Samstag, 26. Februar 2022

Uncle Fester: grad gelesen Februar 2022

Adrian Tchaikovsky - Die Kinder der Zeit
Laut Werbung ist Tchaikowsky der neue britische Stern am Science-Fiction Himmel. Mit diesem Roman gewann er den Arthur C. Clarke Award und hat auch einen spannenden Page Turner aufs Papier gebracht, doch da das Ende mich an einen Roman von John Brunner erinnert, halte ich die Begeisterungsstürme für verfrüht.
Die Menschen in der Zukunft haben den Planeten Erde richtig heruntergewirtschaftet, hatten es aber noch hinbekommen, Terraforming-Projekte in anderen Sonnensystemen anzuschieben. Als Einleitung startet die Story mit Doktor Avrana Kern, die auf dem weit entfernten Planeten Eden das dementsprechende Projekt leitet und dort zusätzlich Affen aussetzt, die Sie mithilfe eines Virus zu einer höheren Intelligenz entwickeln lassen will.
Doch leider sind es Ökoterroristen, die sowohl auf der Erde als auch bei Kerns Projekt eine Katastrophe auslösen. Auf der Erde bricht die Zivilisation zusammen und auf Eden übernehmen Spinnen und Ameisen statt der Affen den Virus und bauen eine Zivilisation auf.
Die Handlung des Romans setz hunderte von Jahren später ein, als die wieder erstarkte und doch zum Untergang geweihte Menschheit mit einer letzten Arche namens Gilgamesch vor Eden auftaucht, um dort den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Die nun über tausende von Jahren spielende Story verläuft in zwei Strängen.
Zum einen die Evolution der Insekten auf Eden, zum anderen die letzten Menschen auf der Gilgamesch. Bei den Insekten tauchen über die Epochen immer dieselben 3 Namen auf: Portia, Bianca und Fabian. Befeuert durch das Virus verläuft die Evolution der Spinnen so ähnlich wie die der Menschen, jedoch realistischerweise mit artgerechten Abweichungen.
So muss sich ein Fabian die Emanzipation im Matriarchat der Spinnen erst erkämpfen. Dabei werden die Spinnen die ganze Zeit von Doktor Kern, deren vergänglicher Körper eine Symbiose mit dem Computersystem ihres Satelliten eingegangen ist, gefördert.
Die mittlerweile geisteskranke Wissenschaftlerin will ihre Schöpfung vor den Menschen der Gilgamesch schützen und jagt diese dank überlegener Waffentechnik fort. Die letzten Menschen sollen ihr Glück bei einem weiter entfernten Terraforming-Projekt versuchen.
Bei den Menschen sind der Historiker Holsten, die Leiterin der Technik Lain, Missionskommandant Guyen und Sicherheitschef Karst von der Kernmannschaft die hauptsächlichen agierenden Personen.
Nachdem die Besatzung der Gilgamesch feststellen musste, dass der Ausweichplanet unbewohnbar ist, dreht Guyen durch, verbindet sich ähnlich wie Dr. Kern mit dem Computer und etabliert auf dem Rückweg zu Eden ein Diktatur mit ihm als Gott. Zwar können Lain und Holsten ihn stoppen, aber die Gilgamesch kommt trotzdem auf der letzten Rille im System von Eden an.
Karst, der inzwischen die Befehle auf dem Schiff verteilt, ist auf eine Konfrontation mit den Spinnen aus. Holsten startet vergeblich einen letzten Versuch, mit Doktor Kern einen friedlichen Ausweg zu suchen. Am Ende besiegen die Spinnen die hoffnungslos unterlegenen Menschen, töten sie aber nicht, sondern pflanzen Ihnen einen Virus ein, der ihnen die Aggressivität nimmt.
Denn anders als die menschliche Natur versuchen die Spinnen, ihre Gegner nicht zu vernichten, sondern mit diesen zu kooperieren. Dies geschieht zum Wohl aller, daraus können wir in der realen Welt durchaus etwas lernen.
Als Fazit bleibt ein lehrreiches Ende, welches aber nicht ganz befriedigen kann. Im Epilog der letzten vier Seiten bricht das Raumschiff Voyager ein paar Generationen später mit einer Besatzung aus Spinnen und Menschen zu den Sternen auf. Als Cliffhanger zum zweiten Band taugt dies nur bedingt, denn eine große Spannung wird hier nicht gerade erzeugt.

                                           

Adrian Tchaikovsky - Erben der Zeit
Der zweite Band startet mit einer sehr langen Vorgeschichte. Die Terraformer zu Zeiten Avrana Kerns finden auf dem Planeten Nod scheinbar gute Bedingungen vor, ehe die Katastrophe über sie hereinbricht. Die Expedition strandet auf dem einzigen kleinen Eiland dieses Planeten, während Disra Senkovi, der Leiter des Terraforming Teams, allein in einer Kapsel um einen Mond kreist, weil sein Team durch einen blöden Zufall erstickt ist.
Jetzt kann Senkovi seinem Kindheitstraum frönen: Die Aufzucht von genetisch manipulierten Oktopussen. Und während die Oktopusse über Jahrhunderte auf dem Wassermond eine Zivilisation aufbauen, hat ein extraterrestrischer Organismus, der fremde Wirtskörper benötigt, die Expeditionsteilnehmer auf Nod übernommen.
Der Versuch, auch Senkovi zu übernehmen, scheitert dank der Unterstützung intelligenter Oktopusse. Senkovi ist schon lange verstorben, als die Oktopusse die Weltraumfahrt für sich entdecken und den Planeten Nod mitsamt dem Organismus unter Quarantäne stellen.
An dieser Konstellation knüpft der zweite Handlungsstrang an, der Jahrhunderte später die Spinnen von Eden und sogenannte Neumenschen, darunter die Enkelin von Holsten, in das System von Nod führt. Die Nachkommen unserer menschlichen Helden aus dem ersten Band haben sich inzwischen bei den Spinnen etablieren können.
Wesentliche Rollen spielen hierbei die Spinnen Viola und Fabian, hinzu kommt noch der Neumensch Meshner sowie eine Kopie von Avrana Kern. Meshner wird vom Organismus infiziert und eröffnet diesem die Perspektive, das Universum für sich zu entdecken. Am Ende ist es Kern, die nach Jahrtausenden ihre menschliche Seite wiederentdeckt und den Organismus davon überzeugen kann, dass er sich mit seinem Wirt Meshner arrangieren muss, weil er ihn sonst tötet und seine Ziele nicht erreichen kann.
Den Spinnen und Neumenschen wiederum macht Kern klar, dass sie mit einer Vernichtung von Meshner die einmalige Chance der Bereicherung ihrer Zivilisation durch Zusammenarbeit mit den Organismus versäumen. Die Oktopusse, welche durch Zufall den überlichtschnellen Antrieb erfunden haben, können zudem auch noch eingebunden werden.
Alle werden zusammenarbeiten, um die Galaxis zu erkunden. Dieser zweite Band las sich etwas zäh. Die Verhaltensweise der Oktopusse war nicht schlüssig, vor allem ihre Sprache durch Farbänderung der Haut machte die doch schnell zustande gekommene Kommunikation mit Menschen und Spinnen unglaubwürdig. Auf alle Fälle waren die spannenden Momente rar gesät. Dieser zweibändige Zyklus ist eher doch etwas für Leute, die richtig exotische Parameter bevorzugen.

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