Da saß ich letzten Samstag wieder mit
Tesla, Kroll und Berthold im Studio Ost, welches diesmal relativ leer
daherkam. Eintracht hatte ja auch nen Heimspiel, so dass die Meute
sicherlich im Stadion direkt dabei war.
Das Spiel war denn schon temporeich von
beiden Mannschaften, leider mit dem glücklichen Ende für Augsburg.
Was sicherlich in Ordnung geht, zumal Eintracht zum Schluß in
Pokalmanier alles nach vorne warf und hopp oder top spielte.
Quasi als „mit blutender Nase dem Hai
Entgegenschwimmer“ wollten sie es reißen, versenkten bloß die
Pille trotz guter Chancen nicht. Schade. Doch lieber mit der Hand in
der eigenen Hose absteigen als sich so lasch wie nen
Birkenstockträger a la Hamburg oder Nürnberg zu präsentieren.
Selbstredend war bei uns die Schlagzahl
hoch und der Frust hinterher groß. Trotzdem ist es noch nicht
vorbei. Ist höchst spannend dies Jahr, der Abstiegskampf. Ich
tätigte hinterher noch einen Frustkauf bei Dunkin` Donuts; Doko bei
uns zu Haus war angesagt.
Jenny und meine Löwin warteten
bereits. Ich selbst kam schon später wegen des Biers „danach.“
Kroll jedoch schoß den Vogel ab. Mit seinem ehemaligen Mitschüler,
den er 30 Jahre nicht gesehen hatte, stand ich ja auch noch mit rum.
Aber dann fuhr ich mit dem Rad, Kroll blieb noch und verpaßte den
Bus. Lange mußten wir auf ihn warten, aber dann gings los.
Um beim Doko nicht einzuschlafen, mußte
ich gar Cola trinken, gewann aber trotzdem. Aus Enttäuschung
verdrängte ich Fußball das ganze restliche Wochenende lang. Die
Hoffnung war dahin, die Luft ist raus. Jedoch …
5 Tage vor der Entscheidung über den
Relegationsplatz am allerletzten Spieltag und damit auch der Chance,
die Klasse über 2 Spiele gegen den Zweitligadritten zu sichern,
finde ich diese beiden Kommentare im Netz:
Auslöser dieser Kommentare war
anscheinend die Aussage von Lieberknecht, dass die Eintracht Platz 16
verdient hätte und kein Anderer. Wenn man nämlich mal sieht, wie
die Eintracht – auf alle Fälle in der Rückrunde – trotz
begrenzter Mittel gefightet hat und dagegen das Elend in Hamburg
trotz Mega-Etats und Nürnbergs Rumgegurke (trotz Verletzungspech
sollte der Rest wenigstens kämpfen) anschaut, dann könnte man dem
vielleicht ja mal zustimmen.
Hier könnten die „Journalisten“
auch mal mehr als die Punkte oder die 4 torlosen Niederlagen
Eintrachts zuletzt sehen. Selbst bei anderen Mediennutten wie
Spiegel, 11 Freunde oder Kicker, ja selbst Marcel Reif wird immer
betont, dass Eintracht schließlich quasi mit der Drittligatruppe
immer noch nicht abgestiegen ist und das das Umfeld mit den Fans
sowie dem durchdachten finanziellen Konzept vorbildlich ist.
Aber die Kommentatoren der verlinkten
Kommentare haben den Fußball nicht begriffen, wenn sie die
Bundesligatauglichkeit mit einer Mindestpunktzahl (30) verbinden.
Hallo? Die 1. Liga besteht aus 18 Teams und die Zugehörigkeit hierzu
hat sich Eintracht letzte Saison souverän verdient.
Somit haben wir hier die 18 stärksten
Teams des Landes. Punkt. Der 16. hat noch mal die Chance, über die
Relegation gegen den Zweitligadritten die Klasse zu halten. Punkt.
Und wenn der 16. am 34. Spieltag nur 15 Punkte hätte, ist das egal.
Er ist 16. und hat mehr als die 2 Truppen dahinter und ist damit
verdient in der Relegation. Das gilt auch bei 28 Punkten.
Natürlich sehe ich das jetzt durch die
blaugelbe Brille. Vor knapp einem Jahr saß ich öfters vor meinem
Rechner mit nem Bier und habe Vrancic`s Tor in Ingolstadt wieder und
wieder geschaut; Tränen der Rührung habe ich jedesmal vergossen.
Auch bei den Siegen diese Saison habe ich häufig vor Freude geweint,
während ich bei Niederlagen niedergeschlagen war und tagelang die
anderen Fußballergebnisse der Liga ignoriert hatte, bloß um dann
doch immer wieder Hoffnung zu schöpfen und vom nächsten Sieg zu
phantasieren.
Das waren häufig die Momente, wo meine
Löwin mich fragte, was denn los sei. Ich würde so abwesend wirken.
Den ganzen Aberglauben mit Negerküssen, Opferbieren oder auch
Fahrradfahrten würde ich wegen Politik oder Job oder auch sterbenden
Verwandten nicht betreiben.
Das ist es, was Fußball eben auch
ausmacht. Und ich weiß, dass in Nürnberg oder Hamburg jetzt
ebenfalls Leute sind, denen ein Abstieg ihres Teams nahegehen würde
oder die Stierhoden essen würden, damit ihr Team nicht absteigt.
Sollte Eintracht es nicht schaffen –
und danach sieht es ja leider aus, dann hat Nürnberg oder der HSV
die Chance über die Relegation dann eben verdient. Objektiv
betrachtet. Subjektiv natürlich nicht, darum geht es ja gerade.
Dieses Verstehen der Dinge erwarte ich von einem Schmierfinken, der
bundesweit solche Kommentare veröffentlichen darf.
Aber anders gesehen liegt den
Kommentaren ja doch eine Subjektivität zugrunde, die wiederum für
ein Verstehen des Phänomens Fußballbegeisterung spricht.
Dass Menschen sich dann allerdings auch
an nackten Zahlen so aufgeilen können, läßt ja tief blicken ….
Mit denen möchte ich jedenfalls nicht verheiratet sein, wenn ich
eine Frau wäre. Ich verstehs nicht, wie man sich selbst so
runterdrehen kann.
Aber egal. Meine Befürchtung ist, dass
der HSV irgendwie nen Punkt in Mainz holt und Eintracht trotz eines
Auswärtssieges in Hoffenheim Siebzehnter wird. Insofern hätte
Eintracht letztes Wochenende zum Schluß auf Halten spielen sollen.
Macht aber nichts, dann sind sie eben mit voll Karacho abgestiegen.
Besser als sich so glücklich
durchzulavieren wie der HSV.
Meine Meinung.
Nachher im Studio Ost geht es um die
Wurst. Nicht um Conchita Wurst, der/die heut abend für Österreich
im Grand Prix trällert. Wir reden hier über die Fleisch- pardon –
Geldtöpfe, ohne die für Nürnberg und Hamburg eine Existenz im
Profifußball schwer vorstellbar ist. In Braunschweig hat man andere
Pläne, wirtschaftet zukunftsweisend und langfristig.
Auch gerade deshalb wäre es verdient
gewesen, aber was solls. Wir trinken wieder Bier und im schlimmsten
Fall bin ich nochmal bei Dunkin` Donuts.
Falls Eintracht es – wider besseren
Wissens – doch noch hinschaukelt, dann geht es Donnerstag und
Sonntag weiter.
Schaun mer mal.
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