Donnerstag, 21. Oktober 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Abkühlen

Dienstag, 3. August. Kurz nach 13 Uhr kam ich am Bahnhof an, schnappte mein Rad und fuhr wieder los. Obwohl ich normalerweise wegen der Metex Spritze keinen Alkohol trinke, konnte ich mich heute nicht zurückhalten. Der Arbeitstag war einfach zu beschissen, da musste ich einfach meinen Frust abradeln.
Ich bin jetzt in der dritten Woche nach meinem Urlaub wieder jeden Tag im Büro und eine meiner Vertreterinnen hat sich leider die Rippen geprellt. Ausgerechnet jetzt, in der Vertretung, kommt eine Handvoll Neuanträge auf mich zu. Hinzu kommen noch die dauernden Nachfragen von den Kollegen, die einfach einen Rat benötigen und mich dadurch aus der Arbeit immer wieder rausreißen. Die Berechnungssoftware läuft rasend langsam und auch sonst ist mal wieder alles zum Haare raufen.
Und mein persönlicher Frust setzt sich die ganze Zeit zu Hause fort, denn unser neuer Kater, liebevoll Obsi genannt, bereitet Probleme. Des Nachts schreit er mit wachsender Begeisterung, so dass meine Löwin nicht zum Schlafen kommt und schon überlegt hatte, den Kater einfach auszusetzen.
Dann endlich hätten wir Ruhe. Ich selbst schlafe dank der Schlafmaske zwar durch, möchte meine Löwin aber dennoch nicht gequält wissen. Jetzt bekommt Obsi jeden Abend ein Pulver unters Futter gemischt, welches wir vom Tierarzt gekauft hatten und das ihn ruhig stellen soll. Die erste Nacht haute dies auch optimal hin, seitdem ist der Effekt etwas verpufft. Aber wir werden Obsi behalten.
Zurück zu heute. Während der Zugfahrt hatte ich mir überlegt, gen Rautheim zu fahren. Es blieb jedoch nur bei der Richtung, neues Ziel war die Südstadt. Dort gibt es einen Edekamarkt und den Hermann-Löns-Park, den ich noch nicht kannte. Bei einem kühlen Wind fuhr ich die Salzdahlumer Straße hinunter.
Im Himmel hingen dunkle Wolken, so dass ich vor einer starken Sonneneinstrahlung geschützt war. Die Regenwahrscheinlichkeit meiner Wetter-App betrug glatte 0%, so dass ich mich sofort etwas besser fühlte. Links das Krankenhaus, rechts meine ehemalige Kaserne, in der heute das Sozialamt beheimatet ist.
Zufrieden fuhr ich am Playoff vorbei in die Südstadt hinein, kurz kamen Erinnerungen in mir hoch. An meine Bundeswehrzeit. Meine Mutter in der Klinik. Und eine Partynacht vor Jahrzehnten, in der ich mit Freunden im Playoff zu "Kiss" (Prince) abgetanzt hatte. Noch vor dem Welfenplatz auf der linken Seite war mein Schulfreund, mit dem ich immer Canasta gespielt und für den ich die Pornofilme besorgt hatte, beheimatet.
Geschenkt, das war Ende der Siebziger. Fast wäre ich auf dem Welfenplatz am Edeka vorbei gefahren, denn er ist in der ehemaligen Kirche untergebracht. Wolters Dosen in der Kühlung - Perfekt! Dazu schnappte ich mir noch zwei Dinkelbrötchen und ein wenig Putenaufschnitt, denn bislang hatte ich nur eine kleine Schale Müsli.
Ein paar hundert Meter weiter befindet sich der Hermann-Löns-Park, in dem sitze ich jetzt auf einer Parkbank und spreche diesen Text auf das Smartphone zur späteren Verwendung. Beide Dosen sind jetzt leer, die Passanten grüßte ich freundlich, wie auch diese nett erwiderten.
Dieses Verhalten hat mich besonders erstaunt, da ich dies aus der Stadt - insbesondere aus Lehndorf - anders gewohnt bin. Mein Frust von der Arbeit ist mittlerweile verraucht, ich habe ergo gut abkühlen können. Der Park ist aber auch schön. Ich denke, dass ich hier mit meiner Löwin und unserer Enkelin auch mal vorbeischauen werde.
Herrlich diese Ruhe, mittlerweile auch windstill trotz der dunklen Wolken. Ich könnte mir gut vorstellen, die letzten paar Seiten meines spannenden Buches zu Ende zu lesen und noch ein paar Dosen Wolters mehr zu trinken.
sittin' in the Park

Gerade muss ich an Eintracht denken - Oh Graus! 0:4 gegen Viktoria Berlin zu Hause, was für eine Pleite. Ein schlimmes Spiel, meine Löwin und ich haben uns sehr geärgert. Nein, Schluss jetzt! Ich esse noch die Brötchen und fahre dann zurück. Ach, vergiss die Brötchen. Los geht's!
Sichtlich erholt stand ich auf, warf die Dosen in den Papierkorb und bestieg das Rad. Wie ich bei der Abfahrt feststellen konnte, ist der Park nicht allzu groß, hat aber einen wunderschönen Kinderspielplatz, der auch gut besucht war.
Beim schlängeln durch die Nebenstraßen befand ich mich plötzlich am hinteren Ende des städtischen Klinikums, wo eine rege Bautätigkeit herrscht. Dort haben sie einen riesigen Klotz nebst einer Parkgarage hingeknallt. Zuerst dachte ich, hier entstünde ein neues Hotel. Weit gefehlt, die bauen lediglich an.
Über die Autobahnbrücke erreichte ich schließlich den Parkplatz vom Post SV. Nun war ich wieder in meinem Element, nämlich auf dem Ringgleis. Der Rest der Strecke war pure Routine. Unter der B 4 hindurch, hinter dem Schloss Richmond vorbei und dann zum Kennel. Zu meiner großen Freude schaffte ich die Steigung beim Nachwuchsleistungszentrum der Eintracht problemlos, die Brötchen haben ergo segensreich wirken können.
In der langen Kurve bei der Gartenstadt freute ich mich schon auf zu Hause, Frust und Ärger über die Arbeit waren nun fast vergessen. Kurz vor 16 Uhr stellte ich mein Rad in den Keller und eilte auf die Toilette. Ich hatte mich zwar schon im Park ins Gebüsch gestellt, aber das Wolters treibt halt sehr stark.
Zufrieden schaute ich das ZDF Olympia Studio. Dies war wieder mal eine schöne Kurztour, dies bei sehr angenehmen, weil nicht zu heißen Wetterbedingungen. Der Herbst kann jetzt kommen, solange es nicht regnet, bin ich bereit. Und morgen kämpfe ich an der Arbeitsfront weiter, wenn es auch von Jahr zu Jahr schwerer fällt.

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