg zu kicken.
Die polnische Concierge hatte schließlich ihr Einsehen und arbeitete die Meute der Reihe nach ab. So, wie sie vor ihr standen. Wir erhielten 2 schöne Appartements nebeneinander im 4. Stock und waren auch sofort begeistert.
Wenn meine Löwin und ich dereinst ins Seniorenheim müssen, dann wäre so eine Unterkunft genau das Richtige für uns. Ein separates Schlafzimmer mit Zugang zum Balkon. Ein neu gefliestes Bad mit einer Handbrause (die Fistel, ihr erinnert Euch?) fehlte ebenso nicht wie das großzügige Wohnzimmer mit Kitchenette und praktischem Esstischbereich.
zu eng...

Bei den hier vorherrschenden Temperaturen hatte ich die aus dem Supermarkt gekauften Bierdosen wunderbar auf dem Balkon kühlen können. Denn als erstes nach dem Einräumen unserer Sachen war selbstverständlich der Gang zum nächsten Supermarkt Pflicht.
Hier enterten wir den "Biedronka", einen einheimischen Discounter. Heißt auf Deutsch Marienkäfer und hielt alles bereit, was wir für gemütliche Kartenabende so brauchen: Nüsschen, Chips, Cola und Piwo für mich. Dazu noch literweise Wasser für die Tabletten, die man so schluckt und Tee für meine Löwin.
Doch bevor mit dem Abendessen (Buffet) der Abend eingeläutet werden könnte, stand für uns noch der Besuch bei der polnischen Ärztin um 17.00 Uhr an. Zu viert sprachen wir bei ihr vor, um die vorgesehenen Anwendungen zu bestimmen. Jeder bekam 3 verschiedene Behandlungen aufgedrückt. Die Auswahl reichte von Ultraschall, Moorpackung über Massagen oder Inhalation bis zur Wassergymnastik im hauseigenen Pool. Eine Ganzkörper - Moorpackung lehnten wir alle ab, nur ich habe mich da überzeugen lassen, das Moor auf meine Hände einwirken zu lassen. Am Montag vor dem Frühstück sollten wir uns unsere Zettel mit den einzelnen Terminen vor dem Frühstück abholen.
Dann endlich Abendessen, freie Platzwahl. Brot und Brötchen lang, verschiedene Salate und Platten mit Wurst und Käse. Etwas Warmes gab es nicht - Juchhu! Wie bei Vadder und Mudder zuhause, wie früher hält. Schlachtefest im Rügenwald!
Allein eine Platte war wie für mich gemacht. Sahne Leberwurst, Kräuter Leberwurst und grobe Leberwurst nebst Leberpastete - sonst nichts! Dazu Graubrot und ein frisch gezapftes Tyskie (halber Liter) vom Fass. Die Gurken und Tomaten waren da nur noch Alibi. Und eine Salzgurke dazu! Das Griebenschmalz hatte ich probiert, fand es aber zu fettig(?), so dass ich ab dem 2. Abend davon Abstand nahm.

Mittwoch, 23. März 2016

Hartmudo Spezial: Die dicke Wade 5/17

La la la.... Ich muss piiiinkeln...... Endlich kam irgendwann die Tagesschwester und klemmte mich von der Infusion ab. Aber ganz schnell aufs Klo. Ich hatte gleich auch "Größeres" zu erledigen und schaffte dadurch mehr Platz im Körper fürs Frühstück. Horst bekam das alles kaum mit, weil er noch etwas vor sich hin träumte. Heinz atmete wenigstens noch, der hatte sich am Vorabend doch ziemlich schnell von uns abgemeldet, ihm ging es wirklich nicht gut mit seiner Lunge.
Etwas zu essen wäre mir nach der Morgentoilette gut zu Pass gekommen, allein... Vorher noch kam die Praktikantin des freiwilligen sozialen Jahres, um den Blutdruck und Temperatur zu messen. Muss ja alles seine Ordnung haben.
Bereits am Vortag hatte mir eine Schwester die Liste mit den Mahlzeiten der nächsten Tage zum Auswählen vorgelegt. Sofort erfasste ich die Situation und nützte die Gelegenheit, um eine fleischfreie Woche ein Zuläufen.
Fürs Frühstück wählte ich 2 Brötchen aus, als Beilage lediglich Butter, Quark und Marmelade aus. Und genau dies wurde mir von der Schwester endlich vorgesetzt, ein Kännchen Kaffee dazu und ab dafür! Den Quark vermischte ich mit der Marmelade auf den Brötchenhälften, lecker.
Kurz nach dem Frühstück schaute ein älterer, grobschlächtigen Typ mit rosa Duschhaube und grüner Schürze auf. Der Metzger? Nein, ein Arzt in OP Kleidung setzte sich zu Heinz und erzählte etwas von einer Operationen der Lunge, die jetzt wohl nötig werden sollte.
Eine Ärztin hatte seine Lunge punktiert, dabei wohl zu tief geschnitten und deshalb... Kurze Zeit später wurde Heinz vorübergehend auf die Intensivstation verlegt. Irgendwann waren seine Sachen weg, wir sollten ihn nicht mehr wiedersehen. Er hatte bereits in der Nacht so ungesund geröchelt. Ich hoffe, ihm geht es heute besser.
Auch für mich ging gleich die Action los. Beim Lungenfunktionstest sollte ich mich sofort melden, also humpelte ich (zu Fuß, ohne Rollstuhl) ins 2. Untergeschoss, wo ich bereits am Vortag während der Aufnahme malträtiert worden war.
Eine Frau, die neben mir im Warteraum saß, beschwerte sich über eine andere Frau aus ihrem Zimmer, die über Nacht wohl so richtig laut war. Kein Auge hätte sie zu gemacht. Ich wünschte ihr auch weiterhin viel Glück, denn jetzt war ich an der Reihe beim Lungenpest.
Den kannte ich vermeintlich schon von meinem Hausarzt, den Test mache ich jedes Jahr wieder. Zu meiner nicht geringen Überraschung wurde ich in einen luftdichten Glaskasten gesetzt und erhielt eine Nasenklammer. Das war denn auch der einzige Unterschied zu den gewohnten Tests, dann war ich nach ein paar Blasattacken durch.
Zurück auf dem Zimmer, kriegt ich gerade noch mit, dass sie bei Horst auch noch mal operieren mussten. Offenbar sollte er einen Blasenkatheter kriegen. Die Diagnose Nierensteine galt als gesichert. Entweder wurden die Steine durch die Wasser Infusionen raus gespült oder sie müssten schnippeln.
Horst sah wahrlich wie ein Häufchen Elend aus. Er hatte wohl schon 40 Jahre zuvor Probleme mit Nierensteinen, seinerzeit konnten diese rausgespült werden. Er hoffte inständig, das dies heuert auch so sei.
Ganz nebenbei sprachen wir die Schwester noch auf die Kopfhörer an. Erst jetzt wurde uns die "Fernbedienung" erklärt! Nachdem der Fernseher mit der TV Taste eingeschaltet ist, der Kopfhörer in der entsprechenden Büchse versenkt sein sollte, ja dann nochmals die TV Taste drücken und Voilà!
Da musst Du erst einmal drauf kommen. Meine MP3 Hörer sprangen auf ein Mal zufriedenstellend an, doch bei Horst klappte immer noch nichts. Er solle doch die Kopfhörer einfach umtauschen, so die Schwester. Na ja...
Horst war dies in dem Moment verständlicherweise nicht so wichtig, er setzte sich innerlich mit dem weiteren Ablauf auseinander. Um sich abzulenken, erzählte er mir weitere Einzelheiten aus seinem Leben.
Er beschrieb noch einmal eindringlich, wie er durch das brennende Braunschweig nach einem Bombenangriff lief. Die Hitze war wohl mörderisch und der Rauch beißend. So etwas vergißt man einfach nicht mehr.
Als sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurück war, arbeitete er wohl gleich bei Volkswagen. Horst war wegen des zuerst vergleichsweise geringen Lohnes als junger Mensch, also nach der Schule, nicht erpicht darauf, bei Volkswagen anzufangen. Monotone Handarbeit wäre nicht sein Ding gewesen, meinte Horst hierzu.
Jedoch am Ende konnte sein Vater ihn zur Lehre als Werkzeugmacher bei Volkswagen überreden. Noch heute sei er seinem Vater dankbar dafür, resümierte Horst.
Zum Thema Flüchtlinge fiel Horst nur ein, das diese hier "nichts zu suchen" hätten und zuhause bleiben sollten. Die wollten doch alle nur Sozialhilfe kassieren, das volle Programm also. Ich argumentierte mit der Not dieser Menschen, die andernfalls in den Flüchtlingslagern verhungern müssten usw. Horst ließ daraufhin etwas von seiner negativen Meinung ab, zumal ich ihm auch einige Zahlen sagen konnte. Horst ist eben kein Nazi, er weiß es halt nicht besser und kriegt außer der Tagesschau nicht mehr soviel mit.

Samstag, 19. März 2016

Udorallala: Top Songs 1/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

Sex Pistols – God save the Queen
Meines Wissens war dies der erste Song der Popgeschichte, der es trotz Radioboykotts 1977 schaffte, sich sofort mit der Veröffentlichung in den britischen Verkaufscharts an die Spitze auf Platz 1 zu setzen. Allerdings musste ich soeben auf Wikipedia lesen, das „God save the Queen“ am 2.6.1977 auf Platz 2 der Charts eingestiegen sei. Böswillige Gerüchte behaupten wiederum, dass der Song auf Platz 2 trotz besserer Verkaufszahlen als „First Cut is the Deepest“ (na, wer hat`s gesungen?) gesetzt wurde, um die Queen anlässlich ihres 25jährigen Thronjubiläums nicht zu brüskieren.
Anyway, allein diese Story zeigt, dass die Pistols mit jenem Song am besten gezeigt hatten, dass Rock & Roll als Lebenseinstellung durchaus auch ein politisches Statement braucht, selbst wenn sich die meisten Fans der damaligen Punk Bewegung heutzutage nicht mehr hinter diese Parolen stellen möchten:
„God save the queen
The fascist regime
They made you a moron
A potential H bomb”
Derart direkte und aggressive politische Ansagen war die seinerzeit schon weichgespülte Welt des Rock & Roll Circus nicht gewohnt. Überhaupt war ja Mitte der 70er Jahre der einstmals revolutionären und den allgemeinen Lebensstil bedrohenden „Hottentotten“ Musik der 50er und 60er Jahre die Kraft abhandengekommen und sie wurde zur profitablen Geldmaschine der Unterhaltungsindustrie. Gruppen wie Pink Floyd oder Genesis, ELP oder selbst Deep Purple frönten einem Bombast Rock (Led Zep nicht zu vergessen), dem bei aller zugestandener Qualität etwas Entscheidendes fehlte:
Die Kürze des Songs. Strophe Refrain Strophe Refrain Solo Strophe Refrain. Mehr brauchte es seit Bill Haley nicht und auch die Beatles oder Stones erarbeiteten sich so ihren Weltruhm. Der Punk der Endsiebziger besann sich dieser Tradition und gab als letztes Lebenszeichen einer ehemals rebellischen Jugendkultur noch provokante politische Statements ab.
Die Sex Pistols galten da als Speerspitze dieses letzten großen Aufbäumens mittels Rockmusik. Nicht nur „God save the Queen“, sondern auch „Anarchy in the UK“ oder „Holidays in the Sun“ spuckten dem Zuhörer die blanke Verachtung für das politische System ins Gesicht.
Gut, singen konnte Johnny Rotten nicht wirklich, aber vielleicht wirkte sein Gesang gerade deshalb authentisch. Das Sid Vicious bei „God save the Queen“ zwar schon Mitglied der Pistols war, aber bei der Aufnahme nicht mitwirkte, fällt nicht wirklich auf. Aus heutiger Sicht ist sicherlich die Gitarrenarbeit von Steve Jones erwähnenswert, der sich in späteren Jahren zu einem Top Gitarristen mausern sollte.
Streng genommen ist dieser geniale Song kein Punk, sondern eher dem Hard Rock zuzuordnen. Nur der nölig-schnoddrige Gesang von Rotten und das Image der Band machten es zu dem strahlenden Beispiel einer Musikrichtung, die in dem Moment tot war, in dem die ersten Musiker Erfolge feierten.
Die Pistols beherrschten die Gazetten für vielleicht eineinhalb Jahre, da waren sie heißer als Ochsenfett. Wie wir heute wissen, war die politische Aussage hinter den Songs eher aufgesetzt statt Programm – die Musiker, allen voran Vicious, der tragischen Figur des Punk, waren hierfür eh zu hohl im Schädel. Malcolm McLaren, ehemals auch Manager der New York Dolls, hatte die Pistols durch geschicktes Marketing gepuscht.
Bereits 1978, anlässlich einer Tour in den USA, kam mit dem Ausstieg von Rotten das Ende. Der erhoffte Erfolg mit der Tournee blieb aus, der Rest der Band brachte noch „the great Rock n Roll Swindle“ auf Vinyl, konnte damit aber nicht an den Erfolg der einzig wahren LP der Pistols – „never mind the Bollocks, here`s…“ – anknüpfen.
Aber für einen kurzen Moment der Musikgeschichte zeigte „God save the Queen“ (eigentlich sollte der Song ursprünglich „no Future“ heißen), wie machtvoll ein Song das Gefühl von Millionen von enttäuschten Jugendlichen auszudrücken vermag.

Samstag, 12. März 2016

Contramann: Milchmädchen unterwegs

Unfaßbar:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kommentar-zu-sigmar-gabriel-ausgaben-fuer-fluechtlinge-helfen-allen-a-1080149.html
Ich fange mal so an: Da gibt es diese Werbung mit den Geissens für Verivox, als Carmen und Robert auf der Terrasse vor ihrem Pool sitzen und über Stromkosten palavern. Da Carmen ja den günstigsten Stromanbieter über Verivox gefunden hat, ist die Stromrechnung kein Problem mehr. Und Robert sagt dazu nur lächelnd… „Und je mehr Strom wir verbrauchen, desto mehr Geld sparen wir!“
Dieser kleine Joke passt auch gut zu diesem Artikel über die Flüchtlinge und dem angeblichen volkswirtschaftlichen Nutzen, den sie uns bringen. Denn umso mehr Flüchtlinge wir aufnehmen, desto mehr profitieren wir alle davon. Oder wie?
Die Qualifikation des Autors allein ist schon entlarvend genug.
David Böcking studierte Politik und Psychologie in Hamburg und Madrid – ohne Abschluss – und arbeitet seit 5 Jahren als Redakteur im Wirtschaftsressort von Spiegel Online. Anders ausgedrückt, um meinem Groll ein Bild zu geben: Da absolvierte jemand eine Ausbildung zum Maler und Lackierer (KFZ) und arbeitet seit mehreren Jahren als Schönheitschirurg in der Charitee in Berlin.
Doch kommen wir gleich zur Kernthese des Herrn Wirtschaftsredakteur:
„Geld, das für Flüchtlinge ausgegeben wird, kommt durchaus auch anderen Teilen der Gesellschaft zugute.“ Das ist so falsch natürlich nicht, ist aber im Zusammenhang mit der Behauptung „Geld für Flüchtlinge ist Geld für alle“ eine Nebelkerze. Denn wenn z.B. Helmut Kohl die von ihm seinerzeit eingesammelten Spendengelder vom Dach der Frankfurter Zentrale der deutschen Bank herunterwerfen würde, käme dies ja auch dem einen oder anderen Passanten zugute.
Erhellender sind da schon andere steile Thesen von Böcking. Denn das Geld „wird von Migranten in die Läden getragen und belebt so den Konsum. Es wird in den Bau von Unterkünften gesteckt und nützt so heimischen Betrieben.“
Und jetzt, Herr Böcking, kommt Volkswirtschaft für Dummies, also für Sie. Dieses Geld sind zu 100% Steuergelder, die zum weitaus größten Teil von den Berufstätigen dieses Landes, den Selbstständigen oder auch dem einen oder anderen mittelständischen Betrieb erwirtschaftet wird. Große Baufirmen oder andere internationale Konzerne profitieren vom Bau der benötigten Unterkünfte oder eben dem Konsum in den Supermärkten, sind bei den erwähnten Steuergeldern eher weniger beteiligt. Oder: Gewinn ja, Kosten nein. Die kann ja der Dussel zahlen, der sich morgens zur Arbeit quält.
Und der arbeitslose Einheimische oder auch Rentner, die lediglich über die Mehrwertsteuer geringfügig an den Kosten beteiligt sind, profitieren eher gar nicht von dem schönen Geld, denn das sind die anderen Teile der anderen Teile der Gesellschaft. Diese Menschen hätten nur davon profitiert, wenn der Staat sein Füllhorn bereits vor der Flüchtlingskrise für sie geöffnet hätte, was dann sicherlich auch dem Konsum wie den einheimischen Betrieben gut getan hätte.
Das diese Teile unserer Gesellschaft sich nunmehr umso mehr abgehängt fühlen und dazu tendieren, AfD zu wählen, weil ihnen jahrelang erzählt wurde, das nichts zum Verteilen da wäre, während mit einem Mal Menschen aus gänzlich anderen Kulturkreisen integriert werden sollen, ohne dass diese überhaupt dazu befragt wurden, ob sie dies wollen, sollte nicht verwundern. Ist allerdings auch kein ökonomisches Argument.
Die Investitionen, die zur Integration von Millionen Flüchtlingen getätigt werden müssten, amortisieren sich auch über Jahrzehnte nicht, wenn überhaupt. Seriöse Einschätzungen sind da gar nicht machbar, weil der geringe Ausbildungsstand der Neubürger nicht mal einfach so auf die hoch qualifizierte Arbeitswelt in Deutschland übertragen lässt. Und die dazu notwendige Integrationsbereitschaft und den Willen hierzu bei den Flüchtlingen einfach pauschal zu unterstellen, welches ja die Voraussetzung einer erfolgreichen Integration wäre, halte ich persönlich allein aufgrund der von mir gemachten Lebenserfahrung gelinde gesagt für mutig.
Das alles ist reines Wunschdenken gepaart mit dümmlichen Behauptungen, um alle Kritiker der momentan noch laufenden unkontrollierten Einwanderung von Flüchtlingen einerseits und der fortgeführt weiteren Spreizung der Schere zwischen „Arm und Reich“ andererseits in die rechte Ecke zu stellen, auch ruhig zu stellen. Dabei sind es gerade solch krass dämlichen Beiträge wie diese des Herrn Böcking, die die Leute in die Arme der AfD treiben. Am Ende der Weimarer Republik haben die Demokraten, insbesondere die Linken, genau denselben Fehler gemacht.
Aber ich hab da noch einen:
http://www.bento.de/gefuehle/warum-mir-einhoher-migrantenanteil-in-der-schule-377833/#refsponi
„In meiner Grundschulklasse hatten acht von zehn Kindern ausländische Wurzeln“ sagt Larissa Maas, die Autorin dieses Bento Artikels. Aus Kasachstan stammend, wurde sie 1995 in Garbsen eingeschult.
Das einzelne Eltern ihrer damaligen Mitschüler arbeitslos, drogenabhängig oder sonstwie asozial waren, habe sie gut auf ihr eigenes Leben vorbereitet. Das freut mich für die Studentin der Literaturwissenschaften, nur was 1995 mit 2016, also heute, zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Das sie aus ihrem Leben etwas „gemacht“ hat, liegt sicherlich auch an ihrem eigenen Elternhaus, Erfahrungen hin oder her. Als Tochter einer Sozialhilfeempfängerin oder der sprichwörtlichen Aldi Verkäuferin hätte sie es wohl nicht zum Studium geschafft.
Und für die eingeschulten Kinder 2016 sieht es nun wirklich nicht besser aus, denn insbesondere in der Schule geht die Schere zwischen reich und arm oder auch gebildet und ungebildet immer weiter auf. Aber vielleicht lernt ein junges Mädchen heutzutage auch nur, dass das Tragen eines Kopftuches oder die Verweigerung des Schwimmunterrichts eine ideale Vorbereitung auf das Leben als zukünftiges Eigentums eines Ehemannes gut vorbereitet.
Gut, das war etwas schwach. Trotzdem, ich bleibe dabei: Nach wie vor werden wir in den Medien mit Beiträgen gequält, die auf Teufel komm raus die bereits im letzten Jahr vorherrschende „Begrüßungskultur“ weiterführen möchten.
Angesichts des Elends in den Flüchtlingslagern im Libanon, Jordanien oder auch Türkei empfinde ich das Engagement für Flüchtlinge, die irgendwie Schleuser bezahlen konnten und es bis Deutschland geschafft haben, heuchlerisch. Denn die Menschen in diesen Lagern haben nicht die Mittel, um sich die Reise nach Deutschland leisten zu können.
Setzt Euch doch mal für diese Menschen ein, Maas und Böcking. Keine Waffenverkäufe an die Saudis oder Emirate, keine Beteiligung an NATO Einsätzen in Vorderasien und direkte Hilfsleistungen an die Betreiber der Flüchtlingscamps vor Ort. Solange da nichts geschieht, braucht sich in Deutschland niemand mit einem Teddybär an den Bahnhof stellen.
Die Grenzen dicht zu machen ist nicht schön und wäre auch nicht nötig, wenn die eben genannten Probleme angegangen worden wären. Aber Menschen unkontrolliert nach Deutschland einreisen zu lassen und so zu tun, als kämen die alle gerade eben aus einem Todeslager des IS, ist mehr als blauäugig und überspannt die Leistungsfähigkeit dieser Gesellschaft.
Manchmal gibt es halt unangenehme Entscheidungen zu treffen, viele Menschen heutzutage müssen das offenbar nicht mehr, so dass es ihnen leicht fällt, den freien Zuzug aller Flüchtlinge zu fordern. Und je eher Deutschland diesen schmerzhaften Schnitt mit Grenzschließung oder Einreisebeschränkungen beschreitet, desto weniger Menschen werden im Schlamm an der Grenze zwischen Griechenland oder Mazedonien leiden müssen, weil sie sich gar nicht erst auf den Weg machen, wenn sie keine Chance zur Einreise bekommen.
Klingt übel, ist übel – aber das kleinere Übel auch für die Flüchtlinge. Dazu müssen sie „vor Ort“ natürlich versorgt werden. Das dies besser ist sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Aufnahmeländer, sollte eigentlich jedem einleuchten.
Es sei denn, da faselt jemand wieder „Jeder hat ein Recht auf Asyl“. Da hilft ein Blick ins Grundgesetz und die gängige Rechtsprechung. Politisch Verfolgte genießen Asyl, nicht unkontrolliert einreisende Flüchtlinge aus Ländern, in denen ein Bürgerkrieg tobt. Denn die Verfolgung durch einen Staat ist bei Asyl Grundbedingung. Das Wesen eines Bürgerkrieges ist es, das es einen funktionierenden Staat eben nicht mehr gibt in jenem Land. Damit reden wir über Flüchtlinge nach der Genfer Konvention. Und Integration und dauerhafter Verbleib ist da nicht vorgesehen. Insofern handelt unsere Regierung seit einem Jahr verfassungswidrig, wenn hier Flüchtlinge pauschal integriert werden sollen.
Eine Einwanderung ist im Grundgesetz weder geregelt noch vorgesehen, das muss ich jetzt mal eindeutig hier in die Runde schmeißen. Und fehlende Facharbeiter oder gar die Kinderarmut der Deutschen lasse ich nicht gelten, das ist gequirlte Sch…, weil man keine anderen Argumente hat. Vielleicht bereichern uns die Flüchtlinge langfristig ja tatsächlich, wenn schon nicht wirtschaftlich, dann kulturell. Wer weiß das schon.
Aber das kann ich als Argument akzeptieren, auch die Humanität, leidenden Menschen zu helfen. Doch wer mit wirtschaftlichen Nutzen oder fehlenden Facharbeitern argumentiert, mit dem setze ich mich nicht zum Diskutieren hin, denn den kann ich beim Thema Flüchtlinge leider nicht ernst nehmen.

Dienstag, 8. März 2016

H Lecter: Onkel Hotte 1/x

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Wie Detzer mir eine Woche später berichtete, verstarb Onkel Hotte am 1. Oktober 2015. Ein historisches Datum. 1876 erscheint zum ersten Mal der „Vorwärts“, herausgegeben von Karl Liebknecht und Wilhelm Hasenclever. 331 vor Christus besiegt Alexander Dareios III und zerschlägt damit das Perserreich. 1946 endet der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. 1999 beginnt der zweite Tschetschenienkrieg mit dem Einmarsch der Russen.
Das sind nur ein paar Geschehnisse der Weltgeschichte am 1. Oktober; aber wer Onkel Hotte kannte, weiß, warum ich gerade diese Beispiele herausgesucht habe. Ihr Anderen werdet es nach diesem Nachruf verstehen.
Meine Erlebnisse mit Onkel Hotte datieren aus den 90ern. Irgendwie lernte ich ihn über Wastl kennen, so Anfang bis Mitte der 90er Jahre. Wastl hatte seinerzeit eine Kneipe im Schlemmermarkt am Anfang der Fußgängerzone in Lebenstedt. Heuer gibt es den Schlemmermarkt ja leider nicht mehr, aber in den frühen 90ern waren wir sehr häufig bei Wastl im KöLuDu. Das meint „König Ludwig Dunkel“ und das schenkten sie dort auch aus.
Seitdem weiß ich übrigens, warum ich kein Schwarzbier trinke. Die Kopfschmerzen, die mich bereits nach dem vierten oder fünften großen Köludu ereilten, könnten aber auch von den Obstlern oder Schinkies herrühren, die wir immer gern dazu genommen hatten.
Mit Mike und Alf war ich des Öfteren ab Nachmittags da; Wastl natürlich auch, denn der durfte ja in seiner eigenen Kneipe nicht bedienen, da er hauptberuflich im Tiefbauamt tätig war. Und irgendwann saß dann auch Onkel Hotte mit am Tisch, man kann getrost sagen: Er war mit im Team.
Schon seinerzeit im Ruhestand, fiel er durch seine Robustheit im Umgang mit Hartsprit auf. Er wusste immer Geschichten aus seinem früheren Berufsleben zu erzählen, in dem er für MAN im Ankauf/Verkauf tätig und häufig auch auf allen Kontinenten unterwegs war. Am besten in Erinnerung ist mir diese Story – in his own words:
„Ich war ja überall in Asien für MAN unterwegs. Hör mir auf mit den Schlitzaugen! Als ich das erste Mal in Bangkok war und aus dem Flugzeug stieg, kam so ein kleines Mädchen auf mich zu. Noch auf der Rollbahn begrüßte sie mich mit: ‚Du Neckelmann, Du Ficki Ficki.‘ So sind die drauf!“
Und dazu gab es dann wie üblich seine schallende Lache. Ebenso berüchtigt war er für seinen rüden Ton, wenn er sich über irgendetwas aufregte. Meistens regte er sich über andere Leute auf, da wurde er mit zunehmendem Pegel immer lauter und aggressiver, ja er kriegte sich gar nicht mehr ein.
Legendär waren natürlich seine Pöbeleien gegenüber Anwesenden, am liebsten Wastl. „Du hast ja ne Klatsche“ war da noch die liebenswürdigste Anmache. Wir nahmen das aber nicht so ernst, anscheinend gehörte das mit zur Show von Onkel Hotte. Nach diversen Bieren und Schnäpsen war er eh breit, dass erkannte man in der Regel an seinen geschlossenen Augen. Er sprach und gestikulierte ganz normal weiter, nur waren seine Augen fest geschlossen.
Was allerdings unangenehm rüberkam, mich aber in den 90ern wenig störte, da ich mich in dem Jahrzehnt relativ wenig für Politik begeistern konnte, war seine offen zur Schau gestellte faschistoide Weltsicht. Eigentlich kam er aus dem alten ostpreußischem Landadel und wurde wohl als Kind vertrieben, um dann in Salzgitter eine Heimat zu finden.
Stolz berief er sich immer wieder auf „die alten Ideale“, die er in der heutigen Zeit so sehr vermisste. Sein zur Schau gestellter Rassismus belustigte uns eher als das es uns abstieß, denn wir konnten ihn diesbezüglich wirklich nicht ernst nehmen. Er haute ja auch sonst immer dermaßen auf den Docht und entpuppte sich wider Erwarten als freundlicher Mensch, wenn es ernst wurde.
Wie gesagt, Onkel Hotte machte sich einen Spaß aus seiner Show. Der in Wirklichkeit vereinsamte Mann, der in den einschlägigen Kneipen sein Wohnzimmer hatte, versuchte sich dadurch interessant zu machen. Ich erwähne dies hier ausdrücklich, weil ich ihn später auch anders kennengelernt hatte.
Eine latente Homosexualität wurde ihm immer gern unterstellt, zumal er nie mit einer Frau gesehen wurde. Mich jedenfalls hatte er niemals nicht angegraben; geoutet hatte er sich auch nie. Deshalb könnte er natürlich trotzdem schwul gewesen sein; Viele verbergen dies ja aus diffusen Ängsten heraus.
Seine Wohnung hatte wohl kaum jemand betreten, ich jedenfalls nicht. Soll laut Wastl auch siffig gewesen sein, aber der stichelte und pöbelte schon immer gern mit und gegen Onkel Hotte.
So bleibt mir in Erinnerung das Bild eines eher lächelnden Mannes mit derbem Humor, der seine polternden Ausbrüche gerne mit ausufernden Gesten untermauerte.

Sonntag, 6. März 2016

Uncle Fester: grad gelesen März 2016

Neal Asher – Das Komitee 
Mittlerweile möchte ich Neal Asher auch als Altmeister bezeichnen, denn der Engländer ist seit dem Jahrtausendwechsel im Geschäft. Mit seinem „Polis Universum“ um Ian Cormac hatte er den mittlerweile arg angestaubten Cyberpunk dank knallharter Action und (leider) zeitgemäßer Gefühllosigkeit der Akteure – mancher bezeichnet es auch als Coolness – gewaltig aufgemöbelt. In seinen Romanen wimmelt es von Leichen und seine Protagonisten werden in der Regel nicht von starken Gefühlen eingeschränkt.
Das Komitee ist der erste Roman aus der neuen „Owner Trilogie“ und entwirft ein erschreckend naheliegendes Szenario. Alan Saul erwacht in einer Kiste und kann sich gerade noch befreien, bevor er in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt wird. Die Weltregierung, das Komitee, regiert die mit 18 Milliarden aus den Nähten platzende Erde von der Raumstation Argus aus mit eiserner Hand und steuert gezielt Naturkatastrophen und Kriege, um die Bevölkerungszahl zu dezimieren. Und Alan Saul ist eine Bedrohung und muss beseitigt werden.
Denn Alan Saul ist der Endpunkt einer Versuchsreihe von Menschen, denen Hardware incl. Einer KI implantiert wurden. Dadurch ist er nahezu unbesiegbar, seine Heilungsprozesse laufen schneller ab etc. Kurz und gut der Killer, wie ihn Asher mit Ian Cormac mal eingeführt hatte. Mit Hilfe seiner KI Janus befreit er die Wissenschaftlerin Hannah, die einst das Projekt leitete. Zusammen mit Gangstern und einer Widerstandsgruppe besiegt Saul letztendlich den fast gleichwertigen „Bossgegner“ auf Argus und steuert die Station Richtung Mars.
Denn dort spielt eine parallele Handlung. Die Wissenschaftlerin Var und einige Mitstreiter müssen dort eine Revolte anzetteln, denn der neue politische Kommissar der Marsstation namens Smith (Matrix lässt grüßen) versucht offensichtlich, die Bewohnerzahl zu dezimieren, damit er und seine Mitarbeiter länger leben. Und die Zeit der Basis ist begrenzt, da die dringend benötigte Unterstützung von der Erde eingestellt wurde – zugunsten von Argus.
Der Cliffhanger ist, das die Argus mit Alan Saul zu seiner SCHWESTER Var fliegt, die Smith glücklicherweise besiegen konnte. Dieses Verwandschaftsverhältnis erinnert mich irgendwie an Star Wars und nervt, aber trotz alledem warte ich sehnsüchtig auf die Fortsetzung. Die hier geschilderte Welt einer grausamen Zentralregierung, gegen die es keine Chance des Widerstands gibt. Mit all ihren unrichtigen Pressemitteilungen und falschen Informationen erscheint mir diese Welt erschreckend real, denkt man einfach nur mal an die Drohnenkriege, die in der Realität im nahen Osten schon begonnen haben.
Müssen wir in unserer realen Welt auch auf einen Ian Cormac oder Alan Saul hoffen, damit uns Gerechtigkeit widerfährt? Am Ende des Buches erkennt Var eine tiefere Wahrheit: „Demokratie und Freiheit sind nur für Gesellschaften geeignet, die sich Zaudern und Zeitvergeudung erlauben können.“
Lies dies Buch und Du wirst ihr Recht geben müssen, denn ihre Welt… Ja und dann überlege weiter – wie ist es um unsere, reale Welt bestellt?


                   

Alastair Reynolds – Das Haus der Sonnen
Lange habe ich nichts mehr von Alastair Reynolds gelesen, obwohl ich „das Haus der Sonnen“ schon seit sechs Jahren bei mir zuhause rumliegen habe. Sein Revelation-Space Zyklus habe ich vor ein paar Jahren förmlich verschlungen und gehört zu den Zyklen, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde.
Der Stil ist ähnlich, aber das Haus der Sonnen spielt in einem komplett anderen Universum… oder doch nicht? Denn die Handlung spielt hier mehr als 6 Millionen Jahre in der Zukunft. Die noch immer aktiven Menschen haben sich quasi nicht weiterentwickelt, so dass Reynolds uns eine Welt schildern kann, deren Protagonisten auch aus der heutigen Zeit stammen könnten, sieht man mal von einer relativen Unsterblichkeit ab.
Jedes der 8 Teile des Romans startet mit einem Kapitel über Abigail Gentian, die als Kind im „goldenen Zeitalter“ lebt und in einem großen Palast aufwächst. Ab und an bekommt sie Besuch von einem Jungen, mit dem sie in einer Puppenwelt spielt. Diese Fantasy Umgebung bildet den Grundstein der späteren Handlung, denn Abigail verfällt wie der Junge dem Spiel und findet nur schwer zur Realität zurück.
Nun ist ist Familie Gentian auf das Klonen spezialisiert. Abigail fasst als Erwachsene nach Überwindung ohrer Sucht den Entschluss, sich selbst 1000mal zu klonen und mit diesen das Sonnensystem zu verlassen und die Galaxis zu erkunden.
Die eigentlicher Handlung spielt 6 Millionen Jahre später. Im Mittelpunkt stehen 2 der ursprünglichen Klone, Campion und Portula, die als Liebespaar zusammen im Weltall unterwegs sind. Unterwegs zur „Reunion“, dem Treffen der Klone alle 200.000 Jahre.Unterwegs lesen sie noch den Androiden Hesperus auf, einem Angehörigen des Maschinenvolkes, welches sich im Laufe der Äonen aus den menschlichen Robotern entwickelt hatte. Der missmutige Doktor Meninx, ein Amphibienwesen, welches nur mit Hilfe eines quasi zweidimensionalen Avatars agiert, stirbt leider schon nach 150 Seiten. Hier hat Reynolds mögliche Optionen in der Handlung völlig ohne Not aufgegeben.
Es sind dann auch ca. 950 der Klone am Treffpunkt der Reunion gestorben, als Campion und Portula um Jahrhunderte verspätet dort erscheinen. Der Rest trifft sich am Ausweichpunkt, dem Planeten Neume, wo auch zwei andere Vertreter des Maschinenvolks auftauchen. Die Roboter Kaskade und Kadenz wollen den ramponierten Hesperus zu ihrem Volk bringen, stehlen dann Portulas Schiff und kidnappen diese sowie Hesperus.
Beide können sich in einem Schiff im Hangar verbarrikadieren. Hesperus, der wieder fit dank des Luftgeistes von Neume ist und dessen Persönlichkeit Valmik, einem früheren (vor Jahrmillionen) Menschen. Der liebeskranke Campion verfolgt die Roboter zusammen mit einigen anderen Klonen. Es folgen Raumschlachten, Tote und eine mögliche Bedrohung durch eine ausgestorbene erste Maschinenzivilisation, die dank der Familie Gentian ausgelöscht wurde.
Diese hat die Erinnerungen daran gelöscht (gut gelöst). Zum Schluss landen Campion und Portula in der Andromeda Galaxie durch ein Wurmloch und müssen feststellen, das die Überlebenden (also doch) der ersten Maschinenzivilisation keine Rachegelüste hegen. Denn Maschinen denken nicht wie Menschen.
Die einzelnen Kapitel dieses einfallsreichen Romans werden abwechselnd aus der Ich Perspektive von Campion und Portula erzählt. Der lässige Umgang mit den atemberaubenden Zeitabständen fasziniert mich immer noch. Als Steigerung könnte ich mir weitere Reisen der Familie Gentian in weit entfernte Galaxien vorstellen. Dorthin, wo bisher nur Perry Rhodan war.

Gregory Benford & Larry Niven – Himmelsjäger  

Die beiden Altmeister haben zusammen noch mal einen raus gehauen. Die Story ist, wie nicht anders zu erwarten war, mitreißend geschrieben und überfordert den Leser nicht mit einer Vielzahl von Charakteren.
Die Menschheit empfängt Gravitationswellen vom entfernten Planeten Glory und stattet ein Raumschiff aus, das diesem Phänomen auf den Zahn fühlen soll. Da ein überlichtschneller Antrieb nicht möglich ist, wird die Besatzung von über 200 Personen bis auf ein wechselndes Notteam tiefgefroren auf die Reise geschickt. Leider wird die Reisegeschwindigkeit nicht ganz erreicht, so dass der Proviant nicht ausreichen wird. Dazu stößt das Schiff 180 Lichtjahre vor dem Ziel, nach einer jahrhundertelangen Reise, auf ein weiteres Phänomen: Eine Schalenwelt!
Moment, Schalenwelt? War da nicht was mit der Ringwelt… Genau. In kleiner Abwandlung seiner erfolgsgekrönten Ringwelt konstruiert Niven hier eine große Schale, die selbst den Durchmesser unseres Sonnensystems hat und einer roten Sonne folgt. Dank riesiger, auf die Sonne gerichteter Spiegel am Grund der „Schale“ wird aus dem Sonnenwind ein Jetstream erzeugt, der gebündelt durch ein „Astloch“ in der Mitte der Schale rausgezogen wird. Durch dieses System bewegen sich Schale und Sonne durchs All – nach Glory.
Denn auf der Innenseite der Schale, die zwar die millionenfache Oberfläche der Erde aufweist, aber stellenweise nur 10 Meter dick ist, ist alles schön und grün. Hügel und Meere sind vorhanden, natürlich auch Leben in Hülle und Fülle. Beherrscht wird dieses System von 3 Meter großen Vogelwesen (nicht flugfähig), die das kleine Außenteam der Menschen bereits erwartet und für nicht hoch entwickelt hält. Die „Astronomen“ haben die Schalenwelt vor Äonen konstruiert und reisen schon eine geraume Zeit durchs All, Arroganz ist da vorprogrammiert.
Die Sunseeker, das Schiff der Menschen, ist zu der Zeit nur mit einer Notbesetzung ausgestattet. Das Außenteam besteht aus 2 Gruppen mit jeweils 6 Spezialisten, an Bord der Sunseeker hat Captain Redwing lediglich 4 wache Mitglieder zur Verfügung. Cliff Kammash und Beth Marble, ein Biologenpaar, führen jeweils eine Gruppe an. Bei der Landung werden beide Gruppen schnell getrennt und voneinander isoliert.
Die Gruppe von Beth wird von den Astronomen gefangen genommen und ausgiebig studiert, denn die Astronomen wollen die Menschen in die Gesellschaft ihrer verschiedenartigen Hilfsvölker integrieren. Cliff und seiner Gruppe gelingt die Flucht; Ständig von den Hilfstruppen der Astronomen verfolgt, bekommen sie schließlich Hilfe von den Sil, katzenartigen Wesen (aaah, die Kzin von der Ringwelt – nein, nur abgewandelt, weil kleiner und nicht so aggressiv), die sich gegen die Vogelwesen wenden und dafür einen hohen Blutzoll zahlen.
Auch der Gruppe um Beth gelingt schließlich die Flucht. Beider Gruppen kämpfen um ihr Überleben in einer manchmal erdähnlichen, manchmal stark exotischen Umgebung. Da können die Altmeister Benford und Niven ihrer Phantasie ordentlich die Sporen geben. Klasse.
Der Roman lebt von einer knisternden Spannung dank der Flucht und der allzu menschlichen Irrungen und Wirrungen aller Protagonisten, auch die Vogelwesen werden schön charakterisiert. Viele offene Fragen bestehen in diesem schönen Zweiteiler, voller Vorfreude warte ich also auf den zweiten Teil.

Gregory Benford & Larry Niven – Sternenflüge
...und da isser auch schon, nahtlos geht es mit der Spannung weiter. Ich werde das Gefühl nicht los, das hier ein einzelner Roman mutwillig in 2 Teile zur Gewinnmaximierung aufgespalten wurde, denn der erste Band hatte nicht wirklich ein Ende.
Mit Hilfe von intelligenten Schlangen gelingt der Gruppe um Beth schließlich die Flucht auf die Sunseeker, lediglich die Biologin Tananareve bleibt zurück, da sie verletzt wurde. Die Astronomin Memor hatte Tananareve bereits im 1. Band die Sprache der Vogelmenschen gelehrt, jetzt versucht sie es mit Experimenten an ihr, um eine Schallwaffe, die auf die Sil lähmend und schmerzhaft wirkt, auch auf Cliff und seine Gruppe anzuwenden.
Dieser ist mit seiner Gruppe und den Sil immer noch auf der Flucht und lernt dabei auch die wahren Herrscher der Schalenwelt kennen. Die Eisgeister, die auf der Außenseite der Schale, also im Weltraum quasi bei absoluten Nulltemperaturen leben, und deren Lebensrhythmus so unendlich langsam ist, haben die Schale wohl ursprünglich konzipiert.
Und die Vogelmenschen sind lediglich Verwalter und „Bauarbeiter“ dieser Welt, ja eigentlich stammen sie von der Erde. Denn wir reden hier über intelligente Dinosaurier. Diese haben das eigentliche Doppelsternsystem vom roten Stern befreit und dann aus Planeten und Asteroiden des Systems die Schalenwelt erbaut.
Sie kehrten aber nochmal kurz zum Sonnensystem zurück und zerstörten beim Ausprobieren des „Lambda-Speers“ Planeten, die dann als Kometen die Hochkultur der auf der Erde verbliebenen Saurier. Boah, was für eine Geschichte.
Die Diaphanen sind Lichtwesen und leben im Jet bzw. der Sonne, zusammen mit den Eisgeistern wollen diese nach Glory, um den Gravitationssignalen, die eigentlich für die Menschen bestimmt waren, nachzugehen. Denn die Wesen von Glory haben offenbar Angst vor den Menschen.
Das klärt sich im rasanten Ende der Geschichte aber leider nicht auf. Ein Teil der Menschen muss zwangsweise auf der Schalenwelt verbleiben, so das Beth und Cliff doch noch ihr privates Glück finden. Die menschliche Kolonie auf der Schalenwelt übernimmt die Verwalterfunktion von den Vögeln, weil die sich selbst diskreditiert hatten mit dem Abschuss eines Lambda-Speers, der dieSunseeker verfehlte und einen Teil der Sonne und damit viele Diaphanen zerstörte.
Die Sunseeker fliegt voraus nach Glory 8und soll das Rätsel der Gravitationssignale dort lösen. Ob es also noch nen dritten Band gibt? Ich weiß es nicht, bin aber skeptisch, denn im Epilog wird nur noch auf die Kolonie der Schalenwelt eingegangen. Aber es bleibt ja noch die Hoffnung.
Der Schluss dieses Zweiteilers ist etwas zu schnell runtergeschrieben, so als ob die beiden Autoren keine Lust mehr auf den Stoff gehabt hätten. Wenn es allerdings noch nen 3. Teil geben sollte… dann hol ich ihn mir sofort.

Dienstag, 1. März 2016

Contramann: kurz gesehen im März

http://www.spiegel.de/wirtschaft/fluechtlinge-arbeitsmarkt-kann-350-000-fluechtlinge-aufnehmen-a-1076141.html
Soso. Der deutsche Arbeitsmarkt soll jährlich 350.000 Flüchtlinge aufnehmen können. Dabei entsteht gleichzeitig keine Konkurrenz zu deutschen Arbeitslosen, weil die Gruppe der Migranten hierzu zu klein sei. Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige, der sich jetzt wundert. Dem BA Vorstand hat da offensichtlich jemand „ins Gehirn gesch…“, denn wenn Migranten jährlich 50% der angeblich neu geschaffenen Stellen besetzen können, wie kann dann diese Gruppe zu klein sein? Wenn z.B. insgesamt nur 350.000 Deutsche arbeitslos wären, dann könnte man in dieser Aussage halbwegs noch einen Sinn erkennen. So bleibt nur das wundern.
Und wo er die 75% Beschäftigung nach 12 bis 13 Jahren Aufenthalt her nimmt, wird wohl auch sein Geheimnis bleiben. Nehmt dem Mann bloß das Hasch weg, der kann damit gar nicht umgehen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlingsgegner-lust-am-untergang-kommentar-a-1076398.html
Frage: Erfolgt die Integration von Flüchtlingen tatsächlich so reibungslos, wie es der Autor des Kommentars, Maximilian Popp, meint oder sind dies nur die Durchhalteparolen der „Gutgläubigen“, die so langsam ihre Felle davonschwimmen sehen?
Wenn in einem Jahr dieser Artikel in dieser Form noch Gültigkeit hat, wäre ich geneigt, dem Autor im Nachhinein zuzustimmen. Vorher nicht. Denn wenn der Autor falsch liegt, ist jeder zusätzliche Tag ohne kontrollierte Einreise (oder wie immer man es auch nennen mag) eine Belastung dieser Gesellschaft, welche nur schwer und langwierig aufzulösen ist.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/studie-zur-lebensqualitaet-die-satte-generation-a-1050944.html
Was ist das denn wieder für ne Umfrage? Die 30 bis 59jährigen seien zu 94% glücklich und zufrieden; eine satte Generation? Mitnichten, SPON, mitnichten!
Nehmt den Leuten in der Redaktion doch endlich mal das Koks weg.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/osteuropa-fluechtlingskrise-spaltet-europa-a-1051193.html
Dieser Artikel von Anfang September 2015 ist immer noch aktuell. Das sich osteuropäische Staaten weigern, freiwillig Flüchtlinge aufzunehmen, ist ja bekannt. Zur Zeit bilden diese Staaten fast schon eine eigene Koalition innerhalb der EU wegen dieses Themas.
Die Begründungen sind aber interessant: Polen wie auch die Slowakei verweisen auf die ukrainischen Flüchtlinge, die sie an der Backe haben. Diese gegenzurechnen, fiel Frau Merkel natürlich nicht ein.
Das Herr Orban genüsslich auf die Einladung durch Frau Merkel verweist und die Vielzahl der Flüchtlinge deshalb als deutsches Problem ansieht, ist auch nicht neu. Genau wie die ansonsten offenbar vorherrschenden Vorurteile Muslimen im Allgemeinen gegenüber. Leider sind Vorfälle wie Silvester in Köln oder in Kiel letztes Wochenende mit der Belästigung dreier Teenies durch eine Gruppe von 20 bis 30 Migranten, angeblich Afghanen, nicht dazu geeignet, solche unerwünschten Ansichten zu widerlegen. Guckst Du hier:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/sophienhof-in-kiel-nach-belaestigung-in-einkaufszentrum-a-1079654.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrische-paesse-deutscher-zoll-faengt-pakete-ab-a-1051501.html#ref=rss
Ich stell mir das mal so vor: Der Flüchtling schmeißt seinen Pass weg und erwirbt in Deutschland auf dem Schwarzmarkt einen syrischen Pass. Voila, so hat der marokkanische Taschendieb seine Aufenthaltserlaubnis für 3 Jahre in der Tasche, nachdem er schon mehrere Jahre in Marrakesch das Diebeshandwerk von der Pike auf gelernt hat.
Eine konsequente Karriere – ist das dann ein Facharbeiter, der hier in Deutschland so dringend benötigt wird?
Sicher ist das ein böser Spruch, weil nicht jeder vorgebliche Syrer ist ein „Betrüger“. Auch wenn es die wenigsten sind, vernachlässigbar halte ich hier für die falsche Einstellung. Durch die Vielzahl der unkontrolliert einreisenden Flüchtlinge letztes Jahr haben „wir“ uns eben diese Probleme mit ins Land geholt. Der Aufwand an Nachforschungen und Kontrollen, solches zu verhindern oder wenigstens einzuschränken, ist mit den nach wie vor offenen Grenzen nicht leistbar.
Grenzen zu oder nur noch eingeschränkte Leistungen für Flüchtlinge, auf alle Fälle keine pauschale Integration. Dafür Unterstützung vor Ort, möglichst direkt. Keine Waffenverkäufe oder Beteiligung an den Kriegsspielen der Amis oder Saudis.
Platter und kürzer vermag ich es nicht auszudrücken. „Ja, aber...“ mag sein, aber besser so als gar nichts wie bisher. Ist schon schlimm genug, das zu diesem leidigen Thema brauchbare Vorschläge nur von Seehofer und der AfD, mit Abstrichen auch von den Linken kommen.
Was wir hier wohl am dringendsten brauchen, ist eine Regierung, die uns aus der Abhängigkeit von der amerikanischen Wirtschaft herauslöst. Allein das Thema TTIP sollte Mahnung genug sein.

http://www.spiegel.de/kultur/tv/zdf-gala-auf-der-flucht-deutschland-hilft-peinliche-sendung-a-1052393.html
Johannes Baptiste Kerner. Wäre er doch Sportreporter geblieben. Deutschland hilft! Ich seh Kerner schon an meiner Haustür, Bibeln verticken. Schwarzer Anzug, weißes Hemd… Aber kein Blues Brother, eher Mormor Kuchen.
Wieviel Gras raucht der Mann bloß täglich?

http://www.heise.de/tp/artikel/45/45999/1.html
Jetzt mal ein wirklich brauchbarer Artikel von Telepolis. Das sich die (jungen) Flüchtlinge via Facebook organisieren und den Weg nach Europa gemeinsam gehen, ist ein Aspekt, der im Online Medium SPON unverständlicherweise kaum Beachtung findet.
Derart organisiert sind sie den angeblich so ordnungsliebenden Deutschen, die entweder nicht technik-affin sind (wenn sie in „Entscheider“ Positionen sitzen) oder aber politisch desinteressiert vor sich hin dümpeln, haushoch überlegen.
Dieser Aspekt ist dort wichtig, wo unerwünschte Kriminalität importiert wird. Leider, leider reichen da die üblichen Mittel der Strafverfolgung unter Berücksichtigung des Einzelfalls nicht aus. In den Herkunftsländern zählt das Individuum außer der eigenen Haut wenig. Dieses über Generationen vermittelte Bewusstsein nehmen diese Flüchtlinge mit nach Deutschland.
Wenn hier kein Umdenken stattfindet, dann haben wir zu den schon bestehenden mafiösen Strukturen vielerorts bald noch zusätzliche Gangs. Die Bahnhofsviertel deutscher Metropolen brauchen nicht noch mehr Abwechslung.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-baschar-al-assad-ist-das-problem-nicht-die-loesung-kommentar-a-1055275.html
Ende September meint dieser SPON Kommentator, das Assad selbst das Problem ist und weg muss. Auch wird hier wieder das Lied vom bösen Putin gesungen.
Der böse Putin, der als Einziger die legale Regierung unter Assad militärisch unterstützt, und das sogar mit der Zustimmung der rechtmäßigen Assad Regierung. Die Wahl von Assad war demokratisch legitimiert und dies war von der UN auch so bestätigt.
Dagegen hatten westliche Geheimdienste über Jahre den Widerstand gegen Assad finanziell wie auch mit Waffen unterstützt. Wenn man das mal so betrachtet, verschieben sich da gut und böse.
Ich finde es ätzend, das sich der „freie“ Westen derart aufführt, denn die vorgeblich propagierten Werte sind auch meine. Aber wahrscheinlich ist meine Sorge um den Bestand der demokratischen Gesellschaft eh für die Tonne, weil diese wohl bereits weit vor meiner Geburt zugunsten eines Lobbyvereins aus reichen Dynastien wie gesichtslosen Firmenkonstrukten gestorben ist.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/wie-kann-ich-einen-fluechtling-bei-mir-aufnehmen-a-1055267.html
Flüchtlinge privat aufnehmen? Warum nicht, wenn freiwillig. Ich habe Respekt vor Menschen, deren Hilfsbereitschaft soweit geht. Solange diese Bereitschaft nicht von Bedingungen abhängig gemacht wird wie „nur eine Familie, keine Einzelpersonen“ oder ähnliches.
Nur Personen bei sich aufzunehmen, die nicht einmal die AfD aus Deutschland hinauswerfen möchte, ist zwar auch löblich, aber nicht so edel wie es sich anfühlt. „Schaut her, was bin ich doch sozial“.
Um die Problemfälle darf sich dann mal wieder der Staat, sprich die Gesellschaft kümmern. Die „Rosinen“ rauspicken und ansonsten dem Staat vorwerfen, er würde ja im Gegensatz zu „mir“ nichts für die Flüchtlinge tun, hielte ich für verlogen.

http://www.welt.de/kultur/pop/article150941992/Der-RocknRoll-vergammelt-langsam-auf-der-Buehne.html
Themenwechsel zum Abschluss. Der Rock n Roll wird zahnlos und steht vor der Rente, bald auch im Seniorenheim. Ein großer Artikel auf dieser Springer Seite nach dem Tod von Lemmy.
Was wir nämlich immer gerne ignorieren ist die Tatsache, das „Rock n Roll Music“ (Chuck the Duck lebt witzigerweise noch) zu einer Jugendkultur gehört. Wir sind damit groß geworden, haben unsere Jugend bis ins 4. Lebensjahrzehnt künstlich verlängert und hängen heutzutage als schmerbäuchige Säcke auf Konzerten von Leuten rum, die zumeist noch älter sind als wir und aber so tun, als müssten sie morgen wieder Girlies an der Highschool aufreißen.
Es ist darüber hinaus schön, das man selbst auf Konzerten seiner Helden von früher zu den jüngeren Zuschauern zählt, obwohl man selbst täglich mehr Pillen schluckt als ein Rockstar Speedpillen zu Hochzeiten des Ruhmes in den 70er oder 80er Jahren. Für den Jugendlichen dieser Tage, der eher seltener mit Rockmusik in Kontakt kommt als das zu unserer Zeit üblich war, ist so ein Konzert von Status Quo oder selbst den Stones so etwas wie der Mutantenstadl.
Musik wird heute anders konsumiert, mehr und mehr anders vermarktet und irgendwann auch von einer Art Florian Silbereisen des Rock, Kai Pflaume böte sich da an, im Free TV verwurstet.
Dessen bedenkend, möchte ich in Würde altern und meine Musik als Musik, die mir gefällt, konsumieren und eben nicht mehr als Lebensanschauung betrachten. Und Schlager und Co sind nicht mehr Scheiße und die Leute doof, sondern nur Leute, die andere Musik hören als ich.

Das Festhalten an alten Feindbildern um des Status Quo Willens ist nicht mehr angesagt.
Wie in der Musik, so in der Politik.