Gavin Smith: Krieg im Himmel
Der Nachfolger vom
„Der Veteran.“ Oder: Jakob Douglas ist wieder da und läßt es
ordentlich krachen. Steve Austin, Bruce Willis oder auch „the Rock“
lassen grüßen.
Vor über
eineinhalb Jahren habe ich Veteran gelesen; vielleicht fiel mir
deshalb der Einstieg in den Folge- und wahrscheinlich Abschlußband
so schwer. Könnte aber auch daran liegen, das die Action sofort
startet und der Autor zeitliche Lücken mit Rückblenden füllt.
Dies mag im Film
ein probates Stilmittel sein – für Romane mit Umfängen von über
800 Seiten kann dies tödlich sein, wenn erst nach 100 Seiten
Zusammenhänge begreifbar sind.
Jakob und sein
Kumpel Mudge sind auf der Erde ballernd unterwegs. Der Heide, Rannu
und Morag, Freundin von Jakob und Schnittstelle zu Gott (!!),
unterstützen tatkräftig. Faszinierend, wie spielerisch leicht die
aufgerüsteten Gegner zu Hunderten weggepustet werden, ohne das die
„Guten“ wesentlichen Schaden nehmen. Das erinnert an die
Schlachtszenen aus „Herr der Ringe.“
Halt total
übertrieben und damit unglaubwürdig.
Und immer noch
wird der Bösewicht Rolleston samt seinem „Beißerchen“, der
grauen Lady, gejagt. Interessant an diesem Plot ist, das parallel im
Cyberspace der Kampf zwischen „Gott“, einer von Jakob und seinen
Freunden geschaffenen künstlichen Intelligenz, und Demiurg, einerr
negativen Abspaltung davon, ausgefochten wird.
Die Alienrasse, im
Veteran noch der vermeintliche Feind, spielt hier nur noch eine
untergeordnete Rolle. Aber auch so zieht sich das Gemetzel über 850
Seiten hin, bis der geneigte Leser nach dem Showdown das Buch zur
Seite legen darf.
Ich würde mal
sagen, der Roman ist kurzweilig und vom Plot her interessant. Aber
weniger Gemetzel und 50% Seitenumfang hätten der Story auch nicht
geschadet.
Andreas Brandhorst: Der letzte
Regent
Endlich wieder
eine Space Opera von Brandhorst. Fantasy meets Science Fiction, für
Quereinsteiger aus dem Fantasy-Bereich ein guter Start in die bunte
Welt der Science Fiction.
Worum geht’s?
Das Endurium ist
das Bündnis (fast) aller Menschenweltenm und liegt seit über 2000
Jahren in einem ständigen Konflikt mit den Ayunn, einer
Alienspezies. Führer der Menschen ist der Regent, der, wie die
gesamte Führungsschicht der menschen auch, ein Morti ist.
Morti meint einen
lebenden Toten, einen Zombie also, der in der „stillen Stadt“ auf
der guten alten Erde in diesen halbtoten Zustand versetzt wird. Ziel
eines jeden Vivi, also lebenden Menschen, ist es, in der stillen
Stadt zum Morti „befördert“ zu werden.
Das gilt auch für
den Held des Romans namens Xavius, der als Chronist des Regenten
dessen Ermordung miterleben muß und die Täter in den Splitterwelten
stellen soll. Die Täter sind menschliche Rebellen, die den ewigen
Krieg und die Herrschaft der Morti beenden wollen.
Sehr schön
arbeitet hier Brandhorst die gespaltene Persönlichkeit von Xavius
heraus, der in Wirklichkeit unter Einfluss einer Clique steht, die im
Endurium im Hintergrund die Fäden zieht. So nach und nach verwischen
die Unterschiede zwischen gut und böse, so dass am Ende die anfangs
als Aggressoren geschilderten Ayunn die eigentlich Unschuldigen an
diesem Konflikt sind.
Das Ende ist dann
vielleicht etwas zu schnell gelöst, aber auf alle Fälle stimmig und
glaubwürdig. Brandhorst hat mit diesem epischen Werk wieder mal
unter Beweis gestellt, das er den Vergleich mit amerikanischen oder
britischen Autoren nicht zu scheuen braucht.
So macht Science
Fiction Spaß.
Greg Bear: Die Stadt am Ende der
Zeit
Der Altmeister
meldet sich zu Wort. Laut Buchdeckel das Meistewrwerk von Greg Bear.
Dem kann ich mich
nicht anschließen, dazu ist mir der gesamte Plot zu mystisch,
erinnert phasenweise gar an Harry Potter.
Bis zum Schluß
wird nicht klar, wer oder was der Nachtfalter oder die Kristallgräfin
sind. Der Terminus, der Typhon …. alles unklar.
Immerhin scheint
der Typhon die Realität und damit die gesamte Geschichte – auch
die Vergangenheit – zu zerstören.
Einerseits spielt
die Handlung im heutigen Seattle, andererseits in der Kalpa, der
letzten Stadt in der eingeengten Realität am Ende aller Zeiten, die
vom Chaos umgeben ist. Die Protagonisten quälen sich über 860
Seiten auf ein gemeinsames Finale im letzten Fleckchen der
übriggebliebenen Realität, wo der Begriff „Zeit“ keine
Bedeutung mehr hat. Es geht hier auch nicht um die Rettung der
Menschheit, sondern um die Rettung der Geschichte. Das heißt hier,
das Jahrmillionen von Leben und Sterben von Lebewesen auch
tatsächlich passiert ist.
Verstehst Du
nicht? Ich weiß auch nicht, wie man es besser erklären kann. Lies
das Buch also selbst. Quäl Dich durch dieses sperrige Werk;
Vielleicht ist die zugegebenerweise hohe literarische Qualität genau
Dein Ding.
Ich brauchte sehr
lange für dieses Buch und habe das Lesen nicht bereut. Jedoch hat
mich im Nachhinein die Mystik genervt. Dies wird wohl dazu führen,
das ich mir in Zukunft zweimal überlege, ob ich mir Greg Bear
nochmal reinziehe. Diese verkappte Religiösität ist überhaupt
nicht mein Ding.
Kim Stanley Robinson: 2312
Mann, ist der
dick, Mann. Aber im Unterschied zu Bear schreibt Robinson einfach
strukturiert, noch nicht einmal mehrere Handlungsstränge. Dafür
wechselt er öfters mal die Sichtweise; Das heißt, das die Story
immer mal wieder aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird.
Ist mir bisher
noch bei keinem anderen Autor aufgefallen, was für Robinson spricht.
Und auch ansonsten eine Erholung. Nicht so überanspruchsvoll. Niveau
reicht halt hin, es muß nicht immer die höchste Intellektstufe
sein.
Worum geht’s?
Die Wissenschaftlerin und Politikerin Alex stirbt unerwartet auf dem
Merkur, ihrem Heimatplaneten. Ein Attentat ist nicht auszuschließen
und so macht sich ihre Enkelin Swan er Hong auf die Reise durchs
Sonnensystem.
Wunderschön
beschrieben ist schon am Anfang die auf Schienen fahrende Stadt
Terminator auf Merkur, die immer kurz vor dem Sonnenaufgang bleiben
muß, weil bei Tageslicht und 3000 Grad Celsius hält kein
Schutzsystem auf Sicht durch.
Es sind die
Kleinigkeiten, die an diesem Roman funktionieren: Die
unterschiedlichsten Umweltbedingungen auf den besiedelten Planeten
unseres Sonnensystems nebst den daran angepaßten Menschen.
Swan wird während
des Romans mit einigen von den Typen Sex haben. Obwohl knapp über
100 Jahre alt, gebärdet sie sich immer noch wie ein junges Mädchen.
Ich bin gespannt, wie die Handlung sich entwickelt.
Denn noch bin ich
auf Seite 120 von über 600 Seiten und noch ganz gespannt, wohin die
Reise Swan noch führen wird. Die Kritiken waren nicht so dolle, aber
ich bin frohen Mutes, das sich das Lesen dieses Wälzers lohnt.
Die Welt im Jahre
2312 an sich wird von Robinson so anschaulich und spannend
beschrieben, das dies allein schon das Lesen lohnt. Also aufi geht’s!
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