Montag, 8. Juli 2019

H. Lecter: Alf


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Aber ich greife vor, denn zu diesem frühen Zeitpunkt am Abend war Alf noch nicht vollkommen durchgeschwitzt. Routiniert schäkerte die Bedienung mit uns herum und nahm die Bestellung entgegen. Und, was soll ich sagen… Happy Hour! Das Mädel deckte unseren Stehtisch kurzfristig mit Wodka Lemon und Co ein; Moritz dagegen nahm natürlich wie immer Bacci-Cola zu sich. Jetzt konnten wir mit der Druckbetankung durchstarten.
Sehr förderlich für den Durchsatz an Getränken wirkte sich wieder einmal das erlesene Musikprogramm aus, welches zu der Uhrzeit noch vom Band lief. Wer kennt sie nicht, die Hits wie „Cotton Eye Joe“, „Anton aus Tirol“ oder auch „Buenos Dias Mathias“? So langsam kamen wir in Stimmung, scherzten und schäkerten mit dem Mädel; gaben ihr dazu viel Trinkgeld. Nicht dass sie darauf aus gewesen wäre. Neiiiin!
So langsam füllte sich dann der Saal mit vielen Leuten; die Altersklasse unterschied sich hierbei spürbar vom Publikum des Ballermanns oder des späteren Bierkönigs. Während dort die Twens und Young Thirties unterwegs zu sein pflegten, wurde im Hofbrauhaus Latino eher der Beginn der zweiten Lebenshälfte gefeiert. Und das Alter wiederum war für Alf noch nie ein Hinderungsgrund gewesen, gestaltete er sein Leben privat doch eher mit reiferen Menschen als unsereiner.
Als dann noch die Band des Hauses auf die Bühne trat, füllte sich endlich die Tanzfläche. Einheitlich mit einer Krachledernen und weißen Trachtenhemden ausgestattet, rockte die exzellente Band den Laden. Der Sound war gut und zu einigen Songs gröhlte sogar der ganze Saal mit, so auch wir. Bei Hits wie „Die Hände zum Himmel“, „Sierra Madre“ und natürlich „Viva Colonia“ konnte selbst ich mitsingen. Die Stimmung im Saal war ausgezeichnet und so nach und nach liefen selbst wir auf die Tanzfläche.
Anders als man sich das vielleicht vorstellt, wurde dort kein Discofox getanzt. Ja, es gab einige Paare, die dies taten, als die Tanzfläche zu Anfang noch relativ spärlich frequentiert wurde. Doch mit zunehmender Dauer - oder auch Alkoholumsatz – wurde es voller, bis die Leute eigentlich nur noch hüpfen konnten. Dies galt erst recht für den zweiten Set der Band.
Und während ich dort mit Kippe in der Hand und Sonnenbrille auf in meiner kurzen Turnhose vor mich hin tanzte, fiel mein Blick auf Alf, der sich neben mir auf der Tanzfläche tummelte. Der Laden hatte sich bereits halbwegs entleert und außer uns beiden waren wohl höchstens Max und Moritz auf der Tanzfläche präsent. Doch Alf war voller Inbrunst dabei. Mit erhobenen Händen tanzte und sang er mit, rutschte dabei auf seinen Knien über die Tanzfläche, da er sich nicht mehr aufrecht halten konnte.
Zeitweise krabbelte er sogar auf allen Vieren über die Tanzfläche. Sein Walbusch Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln war bereits komplett durchgeschwitzt. Spätestens da war keine Frau mehr bereit, mit ihm das Tanzbein zu schwingen. Vorher klappte das sogar recht ordentlich, aber mit diesem Gorilla (wegen der Brustbehaarung) mit den klatschnass verschwitzten Haaren, der sich akustisch nur noch sehr eingeschränkt bemerkbar machen konnte, wollte sich keine Frau mehr abgeben.
Dennoch war es ein schöner wie bunter Abend. Wie wir wohl seinerzeit nach Hause gekommen waren? An den nächsten Morgen möchte ich mich jedenfalls nicht erinnern müssen. Traditionell war da bei mir dank mindestens zweier Schachteln Kippen höllische Kopfschmerzen angesagt. Und damals stand mein ewig voller Aschenbecher grundsätzlich neben meinem Bett!

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