Montag, 19. Januar 2015

Hartmudo: Mit dem Fernbus unterwegs

Am Samstag war es endlich soweit: Zum ersten Mal fuhr ich mit einem Fernbus, genauer gesagt einem ADAC Postbus, auf die Reise. 10. Januar und Urmel feierte seinen Geburtstag. Zusammen mit Patti und Pocke wollte ich den relativ neuen Service einer Fernbuslinie abchecken.
Ca. eine Woche vorher hatten wir uns überlegt, das die Fahrt mit nem Bus eine gute Alternative zur Fahrt mit dem Auto oder Zug darstellt. Gerade wenn man bedenkt, das keiner am Morgen nach Urmel's Party Lust hat, sich hinter das Steuer eines Autos zu setzen. Und der Preis dieser Busse ist ja bekanntermaßen konkurrenzlos, zumindest im Vergleich zur Deutschen Bahn.
Zuhause an meinem Rechner rief ich zuerst die einschlägige Webadresse auf; Busliniensuche.de ist hier die Seite, die unser Vertrauen genießt. Ich wurde dort auch sehr schnell fündig. Von der Uhrzeit her passte der ADAC Postbus sowohl bei Hin- als auch Rücktour. Mit 21,- € pro Person ist dies zwar teurer als die Konkurrenz von Flixbus oder Meinfernreisebus, hat aber dank der meisten Komfortpunkte war der Postbus die 1. Wahl.
Als ADAC Mitglied ist die Platzreservierung umsonst. Ich nehme es vorweg: Ist unwichtig, weil der Bus auf beiden Touren nicht mal zum Drittel gefüllt war. Das Onlineticket war schnell ausgedruckt, Bezahlung über Kreditkarte. Schnell erledigt, unkompliziert und alles gut.
15.25 Uhr war die Abfahrtszeit am ZOB in Braunschweig. Meine Löwin kutschierte mich hin. Zwei SMS wegen der ca. 15minütigen Verzögerung habe ich sogar erhalten - Top Service. Patti und Pocke trudelten dann auch ein... und da, der Bus! Das Abenteuer konnte losgehen.
Der schmächtige Fahrer mit der fleischfarbenen Badekappe entpuppte sich als Kettenraucher. Solche Leute erkennst Du an der Art, wie sie an der Kippe saugen. Wie ein Säugling am Nuckel halt. Sofort sammelte der Typ bei mir Minuspunkte, weil er uns launig anraunzte, das wir unsere Taschen in das große Gepäckabteil im Bus unten packen müssten, wenn wir sie nicht in die Fächer über den Sitzen kriegen würden.
Ich versprach ihm, dies zu tun, falls die Taschen nicht reinpassten (sie passten natürlich), und wies ihn aber gleichzeitig darauf hin, das seine Belehrungen länger dauerten als meine Überprüfung der Machbarkeit der Lagerung im Fach über dem Sitz. Da dies endlich geklärt war, konnte es wirklich losgehen.
ZOB Berlin

Nach dem Anschnallen sortierte ich als erstes das technische Equipment. Ohrhörer in das Tablet einstöpseln... sehr schön... und jetzt... ja jetzt.... wo ist doch noch gleich die versprochene 230 VOLT Steckdose:.. eine pro Sitzreihe... Sch.....
Erst nach Magdeburg kriegte ich dank der Ansage der Badekappe mit, dass sich die Steckdose mittig unter den Sitzreihen befindet. Nicht zu sehen, aber ertastbar. Hieß es. Ich hab mir das Fummeln erspart, denn zu diesem Zeitpunkt war ich mit der Mediathek eh schon durch. Will sagen: Enttäuscht, entnervt und säuerlich.
Nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde hatte ich es endlich hinbekommen, mich mit meinem Tab und dem WLAN des Busses zu verbinden. Gut, lag auch irgendwie an mir. Das Passwort befand sich auf dem Infozettel im Netz des Sitzes vor mir. Ihr wisst schon – wie im Flugzeug! Da wo die Kotztüte ist.
Aber als ich endlich eine Folge von Big Bang Theory anschauen wollte (die In-Ear-Kopfhörer waren schon drin), da erlebte ich eine böse Überraschung. Wegen teilweiser schlechter Netzabdeckung funktionierte es nicht. Mist. Beim Surfen über das WLAN genau dieselbe Meldung. Nur Audio funktionierte. Die neue Helene Fischer – würg.
Entnervt klinkte ich mich aus dem WLAN raus, nachdem ich feststellen musste, dass „teilweise“ offenbar ein anderes Wort für permanent ist. Als ich es spaßeshalber dann über meine SIM Karte versuchte, ins Netz zu kommen, da klappte es anstandslos. Boah ey, was für nen Beschiss.
Entweder war das WLAN zu schwach oder aber zu viele Leute im Bus griffen darauf zu. Den Rest der Fahrt schaute ich meine Musikvideos auf dem Tab durch. Roy Loney, Dictators, Stacy Collins. Ein bisschen daddeln, dann waren wir am ICC in Berlin, also am ZOB, angekommen.
Durch die Katakomben schlichen wir nach dem Ausstieg wie die Dorfdussel. Wir fanden einfach die S-Bahn nicht, erst nach längerem Rumeiern an den Skatern vorbei wurden wir fündig. Nur noch eine kurze Fahrt und wir konnten Urmel und Ilka in die Arme schließen.
Die Party war nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten meinerseits (Ich brauche immer etwas Zeit zum Eingrooven) sehr gut. Es gab Schultheiß und – zu Pockes und meiner Freude – einen lokalen Kräuterlikör a la Kümmerling. Krönung der kulinarischen Genüsse war allerdings die 0,7 l Flasche Sechsämtertropfen. Klugerweise nahm ich davon nur zwei Gläschen.
Die meiste Zeit des Abends verbrachte ich an der Arbeitsplatte der Küche lehnend zu. Meine Hauptgesprächspartner waren Hasi und der Anwalt. Letzteren hatte ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Ebenfalls selten sehe ich auch Lisa 1 und Luigi. Irgendwie hatten wir uns in den Wirren der End80er Jahre aus den Augen verloren und uns nur noch sporadisch gesehen in all den Jahren. Auch diesmal sprach ich mit beiden relativ wenig, werde sie aber zu meinem Geburtstag einladen, zumal beide daran Interesse bekundeten.
Mich würde es auch freuen, genauso Hasi, der wohl auch kommen wird. Schaun mer mal, weil es ja auch immer nen Akt ist, über die Piste für ne Party zu fahren. So war es dann mal wieder eine schöne Runde. Am Morgen jedenfalls verschwanden die Kopfschmerzen nach zwei Pott Kaffee ohne Widerrede.
Überpünktlich um 11.20 Uhr waren Patti, Pocke und ich nach dem Frühstück am ZOB und warteten auf den Bus zurück. Das Schöne am Berliner ZOB ist, das dort auch ein McDonalds mit Kiosk Verkauf ist. Nein, ich habe dort nicht gegessen. Aber Patti brachte mir ne Coke mit; von einem noch anderen Kiosk wohlgemerkt. McDonalds werde ich mir aber vormerken für die nächste Bustour.
Überrascht war ich schließlich, als der Bus endlich kam. Pünktlich übrigens. Denn die fleischfarbene Badekappe war wieder am Steuer! Interessant, da wird das System glatt verständlich. Macht ja auch Sinn. Quasi 8 Stunden Bonn nach Berlin und am Folgetag zurück. Eine Übernachtung also für den Driver.
Hartmudo mit eigenem Postbus

Und unser Fahrer hörte sich ja selbst gern reden. Bei den Ansagen wg. Anschnallen und allgemeiner Infos fiel dies jedesmal auf. Patti meinte, er hätte permanent ne halbe Erektion, weil er sich so gerne reden hört. Sei`s drum, das WLAN ging wieder nicht.
Mir blieb auf der Rückfahrt also nichts anderes übrig, als diesen Artikel auf dem Tablet anzufangen und nebenbei an meiner Coke zu lutschen. Patti und Pocke war auch langweilig, so das wir noch etwas laberten zur Abwechslung. Irgendwann kam noch eine junge Frau (hätte ich früher auch nen anderen Ausdruck für parat gehabt) und wollte sich neben mich setzen.
Weil sie den Platz vorab reserviert hatte! Im selben Satz korrigierte sie sich allerdings und meinte, sie könnte ja auch auf die freie Sitzreihe gegenüber. Da hätte sie einen Fensterplatz und anscheinend sei der Bus nicht ausgebucht. Ach was! Ich ermutigte sie zu diesem Schritt mit meiner Bemerkung, das ich verheiratet bin.
Ansonsten gibt es von der Fahrt nichts mehr zu berichten. Meine Löwin holte uns ab und wir chillten zusammen bei Patti und Pocke zuhause noch etwas ab. Zusammenfassend würde ich zu meiner ersten Fahrt mit dem Fernbus sagen, das es sich gelohnt hat.
Wir saßen sehr bequem in diesem Bus, ich würde sogar behaupten, das der Aufenthalt im IC oder ICE nicht so schön ist. Denn der wesentliche Unterschied zur Autofahrt besteht in der Toilette inside. Diese ist im Bus zwar eng, aber ausreichend. Insofern kommt beim Bus die geringe Auslastung positiv zum Tragen, weil eine Zweierreiher für mich allein ist schon klasse.
Da ist es auch vernachlässigbar, wenn auch ärgerlich, das sich das WLAN als ungenügend entpuppte.
Der Preis ist auch heiß. 21 Tacken für Braunschweig nach Berlin und zurück als Dauerpreis ist gegenüber der Bahn absolut konkurrenzfähig und selbst bei 3 Personen kaum teurer als das Spritgeld. Der Bus war pünktlich und falls mal nicht, erfolgt eine Meldung per SMS und Email. Hartmudo bleibt dran.

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