Nach dem Zahlen fühlten wir uns beide richtig satt gegessen. Das „Seafish Cafe“ in St. Helier können wir bedenkenlos weiterempfehlen. Schade war nur, das dies unser letzter Tag auf Jersey war. Wir wären gerne noch einmal dort essen gegangen. Dann hätten wir sicher auch den Banker mit den „guten“ Tischmanieren wiedergesehen. Der Unsympath hat sich tief in meinem Gedächtnis eingeprägt.
Eigentlich wäre es jetzt Zeit für ein Mittagsschläfchen gewesen. Aber wir wollten den regenfreien Nachmittag noch nutzen und gingen nicht rauf in unser Appartement, sondern standen an der Bus Station. Dieses Mal war die Linie 3 gefragt; und die fährt jede Stunde zum Jersey Zoo.
Gegründet wurde die herrliche Parkanlage vom englischen Naturforscher Gerald Durrell im März 1958 als Durrell Wildlife Park. Das besondere am Jersey Zoo ist die Konzentration auf Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind.
Bereits in jungen Jahren, als Durrell als Tierfänger für Zoos auf der Welt umhertingelte, kam er zu der Überzeugung, dass sich Zoos weniger um die Unterhaltung von den Besuchern durch Präsentation von möglichst spektakulären Tieren kümmern sollten als um den Erhalt von seltenen Tierarten.
mein guter Freund |
Im Jersey Zoo ist dieser Grundgedanke hervorragend umgesetzt. Den Tieren wird in ihren Gehegen eine erheblich größere Fläche als in anderen Zoos zugestanden. Diese Gehege entsprechen auch möglichst detailgenau den Bedingungen, die die Tiere beim späteren Auswildern einer Art in der freien Natur vorfinden.
Zusammengefasst werden also bedrohte Tierarten im Jersey Zoo geschützt und später ausgewildert, wenn sich die Population stabilisiert hat. Als Ergebnis sind im Zoo zwar kaum spektakuläre Tierarten wie Giraffen oder Großwildkatzen zu bewundern, dafür sind aber die Gehege wunderschön gestaltet. Die Tiere haben genügend Rückzugsmöglichkeiten, um vor den neugierigen Blicken der Menschen geschützt zu sein. Deshalb sind die Tiere häufig gar nicht zu sehen, weil sie sich im dichten Gehölz oder in ihren Käfigen aufhalten. Uns machte dies jedoch nichts aus. Es ist der richtige Gedanke an das Wohl der Tiere, auf den es ankommt.
Guter Dinge erreichten wir den Zoo; die Haltestelle befand sich auf dem Parkplatz vor dem Eingang. Hier zeigte sich mal wieder, dass auf der kleinen Insel Jersey kurze Wege zu den wenigen Sehenswürdigkeiten Standard sind. Der freundliche junge Mann an der Kasse nahm uns 32 Jersey Pfund ab. Ich denke, das Pricing war durchaus angemessen.
Wir bekamen noch einen kleinen Lageplan in die Hand gedrückt und schon sausten wir durch eine Schwingtür in den Zoo hinein. Eins fiel uns bereits nach wenigen Metern ins Auge: Wie ein Zoo sah das Gelände nicht aus, eher wie ein Landschaftspark mit verschiedenen Abteilungen. Und genau das macht den Charme dieses Zoos aus, diese verschiedenen Arrangements, die den jeweiligen Lebensraum der einzelnen Tierarten abbildeten.
In den Außenanlagen waren am Anfang keine Tiere zu sehen. Sie versteckten sich in ihren Häusern oder im Gestrüpp vor diesen merkwürdigen wie haarlosen Affen, die bekanntlich meist mit einer Jeans und einer Jack Wolfskin Jacke bekleidet daherkommen. Wie schon gesagt - vollkommen o.k.
Wie ja auch in den anderen Zoos üblich, waren die Unterkünfte der Tiere begehbar. Zuerst enterten wir ein Haus, in dem seltene Echsenarten zu bewundern waren. Allein der wunderschöne blaugefärbte Frosch machte mir bewußt, dass es nicht immer spektakulärer Tiere wie Giraffen oder Nilpferde bedarf, um das Publikum im Zoo zu fesseln. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte mich persönlich der Waran am besten gefallen. Fast hätte ich ihn mitgenommen, allein die komplizierten Ausfuhrbedingungen hielten mich von einer Adoption dieses putzigen Kerlchens ab.
Lange schauten wir beide uns in die Augen. Ich von außerhalb des Glaskäfigs, Schultern wie üblich leicht nach vorne hängend, weil müde. Der Waran, von der Innenseite her, stemmte sich an der Glaswand hoch, um mich besser begutachten zu können. Gern wäre ich noch länger bei meinem neuen Freund geblieben, aber wir waren schon spät dran und wollten noch mehr vom Zoo sehen.
Phil? |
Hiernach gingen wir kurze Zeit später bei den Erdmännchen vorbei. Unwillkürlich kamen uns die Erdmännchenkrimis um die Kolonie aus dem Berliner Zoo in den Sinn. Das war endlich mal ein Gelände, wie wir es aus anderen Zoos gewohnt sind. Das offene und gut einsehbare Gelände entspricht dem natürlichen Lebensraum dieser putzigen Schar. Alles, was wir zwischen dem Reptilienhaus und den Erdmännchen zu sehen bekamen, waren Gehege voller dichtgewachsener Büsche, will sagen, nicht einsehbar.
Die sehr familiär eingestellten Erdmännchen hätten uns sicher noch länger beschäftigt, wenn uns nicht biologische Notwendigkeiten zum Aufbruch gezwungen hätten. Laut Plan befand sich eine Cafeteria auf dem Gelände, damit auch Toiletten. Dort erleichterten wir uns nicht nur, sondern nahmen uns die Zeit für einen Five O'Clock Tea. Am letzten Tag brauchten wir wirklich nicht so zu hetzen.
Bedingt durch die vielen Eindrücke an diesem Tag, baute ich von dieser Pause an zunehmend ab. Die putzigen Stinktiere oder die Herde von Gorillas faszinierten mich genügend, so dass ich mich heuer gut daran erinnern kann. Andere Tiere, wie die wunderschönen Flamingos oder auch die Meerkatzen, ja selbst die Fledermäuse in der großen Halle, in der sie ausreichend Platz für ihre fliegerischen Aktivitäten hatten, nahm ich nur noch am Rande war.
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