Freitag, 23. Mai 2014

Hartmudo Spezial: Walter 6/14

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Am Dienstag stand dann Doras Geburtstag an. Dank ausgiebigen Biergenusses nebst ausgegebenen Wodka-Waldmeister vom Wirt vom „hohen Tore“ hatte ich in der Nacht gut durchgeschlafen. Ein Kaffee morgens beim Bäcker zum Einkaufen und die Kopfschmerzen waren erträglich.
Mutter war übrigens auch eingeladen. Dora mochte Mutter und Walter ja sehr gern, da hatte sie Mitgefühl und wollte Mutter auch was Gutes tun. Also holten wir Mutter ab und fuhren nach Salzgitter zu Dora.
Jetzt, wo ich dies niederschreibe, weiß ich nicht mehr, wann Mutter mir etwas interessantes auf den Anrufbeantworter sprach. Es war entweder Montag abend nach dem Besuch bei ihr zuhause oder eben anm Abend nach Doras Geburtstag.
Ganz leise sprach sie davon, die Beerdigungskosten nach und nach – also in Raten – abzustottern. Ich erwähne dies, weil es in jener entscheidenden Woche das einzige Mal war, wo Mutter eine Bezahlung der Beerdigungskosten zumindest ansatzweise anbot.
Jedenfalls saßen wir dann bei Dora zum Kaffee zusammen. Auf der Hinfahrt erwähnte Mutter nochmals, das sie von dem Testament nichts wußte. Hatte sie etwa alles verdrängt?
Es war so richtig heiß und stickig an diesem Tag. Mir ging es körperlich nicht so gut. An den Gesprächen konnte ich mich ungewohnterweise nicht beteiligen. Irgendwann stand ich auf und ging in den vorderen Garten, um allein zu sein. Und zu grübeln.
Ich verstand es nicht. Ich hatte über 3000 € Schulden, für die ich nichts konnte, vor der Backe und Mutter war sao ruhig und ausgeglichen, als ob nichts passiert wäre. Warum hatte Walter 13 Jahre lang nichts gesagt? Wie konnte er Mutter und uns so im Regen stehen lassen? Für die Rechnung muß ich nen Kredit aufnehmen. Bringt es etwas, wenn wir das Testament anfechten? Schließlich war Walters Wille eindeutig und seine Frau schon fast 20 Jahre tot.
Eine Dienstaufsichtsbeschwerde wollte ich ja auch noch schreiben. Und all das in meinem Sommerurlaub, der mit eineinhalb Wochen nun wirklich kurz genug ist. Über eine halbe Stunde ergab ich mich dem Selbstmitleid, dann ging ich zurück zu den Anderen.
„Entnahme“ des Rechnungsbetrages aus dem Kautionsguthaben sollte doch die Lösung sein. Mal sehen, was die Anwältin dazu sagt. Abends zuhause fing ich an, im Netz zu recherchieren. Schließlich ließ mir die Angelegenheit doch keine Ruhe. Und ich wurde immer nervöser. Das ursprüngliche „Berliner Testament“ zugunsten der entfernten Verwandten schien doch noch gültig zu sein. Darüberhinaus hatte Walter beim Notar anläßlich des Testaments von 2000 zugunsten von Mutter gelogen. Ein vorhergehendes gemeinsames Testament würde nicht existieren. So steht es im zweiten Paragraphen des 2000er Testaments.
Und das stimmte nicht. Walter hatte das gemeinsame Testament sogar beim Amtsgericht hinterlegt! Was umtrieb diesen Menschen 13 Jahre lang, die Entnahme des 2000er Testaments zu verschweigen? Hatte er Angst, das sich niemand um seine Beerdigung kümmern würde? Oder glaubte er tatsächlich, ich hätte ihn nicht mehr lieb, wenn ich nicht 11 Krügerrand nach seinem Tod bekommen würde?
Wie eingangs erwähnt: Zusammen im Urlaub. Monatlich lieferte ich ihm Bier ins Heim. Er bezahlte immer exakt und das war in Ordnung. Manchmal gab es „Trinkgeld“ von Mutter. Mutter bezahlte auch meist die gemeinsamen Essen. Walter nie.
Walter war in die Familie integriert. Mutter und er wurden immer von uns abgeholt, wenn es was zu feiern gab und beide in Braunschweig waren. Denn häufig waren sie auf Reisen. Dafür wurden sie noch von meiner Löwin und mir bewundert. Nicht beneidet, das nun wirklich nicht.
Ich hatte also eine unruhige Nacht und irgendwie die Befürchtung, das das Gespräch am Donnerstag mit der Anwältin auch nicht alles auflöst. Die Recherche im Netz war demnach nicht sehr ermutigend.

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