Montag, 12. März 2018

Contramann: kurz gesehen im März

https://www.heise.de/tp/features/Der-eigentliche-Skandal-120-Millionen-Tote-durchs-Auto-3956020.html
Franz Alt, die alte Säule. 120 Millionen Verkehrstote seit 1945 allein durch Verkehrstote sind schon mal ne Hausnummer. Auch 4000 Tote jährlich allein in Deutschland durch nicht eingehaltene Dioxin-Grenzwerte sprechen eine deutliche Sprache. Wo bleibt der empörte Aufschrei der Politiker, Medien oder wenigstens des Teils der Bevölkerung, die sich sonst auch immer über Umweltverschmutzung, Fremdenfeindlichkeit oder Benachteiligung von Frauen aufregen?
Es ist wohl leider so: In Deutschland hat die Automobilindustrie alles im Griff. Selbst der letzte Hippie fährt nen Daimler mit Atomkraft nein Danke Aufkleber am Heck. Und der deutsche Michel kauft auch immer schön die fetten Karren.

https://www.heise.de/tp/features/Das-Scheitern-der-Neuen-Linken-3964243.html?seite=all
Dazu passt diese Meldung ganz gut. Diese Abrechnung mit den neuen Linken ist absolut lesenswert. Nach einem schönen historischen Abriss über die Linken nach den 60er und 70er Jahren sind wir heute beim Gendern, Hipstern und einer veganen Lebensweise angekommen. Alles weichgespült, von Klassenkampf kann da keine Rede mehr sein.
Die Unterschicht, für die einzutreten man doch mal angetreten war, stört da nur. So begnügen sich moderne Linke mit dem Kampf für Feminismus oder gesellschaftliche Minderheiten wie Homosexuelle oder Vegetarier. Von ihrer eigentlichen Basis, den ungebildeten Hilfsarbeitern, Arbeitslosen oder wenigstens Arbeitern, halten sie sich fern.
So bleibt die Antifa die einzige Gruppierung, die sich aktiv um eine andere Gesellschaftsform bemüht. Leuten wie Frau Kipping ist dieses Engagement verlorengegangen. Da macht man es sich lieber mit erhobenen Zeigefinger bequem. Hauptsache, man muss nicht wirklich linke Ideale umsetzen.
Was Antifa wie Neo-Linke allerdings wieder verbindet, ist der strikte Hass auf die „Anderen“, die nicht so denken. Die sind dann pauschal Arschlöcher oder Nazis, egal ob ihre Kritik an linken Idealen fundiert ist oder nicht, egal ob gerechtfertigt oder nicht.
Ich sehe da schwarz für eine andere, bessere und vor allem gerechtere Gesellschaft.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/andrea-nahles-die-letzte-hoffnung-der-spd-kommentar-a-1193370.html
Au Weia, Kuzmany. Frau Nahles als letzte Hoffnung der SPD… Ausgerechnet die alte Bratze (um mal im „Bätschi“ Jargon zu bleiben). Ich zitiere Kuzmany nur mal kurz: „Die ehemalige Juso-Vorsitzende hat sich aus jungen Jahren eine große Klappe und ihr linkes Herz bewahrt.“ Große Klappe unterschreibe ich sofort, aber linkes Herz… Was reitet diesen Spiegel Redakteur, eine derart falsche Wahrheit in die Welt zu setzen. Wenn Rudolf Augstein noch leben würde, hätte er Kuzmany aus der Redaktion entfernt.
Sehr dämlich dann noch die Charakterisierung des Martin Schulz als alter (der 100% Martin mit anschließend krachender Wahlniederlage und Verzicht auf Regierungsverantwortung, der nicht Minister werden wollte) und neuer Schulz (der Wendehals zur neuen GroKo mit Ambitionen zum Außenminister). Schulz war eben von Anfang an nicht die treue Seele und ehrliche Haut, es ging da immer nur um Posten um jeden Preis. Alles Kalkül, selbst die vorschnelle Absage an eine GroKo unmittelbar nach der Bundestagswahl.
Schulz schaffte die Nachfolge von Juncker im Europaparlament nicht und brauchte eine neue Aufgabe, so schaut das aus. Und jetzt schreibt Kuzmany mit Frau Nahles eine weitere Krachlatte aus dem Stamm der Apparatschiks zur großen, gar letzten Hoffnung der SPD hoch. Meine Fresse, 20 Semester Germanistik und Politikwissenschaften! Warum verschont uns niemand vor solchen verkrachten Existenzen? Nichts gegen Germanisten oder Politologen (oder doch?), aber sollen diese Leute doch auf kleiner Flamme den realen „High Performern“ zuarbeiten oder in die Medienwelt abtauchen. Anne Will oder Maybrit Illner können Konkurrenz notfalls ertragen.
Aber Frau Nahles, Herr Kuzmany, kann keiner ertragen. Auf keinen Fall die SPD, wenn sie sich wirklich erneuern will. Da braucht es frisches und vor allem unschuldiges Personal. Und Andrea Nahles ist keins von beiden, im Gegenteil. Bei der Agenda 2010 war sie mit im Boot und hat sich bis heute nicht davon distanziert. Wie es im Kölner Karneval schon auf einem Wagen stand: Das Ende ist Nahles.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/kostenloser-nahverkehr-holen-wir-uns-die-welt-zurueck-a-1193916.html
„My Car is my Castle“. Nur noch geil, dieser Kommentar, obwohl ich Stöcker sonst nicht so mag. Stöcker schafft es, den richtigen Ansatz zu treffen. Denn darum geht es doch letztendlich. Die Innenstädte müssen von den Autos (nahezu) vollständig befreit werden, damit sie wieder menschenwürdig werden.
Auf dem Land würde es sicherlich mit einer Ausweitung des ÖPNV nicht getan sein, dazu wäre das zu erwartende Fahrgastaufkommen zu gering und die benötigten Verbindungen zu umfangreich, als das es sich lohnen würde, diese zu betreiben. Mir schwebt da als Lösung so etwas wie ein Dolmus vor. Die könnte man auch mit Rentnern oder Uber-mäßig mit irgendwelchen Fahrern bestücken.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/essen-die-tafeln-koennen-nicht-die-arbeit-der-politik-uebernehmen-kommentar-a-1195161.html
Hier macht es sich der Kommentator mit dem Rassismus Vorwurf etwas zu einfach. Natürlich kommt eine Zurückweisung von Flüchtlingen bei den Essener Tafeln zugunsten der „deutschen“ Bedürftigen bei den Medien und den von ihnen abhängigen Politikern schlecht an. Toll ist das nun wirklich nicht und auch ich fände es besser, wenn solche Verbote unterbleiben würden.
Aber den üblichen Antirassismus um jeden Preis lehne ich auch ab. Ich habe jeden Tag mit alten Menschen zu tun, die verarmt und auf öffentliche Unterstützung angewiesen sind. Die Bescheidenheit der meisten dieser Menschen, die die staatlichen Hilfen eher beschämt annehmen, berührt mich nach all den Jahren weiterhin. Auch die in den letzten 2-3 Jahren angekommenen Flüchtlinge habe ich überwiegend als höflich und freundlich empfunden. Nicht als fordernd, wie sie von der AfD gerne hingestellt werden, aber eben häufig auch nicht bescheiden.
Und hier liegt die wahre Trennlinie zum Rassismus: Flüchtlinge treten eben nicht pauschal fordernd auf und drängen die Deutschen in die Ecke, nehmen ihre Arbeit und ihre Frauen. Dieser falsche Eindruck lässt sich leider gut propagieren, weil niemand, der nicht in einer solchen Notlage ist, begreifen will („betrifft mich nicht“), dass gerade ältere Leute Scham haben, diese Leistungen anzunehmen. Bei den im Vergleich jüngeren Flüchtlingen besteht diese Scham nicht mehr, da sie in den Flüchtlingslagern schon lange auf diese Art von Speisungen angewiesen waren.
Vielleicht erklärt sich dadurch auch eine etwaige, vereinzelt auftretende Aggressivität zuungunsten der verhuschten Rentner. Mag sein, das das jetzt verharmlosend oder verniedlichend ist. Aber die Rassismuskeule ist hier nicht zielführend. Es kann eben nicht sein, dass Flüchtlinge einerseits willkommen geheißen werden und andererseits sich selbst überlassen bleiben. Hier hat sich der „Staat“ fein herausgehalten und schaut lediglich noch, dass keine Negativschlagzeilen in der Presse auftauchen. Geld wurde hier teilweise hanebüchend rausgehauen und damit verbrannt. Wo bleiben denn die konkreten Ansätze zur Integration?
Dass dies jetzt die Rentner und Obdachlosen in Essen ausbaden müssen, dass die ehrenamtlichen Helfer der Tafeln in Essen dafür am Pranger stehen und die Presse wie Politik dazu Entsetzen heucheln, finde ich ehrlich gesagt zum Kotzen.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/bundesliga-der-streit-zwischen-bremen-und-dfl-um-polizeieinsaetze-ist-populistisch-a-1194639.html
Meine vollste Zustimmung zu diesem Kommentar. Denn die Vereine können eben nicht die Gewalt außerhalb des Stadions eindämmen. Die Städte wie Bremen oder Hamburg nehmen genug Geld über Steuern und höhere Umsätze des Einzelhandels ein.
Das Problem liegt doch einfach nur darin, dass die öffentliche Hand zu wenig Polizisten beschäftigt. Da wurde – wie in der öffentlichen Verwaltung allgemein üblich – alles kaputt gespart. Jetzt wird wie üblich ein Schuldiger gesucht.
Mir ist aber auch klar, dass ein Fußballhasser dies anders sieht. Sei es drum, warten wir mal ab, wie es weitergeht.

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