Freitag,
8. November abends. Derbyzeit, zuletzt vor 37 Jahren trafen sich 96
und Eintracht in der 1. Liga. Siegtorschütze damals: Jürgen
Milewski für die Roten, die heutzutage im Wolfsburggrün unterwegs
sind. Milewski seinerseits ist immer noch als Spielerberater im
Auftrag einer US Firma tätig und vertritt u.a. Aaron Hunt und
Alexander Meier.
Das
Spiel selbst war ein müdes 0:0, dafür war bei den Zuschauern mehr
los.
„Tod
und Hass dem BTSV“ skandierten die Hannoveraner. „Wir wollen
keine Hannover Schweine“ entgegneten die Braunschweiger.
Apropos
Schwein: Da hatten doch Braunschweiger Fans 2 Tage vor dem Spiel ein
Hausschwein mit nem Hannover Schal und ner 96 auf der rechten und ner
1 auf der linken Seite mitten in Hannover frei laufen lassen:
Meine
Löwin war darüber sehr erbost – sie sprach von Tierquälerei.
Recht hat sie. Aufn Dorf wäre das ok, weil dort gang und gäbe,
gewesen. Aber in der stark befahrenen Hanoverschen Innenstadt? Das
Schwein muß ja 1000 Tode gestorben sein.
Und das
mit der 1 geht auch nicht. Der Kicker zieht richtigerweise die
Verbindung zu Robert Enke. Pietätlos, keine Frage. Aber doch fällt
mir dann auf, das außer dieser „Schweineaktion“ der Name Robert
Enke in keinster Weise in den Schmutz gezogen wurde. Das nötigt
zumindest dann doch einen kleinen Respekt für die Hardcorefans ab.
Ich
bezieh mich dabei natürlich auf die Ausschlachtung in den Medien. Im
Kickerartikel hat mich allerdings eins geärgert: Lapidar beschreibt
der Autor, das „zumal
andererseits an Braunschweiger Ortsschildern gelbe Holzkreuze mit der
Aufschrift BTSV gefunden wurden.“
Hier
kommt wieder der Schlendrian des ach so seriösen
Qualitätsjournalismus durch. Das die gelben Kreuze eindeutig für
ein klares Nein zur Atommülllagerung in Asse oder auch Schacht
Konrad stehen, hätte man auch ruhig mal recherchieren und vor allem
schreiben können, wenn man es schon nicht weiß.
Dies ist
ähnlich daneben wie die Nummer mit der 1 auf dem Schwein; Aber ohne
nähere Erklärung wird ein Süddeutscher das nicht nachvollziehen
können und die Braunschweiger „Idioten“ werden somit „harmlosen“
Hannoveranern gegenübergestellt.
Wie
überhaupt auch auf Sky bei der Liveübertragung die Bengalos
erwähnt, aber bis auf 2 Ausnahmen nicht gezeigt wurden. Das
der glücklicherweise einzige Bengalo, der anläßlich der ersten
Ecke von Eintracht aufs Feld flog und keinen Spieler traf, aus dem
Hannoveraner Block kam, wird nicht erwähnt. Nun gut, man will ja
nicht parteiisch sein.
des Nächtens nach dem Hertha Spiel |
Auch
ansonsten sah ich nur Bengalos in Hannoveraner Händen im Fernsehen.
Erst Sonntagabend auf dem Dritten in einer sehr schönen Reportage
kurz vor Mitternacht zum
Derby sah ich überhaupt Bengalos von Braunschweiger Seite.
Sicherlich
hab ich das Geschilderte aus der blaugelben Brille und etwas zu eng
gesehen, aber die Leserbriefe in Spiegel Online zum Bericht über die
Krawalle waren dann schon wieder typisch.
Die
Fußballhasser meldeten sich zu Wort.
Und
immer wieder das dämliche Argument mit den Steuergeldern, die der
Polizeieinsatz kostet, im Vergleich zum Millionengeschäft
Bundesliga. Sollen doch die Vereine selbst für die Sicherheit
sorgen.
So mag
ich das: Irgendwelche Schlaumeier, die sich für Fußball gar nicht
erwärmen können, bringen solche Argumente, weil sie selbst
logischerweise nie auch nur in die Nähe eines Stadions kommen
würden.
Nehmen
wir mal an, so Jemand ist Atomkraftgegner und blockiert aktiv Castor
Transporte. Da könnte man dann ja auch sagen: Soll doch die
Atomindustrie für die Sicherheit des Transportes sorgen. Ist ja ein
Milliardengeschäft. Mich interessiert es nicht – mein Strom kommt
aus der Steckdose.
Warum
soll ich aus meinen Steuergeldern Polizeieinsätze bezahlen für ein
paar Idioten, die die Gleise blockieren oder sonstwie? Da möcht ich
meinen imaginären Fußballhassder ja mal sehen.
Das
natürlich dann noch einige ewig Gestrige mit der
Rechtsradikalennummer argumentieren oder auch lange Haftstrafen
fordern, zeigt mir, wie viel Leute es in diesem Land gibt, die so
verbiestert sind, das sie nicht einmal ihren Mitmenschen etwas Spaß
und Lebensfreude beim Mitfiebern ihres Lieblingsvereins gönnen.
Denn
diese Miesepeter tarnen ihren Hass beim zugegebenermaßen nicht
unberechtigten Kritisieren von Hools und Chaoten. Die Vermummung, die
übrigens nicht zu verhindern ist, habe ich sowohl bei Hannoveranern
als auch Braunschweigern beobachten können. Im Gegensatz zu normalen
Spielen beider Vereine übrigens.
Brisanz
zeichnet dieses Derby aus. Hochgepuscht durch die Medien dazu. Voila.
Wir wollen Blut sehen! Und gerade das ist ausgeblieben. Größtenteils
blieb es ruhig, auch dank des Einsatzes der Polizei. Ob da der eine
oder andere Fan von der Polizei unglücklich „angefaßt“ wurde,
wie ich es auch schon lesen mußte, sei dahingestellt.
Jeder,
der sich beim Derby auch nur in die Nähe des Stadionrunds begibt, in
der Absicht, das Spiel zu sehen, muß damit rechnen. Andernfalls ist
er genauso dämlich wie ein Fußballhasser, nur andersrum.
Jetzt
ist es aber gut. Das Thema ist eh schon ausgelutscht – die nächste
Sau muß durchs Dorf getrieben werden. Ulll-i Hööö – ness !
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