Freitag, 1. November 2013

Uncle Fester: grad gelesen November 2013

Gavin Smith: Krieg im Himmel
Der Nachfolger vom „Der Veteran.“ Oder: Jakob Douglas ist wieder da und läßt es ordentlich krachen. Steve Austin, Bruce Willis oder auch „the Rock“ lassen grüßen.
Vor über eineinhalb Jahren habe ich Veteran gelesen; vielleicht fiel mir deshalb der Einstieg in den Folge- und wahrscheinlich Abschlußband so schwer. Könnte aber auch daran liegen, das die Action sofort startet und der Autor zeitliche Lücken mit Rückblenden füllt.
Dies mag im Film ein probates Stilmittel sein – für Romane mit Umfängen von über 800 Seiten kann dies tödlich sein, wenn erst nach 100 Seiten Zusammenhänge begreifbar sind.
Jakob und sein Kumpel Mudge sind auf der Erde ballernd unterwegs. Der Heide, Rannu und Morag, Freundin von Jakob und Schnittstelle zu Gott (!!), unterstützen tatkräftig. Faszinierend, wie spielerisch leicht die aufgerüsteten Gegner zu Hunderten weggepustet werden, ohne das die „Guten“ wesentlichen Schaden nehmen. Das erinnert an die Schlachtszenen aus „Herr der Ringe.“
Halt total übertrieben und damit unglaubwürdig.
Und immer noch wird der Bösewicht Rolleston samt seinem „Beißerchen“, der grauen Lady, gejagt. Interessant an diesem Plot ist, das parallel im Cyberspace der Kampf zwischen „Gott“, einer von Jakob und seinen Freunden geschaffenen künstlichen Intelligenz, und Demiurg, einerr negativen Abspaltung davon, ausgefochten wird.
Die Alienrasse, im Veteran noch der vermeintliche Feind, spielt hier nur noch eine untergeordnete Rolle. Aber auch so zieht sich das Gemetzel über 850 Seiten hin, bis der geneigte Leser nach dem Showdown das Buch zur Seite legen darf.
Ich würde mal sagen, der Roman ist kurzweilig und vom Plot her interessant. Aber weniger Gemetzel und 50% Seitenumfang hätten der Story auch nicht geschadet.

Andreas Brandhorst: Der letzte Regent
Endlich wieder eine Space Opera von Brandhorst. Fantasy meets Science Fiction, für Quereinsteiger aus dem Fantasy-Bereich ein guter Start in die bunte Welt der Science Fiction.
Worum geht’s?
Das Endurium ist das Bündnis (fast) aller Menschenweltenm und liegt seit über 2000 Jahren in einem ständigen Konflikt mit den Ayunn, einer Alienspezies. Führer der Menschen ist der Regent, der, wie die gesamte Führungsschicht der menschen auch, ein Morti ist.
Morti meint einen lebenden Toten, einen Zombie also, der in der „stillen Stadt“ auf der guten alten Erde in diesen halbtoten Zustand versetzt wird. Ziel eines jeden Vivi, also lebenden Menschen, ist es, in der stillen Stadt zum Morti „befördert“ zu werden.
Das gilt auch für den Held des Romans namens Xavius, der als Chronist des Regenten dessen Ermordung miterleben muß und die Täter in den Splitterwelten stellen soll. Die Täter sind menschliche Rebellen, die den ewigen Krieg und die Herrschaft der Morti beenden wollen.
Sehr schön arbeitet hier Brandhorst die gespaltene Persönlichkeit von Xavius heraus, der in Wirklichkeit unter Einfluss einer Clique steht, die im Endurium im Hintergrund die Fäden zieht. So nach und nach verwischen die Unterschiede zwischen gut und böse, so dass am Ende die anfangs als Aggressoren geschilderten Ayunn die eigentlich Unschuldigen an diesem Konflikt sind.
Das Ende ist dann vielleicht etwas zu schnell gelöst, aber auf alle Fälle stimmig und glaubwürdig. Brandhorst hat mit diesem epischen Werk wieder mal unter Beweis gestellt, das er den Vergleich mit amerikanischen oder britischen Autoren nicht zu scheuen braucht.
So macht Science Fiction Spaß.
              

Greg Bear: Die Stadt am Ende der Zeit
Der Altmeister meldet sich zu Wort. Laut Buchdeckel das Meistewrwerk von Greg Bear.
Dem kann ich mich nicht anschließen, dazu ist mir der gesamte Plot zu mystisch, erinnert phasenweise gar an Harry Potter.
Bis zum Schluß wird nicht klar, wer oder was der Nachtfalter oder die Kristallgräfin sind. Der Terminus, der Typhon …. alles unklar.
Immerhin scheint der Typhon die Realität und damit die gesamte Geschichte – auch die Vergangenheit – zu zerstören.
Einerseits spielt die Handlung im heutigen Seattle, andererseits in der Kalpa, der letzten Stadt in der eingeengten Realität am Ende aller Zeiten, die vom Chaos umgeben ist. Die Protagonisten quälen sich über 860 Seiten auf ein gemeinsames Finale im letzten Fleckchen der übriggebliebenen Realität, wo der Begriff „Zeit“ keine Bedeutung mehr hat. Es geht hier auch nicht um die Rettung der Menschheit, sondern um die Rettung der Geschichte. Das heißt hier, das Jahrmillionen von Leben und Sterben von Lebewesen auch tatsächlich passiert ist.
Verstehst Du nicht? Ich weiß auch nicht, wie man es besser erklären kann. Lies das Buch also selbst. Quäl Dich durch dieses sperrige Werk; Vielleicht ist die zugegebenerweise hohe literarische Qualität genau Dein Ding.
Ich brauchte sehr lange für dieses Buch und habe das Lesen nicht bereut. Jedoch hat mich im Nachhinein die Mystik genervt. Dies wird wohl dazu führen, das ich mir in Zukunft zweimal überlege, ob ich mir Greg Bear nochmal reinziehe. Diese verkappte Religiösität ist überhaupt nicht mein Ding.

Kim Stanley Robinson: 2312
Mann, ist der dick, Mann. Aber im Unterschied zu Bear schreibt Robinson einfach strukturiert, noch nicht einmal mehrere Handlungsstränge. Dafür wechselt er öfters mal die Sichtweise; Das heißt, das die Story immer mal wieder aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird.
Ist mir bisher noch bei keinem anderen Autor aufgefallen, was für Robinson spricht. Und auch ansonsten eine Erholung. Nicht so überanspruchsvoll. Niveau reicht halt hin, es muß nicht immer die höchste Intellektstufe sein.
Worum geht’s? Die Wissenschaftlerin und Politikerin Alex stirbt unerwartet auf dem Merkur, ihrem Heimatplaneten. Ein Attentat ist nicht auszuschließen und so macht sich ihre Enkelin Swan er Hong auf die Reise durchs Sonnensystem.
Wunderschön beschrieben ist schon am Anfang die auf Schienen fahrende Stadt Terminator auf Merkur, die immer kurz vor dem Sonnenaufgang bleiben muß, weil bei Tageslicht und 3000 Grad Celsius hält kein Schutzsystem auf Sicht durch.
Es sind die Kleinigkeiten, die an diesem Roman funktionieren: Die unterschiedlichsten Umweltbedingungen auf den besiedelten Planeten unseres Sonnensystems nebst den daran angepaßten Menschen.
Swan wird während des Romans mit einigen von den Typen Sex haben. Obwohl knapp über 100 Jahre alt, gebärdet sie sich immer noch wie ein junges Mädchen. Ich bin gespannt, wie die Handlung sich entwickelt.
Denn noch bin ich auf Seite 120 von über 600 Seiten und noch ganz gespannt, wohin die Reise Swan noch führen wird. Die Kritiken waren nicht so dolle, aber ich bin frohen Mutes, das sich das Lesen dieses Wälzers lohnt.
Die Welt im Jahre 2312 an sich wird von Robinson so anschaulich und spannend beschrieben, das dies allein schon das Lesen lohnt. Also aufi geht’s!

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