Es ist Herbst und die Konzertsaison beginnt. Schon seit zwei bis drei Monaten hatte ich auf das Konzert am letzten Wochenende gegiert. Tja, was soll ich sagen: Wir waren da, bei Ohrenfeindt im Musikzentrum Hannover.
Ich hatte hier bereits letztes Jahr über Ohrenfeindt berichten können; die seit einem Monat erschienene sechste Scheibe „Motor an“ ist in der Breite noch besser als sein Vorgänger, obwohl ein Hammersong wie „Auf die Fresse ist umsonst“ fehlt.
Pocke brauchte ich nicht überreden – er hatte Ohrenfeindt schon mal gesehen. Der Lange kannte „auf die Fresse...“ und hatte daher Interesse geäußert. Wegen des Events alleine kam er natürlich mit und wurde dann ja auch nicht enttäuscht. Tesla hingegen hatte keine Lust, sich eine „AC DC Coverband“ anzuschauen und wäre lieber zu „Y & T“ am gleichen Tag in der Bluesgarage gefahren.
Zu Teslas Ehrenrettung muss ich natürlich erwähnen, das er Ohrenfeindt gar nicht kannte und wohl nur auf You Tube ein bis zwei Videos gesehen hatte. Außerdem kam er grade aus dem Urlaub und war noch schlaff. Schade, denn wenn er mitgekommen wäre, hätte er seinen Irrtum selber gemerkt und einen rockigen Abend gehabt.
So fuhren wir zu dritt mit mir als Fahrer (bin halt auch mal dran), trafen im Musikzentrum aber noch einen Kollegen von Pocke. Die Vorgruppe hatte einen guten Sound, spielte aber gefühlt immer denselben Song und langweilte deshalb mit ihrem old fashioned Punk. Doch endlich, endlich war es dann soweit.
Der „deutsche Dusty Hill“ betrat die Bühne mit seinen Mitstreitern und legte sofort richtig los mit hohem Tempo. Und je länger das zweistündige Roggenrohl Gewitter über uns hinweg donnerte, desto begeisterter zeigte sich der Lange von Keule, dem neuen Gitarristen. Denn auch in den langsamen Passagen zeigte sich dieser höchst souverän und zeigte eindeutig, das man Ohrenfeindt nicht einfach auf „AC DC Sound“ reduzieren kann.
Dass auch Rose Tattoo und ZZ Top einem als Vergleich einfallen, ist zwar richtig. Richtig ist auch, das das eine oder andere Riff mir arg bekannt vorkam. Aber ich sag nur dazu: Scheiß drauf, aber aktuellere Bands wie Airbourne bringen eben nicht so viel Kraft auf die Bretter. Schließlich wusste der Lange als ausgewiesener Metal Experte Elemente von UFO bis Nazareth und mehr zu erkennen. Überhaupt ist die Songqualität herausragend; und wenn man wie Chris Laut eingängige Songs schreiben will und dazu noch das Ganze mit einer Drei Mann Combo schnörkellos umsetzen möchte, dann kann man das Rad nicht neu erfinden. Ist halt so.
Überhaupt Chris Laut: Gepflegtes Bassspiel zu seinem kehligen Gesang – Chris war eindeutig Herr im Ring, auch als er während eines längeren Gitarrensolos mit seinem Bass durch das Publikum wanderte. Dass bei dieser Reibeisenstimme die komplett deutschen Texte schwer verständlich waren, mag für einige Honks ein Kritikpunkt sein.
Bei Lemmy oder irgendwelchen Trash Metallern meckert ja auch keiner, weil man den Text nicht verstehen kann. Im Vergleich dazu ist Chris`s Gesang so verständlich wie Heintje. Schlagzeuger Andi trieb die Band ordentlich an und kam bis auf zwei, drei Momente immer auf den Punkt. Die Mädels im Publikum zeigten sich von seinem modelmässigen Körper (oben nackig) schwer begeistert.
Meinereiner war vor allem von den älteren Songs überrascht; In den letzten Tagen habe ich deshalb nochmal in die alten Scheiben reingehört. Summasummarum ein denkwürdiges Konzert, und das, obwohl ich fahren musste.
Verlinkt habe ich eine Akustikaufnahme, da erkennt man gute Songs besser. Den Rest kannst Du ja googeln, Alter.
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