Unfaßbar:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kommentar-zu-sigmar-gabriel-ausgaben-fuer-fluechtlinge-helfen-allen-a-1080149.html
Ich fange mal so an: Da gibt es diese Werbung mit den Geissens für Verivox, als Carmen und Robert auf der Terrasse vor ihrem Pool sitzen und über Stromkosten palavern. Da Carmen ja den günstigsten Stromanbieter über Verivox gefunden hat, ist die Stromrechnung kein Problem mehr. Und Robert sagt dazu nur lächelnd… „Und je mehr Strom wir verbrauchen, desto mehr Geld sparen wir!“
Dieser kleine Joke passt auch gut zu diesem Artikel über die Flüchtlinge und dem angeblichen volkswirtschaftlichen Nutzen, den sie uns bringen. Denn umso mehr Flüchtlinge wir aufnehmen, desto mehr profitieren wir alle davon. Oder wie?
Die Qualifikation des Autors allein ist schon entlarvend genug.
David Böcking studierte Politik und Psychologie in Hamburg und Madrid – ohne Abschluss – und arbeitet seit 5 Jahren als Redakteur im Wirtschaftsressort von Spiegel Online. Anders ausgedrückt, um meinem Groll ein Bild zu geben: Da absolvierte jemand eine Ausbildung zum Maler und Lackierer (KFZ) und arbeitet seit mehreren Jahren als Schönheitschirurg in der Charitee in Berlin.
Doch kommen wir gleich zur Kernthese des Herrn Wirtschaftsredakteur:
„Geld, das für Flüchtlinge ausgegeben wird, kommt durchaus auch anderen Teilen der Gesellschaft zugute.“ Das ist so falsch natürlich nicht, ist aber im Zusammenhang mit der Behauptung „Geld für Flüchtlinge ist Geld für alle“ eine Nebelkerze. Denn wenn z.B. Helmut Kohl die von ihm seinerzeit eingesammelten Spendengelder vom Dach der Frankfurter Zentrale der deutschen Bank herunterwerfen würde, käme dies ja auch dem einen oder anderen Passanten zugute.
Erhellender sind da schon andere steile Thesen von Böcking. Denn das Geld „wird von Migranten in die Läden getragen und belebt so den Konsum. Es wird in den Bau von Unterkünften gesteckt und nützt so heimischen Betrieben.“
Und jetzt, Herr Böcking, kommt Volkswirtschaft für Dummies, also für Sie. Dieses Geld sind zu 100% Steuergelder, die zum weitaus größten Teil von den Berufstätigen dieses Landes, den Selbstständigen oder auch dem einen oder anderen mittelständischen Betrieb erwirtschaftet wird. Große Baufirmen oder andere internationale Konzerne profitieren vom Bau der benötigten Unterkünfte oder eben dem Konsum in den Supermärkten, sind bei den erwähnten Steuergeldern eher weniger beteiligt. Oder: Gewinn ja, Kosten nein. Die kann ja der Dussel zahlen, der sich morgens zur Arbeit quält.
Und der arbeitslose Einheimische oder auch Rentner, die lediglich über die Mehrwertsteuer geringfügig an den Kosten beteiligt sind, profitieren eher gar nicht von dem schönen Geld, denn das sind die anderen Teile der anderen Teile der Gesellschaft. Diese Menschen hätten nur davon profitiert, wenn der Staat sein Füllhorn bereits vor der Flüchtlingskrise für sie geöffnet hätte, was dann sicherlich auch dem Konsum wie den einheimischen Betrieben gut getan hätte.
Das diese Teile unserer Gesellschaft sich nunmehr umso mehr abgehängt fühlen und dazu tendieren, AfD zu wählen, weil ihnen jahrelang erzählt wurde, das nichts zum Verteilen da wäre, während mit einem Mal Menschen aus gänzlich anderen Kulturkreisen integriert werden sollen, ohne dass diese überhaupt dazu befragt wurden, ob sie dies wollen, sollte nicht verwundern. Ist allerdings auch kein ökonomisches Argument.
Die Investitionen, die zur Integration von Millionen Flüchtlingen getätigt werden müssten, amortisieren sich auch über Jahrzehnte nicht, wenn überhaupt. Seriöse Einschätzungen sind da gar nicht machbar, weil der geringe Ausbildungsstand der Neubürger nicht mal einfach so auf die hoch qualifizierte Arbeitswelt in Deutschland übertragen lässt. Und die dazu notwendige Integrationsbereitschaft und den Willen hierzu bei den Flüchtlingen einfach pauschal zu unterstellen, welches ja die Voraussetzung einer erfolgreichen Integration wäre, halte ich persönlich allein aufgrund der von mir gemachten Lebenserfahrung gelinde gesagt für mutig.
Das alles ist reines Wunschdenken gepaart mit dümmlichen Behauptungen, um alle Kritiker der momentan noch laufenden unkontrollierten Einwanderung von Flüchtlingen einerseits und der fortgeführt weiteren Spreizung der Schere zwischen „Arm und Reich“ andererseits in die rechte Ecke zu stellen, auch ruhig zu stellen. Dabei sind es gerade solch krass dämlichen Beiträge wie diese des Herrn Böcking, die die Leute in die Arme der AfD treiben. Am Ende der Weimarer Republik haben die Demokraten, insbesondere die Linken, genau denselben Fehler gemacht.
Aber ich hab da noch einen:
http://www.bento.de/gefuehle/warum-mir-einhoher-migrantenanteil-in-der-schule-377833/#refsponi
„In meiner Grundschulklasse hatten acht von zehn Kindern ausländische Wurzeln“ sagt Larissa Maas, die Autorin dieses Bento Artikels. Aus Kasachstan stammend, wurde sie 1995 in Garbsen eingeschult.
Das einzelne Eltern ihrer damaligen Mitschüler arbeitslos, drogenabhängig oder sonstwie asozial waren, habe sie gut auf ihr eigenes Leben vorbereitet. Das freut mich für die Studentin der Literaturwissenschaften, nur was 1995 mit 2016, also heute, zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Das sie aus ihrem Leben etwas „gemacht“ hat, liegt sicherlich auch an ihrem eigenen Elternhaus, Erfahrungen hin oder her. Als Tochter einer Sozialhilfeempfängerin oder der sprichwörtlichen Aldi Verkäuferin hätte sie es wohl nicht zum Studium geschafft.
Und für die eingeschulten Kinder 2016 sieht es nun wirklich nicht besser aus, denn insbesondere in der Schule geht die Schere zwischen reich und arm oder auch gebildet und ungebildet immer weiter auf. Aber vielleicht lernt ein junges Mädchen heutzutage auch nur, dass das Tragen eines Kopftuches oder die Verweigerung des Schwimmunterrichts eine ideale Vorbereitung auf das Leben als zukünftiges Eigentums eines Ehemannes gut vorbereitet.
Gut, das war etwas schwach. Trotzdem, ich bleibe dabei: Nach wie vor werden wir in den Medien mit Beiträgen gequält, die auf Teufel komm raus die bereits im letzten Jahr vorherrschende „Begrüßungskultur“ weiterführen möchten.
Angesichts des Elends in den Flüchtlingslagern im Libanon, Jordanien oder auch Türkei empfinde ich das Engagement für Flüchtlinge, die irgendwie Schleuser bezahlen konnten und es bis Deutschland geschafft haben, heuchlerisch. Denn die Menschen in diesen Lagern haben nicht die Mittel, um sich die Reise nach Deutschland leisten zu können.
Setzt Euch doch mal für diese Menschen ein, Maas und Böcking. Keine Waffenverkäufe an die Saudis oder Emirate, keine Beteiligung an NATO Einsätzen in Vorderasien und direkte Hilfsleistungen an die Betreiber der Flüchtlingscamps vor Ort. Solange da nichts geschieht, braucht sich in Deutschland niemand mit einem Teddybär an den Bahnhof stellen.
Die Grenzen dicht zu machen ist nicht schön und wäre auch nicht nötig, wenn die eben genannten Probleme angegangen worden wären. Aber Menschen unkontrolliert nach Deutschland einreisen zu lassen und so zu tun, als kämen die alle gerade eben aus einem Todeslager des IS, ist mehr als blauäugig und überspannt die Leistungsfähigkeit dieser Gesellschaft.
Manchmal gibt es halt unangenehme Entscheidungen zu treffen, viele Menschen heutzutage müssen das offenbar nicht mehr, so dass es ihnen leicht fällt, den freien Zuzug aller Flüchtlinge zu fordern. Und je eher Deutschland diesen schmerzhaften Schnitt mit Grenzschließung oder Einreisebeschränkungen beschreitet, desto weniger Menschen werden im Schlamm an der Grenze zwischen Griechenland oder Mazedonien leiden müssen, weil sie sich gar nicht erst auf den Weg machen, wenn sie keine Chance zur Einreise bekommen.
Klingt übel, ist übel – aber das kleinere Übel auch für die Flüchtlinge. Dazu müssen sie „vor Ort“ natürlich versorgt werden. Das dies besser ist sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Aufnahmeländer, sollte eigentlich jedem einleuchten.
Es sei denn, da faselt jemand wieder „Jeder hat ein Recht auf Asyl“. Da hilft ein Blick ins Grundgesetz und die gängige Rechtsprechung. Politisch Verfolgte genießen Asyl, nicht unkontrolliert einreisende Flüchtlinge aus Ländern, in denen ein Bürgerkrieg tobt. Denn die Verfolgung durch einen Staat ist bei Asyl Grundbedingung. Das Wesen eines Bürgerkrieges ist es, das es einen funktionierenden Staat eben nicht mehr gibt in jenem Land. Damit reden wir über Flüchtlinge nach der Genfer Konvention. Und Integration und dauerhafter Verbleib ist da nicht vorgesehen. Insofern handelt unsere Regierung seit einem Jahr verfassungswidrig, wenn hier Flüchtlinge pauschal integriert werden sollen.
Eine Einwanderung ist im Grundgesetz weder geregelt noch vorgesehen, das muss ich jetzt mal eindeutig hier in die Runde schmeißen. Und fehlende Facharbeiter oder gar die Kinderarmut der Deutschen lasse ich nicht gelten, das ist gequirlte Sch…, weil man keine anderen Argumente hat. Vielleicht bereichern uns die Flüchtlinge langfristig ja tatsächlich, wenn schon nicht wirtschaftlich, dann kulturell. Wer weiß das schon.
Aber das kann ich als Argument akzeptieren, auch die Humanität, leidenden Menschen zu helfen. Doch wer mit wirtschaftlichen Nutzen oder fehlenden Facharbeitern argumentiert, mit dem setze ich mich nicht zum Diskutieren hin, denn den kann ich beim Thema Flüchtlinge leider nicht ernst nehmen.
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