Mittwoch 07.07.2021. Seit Monaten schon wollte ich Detzer und Nelling in Lebenstedt besuchen. Immer wieder kam etwas dazwischen. Mal hatte ich keine Zeit, mal waren beide mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Schließlich konnte ich mich mit Detzer auf diesen Termin einigen, den ich auch sogleich in meinen Kalender notierte.
Denn natürlich passte es mir in meinem Sommerurlaub besser als abgehetzt nach der Arbeit, weil ich so den Abend besser zuhause ausklingen lassen könnte. Nun war dieser Tag also endlich gekommen. Ich hatte mich schon vorher darauf gefreut und entsprechend vorbereitet.
Ich hatte mir im Vorfeld die Naviki App auf mein Smartphone heruntergeladen, mich dort registriert und vorab schon eine machbare Route ausgearbeitet. Mir war es wichtig, die schnellste Route auszuwählen und hierbei möglichst auf der Straße zu fahren.
Letztes Jahr beim Besuch von Detzer und Nelling bin ich den Stichkanal nach Salzgitter gefahren, habe viel Zeit im schwierigen Gelände, sprich Feldwegen, verbracht und mich hinterher geärgert, dass die Fahrt so ellenlang gedauert hatte. Bei der jetzt doch ziemlich einfachen Strecke würde mir das nicht passieren.Als zusätzliches und nützliches Utensil hatte ich mir eine Smartphone Halterung für das Fahrrad bestellt, mit der ich Naviki während der Fahrt als Navi nutzen wollte. Und vor Antritt der Fahrt gab ich dem Kompressor noch einmal eine Chance. Dieses Mal pumpte er beide Reifen zufriedenstellend auf, die Reise konnte beginnen.
Laut Wetterbericht war dies wohl der einzige regenfreie Tag in dieser Woche, trotz einiger Wolken am Himmel. An der allgemeinen Schwüle änderte dies nichts, doch zu meiner Freude wehte ab und zu ein leichter Windzug.
Ich hatte meine große Fahrradtasche aufgesattelt, weil ich eine Regenjacke mitführen und selbstverständlich Geschenke mitbringen wollte. Diese musste ich noch besorgen, aber die ausgewählte Strecke half mir dabei.
Ich fuhr an der B1 entlang, begleitet von dem stinkenden Autoverkehr in Richtung Klein Gleidingen. Schon des öfteren hatten wir das dortige Hofcafe als Raststätte bei Fahrrad-Touren auserkoren. In dem dortigen Hofladen wollte ich einige Spezereien erwerben, denn zu Aldi oder Lidl kommen Detzer und Nelling von alleine.
Das Wirtsehepaar stand an einem Stehtisch vor dem Hofladen und machte eine Zigarettenpause. Die Wirtin bedeutete mir, dass ich mich ruhig in dem Laden umschauen könne und schreien solle, wenn durch bin. Verwundert schaute ich mich drinnen um und fand auch schnell ein Glas Marmelade, eine Dose Wurst und einen herrlichen Brand aus Carob, dem Pulver aus den getrockneten Früchten des Johannisbrotbaums.
Doch als ich dann zur Bezahlung rief, meinte die Wirtin nur lapidar, dass ich auf Peter warten solle, denn sie kenne die Preise nicht. Peter stellte sich als der Hofangestellte (Knecht?) heraus, der gerade an der Kuchentheke einer Schar von alternativ angehauchten Hausfrauen die biologische Diversität der angebotenen Süßwaren erklärte.
Gestandene 10 Minuten brauchte es, bis die Bratzen endlich durch waren und Peter mir 35 € abnehmen konnte. Beim Verlassen des Ladens bemüßigte sich die Wirtin gerade mal zu einem "auf Wiedersehen", welches ich fälschlicherweise bestätigte. Denn ich habe nicht vor, hier noch einmal einzukaufen, geschweige denn eine Pause einzulegen.
Stark verärgert fuhr ich Richtung Süden gen Üfingen. Vorbei an den Feldern und an einem Waldstück durch eine S-Kurve verlief die Fahrt durchaus entspannt, eine gerade Strecke mit wenig Autoverkehr.
Am Ortsende von Groß-Gleidingen erwartete mich dann die nächste Verzögerung. Eine geschlossene Bahnschranke! Mehr als 5 Minuten stand ich in der nun sengenden Hitze neben der Autoschlange und wartete darauf, dass die Schranke endlich hoch ging. Nicht weniger als 3 Güterzüge und eine Lok fuhren an mir vorbei, bis es endlich weitergehen konnte.
Schließlich erreichte ich die mir bestens bekannte Kreisstraße, die nach Üfingen führt. Eine kleine Steigung die Brücke hinauf und ich war in Salzgitter angekommen. Die restliche Strecke über Sauingen, Bleckenstedt und Engelnstedt nach Lebenstedt ist mir deshalb so vertraut, weil hier der Bummelbus entlang zuckelt.
Mein selbstgebautes Navi brauchte ich nun wirklich nicht mehr, denn ich hatte das Smartphone eh kaum nutzen können, weil sich der Bildschirm immer nach einer Minute ausgeschaltet hatte. Entspannt fuhr ich die letzten zwei Kilometer bis ins Zentrum hinein, immer bereit, ein mir bekanntes Gesicht zu entdecken.
Es war Mittagszeit, selbst vorm Rathaus begegnete ich keinen Kollegas. Endlich war ich da! Ich betrat das Hochhaus, fuhr den Fahrstuhl hinauf und stand nun nach geschlagenen zwei Stunden an der Wohnungstür von Detzer und Nelling.
Nelling öffnete und war total überrascht von meinem Besuch, Detzer war wohl noch beim Sport. Als dieser kurze Zeit später auftauchte, konnten wir das Missverständnis klären. Ich hatte im Vorfeld vergessen, den Termin noch einmal zu bestätigen. Beide waren auf meinen Besuch nicht vorbereitet, aber das machte ihnen nichts aus.
Die Freude war trotzdem groß und Detzer servierte Käsehäppchen zu dem Hasseröder, welches ich als erstes nach einem Kaffee gereicht bekam. Hierzu reichte Detzer noch einen Gaumenschmeichler, einen eisgekühlten Malteserkreuz Aquavit. So saßen und plauderten wir stundenlang, bis ich mich wieder auf den Weg machte.
Die paar hundert Meter bis zum Bahnhof schaffte ich noch, dort kaufte ich eine Fahrradkarte für den Zug. Die 23 Kilometer wollte ich nach einigen Maltesern nicht mehr mit dem Fahrrad bewältigen.
In Braunschweig angekommen, schaute ich sogleich bei McDonald's vorbei und vertilgte ein kleines Menü, bevor ich den Rest des Weges nach Hause radelte. Ein sehr schöner Ausflug war zu Ende, den ich gerne wiederholen würde.
Zieht man die ungewollten Pausen ab, so hat die Tour nach Lebenstedt gerade mal 90 Minuten gedauert. Noch scheue ich mich davor, die Tour einmal zur Arbeit zu bewältigen. Vielleicht, wenn ich Malteser auf der Arbeit nippen könnte?
Nachtrag:
Aufgrund des Lokführerstreiks ergriff ich am 2. September die Gelegenheit, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Da fuhr ich dann abends sogar mit dem Rad zurück, lediglich unterbrochen von einer Bierpause auf der Terrasse von Buck und zwei verpassten Abzweigungen, welche die reine Fahrzeit der Rückfahrt auf mehr als zwei Stunden anschwellen ließ. Aber immerhin: Mehr als 50 km hin und zurück dürften es an jenem Tag gewesen sein. Und tatsächlich hatte ich die Hinfahrt morgens in exakt 90 Minuten bewältigen können.
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