Im Frühjahr 1958 kehrte Sonny West in die Clovis Studios zurück, um mit u.a. Sonny Curtis, dem Gitarristen der Crickets, eine Session einzuspielen. Als der Pianist Vi Petty während dieser Session einen Opener a la „At the Hop“ nicht hinbekam, kommentierte Sonny West das entsprechend. Doch weil Sonny Curtis statt des tatsächlich Gesagtem „Vi spielt es nicht in der Art, wie ich es wollte“ „Vi kann nicht spielen“ verstand und daraufhin einen Wutanfall kriegte, war die Stimmung in der Session dahin. Dies erklärt vielleicht, warum die Songs „Baby Bessie Lee“ und „Linda loves a Hula Hoop“ nicht als Single veröffentlicht wurden. Trotz dieser Mißlichkeiten rockt Sonny Curtis auf „Hula Hoop“ immer noch so gut, dass einige Kritiker dies als eine seiner besten Arbeiten an der Gitarre bezeichnen.
Es könnte allerdings auch daran gelegen haben, das sich Sonny West und Bill Tilghman bei der Unterschrift des Vertrages geweigert hatten, Norman Petty wie gewöhnlich als als Co-Autor zu akzeptieren. Wütend zerriss Petty den Vertrag und beendete die Zusammenarbeit mit Sonny West. Die beiden Songs tauchten im Herbst 1958 lediglich auf Tape Boxen bei Nor-Va-Jak auf.
Aus dem hoffnungsvollen Musiker Sonny West wurde einer der vielen rastlosen Künstler, da er nun nicht mehr unter der Obhut von Norman Petty stand. Schon damals bedeutete dies das Karriereende oder zumindest einen Knick in derselben.
Kurz nach dieser Session verließ Sonny West den Dunstkreis von Norman Petty auch räumlich und verzog nach Odessa, Texas. Im Januar 1959 war er am Tiefpunkt angelangt. Ausgekühlt und hungrig kehrte er desillusioniert nach Grants in New Mexico zurück, wo er seine Kindheit verbracht hatte. Er schwor sich, niemals nach Texas zurückzuziehen. Tatsächlich hielt dieser Schwur über 40 Jahre; dann zog er nach Abilene.
Im Frühjahr 1959 versuchte Sonny West nochmals, im Rock `n` Roll Business Fuß zu fassen. Lediglich mit Audiorekordern nahm er in Phönix 2 Songs auf. Bei „Love Denied“ und „Pretty little Girl“ wurde er von Al Casey an der Gitarre begleitet. Keine dieser beiden Aufnahmen wurden auf Platte veröffentlicht, doch Waylon Jennings, der zufälligerweise zum Zeitpunkt der Aufnahme in Phönix gearbeitet hatte, coverte „Love Denied“ 1963 für A & M. Dies war also kurz vor Beginn seiner Solokarriere (Jennings stammte ebenfalls aus Lubbock und war Bassist auf der letzten Tour von Buddy Holly. Jennings musste seinen Platz im Flugzeug dem Big Bopper überlassen und überlebte deshalb).
Nach diesem Fehlschlag vergingen weitere 2 Jahre, ehe sich Sonny West erneut mit Al Casey zusammentat und einen Song von Freddy Fender aufnahm: „Wasted Days and Wasted Nights“. Da West an das Hit-Potential des Songs glaubte, versendete er die Aufnahmen an das Bandbox Label aus Denver. Eigentlich wollte das Label West eine professionelle Aufnahme der zwei Songs der Session in Hollywood finanzieren, entschied sich dann aber urplötzlich anders.
So erschienen auf Bandbox die in Phönix gemachten Aufnahmen dieser Songs, die von West eigentlich als Demos und eben nicht als „fertige“ Songs vorgesehen waren. Vollkommen ohne Promotion verkaufte sich die Single nur mäßig, so dass Sonny aufgab und das Label verließ.
Auch sein letzter ernsthafter Versuch, im Musikbiz Fuß zu fassen, war also gescheitert. Es folgte lediglich ein sechsmonatiges Engagement in „Mike`s 66 Club“ am Stadtrand von Grants, dann war seine Karriere endgültig vorbei. Sonny verschwand Anfang der 60er Jahre in einer pseudo-religiösen Sekte, was ihn fast zerstört hätte. Die Sekte überredete ihn, mit der Musik aufzuhören und all seine verbliebenen Kopien und Singles auf den Müll zu schmeißen.
Irgendwann in den 60ern gelang es ihm glücklicherweise, sich von der Sekte zu lösen. In all den Jahren danach verdiente er seine Brötchen mit der Reparatur von Musikboxen und Flippern, arbeitete auch als Rancher und Silberschmied. Schließlich arbeitete er als Gerätetechniker an Fotokopierern.
In all den Jahren hatte er wohl wieder musiziert, aber erst in diesem Jahrtausend tauchte er auf mehreren Rockabilly Revival Festivals auf. Sonny West ist somit einer der unzähligen Musiker, die in den 50ern ihre Chance suchten und nicht nutzen konnten. Immerhin schrieb er zwei Klassiker des Rock `n`Roll, die ihm ja auch die Tür bei Norman Petty öffnete. Und „Rock-ola-Ruby“ ist einfach nur ein geiles Stück, dass einen größeren Erfolg verdient gehabt hätte.
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