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Ich bin heute der Meinung, das dieses erste fiese Telefonat mit Sunny in der Woche nach dem ersten Treffen in Mutters Wohnung nach ihrem Tod stattfand. Irgendwann inmitten der Woche halt. Aber reden wir erst einmal über das Treffen in Mutters Wohnung am 16. Oktober, also dem Beginn des Jahresurlaubs von meiner Löwin und mir.
Dieser begann - da gehe ich kurz noch einen Tag zusätzlich zurück - mit dem Gartenarbeitstermin unserer Hauseigentümergemeinschaft. Hierbei konnte meine Löwin wegen Rücken oder Knie nicht teilnehmen, so das ich den ganzen „Spaß" für mich alleine hatte. Abgekämpft war ich endlich gegen 16.00 Uhr fertig, nachdem ich stundenlang die Hecke bearbeitet hatte.
Meine Löwin hatte derweil alles für den Abend vorbereitet. Dora und Herbert kamen wohl zum Spielen vorbei, schließlich spielen wir auf Kasse. Und auch wenn unsere Tour aus eben dieser Kasse in der nächsten Woche stattfinden würde - 2 Nächte Riga waren angesagt, konnten wir etwas Moos im Port-Juch-he immer gebrauchen.
Am nächsten Morgen, also am Sonntag, hatten meine Löwin und ich auch nicht viel Zeit , um ausgiebig zu frühstücken. Ich denke so gegen 10.00 Uhr trafen wir uns mit meinen Schwestern samt Männern in Mutters Wohnung. Zum ersten Mal seit Mutters Tod betrat ich diese Wohnung.
Sunny war da schon ein- bis zweimal dort gewesen, als Mutter noch in der Reuterstraße war, weil sie die Handwerker wegen des Balkonumbaus reinlassen musste. Auch Berta hatte irgendwann von Mutter einen Schlüssel bekommen und, wie bereits geschildert, den Schmuck und andere wertvolle Sachen aus Sicherheitsgründen entfernt.
Ich dagegen hatte als einziger von uns Geschwistern keinen Schlüssel für die Wohnung. Wie auch bei allen weiteren Treffen bis Anfang Dezember warteten wir 3 brav in unseren Autos, bis auch wirklich alle da waren. Zusammen gingen wir dann die 3 Stockwerke hinauf in die Wohnung, anfangs noch erzählend, später schweigend bzw. sich gegenseitig anfeindend.
An diesem Termin wollten wir zunächst nur gucken, was an Unterlagen in der Wohnung zu finden sein würde. Berta benötigte vor allem die Unterlagen für die Steuererklärung, die noch für 2016 zu machen war, obwohl Mutter ja gerade gestorben war. Der Fiskus kennt da kein Pardon.
Außerdem suchten wir noch Versicherungsunternehmen, Kontoauszüge etc., das benötigte ich zum kündigen evtl. noch weiterer Versicherungen. Die Hausverwaltung wie auch BS Energy musste ich von Mutters Tod ebenfalls noch informieren. Hierzu sichteten Sunny und ich die Leitz Ordner mit den ganzen Unterlagen.
Unter anderem fand ich ein kleines Notizbuch, das noch unser Vater angefangen hatte. Dort standen all die Beträge drin, die meine Eltern uns Kindern noch zu deren Lebzeiten gegeben hatten, als wir jeweils Geld brauchten. Bei mir waren das über 2 bis 3 Jahre eine monatliche Unterstützung von 400,- DM, da ich wegen des Sozialpädagogikstudiums von der Arbeitslosenhilfe ausgeschlossen worden war. Das war der Betrag gewesen, den Vater von der Steuer absetzen konnte.
Viel mehr, außer nem Hunnie mal zwischendurch, hatte ich nie erhalten. Reiner z.B. hatte einmal 2000,- DM für ein neues Auto bekommen, ansonsten gab es wohl noch Geld wegen der Pferde etc. Was Berta gekriegt hätte, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall hatte meine Mutter das Notizbuch nach Vaters Tod weiter geführt.
Generös hielt ich einen kleinen Vortrag und erwähnte die Zahlungen, soweit ich davon wusste. Ins Buch selbst schaute ich hierbei nicht, trotzdem erwähnte ich imaginäre Zahlungen für Berta und Bud in Form eines Zuschusses zum Auto, ohne zu wissen, ob das so war. Ich erwähnte dies lediglich als Beispiel, um Sunny nicht als große Nutznießerin hinstellen zu müssen. Sie regte sich ja ohnehin schon immer so leicht auf.
Mir ging es bei meinem Vortrag lediglich um die Feststellung, das es nach Mutters Tod keinen Sinn macht, jede einzelne Mark gegeneinander aufrechnen zu wollen. Etwaigen Bestrebungen in dieser Richtung wollte ich schnell einen Riegel vorschieben. Wenn wir uns über so eine Kinderkacke jetzt noch unterhalten müssten, kämen wir gar nicht voran. Eine rechtliche Relevanz in Form einer Anrechnung auf die Erbschaft hatte das Notizbuch eh nicht.
Insgesamt waren natürlich sämtliche Papiere zu dieser Wohnung wichtig. Als da wären der Kaufvertrag mit Walter, von dem sie die Wohnung Mitte der 90er abgekauft hatte. Protokolle von Eigentümerversammlungen wie auch Hausgeldabrechnungen hätte ich auch gern gesichtet gehabt, doch leider fanden wir hierzu keine geordneten Unterlagen.
Allein das machte mich natürlich wieder misstrauisch. Ich erinnerte mich an den Hustle nach dem Tod von Walter vor 3 Jahren. Denn aufgrund eines Berliner Testaments mit seiner Anfang der 90er Jahre verstorbenen ersten Frau hätte er seinerzeit die Wohnung gar nicht an Mutter verkaufen dürfen, weil in jenem Testament noch die Schwester seiner Frau aus Florida mit drin stand.
Und groß war meine Überraschung, als wir jetzt in Mutters Wohnung keinen Kaufvertrag über den damaligen Verkauf finden konnten. Lediglich einen schlecht zu lesenden Wisch von einem Notar konnten wir entdecken. Dort stand, das Mutter den Kaufpreis an Walter in bar gezahlt hatte. 120.000,- € in bar, hallo? Das Ganze dann noch handschriftlich dort hingeschmiert, mittendrin auf dem Blatt, dort, wo noch eine freie Stelle war.
Ansonsten war auf dem Blatt ein Text getippt; ich weiß schon gar nicht mehr, was da stand. Es hatte auch irgendetwas mit dem Kauf dieser Wohnung zu tun, aber, wie gesagt: Man konnte es wirklich nicht lesen. Das war das einzige Schriftstück, was wir finden konnten, wo überhaupt irgendetwas über den Kauf ausgesagt wurde.
Unfassbar, lediglich eine kleine Randnotiz. Kein notarieller Kaufvertrag mit der üblichen Auflassungsvormerkung. So etwas ist eigentlich Standard. Mir fielen sofort die alten Geschichten mit Walter ein. So eine gewisse Befürchtung machte sich bei mir breit.
Walter war ja „pfiffig", wie mir die Schwägerin aus Florida vor drei Jahren berichtete. Unwillkürlich drängte sich mir der Verdacht auf, das die Wohnung nicht wirklich von Mutter käuflich erworben wurde und immer noch Walter und seiner ersten Frau gehörte, bzw. nur seiner ersten Frau, denn es war wohl ihr alleiniges Eigentum gewesen, Walter selbst hatte noch eine Wohnung in der Weststadt gehabt.
In diesem Fall wäre das Grundbuch nicht auf Mutter umgeschrieben worden, was ja auch aufgrund des Berliner Testaments irgendwie verständlich wäre. Der Notar, wohl ein alter Kumpel von Walter, hätte das eben damals beim Verkauf an Mutter checken müssen und somit den Kauf gar nicht beurkunden dürfen.
Sollte es wirklich in unserem deutschen Rechtssystem möglich sein, das der Notar seinerzeit den Schmu durchzieht, indem er das Grundbuch widerrechtlich umschreibt und dafür seine Lizenz aufs Spiel setzt? Zuzutrauen wäre es ja den Schnarchnasen vom Amtsgericht, hier Nachlass sowie Grundbuch, das sie einem Notar einfach so blind vertrauen und keine Kontrollmechanismen installieren. Für mich ergab sich die Notwendigkeit, mich wegen der tatsächlichen Eigentumsverhältnisse mit der Hausverwaltung in Verbindung zu setzen.
Darum würde ich mich kümmern müssen, zusammen mit Versicherungen, GEZ, Telekom.... Berta kümmerte sich ums Konto und die Steuererklärung.... Und Sunny bot sich großzügigerweise an, schon mal vorsichtig bei Immoscout und Co. nach den Immobilienpreisen zu erkundigen.
Die treue Seele! Meine Löwin und ich waren jedenfalls froh, das sich die ganze Aktion nicht ewig hinzog. Unser Jahresurlaub begann ja gerade, und da hatten wir noch eine Menge vor.
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