Laut einer amerikanischen Umfrage aus
dem Jahr 2011 ist Navy CIS die beliebteste Fernsehserie aller Zeiten.
Auch ich kann mich der Faszination der Serie nicht entziehen. Meine
amerikakritische Einstellung müßte mich eigentlich von der Serie
fernhalten. Und trotzdem sitze ich wie gebannt vor der Glotze, wenn
das Team wieder ermittelt. Denn:
Gibbs ist einfach cool. McGee ist mein
Lieblingscharakter, aber beginnen wir von vorn.
Schon seit mehreren Jahren ist für
meine Löwin und mich der Sonntagabend mit Gibbs und seinem Team
belegt. Navy CIS ab 20.15 Uhr am Sonntagabend – und auch ein
stressiges Wochenende hat einen versöhnlichen Ausklang. Die neue
Woche kann beginnen.
20.15 Uhr. Links unten in der SAT 1
Werbung läuft der Countdown sekündlich runter. 20, 19, 18 …
Das aktuelle Team |
Sofort ist man mitten drin im
Geschehen. Ob lachende Teenager am Strand, Mutti beim Einkaufen oder
die Joggerin im Wald. Es beginnt immer harmlos und doch wird gleich
die Leiche gefunden oder die Joggerin abgestochen. Mit dem Blick aufs
Mordopfer kommt der Vorspann. Von einer eingängigen Klaviermelodie
getragen und mit Synthieschüben untermalt werden die Hauptpersonen
schlaglichtartig vorgestellt. Zeit, sich genüßlich zurückzulehnen
und noch ein Gürkchen zu knabbern.
Ersatzweise natürlich am Pils nuckeln
und entspannen. Denn jetzt wird alles gut. Gibbs wird es richten und
auch diesen Mord aufklären. Versprochen.
Ist der Vorspann vorbei, läuft die
folgende Szene immer nach einem von zwei Mustern ab:
Muster Eins. DiNozzo, Ziva und McGee
sitzen im Großraumbüro und masseln über belangloses Zeug. Da
werden schon mal Lausbubenstreiche gemacht – zu Lasten von McGee.
Über Zivas Privatleben darf auch schon mal spekuliert werden. Tony
macht sich über seine Kollegen gern lustig und sich selbst dabei
lächerlich. Szenen einer Sitcom eher, bis Gibbs unerwartet
auftaucht.
„Schnappt Eure Sachen. Wir haben
einen toten Marine.“
Schon rückt das Team aus. Ein
abschließender Satz zum vorhergehenden Gezänk. Dazu noch eine
Kopfnuss von Gibbs – in der Regel verabreicht er sie DiNozzo. Die
nächste Szene kann beginnen.
Muster Zwei. Der Tatort bzw. Fundort
der Leiche wird eingeblendet. Dies gerne, wenn das Opfer in freier
Natur umkam. Der Tatort ist dann schon abgeriegelt und viele Leute
mit NCIS-Mützen tummeln sich rum, sichern Beweise und Spuren.
Auch hier kommen Sitcom Elemente in
Form von Streitgesprächen und Frotzeleien zum Einsatz. Allerdings
können hier auch schon mal zusätzlich Ducky oder Mr. Palmer – die
Gerichtsmediziner oder auch Pathologen – mit der Leiche oder sich
selbst Zwiesprache halten. Das Ende einer solchen Szene ist hier
meist variabler, denn auch andere „Sidekicks“ wie die Direktoren
Jenny Shepard (Staffeln 3-5) oder Leon Vance (ab Staffel 6) sind ja
auch noch da.
Mein persönlicher Liebling ist hierbei
allerdings der FBI Special Agent Fornell, gespielt von Joe Spano.
Dieser immer leicht genervt wirkende Zyniker ist der ideale
Zerbelpartner für Gibbs, waren sie beide doch (nacheinander) mit
derselben Frau verheiratet.
Auch hier ein Joke zum Schluß der
Szene; Und weiter geht’s. Ab jetzt sind Gesetzmäßigkeiten nicht
mehr auszumachen.
Die unzähligen weiteren Sidekicks wie
DiNozzos Vater (Charmant: Robert Wagner) kommen phasenweise in
einzelnen Folgen zum Einsatz. Eine Person aber, die eine tragende
Rolle spielt und ich noch nicht erwähnt hatte, kommt in den
Anfangsszenen so gut wie nie zum Einsatz:
Abby Sciuto, die Forensikerin mit dem
Grufti-Touch. Sie schläft schon mal gern im Sarg, wirkt wie ein
angepunktes Mitglied der Addams-Family und fährt, wenn überhaupt,
nur auf schräge Typen ab. Die großen Plastikeimer Caffpow, die
Gibbs ihr immer mitbringt, gehören ebenso zum Image wie Abbys
sentimentale Ader trotz des harten Outfits nebst dem kindlichen
Gemüt. Abby sieht das Team als ihre Familie an und wird so
unterschwellig zu der Person, die den Laden zusammenhält.
Aber gut dem Dinge. Das war jetzt schon
umfangreich und noch sind grade mal 5 Minuten der Folge vorbei. Was
passiert denn da noch?
Zuallererst: Der oder die Tote oder die
Toten ist/sind Marines. Niemand von der Air Force oder der Army.
Immer von den Marines, heißt der Geheimdienst doch „Naval“ CIS.
Die deutsche Bezeichnung „Navy“ ist hier tatsächlich inkorrekt.
Natürlich arbeitet das Team nach Gibbs
Regeln. 50 sollen es sein, hier ist eine Liste:
Die wichtigste Regel jedoch lautet
folgendermaßen: Gibbs hat immer Recht.
Fehler macht Jethro Gibbs nicht, das
ist im Drehbuch nicht vorgesehen. Für neuere Krimiserien ist dies
ungewöhnlich, aber dieser Umstand kann den Erfolg der Serie nicht
verhindern. Hat ja auch etwas Beruhigendes, wenn Du auf dem Sofa
sitzt und weißt, das alles gut wird. Weil Gibbs und sein Team sich
drum kümmern.
Obwohl der NCIS eher ein kleinerer
Geheimdienst mit limitiertem Budget ist, stellt das Team um Gibbs
selbst CIA, NSA oder das FBI in den Schatten. Das in dieser Serie
speziell dieser Geheimdienst im Vordergrund steht, hat natürlich
seine Gründe.
Die Marines gelten nach wie vor als
Elitetruppe der amerikanischen Streitkräfte. Die im 2. Weltkrieg
entstandenen Mythen, sei es aus der Normandie oder Fernost, sind nach
wie vor gültig.
Jeder kämpft für Jeden. Es handelt
sich hier um eine richtige Familie. Da wird keiner zurück oder im
Stich gelassen. Die „Medal of Honour“, die höchste militärische
Auszeichnung der Amis, darf vom Träger dieser Medaille nicht
verkauft werden. In einer Folge wird dies schön thematisiert.
Kurz und gut: Diese Tugenden gelten
natürlich auch im Team um Gibbs. Die einzelnen Charaktere wie Ziva
oder McGee haben auch nicht wirklich ein Privatleben. Immer steht die
Arbeit im Vordergrund. Privates der einzelnen Figuren wird höchstens
gestreift.
Und trotzdem bleiben McGee oder
DiNozzo, Abby oder Ducky nicht konturlos. Dies so hinzubekommen,
halte ich für die größte Qualität der Serie.
Gibbs bastelt ab und an in seinem
Keller an Holzbooten. Gäste können einfach hereinkommen und trinken
mit Gibbs den üblichen Bourbon aus alten Blechdosen. Außerhalb
dieses Kellers ist Gibbs ständig im Dienst.
Schön finde ich es auch, wenn im
Videokonferenzraum mal wieder ne Schaltung ins afghanische Lager der
Marines erfolgt. So wissen wir immer, wo die guten Jungs sind, die
auf der Welt für Ordnung sorgen. Ich glaube, das spätestens ab der
12. Staffel übernächstes Jahr die Liveschaltung nach Syrien
erfolgt.
Überhaupt geht es in den späteren
Staffeln vermehrt um Terroristenbekämpfung – sprich El – Kaida.
Natürlich werden hier sämtliche arabischen oder muslimischen
Terrorzellen gejagt und natürlich ausgeschaltet. Gibbs macht das
schon.
Da lehnst Du Dich beruhigt zurück.
Spätestens in der 2. Werbepause ploppst Du das dritte Pils auf.
Abby ! |
Wie gesagt: Meine Löwin und ich hängen
Sonntagsabend an der Serie – zumindest bei der Erstaustrahlung
neuer Folgen. Ja und McGee ist einfach klasse, weil er meine
Identifikationsfigur ist. Immer leicht verhuscht, eher zurückhaltend.
Aber wenn er gefordert ist, dann ist er da. Der Elektronikspezialist,
der mit Abby bestens zusammenarbeitet und sie insgeheim liebt, aber
niemals kriegen wird.
Apropos Abby: Ich habe mit meiner Löwin
vereinbart, das Pepsi ab sofort Abby heißt. Abby paßt auch eher zu
dem Charakter unseres kleinen schwarzen Wirbelwinds.
Ein Wermutstropfen noch zum Abschluß:
In der 11. Staffel, die demnächst abgedreht und uns nächstes Jahr
gezeigt wird, steigt Ziva aus der Serie aus. Gründe wurden bisher
nicht genannt, schade.
Ich werde die rassige, unterkühlte
Schönheit vom Mossad vermissen. Kate Todd, die inj den ersten beiden
Staffel vor Einstieg von Ziva als weibliche Ermittlerin dabei war,
wird wohl wegen Todes nicht mehr auftauchen könnne.
Kate hatte ich bisher nicht erwähnt,
weil die aktuelle Besetzung das Ding ist.
Nun gut, schaun mer mal, wies
weitergeht.
Sonntagabend wieder sind meine Löwin
und ich am Ball. Und Abby schaut vom Sofa aus zu.
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