Mitte September / Anfang Oktober
erhielt ich von Pocke eine email oder whatsapp Nachricht. Der Inhalt:
„13. November Bluesgarage Del Lords Pflichtprogramm.“
Um es gleich vorwegzunehmen – so
isses und so war das Konzert auch. Mehr bräuchte man eigentlich zum
vergangenen Mittwoch nicht zu sagen. Eigentlich.Und eigentlich brauchte ich bei der knappen Nachricht auch nicht großartig überlegen, um mir die Band anzusehen, die in den 80ern angetreten war, um die darniederliegende Livemusic Szene in Manhattan wiederzubeleben. Obwohl ich früher lediglich eine LP der Del Lords hatte (Based on a true Story) und mich nur noch an das phantastische Stück „Crawl in Bed“ erinnern konnte, sagte ich ohne zu überlegen zu.
Und ich informierte mich in den darauf folgenden Wochen eingehend über die Del Lords. Es gab insgesamt 4 Studioalben von 1984 bis 1990; beim Reinhören in die Scheiben mußte ich dann feststellen, das mir seinerzeit 3 gute Produktionen entgangen waren – „Based on a true Story“ hatte ich ja immerhin.
Da die Del Lords dieses Jahr im Sommer
mit „Elvis Club“ nach 23 Jahren (!) eine CD mit neuem
Songmaterial herausgebracht hatten, mußte ich in die Scheibe aus
naheliegenden Gründen erst recht reinhören. Und gucke mal guck, das
Material ist wieder hervorragend. Als wären die Del Lords nie weg
gewesen. Das lief also auf einen unterhaltsamen Abend hinaus, zumal
wir erst letztens Stacie Collins in der Bluesgarage bewundern
durften.
Diesmal war ich dran mit fahren, was
meine Vorfreude aber nicht trüben konnte. Außer Pocke und mir
wollte keiner mit. Zugegebenermaßen ist Mittwoch nicht gerade ein
idealer Termin, schließlich sind wir auch nicht mehr die Jüngsten.
Weiter rumgefragt hatten wir auch nicht; Wäre sicherlich auch
zwecklos gewesen. Zumal außer Pocke und mir kaum einem aus unserem
Bekanntenkreis die wahre Bedeutung dieser Band bekannt sein dürfte.
Mir selbst war es ja auch in den 80ern schon durchgerutscht.So fuhren wir denn gemütlich rüber nach Isernhagen und wunderten uns vor der Halle der Bluesgarage. Denn davor standen kaum Autos, der Zuspruch schien eher mau zu sein. Drinnen erst mal ne Runde Hasseröder am Stehtisch vorm Merchandisingstand. War frei, kein Problem. Das übliche Gedrängel hielt sich in Grenzen.
Als Henry dann die Band und gleichzeitig einen familiären Abend ankündigte, ging es endlich los. Erlesen ist die Besetzung der Band, ohne Frage.
Scott Kempner war schon in den 70ern bei den Dictators von Anfang an dabei, ebenso bei den diversen Reunions. Eric „Roscoe“ Ambel war Gründungsmitglied von Joan Jett & the Blackhearts, sowie u.a. bei Steve Earle und mit Dan Baird bei den Yayhoos unterwegs. Drummer Frank Funaro wirbelte schon erfolgreich bei Cracker. Der neu hinzugekommene Bassist Michael DuClos war da auch schon aktiv.
Ein schweinegeiles Konzert folgte. Dies sahen nicht nur Pocke und ich so. Auch die anderen 28 Zuschauer waren begeistert. Es ist der Band hoch anzurechnen, das sie trotz der deprimierenden Kulisse eine engagierte Performance hinlegte.
Ambel glänzte beim Neil Young Cover mit dem dazugehörigen Gitarrengeschraule. Auch Kempner hackte in die Wanne, was das Zeug hielt. Die Hommage an Onkel Lou mit „Waiting for my Man“ klang im Sound der Del Lords gleich viel sauberer als das Original. Gleiches gilt für „Stand by me“. Ein Dictators Cover war ja zu erwarten. Schlagzeugsolo, knackiger Bass, alles da. Alles gut.
und los gehts |
Nach ner knappen Stunde verabschiedete sich die Band und ging ins Publikum, um sich bei jedem persönlich für sein Erscheinen zu bedanken. Das hatte ich auch noch nicht erlebt.
Da die Kulisse so spärlich war, hielten sich die Zugabeschreie in Grenzen. Das Konzert war halt wirklich sehr familiär durch die maue Kulisse. Ich bin ja auch von Natur aus eher schüchtern.
Aber da Scott Kempner meinte, dass sie sowieso grad nichts anderes zu tun hätten, gab es noch 2 Zugaben mit 5 Songs und damit nochmal ne gute halbe Stunde Urban Roots Rock vom Feinsten.
2 CDs mit Outtakes und Demos habe ich mir dann am Merchandisingstand noch gegönnt – mach ich sonst nie. Auch Pocke wurde fündig, genau wie 10 oder 15 andere Zuhörer auch. Eric Ambel hat dann auch alle CDs gleich signiert. Das ist Nähe zum Publikum, vielleicht aber auch den Umständen geschuldet.
Die Del Lords wußten zu überzeugen. Präzise Gitarrenarbeit, hervorragende eigene Songs. Am Abend vorher waren die Quireboys da. Auch gut, hab ich vor 2-3 Jahren gesehen. Da war es sicher voll. Ich denke, allen Quireboys Zuschauern hätten diese Jungs aus der Bronx auch gut gefallen. Pech gehabt, Leute.
„Crawl in Bed“ haben sie übrigens nicht gespielt. Dann halt nächstes Jahr. Vor vollem Haus, hoffich.
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