Sonntag, 2. Februar 2014

Hartmudo: Die grüne Woche

Den letzten Samstagmorgen im Januar war es mal wieder soweit. Die grüne Woche in Berlin stand an.
Mehrere Jahre war ich nicht mehr dort gewesen; und da Urmel seinen Geburtstag dieses Jahr nicht feierte, was lag da näher, als anlässlich der grünen Woche in Berlin nach dem rechten zu sehen?
Bedauerlicherweise musste meine Löwin wegen der Generalversammlung ihres Vereines absagen. Die Aussicht auf einen zusätzlichen Besuch des Berliner Sechstagerennens war für sie zwar sehr verlockend, aber als Kassenwartin war ihre Anwesenheit zur Entlastung des Vorstandes bei der Jahreshauptversammlung Pflicht.
So saß ich demzufolge ohne meine Löwin am Samstag Vormittag bei Pocke und Patti in der Karre. Den Norbert mussten wir noch schnell einsammeln, dann ging es durch die schneebedeckte ostdeutsche Taiga Richtung Bundeshauptstadt.
Hier gilt es, von einem Novum zu berichten: Es gab kein Bier auf der Fahrt. Das es bei Rückfahrten aus Berlin traditionellerweise kein Bier gibt, daran hatte ich mich ja über die Jahre schon gewöhnt und ehrlicherweise bin ich darum nun wirklich nicht böse. Aber auf der Hinfahrt schon? Dies war ein ganz neues Gefühl für mich, aber ein Gutes.
Bei Urmel und Ilka angekommen, wurde uns zwar (auch) ein Kaffee angeboten,aber das, meine lieben Freunde, ging dann doch etwas zu weit. Es wurde Zeit, das Herr Schultheiß die Küche betrat! Nach entspannten 2 Röhren latschten wir alsbald zur S Bahn, um zum Messegelände zu fahren.
Schneeverhangene Luft, eine frische oder besser gesagt steife Brise wirkte auf uns ein. Aber wir waren optimal für einen 14.00 Uhr Eintritt in die grüne Woche unterwegs, denn dies bedeutet mit 9 € einen ermäßigten Eintritt und schont natürlich auch die Kondition, denn die Alkoholaufnahmemenge des menschlichen Körpers ist bekannterweise streng limitiert und aus der Vergangenheit weiß ich, das auf der grünen Woche keine lallenden oder auch nur schwer torkelnden Messebesucher gesichtet worden sind.
Und bevor auch ich einfach mal so von der Bildfläche verschwinde (CIA, NSA, NCIS?), halte ich mich lieber vornehm zurück und genieße die Messe unaufgeregt.
So verlief das Warm Up in der Halle des Urdemokraten Putin in angenehmer Atmosphäre. Halbliter Pils in einen Plastikbecher gestülpt und hin damit zu den Feinden der Arbeiterklasse! Witzigerweise schmeckte das Gesöff besser als Herr Schultheiß aus der Pulle.
Fisch ist gesund
Was sagt das aus über den Zustand unserer Demokratie und über diese Frau, die immer wie eine Bulldogge in die Kamera blickt? Doch ich schweife ab; das ist wohl doch eher Contramanns Revier.
Den Wodka mit Honig-Pfeffer musste ich selbstverständlich noch probieren. Ein Schluck, 2 €. Der Honig-Pfeffer entpuppte sich übrigens als eine geviertelte Einlegegurke mit Honig-Pfeffer Geschmack, welche lieblos auf den Plastebecher mit dem Wodka gelegt wurde.
Den geräucherten Stör hatte mir Patti zum Probieren gegeben. Sah aus wie Forelle, soll nach Aal schmecken. Das kann schon hinkommen, denn ich mag keinen Aal und Stör somit wohl auch nicht.
Nach Russland betraten wir die Ukraine. Die Klitschkos waren nicht anwesend. Sind wohl noch in Kiew und bereiten sich auf den Häuserkampf vor. Jedenfalls habe ich dort keine Milchschnitte bekommen. Blinys und Pelmenis gab es reichlich, aber keine Klitschkoriegel.
Also wieder Plastikbecher, diesmal aber gezapft. Wenn dieses leckere Bier der Grund für die Unruhen in der Ukraine sein sollte, dann auf, Kameraden: Zur Sonne, zur Freiheit, zum Bier zwo drei.
Es gibt schließlich Dinge im Leben, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Trotz alledem fing ich schon mal verstärkt an, mich im 360 Grad Winkel umzuschaun.
Aber erst an einem spanischen Stand habe ich die frisch gemachten Kartoffelchips wiederentdeckt. Ihr wißt schon, die vom Lichterfest in Bad Harzburg im vorletzten Jahr.Das war meine Rettung, da wir ja zuerst im russischen und danach im ukrainischen Block waren. Ich erwähne dies nochmal explizit, da ich mich dort aus naheliegenden Gründen noch zurückhalten musste, was das Essen anbetrifft.
Derart gestärkt mit lebenswichtigen Kohlenhydraten konnten die nächsten Getränke kommen. Der georgische Wodka schmeckte nicht schlecht. Das Bier mit dem Polareis habe ich auch probiert, oder nicht? Moosehead aus Canada hatte ich früher schon mal getrunken. Wir reden hier über Dosenbier, an diesem Tag konnte also alles passieren.
Das ungarische Langosch mit Knoblauchcreme hatte mich wohl doch nach vorne gerissen. Aber was für ein Bier hatte ich in meiner rechten Hand? Ich weiß es nicht mehr.
Das von Isy empfohlene Mangobier an irgendeinem afrikanischen Stand habe ich nach nur einem kleinen Schluck weg geben müssen. Mann, war das süß. Als Ersatz bzw. anstatt des Mangobieres (wollte ich eh nicht, probiert habe ich es von Patti) brachte mir die gute Patti einen Kräuterschnaps, dessen Name mir entfallen ist, der dafür aber mit Hallo in meinem Magen landete.
eine Palette für mich bitte!
Und von hier an verliert sich der weitere Verlauf unserer Exkursion auf der grünen Woche im Nebel der Geschichte, wie der Dicke aus Oggersheim sagen würde.
Nicht das ich lallend oder torkelnd durch die Gänge schlich, aber die Stände flogen einfach so an mir vorbei, ohne einen weiteren Eindruck zu hinterlassen.
Wie ein Kind, das von seiner Mama im Smoreland vergessen wurde, betrachtete ich die Umgebung und verstand sie nicht (mehr). All diese bunten Lichter ....
Da war noch ne bayrische Blaskapelle und jaaa, die Halle mit den Tieren, wo es so riecht wie auf dem Bauernhof. Ilka und ich haben dort noch kleine Ferkelchen gestreichelt. Es macht mich aber traurig, das diese armen Fischer wahrscheinlich schon in der Folgewoche, wenn die Show vorbei ist, den Weg des Fleischlichen folgen werden.
Schnüff.
Zumindest die Kängeruhbratwurst zum Abschluss der Grünen Woche war natürlich der Burner. Ich bezeichne dies als Abschluss, weil danach so eine Art Glocke läutete, die die Schließung des Messe Tages ankündigte. In der Folge strebten wir Richtung Ausgang.
In der S Bahn trennte sich Norbert von uns, da er eine andere Schlafgelegenheit hatte.
Jetzt, wo ich dies auf meinem Tab reinhacke, ist er wahrscheinlich noch nicht einmal wach. Abholen werden wir ihn trotzdem nachher.
Nach dem Frühstück, wohlgemerkt.
Der anschließende Abend nach dem Besuch der grünen Woche gestaltete sich bei Ilka und Urmel at home gemütlich. Urmel packte so ne runden Dinger auf einen rotierenden Teller, schwenkte so eine Art Metallstock darüber und aus den Boxen kam Musik.
Deep Purple, Who, Led Zep aber auch auf besonderen Wunsch zweier Damen Barbara Streisand mit Barry Gibb. Mit honiger Süsse wurden meine Ohren dank des alten Discohengstes zugekleistert. Auf dem Cover war es Barry Gibb anzusehen: Weißer Anzug, strahlendes Lächeln und (nicht im Bild) auf dem Tisch vor ihm eine Rasierklinge und ein Häufchen weißes Pulver.
nach dem Besuch der grünen Woche?
Wir waren aber gut drauf und tanzten sogar zeitweise. Was um so erstaunlicher ist, weil ich abends mit Herrn Schultheiss gar nicht mehr sprach. Lediglich ein von Ilkas Nachbarin selbst angemachter Pflaumenschnaps umschmeichelte meinen Gaumen.
Ansonsten: Wasser. Hartmudo wird alt - das denkt ihr doch jetzt alle, stimmts?
Na und? Aber auf Bier konnte ich nicht mehr und jetzt habe ich keine, ich wiederhole: KEINE Kopfschmerzen. Vorhin sammelten wir noch schnell Norbert ein und fuhren zurück. Vorher - denn das möchte ich nicht vergessen zu erwähnen - gab es da noch dieses leckere Frühstück bei Ilka, die extra mit dem Rad in die bittere Kälte hinaus fuhr, um Schrippen und Mohnbrötchen zu holen. An dieser Stelle nochmals Danke, Ilka.
Auf der Rückfahrt reichte es für Patti, Norbert und mich zu noch nem Stützbier. Auch an Patti von hier aus ein großes "Ja wohl!", denn "Muschitoaster" als anderes Wort für Sitzheizung kannte ich noch nicht. Hämmoridengrill für Männer war aber auch nicht schlecht, Pocke.
So, das soll es mal wieder gewesen sein. Jetzt beim Redigieren zuhause und nach dem 0:0 der Eintracht bei Bremen werde ich mich verstärkt um meine Löwin kümmern, die auf der Generalversammlung einen stressigen Abend hatte.
Wenigstens die Eintracht gibt Anlass zur Hoffnung, obwohl alle anderen Gegner im Abstiegskampf ihre Heimspiele gewannen. Gegen Dortmund muss ich mich wohl in deren Kabine schleichen, um den Dortmundern etwas von dem afrikanischen Kräuterschnaps zu verabreichen.

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