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Etwas ist faul im Staate Dänemark. Dieser Ausdruck aus Shakespeare`s Hamlet passt natürlich auch zum Staate Deutschland, aber um Staaten geht es ja heute immer weniger. Mehr um Wirtschaftsräume, oder besser Märkte.
Trotzdem hat der Begriff „Staat“ immer noch so seine Bedeutung, weil wir den Staat Deutschland bzw. das Gebiet desselben nach wie vor als Markt begreifen. Dank gefallener Zollschranken aufgrund der EU ist dies kein geschlossener Markt mehr. Diese Volkswirtschaft ist ein freier Markt, auf dem sich auch gern ausländische Investoren wie Firmen tummeln.
Dies macht leider auch Überlegungen zur gerechteren Verteilung der Gewinne aus der Wirtschaftsleistung schwierig, aber Contramann versucht es trotzdem. Aus dem Bauch heraus – so will ich dieses Special gestalten. Ohne größere Nachforschungen, keine oder wenig Zahlen.
Ich will nur etwas rumphilosophieren. Ich lege keinen gesteigerten Wert auf die objektive Richtigkeit meiner Denkansätze, da eine genaue Auslotung bis ins kleinste Detail eh nicht möglich ist. Außerdem verzettelt man sich dabei sehr schnell, was hier kontraproduktiv wäre. Manchmal sieht man aus der Ferne eben mehr.
Wo fang ich denn nun an?
Am Besten drehen wir die Uhr ca. 25 Jahre zurück. Gerade in Deutschland existierten seinerzeit die zwei auf dieser Welt vorherrschenden Wirtschaftssysteme parallel. Im Westen hatten wir die freiheitlich demokratische Grundordnung mit der freien und sozialen Marktwirtschaft. Demgegenüber stand im Osten der real existierende Sozialismus.
Vereinfacht und vom ideologischen Gesäusel befreit, könnte man auch vom Kapitalismus und sozialistischer Staatswirtschaft sprechen. Und gerade vor 25 Jahren brachen die sozialistischen Staatswirtschaften des Ostblocks zusammen.
Das kapitalistische Wirtschaftssystem stellte sich als stärker heraus und verdrängt seitdem nach und nach eventuell noch bestehende Reste sozialistischer Macht- und Marktstrukturen der ehemals sozialistischen oder kommunistischen Staaten. Die DDR wurde gar innerhalb kürzester Zeit aufgelöst und in die Bundesrepublik integriert. Quasi über Nacht wurde den „Zonis“ die westdeutsche Wirtschaftsordnung übergestülpt, ohne dass irgendjemand für die Übergangsphase Sicherungsgarantien der bisherigen Wirtschaftsstrukturen abgeben wollte, um Firmen wie Menschen im Osten Deutschlands einen sanften Start in der „freien Marktwirtschaft“ zu ermöglichen.
Das hatten „wir“ doch 48/49 auch nicht, oder?
Gut, Oskar Lafontaine als Spitzenkandidat der SPD im Bundestagswahlkampf 1990 hatte dies proklamiert, aber gerade im Osten ist er ja eingebrochen. Ich weiß noch, dass er die Wahl gewonnen hätte, wenn nur im Gebiet der bisherigen Bundesrepublik gewählt worden wäre.
Aber die „Ostler“ wollten ja die blühenden Landschaften“ eines Helmut Kohl und bekamen sie dann auch. Was westdeutsche wie westeuropäische Konzerne beim Ausverkauf der ehemaligen DDR Staatsbetriebe über die Treuhand nicht verwerten konnten, wurde halt anders verwurstet. Im Zweifelsfall stillgelegt.
Blitzschnell wurde der Osten angeglichen. In den Supermärkten gab es endlich die lang ersehnten Westprodukte, wenn auch zu Westpreisen. Das führte für viele Bürger der ehemaligen DDR zu einem Problem: Vor der Wende konnten sie keine Südfrüchte kaufen, weil es keine gab. Nach der Wende hatten sie keine Jobs und damit kein Geld dafür.
Dies Beispiel ist zugegebenermaßen arg übertrieben, aber für viele Bürger der ehemaligen DDR brachte die Wiedervereinigung und die Übernahme des kapitalistischen Wirtschaftssystems nicht den erhofften und von Kohl versprochenen Wohlstand.
Es mag ja sein, dass ein Leben als Hartz IV Empfänger qualitativ immer noch besser ist, als im Kombinat oder einer LPG die Zeit totzuschlagen und abends im zugigen Plattenbau am Broiler zu knabbern. Man hat ja die Chance, aus seinem Leben was zu machen. Sich einen Job zu ziehen. Eine eigene Firma zu gründen oder noch was Anderes.
Dies ist allerdings für die meisten Menschen – auch die im Westen – eher illusorisch. Die Realität holt die Träumer da schnell ein. Und schließlich wird heuer, 25 Jahre später, die Luft immer enger.
Denn die „freie und soziale Marktwirtschaft“ verliert von Jahr zu Jahr mehr von ihrem sozialen Antlitz, da das ehemalige Pendant der sozialistischen Staatswirtschaft nicht mehr existiert. Und da stellt sich dann für Contramann schon die große Frage, ob der mehr oder weniger ungezügelte Kapitalismus, wie er sich im 21. Jahrhundert präsentiert, wirklich der Weisheit letzter Schluß ist.
Dieses Wirtschaftssystem ist nicht geeignet und natürlich auch nicht gemacht, um allen Menschen eine Teilhabe an den Segnungen des modernen Lifestyles zu ermöglichen oder auch ein ansprechendes Auskommen zu sichern.
Diesem Wirtschaftssystem fehlt ein übergeordneter Machtfaktor, der für die Benachteiligten am Markt soziale Härten abmildert. Der Staat verliert im Spiel der Kräfte auf diesem Markt mehr und mehr an Boden und wird, wenn die Entwicklung so weitergeht und nicht gestoppt wird, selbst privatisiert.
Gefragt ist also wieder der Sozialismus, wenn auch nicht klassischer Prägung.
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