Freitag, 4. April. Als meine Löwin mir
beim Fernsehen den Hörer reichte mit den Worten: „Tesla ist dran.“
Ja, da nahm ich den Hörer entgegen und sagte nur: „Ja, ich komme
mit!“
Kein Hallo, kein wie geht’s. Nur „ich
komme mit.“
Sonntag, 6. April, 15.30 Uhr war –
was sonst - der Tag des Derbys gekommen. Tesla wollte natürlich das
Spiel gegen Hannover (West Peine, 95+1, Hangover etc.) sehen.
Berthold war auch dabei und im Biergarten beim Prinzenpark wollten
wir uns treffen. Schließlich ist Eintracht noch nicht weg vom
Fenster und außerdem Derby, das ist doch Pflicht.
Der Abend vor dem Derby |
In den letzten
Wochen habe ich wieder und wieder über Eintracht berichtet. Zuletzt
ja eher euphorisch, aber zeitweise auch schon frustriert und voller
Zweckoptimismus. Mit viel Aberglauben sind wir alle die Sache
angegangen. Ich habe zeitweise auf die Live Infos verzichtet, Kroll
glaubte an die okkulte Macht der Negerküsse und Pocke wie auch
Urmel, der alte Hertha Frosch, nahmen
Opferbiere zu sich. Und es war ja auch nicht ganz vergebens.
Denn vor dem Derby waren es lediglich 2
Punkte bis zu Rang 16, dem erklärten Saisonziel lt. Trainer. Und an
Lieberknechts Wohnort war am Tag des Derbys Ostermarkt.
Traditionellerweise arbeitet meine Löwin da inner Bude und ich
besuche sie dort immer. Ende März hatte ich ja kurz über den Typen
mit dem Fahrrad geschrieben, der zu jedem Auswärtsspiel fährt …
Ok, here we go. Sonntag früh, Tag des
Derbys. Phil kam aus Hannover vorbei, um seine Steuererklärung zu
machen und insbesondere, um das Spiel mit seinen Freunden im Block 7
zu verfolgen. Nein, er wohnt nur in Hannover! Gegen Mittag ging er
zum Vorglühen in den Braunschweig Treff, während ich mich langsam
auch fertigmachte.
Voller Vorfreude
erreichte ich Groß Schwülper mit dem Rad und hatte grade noch Zeit
für ein Fischbrötchen und ne Bratwurst, dann mußte ich auch schon
los Richtung Prinzenpark. Eine Stunde
vor Anpfiff muß man schon da sein, wenn man noch nen vernünftigen
Platz haben möchte. Ich strampelte und strampelte in der Hoffnung,
das es helfen möge. Denn Stuttgart und
Hamburg hatten am Tag zuvor ihre Spiele gewonnen. Da war für
Eintracht ein Sieg Pflicht. Bei einer Niederlage wäre es wohl
vorbei.
gleich ist Anpfiff DERBY! |
Berthold erreichte
mich telefonisch auf Höhe Hagenmarkt. Der Biergarten war zu, Charlys
Tiger war jetzt angesagt. 6 Große habe ich eingeatmet, die ersten
davon Krombacher, danach angeblich Wolters. Wers glaubt.. Aber den
Unterschied schmeckte ich eh nicht mehr. Der Spielverlauf war aber
auch begeisternd. Nach knapp über 20 Minuten stand es schon 2:0 und
Hannover war alles andere als gefährlich.
Trotzdem zitterten wir aus leidvoller
Erfahrung zu Anfang der zweiten Halbzeit, doch mit zunehmender
Spieldauer stellte sich mehr und mehr ein unbändiger Optimismus ein.
Als Kumbela kurz vor Schluß ausgewechselt wurde, stand die gesamte
Kneipe auf, um Beifall zu klatschen. Dieses 3:0 entschuldigte für
viele Schmähungen, die ich mir auf der Arbeit und anderswo anhören
mußte.
Irgendwie schaffte ich es nach Hause,
abends hatten wir noch gekegelt. Eintrachts Situation hatte sich nach
diesem Spieltag nicht wirklich verbessert, aber der Optimismus war
jetzt doch groß, den Klassenerhalt noch schaffen zu können.
Am folgenden Samstag, den 12. April,
dann das Auswärtsspiel in Freiburg. Die waren auch nicht ohne
Abstiegssorgen und vor der Saison zusammen mit Eintracht großer
Abstiegsfavorit. Für Eintracht war es an der Zeit, die Abstiegsränge
endlich mal zu verlassen. Auswärts muß auch einfach was passieren,
wenn sie es noch reißen wollen.
Diesmal war das Studio Ost das
Fernsehzimmer unserer Wahl. Berthold konnte leider nicht und auch
meine Löwin mußte schweren Herzens absagen, weil sie mit Harald
noch mit der Renovierung des kleinen Bades beschäftigt war. Pocke
und Patti waren aber dabei und selbst Wolfgang, der alte
Wandergesell, war endlich mit dabei. Gute Vorzeichen also, so daß
ich voller Vorfreude Richtung Kastanienallee radelte.
Studio Ost nochn Bier |
Die Sonne schien, auf dem Rudolfsplatz
hatten sie endlich Fahrradampeln angebracht, so daß man jetzt in
einem Rutsch über die Kreuzung kommt. Dieses Mal sollte Uli mein
Glücksbringer sein.
Ich betrat den Laden
von der Katze und Uli kurz nach 14.00 Uhr, einfach nur um Hallo zu
sagen. „Willste nen Jägermeister?“
fragte Uli nur knapp und nahm mich mit nach hinten. Ein Schluck aus
dem Schnapsglas – ein weiterer Glücksbringer. „Ich habe da heute
kein gutes Gefühl.“ sinnierte Uli noch. Er sollte ja leider auch
Recht behalten.
Auch diesmal war die
Schlagzahl hoch, obwohl ich noch vom Vorabend ermattet war. Da hatte
mich Hotte besucht und geholfen, das restliche Bier vom Geburtstag
noch zu vernichten. Aber als wir da so saßen und dem Anpfiff
entgegenfieberten, war das alles vergessen. Wenigstens nen Punkt, das
mußte doch machbar sein.
Wenn ich hinterher Berichte über die
0:2 Niederlage in Freiburg gesehen oder gelesen habe, ist dort immer
von einem uninspirierten, ja mutlosen Spiel der Eintracht zu hören.
Freiburg hätte verdient gewonnen. Das ist Quatsch.
Das unglückliche, aber unnötige
Eigentor von Vrancic erfolgte nach der allerallerersten Hereingabe
der Freiburger und war normalerweise nicht mal gefährlich. Danach
war Eintracht zwar ungefährlich, aber doch gleichwertig. Das Anfang
der zweiten Halbzeit der Verlegenheitsschuß von Bicakcic abgefälscht
wird, war wiederum Pech für die Eintracht, die in der zweiten
Halbzeit nicht chancenlos war.
Biergartenstart Kennel Minigolfplatz |
Verdient war der
Sieg für Freiburg wohl doch, aber souverän, wie die Presse schrieb,
war er nicht. Geschmeckt hatte das Bier
trotzdem. Leider war ich hinterher dann doch so müde, das ich beim
Doko zuhause mit Biggi und Britt am Tisch weggenickt bin. Da
witzigerweise auch die Konkurrenz verlor, hatte sich die Lage für
Eintracht nicht verändert.
Trotzdem war ich
etwas enttäuscht und vor allem traurig, denn jetzt ging es Ostern
gegen die Bayern. Da mußte also fast wieder ein Sieg her.
Uli meinte zwar, das Eintracht die letzten
3 Spiele gewinnt (!) und damit durch wäre, dennoch möchte ich mich
auf diese Weissagung nicht verlassen.
Es war jetzt am
Osterwochenende wieder mal Livestream Abstinenz angezeigt, da meine
Löwin und ich zu Ostern in Leipzig waren. Der Gutschein, den die
Jungs mir zu meinem 50. geschenkt hatten, mußte so langsam mal
weg.Karfreitag fuhren wir los und fuhren zuerst in
die Sachsen Therme.
Dort bekamen wir einen kleinen
Vorgeschmack auf die immer noch nicht fertige Wasserwelt auf dem
Schützenplatz. Die üblichen Gimmicks eines Badelandes mit
Massagedüsen, Außenbecken, Strömungskanal, Wellenbad, 2 Rutschen
und auch ein 25 Meter Becken sind dort vorhanden. Acht Euro für
Eineinhalb Stunden sind allerdings auch fett. Aber gut, wenn Du
bedenkst, was ein Kinobesuch so kostet...
Parkplatzklo vor Leipzig |
Erfrischt waren wir
aber hinterher und das Bad ist toll. Genau
wie unser Hotel, denn dort um die Ecke ist
auch gleich die „Karli.“
Der Karl-Liebknecht-Straße sieht man
die Irrungen und Wirrungen der Gründerzeit seit der „Eingemeindung“
in das westliche Wirtschaftssystem deutlich an. Die notdürftig
sanierten Häuser sind teilweise schon wieder zusammengefallen und
stehen mit eingeschlagenen Schaufenstern und Bretterverschlägen leer
da, während sich überall herum Erstaunliches tut.
Phantasievoll tummelt sich hier eine
Studenten- und Künstlerszenerie, wie es sie vor 20 Jahren höchstens
am Prenzlberg oder in den Nachwehen der Hafenstraße gab. Wir aßen
in den 2 Tagen beim Mexikaner, genossen die Cajun-Küche und konnten
uns auch in den anderen Bars davon überzeugen, dass ideenreich nicht
mit teuer gleichzusetzen sein muß.
Zumindest in Leipzig nicht. Eine
wunderhübsche Stadt, in der meine Löwin und ich gerne wieder
fahren. Ich selbst könnter mir hier sogar ne BiRe vorstellen. Das RB
Leipzig jetzt wohl tatsächlich in die zwote Liga aufsteigt, ist zwar
ärgerlich. Aber andererseits sehe ich nur mit ner zusammengekauften
Truppe die Möglichkeit, langfristig einen Erstligisten im Ostzen zu
etablieren. Wenn dafür Hoffenheim und Wolfsburg runtergehn, dann
kann ich damit leben. Aber genug der Träume, nächstes Jahr könnte
Eintracht in Leipzig spielen müssen.
auf der Karli |
0:2 gegen Bayern ist das erwartete
Ergebnis. 70 Minuten das Spiel torlos zu halten klingt für Manche
sogar wie ein Erfolg, ist allerdings ein Muster ohne Wert. Und wenn
Kroll mir dann noch am Telefon erzählt, das Schweini in der 70. eine
Karte hätte kriegen müssen für nen Faustschlag und das Spiel eben
nicht wegen eines angeblichen Braunschweiger Fouls hätte
unterbrochen werden dürfen, wodurch das sichere 1:0 für Eintracht
verhindert wurde …
Zählt alles nicht. Auch wenn dies eben
nicht in der Sportschau erwähnt wurde, nimmt es der Szene nicht ihre
Wahrhaftigkeit. Bayern ist ja nun mal staatstragend und deshalb darf
da nichts negatives stehenbleiben. So weit unterschreibe ich dies,
aber letztendlich bringt das auch nichts.
Samstag in Berlin wird es ernst. Ich
freu mich, wenn ich mit meiner Löwin, Maddn und Kroll im Family
Block sitze. Urmel, Hasi, Jürgen und wohl auch Edith werden schräg
gegenüber auf der anderen Seite sitzen. Jenny und Ilka gehen lieber
shoppen. Mädels, da verpaßt ihr was.
Und trotzdem werden wir abends bei
einem Bierchen zusammensitzen. Denn das steht, so abgedroschen es
auch sein mag, über allem:
Nur zusammen in Eintracht sind wir
stark.
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