Den letzten Samstagmorgen im Januar war
es mal wieder soweit. Die grüne Woche in Berlin stand an.
Mehrere Jahre war ich nicht mehr dort
gewesen; und da Urmel seinen Geburtstag dieses Jahr nicht feierte,
was lag da näher, als anlässlich der grünen Woche in Berlin nach
dem rechten zu sehen?
Bedauerlicherweise musste meine Löwin
wegen der Generalversammlung ihres Vereines absagen. Die Aussicht auf
einen zusätzlichen Besuch des Berliner Sechstagerennens war für sie
zwar sehr verlockend, aber als Kassenwartin war ihre Anwesenheit zur
Entlastung des Vorstandes bei der Jahreshauptversammlung Pflicht.
So saß ich demzufolge ohne meine Löwin
am Samstag Vormittag bei Pocke und Patti in der Karre. Den Norbert
mussten wir noch schnell einsammeln, dann ging es durch die
schneebedeckte ostdeutsche Taiga Richtung Bundeshauptstadt.
Hier gilt es, von einem Novum zu
berichten: Es gab kein Bier auf der Fahrt. Das es bei Rückfahrten
aus Berlin traditionellerweise kein Bier gibt, daran hatte ich mich
ja über die Jahre schon gewöhnt und ehrlicherweise bin ich darum
nun wirklich nicht böse. Aber auf der Hinfahrt schon? Dies war ein
ganz neues Gefühl für mich, aber ein Gutes.
Bei Urmel und Ilka angekommen, wurde
uns zwar (auch) ein Kaffee angeboten,aber das, meine lieben Freunde,
ging dann doch etwas zu weit. Es wurde Zeit, das Herr Schultheiß die
Küche betrat! Nach entspannten 2 Röhren latschten wir alsbald zur S
Bahn, um zum Messegelände zu fahren.
Schneeverhangene Luft, eine frische
oder besser gesagt steife Brise wirkte auf uns ein. Aber wir waren
optimal für einen 14.00 Uhr Eintritt in die grüne Woche unterwegs,
denn dies bedeutet mit 9 € einen ermäßigten Eintritt und schont
natürlich auch die Kondition, denn die Alkoholaufnahmemenge des
menschlichen Körpers ist bekannterweise streng limitiert und aus der
Vergangenheit weiß ich, das auf der grünen Woche keine lallenden
oder auch nur schwer torkelnden Messebesucher gesichtet worden sind.
Und bevor auch ich einfach mal so von
der Bildfläche verschwinde (CIA, NSA, NCIS?), halte ich mich lieber
vornehm zurück und genieße die Messe unaufgeregt.
So verlief das Warm Up in der Halle des
Urdemokraten Putin in angenehmer Atmosphäre. Halbliter Pils in einen
Plastikbecher gestülpt und hin damit zu den Feinden der
Arbeiterklasse! Witzigerweise schmeckte das Gesöff besser als Herr
Schultheiß aus der Pulle.
Fisch ist gesund |
Was sagt das aus über den Zustand
unserer Demokratie und über diese Frau, die immer wie eine Bulldogge
in die Kamera blickt? Doch ich schweife ab; das ist wohl doch eher
Contramanns Revier.
Den Wodka mit Honig-Pfeffer musste ich
selbstverständlich noch probieren. Ein Schluck, 2 €. Der
Honig-Pfeffer entpuppte sich übrigens als eine geviertelte
Einlegegurke mit Honig-Pfeffer Geschmack, welche lieblos auf den
Plastebecher mit dem Wodka gelegt wurde.
Den geräucherten Stör hatte mir Patti
zum Probieren gegeben. Sah aus wie Forelle, soll nach Aal schmecken.
Das kann schon hinkommen, denn ich mag keinen Aal und Stör somit
wohl auch nicht.
Nach Russland betraten wir die Ukraine.
Die Klitschkos waren nicht anwesend. Sind wohl noch in Kiew und
bereiten sich auf den Häuserkampf vor. Jedenfalls habe ich dort
keine Milchschnitte bekommen. Blinys und Pelmenis gab es reichlich,
aber keine Klitschkoriegel.
Also wieder Plastikbecher, diesmal aber
gezapft. Wenn dieses leckere Bier der Grund für die Unruhen in der
Ukraine sein sollte, dann auf, Kameraden: Zur Sonne, zur Freiheit,
zum Bier zwo drei.
Es gibt schließlich Dinge im Leben,
für die es sich zu kämpfen lohnt.
Trotz alledem fing ich schon mal
verstärkt an, mich im 360 Grad Winkel umzuschaun.
Aber erst an einem spanischen Stand
habe ich die frisch gemachten Kartoffelchips wiederentdeckt. Ihr wißt
schon, die vom Lichterfest in Bad Harzburg im vorletzten Jahr.Das war
meine Rettung, da wir ja zuerst im russischen und danach im
ukrainischen Block waren. Ich erwähne dies nochmal explizit, da ich
mich dort aus naheliegenden Gründen noch zurückhalten musste, was
das Essen anbetrifft.
Derart gestärkt mit lebenswichtigen
Kohlenhydraten konnten die nächsten Getränke kommen. Der georgische
Wodka schmeckte nicht schlecht. Das Bier mit dem Polareis habe ich
auch probiert, oder nicht? Moosehead aus Canada hatte ich früher
schon mal getrunken. Wir reden hier über Dosenbier, an diesem Tag
konnte also alles passieren.
Das ungarische Langosch mit
Knoblauchcreme hatte mich wohl doch nach vorne gerissen. Aber was für
ein Bier hatte ich in meiner rechten Hand? Ich weiß es nicht mehr.
Das von Isy empfohlene Mangobier an
irgendeinem afrikanischen Stand habe ich nach nur einem kleinen
Schluck weg geben müssen. Mann, war das süß. Als Ersatz bzw.
anstatt des Mangobieres (wollte ich eh nicht, probiert habe ich es
von Patti) brachte mir die gute Patti einen Kräuterschnaps, dessen
Name mir entfallen ist, der dafür aber mit Hallo in meinem Magen
landete.
eine Palette für mich bitte! |
Und von hier an verliert sich der
weitere Verlauf unserer Exkursion auf der grünen Woche im Nebel der
Geschichte, wie der Dicke aus Oggersheim sagen würde.
Nicht das ich lallend oder torkelnd
durch die Gänge schlich, aber die Stände flogen einfach so an mir
vorbei, ohne einen weiteren Eindruck zu hinterlassen.
Wie ein Kind, das von seiner Mama im
Smoreland vergessen wurde, betrachtete ich die Umgebung und verstand
sie nicht (mehr). All diese bunten Lichter ....
Da war noch ne bayrische Blaskapelle
und jaaa, die Halle mit den Tieren, wo es so riecht wie auf dem
Bauernhof. Ilka und ich haben dort noch kleine Ferkelchen
gestreichelt. Es macht mich aber traurig, das diese armen Fischer
wahrscheinlich schon in der Folgewoche, wenn die Show vorbei ist, den
Weg des Fleischlichen folgen werden.
Schnüff.
Zumindest die Kängeruhbratwurst zum
Abschluss der Grünen Woche war natürlich der Burner. Ich bezeichne
dies als Abschluss, weil danach so eine Art Glocke läutete, die die
Schließung des Messe Tages ankündigte. In der Folge strebten wir
Richtung Ausgang.
In der S Bahn trennte sich Norbert von
uns, da er eine andere Schlafgelegenheit hatte.
Jetzt, wo ich dies auf meinem Tab
reinhacke, ist er wahrscheinlich noch nicht einmal wach. Abholen
werden wir ihn trotzdem nachher.
Nach dem Frühstück, wohlgemerkt.
Der anschließende Abend nach dem
Besuch der grünen Woche gestaltete sich bei Ilka und Urmel at home
gemütlich. Urmel packte so ne runden Dinger auf einen rotierenden
Teller, schwenkte so eine Art Metallstock darüber und aus den Boxen
kam Musik.
Deep Purple, Who, Led Zep aber auch auf
besonderen Wunsch zweier Damen Barbara Streisand mit Barry Gibb. Mit
honiger Süsse wurden meine Ohren dank des alten Discohengstes
zugekleistert. Auf dem Cover war es Barry Gibb anzusehen: Weißer
Anzug, strahlendes Lächeln und (nicht im Bild) auf dem Tisch vor ihm
eine Rasierklinge und ein Häufchen weißes Pulver.
nach dem Besuch der grünen Woche? |
Wir waren aber gut drauf und tanzten
sogar zeitweise. Was um so erstaunlicher ist, weil ich abends mit
Herrn Schultheiss gar nicht mehr sprach. Lediglich ein von Ilkas
Nachbarin selbst angemachter Pflaumenschnaps umschmeichelte meinen
Gaumen.
Ansonsten: Wasser. Hartmudo wird alt -
das denkt ihr doch jetzt alle, stimmts?
Na und? Aber auf Bier konnte ich nicht
mehr und jetzt habe ich keine, ich wiederhole: KEINE Kopfschmerzen.
Vorhin sammelten wir noch schnell Norbert ein und fuhren zurück.
Vorher - denn das möchte ich nicht vergessen zu erwähnen - gab es
da noch dieses leckere Frühstück bei Ilka, die extra mit dem Rad in
die bittere Kälte hinaus fuhr, um Schrippen und Mohnbrötchen zu
holen. An dieser Stelle nochmals Danke, Ilka.
Auf der Rückfahrt reichte es für
Patti, Norbert und mich zu noch nem Stützbier. Auch an Patti von
hier aus ein großes "Ja wohl!", denn "Muschitoaster"
als anderes Wort für Sitzheizung kannte ich noch nicht.
Hämmoridengrill für Männer war aber auch nicht schlecht, Pocke.
So, das soll es mal wieder gewesen
sein. Jetzt beim Redigieren zuhause und nach dem 0:0 der Eintracht
bei Bremen werde ich mich verstärkt um meine Löwin kümmern, die
auf der Generalversammlung einen stressigen Abend hatte.
Wenigstens die Eintracht gibt Anlass
zur Hoffnung, obwohl alle anderen Gegner im Abstiegskampf ihre
Heimspiele gewannen. Gegen Dortmund muss ich mich wohl in deren
Kabine schleichen, um den Dortmundern etwas von dem afrikanischen
Kräuterschnaps zu verabreichen.
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