Sonntag, 4. Juli 2021

Contramann: kurz gesehen im Juli

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-06/ueberfall-auf-die-sowjetunion-1941-europa-russland-geschichte-wladimir-putin/komplettansicht?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.nachdenkseiten.de%2F
Am 22. Juni jährte sich der Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Dass zu diesem historischen, für die Russen schmerzlichen, Tag die Zeit Wladimir Putin einen Gastbeitrag einräumt, nötigt mir Respekt für die Redaktion ab.
25 Millionen Sowjetbürger hatten seinerzeit ihr Leben verloren. Dies wurde zeit meines Lebens weder in der Schule noch groß in den Medien in dieser besten Republik thematisiert. Immer wieder war nur von den sechs Millionen vergasten Juden, Sinti und Roma sowie politisch Verfolgten die Rede. Gleich danach kamen die (deutschen) Opfer des Bombenkrieges und dann die Opfer der Befreier - wobei hier eher die heutigen Alliierten (NATO-Partner) verstanden wurden.
Das waren alles entsetzliche Schäden und musste auch angesprochen werden, gar keine Frage. Aber der Vernichtungsfeldzug in Russland - übrigens mithilfe ukrainischer und weißrussischer Verbände - wurde immer irgendwie unter den Tisch gekehrt.
„Der Russe“ war ja mittlerweile Feind und stand in meiner Kindheit vor der Tür, insofern kann ich die beschriebene Darstellung der Opfer nachvollziehen. Aber das die Wiedervereinigung 1990 der Einsicht eines Michael Gorbatschov und der sich auflösenden Sowjetunion geschuldet war, ist hierzulande bei Politikern und Medien längst vergessen.
Insofern ist dieser Gastbeitrag lesenswert, weil Putin hier anspricht, was seit 30 Jahren schief läuft. Die Osterweiterung der NATO zum Beispiel, die mittlerweile sichtbar die Einkreisung Russlands zum Ziel hat und einen neuen (nur kalten?) Krieg heraufbeschwört.
Hinzu kommt die Dämonisierung Putins, die Annektierung der Krim (hier gab es eine Volksabstimmung zugunsten Russlands), der angeblich von den Russen initiierte Bürgerkrieg in der östlichen Ukraine (die ukrainische Freiheitsbewegung wurde mit Milliarden vom Westen gepimpt) und die ganze Soße mit Navalnikov und Nowitschok.
Die Reaktion auf diesen Gastbeitrag von Putin war auch dementsprechend negativ, selbst in der Zeit. Unser Bundespräsident schaffte es gerade mal, vor seiner Haustür in Berlin einen Kranz an einer sowjetischen Gedenkstätte zu legen. Ein Besuch in Moskau wäre da die bessere Geste gewesen.

aus dem Telepolis Forum vom 11.5.2021 zu
https://www.heise.de/tp/features/Olivgruenes-K-o-Kriterium-6042023.html
Es gibt Menschen, die wünschen sich wilden, aufregenden Sex mit wechselnden Partnern. Aber statt sich an die Verwirklichung zu machen, gucken sie lieber Pornos. Weil es so einfach ist, und weil es sich auch schon besser als nichts anfühlt.
Andere wiederum sehnen sich nach friedvoller, ressourcenschonender Koexistenz von Mensch und Natur. Aber aus Bequemlichkeit und Konsumzwang machen sie lieber ihr Kreuzchen bei den Grünen, statt sich wirklich ernsthaft einzuschränken. Bio-Kaffee, Hybrid-SUV und Toskanaurlaub sind die Zutaten für einen inneren Zwiespalt, der von Frau Baerbock geheilt werden soll.
Und die Grünen wissen genau, dass sie Projektionsfläche sind, und liefern gerade so viel, dass die Credibility nicht verloren geht.
Es soll ja auch gar nicht ans Eingemachte gehen - im Gegenteil! Es soll etwas Druck abgelassen werden, aber nur so viel, dass der tägliche Selbstbetrug erträglich bleibt. Ein Ventil halt, wie beim Pornokonsumenten, nur mit besserem Selbstwertgefühl.
Tja, so schüttelt man sich über die kognitiven Dissonanzen der Anderen und verpasst den Blick auf die eigenen.

Ein schöner Vergleich, der die „inneren Konflikte“ des typischen Grünen Wählers gut beschreibt. Schade nur, dass die Leute, die dieses Klischee erfüllen, das nicht selbst erkennen. Aber sicherlich bin auch ich in irgendwelchen Denkmustern gefangen. Insofern sollte man politische Meinungen nicht als Maßstab für den Umgang mit seinen Mitmenschen nehmen.

https://www.cicero.de/innenpolitik/boris-palmer-facebook-streit-cancel-culture-die-gruenen-negerschwanz
Boris Palmer schafft es immer wieder anzuecken. Er ist der Wagenknecht der Grünen. Nach der umfassenden Aufzählung von Palmers vergangenen Ärgernissen für die grüne Seele erwähnt der Cicero die Aktion, die Palmer mutmaßlich den Arsch gerettet hat: Das „Tübinger Modell“, dank dem Palmer mit Erfolg und positivem Medienecho eine unkonventionelle Corona Maßnahmen Strategie durchgezogen hatte.
Palmers in bester Böhmermann Manie satirische Antwort an einen jungen Parteikollegen, dass der schwarze Fußballer Aogo ein schlimmer Rassist sei, weil er „Frauen seinen Negerschwanz angeboten“ habe, fiel erwartungsgemäß reflexartig auf ihn selbst zurück.
Ohne auf die Hintergründe dieses Kommentares zu schauen, ergriff Annalena Baerbock sofort die Gelegenheit, sich als Macherin zu präsentieren und Palmer zu dissen. Jetzt wird ein Parteiausschlussverfahren angestrebt, welchem ähnlich wie bei Wagenknecht keinen großen Erfolg beschieden sein dürfte.

aus dem Telepolis Forum zu:
https://www.heise.de/tp/features/So-steht-es-um-Recht-und-Gerechtigkeit-in-der-Corona-Krise-6054976.html
„Die Mitarbeiter dieser "Institutionen" reihen sich in die zahlreichen Heimarbeiter im sog. "Homeoffice" ein, die Kinderbetreuung und Gartengestaltung vorzüglich mit der gemütlichen Arbeit mit dem Laptop vom Sofa aus verbunden haben. Warum sollen aus dieser Ecke Beschwerden geführt werden? Vierstellige Restaurantrechnungen sind Geschichte, ebenso die teuren Shoppingtrips am Wochenende nach London oder Paris. Das soziale Leben findet auf der uneinsehbaren Dachterrasse statt, schlimmstenfalls droht bei privaten Treffen ein kleines Bußgeld. Investitionen in Sachwerte wachsen leistungslos in den Himmel, während Arbeitseinkommen ohne Leistungsdruck weitersprudeln. Geile Zeit! Aber nicht besonders fair...
... Pech für alle im Einzelhandel mit 8h Maulkorb, im Krankenhaus mit Arbeitsüberlastung, im neue Job als Paketfahrer, Polizisten auf Coronastreife im Stadtpark, Künstler, Messebauer, Gastronomen....!

Übertrieben, aber sonst passt er wie Arsch auf Eimer
Bei diesem Artikel geht es um den diesjährigen „alternativen Verfassungsbericht“, der Ende Mai von der Humboldt-Universität Berlin veröffentlicht wurde. Hier werden sehr viele mögliche Grundrechtsverletzungen aufgezählt, aber die Bedenken der „Corona-Gegner“ fallen komplett unter den Tisch.
Es ist erschreckend, das die Ausgrenzung abweichender Meinungen jetzt sogar von den dem Mainstream gegenüber kritischen Institutionen betrieben wird. Alles nur „Flüchtlinge hier, Frauen da“. Als ob die Grundrechte nicht für alle Bürger gleichermaßen gelten würden.
Oder: Wenn ich Angst habe, mich kritisch zu den tatsächlichen Grundrechtseinschränkungen zu äußern oder dies zu hinterfragen oder wenigstens zu kommentieren, dann befasse ich mich halt mit Minderheiten oder gendere einen drauflos, dass es nur so kracht. Als Erklärung für dieses Verhalten ist der Forumskommentar nach dem Link passend.

https://www.zeit.de/arbeit/2021-05/corona-schnelltests-zentren-finanzierung-buergertest-veranstalter/komplettansicht
Nein, das ist keine Satire. Dieser sehr gute Bericht in der Zeit beschreibt genüsslich, wie sich einige Leute dank staatlich subventionierter Testcenter schnell noch mal gesund stoßen konnten. Natürlich auf Kosten des Steuerzahlers.
Das Beispiel des Tourmanagers Kultscher, der das Hamburger LOGO kurzerhand zum Testcenter umfunktionierte, ist hier gut gewählt. Damit wir uns richtig verstehen: Kultscher ist hier kein Vorwurf zu machen, sondern dem Bund - also dem „Staat“.
Ein Kurs beim roten Kreuz und der Rubel rollt! Selbst schuld, wer bei solchen Geschenken noch arbeiten geht.

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