Samstag, 19. September 2015

Hartmudo: Post

Hurra, nach fast eineinhalb Monaten hat die Bahn auf meine Beschwerde am 4.9. per Mail reagiert. Hier nun der Inhalt dieser Mail:
 

„vielen Dank für Ihre E-Mail.
Ich bedauere den Ausfall der RB 34662 ab Braunschweig nach Salzgitter Lebenstedt am 21.07.15. Ursache war eine Triebfahrzeugstörung.
Bei Störungen am Triebfahrzeug ist ein Zugausfall nicht immer vorauszusehen, da der Lokführer zunächst daran arbeitet, die Störung zu beseitigen. Daher erfolgt die Durchsage von Verspätungsminuten in Zeitintervallen.
Der Zug konnte dann doch wieder betriebsbereit gemacht werden, allerdings mit der Ihnen bekannten hohen Verspätung. Der Folgetakt, die RB 34664 ist nicht ausgefallen, sondern um 7:20 Uhr abgefahren.
Für die Zukunft wünsche ich Ihnen wieder störungsfreies Reisen in unseren Zügen.
Mit freundlichen Grüßen“


Die Begründung klingt ja auf den ersten Blick einleuchtend. Aber wenn ich dann an das Malheur ca. 4 Wochen später denke, als der Zug unverrichteter Dinge aus Drütte wieder zurückfuhr (siehe meinen Bericht vom 22.8.), da rege ich mich doch wieder auf.
Denn laut der Mail vom 4.9. war es dann doch möglich, dass ein zweiter Zug nach Lebenstedt hinterherfuhr. Warum ging das 4 Wochen später nicht? Ein Saftladen ist das!
Themenwechsel.
Kaum habe ich den Nerv mit der deutschen Bahn verdaut, da habe ich schon wieder einen – wenn auch nicht neuen – Aufreger. Die deutsche Post.
Anfang September habe ich mich endlich dazu durchgerungen, mir über Amazon zwei Paar Funktionsschuhe zu bestellen. Das sind die zum „Abrollen“, die tun meinen Arthritis geplagten Zehchen gut. Bei Aldi hatte ich mir da für Billig entsprechende Sandalen gekauft, welche mir im Büro ein schmerzfreies Laufen über den Gang ermöglichen.
Hier kamen natürlich nur Schuhe von Chung Shi in Betracht. Von dieser fränkischen Firma habe ich bereits ein Paar Gummitreter a la Crocs zuhause im Einsatz und bin nach wie vor bezuckert von dem phantastischen Laufgefühl. Wie auf Moos schwebe ich neuerdings durch die Wohnung, um den armen Kätzchen noch ne Dose Sheba hinzustellen. Was für eine Wohltat für meine Mauken.
Bei Amazon fielen mir dann zwei Paar Schuhe, nicht Clogs, der Firma Chung Shi ins Auge. Ich versprach mir davon die weiche Sohle meiner Hausschuhe sowie ein schmerzfreies Gehen auf der Straße dank des Abrolleffekts wie bei meinen Bürosandalen. Da ich kurzfristig noch eine spezielle Geburtstagskarte zum 50. für meine Kollegin bei Amazon bestellen musste, ging die Bestellung Mittwoch raus. Ach ja, ein interessantes Buch für Meinereiner hatte ich auch noch gefunden.
ja richtig, grün-weiß!

Wohlweislich gab ich als Lieferadresse den Hermes Paketshop bei der nächsten Bushalte an, so wie ich es mir in den letzten Jahren angewöhnt hatte. Gebranntes Kind scheut eben das Feuer, und meine negativen Erlebnisse mit der Post und der Packstation – insbesondere vor Feiertagen – sind ja Legende.
Doch dann… die Geburtstagskarte geht nicht über Hermes und da ich Idiot die Bestellung auch nicht aufteilen wollte, wechselte ich doch zur Lieferadresse unserer Wohnung. Die Packstation hatte ich gar nicht erst getestet, weil ich die Sachen schnell brauchte und sie mir nicht am Bahnhof oder am Hagenring (ist mir schon häufig passiert) abholen wollte.
Die Versandbestätigung über Amazon kam wie üblich schnell; Freitag Nachmittag fand ich die Geburtstagskarte im Briefkasten. Samstag, wir hatten gerade Besuch von Jürgen und Edith wg. Pocke`s Geburtstagsfeier bekommen, kam das Paket zu meiner großen Enttäuschung nicht.
Witzigerweise hatte der Paketonkel das Päckchen mit dem Buch in den Briefkasten geprummelt, aber eine Benachrichtigung „Abholen beim Nachbarn“ (meine Hoffnung) konnte ich zu meinem Verdruss nicht entdecken. Dann also am Montag, so meine Hoffnung.
Und diese stirbt ja zuletzt, oder? Als ich Montag von der Arbeit nach Hause kam, fand ich ein Benachrichtigungskärtchen der DHL in unserem Briefkasten. Abholen ab Dienstag mittag beim Kiosk am Saarplatz! Sch… Dienstag hatte ich doch diesen Zahnarzttermin, und ob ich es hinterher dann noch bis 18.00 Uhr schaffe bis zum Kiosk, da war ich skeptisch.
„Die Zunge locker lassen, Hartmudo! Nicht verkrampfen… Jaaa, so ist es guut...“ Die Zahnarzthelferin redete mit fordernder Stimme auf mich ein, und nach mehr als Eineinhalb Stunden auf dem Zahnarztstuhl hielt mich nur noch die Hoffnung auf mein Paket am Leben. Trotz doppelter Betäubung spürte ich einen stechenden Schmerz beim Bohren, aber kurz nach 17.00 Uhr verließ ich die Zahnarztpraxis mit weichen Knien, aber lebend.
Die Tortur lag erst mal hinter mir und ich würde es mit meinem Rad bis 18.00 Uhr locker aus dem Siegfriedviertel bis zum Kiosk schaffen. Euphorisiert machte ich mich auf den Weg, die Qualen bei der Zahnärztin hatte ich vergessen. Bis zur Brücke an der Uferstraße, die nach Ölper führt.
Ab dem 31.8.2015 gesperrt! So stand es auf dem Schild vor der Brücke. Hatte sich das Universum gegen mich verschworen? Verzweifelt wendete ich das Rad und fuhr Richtung Ölper See. Ein großer Umweg lag vor mir, aber ich würde es rechtzeitig schaffen und die Schuhe endlich mein Eigen nennen, um sie abends zuhause auszuprobieren. Schon am nächsten Morgen würde ich mit den neuen Schuhen entspannt zur Arbeit fahren. Bei so viel Ungemach mussten die Schuhe einfach der Kracher sein!
Von diesem Gedanken beseelt, bog ich um halb sechs auf die flach ansteigende St. Wendel Straße ein. Als ich mein Rad gerade abstellte und mit dem Schloss sicherte, fuhr das DHL Fahrzeug mit dem Paketfahrer gerade vor. Der Fahrer scherzte noch mit dem Kerl vom Kiosk, der aus seinem Kabuff nach vorne gekommen war. Also alle gut drauf, auch ich, denn gleich…
Disco Inferno !!!

„Kommen Sie wegen der Post? Wir haben heute geschlossen wegen Inventur. Kommen Sie morgen wieder.“
Wie, was? Ich traute meinen Ohren nicht und fragte den Kerl vom Kiosk, der mit seinem Körper die Tür zum Kiosk versperrte, nochmal. „Wie, Inventur?“
„Ja, Inventur. Kommen Sie morgen wieder.“ Der Kerl vom Kiosk wiederholte seine Botschaft ungerührt.
Meiner guten Kinderstube ist es wohl zu verdanken, dass ich mein spontan heraus geschleudertes „Arschloch!“ im nächsten Moment wieder zurücknahm. Könnte aber auch daran gelegen haben, dass der Kerl vom Kiosk einen Schritt nach vorne machte – in drohender Haltung, auf mich zu.
Leise vor mich hin fluchend fuhr ich anschließend nach Hause. Hatte ich dem Mann vom Kiosk Unrecht getan? Schließlich kann ich ihm ja nicht das Gegenteil beweisen und zudem kann er ja nichts dafür, dass sich das Universum gegen mich verschworen hatte. Erst später realisierte ich, dass mein ursprünglicher Gedanke, dass der Schnösel vom Kiosk einfach keinen Bock hatte, noch so kurz vor Feierabend ein Paket rauszugeben, wohl doch richtig war.
Eine Inventur Anfang September ist, vorsichtig formuliert, ungewöhnlich. Und dass ein kleiner Kiosk deshalb den ganzen Tag zumacht, halte ich auch für unwahrscheinlich. Auf alle Fälle hänge ich aber ein Schild mit „Inventur“ an die Tür. Da dies nicht so war, kann ich im Nachgang nur zu folgendem Schluß gelangen:
Der Typ, wahrscheinlich auch nur eine Aushilfe, hat mich verarscht: Der hatte einfach keinen Bock, der Schnösel.
Am nächsten Tag konnte ich die Schuhe dann ohne Probleme in Empfang nehmen. Hinter dem Tresen stand da auch der Inhaber des Kiosks, leicht erkennbar an dem wunderschön mit Knasttätowierungen verzierten Oberarmen. Die Schuhe trage ich seitdem übrigens täglich. Sie sind toll, keine Frage. Aber nach all dem Unbill habe ich mit einer noch stärkeren Verbesserung meines Fuß Aua`s gerechnet.
Und eins habe ich mir für die Zukunft fest vorgenommen: Bei Bestellungen im Internet werde ich zukünftig nur noch im absoluten Ausnahmefall auf DHL zurückgreifen. Der Service ist häufig genug unterirdisch, schließlich war dies nicht mein erstes Problem mit dieser Firma. Mit Hermes läuft das einfach besser.
Für die bornierte Kiosk Aushilfe kann DHL zwar nichts, aber der immer schlechtere Service von DHL und auch der Packstation bei dem immer stärker werdenden Online- oder auch Versandhandel ist nicht tolerierbar. Hermes hat zwar auch Schwächen, aber dafür sind sie billiger und kriegen es immer noch besser hin als die Nachfolgefirma der Post.

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