Die wichtigsten
Fernsehshows an der Westküste waren Cliffe Stone`s „Hometown
Jamboree“ sowie die „Town Hall Party“. Hometown Jamboree wurde
jeden Sonntag aus dem Legion Stadium in El Monte im örtlichen TV
übertragen. Die Town Hall Party fand immer in Compton, 25 Meilen
südlich von Los Angeles statt.
Die wöchentliche
Samstagsabendshow wurde regelmäßig im TV übertragen. Aus dieser
Sendung ist übrigens eine sehenswerte DVD mit Eddie Cochran
erhältlich. Es sind wohl die am besten erhaltenen und wohl (fast)
auch einzigen Live-Aufnahmen mit Eddie und stammen aus den Jahren
1958 und 1959.
Erwähnenswert
sind jedoch diese beiden Shows, weil dort neben den bereits bekannten
Country Stars auch lokale Größen wie auch Newcomer präsentiert
wurden. Die von Steve Stebbins geleitete Amerikana Music Corporation
(AMC) war die wichtigste Booking Agentur an der Westküste und damit
der Motor der Szene. Zu den Aktionären dieser Agentur zählte nicht
nur Cliffe Stone, der Macher des Hometown Jamboree, sondern auch u.a.
Country Größen wie Merle Travis oder Tennessee Ernie Ford.
mit Fiddle ! |
Ohne die AMC lief nichts; Sämtliche
Newcomer waren somit gezwungen, bei der AMC zu unterschreiben, die
das Monopol für Country Music an der Westküste hatte. Die Cochran
Brothers zeichneten einen Vertrag im April 1955. Von da an
verbesserte sich die finanzielle Situation der beiden Musiker
entscheidend.
Die Cochran Brothers wurden sowohl in
die Town Hall Party als auch in die Hometown Jamboree eingebaut..
Ebenso im „Country Barn Dance“, einer kleineren Veranstaltung im
Jubilee Ballroom westlich von El Monte.
Daraufhin arrangierte Steve Stebbins
einen Vorspieltermin für die Cochran Brothers bei EKKO Records,
eines der vielen kleinen Independentlabels aus der Gegend um Los
Angeles. Einer der Besitzer, Ed Bloodworth, schaffte es trotz kleinem
Budgets, ambitionierte Musik zu veröffentlichen. Für die großen
Acts fehlte dem Label das Geld, aber unbekannte und lokale Größen
wie die Cochrans oder Jess Willard sowie Veteranen des Western Swing
aus den 40ern konnten dort Platten veröffentlichen.
Charles „Red“ Mathews, der A &
R Manager von EKKO, kam eigentlich aus Memphis, wo das Label seinen
Hauptsitz hatte. Aber immer wieder reiste Mathews für Aufnahmen mit
neuen Talenten nach Kalifornien. Eben weil er nicht aus der Region
kam, nahm er eine führende Rolle bei der Talentsuche ein. Mathews
glaubte an die Cochran Brothers und nahm sie gründlich unter die
Lupe.
Im Mai 1955 produzierte Mathews bei
Sunset Records in Hollywood 4 Stücke mit den Cochran Brothers im
sentimentalen Hillbilly Style, der schon Hank Williams zum Erfolg
brachte. Auf der Debüt-Single der Cochran Brothers fanden sich aus
dieser Session 2 Stücke wieder. „Mr. Fiddle“ und „Two Blue
Singing Stars“. Der Gesang von Hank ist auf diesen Aufnahmen
kräftiger als sonst; Eddie unterstützt ihn hier tatkräftig mit
einem schönen Countrystyle auf der Gitarre.
So konnten die Cochran Brothers jetzt
überregional durchstarten. Im Herbst wurden sie für die „Big D
Jamboree“ in Dallas gebucht. Aufgezeichnet auch fürs TV fand die
Jamboree jedes Wochenende im Dallas Sportatorium statt, einem
Wellblechpalast, in dem in der Woche Wrestling Wettbewerbe
stattfanden. Trotzdem war „Big D Jamboree“ im Osten ähnlich
prestigeträchtig wie Nashville`s „Opry“.
Zu dieser Zeit eroberte Elvis Presley
aus Memphis mit seiner bahnbrechenden Fusion aus Country, R & B
und Pop die Hitparaden. Dank seiner elektrisierenden Bühnenpräsenz
schlug Elvis eine Schneise in den Süden und setzte Maßstäbe in
Sachen Bühnenpräsenz.
Eine Quelle berichtet, das die Cochran
Brothers in Dallas ankamen, als Elvis gerade wenige Tage vor ihnen
bei „Big D“ auftrat. Voller Ehrfurcht hörten sie sich die
Stories eines Securitymitarbeiters von Elvis an. Dieser wußte zu
berichten, das Elvis förmlich von den hysterischen Fans zerrissen
würde, sobald er sich diesen näherte.
Nach einer anderen Quelle hatte Eddie
Cochran Elvis bei seinem Gig in Dallas für „Big D“ live gesehen.
Für Eddie war klar, das dies die Musik war, an der er sich von nun
an zu orientieren hatte.
Passend dazu traf er im Oktober 1955
auf Jerry Capehart, der im weiteren Verlauf von Eddie`s Karriere
nicht nur als Co-Autor beim Songwriting auftrat, sondern ihn auch
produzierte. Beide trafen sich zufällig im Bell Gardens Music
Center, wo sich Eddie gerade neue Saiten kaufen wollte. Rock `n`Roll
war gerade im Kommen und Jerry Capehart warb die Cochran Brothers als
Sessionmusiker für seine eigenen Rock `n` Roll Songs an.
Die Cochran Brothers landeten so als
Studiomusiker beim kleinen Label Crest Records. Auf zahllosen
Aufnahmen für dies Label sind sie im Background zu hören; Die
Aufnahmen entstanden alle in den Goldstar Studios in Los Angeles.
Bei diesen Aufnahmen lernte Eddie die
technischen Möglichkeiten eines Studios kennen. Endlich war er in
der Lage, Overdubs und Halleffekte professionell in seinem
Gitarrenstil einzubauen. Bis ins Jahr 1956 entwickelte Eddie durch
diese Studiojobs seinen unverwechselbaren Stil. Bereits mit seinen 17
Jahren avancierte er so zu einem vielgefragten Sessiongitarristen.
Cochran Brothers begleiten Don Deal |
Erwähnen möchte ich noch, das Eddie
und Jerry sich laut einer anderen Quelle bereits Mitte 1955 trafen
und Jerry Capehart bereits auf den Aufnahmen für EKKO mit dabei war.
Im Januar 1956 tourten die Cochran
Brothers über San Francisco nach Oregon und Washington. Kurz zuvor
hatte der Sender KOVR-TV aus Stockton eine TV Show namens „The
California Hayride“ eingeführt. Die auf der Durchreise
befindlichen Cochran Brothers wurden eingeladen, bei der Show
langfristig teilzunehmen. Die Bay Area wurde für Hank und Eddie so
zum Revier für den Beginn des Jahres 1956; Napa, Kalifornien nahmen
sie zu ihrem Wohnsitz. Dank ihrer TV Präsenz waren die Cochrans
jetzt voll beschäftigt. Schließlich traten sie am 10. März auch
mit Jerry Capehart beim „Hollywood Jubilee“ auf.
Am 4. April 1956 nahmen die Cochran
Brothers unter Mitwirkung von Jerry Capehart Demos von zahlreichen
Songs für Americana Music auf. Bei der Handvoll Songs ragte mit
„Pink Peg Slacks“ ein von Eddie geschriebener früher Rockabilly
Song heraus.
Der Song war an Carl Perkins` „Blue
Suede Shoes“ angelehnt und der erste Rockabilly Song, den Eddie
jemals aufnahm. Hier zeigt sich schon sein eigentümlich nölender
Gesangsstil, aber auch ein zum Song schlecht getimter Gesang nebst
verschluckten Konsonanten. Und dennoch kann man die für Eddie so
typische Wechselwirkung zwischen Gesang und Gitarre sowie die
allgegenwärtige Dynamik in der Performance gut heraushören.
Nachdem Elvis das
gemütliche Stilleben der Country Music quasi pulverisiert hatte,
merkte Hank, das er nicht für den Rock `n` Roll geboren war. Einer
Musik, die ihm als Country Puristen oberflächlich vorkommen mußte.
Der verheiratete Hank Cochran war auf Country fixiert und trennte
sich somit von Eddie in Freundschaft.
Eddie wiederum
frönte seiner Leidenschaft zum Rock n` Roll und empfing diesen neuen
Musikstil mit offenen Armen. Das Ganze von nun an mit Unterstützung
durch Jerry Capehart, der das (finanzielle) Potential des Rock `n`
Roll schnell erkannt hatte.
Schließlich
war Eddie – anders eben als Hank – mit 17 noch hungrig nach
Erfolg und offen für Neues.
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