Mitte Januar änderte der irrlichternde Gesundheitsminister Lauterbach dank der Einschätzung des Paul-Ehrlich-Instituts den Impfstatus von genesenen Infizierten des Coronavirus und den Geimpften, die das Vakzin von Johnson & Johnson erhalten hatten. Eine einfache Veröffentlichung auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts reichte aus, um den Impfschutz der Genesenen am gleichen Tag von sechs auf drei Monate herabzusetzen.
Diejenigen, die mit Johnson & Johnson geimpft worden waren, verloren mit dem gleichen Tage ihren vollen Impfschutz. Dieses Vakzin wurde noch im Frühjahr 2021 vom heutigen Bundesgesundheitsminister stark angepriesen, weil lediglich eine Impfung zum vollen Impfschutz benötigt wurde.
Zwar stand Johnson & Johnson schon lange Zeit in Verdacht, einen geringeren Impfschutz aufgrund der einmaligen Dosis zu bieten, aber eine Aberkennung des vollen Impfstatus stand bislang nicht zur Debatte. Und dann die urplötzliche Aberkennung des vollen Impfschutzes ohne Vorankündigung!
Ihr ahnt es schon: Hartmudo ist davon betroffen. Ich hatte mich im Mai letzten Jahres impfen lassen, damit ich wenigstens noch mit dem Zug zur Arbeit fahren konnte. Zugegebenermaßen auch, weil ich eine soziale Ausgrenzung befürchtete. Eine solche war auf allen Ebenen - Beruf, Verwandte und Freunde - zu befürchten.
Der Impfstoff von Johnson & Johnson wurde mir kommentarlos verabreicht, ich hatte keine Wahlmöglichkeit. Es war schlichtwegergreifend so, dass Johnson & Johnson einfach weg musste. Natürlich war ich heilfroh, dass ich mich nur einmal pieksen lassen musste. Doch wenn ich gewusst hätte, dass ich meinen Impfschutz Anfang 2022 unverschuldet verlieren würde, hätte ich letztes Jahr notfalls noch gewartet, um mit Biontec oder Moderna oder Astra Zenica geimpft zu werden.
Und nach der Mail des Personalamtes Anfang der vierten Woche stand fest, dass ich nicht nur für die Fahrt zur Arbeit mit Bus und Bahn, sondern auch zum Betreten meines Arbeitsplatzes im Rathaus eine zweite Impfung benötigen würde. Ersatzweise hätte ich mich auch jedes Mal vorher testen können, was für mich aber an der schikanösen Behandlung nichts ändert.
Für mich als Verwaltungsbeamten, der tagtäglich darauf achten muss, Entscheidungen zu Lasten der betroffenen Hilfeempfänger verständlich zu begründen und vor allen Dingen mit Fristen zu arbeiten, ist die Vorgehensweise des Bundesgesundheitsminister skandalös und vor allen Dingen rechtswidrig.
Diese Praxis des Herrn Lauterbach widerspricht sämtlichen Rechtsgrundsätzen, die mir während meines Studiums beigebracht wurden und die ich seit nunmehr 30 Jahren meiner Tätigkeit umsetze. Nicht einmal das Parlament wurde beteiligt, lediglich die Einschätzung und Veröffentlichung durch die Bundesanstalt Paul-Ehrlich-Institut reichte zur Aberkennung meines vollen Impfschutzes aus.
Ich befürchte, jetzt zeigt die neue Bundesregierung in ihrer Corona Politik totalitäre Tendenzen, die wir in Deutschland schon überwunden zu haben glaubten. Gerade im aktuellen Gedenken an den Holocaust empfinde ich dies als besonders bitter. In diesem Zusammenhang stößt mir auch die derzeitige Ukraine-Krise besonders auf, aber genug davon, ich wollte doch von meiner zweiten Impfung erzählen.
Also: Nachdem ich die Mail des Personalamtes am 25. Januar gelesen hatte und kurze Zeit später von meinen Kolleginnen auf meinen (ihnen bekannten) Impfstatus angesprochen wurde, regte ich mich zunächst tierisch auf und wollte die Mail, störrisch wie ich nun mal bin, komplett ignorieren. Schließlich ist mein digitaler Impfnachweis technisch nach wie vor gültig, für mich als Johnson & Johnson Geimpfter wird lediglich eine Auffrischung empfohlen.
Da steht nichts vom Verlust des vollen Impfschutzes, nach meiner Corona App gelte ich noch bis Mitte Juni als voll geimpft. Hinzu kommt noch dieses mir beigebrachte Rechtsempfinden, wie zuvor schon geschildert. Zumal bei mir auf der Arbeit gerade zu dieser Zeit Bestands- und Vertrauensschutz von Verwaltungsakten ein großes Thema ist.
Aber wenn es darum geht, die Pfründe von Pharmakonzernen zu sichern, muss natürlich alles andere zurückstehen. Da war es nur konsequent, dass ich am Freitag von meinem neuen Fitnessstudio eine E-Mail lesen musste, nach der ich zur Zeit nicht trainieren kann, da ich dank Johnson & Johnson nun als nicht mehr vollständig geimpft gelte.
Erst jetzt beruhigte ich mich und verschaffte mir schnell einen Impftermin. An dieser Stelle war ich also eingeknickt, aber mein schlechtes Gewissen deswegen hielt nicht lange vor. Aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit - gerade bei der Arbeit - lehne ich es bereits seit Jahren ab, als Märtyrer durch die Gegend zu laufen.
Erst sind alle deiner Meinung und klopfen dir für deine Standfestigkeit auf die Schulter, um dann später doch die Meinung des Chefs zu vertreten, wenn dieser dich maßregelt. In diesem Fall der möglichen Entsagung einer zweiten Corona Impfung hätte es lediglich eine Selbstkasteiung bedeutet.
Denn eine zweite Impfung hätte ich im Februar oder März sowieso vornehmen wollen, wie ich mir jetzt eingestehen musste. Die Unvermeidbarkeit dieses Vorgangs war mir vorher schon bewusst gewesen. Zwar wollte ich eigentlich auf den verbesserten Impfstoff mit der Omikron Formel warten, aber was nicht ist ist halt nicht.
So war ich dann frühmorgens am Samstag den 29. Januar mit dem Fahrrad zur Stadthalle unterwegs. Mein Termin im dortigen Impfzentrum war für 8:45 Uhr vorgesehen. Im Nachhinein war ich froh über diese kurzfristige Entscheidung, da der volle Impfschutz erst zwei Wochen nach der Impfung gilt.
Bis dahin muss ich meinen Teamleiter im Büro jedes mal einen negativen Coronatest vorlegen, weil ich ansonsten meinen Arbeitsplatz nicht betreten darf und deshalb keinen Anspruch auf Besoldung habe. Der geneigte Leser mag dies vielleicht als richtig empfinden, aber eine Zwangsmaßnahme bleibt es dennoch.
Daher sollte sich ein derart geneigter Leser selbst fragen, wie er bei Zwangsmaßnahmen reagieren oder auch nur fühlen würde. Hierbei habe ich das große Glück, dass meine Löwin zurzeit gerade in einem Testcenter als Testerin arbeitet. Sie führt bei mir die Tests durch und darf diese auch bescheinigen.
Die Wattestäbchen kitzeln zwar unangenehm in meiner Nase, aber dafür bleibt der Reibach des Testens in der Familie. Meine Termine im Fitnessstudio habe ich auch noch entsprechend verschieben können, so dass mir dort wenigstens kein finanzieller Schaden entsteht.
Obwohl die Lage für mich dank meiner Löwin besser aussah als für andere Johnson & Johnson Geimpfte, würde ich meine Stimmung während der Fahrradfahrt als bockig bezeichnen. Die rein politische Entscheidung der Änderung des Impfstatus stieß mir immer noch auf. Nicht, weil ich die medizinische Beurteilung anzweifle, aber der in unserem Rechtssystem wesentliche Grundsatz des Vertrauensschutzes wurde von den Dilettanten in Berlin einfach mal eben weggewischt.
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