Sonntag, 31. Dezember 2017

Hartmudo: MS Johannes Brahms 1/2

Bereits Anfang des Jahres hatten meine Löwin und meine Sestra Berta im Katalog von Ulli Reisen eine Flusskreuzfahrt entdeckt, bei der Bud und ich mitfahren mussten. Auf der fünftägigen Schifffahrt (mit 3 „f") klapperten wir zu Beginn der Adventszeit 4 Weihnachtsmärkte an Rhein und Neckar ab. Die einzelnen Stationen hierbei waren Heidelberg, Mainz, Rüdesheim und als Abschluss Koblenz. Die „MS Johannes Brahms“ ist übrigens das Schwesterschiff der Princess, mit der wir schon von Berlin (bzw. dann Magdeburg als Ersatz für die abgebrochene Tour wegen Motorschaden) nach Braunschweig geschippert waren.
Da wir auf dieser Reise mit Vollpension unterwegs waren, beschreibe ich diesen Kurztrip nicht wie gewohnt chronologisch und schildere stattdessen am Anfang den täglichen Ablauf an Bord, da dieser über die Tage dank der festen Essenszeiten nahezu unverändert ablief. Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass Routinen durchaus ihre positiven Seiten haben. Diese zeigten sich nicht zuletzt in diesem Urlaub, der auch gerade deshalb sehr entspannend verlief. Was allerdings negativ anzumerken bleibt, ist der Umstand, dass an Bord Veltins ausgeschenkt wurde. Natürlich kämpfte ich mich da durch, griff allerdings tagsüber, sprich am frühen Vormittag, auf Franziskaner Hefeweizen zurück.
Heidelberg?
Das Franziskaner war jedoch morgens beim Aufstehen noch außer Reichweite. Dank der dunklen Vorhänge in unserer Kabine blieben wir vom morgendlichen Sonnenaufgang verschont, wobei wir da eher über eine Dämmerung sprechen, die sehr langsam aus dem Nebel auftauchte und der Umgebung des jeweiligen Liegeplatzes oder des Neckar oder Rhein ein fahles Licht verlieh. Da ich unter dem Panoramafenster lag, konnte ich beim Erwachen kurz unter den Vorhang spähen und an der Helligkeit die Uhrzeit schätzen.
Im Dunkeln nahm ich meine Schlafmaske ab und schlüpfte in die Adiletten, um durch die enge Kabine zum Klo zu stolpern. Meine Löwin wollte ich nicht aufwecken, das Licht in der Kabine ist doch sehr grell, wenn man morgens die Augen aufschlägt und die gleißenden Helligkeit richtig wehtut. Auf dem Klo checkte ich zuerst WhatsApp, da ich das Handy bereits am Abend vorher zum Aufladen ausgeschaltet und an die Steckdose zum Essen eingestöpselt hatte.
Nach diesem morgendlichen Ritual war auch meine Löwin erwacht und löste mich in dem maximal 3 Quadratmeter großen Badezimmer ab. Wir gönnten uns jeden Morgen genug Zeit zum Anziehen, denn mit Berta und Bud hatten wir uns so gegen 7.45 Uhr im Restaurant verabredet.
Mainz?
Das Restaurant befand sich unter Deck auf Kabinenhöhe. Dort nahmen wir auf dieser Reise sämtliche Speisen ein. Frühstück und Mittag waren als Buffett gestaltet, Abends wurden Menüs serviert, für die wir uns jeweils am Vorabend zu Beginn des Abendessens entscheiden mussten. Die Sitzordnung war für uns Deutsche selbstverständlich vorher festgelegt worden, und zwar im Bus auf der Hinreise.
Ulli Reisen, also wir „Germans", saßen auf der linken Seite des Speisesaals. Rechts waren die Dänen untergebracht. Betrieben wird die MS Johannes Brahms von den Tulpenzüchtern, so dass alles schön im gewohnten Kulturkreis bleiben konnte. Hin und wieder kam ich mit einigen Dänen ins Gespräch, die Holländer waren immer Guss mit Servieren und Aufräumen. Zumindest eine Erkenntnis habe ich in diesem Kurzurlaub sammeln können: Deutsche Rentner unterscheiden sich von ihren dänischen Pendants in keinster Weise, die Kommunikation verlief untereinander in Englisch.
Unser Tisch befand sich am Anfang jener linken Seite, hier waren wir nicht allein. Die beiden Fensterplätze überließen wir zwei Frauen, die wohl mehr als nur gute Freundinnen waren. Und am Kopfende saß eine pensionierte Lehrerin, die alles wusste, aber von nichts eine Ahnung hatte. Abgesehen davon war sie leicht abgehoben, aber dennoch sehr nett. Im Laufe der vielen Mahlzeiten hatte ich mich mit ihr sehr gut verstanden, an Gesprächsstoff mangelte es uns nicht. Sogar Bud beteiligte sich ab und zu an diesem Geplauder.
Am Frühstückstisch waren wir mit Berta und Bud noch mit die ersten im Saal.
Morgens an Deck
Thermoskannen mit Kaffee und Tee standen griffbereit auf dem Tisch. Als erstes bereitete ich mir jeden Morgen ein Schälchen mit Müsli zu, ließ es aber immer erst noch stehen. Denn Müsli ist nur als Pampe endgeil, ansonsten staubt es zu sehr. Über die Tage wechselte ich ansonsten munter durch: Mal griff ich zum Rührei, mal durfte es ein gekochtes Ei sein und auf alle Fälle Toastbrot mit Butter und Aufschnitt.
Fettlebe also schon am frühen Morgen, so soll es sein. Die sonst übliche Zählerei der Punkte bzw. Kalorien ersparte ich mir in diesem Kurzurlaub. Als Gegengewicht beschränkte ich mich in der Menge an Wurst und Weizenmehltoast. Überhaupt war der Toaster ja auch zu scharf. Ein richtiger Apparillo, in dem die Toastscheibe auf einem Förderband durch den ganzen Ofen rutscht und dabei schön geröstet wird. Als optimal erwiesen sich jeweils zwei Durchläufe pro Scheibe Toastbrot.
So starteten wir alle jeden Tag gut gesättigt durch, das Schiff fuhr in der Regel mitten während unseres Frühstücks los, um die nächste Stadt anzulaufen. Nur am ersten Morgen saß ich nach dem Frühstück noch in der Bar, die direkt über dem Restaurant lag, mit dem schon erwähnten Franziskaner und schrieb ein bisserl auf dem Tablet. An den anderen Tagen kam ich nicht zum Schreiben, aber immer ging ich noch schnell an Deck, um frische Luft zu schnappen. Trotz stellenweiser großer Kälte genoss ich diese kurzen Momente der Stille, denn auf dem kleinen Schiff waren ansonsten ständig irgendwelche Leute um mich herum.

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