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Jedenfalls bis zur 34. Minute. Schon in der Entstehung deutete sich die Führung der Uerdinger an. Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung – direkt vor unseren Augen – lief der Uerdinger auf unserer halbrechten Abwehrseite unbedrängt auf den 16er zu und zog einfach mal so ab. Der gezielte Schuss war zwar nicht stramm abgefeuert, landete aber präzise im linken Toreck aus vielleicht 20 Metern Entfernung.
Ich hatte unwillkürlich schon den Eindruck, dass sich Kruse etwas zu spät als möglich in die Ecke gehechtet hatte. Da war er wieder da, der große Frust. Wie gelähmt durften wir nun alle verfolgen, wie Eintracht zusehends verkrampfte und nach vorne gar nichts mehr bewegte. Vor dem Tor sah das komplett anders aus. Da fand Uerdingen offensiv einfach nicht statt und Eintracht konnte sich einige halbgare Gelegenheiten herausspielen. Normalerweise bekommt man da gern mal ein Törchen hin.
Doch die diesjährige Eintracht hat nicht die Qualität und das Standing, um es auch einmal zu zwingen. Und es kam sogar noch schlimmer. Der an diesem Tag als Kapitän eingesetzte Burmeister zeigte seine ganze „Qualität“, als er einen katastrophalen Fehlpass spielte und damit das 2:0 der Uerdinger nach 41 Minuten ermöglichte. Waidmanns Heil, Zapfhahn frei!
Das Pfeiffkonzert zur Halbzeit hielt sich dafür sogar in Grenzen, so geschockt war das Publikum. Aber wahrscheinlich hatten sich spätestens jetzt die meisten der Eintracht Fans mit dem Abstieg in die Regionalliga abgefunden. Was für eine Blamage, dabei soll Eintracht angeblich den teuersten Kader der Liga sein Eigen nennen dürfen.
Für mich persönlich war der Zwischenruf eines langhaarigen Mannes, der die Reihe vor uns saß und lautstark seinen Unmut äußerte, das Highlight des Tages. Als ein Uerdinger nach dem 2:0 auf der rechten Seite durchging und von einem Braunschweiger nur durch ein hartes Tackling gestoppt werden konnte, fiel der Uerdinger wie vom Blitz getroffen hin und wälzte sich herzzerreißend hin und her, als ob er gleich sterben müsste.
Erbost über die schauspielerische Leistung des Uerdingers sprang der Langhaarige auf, zeterte laut und deutlich: „Was ist das denn! Erde drüber, weiterspieln!“
Noch Minuten später mussten wir über diesen Ausspruch gnicheln, da war der Uerdinger längst schon wieder von den Toten auferstanden. In der Pause – neue Runde Bier – diskutierten wir mit dem Langhaarigen angeregt über das Spiel, die Mannschaft und die Situation im Allgemeinen. Wir waren uns einig, dass es für Eintracht nur noch wenig Hoffnung auf den Klassenerhalt gibt. Zwar stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt, aber an eine Wende in der Saison oder in diesem Spiel glaubte auf den Rängen sowieso niemand mehr. Erst recht nicht nach dem bisherigen Saisonverlauf.
da jubeln die Uerdinger |
Und so plätscherte die zweite Hälfte dann auch so vor sich hin. Den Elfmeter habe ich ebenfalls nur halb mitbekommen, ich hatte jetzt aber wohl wirklich schon Abschied genommen. Den Kullerball von Hoffmann hätte meine Oma auch noch hinbekommen. Schließlich waren wir froh, dass es nach 90 Minuten vorbei war. Die Uerdinger hatten in der zweiten Halbzeit noch nicht einmal eine Torchance erzwungen; vor der Halbzeit waren es gerade mal zwei – die saßen dafür drin.
Schön wurde es lediglich hinterher, denn hinter der Gegengerade trafen wir überraschend den Bassmann auf der Pisse. Der Bassist von Voodoo Lounge ist ein alter Schulkamerad von Urmel und mittlerweile Lehrer an meinem alten Gymnasium. Bald 30 Jahre hatten wir uns nicht mehr gesehen, da war eine Rutsche Bier Pflicht. Meine Löwin fuhr derweil alleine nach Hause, da sie wegen ihres Vereins noch Sachen regeln musste.
Zeit für ein zusätzliches Scheidebier, danach verabschiedeten wir uns vom Bassmann und fuhren mit der Straßenbahn nach Stöckheim. Meine Löwin war nach kurzer Zeit rechtzeitig zum Harzer mit Musik (Hervorragend gelungen, Patti!) zurück in der Runde. Es gab sogar grüne Soße (auch geil) zu den Original Thüringern. Hier erarbeiteten wir uns eine solide Grundlage für all den Äppler, den wir dann Flasche für Flasche angingen.
Irgendwann später war ich dann glücklicherweise zuhause und fiel in s Bett. Der Frust wegen Eintracht war da schon vergessen. Mir fällt es zugegebenermaßen schwer, mich emotionell von Eintracht zu lösen. Doch irgendwann werde ich das sicherlich hinkriegen.
Damit haben die Ultras, die sich provoziert gefühlt hatten, leider so ihre Probleme. Meine Güte! Wenn mir im Büro einer den Stinkefinger zeigt oder mich als Arschloch tituliert (beides schon passiert), dann stehe ich doch auch nicht auf und drohe demjenigen Schläger an. Mich kotzt diese Selbstverständlichkeit an, mit der manche Idioten meinen, ihren Emotionen ungezügelt freien Lauf zu lassen.
Ob Eintracht noch der Turnaroud gelingt?
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