Freitag, 16. August 2019
Contramann: Aus dem Forum zu…
…Telepolis:
https://www.heise.de/tp/features/Die-Zwickmuehle-der-CO2-Steuer-4473961.html
Die Masse kann gar nicht auf Elektrofahrzeuge umsteigen
Die Masse der Bürger kann gar nicht auf Elektrofahrzeuge umsteigen, weil es weder genug Ladesäulen gibt noch haben die Stromleitungen einen ausreichenden Leitungsquerschnitt, um diese Strommengen transportieren zu können.
Bei zu geringem Leitungsquerschnitt schmelzen die Leitungen einfach durch.
Man müsste also zuerst mal dickere Leitungen in den Straßen verlegen und das müssen dann auch noch die Anwohner der Straßen bezahlen, was durchaus einige 10.000 Euro pro Nase kosten kann.
Diese Kosten werden verschwiegen, weil sonst die Leute rebellieren würden (werden).
Die meisten parken am Straßenrand. Soll man dann mit der Kabeltrommel eine Leitung von der Wohnung über den Bürgersteig zum Auto legen oder wie soll das praktisch funktionieren?
Niemand kompensiert den Wertverlust des "alten" Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.
Würde man auf Elektrofahrzeuge umsteigen wollen, dann müsste man nicht nur überhöhte Preise zahlen, sondern man bekäme auch noch weniger für den "Gebrauchten".
Der Kunde wird also gleich mehrfach verarscht.
Woran man auch zu wenig denkt ist die Entsorgung der alten Batterien. Das enthaltene Lithium ist giftig und wenn sowas mal ins Grundwasser gelangen sollte, hätte das schlimme Auswirkungen auf die menschliche Psyche.
Was passiert mit den Millionen entlassenen Arbeitern aus den Automobilzulieferfirmen?
Niemand braucht mehr Getriebe, Kurbelwellen, Nockenwellen, Zündkerzen, Auspuffrohre, Ölfilter, etc. etc. etc.
Wenn man schon auf Elektrofahrzeuge umsteigen möchte, dann hätte man das planmäßig und in der korrekten Reihenfolge machen müssen.
1. Atomkraftwerke so lange laufen lassen, bis die sauberen und grundlastfähigen Alternativen vorhanden sind.
Windkraft und Solarkraft sind nicht grundlastfähig, weil manchmal weder die Sonne scheint noch Wind bläst.
2. Die Infrastruktur muss vor einem Umstieg auf Elektrofahrzeuge aufgebaut werden, also dickere Stromleitungen in den Straßen und sehr, sehr viele Ladesäulen.
Bisher ist praktisch nichts davon zu sehen. In meiner Großstadt gibt es 6 (sechs) Ladesäulen, wovon ein Teil davon obendrein auch noch auf nicht öffentlichem Firmengelände stehen und die Handvoll anderen sind besetzt durch Mietfahrzeuge.
3. Der deutsche Staat hätte sich die Gebiete der relevanten Materialien sichern müssen. Statt dessen hat man tatenlos zugesehen, wie China sich in Afrika alles schnappt, was zu bekommen ist.
Der Forist hat hier wunderschön dargestellt, warum ein Umstieg vom Verbrennungs- auf einen reinen Elektromotor nicht oder zumindest schwer durchführbar ist. Das diese Argumentationslinie bislang nicht in unseren Qualitätsmedien auftaucht, stellt letzteren ein denkbar schlechtes Zeugnis aus.
Die Automobilindustrie mit ihren langfristig sinkenden Gewinnen sieht in der E-Mobilität natürlich eine Möglichkeit, den Umsatz wieder anzukurbeln. Die gesellschaftlichen Kosten durch eine Bereitstellung der Infrastruktur ist der Wirtschaft egal. Die freigesetzten Arbeiter, die nicht wirklich komplett in die neue Produktion integriert werden könnten, fallen der Allgemeinheit und nicht der Wirtschaft zur Last. Die Höhe staatlicher Investitionen vermag ich mir nicht vorzustellen.
Achtet mal drauf: Am Ende läuft die Chose über Akkutausch ala CO2 Flasche beim Sodastream. Leeren Akku abgeben und vollen neuen an der Tankstelle kaufen.
Dienstag, 13. August 2019
Buddy Holly 6/7
Doch auch zwischen Norman Petty und Buddy kriselte es. Petty, der alte Fuchs, befürchtete, dass Buddys Ehe seinen Erfolg bei den weiblichen Fans erheblich schmälern würde, was sich natürlich auf die Plattenverkäufe auswirken würde. Allen Ernstes schlug Petty vor, dass Buddy Maria Elena als Sekretärin der Band und eben nicht als Ehefrau vorstellen sollte. Dies schmeckte Buddy nicht, so geschäftstüchtig im negativen Sinne war er nicht - was Buddy Holly in meinen Augen sehr sympathisch erscheinen lässt.
Dieser schwelende Streit verschlechterte die Beziehung zwischen Petty und Holly von Tag zu Tag mehr, bis es schließlich im Oktober 1958 zum endgültigen Bruch kam. Norman Petty und Buddy Holly gingen von nun an getrennte Wege.
Allison und Maudlin, die beiden Ur-Crickets, einigten sich jedoch mit Norman Petty und wollten weiterhin mit ihrem alten Manager zusammenarbeiten. Buddy sollte sich von nun an gänzlich um seine Solokarriere kümmern. Glücklich war keiner mit dieser Entwicklung, aber es war wohl der einzige Weg. Die Band musste jetzt nicht mehr nur wegen der Karriere einen schmalen Fuß machen und konnte ihr gewohntes Leben „on the road“ wieder aufnehmen. Buddy kehrte mit seiner Frau nach New York zurück und stürzte sich in die Arbeit, er freute sich auf diese Unabhängigkeit. Aber dennoch bot er den Crickets an, wieder mit ihnen zusammen spielen zu wollen, falls sie ihre Meinung ändern sollten und zu ihm zurückkehren würden.
„Raining in my Heart“ und „It doesn`t matter anymore“ wurden kurz nach der Trennung von den Crickets veröffentlicht. Zusätzlich befand sich ein Album mit Songs von Ray Charles in Planung. Darüber hinaus unterstützte Buddy junge Musiker bei ihrem Start ins Musikbusiness. So zum Beispiel Waylon Jennings, dem späteren Country-Star der 70er und 80er Jahre. Er spielte in Hollys neuer Band Bass und tourte mit ihm durch den Süden der USA. Lou Gardino war ein weiterer Künstler; er nahm Hollys „Stay close to me“ auf.
Nach dem Jahreswechsel startete Buddy Holly im Januar 1959 eine neue Tournee. Auf der „A Winter Dance Party“ waren neben ihm noch Ritchie Valens, Dion & the Belmonts sowie J. P. „the Big Bopper“ Richardson an Bord. Anstatt der Crickets wurde Buddy von Waylon Jennings, Tommy Allsup und dem Schlagzeuger Charles Bunch begleitet. Seine Frau Maria Elena konnte Buddy dagegen nicht mit auf die Tour nehmen, da sie in New York ihr erstes Kind erwartete. Leider verlor sie später das Baby. Ich erwähne dies, bevor irgendjemand noch spekuliert, ob Buddys Kind ebenfalls eine Karriere im Musicbiz starten konnte.
Die Musiker der „Winter Dance Party“ absolvierten die Strecken zwischen den Auftrittsorten mit dem Bus; die Annehmlichkeiten eines Tourbusses wird auch heutzutage noch von den wahren Helden des Rock `n` Roll geschätzt. Gehört ja schließlich zum guten Ton. Leider waren die Busse in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht so komfortabel.
Aircondition, ja selbst eine gut funktionierende Heizung... Fehlanzeige! Anfangs des Jahres 1959 war es bitterkalt auf dem Lande im Westen der USA. Die Bedingungen waren alles andere als komfortabel. Nicht nur das der Bus schlecht beheizt wurde - er blieb während der Fahrten auch mehrmals im Schnee liegen. Das sind nicht gerade die Bedingungen, bei denen man quasi jeden Abend in einer anderen Stadt auf der Bühne stehen möchte; in einer unbeheizten Halle womöglich. Da sind Erkältungen vorprogrammiert - schlecht für die Stimme.
Nach dem Auftritt vom 2. Februar 1959 im „Surf Ballroom“ in Clear Lake (bei Mason City, Iowa) stand den Musikern eine Busreise von 400 Meilen bis zum nächsten Auftrittsort bevor. Die eisige Kälte wollte sich Buddy nicht mehr antun und charterte kurzfristig ein Flugzeug für sich und seine Begleitband, um schnell und ausgeruht zu dem nächsten Auftrittsort zu kommen. Außerdem hofften die Musiker, früh genug am Zielort anzukommen, um ihre Anzüge noch schnell reinigen lassen zu können.
Jedoch sollte keiner von seinen Begleitmusikern mit im Flugzeug sitzen. Carl Bunch litt unter Frostbeulen und musste in Clear Lake ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ritchie Valens hatte bereits den ganzen Abend auf Tommy Allsup eingeredet, um seinen Platz im Flugzeug zu ergattern. Valens quengelte so lange, bis Allsup entnervt war und eine Münze warf. Kopf oder Zahl - Valens wählte Kopf und erhielt den Platz im Flugzeug von Allsup.
J. P. Richardson brauchte nicht um den Platz zu betteln, schließlich litt er unter einer Grippe und hätte keine weitere Nacht mehr im Bus ausgehalten. Er bat Waylon Jennings, ihm seinen Platz im Flugzeug zu überlassen. Jennings ließ sich überzeugen und erhielt Richardsons Schlafsack für die Nacht im Bus.
Jennings war jedoch trotzdem nicht gerade erfreut, dass er mit dem Bus fahren musste. Verärgert verabschiedete er sich von Buddy Holly mit den Worten: „I hope Your ole Plane crashes.“ Diese seine letzten Worte zu Buddy Holly bedauerte Jennings später, als er später in der Nacht vom Absturz der Maschine und dem Tod der Insassen erfuhr. Jennings setze jahrelang mit der Musik aus, er fühlte sich für den Tod der Musiker verantwortlich. Später nahm Jennings Richardsons „White Lightnin`“ auf, übrigens im Original vom Big Bopper einer meiner Lieblingssongs.
Die Show in Clear Lake endete gegen Mitternacht. Auf einem kleinen Flughafen nahe der Stadt stand eine rote Beechcraft Bonanza, die die Musiker für 36 $ pro Person nach Fargo in North Dakota bringen sollte. Von dort aus hätten die Musiker lediglich den Red River überqueren müssen, um nach Moorhead, dem nächsten Auftrittsort, zu gelangen.
Als die Musiker gegen halb Eins den Flughafen außerhalb Clear Lake erreicht hatten, herrschte dort ein starkes Schneetreiben. Die Sichtweite war vollkommen unzureichend, so dass der junge Pilot komplett auf seine Instrumente angewiesen war. Zwar hatte der 21jährige im Blindflug bereits Erfahrungen sammeln können, jedoch nicht mit diesem Flugzeugtyp. Auf Drängen der Musiker entschied sich der Pilot dennoch, den Flug zu wagen.
Die Musiker standen außerdem erheblich unter Druck. Sie waren von der schon andauernden Tour und den erschwerten Bedingungen der Busreise erschöpft und wollten nicht mehr zum Bus zurück. Dieser war wahrscheinlich eh schon los gefahren. Da sie bei einem verpassten Auftritt am nächsten Tag wohl eine Konventionalstrafe riskiert hätten, sahen sie keine andere Chance, als ihr Glück mit dem Flugzeug trotz des miserablem Wetters zu versuchen.
Dieser schwelende Streit verschlechterte die Beziehung zwischen Petty und Holly von Tag zu Tag mehr, bis es schließlich im Oktober 1958 zum endgültigen Bruch kam. Norman Petty und Buddy Holly gingen von nun an getrennte Wege.
Allison und Maudlin, die beiden Ur-Crickets, einigten sich jedoch mit Norman Petty und wollten weiterhin mit ihrem alten Manager zusammenarbeiten. Buddy sollte sich von nun an gänzlich um seine Solokarriere kümmern. Glücklich war keiner mit dieser Entwicklung, aber es war wohl der einzige Weg. Die Band musste jetzt nicht mehr nur wegen der Karriere einen schmalen Fuß machen und konnte ihr gewohntes Leben „on the road“ wieder aufnehmen. Buddy kehrte mit seiner Frau nach New York zurück und stürzte sich in die Arbeit, er freute sich auf diese Unabhängigkeit. Aber dennoch bot er den Crickets an, wieder mit ihnen zusammen spielen zu wollen, falls sie ihre Meinung ändern sollten und zu ihm zurückkehren würden.
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...mit Waylon Jennings |
„Raining in my Heart“ und „It doesn`t matter anymore“ wurden kurz nach der Trennung von den Crickets veröffentlicht. Zusätzlich befand sich ein Album mit Songs von Ray Charles in Planung. Darüber hinaus unterstützte Buddy junge Musiker bei ihrem Start ins Musikbusiness. So zum Beispiel Waylon Jennings, dem späteren Country-Star der 70er und 80er Jahre. Er spielte in Hollys neuer Band Bass und tourte mit ihm durch den Süden der USA. Lou Gardino war ein weiterer Künstler; er nahm Hollys „Stay close to me“ auf.
Nach dem Jahreswechsel startete Buddy Holly im Januar 1959 eine neue Tournee. Auf der „A Winter Dance Party“ waren neben ihm noch Ritchie Valens, Dion & the Belmonts sowie J. P. „the Big Bopper“ Richardson an Bord. Anstatt der Crickets wurde Buddy von Waylon Jennings, Tommy Allsup und dem Schlagzeuger Charles Bunch begleitet. Seine Frau Maria Elena konnte Buddy dagegen nicht mit auf die Tour nehmen, da sie in New York ihr erstes Kind erwartete. Leider verlor sie später das Baby. Ich erwähne dies, bevor irgendjemand noch spekuliert, ob Buddys Kind ebenfalls eine Karriere im Musicbiz starten konnte.
Die Musiker der „Winter Dance Party“ absolvierten die Strecken zwischen den Auftrittsorten mit dem Bus; die Annehmlichkeiten eines Tourbusses wird auch heutzutage noch von den wahren Helden des Rock `n` Roll geschätzt. Gehört ja schließlich zum guten Ton. Leider waren die Busse in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht so komfortabel.
Aircondition, ja selbst eine gut funktionierende Heizung... Fehlanzeige! Anfangs des Jahres 1959 war es bitterkalt auf dem Lande im Westen der USA. Die Bedingungen waren alles andere als komfortabel. Nicht nur das der Bus schlecht beheizt wurde - er blieb während der Fahrten auch mehrmals im Schnee liegen. Das sind nicht gerade die Bedingungen, bei denen man quasi jeden Abend in einer anderen Stadt auf der Bühne stehen möchte; in einer unbeheizten Halle womöglich. Da sind Erkältungen vorprogrammiert - schlecht für die Stimme.
Nach dem Auftritt vom 2. Februar 1959 im „Surf Ballroom“ in Clear Lake (bei Mason City, Iowa) stand den Musikern eine Busreise von 400 Meilen bis zum nächsten Auftrittsort bevor. Die eisige Kälte wollte sich Buddy nicht mehr antun und charterte kurzfristig ein Flugzeug für sich und seine Begleitband, um schnell und ausgeruht zu dem nächsten Auftrittsort zu kommen. Außerdem hofften die Musiker, früh genug am Zielort anzukommen, um ihre Anzüge noch schnell reinigen lassen zu können.
Jedoch sollte keiner von seinen Begleitmusikern mit im Flugzeug sitzen. Carl Bunch litt unter Frostbeulen und musste in Clear Lake ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ritchie Valens hatte bereits den ganzen Abend auf Tommy Allsup eingeredet, um seinen Platz im Flugzeug zu ergattern. Valens quengelte so lange, bis Allsup entnervt war und eine Münze warf. Kopf oder Zahl - Valens wählte Kopf und erhielt den Platz im Flugzeug von Allsup.
J. P. Richardson brauchte nicht um den Platz zu betteln, schließlich litt er unter einer Grippe und hätte keine weitere Nacht mehr im Bus ausgehalten. Er bat Waylon Jennings, ihm seinen Platz im Flugzeug zu überlassen. Jennings ließ sich überzeugen und erhielt Richardsons Schlafsack für die Nacht im Bus.
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Tourplakat |
Jennings war jedoch trotzdem nicht gerade erfreut, dass er mit dem Bus fahren musste. Verärgert verabschiedete er sich von Buddy Holly mit den Worten: „I hope Your ole Plane crashes.“ Diese seine letzten Worte zu Buddy Holly bedauerte Jennings später, als er später in der Nacht vom Absturz der Maschine und dem Tod der Insassen erfuhr. Jennings setze jahrelang mit der Musik aus, er fühlte sich für den Tod der Musiker verantwortlich. Später nahm Jennings Richardsons „White Lightnin`“ auf, übrigens im Original vom Big Bopper einer meiner Lieblingssongs.
Die Show in Clear Lake endete gegen Mitternacht. Auf einem kleinen Flughafen nahe der Stadt stand eine rote Beechcraft Bonanza, die die Musiker für 36 $ pro Person nach Fargo in North Dakota bringen sollte. Von dort aus hätten die Musiker lediglich den Red River überqueren müssen, um nach Moorhead, dem nächsten Auftrittsort, zu gelangen.
Als die Musiker gegen halb Eins den Flughafen außerhalb Clear Lake erreicht hatten, herrschte dort ein starkes Schneetreiben. Die Sichtweite war vollkommen unzureichend, so dass der junge Pilot komplett auf seine Instrumente angewiesen war. Zwar hatte der 21jährige im Blindflug bereits Erfahrungen sammeln können, jedoch nicht mit diesem Flugzeugtyp. Auf Drängen der Musiker entschied sich der Pilot dennoch, den Flug zu wagen.
Die Musiker standen außerdem erheblich unter Druck. Sie waren von der schon andauernden Tour und den erschwerten Bedingungen der Busreise erschöpft und wollten nicht mehr zum Bus zurück. Dieser war wahrscheinlich eh schon los gefahren. Da sie bei einem verpassten Auftritt am nächsten Tag wohl eine Konventionalstrafe riskiert hätten, sahen sie keine andere Chance, als ihr Glück mit dem Flugzeug trotz des miserablem Wetters zu versuchen.
Donnerstag, 8. August 2019
H. Lecter: Alf
6
Der Besuch des „Hofbrauhaus Latino“ bei unserem ersten Aufenthalt auf Malle war wirklich unvergesslich. Während unserer Urlaubswoche besuchten wir den Laden noch öfter, nicht zuletzt wegen der hübschen Kellnerin, doch so breit wie beim ersten Mal bekamen wir es nicht mehr hin. Wie das halt so ist mit Wiederholungen.
Ich kann mich aber noch an eine erwähnenswerte Begebenheit im Hofbrauhaus Latino anlässlich unseres letzten Aufenthaltes in El Arenal erinnern. Diese Reise dauerte schon keine Woche mehr. Buck war da in unserem Kreis bereits längere Zeit wohlgelitten integriert worden, aber der Elan war bereits verpufft. Vor allem Klaus-Ewald und ich hatten keine Lust mehr auf Malle und vehement darauf gedrungen, nur noch ein paar Tage zu fahren.
Es war das Jahr, in dem ich mich von der Gruppe tagsüber etwas abgesondert hatte, weil ich Pan und seine Familie besucht hatte. Pan arbeitete in dem Jahr als Koch in einem Restaurant eines Schweden und wohnte in Arenal um die Ecke; ich musste vom Hotel aus gar nicht mal so weit zu ihm laufen. Die Erlebnisse mit den Schweden erzähle ich aber lieber an anderer Stelle.
Zu den Kollegas: Da kam eigentlich nur noch Stimmung bei entsprechender Promillestärke auf. Am frühen Abend waren Buck und ich in der Happy Hour stets gut drauf, während Alf seine überschwängliche Phase beendet hatte. Er lachte zwar immer noch viel, hatte auch nichts von seiner Sprintstärke verloren, doch das Gebaren einer Rampensau hatte er abgelegt. Kein lautes Mitsingen mehr in den Bars, kein „Mach mit!“ mehr zu wildfremden Menschen.
Stattdessen kam urplötzlich dieser gläserne Blick ins Nirvana mit beschlagener Brille. Wie er dann so grenzdebil in die Gegend stierte und kurz vor dem Koma stand, war schon beängstigend. Und kurz vor diesem Zustand rauschten wir ausgerechnet ins Hofbrauhaus Latino ein. Der Laden war mittlerweile wohl nicht mehr so stark frequentiert und mit der Band hatte es sich wohl auch erledigt. Diese Bar gehörte für uns bei unserer letzten Malle Fahrt eigentlich nur zu einer leidigen Pflichtübung.
Die hübsche Kellnerin arbeitete schon längst nicht mehr dort. Müde setzten wir uns an den Tresen und bestellten eine weitere Runde Wodka Lemon. Statt lauter Ballermann Hits liefen langweilige Schlager im Hintergrund; eine gute Stimmung wollte so nicht aufkommen. Stattdessen kam, was kommen musste: Alf wurde der Kopf schwer und sank auf seine gefalteten Hände. Sanft fielen ihm die Äuglein zu. Alf hatte die Kommunikation eingestellt.
„Ey, Du! Hier nichts schlafen, Du!“ Der einheimische Kellner war sichtlich erbost und war kurz davor, stringente Maßnahmen zu ergreifen. Doch ehe er weiter nerven konnte, hatten wir reagiert und Alf mit einem zärtlichen Klopfer auf den Rücken wach bekommen. Wir versuchten ihm zu erklären, dass die Zeit der Ruhe noch nicht angebrochen war, doch anscheinend konnte er uns gar nicht verstehen. Wir verstanden sein sinnfreies Gebrabbel aber auch nicht, weil er offenbar seine Muttersprache verloren hatte.
Nun fiel mir die ehrenvolle Aufgabe zu, meinen Mitbewohner (wie immer teilte ich mit Alf das Hotelzimmer) ins Nest zu bringen. Der Kellner zeigte sich über die anstehende Entsorgung eines Schläfers begeistert und rief uns ein Taxi, denn Alf konnte nicht mehr zu Fuß ins Hotel, welches maximal einen Kilometer entfernt war, laufen. Und da er allein nicht ins Hotel gekommen wäre, weil er sich nicht mehr verständlich machen konnte, musste ich wohl oder über mitfahren.
Vor unserem Hotel angekommen, drehte ich den nunmehr fitteren Alf in Richtung des Hoteleingangs und schob ihn an, damit er ins Zimmer gehen könnte. Sofort stieg ich ins Taxi zurück, registrierte noch, dass Alf sich langsam in Bewegung setzte und war zufrieden. Alf war also versorgt.
Doch weit gefehlt. Wie wir hinterher erfahren mussten, wurde Alf beim Betreten des Hotels von der hauseigenen Security gehindert. Das die überhaupt eine Security hatten, ist uns entgangen. Das deutsche Jungvolk verhält sich bekanntlich auf Malle wie die alten Vandalen; Gröhlend rennen sie durch die Gassen und belästigen die Einheimischen. Und genau das wollten die Spanier nicht mehr.
Nun war Alf beileibe kein Jungspund mehr, wurde aber wohl wegen seines Breitheitsgrades abgewiesen, so dass ein Wort das Andere gab, bis schließlich die Fäuste flogen. In das Gesicht von Alf. Da lag er dann auf der Straße, die Brille war zerdeppert. Wie ein Maikäfer auf dem Rücken – selbst jetzt kann ich mir das bildlich vorstellen, obwohl ich nicht dabei war.
Ob Alf sich dann in die nächste Bar begeben hatte oder doch noch das Hotel betreten konnte, weiß ich nicht mehr. Ich war da schon längst wieder bei den Anderen im Latino und nippte an dem nächsten Wodka Lemon. Wir zogen weiter durch die Bars und irgendwie werden wohl auch wir an jenem Abend ins Hotel gekommen sein.
Sonntag, 4. August 2019
Contramann: kurz gesehen im August
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article195998407/Linke-Bewegung-Aufstehen-will-jetzt-in-der-SPD-aufgehen.html
Eine Meinung auf der Seite des Springer Blattes, die mich sofort zum Nachdenken angeregt hat. Ich schreibe dies 12 Stunden nach Veröffentlichung dieses Kommentars. Damit will ich andeuten, dass niemand außer der Welt diese Meldung in die Welt setzt.
Sollte sich die Meldung, dass Steve Hudson, seines Zeichens Schauspieler und SPD Mitglied (gibt es da überhaupt einen Unterschied?), seine Mitstreiter bei der „Aufstehen!“ Bewegung aufgefordert hat, in die SPD einzutreten und dort für einen Richtungswechsel zu sorgen, bewahrheiten, dann wäre das schon ein richtiger Hammer.
Es ist still geworden um „Aufstehen!“ Nachdem Sarah Wagenknecht quasi ihren Rückzug aus der vordersten Front des politischen Establishments angekündigt hatte, hörte ich von Aufstehen gar kein Lebenszeichen mehr. Ob die Teilnehmerzahlen beim Kongress im April mit ein paar Hundert Menschen wirklich so niederschmetternd waren, habe ich auf die Schnelle nicht verifizieren können.
Und jetzt noch Steve Hudson, der die letzten Reste an Vernunftbegabten in die SPD überführen will, um diese zu unterwandern. Zurückbleiben würden dann die üblichen Sektierer, die von beinahe jeder politischen Bewegung angezogen werden wie die Motten vom Licht. Glaubt es mir, Leute. Diese Sektierer gibt es zuhauf; solche Leute schrecken einfach jeden Vernünftigen von einer politischen Betätigung abseits bestehender Parteistrukturen ab.
Insofern würde es Steve Hudson leider richtig machen. Doch vielleicht war diese Meldung ja bloß eine Ente.
https://taz.de/Gastkommentar-Sea-Watch-3/!5604062/?fbclid=IwAR1tMkhOigv2-tASsqhlzgfN1UZgbAmwOI0eScAKf8JQdNUkl3fQOy6aJQk
Das sehe ich auch so. Bei allem lobenswerten Bemühungen der Seenotretter darf, nein muss so ein Kommentar erlaubt sein. Letztendlich geht es offenbar eben nicht um die am Ende 42 Flüchtlinge, die weder in Wort noch Bild in den Medien auftauchen. Je nach Gusto ist Frau Rackete entweder Joan D’arc oder Maggie Thatcher. Die Kommentatorin hat auf alle Fälle in einem Punkt recht: Die Flüchtlinge werden lediglich instrumentalisiert.
Malta wäre ja auch eine Option gewesen. Lag der Position des Schiffes näher als Lampedusa. Noch näher wäre wohl Tunesien gewesen. Wobei ich Tunis ebenfalls nicht als sicheren Hafen sähe. Im Übrigen hatte der europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Antrag der Kapitänin auf Landeerlaubnis in Italien Ende Juni abgewiesen und eine Verweigerung der italienischen Behörden somit recht gegeben.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-06/seenotrettung-sea-watch-3-italien-europaeischer-gerichtshof-menschenrechte
Inwieweit Zivilcourage oder auch ziviler Ungehorsam dazu berechtigt, diese Entscheidung zu ignorieren, möge jeder für sich selbst entscheiden.
https://www.heise.de/tp/features/Arbeitsmarkt-Deutschland-2019-Fachkraefte-raus-4464781.html
Hierzu einfach mal nur ein Kommentar aus dem Telepolis Forum. Die Kritik ist vielleicht etwas überspitzt, aber nichts desto trotz sind die Argumente eine Überlegung wert:
„Was mir persönlich ein Rätsel ist:
Da sozialisieren und bilden wir unsere eigenen Kinder aus.
Sagen wir mal:
3 Jahre Kindergarten
+ 10 Jahre Schule
+ 3 Jahre Berufsausbildung
oder 4 Jahre Studium.
Also unter dem Strich ~16 Jahre Ausbildung.
Wie kann jemand wie der Autor so arrogant sein zu behaupten, dass er und seine Spießgesellen aus dem Asyl-Industriellen Komplexes diese 16 Jahre einfach so überspringen können und aus zugewanderten ungebildeten Mitgliedern archaischer Gesellschaftsstrukturen innerhalb von 2 Jahren über einen volkshochschulähnlichen Ansatz leistungsfähige Facharbeiter und Ingenieure einer modernen Volkswirtschaft zu generieren, die dann 40 Jahre in die Sozialkassen einzahlen?
Der Artikel ist - vorsichtig formuliert - nicht sehr durchdacht.
Mich würde mal interessieren, ob der Autor jemals selbst an einer CNC-Maschine gestanden hat oder als Ingenieur irgendwas konstruiert hat. Das heißt ob er überhaupt weiß über was er schreibt und was eine moderne Industriegesellschaft für Anforderungen stellt.
Es sind 4 Jahre seit 2015 rum. Die Millionen Migranten aus 2015 müssten längst überall in der deutschen Volkswirtschaft zu finden sein.
Wie viele von den Multi-Millionen Migranten haben denn nun einen 50000 oder 100000 Euro Job bei Siemens, BMW, MB, Volkswagen und füllen per Sozialabgaben die Kassen?
Ich schätze wir reden hier über Sub-Promille Mengen.
Vielleicht einer von 1000.
Eher weniger.
Wenn der Autor belastbare Zahlen hat, dann möge er sie bitte auf den Tisch legen.
Oder - falls er keine Zahlen hat - einfach über andere Themen schreiben.
Kochrezepte oder so.“
Eine Ergänzung noch von mir: Auch wenn es nach 2 Jahren Volkshochschule nicht zum Facharbeiter reicht, wäre Jobs im Pflege- oder allgemeinen Servicebereich von Migranten durchaus zu stemmen. Dort fehlen auch Arbeitskräfte. Die Frage bleibt dennoch, warum diese Jobs nicht mit „Einheimischen“ besetzt werden konnten.
Meine Befürchtung ist hier, dass in diesen Jobs Arbeitsbedingungen wie Bezahlung unattraktiv für den Einheimischen sind. Da bleibt den Arbeitgebern dann natürlich nur die Wahl, höhere Löhne zu zahlen oder eben Menschen zu beschäftigen, die freiwillig bereit sind, solche Bedingungen zu akzeptieren.
Und schon sind wir bei den Migranten angelangt. Das Problem ist demnach nicht „der“ Migrant, sondern die Arbeitgeber oder meinetwegen auch das „System“, welches solche Zustände zulässt.
https://www.focus.de/auto/professor-richard-david-precht-kritisiert-die-e-mobilitaet-das-elektroauto-ist-ein-problem-weil-es-offensichtlich-die-falsche-technik-ist_id_10909397.html
Beim Checken der News morgens auf dem Hauptbahnhof am Bahnsteig stolperte ich über diese Seite. Dieser sehr kurze Ausschnitt aus einem Interview mit Richard David Precht aus der Augsburger Allgemeinen vom 9.7. enthielt folgenden Absatz, der für sich allein genommen ausreicht, um den E-Autowahn ad absurdum zu führen:
„Für die E-Mobilität als Ganzes jedenfalls gelte: „Wir machen da einen Riesenfehler.“ Sie trage eher zur Sklavenarbeit in Kongos Kobaltminen bei, als dass sie bei uns nachhaltige Technologielösungen ermögliche.“
Jetzt wollte ich das komplette Interview lesen. Und here we go:
https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Richard-David-Precht-Die-Menschen-lieben-Verbote-id54827366.html
Richard David Precht:
„Wir haben irgendwann das christliche Kreuz durch das Hakenkreuz ersetzt und das Hakenkreuz durch den Mercedesstern.“
Und das er SUVs aus den Innenstädten pauschal verbannen will, finde ich gut. Sein Beispiel mit dem Rauchverbot in Restaurants, worüber sich anfangs alle aufgeregt haben, aber jetzt ist es Normalität, ist ebenfalls Klasse.
https://www.welt.de/politik/article196851111/Fluechtlings-Rettung-Rackete-will-eine-halbe-Million-Migranten-aus-Libyen-holen.html Zunächst ein Kommentar aus dem Forum dazu:
„Da hat die gute Frau recht, darum müssen wir dringend das Zeichen setzen das weglaufen statt dort zu arbeiten und aufzubauen sich nicht lohnt, denn dann sind die jetzt schon instabilen Länder völlig verloren.“
Also… Frau Rackete möchte 500.000 Menschen aus Flüchtlingslagern oder der Hand von Schleppern in ein sicheres Land überführt wissen. Das geht dann aber weit über Seenotrettung hinaus; mit so einer Aussage stellt sie sich eher als politische Aktivistin und nicht als eine Kapitänin dar, die einfach nur Schiffsbrüchige rettet. Für ihr Strafverfahren dürfte dies nicht hilfreich sein.
Es sei denn, dass es dank Intervention unseres Außenministers nicht zum Prozess kommt. Diesen wollen wohl weder die Deutschen noch die Italiener. Denn egal wie der Prozess für Frau Rackete ausgehen würde – eines würde die Aktivistin erreichen: Das Lösungen der Flüchtlingsfrage angestrebt werden müssen.
Und gelöst werden kann das Elend der Flüchtlinge nicht mittels Duldung des Schleppersystems durch Migration nach Europa, sondern durch direkte Hilfen in Afrika. Wirtschaftsförderung statt Zerstörung derselben durch Billig-Exporte in diese Krisenländer z.B. wäre da ein wesentlicher Ansatz zur Lösung, aber natürlich nicht allein.
Frau Rackete jedoch sollte der Vergessenheit anheimfallen, ehe sie sich durch ihre Äußerungen noch mehr als narzisstische Selbstdarstellerin outet.
Eine Meinung auf der Seite des Springer Blattes, die mich sofort zum Nachdenken angeregt hat. Ich schreibe dies 12 Stunden nach Veröffentlichung dieses Kommentars. Damit will ich andeuten, dass niemand außer der Welt diese Meldung in die Welt setzt.
Sollte sich die Meldung, dass Steve Hudson, seines Zeichens Schauspieler und SPD Mitglied (gibt es da überhaupt einen Unterschied?), seine Mitstreiter bei der „Aufstehen!“ Bewegung aufgefordert hat, in die SPD einzutreten und dort für einen Richtungswechsel zu sorgen, bewahrheiten, dann wäre das schon ein richtiger Hammer.
Es ist still geworden um „Aufstehen!“ Nachdem Sarah Wagenknecht quasi ihren Rückzug aus der vordersten Front des politischen Establishments angekündigt hatte, hörte ich von Aufstehen gar kein Lebenszeichen mehr. Ob die Teilnehmerzahlen beim Kongress im April mit ein paar Hundert Menschen wirklich so niederschmetternd waren, habe ich auf die Schnelle nicht verifizieren können.
Und jetzt noch Steve Hudson, der die letzten Reste an Vernunftbegabten in die SPD überführen will, um diese zu unterwandern. Zurückbleiben würden dann die üblichen Sektierer, die von beinahe jeder politischen Bewegung angezogen werden wie die Motten vom Licht. Glaubt es mir, Leute. Diese Sektierer gibt es zuhauf; solche Leute schrecken einfach jeden Vernünftigen von einer politischen Betätigung abseits bestehender Parteistrukturen ab.
Insofern würde es Steve Hudson leider richtig machen. Doch vielleicht war diese Meldung ja bloß eine Ente.
https://taz.de/Gastkommentar-Sea-Watch-3/!5604062/?fbclid=IwAR1tMkhOigv2-tASsqhlzgfN1UZgbAmwOI0eScAKf8JQdNUkl3fQOy6aJQk
Das sehe ich auch so. Bei allem lobenswerten Bemühungen der Seenotretter darf, nein muss so ein Kommentar erlaubt sein. Letztendlich geht es offenbar eben nicht um die am Ende 42 Flüchtlinge, die weder in Wort noch Bild in den Medien auftauchen. Je nach Gusto ist Frau Rackete entweder Joan D’arc oder Maggie Thatcher. Die Kommentatorin hat auf alle Fälle in einem Punkt recht: Die Flüchtlinge werden lediglich instrumentalisiert.
Malta wäre ja auch eine Option gewesen. Lag der Position des Schiffes näher als Lampedusa. Noch näher wäre wohl Tunesien gewesen. Wobei ich Tunis ebenfalls nicht als sicheren Hafen sähe. Im Übrigen hatte der europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Antrag der Kapitänin auf Landeerlaubnis in Italien Ende Juni abgewiesen und eine Verweigerung der italienischen Behörden somit recht gegeben.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-06/seenotrettung-sea-watch-3-italien-europaeischer-gerichtshof-menschenrechte
Inwieweit Zivilcourage oder auch ziviler Ungehorsam dazu berechtigt, diese Entscheidung zu ignorieren, möge jeder für sich selbst entscheiden.
https://www.heise.de/tp/features/Arbeitsmarkt-Deutschland-2019-Fachkraefte-raus-4464781.html
Hierzu einfach mal nur ein Kommentar aus dem Telepolis Forum. Die Kritik ist vielleicht etwas überspitzt, aber nichts desto trotz sind die Argumente eine Überlegung wert:
„Was mir persönlich ein Rätsel ist:
Da sozialisieren und bilden wir unsere eigenen Kinder aus.
Sagen wir mal:
3 Jahre Kindergarten
+ 10 Jahre Schule
+ 3 Jahre Berufsausbildung
oder 4 Jahre Studium.
Also unter dem Strich ~16 Jahre Ausbildung.
Wie kann jemand wie der Autor so arrogant sein zu behaupten, dass er und seine Spießgesellen aus dem Asyl-Industriellen Komplexes diese 16 Jahre einfach so überspringen können und aus zugewanderten ungebildeten Mitgliedern archaischer Gesellschaftsstrukturen innerhalb von 2 Jahren über einen volkshochschulähnlichen Ansatz leistungsfähige Facharbeiter und Ingenieure einer modernen Volkswirtschaft zu generieren, die dann 40 Jahre in die Sozialkassen einzahlen?
Der Artikel ist - vorsichtig formuliert - nicht sehr durchdacht.
Mich würde mal interessieren, ob der Autor jemals selbst an einer CNC-Maschine gestanden hat oder als Ingenieur irgendwas konstruiert hat. Das heißt ob er überhaupt weiß über was er schreibt und was eine moderne Industriegesellschaft für Anforderungen stellt.
Es sind 4 Jahre seit 2015 rum. Die Millionen Migranten aus 2015 müssten längst überall in der deutschen Volkswirtschaft zu finden sein.
Wie viele von den Multi-Millionen Migranten haben denn nun einen 50000 oder 100000 Euro Job bei Siemens, BMW, MB, Volkswagen und füllen per Sozialabgaben die Kassen?
Ich schätze wir reden hier über Sub-Promille Mengen.
Vielleicht einer von 1000.
Eher weniger.
Wenn der Autor belastbare Zahlen hat, dann möge er sie bitte auf den Tisch legen.
Oder - falls er keine Zahlen hat - einfach über andere Themen schreiben.
Kochrezepte oder so.“
Eine Ergänzung noch von mir: Auch wenn es nach 2 Jahren Volkshochschule nicht zum Facharbeiter reicht, wäre Jobs im Pflege- oder allgemeinen Servicebereich von Migranten durchaus zu stemmen. Dort fehlen auch Arbeitskräfte. Die Frage bleibt dennoch, warum diese Jobs nicht mit „Einheimischen“ besetzt werden konnten.
Meine Befürchtung ist hier, dass in diesen Jobs Arbeitsbedingungen wie Bezahlung unattraktiv für den Einheimischen sind. Da bleibt den Arbeitgebern dann natürlich nur die Wahl, höhere Löhne zu zahlen oder eben Menschen zu beschäftigen, die freiwillig bereit sind, solche Bedingungen zu akzeptieren.
Und schon sind wir bei den Migranten angelangt. Das Problem ist demnach nicht „der“ Migrant, sondern die Arbeitgeber oder meinetwegen auch das „System“, welches solche Zustände zulässt.
https://www.focus.de/auto/professor-richard-david-precht-kritisiert-die-e-mobilitaet-das-elektroauto-ist-ein-problem-weil-es-offensichtlich-die-falsche-technik-ist_id_10909397.html
Beim Checken der News morgens auf dem Hauptbahnhof am Bahnsteig stolperte ich über diese Seite. Dieser sehr kurze Ausschnitt aus einem Interview mit Richard David Precht aus der Augsburger Allgemeinen vom 9.7. enthielt folgenden Absatz, der für sich allein genommen ausreicht, um den E-Autowahn ad absurdum zu führen:
„Für die E-Mobilität als Ganzes jedenfalls gelte: „Wir machen da einen Riesenfehler.“ Sie trage eher zur Sklavenarbeit in Kongos Kobaltminen bei, als dass sie bei uns nachhaltige Technologielösungen ermögliche.“
Jetzt wollte ich das komplette Interview lesen. Und here we go:
https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Richard-David-Precht-Die-Menschen-lieben-Verbote-id54827366.html
Richard David Precht:
„Wir haben irgendwann das christliche Kreuz durch das Hakenkreuz ersetzt und das Hakenkreuz durch den Mercedesstern.“
Und das er SUVs aus den Innenstädten pauschal verbannen will, finde ich gut. Sein Beispiel mit dem Rauchverbot in Restaurants, worüber sich anfangs alle aufgeregt haben, aber jetzt ist es Normalität, ist ebenfalls Klasse.
https://www.welt.de/politik/article196851111/Fluechtlings-Rettung-Rackete-will-eine-halbe-Million-Migranten-aus-Libyen-holen.html Zunächst ein Kommentar aus dem Forum dazu:
„Da hat die gute Frau recht, darum müssen wir dringend das Zeichen setzen das weglaufen statt dort zu arbeiten und aufzubauen sich nicht lohnt, denn dann sind die jetzt schon instabilen Länder völlig verloren.“
Also… Frau Rackete möchte 500.000 Menschen aus Flüchtlingslagern oder der Hand von Schleppern in ein sicheres Land überführt wissen. Das geht dann aber weit über Seenotrettung hinaus; mit so einer Aussage stellt sie sich eher als politische Aktivistin und nicht als eine Kapitänin dar, die einfach nur Schiffsbrüchige rettet. Für ihr Strafverfahren dürfte dies nicht hilfreich sein.
Es sei denn, dass es dank Intervention unseres Außenministers nicht zum Prozess kommt. Diesen wollen wohl weder die Deutschen noch die Italiener. Denn egal wie der Prozess für Frau Rackete ausgehen würde – eines würde die Aktivistin erreichen: Das Lösungen der Flüchtlingsfrage angestrebt werden müssen.
Und gelöst werden kann das Elend der Flüchtlinge nicht mittels Duldung des Schleppersystems durch Migration nach Europa, sondern durch direkte Hilfen in Afrika. Wirtschaftsförderung statt Zerstörung derselben durch Billig-Exporte in diese Krisenländer z.B. wäre da ein wesentlicher Ansatz zur Lösung, aber natürlich nicht allein.
Frau Rackete jedoch sollte der Vergessenheit anheimfallen, ehe sie sich durch ihre Äußerungen noch mehr als narzisstische Selbstdarstellerin outet.
Donnerstag, 1. August 2019
Hartmudo: Mit dem Rad unterwegs
Mittwoch, 24. Juli. Exakt 5 Monate vor Heiligabend hatte ich meinen jährlichen Gesundheitscheck bei meinem Hausarzt. Wie den Tag zuvor, an dem ich meine Löwin zur Magenspiegelung fahren musste, hatte ich mir Urlaub genommen. Als ich eine Woche zuvor Detzer meinen Besuch für diesen Tag bei ihm zu Hause in Lebenstedt telefonisch angekündigt hatte, war mir dies selbstverständlich entfallen.
Kaum hatte ich den Hörer wieder aufgelegt, da fiel mir der Arzttermin wieder ein. Mensch, im Urlaub bin ich doch sonst auch nicht in Salzgitter. Jedoch... könnte ich am freien Tag mit dem Fahrrad fahren. Das wollte ich schon seit Jahren mal machen - von Braunschweig nach Salzgitter mit meinem Fahrrad fahren! Schnell recherchierte ich die Entfernung und war baff erstaunt, dass es nur knapp über 25 km sind und die Tour laut Google Maps etwa 75 Minuten dauern dürfte.
Da hieß es für mich Nägel mit Köpfen zu machen. Insgesamt 50 km hin und zurück; in der Halbzeit würde ich sicherlich das eine oder andere Pils bei Detzer und Nelling verdrücken. Den Schnaps sollte ich vermeiden, so dachte ich es mir. Ansonsten würde es garantiert mit der Rückfahrt schwierig werden.
Aufgrund der heißen Temperaturen (über 34 Grad) entschied ich mich dann kurzfristig doch noch für die vernünftige Variante. 2,30 € kostet eine Fahrradkarte für die Bahn, auch von SZ nach BS. Und diese würde ich kaufen, noch bevor ich das erste Pils bei Detzer am Hals haben würde. Sicher ist eben sicher.
Somit begann dieser Mittwoch erwartungsgemäß. Kurz nach 6.00 Uhr stand ich auf und verabschiedete kurz darauf meine Löwin, weil diese zur Arbeit musste. Nachdem ich mein Rad noch mal kurz gecheckt und die Reifen voll gepumpt hatte, fuhr ich schnell zu meinem Hausarzt für die üblichen Tests.
Zwischen 7.45 und 8.30 Uhr wurden mir mehrere Kanülen Blut abgenommen, eine Urinprobe sichergestellt und das Ergometer bemüht. 120:80 betrug mein Blutdruck - so sieht der Idealwert aus. Der Doktor ließ sich den Ultraschall und das Röntgen nicht nehmen und gab mir zum Abschluss noch das Päckchen für die Stuhlprobe mit. Als ich dann mein Frühstück im Cafe Meyer in Lehndorf, bei uns um die Ecke, einnahm, hatte ich bereits 10 km mit dem Rad zurückgelegt. Zu der frühen Zeit wehte mir noch ein angenehm kühler Wind um die Nase.
Nach einem Pott Kaffee und 2 belegten Brötchen war es dann für mich an der Zeit, die Strecke nach Salzgitter in Angriff zu nehmen. Um 9:37 Uhr startete ich bei herrlichem Sonnenschein und relativer Windstille meine Tour in Richtung Klein Gleidingen. Dieser erste Streckenabschnitt führte mich an der B1 entlang. Ich kam auf dem gut ausgebauten Radweg zügig voran und war schnell am Raffteich und Lamme vorbei. Bis zum Abzweig Klein Gleidingen hatte ich gerade mal 20 Minuten gebraucht; so konnte es getrost weiter gehen.
Der nächste Abschnitt bis Groß Gleidingen war ebenfalls mit einem gut gepflasterten Radweg ausgestattet. Als ich am dortigen Ortseingang rechts Richtung Sonnenberg abbiegen musste, gab es keinen Radweg mehr und ich musste auf der Straße fahren. Und immer noch kam ich zügig voran, bis ich die Brücke über den Stichkanal nach Salzgitter erreichte.
Hier schob ich das Rad die Böschung hinunter; jetzt würde es am Kanal weiter gehen. Dank der Böschung zu beiden Seiten des Kanals war es hier äußerst windstill, wodurch mir die Sonne mit all ihrer Kraft den Schweiß ins Gesicht treiben konnte. Hinzu kam der schlechte Bodenbelag. Dank der schmalen Fahrrinne aus Schotter kam ich nur noch halb so schnell voran. Als Ausgleich musste ich meinen Kraftaufwand gefühlt verdoppeln.
Obwohl ich mir die kürzeste Strecke in den Tagen zuvor auf Google Maps eingeprägt hatte, war ich jetzt vollkommen planlos unterwegs. Nach geraumer Zeit stand ich vor einem verschlossenen Tor und musste zurückfahren. Etwas weiter zuvor hatte ich einen Übergang zu einem Wirtschaftsweg an den Feldern neben dem Kanal gesehen.
Auf dieser holprigen Strecke kam ich nun etwas schneller voran. Zu diesem Zeitpunkt war mein Unterhemd bereits durchgeschwitzt gewesen. Irgendwie kämpfte ich mich bei der immer größer werdenden Hitze zu einer Ortschaft vor - Üfingen! Oh je, ich wollte eigentlich schon weiter sein. Kurz fragte ich Google nach dem Weg, dann fuhr ich weiter, bis ich die grünen Straßenschilder für die Radfahrer entdeckt hatte.
Ab jetzt fuhr ich nur noch nach den Schildern, die kürzeste Strecke war jetzt vergessen. Über Sauingen stieß ich nach Bleckenstedt durch. Dort folgte ich einem Abzweig nach Lebenstedt (noch 11,1 km!) und sah einen anderen Radfahrer in ca. 200 Meter Entfernung vor mir. Mit einem Mal war dieser weg, ich sah ihn nur noch kurz links auf einem Schotterweg in die Bottnick fahren. Instinktiv fuhr ich ihm hinterher; der Mann kannte sicher eine Abkürzung.
Das war ein Fehler! Auf dem tiefen Schotter hätte ich mich fast auf die Schnauze gelegt und musste absteigen. Ca. 100 Meter schob ich das Rad, dann stieg ich wieder auf und erreichte laut keuchend Hallendorf. Eine Abkürzung sieht anders aus, dafür wusste ich endlich Bescheid, wo ich bin.
Der Rest war dann einfach. Hinter der Hütte, neben der Eisenbahnstrecke, fuhr ich nach Lebenstedt zur Peiner Straße rein und quälte mich dann die Neißestraße entlang. Das letzte Stück an der Berliner Straße legte ich schweißgebadet zurück und erreichte endlich die KVG Verkaufsstelle am Bahnhof.
Dort kaufte ich schnell die Fahrradkarte für den Rückweg, damit ich das erst einmal sicher hatte. Über 90 Minuten hatte ich für diese Tortur gebraucht und konnte im Cafe Milano endlich einen Latte Macchiato schlürfen. Kurz davor schraubte ich mir noch ne eiskalte Coke Zero Flasche (von Rossmann) rein. Nelling kam noch kurz vorbei, aber ich brauchte noch eine knappe Stunde für mich zum Runterkommen.
Um Punkt 13.00 Uhr schaute ich dann bei Detzer und Nelling vorbei. Und ich war nicht der einzige geladene Gast, denn zu meiner großen Freude schaute die Landadelsfrau, meine Kollegin aus einer anderen Abteilung, mit der wir schon zweimal in die Tschechei gefahren waren, bei Detzer und Nelling zum Erzählen und Essen rein. Zu viert saßen wir kurz darauf bei Würstchen und Kartoffelsalat auf dem Balkon im 12. Stock.
Der malerische Blick konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass mir ein anstrengender Nachmittag bevorstand. Gleich nach dem Essen, welches ich mit einem Einbecker Brauherren Pils genießen durfte, tauchte Detzer mit zwei eisgekühlten Pullen aus der Küche auf. Zubrovka in der linken und Malteser in der rechten Hand - da fiel mir der Griff zum Wodka nicht schwer.
Als ich dann rechtzeitig aufbrach, um den Zug um 18.15 Uhr nach Braunschweig zu erwischen, knallte die Sonne immer noch unbarmherzig vom Himmel. Erstaunlicherweise fühlte ich mich nicht im mindesten angeschlagen, als ich zum Bahnhof rollte. In Braunschweig angekommen, schaffte ich sogar noch die 5,5 km bis nach Hause, ohne zu wackeln.
Ein schöner Urlaubstag mal so zwischendurch war zu Ende gegangen. Nach dieser Tour könnte ich mir schon vorstellen, noch einmal nach Salzgitter zu radeln. Aber nicht zur Arbeit, das wäre mir dann doch zu viel des Guten. Und Zubrovka bzw. Schnaps sollte ich reduzieren - meine Waage riet mir am nächsten Morgen dazu.
Dienstag, 30. Juli 2019
Udorallala: Top Songs 8/?
Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!
The Jam – Start!
Was für ein geiler Song, was für ein knalliger „Start“ dieses Songs. The Jam waren wahrscheinlich die erfolgreichste Band der Punk Aera, obwohl ihre Musik wohl weniger als Punk zu bezeichnen ist.
Start! war die elfte britische Single-Veröffentlichung der Band und ihre zweite Nummer eins nach "Going Underground"/"Dreams of Children". Nach ihrer Veröffentlichung am 15. August 1980 debütierte sie sofort auf Platz drei und erreichte zwei Wochen später für eine Woche die Nummer eins. Der "Mastermind" der Band, Paul Weller, schrieb diesen Smash Hit wie auch die meisten Songs von "Jam".
Der Produzent Vic Coppersmith-Heaven ließ den Song nur mit Bass und Drums beginnen, ehe der flehentliche Gesang von Weller einsetzte. Erst mit dem Schrei "Start!" haute Weller in die Saiten, ja er schlug eigentlich förmlich wie auf ein Schlaginstrument drauf ein. So entstand zunächst ein einzelner, schriller Ton, der an eine Sirene erinnerte. In der Folge kontrastierte Wellers Schrammelgitarre den blubbernden Basslauf perfekt.
Wellers Aufschrei "Start" erklingt interessanterweise nur einmal in diesem Song; Sein Gitarrenanschlag läutet dann den kompakten Sound ein, der optisch in einem sehr ansprechenden Video umgesetzt wurde. Hier zeigten sich die 3 Musiker auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. "The Jam" verband zeit ihres Bestehens Einflüsse des frühen Punks, der Mods der 1960er Jahre (wie beispielsweise the Who oder the Kinks, die auch immer wieder von The Jam gecovert wurden) und des R&B im Motown -Sound miteinander.
Überhaupt mischte Coppersmith-Heaven das knackige Bassriff von Bruce Foxton soundmäßig in den Vordergrund, was zu einer besseren Tanzbarkeit und damit zum Erfolg führte. Drummer Rick Buckler ergänzte dies dank seines präzisen Timings optimal.
"Start!" war folgerichtig die Lead-Single aus dem bereits fünften Album der Band. "Sound Affects" ist auch das meiner Meinung nach beste Album der Band gewesen und diente als Vorbild von späteren Bands wie Oasis, Blur oder Radiohead. Spätestens mit diesem Album mutierte Paul Weller zum "Godfather of Britpop".
"It's not important for you to know my name -
Nor I to know yours
If we communicate for two minutes only
It will be enough
For knowing that someone in this world
Feels as desperate as me -
And what you give is what you get."
Der Song basiert sowohl auf dem Hauptgitarren- als auch auf dem Bassriff des 1966 von George Harrison verfassten Songs "Taxman" aus dem Album Revolver der Beatles. Auf der LP Version von "Start!" erklingen in der letzten Strophe Trompeten, die der Produzent auf der Single Version in weiser Voraussicht zugunsten eines härteren und deshalb tanzbaren Sounds weggelassen hatte.
In der Veröffentlichungswoche der Single war David Bowie mit "Ashes to Ashes" auf Platz 1 in England, dicht gefolgt von "The Winner takes it all" der beiden schwedischen Ehepaare. "There there my Dear" stieg auf Platz 16 rauf, während "Lip up Fatty" auf 19 abfiel. Kate Bush, Girlschool oder auch Black Sabbath waren ebenfalls in den Charts vertreten.
"We're Mods, we're Mods, we're we're we're Mods": Grüner Parka, blaues Meer, glitzernde Roller, bunte Pillen und blutverschmierte Kids - diese Bilder aus Quadrophenia hatte die Band wohl auch vor Augen, als sie 1977 ihren Siegeszug durch die englischen Charts begann. Zunächst noch spärlich, starteten sie 1978 mit ihrem dritten Album "All Mod Cons" richtig durch. Sechs Studio- und ein fantastisches Livealbum brachte die Band in die Regale, bis sie sich 1982 auflöste. Paul Weller hatte anschließend mit "Style Council" noch einige Erfolge zu verzeichnen. Seine folgenden Soloprojekte waren kommerziell eher weniger erwähnenswert - außer in England, doch sein Ruf ist bis heute ungebrochen.
Bruce Foxton stieg nach dem Ende der Band für 15 Jahre bei "Stiff Little Fingers" ein und schrieb dort mehr Songs, als er bei "The Jam" einbringen durfte. Rick Buckler arbeitet heute als Möbelrestaurator.
Donnerstag, 25. Juli 2019
Uncle Fester: grad gelesen Juli 2019
Brandon Q. Morris - Enceladus Die Rückkehr (Eismond 4)
Am Ende des dritten Bandes hatte der Autor den Fortgang seiner Serie bereits angedeutet. Milliardär Nikolai Schostakowitsch will das Team der Ilse engagieren, um mit einer privat finanzierten Mission Marchenko seinen Körper zurückzugeben.
Kommandantin Amy kann dann auch sogar fast das gesamte Team der Ilse wieder zusammentrommeln. Nach ausführlicher Diskussion kommen Sie überein, nach Enceladus zurückzukehren, damit Marchenko seinen Körper zurück erhält. Nur Hayato, Amys Mann, wird zurückbleiben müssen, um sich um das Kind zu kümmern.
Ein Ersatz ist aber schnell gefunden. Valentina, die Tochter von Schostakowitsch, wird mitfliegen. Zusammen mit der KI Watson und dem Geist von Marchenko in der Maschine kann die Reise nun losgehen. Valentina soll auf Enceladus einen Laser installieren, der dafür sorgen soll, dass zukünftige Raumschiffe derart beschleunigt werden können, dass sie das Sonnensystem verlassen können.
Merkwürdige Dinge passieren an Bord. Die Sauerstoffversorgung fällt aus, ein anderes Mal scheint das Essen vergiftet zu sein. Verdächtigt wird jedes Mal Valentina, insbesondere wird sie von Francesca beäugt. Schließlich ist es Martin, der einzig verbliebene Mann an Bord, der die verblüffende Wahrheit herausfindet: Nicht Valentina stört den Flug der Ilse, sondern das Kollektivbewusstsein von Enceladus.
Natürlich gelingt es der Besatzung, Enceladus zu erreichen. Wieder geht es darum, den Wald des Kollektivbewusstseins mit der Valkyrie zu erreichen. Besetzt wird das Tauchschiff mit Francesca und Valentina. Während Valentina schläft, begibt sich Valentina alleine in den Wald hinein und kontaktiert das Kollektivbewusstsein. Und wird enttäuscht. Der Marchenko aus dem Kollektivbewusstsein möchte nicht in seinem Körper zurückkehren, so dass Francesca alleine wieder zurück muss.
Somit ist es an der Zeit, dass Valentina endlich aktiv wird. Sie will Marchenko dazu zwingen, in seinem Körper zurückzukehren. Deshalb droht sie, Francesca zu erschießen. Das Kollektivbewusstsein reagiert. Der verbliebene Teil von Marchenko wandert doch in seinen Körper und überwältigt Valentina. Somit gibt es ab jetzt zwei Marchenkos: Der Geist in der Maschine und sein „Original" in seinem Körper.
Am Ende kehren alle wieder zur Erde zurück. Valentina wird nicht bestraft, sie hat aber noch etwas erpressen können. Der Geist in der Maschine stellt sich Schostakowitsch für Experimente zur Verfügung, weil dieser die Menschheit dadurch retten will. Im allerletzten Kapitel, welches nur eine Seite lang ist, fliegt die KI Marchenko nach Proxima Centauri.
Bei diesem Kapitel handelt es sich um das Jahr Eins. Der Autor benutzt diese eine Seite, um schnell einen neuen Zyklus anzukündigen. Die dreibändige Proxima Reihe werde ich mir natürlich auch noch durchlesen, aber noch nicht sofort. Morris erklärt lapidar, dieser Zyklus nun zuende wäre. Er deutet aber an, dass noch ein kleiner Rest vorhanden wäre, um etwas von der letzten Rückreise zu erzählen. Tatsächlich ist dabei der fünfte Roman herausgekommen, den ich jetzt erstmal als Abschluss lesen werde.
Die Proxima Reihe muss dagegen noch warten. Ich möchte jetzt auch einmal wieder etwas anderes lesen.
Brandon Q. Morris - Jupiter (Enceladus 5)
Der Autor hat seine Drohung wahr gemacht und einen fünften Band zu seinem Enceladus Zyklus geschrieben .
Es geht hier um die letzten ungelösten Fragen aus dem vierten Band. Beschrieben werden die Ereignisse auf dem Rückflug vom Enceladus, wo Marchenko befreit wurde. Valentina hat Marchenko immer noch in ihrer Gewalt, als der Antrieb ausfällt, und die Ilse droht, in den Tiefen des Jupiters zu versinken und von der Schwerkraft zerdrückt zu werden.
Es stellt sich heraus, dass hinter dem Ausfall der Triebwerke die KI Watson steckt. Watson erreicht damit, dass Valentina Marchenko freigibt, indem sie ihn an die Erde funkt.
Robert Millikan, Martins Vater, empfängt Marchenko und versteckt ihn in dem Haus von Francesca. Der weitere Verbleib von Marchenko bleibt jedoch auch nach diesem fünften Band ungewiss.
Watson wird von der Besatzung der Ilse bestraft, indem er in den Lander gesetzt und auf eine Reise außerhalb des Sonnensystems geschickt wird.
Die eigentliche und viel interessantere Handlung spielt 40 Jahre später. Arthur Eigenbrod ist Journalist in Paris und forscht nach dem Verbleib von Marchenko.
Er besucht zunächst Martin und Jiaying in Bayern, landet letztendlich bei Amy in Japan. Hayato ist bereits gestorben, ihr Sohn Sol, der im ersten Band in der Ilse geboren wurde, gilt als verschollen.
Die Spur führt Arthur nach Russland, wo Schostakowitsch eine eigene Stadt unterhält. Von Valentina wird er gefangen gesetzt und bedroht, kann aber dank der Hilfe von Sol fliehen.
Das Schicksal von Marchenko und Watson, dass Valentina von Arthur erfahren wollte, bleibt weiterhin ungewiss. Da müssen wir wohl auf einen sechsten Band warten, ehe wir dies erfahren können.
Jetzt bin ich schon so weit gekommen, dass ich mir den sechsten Band auch noch holen werde. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat mich die Story dann doch gepackt. Es gibt sicherlich besseres in dem Metier, aber ich bin nun mal ein Serienfreak.
Brian W. Aldiss - Starship (Verloren im Weltraum)
Zur Abwechslung war jetzt mal wieder nen Einzelroman dran. Da kann man auch schon mal die Wiederveröffentlichung eines Frühwerks des Altmeisters aus England nehmen. Brian W. Aldiss schrieb diesen Roman 1958. Hierin geht es um die x-te Generation von Menschen auf einem Generationenschiff, die auf eine primitive Zivilisationsstufe zurückgefallen sind und nichts mehr von ihrem ursprünglichen Auftrag wissen.
Es handelt es sich um ein später häufig gern genommenes Grundthema. Ob Brian W. Aldiss dieses Thema als Erstem einfiel, weiß ich allerdings nicht. Schön zu lesen war dieser Roman auf jeden Fall. Es tut gut, einfach mal wieder einen sprachlich anspruchsvolleren Text zu lesen. Aldiss kommt dazu noch ohne Gewaltexzesse aus.
Roy Complain ist Jäger des Greene Stamms. Dieser Nomadenstamm bewegt sich Stück für Stück durch die von Pflanzen überwucherten Gänge des Raumschiffs. Als seine Frau Gwenny von einem anderen Stamm entführt wird, während sie mit Roy im Dschungel auf der Jagd ist, fasst Roy den Entschluss, den Stamm zu verlassen.
Unter der Führung des Priesters Marapper verlassen Roy und 3 weitere Männer das Lager, um zum sagenumwobenen Kontrollraum zu gelangen. Und so allmählich wird eine zweite tragende Figur in die Story eingebaut. Vyann ist Offizierin bei dem Stamm, der nahe dem Kontrollraum lebt und sich Reste an Zivilisation erhalten konnte.
Natürlich werden Roy und Vyann ein Paar. Und als Scoyt, Vyanns Ziehvater und eigentlicher Anführer des Stammes, sich in einen Blutrausch gegen die Riesen steigert, ist Vyann wieder zur Nebenfigur erstarrt, die dank einer erlittenen Verletzung im Quartier auf die Rückkehr ihres Freundes Roy wartet.
Die scheinbaren Feinde - die Riesen - entpuppen sich als Wissenschaftler der Erde, welche die in die Barberei zurückgefallenen Menschen auf dem zurückgekehrten Generationenschiff beobachten. Dank einem Virus sollen die Nachkommen der ursprünglichen Besatzung die Erde nicht betreten. Doch durch die von Scoyt angerichteten Verwüstung wird das Raumschiff in seine Einzelteile zerlegt, so dass die Menschen auf einmal doch auf die Erde kommen dürfen.
Ein voraussehbares Ende sicherlich, aber trotzdem bleibt die Story bis zum Schluss packend. Im Laufe der Story stellt sich heraus, dass die Ratten einen Intelligenzsprung hingelegt hatten und eine funktionierende Zivilisation aufbauen konnten. Diesen faszinierenden Ansatz lässt Aldiss zu Gunsten eines „normalen“ Endes fallen. Schade eigentlich, denn mit einer Zivilisation von Ratten hätte er 1958 seinen Roman krönen können.
Damit wäre „Starship“ wahrlich ein Klassiker der SciFi Literatur geworden.
Dienstag, 23. Juli 2019
Hartmudo: Mutter
47
Das ganze Geschachere um die Kohle erscheint mir auch im Nachhinein als herzlos angesichts des Todes unserer Mutter. Doch es zeigt mir um so mehr die Vergänglichkeit der Dinge. So ungewöhnlich war unser Verhalten nämlich nicht, leider sind die Menschen im Allgemeinen ziemlich materiell orientiert, selbst wenn sie sich christlich gebärden.
Zwei Tage nach unserem Treffen mit dem Makler in Mutters Wohnung rief mich Berta am Mittwochabend an. Es war der 7.12. und somit Vorweihnachtszeit. All die schönen Weihnachtsfeiern standen noch bevor und ich hatte nach dem überraschend gut verlaufenen Termin mit Sunny beim besagten Treffen endlich etwas Ruhe finden können.
Berta hatte von ihrem Schwiegersohn Siggi erfahren, das es in Walle eine Firma gäbe, die Wohnungen ausräumt. Und jetzt kommt das Entscheidende: Siggi hatte vor kurzem (oder geraumer Zeit?) die Wohnung seiner verstorbenen Mutter durch diese Firma räumen lassen und gar nichts bezahlt. Im Gegenteil, die Firma hatte ihm noch 500,-€ gezahlt.
Da die Wohnungen vergleichbar gewesen sein sollten, rief Berta Sunny an, um ihr das zu schildern und damit sie ihre Firma abbestellt. Doch Sunny schrie wohl sofort herum und herrschte Berta an, was ihr denn einfiele. Sunny hatte ihrem Ausräumer bereits Bescheid gesagt, wie stünde sie denn jetzt da?
Wutentbrannt reichte sie den Telefonhörer an Reiner weiter und Berta konnte ihm das Ganze noch einmal erzählen, a!lerdings ohne Erfolg. Sie sagte ihm auch, das sie jetzt die Firma aus Walle mit der Räumung beauftragen würde. Als sie dann Sunny noch einmal sprechen wollte, um ihr das zu sagen, ließ diese sich verleugnen.
Berta war total konsterniert und rief mich sofort an, schilderte mir den Vorfall. Dass Sunny sich so bockig anstellte, konnten wir beide nicht verstehen. Bei mir kam zwar noch der Ärger über die erneute Störung am frühen Abend wegen Mutter hinzu, aber das hatte ich ja sowieso schon die ganze Zeit über. Das sollte hier nicht die große Rolle spielen.
Berta und ich steigerten uns passenderweise sofort in Verschwörungstheorien hinein. 500,-€ bekommen statt 500,-€ zu bezahlen, da konnte Sunny doch nichts dagegen haben. Unserer Meinung nach konnte das nur bedeuten, das Sunny mit dem Ausräumer, den Berta und ich gar nicht kennen, einen Extradeal geschlossen hatte, um dabei ihren Schnitt zu machen. Und Reiner stand sogar noch 2 Tage vorher in Mutters Wohnung und erklärte Berta und mir mit salbungsvollen Worten, dass da leider nichts zu machen wäre.
Kaum hatte Berta aufgelegt, rief mich Sunny an - oder hatte ich sie angerufen, um sie doch noch vom Gegenteil zu überzeugen? Jedenfalls schraulte Sunny ziemlich herum. Sie war total wütend, weil wir das doch anders besprochen hatten. Sie hatte dem Typen schon Bescheid gesagt. Wie stünde sie jetzt da, wenn sie ihm absagt?
Davon ließ ich mich aber nicht beirren. Eindringlich wies ich sie nochmals auf den Unterschied von 500 zahlen oder 500 kriegen hin, dass musste sie doch begreifen? Aber Sunny hörte mir gar nicht zu. Ihr Kreischen wurde immer unsäglicher und gipfelte in der Aussage, dass sie immer als Idiot dastehen würde. Sie hatte das angerissen, und jetzt würden Berta und ich sie als Dussel hinstellen.
Ich sagte ihr klipp und klar, dass sie sich nur deshalb zum Idioten machte, weil sie sich jetzt so anstellt. Sie konnte dem Typen doch sagen, dass ihre Geschwister sie gezwungen hätten, den Auftrag zurückzuziehen. Das wäre sogar die Wahrheit, weil Berta am nächsten Tag die Firma aus Walle anrufen würde und mit ihm die Sache durchziehen würde. Berta hatte ja noch den Schlüssel für Mutters Wohnung.
Danach legte ich auf. Ich war mal wieder äußerst bedient, mein Puls raste auf hoher Umdrehungszahl. So eine dusselige Kuh. Sie hatte mir nicht eine Minute zugehört, kein Versuch, ein Gegenargument zu bringen. Sunny verhielt sich wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt und sich auf den Boden schmeißt, um endlich das Matchboxauto zu bekommen.
Häh? Matchboxauto? Da war doch was... Als Kind hatte ich mich auf den Boden geschmissen, weil Berta mir bei Palute, dem Lebensmittelladen in unserer Straße, eben so ein Matchboxauto nicht gekauft hatte. Dafür hatte sie von Mutter Senge bekommen, und das nicht zu knapp. Anschließend erhielt ich das Spielzeugauto. Zähneknirschend musste Berta mir das Ding bei Palute kaufen, bloß damit ich Ruhe gebe.
Sicher, allein diese Geschichte hatte bei Berta seinerzeit ein Trauma ausgelöst. Und nicht nur Berta erzählt diese Geschichte bei jeder dritten Familienfeier oder sonstigen Begegnung. Selbst ich werde nie müde, diese Anekdote wieder und wieder zum Besten zu geben. Womöglich habe ich diese Geschichte bereits vor einigen Seiten erzählt, andernfalls werde ich das in einem der nächsten Kapitel nachholen.
Nach dem ärgerlichen Gespräch mit Sunny rief ich sofort Berta an, das hatte ich ihr natürlich Minuten vorher versprochen gehabt, da ich sowieso mit Sunny wegen der „Umbuchung" der Wohnungsräumung noch einmal sprechen musste, weil Berta einfach geblockt wurde. Egal, ob Sunny mich oder ich sie angerufen hatte.
Berta und ich sinnierten auch sofort über Sunnys extremes Verhalten. Wir witterten da wie üblich irgendwelchen Schmu. Und da Sunny ja permanent meinte, benachteiligt zu werden, weil Berta und ich untereinander Absprachen zu ihren Ungunsten treffen würden, meinten wir jetzt, den Spieß umdrehen zu müssen.
Garantiert plante Sunny was, würde die Stühle oder gar die Teppiche heimlich verkaufen und das Geld einstreichen. Deshalb stellte sich Reiner so betont lässig und ruhig hin, um Berta und mich mit seiner Erklärung von der Unverkäuflichkeit der Teppiche einzuseifen. Das war in unseren Augen die einzig mögliche Erklärung, denn schließlich war es Sunny, die seit Mutters Tod auf jede Kopeke wert legte.
Heute sehe ich das zum Glück etwas entspannter. Sunny dachte wahrscheinlich (nicht zu Unrecht), dass Berta und ich eh zu schlaff wären, um den bestmöglichen Preis für die Teppiche, die Wohnungsräumung und nicht zu vergessen den Schmuck herauszuholen. Sunny dagegen zeigte sich beim Versilbern von Mutters Habseligkeiten äußerst engagiert. Leider ließ sie dieses Engagement bei den leidigen Pflichten wie Behördengängen, Rechnungen bezahlen und Steuererklärung für die Verblichene zu machen, stark vermissen. Wenn es Berta und mir offensichtlich eh egal war, da sollte es recht und billig sein, das Sunny für ihre Bemühungen entschädigt wird.
Und falls Berta und ich Sunny zu Unrecht des Übervorteilens ihrer Geschwister verdächtigt haben sollten, dann macht ihre Weigerung, den Wohnungsräumer zu wechseln, in dem Moment Sinn, wenn sie sich bei unserem Telefonat nicht so hysterisch benommen hätte. So dagegen glaube ich immer noch, dass die Entscheidung, jemand anderen mit der Wohnungsräumung zu beauftragen, richtig war.
Zu dem Zeitpunkt allerdings nur, denn...
Sonntag, 14. Juli 2019
Hartmudo: Vitalium
12
Nach einer kurzen Einleitung brachte uns die adrette Blondine ihr Fachgebiet nahe. Die Osteopathie findet insbesondere dort Anwendung, wo die klassische Medizin nicht mehr weiterkommt. So entstehen z.B. Rückenschmerzen häufig durch Muskelverspannungen. Hier kann ein Osteopath mit sanften Berührungen und anderen Tricks Verspannungen lösen und dadurch Schmerzen lindern oder gar komplett beseitigen.
Leider gibt es keine einheitliche Berufsausbildung. Sie selbst ist Physiotherapeutin und hat sich bei einem renomierten Osteopathen für diesen Beruf qualifiziert. Vorsicht ist wohl bei Heilpraktikern geboten, die sich Osteopathie in zweiwöchigen Kursen reinknüppeln und dann aber immer noch keine Ahnung haben, was sie mit falschen Handgriffen so alles anrichten können. Bei solchen Spezialisten ist also Vorsicht geboten.
Sie untermauerte ihre Vorstellung mit einer kleinen Showeinlage. Einige Leute bat sie zu sich nach vorne. Die Leute sollten die Augen schließen und ganz ruhig stehenbleiben, sich nicht bewegen. In dieser Stellung legte sie den Probanten einfach ihre flache Hand auf den Kopf, so dass sich der Körper ungewollt bewegte.
Einige schwangen nach vorne, andere - wie auch Pocke - schwangen nach hinten. Allein durch diese kleine Übung teilt die Osteopathindie Menschen in verschiedene Gruppen von Typen ein. Leider habe ich mittlerweile vergessen, was das für Gruppen waren. Überhaupt kämpfte ich mit zunehmender Dauer des Vortrags gegen meine zufallenden Augen. Ebenso meine Löwin, die den Kampf gegen Ende des Vortrags verlor. Einzig Pocke blieb wach und glänzte mit intelligenten Zwischenfragen. Erneut hatte er sich gut vorbereitet.
Endlich war der Vortrag kurz nach 16.00 Uhr vorbei. Wie versprochen wartete Patti im Speisesaal auf uns mit einer Handvoll Spielen. Wir sicherten uns im Vorraum des Speisesaals einen quadratischen Tisch, der ständig mit einem gelben Tuch eingedeckt war. Eigentlich war dieser Teil vor dem eigentlich Speiseraum für die Heilfaster vorgesehen, doch dieser Tisch wurde zu den Mahlzeiten nie besetzt. Daher konnten wir hier in Ruhe spielen, während rings um uns die Vorbereitungen für das Abendessen begannen.
Wir starteten unsere muntere Spielerunde mit einer Partie Pochen und wechselten hinterher zu einem neuen Kartenspiel, welches Pocke extra für unseren Aufenthalt im Vitalium gekauft hatte. Sehr gut war die Idee von Patti, die Serviererin während des Pochens zu bitten, ein Foto von uns vier zu schießen. Hierfür stellte ich mein Smartphone zur Verfügung, weil ich dieses Bild hinterher an Jenny in den Schwarzwald schickte. Jenny hatte schließlich an diesem Tag Geburtstag. Das Alter verrate ich aber nicht.
11 Nimmt, so heißt das Kartenspiel, welches uns sofort hellauf begeisterte. 100 Karten mit Zahlen von 1 bis 100 werden abwechselnd auf die mit zunehmender Spieldauer steigende Zahl an Stapeln gelegt. Wenn man dran ist, kann man so viel Karten ablegen, wie man möchte. Einzige Bedingung: Der Wert der oberen Karte eines Stapels darf am Ende eines Zuges nicht mehr als 10 Punkte höher sein als die ursprüngliche Karte. Hat man nur Karten, die 11 oder mehr Punkte höher sind, muss man einen kompletten Stapel aufnehmen.
Ich habe dies verkürzt dargestellt, denn die Hornochsenkarten bestimmen eigentlich die Anzahl der Stapel, die man bedienen darf. Doch eins darf ich Euch versichern: 11 Nimmt macht süchtig, wenn man es einmal gespielt hat. Die relativ einfachen Regeln hat man schnell verstanden und ein stundenlanger Spielspaß ist garantiert.
Anschließend gingen wir direkt zum Abendessen, wo wir Heilfaster mit Gemüsesaft und Orangenschnitzen verwöhnt wurden. Hierzu gab es wieder den beliebten Anis Fenchel Kümmel - 1 Beutel auf eine große Thermoskanne. Noch bevor ich mich an diese Köstlichkeit heranwagte, schickte ich erst einmal das Foto mit lieben Grüßen per Whatsapp an Jenny.
Während der Mahlzeit planten wir schon die Aktivitäten der nächsten Tage. Das große Erlebnisbad stand jetzt nicht mehr im Focus, aber das Besucherbergwerk Scholmzeche, an deren Eingang wir am Montag während des Spaziergangs vorbei kamen, hatten wir für Freitag Nachmittag vorgesehen.
Und während wir Heilfaster unser Bittersalz zu uns nahmen, quälte sich Patti durch ihr Essen. Halt - da war doch noch was. Genau, Pocke ließ sein Bittersalz stehen. Ihn hatte die Mischung in der Nacht zuvor gepeinigt, so dass er jetzt wieder auf eine morgendliche Einnahme wechseln wollte. An dieser Stelle nehme ich es mal vorweg: Er vergaß hinterher, sein Glas mit dem Salz aufs Zimmer mitzunehmen.
Kaum waren wir mit dem Abendessen durch, da setzten wir uns wieder an den gelben Tisch und machten mit „11 Nimmt“ weiter. Wir spielten bis kurz vor 21.00 Uhr, weil Patti sich eh um Cooper kümmern musste und wir uns alle auch etwas kaputt fühlten. Erwartungsgemäß mussten wir während des Spiels zwei Unterbrechungen in Kauf nehmen.
Zunächst hatte ich einen dringenden Termin in meinem Badezimmer, kurz danach meine Löwin. Um das laufende Spiel nicht unterbrechen zu müssen, schrieben wir für den abwesenden Spieler einfach 5 Minuspunkte auf. Dies entsprach eh dem allgemeinen Punkteschnitt. Pocke, der ja das Bittersalz verschmäht hatte, konnte die Steilvorlage zum Tagessieg aber nicht nutzen. Trotz der jeweils 5 Punkte für meine Löwin und mich wurde er wieder Letzter.
Neun Uhr, Zeit zum Rückzug in die Zimmer. Bevor ich zu meiner Löwin nach nebenan rüber machte, begab ich mich schnell noch in mein Bad. Nein, nicht die Toilette, sondern die Metex Spritze war jetzt angesagt. Jeden Dienstag quäle ich mich damit herum, an diesem Tag natürlich später als sonst. Routiniert haute ich mir die Einwegspritze in die Fettspalte an meinem unteren Bauchansatz. Schnell noch die Spritze im Kosmetikeimer entsorgt, und schon war ich auf dem Flur. Was wohl Sylvia, das Zimmermädchen, am nächsten Morgen beim Reinigen des Bades von mir denken würde? Hoffentlich hält sie mich nicht für einen Junkie. Auf was für Gedanken manche Leute eben kommen.
Noch auf dem Flur hatte ich mein Smartphone gezückt, um Jenny anzurufen. Sie war gerade nach Hause gekommen, da sie mit Kroll Essen gegangen war. Meine Löwin gratulierte ihr dann ebenfalls zum Geburtstag. Jedenfalls verquasselte ich eine halbe Stunde mit Jenny. Zum Schluss ließ ich mich noch zu einem Kompliment hinreißen, weil mich ein Vergleich die letzten Wochen im Kopf beschäftigte. Maria Schrader in ihrer Rolle bei „Deutschland 1986“ sah doch tatsächlich wie Jenny aus, wirkte aber erheblich älter. Diese Schmeichelei nahm mir Jenny nicht übel.
Der Fernseher blieb hinterher ausgeschaltet, denn wir schauten in das am Vortag gekaufte Buch hinein. „Basenfasten für Eilige“ konnte mich bereits beim ersten Anlesen nicht überzeugen. Frau Wacker, die Päpstin des Basenfastens, teilte Lebensmittel willkürlich in säure- oder basenlastig ein. Warum sie Knoblauch im Gegensatz zu Zwiebeln als säurelastig verordnete, erklärte sie nicht einmal.
Ihr einziges Argument gegen Knoblauch blieb das angebliche Ausschalten des Sättigungsgefühls. Nur deshalb riet sie vom Verzehr einer der ältesten Heilpflanzen ab. Bei aller Liebe, aber solche schwachsinnigen Aussagen kann ich nicht ernst nehmen. Da brauchen sich die Anhänger einer basischen Ernährung nicht wundern, wenn sie in der Esoterik verortet werden.
Nach kurzer Zeit des Pöbelns über die selbstgerechte Autorin hatte ich meine Löwin müde gelabert. Die Zeit der Nachtruhe war gekommen. In meinem Zimmer las ich noch bis kurz vor Elf, ehe ich mich zur Ruhe begab. Den Gang aufs Klo vergaß ich nicht; mein Auspuff wurde gut leer gespült.
Donnerstag, 11. Juli 2019
Hartmudo: Vitalium
11
Diesmal musste ich mich nicht über das Gestell bücken, sondern hinstellen. Und zwar mit dem Rücken zur Bademeisterin. Jetzt folgte wieder der Guss im Wechsel; erst heiß und danach kalt. Die Bademeisterin arbeitete sich hierbei über die Außenseite eines Beines vom Fuß bis zum Knie hoch, um darauf die Innenseite wieder runter zu gießen. Als sie wieder „Ein - at - men... und Aus - aat - men“ sagte, bekam ich richtig Schmerzen im Bein. Es fühlte sich fast an, als ob jemand mir ein Messer in den Unterschenkel von hinten gerammt und dann umgedreht hätte. Das war dann doch sehr unangenehm.
Zum Glück war der Spuk schnell vorbei und ich konnte wieder auf mein Zimmer gehen. Der Schmerz verschwand bereits beim Anziehen des Bademantels. Hoffentlich ohne Hintergedanken verabschiedete mich die Bademeisterin freundlich wie am Vortag.
Mir blieb jetzt sogar noch ein wenig Zeit zum Schreiben an dieser Geschichte. Mein nächster Termin begann erst um 10.00 Uhr, weil ich da mit Pocke und Cooper zum Gassigehen verabredet war. Noch vorher kam meine Löwin kurz vorbei. Sie wollte ein paar Runden schwimmen gehen und hinterher eine Hot Stone Massage absolvieren.
Pünktlich klingelte ich um 10.00 Uhr an der Tür des Appartements. Patti bat mich herein, Pocke fläzte sich noch gemütlich im Sessel. Patti wollte auf einmal doch mit, brauchte aber noch eine halbe Stunde. Selbstverständlich warteten wir auf sie. Wie Patti berichtete, wollte sie das Gassigehen lediglich deshalb hinauszögern, weil Cooper immer kurz vor Mittag kacken würde. Andernfalls hätte sie mit dem Hund quasi zum Mittagessen noch schnell um die Ecke gehen müssen.
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mit Cooper unterwegs |
Wir gingen demnach etwas verspätet los. Anstatt rechts Richtung Innenstadt an dem Parkplatz mit unseren Autos vorbei zu gehen wendeten wir uns nach links eine steile Anhöhe hinauf. Wir dachten uns, mit Cooper zum Bismarkturm zu laufen. Dort hatten meine Löwin und ich letztes Jahr im Sommer eine schöne Kaffeepause erlebt, nachdem wir dort mit der Seilbahn aus der Innenstadt gelandet waren.
Auf dem Weg fanden wir auch ein Hinweisschild zum Bismarkturm, dem wir sogleich folgten. Auch andere Wanderer suchten den Bismarkturm, leider vergeblich. Ohne es selbst wirklich zu wissen, schickten wir sie auf den lang gewundenen Weg, der in einer Rechtskurve sanft nach oben führte.
Diesen Weg gingen wir dann selbst ab. Cooper hatte seinen Spaß, weil Pocke irgendwelche Stöckchen ein ums andere Mal entweder die Böschung hinauf oder aber nach rechts auf die zwischen dem Weg liegende Wiese warf. Obwohl der getrampelte Waldweg noch nass und von Pfützen durchzogen war, erfreuten wir uns an dem angenehm milden Wetter und der klaren Luft. Kein Hagel oder Regen wie am Vortag störte unsere Wanderung.
Cooper tat uns den Gefallen und erledigte irgendwann sein großes Geschäft. Wir suchten den Bismarkturm dann noch bis zur nächsten Wegbiegung, brachen dann aber ab, weil wir das sicherlich üppige Mittagessen nicht verpassen wollten. Über einen schmalen Schleichweg gingen wir an den Grundstücksrändern der Häuser neben der Anhöhe beim Vitalium vorbei. An einer schönen Stelle erhaschten wir darüber hinaus einen tollen Blick auf das Vitalium, welches sich majestätisch von den Nachbargebäuden abhob.
Cooper war also versorgt und kehrte zufrieden mit Patti und Pocke ins Appartement zurück. Ich ging gar nicht erst mit hinein, sondern stieg ein paar Treppen an der Küche des Vitaliums vorbei in den Haupteingang. Es war inzwischen kurz vor Mittag geworden und ich hatte gerade noch genug Zeit, um meine Löwin zum Mittagessen abzuholen. Die beste Ehefrau von allen zeigte sich begeistert von der Hot Stone Massage und wirkte auch richtig entspannt.
Bei diesem Mittagessen hatte jeder von uns Heilfastern erneut eine Thermoskanne sowie eine etwas größere Tasse vor sich stehen. Keine Frage, wir durften uns wieder an einer Excelsior Suppe erfreuen. Meine Löwin war immer noch bezuckert und beschrieb die Hot Stone Massage in aller Ausführlichkeit.
Wir hatten uns wohl bereits an die karge Kost gewöhnt, denn wir thematisierten das Essen nicht einmal. Selbst mein Einwurf, dass nach dem Abendessen schon Bergfest wäre, rief keine Jubelstürme geschweige denn irgendeine Reaktion hervor.
Nach dem Essen freute ich mich wieder auf den Heuwickel. Nicht weil ich ihn bekommen würde, sondern Pocke und meine Löwin. Stattdessen bekam ich die Muße zum Schreiben, welche ich auch nutzte. Ich hämmerte lediglich Stichworte bzw. Satzfetzen in die Tastatur, wodurch ich flüssiger vorankam und in der Timeline am Live Geschehen dran blieb.
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Das Vitalium von der Seite |
Wie am Vortag hatte ich mich als Ansprechpartner für Aktionen am Nachmittag zur Verfügung gestellt. Meine Löwin rief auch prompt um halb zwei an und wollte noch etwas spazieren gehen. Unsere Mitstreiter rief ich diesmal nicht an, da sie nach dem Heuwickel noch etwas rumschlafften. Überhaupt wollten wir uns ja um 15.00 Uhr zum nächsten Vortrag treffen.
Meine Löwin und ich nutzten die knapp bemessene Zeit, um uns in der Fußgängerzone bei NKD noch etwas umzusehen. Meine Löwin wollte noch Bettwäsche kaufen, vor allem für Jela, unsere Enkelin, die gerade erst im Oktober geboren wurde und bei uns spätestens im Frühjahr übernachten wird. Ein schönes Reisebett hatten wir bereits; es fehlte noch die passende Bettwäsche.
Meine Löwin fand dort auf die Schnelle noch Bettwäsche für sich, während ich begeistert zu einem Wäschesack griff, auf den ich bislang auf meinen Reisen für meine Schmutzwäsche verzichten musste. Und bei einem Preis von 4,00 € musste ich einfach zugreifen. Auf dem Rückweg ins Vitalium gaben wir uns noch den kleinen Schlenker zum Auto, so dass wir die erbeutete Bettwäsche gar nicht erst mit aufs Zimmer nahmen. Den Wäschesack allerdings nahm ich selbstredend mit aufs Zimmer.
Wir hatten den Kurztrip zu NKD zeitlich gut geplant, denn wir waren rechtzeitig zum Vortrag im entsprechenden Raum anwesend. Um 15.00 Uhr wollte uns die Osteopathin etwas über ihre magische Kunst erzählen. Meine Löwin und ich blockierten gleich eine ganze Sitzreihe, damit wir mit Pocke und Patti zusammen sitzen konnten.
Kurz vor Toresschluss erschien Pocke dann allein; Patti wollte noch mit Cooper rausgehen. Aber sie würde nach dem Vortrag, für den eine Stunde angesetzt war, mit einem Stapel an Spielen auf uns im Speisesaal warten. Endlich kam die Osteopathin um die Ecke, es konnte also losgehen.
Montag, 8. Juli 2019
H. Lecter: Alf
5
Aber ich greife vor, denn zu diesem frühen Zeitpunkt am Abend war Alf noch nicht vollkommen durchgeschwitzt. Routiniert schäkerte die Bedienung mit uns herum und nahm die Bestellung entgegen. Und, was soll ich sagen… Happy Hour! Das Mädel deckte unseren Stehtisch kurzfristig mit Wodka Lemon und Co ein; Moritz dagegen nahm natürlich wie immer Bacci-Cola zu sich. Jetzt konnten wir mit der Druckbetankung durchstarten.
Sehr förderlich für den Durchsatz an Getränken wirkte sich wieder einmal das erlesene Musikprogramm aus, welches zu der Uhrzeit noch vom Band lief. Wer kennt sie nicht, die Hits wie „Cotton Eye Joe“, „Anton aus Tirol“ oder auch „Buenos Dias Mathias“? So langsam kamen wir in Stimmung, scherzten und schäkerten mit dem Mädel; gaben ihr dazu viel Trinkgeld. Nicht dass sie darauf aus gewesen wäre. Neiiiin!
So langsam füllte sich dann der Saal mit vielen Leuten; die Altersklasse unterschied sich hierbei spürbar vom Publikum des Ballermanns oder des späteren Bierkönigs. Während dort die Twens und Young Thirties unterwegs zu sein pflegten, wurde im Hofbrauhaus Latino eher der Beginn der zweiten Lebenshälfte gefeiert. Und das Alter wiederum war für Alf noch nie ein Hinderungsgrund gewesen, gestaltete er sein Leben privat doch eher mit reiferen Menschen als unsereiner.
Als dann noch die Band des Hauses auf die Bühne trat, füllte sich endlich die Tanzfläche. Einheitlich mit einer Krachledernen und weißen Trachtenhemden ausgestattet, rockte die exzellente Band den Laden. Der Sound war gut und zu einigen Songs gröhlte sogar der ganze Saal mit, so auch wir. Bei Hits wie „Die Hände zum Himmel“, „Sierra Madre“ und natürlich „Viva Colonia“ konnte selbst ich mitsingen. Die Stimmung im Saal war ausgezeichnet und so nach und nach liefen selbst wir auf die Tanzfläche.
Anders als man sich das vielleicht vorstellt, wurde dort kein Discofox getanzt. Ja, es gab einige Paare, die dies taten, als die Tanzfläche zu Anfang noch relativ spärlich frequentiert wurde. Doch mit zunehmender Dauer - oder auch Alkoholumsatz – wurde es voller, bis die Leute eigentlich nur noch hüpfen konnten. Dies galt erst recht für den zweiten Set der Band.
Und während ich dort mit Kippe in der Hand und Sonnenbrille auf in meiner kurzen Turnhose vor mich hin tanzte, fiel mein Blick auf Alf, der sich neben mir auf der Tanzfläche tummelte. Der Laden hatte sich bereits halbwegs entleert und außer uns beiden waren wohl höchstens Max und Moritz auf der Tanzfläche präsent. Doch Alf war voller Inbrunst dabei. Mit erhobenen Händen tanzte und sang er mit, rutschte dabei auf seinen Knien über die Tanzfläche, da er sich nicht mehr aufrecht halten konnte.
Zeitweise krabbelte er sogar auf allen Vieren über die Tanzfläche. Sein Walbusch Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln war bereits komplett durchgeschwitzt. Spätestens da war keine Frau mehr bereit, mit ihm das Tanzbein zu schwingen. Vorher klappte das sogar recht ordentlich, aber mit diesem Gorilla (wegen der Brustbehaarung) mit den klatschnass verschwitzten Haaren, der sich akustisch nur noch sehr eingeschränkt bemerkbar machen konnte, wollte sich keine Frau mehr abgeben.
Dennoch war es ein schöner wie bunter Abend. Wie wir wohl seinerzeit nach Hause gekommen waren? An den nächsten Morgen möchte ich mich jedenfalls nicht erinnern müssen. Traditionell war da bei mir dank mindestens zweier Schachteln Kippen höllische Kopfschmerzen angesagt. Und damals stand mein ewig voller Aschenbecher grundsätzlich neben meinem Bett!
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