Mittwoch, 13. Juni 2018

Dwight Pullen 2/3

Dwights Neffe James Noble, selbst kaum jünger als sein Onkel, war er doch am 12. Dezember 1936 geboren, schlenderte des Nachts über den Hollywood Boulevard in der Stadt der Engel. Dies passierte Ende 1957, also ein Jahr nach Dwights Flop in Nashville. James war total fasziniert von einem Schwarzen mit Sonnenbrille, der an ihm in seinem Cadillac Cabriolet vorbeifuhr.
„Wow“, dachte Noble,“eine Sonnenbrille nach Einbruch der Dunkelheit – das ist cool“ So kam ihm die Idee für die Anfangszeilen eines der schönsten Songs des Rockabilly, dem leider der verdiente kommerzielle Erfolg versagt sein sollte. Dwight Pullen und seine Familie unterstützten James bei seinem Versuch, im Musikbusiness durchzustarten. Den schon fertigen Song bot James Noble mehreren Plattenfirmen an.
Noble entschied sich letztendlich für Joe Carlton, der „Sunglasses after Dark“ für sein eigenes Carlton Records Label aufnehmen wollte. Doch aus unerfindlichen Gründen wollte Carlton, dass Dwight und nicht sein Neffe James den Song einspielte. Wahrscheinlich lag es an der relativen Unbekanntheit von Noble im Business, dass sich Carlton für Dwight Pullen entschied.
Als die Session mit dem Song eingespielt wurde, hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass es sich um eine Split Session gehandelt hätte, bei der auch Kenny Rogers, der spätere Superstar, mitspielte. Dwight sollte Kenny Rogers bei der Session unterstützen. James Noble erklärte aber Jahre später, dass lediglich unbekannte Studiomusiker an dieser Session und den beiden Songs teilgenommen hätten. Kein Kenny Rogers also.
Da sich Dwight bereits als Whitey Pullen einen Namen in der Countryszene erarbeitet hatte, benutzte er seinen Geburtsnamen Dwight als Künstlernamen für diese Single. Denn hierbei handelte es sich nicht mehr um Country, sondern um waschechten Rockabilly. Carlton und Pullen hatten sich dabei gedacht, dass sich die Platte bei den Teenagern unter dem Namen „Dwight“ besser verkaufen würde.
Wie auch immer. Mit „Sunglasses after Dark“ und „Teen Age Bug“ konnte Dwight Pullen zwei große Rockabilly Klassiker auf einer Single vereinen, die bis heute auf diversen Samplern neu aufgelegt wurden. Die Cramps machten Dwight mit den „Sunglasses“ Ende der 70er Jahre endlich unsterblich. Schade, dass Dwight da schon lange tot war. In der Ausgabe vom 3. März 1958 des Billboard Magazins erhielt die Platte eine gute Kritik. Zu einem Hit langte es dennoch nicht, was wohl auch an der verwaschenen Aufnahme liegen dürfte. Technisch war seinerzeit schon erheblich mehr möglich, dies kann man auf jeder frühen Single von Sun Records auch hören.
Dwight hatte den Plattendeal mit Carlton nur für eine Single geschlossen. Dank des mangelnden kommerziellen Erfolges konnte er sich anschließend um einen neuen Vertrag kümmern und landete bei Sage & Sand Records and Publishing aus Los Angeles. Beim Co-Inhaber Pat Nelson unterzeichnete Dwight einen mehrjährigen Vertrag, wohl um in Ruhe langfristig planen zu können. Die Firma veröffentlichte ihre Scheiben ab 1957 ausschließlich unter dem Namen „Sage“. Im Oktober 1958 erschien mit „Walk my Way back home / don't make me cry“ die erste Single von Dwight auf seinem neuen Label. Schon im Dezember legte Sage mit „By you by the Bayou / it's over with“ eine weitere Single von Dwight auf, die Anfang Januar eine gute Rezension im Billboard vorweisen konnte.
Dies war ein bescheidener Erfolg – und Sage legte nochmals nach. Noch im Januar 1959 folgte mit „You'll get yours someday / I lives a lifetime last night“ die nächste Single. Die schnelle Veröffentlichung von 3 Singles innerhalb von 4 Monaten machte eigentlich wenig Sinn, da kaum Zeit blieb, um die einzelnen Scheiben ordentlich zu promoten.
Leider ist die Information verloren gegangen, welche Studiomusiker Dwight bei seinen Aufnahmen für Sage Records begleitet hatten. In erster Linie käme hier wohl die regulären Studiomusiker des Labels in Betracht. Da hätten wir das Gitarrengenie Roy Lanham, der 1991 an Krebs verstarb. Lanham spielte u.a. mit den legendären Delmore Brothers, Country Größen schon in den 40er Jahren. Vielleicht war aber auch James Burton mit von der Partie. Burton arbeitete mit Bob Luman, Elvis Presley und Ricky Nelson, um nur einige zu nennen.
Genug der Spekulationen, schon im Mai 1959 legte Dwight mit „let's all go wild“ eine weitere Perle nach. Bei diesem ekstatischen Song ist sehr gut abzulesen, dass sich die Einflüsse des Rockabilly immer stärker in Dwight Pullens Schaffen bemerkbar machten, zumal Dwight im Sommer 1959 als Roadmanager für Gene Vincent arbeitete. Da Dwight für den Musikagenten Pat Mason in Oregon arbeitete und dieser das Management von Gene Vincent übernommen hatte, kam der Kontakt zustande.
Damit nicht genug. Im August 1959 nahm Gene 2 Songs von Dwight für sein Album „Crazy Times“ auf: „Everybody's got a date but me“ und „She she she little Sheila“. Co Autor bei Sheila war das Blue Caps Mitglied Jerry Lee Merrit, der den Song auch selbst aufnahm. Da war er übrigens nicht der Einzige, denn dieser Song wurde auch von Musikern in Europa gecovert.
Merrit brüstete sich später damit, dass er den Song geschrieben hätte und Co Autor Rechte an Dwight verschenkt hätte, was Dwights Witwe nach dessen frühen Tod dringend benötigte Tantiemen bescherte. Gene war darüber angeblich wütend gewesen, als dies während ihrer Japan Tour 1959 passierte. Vielleicht war das tatsächlich so, das wird man heute nicht mehr klären können. Denn Dwight war ja selbst ein geübter Songschreiber, der hatte so ein Geschenk nicht nötig.

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