Geboren wurde Ray Edward, genannt
Eddie, Cochran am 3. Oktober 1938 in Albert Lea, Minnesota. Er war
der Jüngste von 6 Geschwistern. Seine 4 Brüder und die Schwester
wurden wohl noch in Oklahoma City geboren. Denn die Eltern Frank und
Alice Cochran flohen vor der großen Depression nach Minnesota in der
Hoffnung, einen Job zu kriegen.
Mit seinem Vater teilte Eddie eine
Vorliebe fürs Jagen und Fischen. Beide zelteten dann in den Wäldern
Minnesotas. Beim Radiohören erwachte in Eddie das Interesse für
Musik. Doch außer Eddie interessierte sich niemand aus der Familie
dafür. Mit 12 wollte er ursprünglich als Drummer bei der Schulband
mitspielen. Er entschied sich jedoch für die Posaune als Instrument,
weil er Klavierstunden hätte nehmen müssen, um Schlagzeug spielen
zu dürfen.
Vielleicht wäre aus Eddie Cochran ein
passabler Posaunist geworden,wenn der Leiter des Schulorchesters sich
nicht an Eddies Familie gewandt hätte. Eddie hatte wohl nicht die
„Lippe“ zum Posaune blasen und sollte stattdessen sein Glück mit
einer Klarinette versuchen. Als Eddie schließlich sah, wie eine
Klarinette überhaupt aussieht, weigerte er sich strikt, eine solche
zu spielen und gab an, das Schulorchester verlassen zu wollen, wenn
er nicht ein Instrument seiner Wahl spielen dürfte.
Schulfoto |
Eddie fragte seinen Bruder Bob, ob er
ihm nicht ein paar Akkorde auf der alten Kay-Gitarre von Bill, einem
weiteren Bruder, zeigen könnte. Bill hatte kaum auf der Gitarre
gespielt. Eddie bekam ein Buch über Gitarrenakkorde. Es erschien
geradezu natürlich, das Eddie sich für eine Gitarre als Instrument
entschied.
Eddies Bruder Bill war nach Kalifornien
gezogen; Die ganze Familie folgte ihm 1951 auf dem „Golden Trail“.
Zwei Autos waren total voll gepackt, aber für Eddies Gitarre war
kein Platz mehr frei.
Seine Mutter sagte:“Tut mir leid,
Eddie, aber bei all den Kleinigkeiten, die wir transportieren müssen,
ist die Gitarre nicht der wertvollste Gegenstand in unserem
Haushalt!“
„Gegenstand, Mom?“ Eddie war
enttäuscht. „Die Gitarre ist mein bester Freund.“
Und den läßt man natürlich nicht
zurück.
Bell Gardens, südöstlich von Los
Angeles gelegen, im selben Jahr. Eddie Cochran, der neue im „Block“,
konzentrierte sich voll und ganz auf seine Gitarre, um den Mangel an
Freunden kompensieren zu können. Im September 1951 fand er in Conrad
„Connie“ Smith eine verwandte Seele. Connie hatte dieselben
musikalischen Vorlieben wie Eddie und spielte den Standbass im
Schulorchester. Mit der Steel Guitar oder auch einer Mandoline kannte
sich Connie ebenfalls aus.
Ende 1953 gründeten Connie und Eddie
mit einem Mitschüler an der Lead Gitarre ein Trio. Die Combo hatte
ihren Probenraum im hinteren Bereich des örtlichen Musikalienladens
(The Bell Garden Music Center), dessen Besitzer Bert Keither ein Fan
von Eddies Musik war und ihm später die mittlerweile legendäre
Sunburst Gretsch Guitar verkaufte.
Das Trio spielte auf Partys, Amateur
Konzerten (Band Contest?) oder auch Supermarkt Eröffnungen und
ähnlichen Events. Hierbei sammelten sie erste Bühnenerfahrungen,
nicht ohne ein paar Extrascheine zu verdienen.
1954, nach seinem Abschluß an der
Junior High School, schrieb sich Eddie an der High School zwar ein,
verbrachte aber seine Zeit eher mit örtlichen Musikern. Er hing rum
und jammte mit den Anderen wannimmer er konnte. Er versuchte seiinen
Traum zu leben: Mit der Schule aufhören und als Musiker leben!
Die Country Legende Chet Atkins war
einer von Eddies Vorbildern. Dessen basslastigen Gitarrenspiel
kopierte Eddie, allerdings mit erhöhter Geschwindigkeit. Dies wurde
zur Grundlage von Eddies vielseitigem und geschicktem Gitarrenspiel.
Hinzu kam Eddies natürliche Neugier, die ihn zum Experimentieren mit
neuen Sounds und Techniken verleitete. Dies alles flog ihm förmlich
zu, dem Studenten „ehrenhalber.“ Es gab anscheinend keinen Sound,
den er nicht nach dem ein- oder zweimaligen Hören nachspielen
konnte. Diese besondere Gaben wurden von allen seinen Mitspielern
zeitlebens geschätzt.
Chuck Foreman, der in dieser frühen
Phase mit Eddie spielte, konnte sich daran erinnern, dass Eddie schon
mit 15 oder 16 komplizierte Jazz-Triaden eines Johnny Smith bereits
nach kurzem Hören nachspielen konnte. Eddie war wirklich ein
Naturtalent und lernte blitzschnell.
Oktober 1954. Im American Legion Club
sieht Eddie einen Auftritt der semiprofessionellen Band Richard Kay
and the Shamrock Valley Boys. Richtig, klingt verdächtig nach
Hillbilly. In der Pause des Sets näherte sich Eddie schüchtern der
Band, um nachzufragen, ob er nicht bei ein paar Stücken mitspielen
könnte. In der üblicherweise lockeren Atmosphäre war das machbar
und führte zu einer Freundschaft mit Bob Bull, dem
Rhythmusgitarristen.
Bull fragte Eddie, ob er mit Hank
Cochran verwandt sei. Mit diesem Sänger aus der Region hatte die
Band einige Gigs absolviert. Von Hank hatte Eddie noch nie etwas
gehört. Daraufhin schlug Bull ein Treffen der beiden – nicht
verwandten - Cochrans vor, zumal Hank eh gerade eine Band
zusammenstellen wollte.
Cochran Brothers |
Hank Cochran war ein harter Typ und
mochte vielleicht deshalb nicht im Rampenlicht stehen. Aber als Hank
auf Eddie traf, wurde er professioneller und trat auch in Clubs auf.
Hank bot Eddie einen Job als begleitenden Gitarristen an, so das
Edsdie im Januar 1955 auf gut Glück die Schule endgültig schmiß.
Heute unvorstellbar, aber Eddie Cochran war 4 Monate vor diesem
Zeitpunkt 16 Jahre alt geworden.
„Brüderliche“ Duos waren in der
Country-Szene Mitte der 50er sehr populär. Hank und Eddie hatten
denselben Nachnamen und sahen sich vage ähnlich, so das sie sich
entschieden, ihre Talente zu vereinen und als die „Cochran
Brothers“ durchs Land zu tingeln. Hierbei übernahm Hank den Gesang
und die Rhythmusgitarre, während Eddie Leadgitarre und den
„Harmoniegesang“, also die 2. Stimme, übernahm. Dazu gehörten
noch ein unbekannter Bassist sowie ein weiterer Gitarrist namens
Billy Watson.
Anfangs fehlte den Cochran Brothers
noch die Bühnentechnik. Da sich Eddie bisher kaum Gedanken über das
Singen an sich gemacht hatte, hauten die Harmonien aufgrund der
satimmlichen Höhenlagen zwischen den Beiden nicht hin und schmälerte
darüberhinaus die visuelle Präsenz der Band. Und doch, mit
zunehmender Routine fanden sie zusammen und machten sich in der
Country Szene der Westküste einen Namen. Diese Szene war Newcomern
gegenüber eher empfänglich als die konkurrierende Nashville-Clique.
Anders gesagt: Die Cochran Brothers
erspielten sich eine Präsenz in den Country Music Dance Halls sowie
den Western Jamborees. Die üblichen Zuhörer, Arbeiter aus der
jeweiligen Region, fühlten sich regelmäßig gut unterhalten.
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