Dienstag, 13. August 2019

Buddy Holly 6/7

Doch auch zwischen Norman Petty und Buddy kriselte es. Petty, der alte Fuchs, befürchtete, dass Buddys Ehe seinen Erfolg bei den weiblichen Fans erheblich schmälern würde, was sich natürlich auf die Plattenverkäufe auswirken würde. Allen Ernstes schlug Petty vor, dass Buddy Maria Elena als Sekretärin der Band und eben nicht als Ehefrau vorstellen sollte. Dies schmeckte Buddy nicht, so geschäftstüchtig im negativen Sinne war er nicht - was Buddy Holly in meinen Augen sehr sympathisch erscheinen lässt.
Dieser schwelende Streit verschlechterte die Beziehung zwischen Petty und Holly von Tag zu Tag mehr, bis es schließlich im Oktober 1958 zum endgültigen Bruch kam. Norman Petty und Buddy Holly gingen von nun an getrennte Wege.
Allison und Maudlin, die beiden Ur-Crickets, einigten sich jedoch mit Norman Petty und wollten weiterhin mit ihrem alten Manager zusammenarbeiten. Buddy sollte sich von nun an gänzlich um seine Solokarriere kümmern. Glücklich war keiner mit dieser Entwicklung, aber es war wohl der einzige Weg. Die Band musste jetzt nicht mehr nur wegen der Karriere einen schmalen Fuß machen und konnte ihr gewohntes Leben „on the road“ wieder aufnehmen. Buddy kehrte mit seiner Frau nach New York zurück und stürzte sich in die Arbeit, er freute sich auf diese Unabhängigkeit. Aber dennoch bot er den Crickets an, wieder mit ihnen zusammen spielen zu wollen, falls sie ihre Meinung ändern sollten und zu ihm zurückkehren würden.
...mit Waylon Jennings

„Raining in my Heart“ und „It doesn`t matter anymore“ wurden kurz nach der Trennung von den Crickets veröffentlicht. Zusätzlich befand sich ein Album mit Songs von Ray Charles in Planung. Darüber hinaus unterstützte Buddy junge Musiker bei ihrem Start ins Musikbusiness. So zum Beispiel Waylon Jennings, dem späteren Country-Star der 70er und 80er Jahre. Er spielte in Hollys neuer Band Bass und tourte mit ihm durch den Süden der USA. Lou Gardino war ein weiterer Künstler; er nahm Hollys „Stay close to me“ auf.
Nach dem Jahreswechsel startete Buddy Holly im Januar 1959 eine neue Tournee. Auf der „A Winter Dance Party“ waren neben ihm noch Ritchie Valens, Dion & the Belmonts sowie J. P. „the Big Bopper“ Richardson an Bord. Anstatt der Crickets wurde Buddy von Waylon Jennings, Tommy Allsup und dem Schlagzeuger Charles Bunch begleitet. Seine Frau Maria Elena konnte Buddy dagegen nicht mit auf die Tour nehmen, da sie in New York ihr erstes Kind erwartete. Leider verlor sie später das Baby. Ich erwähne dies, bevor irgendjemand noch spekuliert, ob Buddys Kind ebenfalls eine Karriere im Musicbiz starten konnte.
Die Musiker der „Winter Dance Party“ absolvierten die Strecken zwischen den Auftrittsorten mit dem Bus; die Annehmlichkeiten eines Tourbusses wird auch heutzutage noch von den wahren Helden des Rock `n` Roll geschätzt. Gehört ja schließlich zum guten Ton. Leider waren die Busse in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht so komfortabel.
Aircondition, ja selbst eine gut funktionierende Heizung... Fehlanzeige! Anfangs des Jahres 1959 war es bitterkalt auf dem Lande im Westen der USA. Die Bedingungen waren alles andere als komfortabel. Nicht nur das der Bus schlecht beheizt wurde - er blieb während der Fahrten auch mehrmals im Schnee liegen. Das sind nicht gerade die Bedingungen, bei denen man quasi jeden Abend in einer anderen Stadt auf der Bühne stehen möchte; in einer unbeheizten Halle womöglich. Da sind Erkältungen vorprogrammiert - schlecht für die Stimme.
Nach dem Auftritt vom 2. Februar 1959 im „Surf Ballroom“ in Clear Lake (bei Mason City, Iowa) stand den Musikern eine Busreise von 400 Meilen bis zum nächsten Auftrittsort bevor. Die eisige Kälte wollte sich Buddy nicht mehr antun und charterte kurzfristig ein Flugzeug für sich und seine Begleitband, um schnell und ausgeruht zu dem nächsten Auftrittsort zu kommen. Außerdem hofften die Musiker, früh genug am Zielort anzukommen, um ihre Anzüge noch schnell reinigen lassen zu können.
Jedoch sollte keiner von seinen Begleitmusikern mit im Flugzeug sitzen. Carl Bunch litt unter Frostbeulen und musste in Clear Lake ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ritchie Valens hatte bereits den ganzen Abend auf Tommy Allsup eingeredet, um seinen Platz im Flugzeug zu ergattern. Valens quengelte so lange, bis Allsup entnervt war und eine Münze warf. Kopf oder Zahl - Valens wählte Kopf und erhielt den Platz im Flugzeug von Allsup.
J. P. Richardson brauchte nicht um den Platz zu betteln, schließlich litt er unter einer Grippe und hätte keine weitere Nacht mehr im Bus ausgehalten. Er bat Waylon Jennings, ihm seinen Platz im Flugzeug zu überlassen. Jennings ließ sich überzeugen und erhielt Richardsons Schlafsack für die Nacht im Bus.
Tourplakat

Jennings war jedoch trotzdem nicht gerade erfreut, dass er mit dem Bus fahren musste. Verärgert verabschiedete er sich von Buddy Holly mit den Worten: „I hope Your ole Plane crashes.“ Diese seine letzten Worte zu Buddy Holly bedauerte Jennings später, als er später in der Nacht vom Absturz der Maschine und dem Tod der Insassen erfuhr. Jennings setze jahrelang mit der Musik aus, er fühlte sich für den Tod der Musiker verantwortlich. Später nahm Jennings Richardsons „White Lightnin`“ auf, übrigens im Original vom Big Bopper einer meiner Lieblingssongs.
Die Show in Clear Lake endete gegen Mitternacht. Auf einem kleinen Flughafen nahe der Stadt stand eine rote Beechcraft Bonanza, die die Musiker für 36 $ pro Person nach Fargo in North Dakota bringen sollte. Von dort aus hätten die Musiker lediglich den Red River überqueren müssen, um nach Moorhead, dem nächsten Auftrittsort, zu gelangen.
Als die Musiker gegen halb Eins den Flughafen außerhalb Clear Lake erreicht hatten, herrschte dort ein starkes Schneetreiben. Die Sichtweite war vollkommen unzureichend, so dass der junge Pilot komplett auf seine Instrumente angewiesen war. Zwar hatte der 21jährige im Blindflug bereits Erfahrungen sammeln können, jedoch nicht mit diesem Flugzeugtyp. Auf Drängen der Musiker entschied sich der Pilot dennoch, den Flug zu wagen.
Die Musiker standen außerdem erheblich unter Druck. Sie waren von der schon andauernden Tour und den erschwerten Bedingungen der Busreise erschöpft und wollten nicht mehr zum Bus zurück. Dieser war wahrscheinlich eh schon los gefahren. Da sie bei einem verpassten Auftritt am nächsten Tag wohl eine Konventionalstrafe riskiert hätten, sahen sie keine andere Chance, als ihr Glück mit dem Flugzeug trotz des miserablem Wetters zu versuchen.

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