Montag, 1. Juni 2020

Hartmudo: Visier oder Maske?

Maske: Innerhalb von Banken verboten!

An dieser Frage scheiden sich um Pfingsten herum wohl die Geister. Kurz vor Pfingsten machte Pocke mich darauf aufmerksam, dass die „Face Shields“ - also Visiere - in seinem Betrieb durch das Gesundheitsmanagement verboten wurden, weil die Scheibe zwar vor Spuckattacken schützt, nicht aber die Mitmenschen, weil die Atemluft ungefiltert an den Seiten und unterhalb des Kopfes verströmen kann und Aerosole somit die Mitmenschen gefährden können.
Dem Argument widersprach ich als Visierträger sofort. Vehement führte ich an, dass die Masken ja ursprünglich als Spuckschutz vorgeschrieben waren. Und wenn die Maske nach kurzer Zeit feucht wird, dringen die Aerosole durch die feuchte Maske nach außen, wo sie dann dank des Ausatmens ungehindert in die Gegend gepustet werden können.
Letztendlich konnte mir Pocke dank einer seriösen Quelle aufzeigen, dass Visiere in einigen Bundesländern wie Bayern, Baden Württemberg oder Niedersachsen als Schutz verboten sind, während sie z. B. in Hamburg oder Hessen als Alternative zu den Masken erlaubt sind. Wir beide fanden uns daraufhin in der Meinung bestätigt, dass die Forscher selbst uneins sind und auch nur raten, was sich dann wieder in den politischen Entscheidungen niederschlägt.
Meine Güte! Mittlerweile leben wir hier wirklich im GaGaLand. Hierzu möchte ich auf den nachfolgenden Link verweisen; insbesondere die Kommentare im Forum sind göttlich, zeigen sie doch, wie sehr die Menschen verunsichert sind und sich kreuz wie quer ihre Argumente zurechtlegen, wie es ihnen passt. Mache ich natürlich auch so - DU auch! - aber schau:
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/corona-infektionsschutz-ist-visier-oder-gesichtsmaske-besser-a-3febdd5b-8316-4078-8c08-429b4569d581#
Die mögliche Verbreitung des Coronavirus über die Bindehaut des Auges war mir neu, unterstützt aber meine Argumente als Visierträger. Das Gegenargument, unter dem Visier noch eine Maske zu tragen, mag es zwar noch sicherer machen, gehört aber eher zu den lustigeren Argumenten. Im Juli / August werden wir häufig über 35 Grad im Schatten messen. Da möchte ich mal die Leute sehen, die Visier und Maske tragen.
Dann hatte ich in der TAZ, ehemals Vorzeigeblatt der Linksintellektuellen, noch einen schönen Artikel gefunden:
https://taz.de/Neue-Corona-Entwicklung/!5688890/
Gleich im Teaser konnte ich da unerhörte Argumente lesen. „Trotz Lockerungen sinken die Corona Zahlen. Das Virus verbreitet sich wohl anders als gedacht: Gefährlich sind Innenräume und Superspreader.“ Die Virologen Streek und Dorsten, die seit Wochen immer wieder gern zitiert wurden und an deren Meinung sich die Politik ausgerichtet hatte, sind dank „internationaler Studien“ hiervon überzeugt.
Wie auch Herr Lauterbach von der SPD. Dieselben Leute, die vor einem Monat den totalen Lockdown mit Maskenpflicht propagiert hatten, kommen pünktlich zu Pfingsten zu einer etwas anderen Erkenntnis. Wurde zuletzt der Schwerpunkt auf die Masken und den Schutz der Mitmenschen in der Öffentlichkeit vor Aerosolen gepredigt, soll jetzt die große Gefahr in Innenräumen lauern, so dass die Lockerungen der Beschränkungen in den Außenbereichen nicht mehr so problematisch gesehen werden.
Was diese Leute uns wohl nächsten Monat erzählen werden? Ich sehe ja ein, dass man erst nach und nach zu neuen Erkenntnissen kommen kann und daraus dann die jeweiligen Schlüsse ziehen muss. Mir stößt nur etwas auf, dass sich die Meinungen in den letzten Monaten stellenweise um 180 Grad gewandelt hatten.
Visier: Space X auf großer Fahrt

So waren Anfang des Jahres Menschen, die vor einer Pandemie durch das Coronavirus warnten, in den Medien noch als Verschwörungsfanatiker verschrien gewesen. Heute ist es umgekehrt. Kurze Zeit später galten Masken als unnütz, da es lediglich auf den Abstand ankommen würde. Danach ging es um den Schutz der Mitmenschen, weil die Aerosole durch Sprechen oder gar Singen meterweit fliegen würden und so wenigstens aufgefangen werden können.
Dass diese Aerosole aber auch langsam und stetig in der Luft schweben und insbesondere bei den Visieren gern mal zur Seite oder unterhalb des Plexis ausweichen und dann zielsicher noch etwas Auftrieb bekommen, um die Mitmenschen zu attackieren, scheint die neue Erkenntnis zu sein.
Oder anders formuliert: Wenn ich eine Maske aufhabe, werden die mit viel Schwung heraus geschleuderten Aerosole von der dünnen Maske aufgefangen. Die am Rand des Visiers vorbeischwebenden Teilchen dagegen, die einen verschwindend geringen Geschwindigkeitsvektor aufweisen, kriechen von außen durch dieselbe Maske, dasselbe Material, in Mund und Nase. Wenn ich das meinem alten Physiklehrer erzählen würde...
Ob Virologen, Politiker oder andere Verantwortliche: Die getroffenen Schutzmaßnahmen werden mit pauschalen Argumenten begründet, die nicht angezweifelt werden dürfen. Nun ist es sicherlich notwendig, aufgrund der jeweils aktuellen Erkenntnisse zu handeln, um Schlimmeres zu verhüten. Hierbei können die Verantwortlichen schon mal über das Ziel hinausschießen. Da haben Ende März und im April auch die allermeisten Bürger mitgespielt.
Aber wenn man dann neue Erkenntnisse - wie das Ding mit den Superspreadern - gewinnt, sollte man zumindest die Richtigkeit seiner alten Überlegungen widerrufen bzw. eben richtig stellen. Ein einfaches „Das haben wir vor Wochen anders gesehen, weil...“ würde mir da schon genügen. Dies meine ich vor allem zu den Themen „Maske - ja oder nein?“ und „Sind Coronagegner oder Coronaklatscher Verschwörungsfanatiker?“ hören wollen.
Aber wie im Kleinen, so im Großen. Auch in meinem privaten Umfeld habe ich über die Jahre beobachten können, dass viele Leute sich urplötzlich nicht mehr erinnern können, wenn sie mal eine konträre Meinung zu einem Thema vertreten hatten und man sie darauf anspricht. In schöner Regelmäßigkeit wird dann mit den Schultern gezuckt und somit der Eindruck erweckt, das hätte man niiie gesagt. Kritik wird einfach nicht kommentiert und Schluss.
Mir selber passiert das natürlich auch, insbesondere, wenn ich straff bin. Aber ich setze mich dann damit auseinander und erkläre wenigstens, warum ich meine Meinung oder Ansicht geändert habe. Eben erwähnte Menschen legen so ein Verhalten wie selbstverständlich als Schwäche aus. Früher hätte ich das so unterschrieben, heute nicht mehr.
Die in den letzten Wochen über Gebühr zitierten Virologen können noch am wenigsten etwas dafür, weil sie lediglich ihre Erkenntnisse verbreiten und davon gewinnt man eben ständig neue. Aber die Entscheider in Politik und Verwaltung könnten ihre Handlungen auch mal etwas transparenter gestalten.

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