15. Februar, 04.20 Uhr in der Nacht.
Heute ist „unser“ Valentinstag, meine Löwin und ich haben den
Tag einfach auf Samstag verschoben. Aufgerwacht bin ich um diese
nachtschlafende Zeit, weil ich aufs Klo mußte. Und der Schäääädel
tut weh, Himmel!
Das muß an meiner schweren Erkältung
liegen; Am Vortag mußte ich mich schon krank melden müssen und zur
Nacht hatte ich nochmals Schnupfenspray eingesprüht, um überhaupt
etwas schlafen zu können. Mit Nase zu hyperventiliere ich nämlich
und deshalb ….
Schnell hatte ich überschüssige
Körperflüssigkeit auf dem Klo entsorgt und mich ins Bett gequält.
Wieso ausgerechnet jetzt ne Erkältung, an so nem wichtigen Tag?
Mein Kopfschmerzgesicht |
Da muß ich ausholen. Fangen wir an mit
Samstag, den 8. Februar. Eine Woche vorher also. Dies ist der
Kennenlerntag von meiner Löwin und mir (vor 12 Jahren). Aus Anlaß
dazu hatte ich 2 Eintrittskarten für das Spiel Eintracht Frankfurt
gegen den BTSV gekauft – Kroll und Pedro waren mit von der Party,
sie reisten aus dem Schwarzwald an. Meine Löwin und ich fuhren ICE;
Hin- und Rückfahrt jeweils ohne Umsteigen mit Sitzplatz am Tischchen
und Fenster.
Kroll und Pedro trafen wir um 10 Uhr
morgens am Bahnhof, besuchten dann den veganen Fleischer in
Frankfurt-Bornheim, aßen noch ne Kleinigkeit und fuhren dann in der
S-Bahn zum Waldstadion.Leichte Verzögerung … Okay, passiert. Aber
ich stand dann im Gedränge mit schmerzverzerrtem Gesicht und
trippelte auf der Stelle, weil meine Blase dermaßen drückte... Das
hatte ich schon Jahre nicht mehr so schlimm erlebt. Ich wollte zuerst
schon eine Station vor dem Stadion aussteigen, hielt dann aber doch
durch, um im Eilschritt zwischen den Bullen hindurch an die Rückseite
eines Transformatorenhäuschens zu treten, um mich zu erleichtern.
Oh Jesus, war das gut. Wenn aus Bier Bitburger wird !
Gefühlte 2 Minuten, ein Strahl wie zu
besten Zeiten !
Das Spiel selber verlief wenig
zufriedenstellend. 0:3 zur Pause, um 2 Tore zu hoch und doch
verdient. Eintracht war zu ängstlich gewesen, aber so eindeutig, wie
es in den Medien später hingestellt wurde, war es allerdings nicht.
Nun gut, Medien und Objektivität ist ja mehr ein Thema für
Contramann. In der 2. Halbzeit plätscherte das Spiel nur so dahin
und die Biere in meinen Bauch. Am Bierstand wurde ich mehrmals von
verschiedenen Leuten, unabhängig voneinander, bemitleidet. Der
Nichtabstieg des BTSV wurde mir gewünscht. Es solle besser der VFL
Wolfsburg absteigen, weil die ja nur 100 Fans und keine Stimmung
mitbringen. Das war zwar tröstlich, besserte unsere Laune jedoch
nicht wirklich.
Der Hammer dann 20 Minuten vor Abpfiff:
Über den Lautsprecher wurde bekannt gegeben, dass die S-Bahn
aufgrund von Gleisbauarbeiten im Tunnel unter dem Main nicht mehr
„verkehrt“. Quasi die einzige Möglichkeit, zurück in die Stadtz
zu kommen und ganz plötzlich, 20 Minuten vor Spielende, fällt den
tumben Hessen das ein? Das darf doch nicht wahr sein!
Die Straßenbahn wurde als Alternative
angeboten, was Kroll und Pedro veranlaßte, sofort abzuhauen. Wie
Kroll später berichtete, erwischten sie ihren Zug 30 Sekunden vor
der Abfahrt.
klein klein in Frankfurt |
Ich erwischte dagegen gleich die erste
Pfütze hinter der Tribüne mit meinem rechten Fuß. Für ca. 5
Stunden hatte ich einen quietschnassen recten Fuß. Dazu der
strömende Regen und der lange Fußmarsch der 40000 Zuschauer zur
Straßenbahn. Dies könnte der Auslöser für meine üble Erkältung
gewesen sein.
Desolate Organisation in Frankfurt
also, aber wir kamen dann doch noch erschöpft zu Hause an.
Desillusioniert, was die Eintracht angeht. Zuhause Olympiade, die
ganze Woche. Und am Freitag dann krank zu hause. Pocke fragte wegen
Samstagabend an, mußte ich absagen. Freitag abend dann trotzdem die
Solorunde bei uns mit Dora und Herbert. Die suchten ein neues
Geschirr, also schenkten wir ihnen unser Geschirr für den
Tagesgebrauch.
Nein, ich hatte kein Fieber. Meine
Löwin und ich wollten Samstag sowieso ein neues Geschirr kaufen, so
dass unsere Freude groß war, das wir das „alte“ Geschirr nicht
wegwerfen mußten.
Soviel zum Vorspiel, jetzt zum 15.
Februar. Ich schlief dann doch gut ein, denn erst um halb neun stand
ich dann endlich auf. Der Schädel hatte sich etwas beruhigt, aber
„meine Stirnhöhle bringt mich um.“
Und hier die Preisfrage: Wie hieß der
Schauspieler in welchem Film, der dieses Zitat prägte? Als
Hauptgewinn winkt ein Filmabend mit Wodka und Bier.
Zum Frühstück sind wir dann auch
gleich zu XXXL Lutz gefahren, denn dort wollten wir uns zuerst nach
Geschirr umsehen. Wir waren offensichtlich nicht die Einzigsten, denn
das Restaurant von Möma (Ja, an XXXL Lutz kann ich mich nicht
wirklich gewöhnen; Für mich ist das immer noch Möma) war gut
ausgebucht, kein freier Tisch in Sicht.
„Die Familie!“ schallte es von der
Seite. Michael, Fridas Bruder, hatte uns gleich erkannt. Schande über
mich, denn beim Blicken über mögliche freie Tische hatte ich ihn
glatt übersehen. Ein Typ, den ich eigentlich schätze, deshalb wurmt
mich das.
Aber gut. Wir setzten uns kurz dazu,
denn er und seine Freunde wollten eh grad bezahlen. Der Tag fing also
gut an, denn jetzt gab es endlich Frühstück. Auch wenn die Brötchen
mies und das Rührei kalt waren, fühlte ich mich erstmal gut
gerüstet für die drohende Shopping Tour. Der Kaffee drängte den
Kopfschmerz zurück, die verkockte Nase und der kratzende Hals
blieben mir allerdings erhalten.
Und in der Porzellanabteilung bei der
flottern Verkäuferin entdeckten wir ein schönes Geschirr Set.
Tafel- und Kaffeeservice jeweils für 6 Personen, Zuckerdöschen und
Schalen separat nachkaufbar. Weiß, mit schwarzen Linien an den
Seiten. Teller und Suppenschüsseln hatten eine fast ovale Form. Kurz
und gut: Meine Löwin und ich waren uns einig, das wir ein so schönes
Service wie dies von Novel bisher noch nicht gesehen hatten.
Die Verkäuferin wollte auch (nur
heute!) 20 € nachlassen – trotzdem lösten wir uns nochmal, um
bei Porta nach Alternativen zu suchen. Auch dort hatten sie Seltmann
Weiden, Villeroy Boch und Ritzenhoff, aber nichts, was mit der
Eleganz von Novel mithalten konnte. Somit war die Entscheidung dann
doch schnell gefallen.
Wieder zurück bei Möma, deckten wir
uns mit der Novel Serie ein („gerade reingekommen, kriegen wir auch
alles nach“ laut Verkäuferin). Komplett für 12 Personen, ein
wunderschönes Geschirr, wie bereits erwähnt. 324,52 € wurden von
meiner EC Karte abgebucht, aber das Geschirr! Schweinegeil, ich hab
noch nichts schöneres und funktionell überzeugenderes Geschirr
gesehen. Hinterher schnell zu Real, dann ab nach Hause. Hier merkte
ich beim Raufschleppen, das ich doch noch kränklich bin. Schwer
atmend schleppte ich mich und einige Kartons in die Wohnung hoch.
Meiner Löwin ging es allerdings auch nicht besser, dafür jammerte
sie aber nicht so schön wie ich.
wirklich ein schönes Geschirr |
Schnell packten wir sämtliches
Geschirr aus, um es erst einmal durch den Dishwasher zu jagen. Jeden
einzelnen Teller, jede Tasse scchauten wir uns beim Reinpacken in den
Geschirrspüler an, um Reste von Pappmaschee und Staub schon vorab
wegzuwischen. Bei zwei Tellern waren die schwarzen Linien nicht
sauber glasiert bzw. weggeplatzt, aber das ist nicht schlimm.
Schließlich hatte uns die überaus nette Verkäuferin ja ihre Karte
mitgegeben. Falls etwas sei, so meinte sie.
Bis hierhin verlief der Tag ja sehr
erfolgreich. Und ihr ahnt es schon, genau! Das Telefon klingelte,
Pocke war dran. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit Ihm und
Tesla das „Entscheidungsspiel“ zwischen Eintracht und dem HSV in
einer Kneipe zu schaun. Schweren Herzens mußte ich absagen. Ich
sagte, das ich kränklich sei und keinen Alkohol trinken wollte.
Kopfschmerzen und überhaupt. Immer wenn ich Eintracht live – ob
Stadion, ob TV – gesehen hatte, haben sie verloren.
Nach dem Telefonat war meine gute Laune
weg. Zu gerne wäre ich mit Pocke und Tesla inne Kneipe gegangen,
erst am Vortag hatte ich Pocke schon vertröstet. Sowas mag ich an
mir selber nicht und habe daran zu knapsen. Immer kriege ich dann ein
schlechtes Gewissen, Schuldgefühle machen sich breit. Ich war den
Tränen nah. Aber ich mußte es tun.
Denn das Argument mit „Eintracht
live“ stimmt leider. Natürlich wollte ich es auch wegen der
Erkältung ruhiger angehen lassen, aber ein schlechtes Gefühl Pocke
und auch Tesla gegenüber hatte ich trotzdem.
Und dann war das Geschirr im Spüler
durch und Mistikack ! Meine Löwin war aufgebracht, und auch ich
ärgerte mich maßlos. Bei den meisten Tellern war die Farbe der
Linien teilweise abgegangen. Das Porzellan selbst war darüberhinaus
auch unsauber glasiert; Schlieren und Riefen waren nach einmal
Geschirrspüler zu sehen! Wir reden hier von der niedrigsten
Reinigungsstufe bei 35 Grad!
Ich möchte ja mal wissen, wie das
Geschirr nach einer „normalen“ Wäsche im Geschirrspüler
ausschaut. Das hieß also, alles wieder einpacken und zurückbringen.
Ein Anruf unter der Nummer auf der Visitenkarte verlief erfolglos.
Überraschenderweise rief die nette Verkäuferin auch nicht zurück.
So eine Kanaille!
15.39 Uhr brachen wir also zu Möma mit
dem wieder verpackten Geschirr auf. Ich erwähne die Zeit, weil ich
mich natürlich nicht beherrschen konnte und noch schnell auf den
Live Ticker schaute. 0:0 stand es noch; Also kein frühes Tor. Schon
beim Runtertragen meldete sich mein schlechtes Gewissen wieder.
Anstatt ruhig meine Erkältung auszukurieren, wie ich es Pocke
geschildert hatte, war ich wieder unterwegs.
Bei Möma angekommen, fuhren wir mit
dem Geschirr auf einem Einkaufswagen direkt zur Porzellanabteilung
durch, wo wir sofort auf die nette Verkäuferin trafen.
„Das Porzellan ist minderwertig!
Maximal C-Ware. Zu dem Preis ist das ganz schön unverschämt!“
Meine Löwin war also in Höchstform. Ich selbst blieb erstmal still
– ist manchmal wirklich besser.
„In China gibt es keine
Unterscheidungen nach 1. oder 2. Wahl.“ belehrte uns die Schickse.
„Sie können mir glauben, ich kenne die Qualität des Porzellans.
Ich arbeite seit der Lehre mit Porzellan, ich kenne mich aus. Und zu
dem Preis ist die Ware in Ordnung.“
„Wenn bei der Ware beim 1. Waschen
schon die Glasur beschädigt wird, dann ist das den Preis nicht
wert.“ stellte ich klar. „Selbst bei nem Riegel von Real für 20
€ passiert so etwas nicht. Aber das führt zu nichts. Lassen Sie
uns den Kauf rückgängig machen.“
Das Geld gab es dann in bar zurück.
Wenigstens stellte sich die Verkäuferin nicht weiter an. Ihr
Angebot, ein anderes Geschirr aus dem Sortiment auszusuchen, hatten
wir natürlich abgelehnt. Wir wollten nochmal woanders gucken.
Aber ein nochmaliger Blick zu Porta
brachte keine neuen Erkenntnisse. Uns wurde langsam klar, das wir ne
Zeitlang ohne neues Alltagsgeschirr auskommen können. Wo wir schon
mal in der Gegend waren, schauten wir bei Ikea rein.
Einen Kakao umsonst, für mich
Leckermäulchen noch nen Mandelkuchen. Bei Ikea fanden wir nichts,
was wir als neues Geschirr brauchen konnten. Auf einmal erklang der
Gong und eine Frauenstimme aus dem Off sagte:
„Meine Damen und Herren, im Spiel
zwischen Eintracht und dem Hamburger SV steht es 1:1. Das Tor hat
Kumbela in der 51. Minute geschossen. Wir werden sie weiter über den
Spielstand informieren.“
Keine Euphorie bei mir. Nur
Erleichterung, das Eintracht ausgeglichen hat. Kumbela stand nicht in
der Startelf, das wußte ich dank des Live Tickers. Ein schöner
Service von Ikea, fand ich gut. Meinen Zorn auf Möma hatte ich dann
doch schon vergessen.
Dann erneut der Gong. „2:1 für
Eintracht Braunschweig. 60. Minute, Torschütze wieder Kumbela.“
Mein Puls steigerte sich. Glückshormone
durchströmten meinen zerschundenen Körper. Mein schlechtes Gewissen
wegen der Absage an Pocke und Tesla war vergessen. Ich hatte es
richtig gemacht. Lieber sehe ich das Spiel gar nicht und Eintracht
gewinnt, als das ich es sehe und hinterher gibt es ein müdes 0:1.
Dann wieder der Gong: „Der kleine
Lars möchte aus dem Smaland abgeholt werden.“ Diese und ähnliche
Meldungen kamen noch 2-3 Mal, bevor wir den Laden verlassen hatten.
Auf zu Poco. Dort kauften wir dann ein auch hübsches Service für
89,95€. 10,-€ Rabatt gab es hier, weil meine Löwin ihre AOK
Karte mithatte. Klasse!
Als ich den Einkaufswagen für den
Transport des Porzellans holte, belauschte ich ein Pärchen. Der Mann
sagte zu seiner Frau etwas von einem 4:2. 4 Tore für Eintracht?
Gibts doch nicht, oder doch? Also schnell nach Hause, Geschirr
rauftragen und auf die Ergebnisse linsen. Ich mußte es gleich wissen
und tatsächlich: 4:2. Yes!
Totgesagte leben länger. Eintracht mag
die Klasse vielleicht nicht halten können, aber sie kämpfen und
sind immer noch nicht hoffnungslos abgeschlagen. Kein Experte traut
es der Mannschaft zu, in der 1. Liga zu spielen und eigentlich haben
sie recht. Aber nur eigentlich. Ich glaube mittlerweile auch, das die
Eintracht es nicht schafft.
Aber so ist es auch im Leben: Auch wenn
Du keine Chance hast, nutze sie. Gerade dann, wenn alle es besser
wissen. Ich csteige lieber chancenlos ab, als den Klassenerhalt mit
Notkäufen zu versuchen. Der letzte Abstieg aus der 2. Liga mit 5
Trainern war da eine gute Lehre.
Pocke, Tesla: Ich weiß nicht wie oder
wann, aber ich schmeiß ne Kneipentour von Stöckheim über
Melverode ins Heidberg. Schwierig, aber es geht. Nagelt mich darauf
fest, Boys! Nehmt mich da in die Pflicht! No Sleep till Jeverklause.
mein Eintrachtgesicht |
Bei der Sportschau mußten meine Löwin
und ich bis kurz vor Schluß der Sendung auf den Spielbericht warten.
War dann wohl das Spiel des Tages – für uns sowieso. Da saß ich
dann wieder mit Tränen in den Augen. Ich bin wirklich sehr
sentimental, wenn es emotionell wird. Auch wenn ich schon mal kalt
wie Hund sein kann, aber bei manchen Geschichten ….
Insbesondere bei Eintracht passiert mir
das. Da starre ich auch schon mal Löcher in die Luft, bin völlig
weggetreten, wenn ich Hoffnung schöpfe. Da sind wir im Moment auch
wieder angelangt dank Domi Kumbela, der in meinen Augen das Spiel
seines Lebens gemacht hat. Allein das 3:2, dieser Killerinstinkt.
Wenn er das konservieren kann, passiert bei Eintracht vorne
vielleicht auch mehr und dann …. halt die Gäule fest!
Aber ich träume schon wieder. In
Nürnberg wird es dann wieder bitter und ich werde dann traurig sein.
Aber das geht vorbei. Diese Saison will ich trotz allem genießen.
Das Porzellan für 89,95 ist übrigens
gut. Zwar auch nicht fehlerfrei, aber 250 Tacken preiswerter. Eine
schwarz-lila Welle zieht sich über das Dekor, sieht annehmbar aus.
Formschön ist es auch. Der Tag endete also glücklich und meine
Erkältung hat sich auch verabschiedet. Ein Auf und Ab an diesem Tag.
Aber mit Happy End.
Auch für die Eintracht? Tesla, Pocke !
2 Bier, ein Korn. Wie Heinz Höher immer. In der Jever inner
Görlitzstraße. Und wenn es klappt, nehmen wir Ulli noch mit. Soll
er seinen Laden mal früher zu machen.
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