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Auf dem Rückweg nach Braunschweig durften wir nochmals die leicht verschneiten Wiesen und Felder am Wegesrand genießen. Von Minute zu Minute hellte sich unsere Stimmung auf; wir lachten und scherzten, weil wir die Woche trotz des Malheurs mit dem Auto kurz zuvor so gut überstanden hatten.
Doch bevor wir zu Hause eintrudelten, mussten wir zunächst an einem DM anbremsen. Für das Spiel unserer Eintracht am Nachmittag benötigten wir unbedingt noch Sauerkrautsaft. Dazu kauften wir noch Gemüse- und Karottensaft für die weitere Fastenwoche zu Hause ein. Als Ersatz für die Excelsiorsuppe wählten wir eine hefefreie Gemüsebrühe (Pulver). Dies kommt der Brühe im Vitalium wohl am Nächsten.
Dann waren wir endlich durch und zurück in Lehndorf. Wir schlossen unsere Wohnungstür auf und standen auch gleich unseren Katzen gegenüber, die sich tierisch auf uns gefreut haben mussten, denn bei früheren Reisen hatten sie zumeist die Neigung verspürt, sich rar zu machen und uns mit Nichtbeachtung zu bestrafen.
Vor Freude füllten wir als erstes ihre Fressnäpfe. Die Katzen hatten uns wirklich gut dressiert, das konnten wir neidlos anerkennen. Erst danach packten wir unsere Koffer aus. Dies sollte man übrigens immer möglichst schnell nach der Ankunft Zuhause erledigen, weil der ganze Mist sonst noch zwei Wochen lang in der Bude herumliegt. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich da spreche.
Mittlerweile hatte die Uhr bereits 14.00 Uhr geschlagen und der Abstiegskampf auf Magenta Sport konnte beginnen. Eintracht zu Gast bei Fortuna Köln; Not gegen Elend sozusagen. In der Vorwoche hatte Eintracht noch sein Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden verloren und stand an diesem Tag unter großem Druck, weil der Abstand aufs rettende Ufer vier Punkte betrug und die Fortuna in der Tabelle auch kaum besser stand.
Pocke und Patti waren zum Spiel pünktlich eingetroffen. Pocke hatte wohl noch altes Brot gefunden gehabt, dass er auch sogleich auf den Tisch legte. Kein Bier, kein Schnaps. Wasser, Tee oder Brause waren angesagt. Und während wir die vergangene Woche noch einmal Revue passieren ließen, plätscherte das Spiel im Hintergrund so vor sich hin.
Man könnte aber auch sagen, dass dieses Spiel ein ganz schwaches Niveau aufwies. Das Abstiegsgespenst war anwesend und begleitete die Akteure auf Schritt und Tritt. Wie gelähmt schlichen die Spieler in der ersten Halbzeit über den Platz. Nach dem Wechsel konnte es eigentlich nur besser werden.
Zuvor musste ich bei Pocke allerdings noch mein Versprechen einlösen. Pocke hatte sein Brot ja von zu Hause mitgebracht, den Rest hatte ich da. So kamen Pocke, aber auch Patti, in den Genuss eines von mir geschmierten Brotes.
Als ich das Messer in den Napf mit den Gänseschmalz stieß und eine ordentliche Portion auf den Brotscheiben verteilte, stieg mir der unwiderstehliche Duft des Schmalzes in die Nase. Diesen Duft genoss ich, wurde aber nicht schwach und versagte mir einen kleinen Hieb. Selbst das Messer hatte ich nicht abgeleckt, denn ich war ja immer noch am Fasten.
Jetzt, wo ich dies ein Jahr später frühmorgens vor der Arbeit niederschreibe, bin ich um so stärker davon überzeugt, dass es leichter ist, auf etwas komplett zu verzichten als sich das ersehnte „Glück“ einzuteilen, um es nicht eskalieren zu lassen. Dies gilt sowohl fürs Rauchen, Alkohol und Süßigkeiten als auch für Gänseschmalz.
Innerlich glücklich, dass ich nicht kämpfen musste, um dass Gänseschmalz zu verschmähen, verteilte ich das Schmalz gleichmäßig auf die Brotscheiben. Den Harzer Käse - gut durchgereift, sonst schmeckt er nicht - schnitt ich in kleine Scheiben und deckte damit das Schmalz auf den Broten vollständig zu. Salz und Pfeffer streute ich großzügig hinterher, ehe ich als besonderes Topping noch Kümmel über diese Kunstwerke verteilte. Krönender Abschluss war natürlich Senf, den ich oben drauf verschmierte.
Pocke aß sein Brot mit Genuss und dann auch noch den Rest von Patti, die erneut keinen großen Hunger verspürte. Und weder meine Löwin noch ich fingen an zu zittern, weil wir nichts davon abbekamen. Wir hatten eine Woche geschafft und wollten jetzt auch noch eine zweite Woche überstehen.
Als wir schon zu schlaff zum Erzählen waren und eigentlich nur noch stumpf auf den Bildschirm stierten, schoss Köln in der 66. Minute den zu diesem Zeitpunkt verdienten Führungstreffer. Erwartungsvoll goss ich den Sauerkrautsaft in die Schnapsgläser, dann schluckten wir den Inhalt mit Todesverachtung hinunter. Für Pocke und mich war das ein willkommenes und neues Geschmackserlebnis, da sind wir ja sturmerprobt. Unseren Frauen dagegen schmeckte es nicht so gut.
Der Ausgleich für Eintracht fiel eine Minute später, da war ich gerade noch mit dem Einschenken des ersten Drinks beschäftigt. Ergo gab es das doppelte Vergnügen; für Pocke und mich schmeckte das nach mehr. Und die Eintracht tat uns auch gleich den Gefallen. Weitere zwei Minuten später schoss Menz Eintracht per Freistoß in Führung.
Das ging ja ganz schön fix; da mussten Pocke und ich uns schon sputen, um da mitzuhalten. Für Patti stellte dies auch kein Problem dar, lediglich meine Löwin war beim 3. Drink nicht mehr anwesend. Sie befand sich zu dem Zeitpunkt bereits auf der Toilette. Ebenso bei der Entscheidung zum 3:1 kurz vor Schluss.
Für Eintracht war dies die Wende im Abstiegskampf gewesen und wir hatten noch einmal einen schönen Nachmittag zum Abschluss unserer gemeinsamen Fastenwoche. Nach dem Spiel verabschiedeten sich Patti und Pocke und auch wir starteten ins Wochenende. Meine Löwin und ich mussten am Montag wieder ran auf der Arbeit.
In der Arbeitswoche hatten wir das Fasten dann gut durchgehalten. Morgens startete ich auf der Arbeit mit einem halben Liter Karottensaft, um bis Mittag auszuharren. Da war dann Gemüsesaft angesagt.
Abends Bittersalz und eine Brühe, dazu lang Wasser und Kräutertees. Ab und an ne Orangenschnitze... Voila, wir hielten es bis zum nächsten Wochenende durch. Und am Sonntag dann, nach insgesamt 15 Tagen des Heilfastens, starteten meine Löwin und ich langsam mit Haferbrei am Morgen in die „normale“ Ernährung.
Auswärtssieg! |
Wahrscheinlich waren meine Löwin und ich einfach noch euphorisiert gewesen, weil wir eine Woche ohne Essen und besonders die gewohnten Leckereien ausgekommen waren. Deshalb konnten wir in der zweiten Woche, zu Haus und selbst auf der Arbeit, das Fasten gut durchhalten. Es war dann aber auch schön, als es dem Ende entgegenging.
Abschließend möchte ich festhalten, dass mir diese insgesamt 2 Wochen (auch wenn ich über die zweite Woche zu Hause wenig berichten konnte) Auftrieb gegeben haben. Meine Ernährung hat sich seitdem stark verändert.
Am auffälligsten ist hierbei, dass mir nach dem Fasten Schafskäse gut mundete. Den hatte ich zuvor immer verschmäht. Und wenn ich bei meinem Lieblingsgriechen (eigentlich ein Türke) eine Hähnchengyros Schale ohne Pommes bestelle, ist der Salat immer als erstes weg. Überhaupt habe ich seit dem Vitalium mehr Bock auf Salat oder Gemüse als auf Wurst oder Fleisch.
Beim letzten Wiegen vor dem „Ausfasten“ zeigte die Waage sensationelle 100,0 kg an. Leider erreichte ich später im Jahr doch noch mein altes Kampfgewicht von 109 kg, weshalb ich im November / Dezember noch eine Fastenwoche einlegen musste. So Peu a Peu war das Gewicht wieder nach oben geklettert.
Und das lag sicherlich hauptsächlich am Alkohol. Wenn ich einen im Tee hatte und mich in Feierlaune befand, waren die schnellen Kohlenhydrate in Form von Nüssen, aber auch Schokolade, nicht weit. Wenn ich also konsequent mein Gewicht niedrig halten möchte, werde ich wohl auf Alkohol komplett verzichten müssen.
Doch dazu bin ich noch nicht bereit. Ich habe das Saufen zwar hier und da weiter eingeschränkt, aber ganz komme ich nicht davon los. Wenn es mit den Kilos wieder eng wird, wird halt wieder gefastet. Das wäre wohl Anfang März der Fall, sage ich heute am 18. Februar.
Wenn also dieser letzte Teil von der Story über die Fastenwoche endlich auf meinem Blog steht, dann habe ich wohl gerade wieder eine Fastenwoche hinter mir. Mit dem Vitalium haben wir es heuer doch nicht hin bekommen. Meine Löwin wartet noch auf ihre Kur und ich kam zugegebenermaßen zu dem Schluss, dass ein weiterer Aufenthalt im Vitalium ein Jahr später nicht so gut sein kann wie beim ersten Mal.
Es muss auch so gehen. Und ich möchte mir die schöne Erinnerung an die tolle Woche im Vitalium Bad Lauterberg im Februar 2019 nicht versauen.
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