Den Leuchtturm von La Corbiere hätten wir uns vielleicht noch ansehen können, aber aus mehreren Gründen wollten wir dies beide nicht. Als wir nämlich an der Spitze der Landzunge angekommen waren, sahen wir erst richtig, dass der Leuchtturm auf einem ziemlich hohen Felsen stand. Dies macht ja Sinn, denn so konnte ein Seemann seinerzeit die Küste schon vom weiten her erkennen.
Und zum Leuchtturm hoch führt eine imposante Steintreppe, auf der bereits einige Touristen unterwegs waren. Nicht allein, weil ich eine faule Sau bin, wollte ich den Aufstieg zum Turm vermeiden. Wir hatten auch nicht mehr viel Zeit übrig, um den Rückweg zur Bushaltestelle rechtzeitig anzugehen.
Hierzu blieben uns vielleicht noch 20 Minuten, bevor der Bus weg wäre und wir eine weitere Stunde bei La Corbiere verbringen müssten. Es gab wohl beim Turm eine Touristeninformation und sogar ein Cafe, in dem wir vielleicht auch ein Sandwich bekommen hätten. Doch bei der Aussicht auf ein in Plastik verpacktes Weißbrot mit viel Mayonnaise lief uns das Wasser nicht gerade im Mund zusammen.
Denn wir hatten uns schon vor dieser Busfahrt für das Fish ‚n‘ Chips Restaurant im Liberty Wharf Shopping Centre entschieden. Und da ich immer noch den Jersey Zoo besuchen wollte, mussten wir uns so langsam sputen. So gingen wir schweren Herzens zügig zurück, damit wir am Nachmittag noch eine weitere Aktion, sprich den Jersey Zoo, begutachten konnten.
Auf dem Rückweg nahmen wir noch einmal die schöne Atmosphäre der wilden Brandung in uns auf und standen dann an der Bushaltestelle; 10 Minuten zu früh. Die Rückfahrt im Bus verlief unspektakulär, wir freuten uns ganz profan aufs Essen. Deshalb gingen wir von der Bus Station auch gleich die paar Schritte ums Eck in das Shopping Centre, um gegen Mittag als die ersten Gäste das „Seafish Cafe“ zu betreten.
Allein die wunderschön gestaltete Speisekarte mit den ungewohnt wenigen Gerichten war den Besuch wert. Denn wir reden hier über nicht mehr als einen besseren Imbiss, der aber optisch angenehm hell und sauber rüberkommt. Ein Rosin wird hier keine Hilfe leisten müssen, dass war auf den ersten Blick schon zu erkennen. Die stilvoll schlichten Vierertische mit den entsprechend nüchternen Stühlen waren mensamäßig in Reihe aufgebaut.
Cherio |
Schnörkellos kam auch die Schrift an den Wänden daher. Weiße Schrift auf schwarzem Grund; die Wörter verliefen senkrecht wie waagerecht, aber im rechten Winkel zueinander und mit unterschiedlicher Schriftstärke. Sehr edel, würde ich sagen. Und während ich mit dem Rücken zur offenen Glasfront in Richtung der Shopping Mall saß, erblickte ich hinter der mir gegenübersitzenden Löwin einen offenen Getränkebereich, den man von weiter weg durchaus mit einer Küche verwechseln könnte.
Diese aber befand sich im Eingangsbereich weiter hinten auf der rechten Seite. Dies ergab den Vorteil, dass kein Gestank nach Frittenfett aufkam, was sicherlich auch an der guten Lüftung lag. Außerdem konnte der Betreiber so das Take-Away Publikum ungestört bedienen. Wir befanden uns nach wie vor im Bankenviertel; dementsprechend edel stellte sich auch die zahlende Kundschaft dar.
Der eifrige Kellner brachte zügig das bestellte Ale für mich und eine Coke Light für meine Löwin. Ausführlich erklärte er uns die verschiedenen Fischsorten, die das Seafish Cafe in Panade und frittiert bereit hielt. „Cod“ - also Kabeljau – war unser Fisch. Er hätte es für uns nicht übersetzen brauchen, tat es aber netterweise. Fish `n`Chips sollten es natürlich sein; Saucen wie Ketchup, aber auch eine selbstgemachte Mayonnaise standen bereits in einer Holzkiste auf dem Tisch.
Einfach Klasse, dieser Laden. Warum gibt es so einen edlen Imbiss nicht in Deutschland? Entspannt nippte ich während der Wartezeit aufs Essen an meinem Ale und las mir die „Cool Facts“ über dem Getränkebereich durch. Dort waren erstaunliche Fakten über den Erfolg des klassisch englischen Mahls Fish `n` Chips zu lesen. Mir war bisher gar nicht bewusst, dass diese bei uns höchstens bei Nordsee erhältliche Delikatesse weltweit derart erfolgreich ist. Jetzt war ich so richtig heiß auf den Fisch.
Meiner Löwin ging es ebenso, während wir uns angeregt unterhielten, um die Wartezeit zu überbrücken. Dabei spähten wir mehr und mehr zum Nebentisch, an dem zwei Banker saßen. Wir erkannten sie an ihren Business-Anzügen; beide tranken Bier und unterhielten sich angeregt. Einer sah noch blutjung aus und wirkte anfangs etwas unsicher. Der andere, ältere Banker und offensichtlich Chef des Jünglings, plapperte die ganze Zeit und untermauerte seine Monologe mit ausladender Gestik.
Lecker, oder? |
Zwischenzeitlich bekamen wir unsere Fish `n`Chips serviert. Geilerweise in einem Drahtkorb, um nicht zu sagen einem Drahtkorb, so wie er in eine Friteuse gesetzt wird. Das Tollste daran: Weder Fish noch Chips troffen vor Fett, ganz im Gegenteil. Die dicker als gewohnt geschnittenen Pommes glänzten mit einer knackigen Außenhülle. Der Fisch hatte ordentlich Gelegenheit zum Abtropfen bekommen, so machte das Leeren des prall gefüllten Körbchens richtig Spaß.
Der noch gesteigert wurde, als auch die beiden Banker ihre Fish `n`Chips bekamen. Der Chef ließ nunmehr denselben auf die ekelhafte Tour so richtig raushängen. Er fasste Pommes wie Fisch mit der rechten Hand und gestikulierte mit der gefüllten Pranke dann auch wild, um seine Argumentation dem jungen Kollegen zu verdeutlichen. Die Arroganz konnten meine Löwin und ich aus seiner Stimme heraushören. Das toppte er noch dadurch, indem er seine linke Hand ständig in seiner Hosentasche parkte.
Was für schlechte Tischmanieren. Meine Löwin meinte noch, dass dies nicht daran liegen muss, dass er aus einem ungebildeten Elternhaus kommt, wie ich vermutete. Einig dagegen waren wir in unserer Einschätzung, dass der junge Kollege von Minute zu Minute selbstsicherer wirkte und seinerseits immer lauter redete. So eine Szene war mir bislang noch nicht untergekommen.
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