Samstag, 28. September 2013

Hartmudo: Wieder mal die Ultras

Eigentlich war das Thema ja schon abgelutscht. Aber Spiegel Online kann es wohl nicht lassen:
Autor dieses Artikels, der bei mir einen faden Beigeschmack hinterläßt, ist Christoph Ruf. Von ihm hatte ich mir das Buch „Ist doch ein geiler Verein“ gekauft. Bisher hatte ich noch keine Zeit für das Buch. Nunmehr werde ich es verschenken – ob Fußballbuch des Jahres oder nicht.
Doch erst mal zur Auffrischung der Vorkommnisse um eben genau diese Ultras-Gruppierung verweise ich auf folgende Seiten:
Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Dem aufmerksamen Leser meines Blogs wird sicherlich aufgefallen sein, das ich selbst politisch eher links zu verorten bin und Nazis nebst faschistischem Gedankengut vehement ablehne.
Da fange ich dann auch schon mal an zu pöbeln. Leider sehe ich häufig aber auch, das linksengagierte Personen, hier der Journalist Christoph Ruf, über das Ziel hinausschießen.
Geradezu gierig saugt Ruf den Hilferuf der Braunschweiger Ultras auf. Endlich kann er mal wieder etwas über rechtsradikale Elemente unter den Fußballfans schreiben! Und drauf!
Ich werfe ihm nicht vor, speziell gegen Eintracht Braunschweig etwas zu haben. Er kommt zwar aus Karlsruhe … aber nein, das ist es nicht.
Genau wie letztes Jahr Anfang Oktober in der TAZ, 11 Freunde und auch im Spiegel Online wurden Äußerungen der Ultras 2001 als wahr angenommen.
Letztes Jahr ging es um diesen Flyer der Ultras, die teils auch namentlich einzelne Personen als Nazis brandmarkte. Dies ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil die angegebenen verantwortlichen „Redakteure“ nicht existierten!
So etwas halte ich für eine falsch verstandene und einseitig ausgelegte Deutung demokratischer Prinzipien. Denn wenn ich den „Gegner“ schon mit Namen nenne, darf ich mich selbst nicht hinter einem Pseudonym verstecken.
Ein Pseudonym zu verwenden, weil man sich andernfalls gefährdet sieht, ist in Ordnung, wenn man den Gegner eben nicht namentlich benennt. Aber das sind „Kleinigkeiten“, die man wohl nicht zu beachten braucht, wenn man die Gerechtigkeit für sich gepachtet hat.
Ich will meinen Beitrag vom letzten Jahr jetzt aber nicht wiederholen. Doch der eben beschriebene Weg des „Ich habe Recht und darf das deshalb“ – diese Selbstgerechtigkeit – ist leider der falsche Weg.
Und den beschreitet Christoph Ruf ebenfalls, wenn er z. B. meint, das Eintrachts Stadionverbot für Holger Apfel, den NPD Vorsitzenden, „von vielen Beobachtern das allerdings als populistische Alibi-Handlung interpretiert wurde“.
Hieran merkt man, dass Ruf sich nicht wirklich mit der Situation der Ultras 2001 gegenüber der Braunschweiger Fan Szene auseinandergesetzt hat. Und das Schlimmste: Er selbst weiß das offenbar ganz genau, sonst hätte er dies nicht so formulieren dürfen, sondern besser recherchieren müssen.
Er hätte ja die vielen Beobachter mal fragen können, warum sie dies für eine Alibi-Handlung halten.

Zu Holger Apfels Stadionverbot bleibt im Übrigen anzumerken, das sich der Verein Eintracht Braunschweig mit diesem Verbot arg weit aus dem Fenster gelehnt hat. Ob dieses Verbot vor einem Gericht Bestand hätte, wage ich zu bezweifeln.
Wenn man dieses rechtlich also (leider) eher fragwürdige Stadionverbot als Alibi-Handlung hinstellt, verkennt man eindeutig, das sich der Verein hiermit sehr wohl deutlich gegen Neonazis und rechte Gewalt positioniert hat.
Aber Ruf ist als moderner Journalist vom Anspruch der Seriosität freigestellt. Ruf wird seinem Ruf als engagierter Kämpfer wider des aufkommenden Faschismus in den deutschen Stadien gerecht. Da sieht man halt irgendwann überall Feinde, auch wenn gar keine da sind.
Andernfalls müßte man sich ja eingestehen, dass dieses Problem mit den Nazi Hools in den Stadien so nicht mehr oder zumindest nicht mehr in dem schlimmen Umfang der 80er und 90er Jahre existiert.
Was soll dann bloß aus Christoph Ruf werden? Gerade jetzt, wo er so gut mit seinem „Ruf“ verdient.
Aber der Spiegel bleibt am Ball:
Diesmal nicht Christoph Ruf. Aber auch in diesem Artikel wird sich bewußt vorsichtig geäußert, um ja keine Klage durch den Verein zu riskieren. Offenbar ist der Spiegel Online Redaktion schon bewußt, das die Ultras 2001 eine fragwürdige Vorgeschichte haben.
Diese wird hier aber nicht mal angerissen. Stattdessen werden die Ultras 2001 als ahnungslose Opfer dargestellt, die gar nicht verstehen können, warum sie jetzt wieder ein Stadionverbot - als Gruppe wohlgemerkt – aufgedrückt bekommen haben.
Wenn der Spiegel es gewollt hätte, könnte man hier auch herausarbeiten, warum diese Gruppierung seinerzeit (2008) mit einem Stadionverbot belegt wurde. Nämlich weil die Gewalt gerade von dieser Gruppe gegen die anderen Fangruppierungen ausging. Und ihre antifaschistische Grundhaltung entwickelte diese Gruppe erst nach dem damaligen Stadionverbot.
Wenn der Spiegel dies einfach mal mit dazu geschrieben hätte, dann würde sich der gesamte Bericht ganz anders darstellen. Ist natürlich nicht reißerisch genug, schon klar.
Wie immer gut ist hier der Kommentar auf Leopedia:
Gut gebrüllt, Löwe. Dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen.
Und jetzt, am Schluß, noch etwas zu Eintracht. 6 Spiele, ein mickriger Punkt. Das ist zwar schade, aber ein erneuter Blick auf Leopedia ….
… und schon ist die Traurigkeit dahin und Du sagst Dir: „Na und? Letzter, Wahrscheinlich Absteiger. Aber lieber absteigen als ...“
Ich seh das auch so. Die Liga braucht Vereine wie Eintracht oder Freiburg, nicht umgekehrt. Wenn sich der Trend des „Wer mehr zahlt der mehr gewinnt“ noch weiter festigt, ist der Fußballsport als Massenphänomen tot.
Ob es dann mit Basketball weitergeht?
Ich bin gespannt.

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