Sonntag, 16. Januar 2022

Hartmudo beim Männerarzt

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Für diesen Montag hatte ich mir den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt, damit ich mich vor dem Besuch beim Urologen um 8:30 Uhr noch frisch machen kann und trotzdem nicht allzu viel Zeit mit dem Warten aufs Christkind verbringen müsste. Während der Nacht wachte ich öfters auf, ich würde die Träume aber nicht als Albträume bezeichnen. Wirr genug waren sie trotzdem.
Wie so häufig stand ich noch vor dem Klingeln des Weckers auf, weil da etwas drückte. Und schon waren sie wieder da, diese kreisenden Gedanken. Ich verbrachte auf dem Klo längere Zeit als nötig und ließ es auch unter der Dusche langsam angehen. Doch trotz all des Bummelns blieb mir noch eine komplette Stunde zum Grübeln und in der Wohnung Spazierengehen, bevor mich meine Löwin zum Urologen fahren würde.
Ich versuchte mich mit dem Kauf von ETFs abzulenken, aber die Börsen hatten noch nicht auf. Mit gemischten Gefühlen zog ich mich dann irgendwann an, meine Löwin war ebenfalls startklar und dann fuhren wir los.
Meine Löwin, der meine niedergeschlagene Stimmung nur allzu gut bekannt war, verwickelte mich in ein Gespräch über Suchtverlangen (Alkohol, Drogen und Zucker) und den Umgang damit. Als sie mich dann an der Ecke Alte Waage aus dem Auto entließ, waren meine Beine schwer und wurden mit jedem Schritt zum Urologen immer schwerer.
Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits war ich fahrig vor Angst und andererseits innerlich ruhig wie selten. War dies die Ruhe vor dem Sturm? Im K10 fuhr ich in den dritten Stock und stand pünktlich zum Termin vor dem Empfangstresen beim Urologen. Und zu meiner nicht großen Überraschung händigte mir die freundliche Sprechstundenhilfe einen weißen Plastikbecher zum Befüllen aus.
"Wir brauchen zwar nicht so viel, aber machen sie ihre Blase bitte trotzdem vollkommen leer. Vorne rechts ist die Toilette, sie können den Becher dann in die Öffnung stellen," mit diesen Worten entließ sie mich und zeigte grob in Richtung der Toilette.
Ich entledigte mich zunächst meines Mantels und machte mich dann auf den Weg. Auf der Toilette angekommen, wurde ich sogleich fürsorglich in Empfang genommen - von der Arzthelferin mit der Brille, die den Termin verschludert hatte! Auf der Toilette gab ich mir richtig Mühe, aber der Tank war leer.
Für die Untersuchung sollte es trotzdem reichen, doch was war das da für ein Stück, welches in der Flüssigkeit schwamm? Unwillkürlich kam mir das Bild von Bakterien vor Augen, welche in meiner Blase für Verwirrung sorgten. Kurz befürchtete ich, dass man mich gleich ins Krankenhaus fahren würde, dann kam ich wieder runter.
Ich nehme es hier vorweg: das Stückchen hatte wohl keine Bedeutung, denn es wurde in der Folge nicht thematisiert. Brille (der Einfachheit halber nenne ich sie mal so) bugsierte mich nun in eine winzige Umkleidezelle, hinter deren zweiter Tür ein Behandlungszimmer zu erkennen war. Sofort war mir klar, dass hier die Action abgehen würde.
Doch ich hatte noch eine Schonfrist, denn Brille hatte noch einige Papiere für mich zum Ausfüllen und Unterschreiben. Hierbei hätte ich fast das wichtigste Dokument von allen übersehen: die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für ein starres Zystoskop, bei Verwendung eines flexiblen Zystoskops würde ich 47,31 € selbst dazu bezahlen müssen.
Ungeachtet meines Status als Privatversicherter, als der ich wohl auf eine Kostenübernahme hoffen dürfte, unterschieb ich den Wisch blind. Entscheidend war für mich der Satz, das dann die Untersuchung noch schmerzfreier erfolgen würde. Wobei mir zugegebenermaßen die Formulierung "noch schmerzfreier" zu denken gab, denn eine Steigerung von schmerzfrei gibt es nicht. Oder etwa doch?
Gleich nach dem Unterschreiben ging die Action los. Brille befahl mir, alle Hosen auszuziehen und mich dann in das Behandlungszimmer zu begeben. Der Behandlungsstuhl wies in der Mitte der Sitzfläche eine stark verdächtige Öffnung auf.
Kaum hatte ich mich dort hineingesetzt, fuhr Brille blitzschnell die Hydraulik an. Während der Stuhl nach oben fuhr, kippte er auch gleichzeitig nach hinten weg, so dass ich mit dem Rücken fast waagerecht zum Liegen kam.
Während dieses Vorgangs erklärte sie mir, dass sie gleich "die Stelle" desinfizieren und ein Betäubungsgel in die Harnröhre spritzen würde. Die Sau! Auf X-Hamster war "Doktor" immer ein beliebter Suchbegriff von mir gewesen, aber solche Schweinereien...
Sie deckte noch ein paar Papiertücher über meine Oberschenkel und den Schritt, damit ich nicht sehen konnte (musste), was sie dort so trieb. Sie zog meine Vorhaut zurück und merkte noch an, dass diese ziemlich eng sei. Danach erfolgte die Desinfektion, dann das Betäubungsgel. Haiiiiiii, war das unangenehm!
Sie fixierte die Vorhaut, die wohl immer zurückrutschen wollte, zusätzlich mit einer Klammer und sagte noch, dass der Doktor in ein paar Minuten kommen würde, bevor sie den Raum verließ. Da lag ich nun wie bestellt und nicht abgeholt. Vor lauter Aufregung hatte ich all meine Ängste vergessen. Ich wollte es jetzt einfach nur noch schnell hinter mich bringen, freute mich auf den Kaffee danach.
Endlich erschien der Urologe und begrüßte mich mit Handschlag. Na, sie sind sicher schon ganz aufgeregt. "Schauen Sie ruhig auf den Monitor, zum ersten Mal wird es in ihrer Blase richtig hell sein. Das werden sie wohl nie mehr erleben, oder hoffentlich nicht mehr." Der Urologe versuchte mich eindeutig aufzumuntern. Ganz mein Humor.

Samstag, 8. Januar 2022

H. Lecter: Alf

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Zu der Weihnachtsfeier im Unions Heim mussten wir nicht sehr weit fahren, nach Salzgitter-Bad kamen wir auch so gut hin. Hinzu kam, dass wir vorher noch eine kleine Wanderung unternommen hatten. Hier waren Detzer und Knödel-Willi, der damals bereits in Rente gegangen war, in wichtiger Funktion gefordert. Nach der Hälfte des Weges waren sie es, die aus einem großen Bundeswehrkessel den Glühwein einschenkten. Mitten im Wald, auf einer kleinen Anhöhe, stand die Belegschaft bei nasskaltem Wetter und genoss den heißen Glühwein. Der eine oder andere veredelte das Getränk mit dem Rum, den Detzer und Knödel-Willi natürlich mit dabei hatten.
Detzer hätte den Weg selbstverständlich auch mitlaufen können, aber er war wohl fußkrank gewesen. Alf war hierbei natürlich schon in guter Stimmung; Das süße und heiße Getränk mit etwas Rum mundete ihm vorzüglich. Glücklicherweise hielten ihn die Temperaturen um den Gefrierpunkt glockenwach, so dass ihm ein früher Zusammenbruch erspart blieb.
Nach einer guten Dreiviertelstunde gingen wir weiter durch das ausgedehnte winterliche Waldgebiet, bis wir endlich das Vereinsheim von Union erreicht hatten. Grüppchen für Grüppchen betraten wir den großen Saal, in dem ein quadratförmiges Bankett aufgebaut worden war.
Aus irgendeinem Grund war ich von der Truppe, mit der ich eigentlich den ganzen bisherigen Abend abgehangen hatte, abgetrennt worden. Dies waren in erster Linie Mike und Drolli, eine trinkfeste Kollegin und spätere Vorgesetzte. Sie war bei diversen Aktionen mit Alf auch zugegen gewesen, aber bei den von mir bislang geschilderten Events war sie eher nicht in Erscheinung getreten.
Wie überhaupt quasi keine Frauen mit dabei waren, sieht man mal von der roten Zora ab. Wahrscheinlich war ich einfach nur auf die Toilette verschwunden, weil sich meine Blase mal wieder gemeldet hatte. Der Trupp war so freundlich, mir keinen Platz an dem Bankett freizuhalten, so dass ich mir auf der Mike und Drolli gegenüberliegenden Seite des großen Saals einen Platz zwischen zwei spaßbefreiten Kolleginnen einer anderen Abteilung nehmen musste.
Zu angeregten Gesprächen über Kindererziehung und Häuserbau, zwei Themen, die mir komplett am Arsch vorbei gingen, trank ich das eine oder andere Bierchen. Wie schon gesagt, handelte es sich hier um die Weihnachtsfeier. An diesem Abend war Alkohol ausnahmsweise mal en vogue.
Da die Kolleginnen sich doch nicht als so schrecklich herausstellten, wie ich es mir seinerzeit immer eingebildet hatte, wich meine Enttäuschung ob der Trennung von meiner Truppe zugunsten einer locker gelösten Stimmung. Ich hatte gut gegessen, einige Biere getrunken und fühlte mich demzufolge genötigt, mal wieder die Toilette aufzusuchen.
In dem großen, weiß gekachelten Raum stand ich dann vor dem Urinal und ließ es laufen. Als ich anschließend am Waschbecken meine Hände wusch, vernahm ich aus der geschlossenen Kabine rechts hinter mir, dem sogenannten Donnerbalken, laute wie verzweifelte Hilferufe.
Es war schön, mal wieder Alfs Stimme zu hören, auch wenn ich mir jetzt offenbar Sorgen machen musste. "Hilfe, Hilfe!". Alf war offensichtlich den Tränen nahe, da konnte ich nicht abseits stehen. Auf meine Frage, was denn los sei, gab er keine Antwort. Ich klopfte an die verschlossene Tür des Kabuffs - keine Reaktion. Das Rütteln an der Tür war dann erst recht sinnlos.
Ich überlegte fieberhaft, was ich jetzt machen sollte. Wie könnte ich Alf helfen? Und schon hatte ich die rettende Idee. Ich brauchte einfach nur auf das Waschbecken klettern, dann würde ich die Sache überblicken können, denn das Kabuff ist ja bekanntlich oben offen und von daher einsehbar.
Gesagt, getan. Mein geschmeidiger Körper erklomm das Waschbecken, balancierte das Ganze mittels der Beine auf den Rändern des Beckens aus und blickte interessiert von oben in das Kabuff hinein.
Beim Anblick des Desasters verschlug es mir die Sprache. Alf rutschte auf seinen Knien am Boden herum und wischte die vollgeschissenen Wände mit Klopapier ab. Zu meiner großen Freude hatte er, anders als auf Mallorca, seine Hose an. Doch bevor ich Alf fragen konnte, was denn eigentlich passiert sei, ging die Toilettentür auf.
Es erschien IM Spritze. Der Kollege, der alles, aber auch alles, was ihm nicht korrekt erschien, der Abteilungsleiterin erzählte. Wie in Trance konnte ich aus zweieinhalb Meter Höhe beide Szenen gleichzeitig ins Visier nehmen. Meine Sprachlosigkeit setzte sich fort und IM Spritze machte auf dem Absatz kehrt, um sofort Bericht erstatten zu können.
Der Mann war von Kindesbeinen an bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen, bevor er ein paar Jahre später nach den Geschehnissen im Unions Heim gestorben war. Woher IM kommt, brauche ich wohl nicht zu erklären. Ich kümmerte mich nicht weiter drum und wandte mich wieder Alf zu.
"Was hast Du denn jetzt schon wieder angestellt?" wollte ich von ihm wissen.
"Ich hatte es gerade so geschafft, die Hose herunter zu ziehen. Und bevor ich mich hinsetzen konnte, da kam es auch schon von hinten heraus geschossen. Alles gegen die Wand!" jammerte Alf niedergeschlagen.

Dienstag, 4. Januar 2022

Contramann: kurz gesehen im Januar

Sich „aus Solidarität impfen lassen“ - das habe ich in den letzten Monaten viel zu häufig gehört. „Andere nicht gefährden“ - aber immer doch, da geh ich mit. Doch die Art und Weise, wie Medien und die Politik versuchen, Impfunwillige von der Notwendigkeit einer Impfung zu überzeugen, erinnert leider an überwunden geglaubte dunkle Zeiten deutscher Geschichte.
Dankenswerterweise beginnt der Autor seinen Artikel mit einem längeren Abriss der unseligen deutschen Geschichte nach verlorenem 1. Weltkrieg und nationalsozialistischer Diktatur. Geschickt verknüpft er dabei den damals wichtigen Begriff der Volksgemeinschaft mit dem heutigen Versuch der „Solidarität mit den Mitbürgern“.
Als „Corona-Faschismus“ bezeichnet er in der Folge den Versuch, eine möglichst hohe Impfquote in der Bevölkerung mit allen Mittel zu erreichen. Dies reicht bis zur angepeilten Impfpflicht und der Ausgrenzung von Impfgegnern bzw. Impfunwilligen. Hierbei wird nicht unterschieden zwischen radikalen Gegnern und Zweiflern an der Zweckmäßigkeit einer Impfung.
Vielmehr sieht Autor Feistel die Installation einer neuen Volksgemeinschaft, deren WIR-Gefühl durch die Angst vor dem Coronavirus zusammengeschweißt wird. Die Ausgegrenzten werden dann nicht mehr nur durch den Staat verfolgt, sondern auch von den Mitbürgern ausgegrenzt und schikaniert.
Diese Parallelen zu den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts hat Feistel sehr schön herausgearbeitet. Damals wie heute wählte die große Mehrheit der Menschen den Vorrang der Harmonie mit der Masse vor der Skepsis gegenüber einer Ausgrenzung Andersdenkender. Das demokratische Grundprinzip der Akzeptanz und des Schutzes von Minderheiten / -meinungen wird hier schneller über Bord geworfen als ein Bier ausgetrunken ist.
Das finde ich äußerst bedenklich und hoffe dennoch, dass der Autor übertrieben hat.

https://www.theeuropean.de/ramin-peymani/der-grosse-corona-faktencheck/
Natürlich werden auch in diesem Artikel die Corona Berichterstattung und Maßnahmen kritisiert. Was ich hieran aber interessant finde – gerade auch Befürworter der Maßnahmen sollten mal darüber nachdenken - ist die Darstellung der veröffentlichten Zahlen. Eine Inzidenz von 200 oder gar über 800 klingt schon bedrohlich, wenn den Sommer über diese Zahl bei unter 20 lag. Die Inzidenz bezieht sich auf 100.000 Personen. Man könnte alternativ genauso gut sagen, dass 0,2% oder gar 0,8% infiziert sind.
Damit klingt das nicht mehr bedrohlich. Rechnet man dann noch die offizielle Todesquote von 2% hinein, liegen wir bei 0,002% oder gar 0,008% der Bevölkerung, die versterben. Das hört sich dann natürlich ungefährlich an, doch Vorsicht: dieses letzte Rechenexempel darf man natürlich nicht machen, denn sie suggeriert eine Summe an Todesopfern, dabei handelt es sich eher um die Anzahl pro Tag. Und damit wiederum würde man die Todeszahl verharmlosen.
Jedenfalls halte ich das sture Festhalten an den Inzidenzzahlen als einzigen Indikator der Gefahrenlage für einen Fehler, wenn z.B. während der Pandemie die Zahl der Intensivbetten und sogar der Krankenhäuser verringert wurden.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=77850
Wahnsinn. Einmal durchlesen, bei Bedarf in die Links der Studien springen und dann sicher sein, dass man aus gutem Grund eine andere Politik in der Pandemiebekämpfung möchte. Ging mir jedenfalls so. Schade nur, dass die Befürworter der rigiden Maßnahmen dies nicht durchlesen geschweige denn sich objektiv damit auseinandersetzen werden.
Für mich überzeugend genug, für Dich auch?

https://www.neulandrebellen.de/2021/11/klima-eine-unbequeme-wahrheit/
Roberto, ich liebe Dich! Genau sooo isses, und nicht anders. Denn beim Thema Klimawandel wird die nackte Wahrheit für gewöhnlich ausgeblendet. Und diese lautet eindeutig: Klima retten und gleichzeitig den Lebensstandard halten - Geht! Gar! Nicht!
Ein sehr schönes Beispiel hierfür sind die Elektroautos. Was habe ich da nicht alles für ein Geschwafel gehört - in den Medien wie auch aus meinem persönlichen Umfeld: Die Infrastruktur (Ladesäulen und Co) kommt noch in Schwung, die Batterien werden leistungsfähiger und kommen ohne seltene Erden aus, usw.
Hierbei wird permanent ausgeblendet, dass natürlich jeder Mensch auf dieser Welt den Lebensstandard eines deutschen Mittelklässlers führen und einen Elektro-SUV fahren möchte. Wie soll das denn bitteschön bei den dicken Karren funktionieren? Mit was für Strom - Sonne und Wind? Hallo? Wo sollen dann noch Lebensmittel angebaut werden?
Ich habe das hier nur verkürzt aufgeschrieben und mich auf die Elektromobilität beschränkt. Summasummarum bleibt die Erkenntnis, dass unser Wirtschaftssystem nur mit unendlichem Wachstum funktioniert, die Ressourcen dieses Planeten aber endlich sind.
Das Klima retten bedeutet also eine zentral gelenkte Weltwirtschaft auf einem niedrigeren Level als bislang. Entweder das oder Mad Max. Wer das anders sieht, gibt sich unnötigen Illusionen hin.

https://www.spiegel.de/ausland/china-annalena-baerbock-kuendigt-haerteren-kurs-gegenueber-der-volksrepublik-an-a-2457fb2c-3d81-49ab-8a8b-53f1b8134a71
Zur Abwechslung habe ich hier wieder mal einen Link zu einem Artikel auf SPON. Die designierte Außenministerin Annalena („Anna, oh Anna“) Baerbock will China gegenüber einen härteren Kurs einschlagen und z.B. Menschenrechte für die Ujguren einfordern. Gleichzeitig möchte sie im Dialog bleiben.
Ich hoffe mal, dass dies nur das übliche Säbelrasseln zu Beginn eines Ministeramtes ist. Spätestens seit „Yes Minister“ wissen wir ja, dass Politiker die Außendarstellung wichtiger ist als tatsächliches Handeln. Sorge macht mir nur, dass die „Young Global Leader*in“ Baerbock eher wie von amerikanischen Interessen gesteuert wirkt.
Wie Habeck und die meisten anderen bei den Grünen steht sie nicht für eine soziale, sondern für eine entfesselte Marktwirtschaft mit Öko-Touch. Es war ein grüner Außenminister gewesen, der den ersten Auslandseinsatz der Bundeswehr inszeniert hatte. Jetzt setzen sich die Grünen für eine Drohnenbewaffnung der Bundeswehr ein.
Es ist mal wieder an der Zeit, „The Day After“ zu sehen.

Samstag, 1. Januar 2022

Hartmudo: Fußball

Jetzt, in der kurzen Winterpause und zu Beginn des Jahres, möchte ich noch ein kleines Zwischenfazit zu unserer Eintracht ziehen. Das Kalenderjahr 2021 führte ja diesbezüglich zu einem Wechselbad der Gefühle, da die Eintracht den Klassenerhalt in der 2. Liga an den letzten 5 Spieltagen verdaddelt hatte. Dies übrigens eine Parallele zur Erstligasaison 2013/14, als man die letzten 5 Spiele verloren hatte und 3 magere Pünktchen gereicht hätten.
Diesmal holten sie gerade mal einen Punkt aus den letzten 5 Spielen, während der 17. Sandhausen noch fünf und Osnabrück als 16. vier Punkte aufholten. Wenigstens konnte ich mein Sky-Abo rechtzeitig kündigen. Jetzt bin ich wieder (immer noch) bei Magenta und konnte mich nach den ersten 20 Spieltagen der neuen Saison in der dritten Liga über ein offensiv starkes und engagiertes Team freuen. Eine derart gut aufspielende Eintracht hatte ich zuletzt in der Aufstiegssaison 2010/11 (in die 2. Liga) gesehen.
Dieser letzte Satz wird von vielen Fans, die einem Torsten Lieberknecht noch hinterhertrauern, sicherlich eher nicht unterschrieben. Diejenigen, die Lieberknecht die Schuld am Absturz des gefühlten Top 25 – Clubs dank des unnötigen Abstiegs 2018 aus der 2. Liga, gern auch den aus der ersten Liga 4 Jahre zuvor, geben, sehen das sicherlich so wie ich. Verwunderlich finde ich nach all den Jahren nur, das das Reizthema Lieberknecht selbst jetzt noch ab und an aufkommt. Beide Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Krass fand ich dann auch die Fandiskussion in den Eintracht-Foren zu dem Eklat beim abgebrochenen Spiel Duisburg – Osnabrück, weil ein Zuschauer den Osnabrücker Opoku rassistisch beleidigt hatte. Zunächst einmal konnte ich nicht herausfinden, worin genau die Beleidigung bestanden hatte. Erst bei Bild wurde ich fündig: „Du Affe kannst eh keine Ecke schießen“, soll der Zuschauer Opoku beim Gang zum Eckstoß zugerufen haben. Die Zeit sprach von Affenlauten; ansonsten wird lediglich der Begriff „rassistische Beleidigung“ ohne nähere Erklärung in den Ring geworfen.
An dieser Stelle gehe ich mal über den Fußball hinaus und stelle fest, dass ich 2021 mit der Erkenntnis verbinde, dass sich in Deutschland mittlerweile eine Meinungskultur etabliert hat, die fast schon in eine Meinungsdiktatur mündet. Egal ob Corona, Klima oder Black Lives Matter – die Meinungshoheit wird von den tragenden politischen Parteien vorgegeben und über die Leitmedien in die deutschen Wohnzimmer getragen. Selbst die „Schmuddelkinder“ von den Linken machen da mit. Und wer Kritik äußert, wird pauschal als Querdenker gedisst und gleich in die rechte Ecke gestellt.
Vor dem Fall der Mauer warben die westlichen Demokratien für die „Freiheit“ ihres Gesellschaftssystems – eine willkürliche Beschränkung der individuellen Freiheit wie im Ostblock wurde abgelehnt. „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ ,dieses Zitat von Rosa Luxemburg hatte selbst der Altkanzler verinnerlicht:
https://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?menu_sel=17&menu_sel2=&menu_sel3=&menu_sel4=&msg=2290
Ich finde es erschreckend, in wie kurzer Zeit dieses Qualitätsmerkmal unserer Gesellschaft mit Füßen getreten wird. Und dies ausgerechnet von Menschen, die ihre ach so demokratische Gesinnung gar nicht oft genug betonen können. Dies findet dann auch seine Entsprechung im Fußball, einerseits beim „Impfverweigerer Kimmich“ und andererseits beim Thema Rassismus, wobei Kimmich jetzt schon wieder auf Spur ist, da er sich jetzt doch impfen ließ.
20. Spieltag, Halbzeit

Damit sind wir wieder bei Aaron Opoku. Als ich die positiven Kommentare zum Spielabbruch und den Gesängen „Nazis raus“ las, musste ich angesichts des tatsächlichen Vorfalls (siehe oben) den Kopf ob der Heuchelei von persönlicher Betroffenheit einiger Fans schütteln. Ja, auch ich bin gegen die Verunglimpfung von farbigen Spielern und verurteile entsprechende Sprüche, welche die Menschenwürde verachten. Bloß von einigen dieser Fans konnte ich gleichzeitig lesen, dass sie eigene Schmährufe (z.B. Arschloch, Wixer, Hurensohn…) eher als emotionalen Gefühlsausbruch statt als menschenverachtend werten.
Diese Sorte von Fans habe ich stets als ärgerlich empfunden, sei es beim Relegationsspiel gegen Wolfsburg am 29. Mai 2017 (Mario Gomez Hurensohn) oder noch mehr Jahre zuvor (34. Spieltag 2002/03 2. Liga), als Eintracht schon abgestiegen war und durch ein bedeutungsloses Tor zum 1:4 Mainz unter Klopp den Aufstieg in die 1. Liga vermasselt hatte. Da verhöhnten auch viele Leute um mich herum im Block die Mainzer, so dass sich Klopp (zu Recht) schwer aufgeregt hatte.
Allein dies war damals schon peinlich, aber wenn ich jetzt daran denke, dass sich solche Fans heutzutage gern als Antifaschisten gerieren, da kriege ich Entenpelle – allerdings aus Ärger. Denn wer sich solidarisch mit Herrn Opoku (was vollkommen o.k. ist, ich geh hier mit) erklärt, der sollte sich auch von den genannten Schmähungen von gegnerischen Spielern oder Präsidenten (Hopp – auch immer gern gedisst) distanzieren.
Aber im Fußball ist es so wie in der Politik: Wenn Du weit genug nach links gehst, kommt Du rechts an.
Jedenfalls ist die momentane Entwicklung bei Eintracht höchst erfreulich und stimmt mich für den Rest der Saison zuversichtlich. Eine spielerisch starke Truppe, die aufsteigen kann, aber nicht muss. Sollte es also am Ende nicht zum Aufstieg reichen, ist das nicht so schlimm, weil dann andere halt besser waren.
In dieser Saison werde ich nur das nächste Spiel in Berlin live vor Ort sehen. Dies ist hauptsächlich Corona geschuldet, aber auch der ermüdenden Fankultur von Ultras und Co. Bei den zur Zeit beschränkten Zuschauerzahlen war die Stimmung bislang ohne die Gesänge der Ultras besser als in den Jahren zuvor, so mein Eindruck vor dem TV.
Let‘s go Eintracht!

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2021

John Scalzi - Kollaps (Das Imperium der Ströme 1)
Mit "Krieg der Klone" hatte Scalzi eine geniale Idee umgesetzt und einen brillanten Zyklus kreiert. Dabei verzichtete er auf überflüssiges Brimborium und verschonte den Leser mit ausufernden Milieuschilderungen oder Dialogen. Jetzt endlich liegt sein dreibändiger Zyklus "das Imperium der Ströme" in Deutsch vor. Ich hatte bis zum dritten Band gewartet, bis ich diesen angefangen hatte. Es war die richtige Entscheidung.
In ferner Zukunft haben sich die Menschen über die Galaxis ausgebreitet. Überdimensionale Verbindungen, die sogenannten Ströme, verbinden Sternensysteme, die andernfalls für Menschen aufgrund der gigantischen Entfernungen niemals zu erreichen gewesen wären. So entstand ein fragiles Netzwerk, indem die Menschen fast ausschließlich im Weltraumhabitaten existieren können.
Der einzige bewohnbare Planet heißt Ende und gerade auch deshalb, weil er eben ganz am Rande dieses Netzwerkes liegt. Zusammengehalten wird dieses Gefüge durch den Imperatox, einem diktatorischen Alleinherrscher, der immer von dem Handelshaus Wu gestellt wird. Dessen Macht steht auf drei Säulen: den Gilden (Handelshäusern), der interdependenten Kirche und dem Parlament.
Als der Imperatox Attavio VI. stirbt, muss die hierfür eigentlich gar nicht vorgesehene Cardenia als Grayland II. die Nachfolge antreten. Nachdem ihre Freundin und Vertraute Naffa Dolg während der Krönungszeremonie bei einem Attentat getötet wird, nimmt die Geschichte an Fahrt auf.
Wenigstens hat Cardenia noch etwas Hilfe durch die Geister aus dem Gedächtnisraum, welcher ihr als Imparatox zur Verfügung steht. Dort sind Hologramme all ihrer Vorgänger gespeichert und können sie beraten. Im Laufe des Zyklus spricht sie hauptsächlich mit der ersten Imperatox Rachela I., welche die Interdependenz gegründet hatte und ihrem Vater.
Gefahr droht Cardenia hauptsächlich von drei Geschwistern aus dem Hause Nohamapetan. Nadashe ist der Kopf der Verschwörung, die zum Ziel die Beseitigung der Imperatox hat. Ihr Bruder Ghreni soll auf Ende die Macht übernehmen, während der andere Bruder Amit Cardenia als alternative Option zur Machtübernahme heiraten soll.
Tatsächlich schafft Ghreni auf Ende den Machtwechsel. Heimlich hatte er eine Rebellenarmee aufgebaut und es dann noch geschafft, den Herzog zu töten und den Mord dem Grafen Claremont anzuhängen. Jener hatte Sensationelles herausgefunden: Die Ströme werden zusammenbrechen und die Interdependenz wird dadurch zerstört werden.
Als erstes bricht der Strom von Ende nach Nabe, dem Zentrum der Interdependenz, zusammen. Quasi im letzten Moment kann Marce Claremont, der Sohn des Grafen, an Bord des Schiffes von Kiva Lagos fliehen, um der Imperatox vom Kollaps der Ströme berichten zu können.
Sowohl Kiva als auch Marce sind wesentliche Figuren dieses Zyklus. Die ständig fluchende Kiva ist eine Feindin des Hauses Nohamapetan und Marce der geniale Wissenschaftler, der später die Imperatox ficken wird. Marce schafft es auch, die Imperatox zu informieren, wodurch diese Rettungsmaßnahmen planen kann.
Glücklicherweise kann sie ein Attentat von Nadashe mit knapper Not überleben, hierbei stirbt Amit. Dieser erste Roman endet mit der Verhaftung von Nadashe und lässt den Leser mit vielen Fragen zurück. So muss das sein, gern lese ich den zweiten Teil.

                                            

John Scalzi - Verrat ( Das Imperium der Ströme 2)
Dieser Band knüpft fast nahtlos an den ersten Roman an. Schon zu Anfang erinnert uns der Autor daran, dass der Gründung der Interdependenz 1000 Jahre zuvor eine Lüge innewohnt. Rachela aus der Gilden Familie Wu hatte eine Religion erfunden, um den permanenten Machtanspruch Ihrer Familie über die Menschheit sicherstellen zu können.
Ihre angeblichen Visionen hatten die Religion begründet, jetzt nutzt Grayland II dieses Instrument, um die Interdependenz auf den Zusammenbruch der Ströme vorzubereiten. Dies gefällt nicht jedem, Widerstand regt sich. Insbesondere die Familie Nohamapetan strikt eine Intrige, die den Sturz der Imperatox zum Ziel hat.
Die alte Gräfin der Nohamapetans lässt ihre Tochter aus dem Gefängnis befreien und täuscht deren Tod auf der Flucht vor. Auf einem Raumschiff versteckt, koordiniert Nadashe jetzt den Widerstand. Als Hauptfigur hierbei kristallisiert sich Teran Assan heraus, Repräsentant der Gilden im Exekutivkomitee, welches die Imperatox berät.
Geschickt spielt Assan Jasin und Deran gegeneinander aus, die Cousins des Hauses Wu, die als Nachfolger für Grayland II infrage kommen. Doch diese vermeintliche Hauptfigur findet auf Seite 184 ihr überraschendes Ende, weil er bei der Befreiung von Nadashe als vermeintlicher Urheber des Komplotts geopfert wird.
Marce und Cardenia sind ein glücklichrs Paar geworden, doch vergessen wir erst einmal die Imperatox und kümmern wir uns um Marce. Der hat nämlich herausgefunden, das sich die Ströme temporär verändern und dadurch auch ein längst verloren geglaubtes Sonnensystem wieder erreichbar ist.
Das Dalasysla System war 500 Jahre zuvor von den Strömen abgetrennt worden, das Schicksal der dort lebenden Menschen nicht bekannt gewesen. Jetzt ergreift Marce die Möglichkeit, dorthin zu reisen. Und er trifft dort nicht nur die spärlichen Reste der dort lebenden Menschen, sondern auch auf ein vollkommen unbekanntes menschliches Schiff, welches von einer künstlichen Intelligenz gesteuert wird.
Wobei Chenevert nicht wirklich künstlich ist, denn bis zu seinem Ableben war er der Herrscher aus einem bisher unbekannten System. Wie sich herausstellt, war die Menschheit einst in drei Blöcke zerfallen, bis die "freien Systeme" die Ströme vor 1500 Jahren kollabieren ließen, um von der Erde unabhängig zu sein.
Aus den freien Systemen entstand die Interdependenz und der Kontakt zum Rest der Menschheit war endgültig verloren. Ein wahrlich geniales Szenario, welches Scalzi leider im Fortlauf des Zyklus verspielt.
Nach einem Kampf mit einem Schiff der Nohamapetans kann Marce mit Cheneverts Schiff nach Nabel zurückkehren, um Grayland II Bericht zu erstatten. Schon zu Beginn dieses Bandes hatte Grayland II Kiva Lagos zur Verwalterin des Vermögens der Familie Nohamapetan bestimmt. Dank ihrer Geliebten Senia Fundapellonan, der ehemaligen Anwältin dieser Familie, ist Kiva bestens informiert.
Daher kann Kiva auch Grayland II von dem Umsturzversuch der Verschwörer unterrichten. Am Ende des Romans werden alle Beteiligten von Grayland II zu einem Empfang geladen, auf der die Imperatox sämtliche Verschwörer ( bis auf die abwesende Nadashe) verhaften lässt. Lediglich die Erzbischöfin und Deran Wu, der seine Mitverschwörer noch ans Messer geliefert hatte, lässt sie frei.
Eigentlich hätte ich mir von diesem Band ein wenig Action auf dem Planeten Ende erhofft, denn Marces Schwester sowie sein Vater schienen im ersten Band zu den Hauptpersonen zu gehören. Von Ghreni Nohamapetan ganz zu schweigen. Hier reicht es gerade mal zu einem kurzen Zwischenkapitel, ansonsten fällt dieser Handlungsstrang vollkommen hinten runter. Schade. Warten wir auf den dritten Band.

Freitag, 24. Dezember 2021

Udorallala: Top Songs 15/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

Basement 5 - Last white Christmas
Jedes Jahr an Heiligabend darf ich mein Lieblings - Weihnachtslied erst zu fortgeschrittener Stunde abspielen. Manch ein Schmusebär steht ja auf „Last Christmas“ von Wham oder bevorzugt den Klassiker „White Christmas“ - natürlich nur von Bing Crosby. Ich dagegen höre „Last white Christmas“, während ich mir zum Abschluss des Geburtstages vom Sohne unseres Gottes noch nen Wodka eingieße; ersatzweise Gin. Hauptsache pur!
„Red flags flying high in the sky
Making people believe they can fly
England is under female rule
That's why we're turning to ruddy fools
Run Run Shah don't make no films
Well Ayatollah this
And Ayatollah that
But he hasn't told them any facts
Ian Smith ain't iron no more
He is out on the floor
The last white Christmas was in '79
Plenty of change is in sight
Peanut president can't play chess
That's why America is in check“
Dieser Hammersong wurde passenderweise am 1. Dezember 1980 veröffentlicht und schaffte es nicht in die Charts. Diese führten Abba mit „Super Trouper“ auf 1 und „Stop the Cavalry“ von Jona Lewie auf der 3. Mit „Do You feel my Love“ war dank Eddy Grant immerhin ein Reggaesong auf Platz 8, womit wir bei Basement 5 wären.
Ja, ich weiß: Eddy Grant ist kein „echter“ Reggae - und Basement 5 erst recht nicht. „Last white Christmas“ ist eher ein Crossover aus Reggae und Punk, verbunden mit einer politischen Attitüde. Ein Jahr nach der islamistischen Revolution im Iran - heute aus dem Bewusstsein der meisten Leute verschwunden - prophezeiten Basement 5 das Scheitern des weißen Mannes.
An Black Lives Matter war seinerzeit noch nicht zu denken und trotzdem kommt dieses wütende Statement der schwarzen Künstler kräftiger und vor allem glaubwürdiger rüber als das müde Gesäusel in den letzten Jahren. Dieses Metal Riff mit dem schnellen Reggae Rhythmus im Gepäck....

         

Dazu dieser abgehackte Sprechgesang. Ich kenne nichts vergleichbares. Selbst die Beastie Boys kommen da nicht mit. Das waren ja auch Weiße in Partylaune, da gab es keine Message wie bei Basement 5 aus dem Thatcher-England. Gerade der Bezug zum „Ayatollah“ gibt dem Ganzen etwas Einmaliges.
Mit meiner Begeisterung für diesen Song stand ich in all den Jahren leider in meinem Freundeskreis alleine da. Der Drummer war vorher wohl bei P.I.L., den Rest der Band kenne ich nicht und außerdem hatte es lediglich für eine LP gereicht, dann verschwand die Band in der Versenkung.
Doch „Last white Christmas“ ist ein Meisterwerk und DER Weihnachtssong schlechthin - zumindest für mich. Scheiß auf George Michael; bei Wham fehlt das „weiß“ im Songtitel. Und die Emotion im Song! Denn die sind bei Basement 5 reichlich dabei, die Emotionen.
Drum hör den Song laut. Am Heiligabend. Und vergiss mir den Wodka nicht!

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Warum spielt denn der Poldi nicht?

03
So. 13. Juni

Nach Acht Aufstehen ist für Sonntag genau richtig. Heute endlich greift die ARD ins Geschehen ein. Doch zuallererst einmal Frühstück. Meine Löwin und ich genießen diesen Part am Wochenende immer besonders, weil wir uns dann ausgeruht und relaxt mit dem Toaster vor den Fernseher setzen und eine Folge "unserer" Serie schauen.
Zur Zeit schauen wir Pastewka mit "Morgen hör ich auf", angeblich das deutsche "Breaking Bad". Die Verantwortlichen beim ZDF weisen ja eine Verbindung zu „Breaking Bad“ weit von sich. Ich sehe da allerdings mehrere Parallelen. Da ist zum einen die Besetzung des Hauptdarstellers mit einem bekannten Comedian. Dazu diese traumartigen Sequenzen, vor allem die Szene mit dem Schein im Wasser – bei Breaking Bad ist es die Leiche im Pool. Der etwas debil wirkende und fast erwachsene Sohn ist auch vorhanden.
Aber egal. Pastewka macht das richtig gut. Dieser ungläubige Dackelblick, hier passt das richtig gut rein. Und Susanne Wolf als untreue Ehefrau mit dem Hang zum Flunkern setzt noch einen drauf. Wenn doch Walter White`s Frau ähnlich angelegt gewesen wäre, dann…. Was solls. Schmierige Bullen gibt es hier auch. Überhaupt sind die Nebenfiguren alle schön gezeichnet.
Dies war der vierte Teil am Morgen, den fünften und letzten heben wir uns für zwischendurch auf. Nachdem wir dann noch die üblichen Aktionen wie Wäschewaschen oder Bürokrams durch hatten, schmissen wir eine knappe Stunde vorm ersten Spiel den Grill an. Meine Löwin hatte sogar noch einen Kartoffelsalat sowie eine Aoli auf den Weg gebracht.
Krakauer und kleine Bratwürste gab es, meine Löwin gönnte sich dazu ein Steak. Und um 3.00 Uhr ging es endlich wieder los. Türkei gegen Kroatien, das klang nach einer bunten Pralinenschachtel („Man weiß nie, was drin ist“ – Forrest Gump) und war es leider auch. Die Türken waren nicht wirklich gefährlich, standen aber hinten gut genug, so dass die Kroaten trotz Rakitic (Raki-Tisch?), Mandzukic und Modric kaum zu Torchancen kam. Von Calhanoglu war auf türkischer Seite gar nichts zu sehen.
So plätscherte das Geschehen nach einer starken Szene gleich zu Anfang von Rakitic, als sein Schuss knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei strich, so vor sich hin, bis Modric kurz vor der Halbzeit einen Befreiungstritt der Türken einfach mal volley nahm und die Kugel unter der Hand des in einem wunderhübschen Rosa spielenden Torwarts der Türken hindurch rutschte. Es blieb dann bis zum Schluss beim 1:0 für Kroatien, da die Türken in der zweiten Halbzeit nichts zuzusetzen hatten.
Kurze Pause, weiter gehts. Lewandowski mit seinen Polen gegen Nordirland um 18.00 Uhr. Das halbe Stadion war im grün-weiß der Nordiren getaucht, bierselig sangen sie ihre Lieder. Bis zum Ende des Spiels. Die Nordiren standen von Anfang an mit 8 Leuten im eigenen Strafraum und schafften es kaum über die Mittellinie. Das ging in der ersten Halbzeit noch gut, aber kurz nach der Halbzeit jubelten dann die Polen über die hochverdiente Führung.
Nein, nicht Lewandowski. Der blieb insgesamt blass. Milik lochte ihn nach einem Abwehrfehler ein. Erst jetzt versuchten die Nordiren, wenigstens etwas nach vorne zu spielen. Da die Polen bis zum Schluss keine Chancen generieren konnten, blieb es spannend, obwohl ich den Nordiren ansehen konnte, das es nicht einmal zu einem Glückstor reichen würde. Ein wirklich schwaches Team.
Also warteten wir aufs Deutschlandspiel. Bis zum Beginn wurde im ARD Studio gelabert. Hier war mir bereits am Nachmittag aufgefallen, das Alexander Bommes, unser Mann vom NDR Sportclub, das Gesicht im ARD Studio bei dieser EM ist. Unterstützt wird er dabei von Arnd Zeigler, dessen "wunderbare Welt des Fußballs"erst im Netz, dann auf den dritten Programme neue Maßstäbe setzte, weil in dieser herrlichen Sendung der Fan an sich im Mittelpunkt steht. Und er saß auch an seinem Tisch mit seinen schönen Devotionalien.
Dann... 21.00 Uhr. Jetzt wollte das deutsche Team nachlegen und kam nach einer guten Anfangsviertelstunde durch Mustafi per Kopf zur 1:0 Führung gegen eine überraschend gut spielende ukrainische Mannschaft. Das sollte es eigentlich gewesen sein, aber vor der Pause trumpften die Ukrainer bärenstark auf und hätten mehr als den Ausgleich verdient gehabt, den sie aber auch nicht erzielen konnten. Dank der Rettungstat von Boateng auf der Linie und einem gut aufgelegten Manuel Neuer (Coke Zero macht wach) lagen sie zur Halbzeit unverdient zurück.
Nach der Halbzeit ließ das Spiel stark nach. Die Ukrainer rissen jetzt nichts mehr, Jogi hatte die Abwehr entsprechend umgestellt. 5 Minuten vor Schluss wechselte er noch den Chipsfrisch-Mann ein. Schweinsteiger setzte dann auch in der 91. Minute den Schlusspunkt unter eine sehr starke Partie, zumindest in der ersten Halbzeit.
Auf einmal war er dann doch da: Mehmet Scholl, unser Mann im Dacia. Sein kongenialer Partner Gerhard Delling war am Nachmittag vorm deutschen Hotel schon einmal zugeschaltet gewesen, jetzt führte Mehmet Interviews mit den Spielern. Opdenhövel, der das Spiel gewohnt schlecht kommentiert hatte, schlich da auch noch herum.
So stark wie sich die Ukrainer gezeigt hatten, sehe ich die Polen noch nicht als Gruppenzweiten. Am dritten Spieltag bei Polen gegen Ukraine wird man sehen, wer da was drauf hat. Meine Löwin ging nach dem Schlusspfiff zu Bett, die Interviews konnte sie sich wirklich sparen. Ich selbst hatte bei Spielbeginn ein Franziskaner Hefe angelutscht und war mittlerweile beim vierten angelangt. Zeit, um noch etwas in meiner Musikbox zu blättern. Neben Westernhagen und Lindenberg hörte ich Luis & the Wildfires aus L.A., laut. Kurz nach Mitternacht setzte ich mir die Schlafmaske auf.

Montag, 20. Dezember 2021

Hartmudo beim Männerarzt

4
Dass ich überhaupt bis 6:30 Uhr schlafen konnte, überraschte mich dann schon wieder positiv. Zugegeben, in den letzten zwei Stunden der Nacht wachte ich zwischendurch immer wieder unruhig und fahrig auf. Als ich mich dann endlich fertig gemacht hatte, wartete ich wie ein zum Tode Verurteilter auf seine Hinrichtung.
Es regnete draußen, meine Löwin sollte mich fahren. Je näher die Abfahrt rückte, desto unruhiger wurde ich. Ich zitterte wie Espenlaub und hatte tierischen Bammel. Erst ganz zum Schluss wagte ich es, im Netz nach dem Begriff "Blasenspiegelung" zu suchen.
Übereinstimmend stand dort zu lesen, dass die Einfuhr des flexiblen Rohres schmerzfrei, maximal leicht unangenehm sein würde. Ein Standardeingriff, welcher nach Blut im Urin auf alle Fälle durchgeführt werden sollte, um frühzeitig eine Zystenbildung und damit Krebs erkennen zu können.
Da war sie wieder, die blanke Angst. Beim Kegeln am Vorabend wurde noch über eine angeblich nicht so schlimme Augenlaserbehandlung geredet, mein anderes großes Trauma. Rationell war mir die ganze Zeit klar, dass an diesem Morgen beim Urologen meine Welt nicht untergehen würde, aber gegen meine Ängste kam ich trotzdem nicht an.
Pünktlich zum Termin um 10:30 Uhr stieg ich an der Ampel am Welfenhof aus unserem Auto, um in die Praxis des Urologen zu hetzen. Ich verspätete mich um 3 bis 4 Minuten und stand vor der Bedientheke. Die Sprechstundenhilfe sprach am Telefon noch mit einem Patienten, fast 5 Minuten stand ich regungslos und stumm vor ihr. Dann meldete ich mich an und ergab mich in mein Schicksal. Dachte ich, doch...
"Tut mir leid, wir müssen einen neuen Termin machen. Ihr Termin war um 9:50 Uhr und jetzt kann ich sie nicht mehr dazwischen packen." So die Dame mit der Brille hinter dem Tresen.
Was in diesem Moment in mir vor ging, lässt sich nicht in Worte fassen. Erleichterung, Schock, noch eine Zeit lang Ungewissheit...
"Aber wir hatten doch telefoniert. Ich hatte mir 10.30 Uhr notiert, da müssen wir uns missverstanden haben." Dies sagte ich automatisch und war doch insgeheim erleichtert, dass mir heute das flexible Rohr erspart bleiben würde.
Mein neuer Termin war am 8. November um 9 Uhr, also exakt eine Woche später. Ich scherzte beim Rausgehen noch, dass ich dann morgens leider etwas weniger Zeit hätte, um mich auf den Termin zu freuen. Draußen auf der Straße rief ich auf der Arbeit meine Kollegas an, um diesen Krankheitstag in einen Urlaubstag und den folgenden Montag in einem Krankheitstag umzuwandeln.
Dann kontaktierte ich meine Löwin, die gerade bei Karstadt weilte. Ihr konnte ich ja die ganze Zeit nichts vormachen, dazu kennt sie mich zu gut. Meine Erleichterung war mir jetzt genauso gut anzumerken wie Stunden zuvor die fahrige Gemütslage, bei der sie mich dankenswerterweise in Ruhe gelassen hatte.
Dies meine ich wirklich nicht sarkastisch, denn in solchen Stimmungen bin ich auch unleidlich und besser für mich allein. Zu Mittag aßen wir bei unserem Griechen, danach saß ich zu Hause an meinem Schreibtisch und entspannte mich bei Mario Kart Tour.
Das Telefon klingelte spät am Mittag, die Sprechstundenhilfe das Urologen war am Apparat. "Hartmudo, ich muss mich entschuldigen. Ich hatte sie mit dem Termin um 9:50 Uhr verwechselt, der nicht gekommen war. Die Namen klangen beide so ähnlich. Der Doktor hatte ja viel mit ihnen vorgehabt, da war noch Röntgen vorgesehen. Wenn wir vorhin darüber gesprochen hätten, dann wäre mir das sicher aufgefallen," sagte die spürbar zerknirschte Dame am anderen Ende der Leitung.
Ich war verwirrt. Was soll das heißen, er hatte viel mit mir vorgehabt? Ruhig, Brauner, keine Paranoia jetzt. Es ist Zeit, einen lustigen Spruch zu machen. "Das macht doch nichts, kann ja mal passieren. Nicht, dass er sie noch schlägt. Wenn ich nicht verheiratet wäre, müssten sie mich jetzt zum Essen einladen. Alles gut, da habe ich noch eine Woche, um mich auf den Termin zu freuen," improvisierte ich.
Was hatte mich hier schon wieder gerissen? Musste dieser billige Chauvi Spruch wirklich sein? Manchmal geht es aber auch mit mir durch. Wenigstens hatte ich nun die Gewissheit, das nicht ich vor lauter Bussigkeit einen falschen Termin notiert hatte.
Zum Glück sprang die Arzthelferin nicht darauf an. Sie sagte nur lakonisch: "Na gut, dann bis nächsten Montag. Könnten Sie vielleicht auch schon um 8:30 Uhr? Denn wenn das Röntgen noch dazu kommt..."
Ich überlegte da nicht lange und antwortete: "Kein Problem, können wir so machen. Dann bis nächste Woche."
Jetzt war ich dann doch etwas verwirrt, so etwas hatte ich noch nie erlebt. Wahrscheinlich lag es an der medizinischen Maske, die in diesem Coronazeiten Vorschrift ist. Entweder man selbst nuschelt oder der Zuhörer bekommt nur ein gedämpftes Rauschen mit. Egal, jetzt konnte ich noch eine Woche zittern und meiner Paranoia frönen.
Wobei ich sagen muss, dass diese Woche relativ angstfrei verlief. Auf der Arbeit ärgerte ich mich wie üblich und zu Hause hatte ich weder Angstzustände noch schlaflose Nächte. Am Sonntag, den Tag vor dem Termin, chillte ich zu Hause und kümmerte mich um meinen Schreibtisch. Abends schauten wir noch einen sauschlechten Tatort aus München, davor hatte ich eine total aufgelöste Bekannte am Telefon, bei deren Mann die Metastasen neu ausgebrochen waren.
Da gingen in meinem Hinterkopf schon wieder einige Lampen an, aber es gelang mir, ruhig zu bleiben und Batic und Leitmayr zu überstehen. Später lag ich im Bett, las noch etwas in meinem Buch und schaltete relativ früh das Licht aus. Problemlos schlief ich ein.

Montag, 13. Dezember 2021

Sam Phillips

7
Die Veröffentlichung dessen bester Songs „Flying Saucer Rock `n` Roll“ und „Red Hot“ fielen auf demselben Zeitpunkt wie „Whole lotta Shakin`“ und „Great Balls of Fire“. Als Folge davon floppten die Singles von Billy Lee Riley, der vermeintlich erst für Jerry Lee`s Erfolg verantwortlich war. Stinksauer und vor allem besoffen demolierte Riley das Studio. Der herbeieilende Phillips blieb ruhig und es gelang ihm, Riley den Rest der Nacht über zu beruhigen. In einem langen Gespräch vertröstete er Riley auf die nächste Single. Der glaubte dies und ließ sich besänftigen, schaffte aber mit seinen restlichen 3 Singles bei Sun keinen Durchbruch mehr.
Unterdessen war Jerry Lee Lewis mit Jack Clement und Sam Phillips Bruder Jud in dessen Bus unterwegs. Jud, der Sam seit ihrer Kindheit begleitete, hatte mit der Zielstrebigkeit seines Bruders nicht viel im Sinn. Seine Stärke war das Gespräch an sich - sprich: Er war ein guter Verkäufer. Und er spielte sich zum Manager von Jerry Lee Lewis auf.
Zu dieser Zeit hatte er mit Judd Records kurzzeitig ein eigenes Label, dessen größter (und einziger) Erfolg Cookie & the Cupcakes mit „Mathilda“ war. Er hatte von diesem Business nicht wirklich Ahnung und konnte auch deshalb den Skandal um Jerrys Privatleben nicht verhindern, weil er die Macht der öffentlichen Meinung unterschätzte.
Jerry Lee Lewis war u. a. mit Chuck Berry auf Tour unterwegs, mehr aber noch im TV bei Dick Clark und all den anderen Shows gebucht, um seine beiden Megahits präsentieren zu können. Die diesbezüglichen Videos auf YouTube sollte man sich unbedingt anschauen, um eine leichte Vorstellung zu bekommen, warum Jerry Lee Lewis im Business (fast) alles überstrahlte.
Million Dollar Quartett

Leider hatte Jerry Lee Lewis ein Problem: Kurz vor der Alan Freed Show an Weihnachten 1958 hatte er die dreizehnjährige Myra Gale Brown, Tochter seines Bassisten und Cousins J.W. Brown, geheiratet, obwohl er formell noch mit zwei anderen Frauen verheiratet war. Dies war ein gefundenes Fressen für die Presse, als Jerry Lee dummerweise seine Hochzeit mit Myra Gale öffentlich machte.
Die Reaktion der Presse und dann auch der Fans kam sofort. „Baby-Räuber“ und „Ekelerregend“ waren nur zwei Schlagwörter, mit denen Jerry Lee auf den nächsten Konzerten konfrontiert wurde. Dabei konnte er noch von Glück sagen, dass Sam Phillips mithilfe eines Anwalts das Ende der ersten beiden Ehen zurückdatieren ließ, um den Vorwurf der Bigamie entkräften zu können. Dies hätte für den arglosen, ja arroganten, Jerry Lee Gefängnis bedeuten können.
Jedenfalls war es das mit der Karriere als Superstar. Erst bald ein Jahrzehnt später konnte er sich im Countrybereich wieder einige Meriten erspielen. Auch für Sun Records waren jetzt die großen Höhenflüge vorbei. Der Boom mit dem Rockabilly war 1959 vorbei, daran hätte selbst ein begnadeter Musiker wie Charlie Rich nichts ändern können, selbst wenn er es mit Rockabilly ernsthaft versucht hätte.
So bleibt aus dieser großen Zeit nur noch das „Million Dollar Quartet“ zu erwähnen. Diese legendäre Session in den Sun Studios vom 4.12.1956 wurde erst 1981 veröffentlicht und präsentiert eine Jam Session von Carl Perkins, Elvis Presley, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis. Zu dieser spontanen Aktion kam es, als Elvis, der schon über ein Jahr nicht mehr bei Sun unter Vertrag stand, zwanglos in die Sun Studios kam und anfing, mit den anderen Drei zu improvisieren.
Der Begriff Million Dollar Quartet stammt von Sam Phillips, der dank dieser vier Musiker Millionenumsätze feiern konnte. Wenn man sich diese Session heute anhört, fällt sofort die locker gelöste Stimmung der Musiker auf. Dank dir aufwändig remasterten Bänder werden auch die Hintergrundgeräusche hörbar.
Hier möchte ich jetzt erwähnen, dass ich erst dank Peter Guralnick erfahren habe, dass Johnny Cash bei dieser Session nicht wirklich mit dabei war. Oder, um es präzise zu sagen: Die Reporter und auch Johnny Cash hatten das Studio bereits verlassen, als das Band überhaupt erst eingeschaltet wurde.
Die Jungs arbeiteten sich an den Spirituals ab, die sie bereits seit ihrer Kindheit her kannten. Hinzu kamen natürlich noch Songs u.a. von Fats Domino und Chuck Berry. Gegen Ende riss dann Jerry Lee das Klavier an sich, so dass der Rest eigentlich nur noch begleiten konnte. Die einzelnen Songs der Session sind häufig gerade mal angespielt, deshalb empfehle ich, die Session in einem Rutsch durchzuhören.
Guralnick erwähnt in seinem Buch häufig das besondere Flair, welches in dem Studio bei Aufnahmen herrschte. Die Musiker trafen sich in den Sun Studios, blödelten herum und tranken Bier oder Kaffee. Dadurch schüttelten die einzelnen Musiker in dieser Frühphase des Rock Business die Songs einfach nur so aus dem Ärmel, dass es eine wahre Freude war.
Leider war es nach dem Skandal um Jerry Lee Lewis vorbei mit den Millionen Umsätzen des Labels. Ich glaube ja, dass er der einzige Rockabilly Musiker von Sun Reords war, der dank seiner Ausstrahlung auf dem großen Markt in den USA überhaupt eine Chance zum Verkauf gehabt hatte. Ein Billy Lee Riley z.B., der seine Chance versoffen hatte, konnte den beginnenden Abstieg des Labels nicht aufhalten.
Natürlich hatte Sam Philips, wie immer eigentlich, noch einen Musiker in der Hinterhand. Charlie Rich hatte ich schon kurz erwähnt. Charlie Rich war eigentlich Jazzmusiker und ein begnadeter Pianist. Sam gab Charlie Platten von Jerry Lee Lewis zu hören, auf dass Charlie sein Klavierspiel vereinfachen möge.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Hartmudo beim Männerarzt

3
Da es am Dienstagmorgen regnete, fuhr ich mit dem Bus zum Röntgenologen. Ich erschien super pünktlich und bekam erst einmal mehrere Zettel zum Ausfüllen ausgehändigt. Die Bedientheke steht im zweiten Stock, ich ging aber in den 3. Stock, weil sich dort die Behandlungsräume befinden.
Noch bevor ich die Zettel ausgefüllt hatte, ging es bereits los. Eine Arzthelferin bugsierte mich in eine Umkleidekabine, hinter welcher der CT Apparillo stand. Schuhe und Hose musste ich ausziehen, dann legte ich mich auf die Liege und musste die Arme hinter dem Kopf verschränken. Die Augenmaske bekam ich nicht, weil ich in einer Quizshow als Kandidat eine Pause einzulegen hatte.
Der Wagen mit der Bestrahlungseinheit fuhr zweimal über meine Bauchregion hin und drüber, dazu gab die Arzthelferin aus dem Off Anweisungen: "Tief einatmen, und weiter atmen." Diese Sprüche kennt man ja in und auswendig von diversen Arztbesuchen. Und schon war ich fertig und wartete in einem Nebenraum.
Eine großbrüstige Ärztin schaute auch noch vorbei und konnte mich beruhigen. Steine konnte sie nicht erkennen, aber ich hätte Divertikel im Darm. Das sollte ich vielleicht weiter beobachten lassen, meinte sie.
Mir wurde dazu noch eine CD mit den Aufnahmen und ein Zettel mit einem QR-Code ausgehändigt. Mittels des QR-Codes kann ich bis Ende April 2022 das Untersuchungsergebnis im Internet abrufen.
Mittlerweile war die Zeit etwas zügig fortgeschritten, es war bereits kurz vor 10 Uhr und ich musste doch die Aufnahmen auf der CD noch zum Urologen bringen. Daher entschied ich mich, diesen Tag als krank zu melden. Ursprünglich wollte ich ganz normal zur Arbeit fahren, aber wenn ich dort quasi erst am Nachmittag erscheinen würde, machte das ja nun keinen Sinn mehr.
Kurze Zeit später betrat ich als Kranker die Praxis des Urologen und war total erstaunt, als die Arzthelferin an der Bedientheke noch nicht einmal die CD haben wollte. Der Urologe würde von der Röntgenpraxis einen schriftlichen Bericht bekommen und mich dann anrufen.
Verwundert fuhr ich nach Hause und wartete auf den Anruf, der fast exakt um 16.30 Uhr kam. Wie das manchmal so ist, kam ich natürlich zu spät an mein Smartphone und als ich zurück rief, war nur noch der Anrufbeantworter dran. Toll!
Als ich dann am nächsten Morgen mal wieder im Büro saß, kam der Kontakt endlich zustande. Die Sprechstundenhilfe erzählte mir nicht wirklich etwas Neues, als sie die Diagnose der Ärztin aus der Röntgenpraxis wiederholte.
Aber dann das: Weil die Krebswerte erhöht seien, würde der Urologe den fraglichen Bereich röntgen und zusätzlich die Blase spiegeln. Als Termin hierzu einigten wir uns auf den 1. November, dann legte sie auf.
Und augenblicklich ging bei mir das Kopfkino los. Krebswerte, Blase spiegeln. Da war er nun, dieser "kicked in the teeth" Moment. Da blieben mir noch knapp drei Wochen Zeit, um mich schlecht zu fühlen und Albträume zu bekommen.
Während dieser Zeit sprach ich mit einigen Leuten und bekam unterschiedliche Feedbacks. Diese brauchte ich, denn ich hatte eigentlich keine Lust auf eine Spiegelung. Eine Kollegin meinte, dass ich die Spiegelung machen sollte, denn es könnte ja z.B. eine Zyste sein. Dagegen sprach eine andere Kollegin, die da meinte, ich sollte mich zu nichts überreden lassen, da sie jüngst zwei Männer in ihrem Bekanntenkreis gesprochen hatte, die seit der Spiegelung eine Tropfvorlage in der Unterhose tragen müssen.
Zugegebenermaßen hatte mich diese Meinung nicht gerade aufgebaut. Als mein Schwager Harald mir schließlich erzählte, dass er solche Untersuchungen nur unter Narkose zu machen pflegt, war ich schon etwas beruhigter. Meine Löwin meinte nur: "Dann wird das wenigstens abgeklärt."
Am Ende der drei Wochen freute ich mich schon fast auf den Termin beim Urologen. Alle meine Beschwerden wurden um so weniger, je näher der Termin rückte. Unter Narkose müsste ich es wohl auch aushalten können, unangenehme Behandlungen des Zahnfleisches sowie meine Analfistel hatte ich ja auch lebend überstanden.
Das Thema Krebs konnte ich vollkommen ausblenden, da fiel mir zwar Buds Blasenkrebs vor 25 Jahren ein, aber den hatte er ja offensichtlich auch überstanden. So weit war also alles in Lot, ich freute mich auch schon auf den Moment unmittelbar nach der Untersuchung beim Urologen, weil ich mir da schon einiges vorgenommen hatte.
Dieses Level konnte ich bis zur vorletzten Nacht vor dem Termin beim Urologen halten, als ich kurz nach 2:30 Uhr in der Nacht schweißgebadet aus einem Albtraum aufwachte. Es war ein ganz kruder Traum, in dem ich mit meiner Löwin in der Cafeteria eines Supermarktes Mettbrötchen verspachtelte, als urplötzlich Pocke auftauchte und uns eröffnete, das er jetzt sofort für drei Jahre ins Ausland zum Arbeiten gehen würde.
Unwillkürlich kam mir in den Sinn, dass ich ihn dann nur noch während der BiRe sehen würde... Ruckartig schlug ich meine Augen auf, mein Puls raste in großen Höhen. Den Rest der Nacht blieb ich wach, arbeitete an meinem Blog und wunderte mich über diesen merkwürdigen Traum, den ich nicht so richtig deuten konnte. Wenigstens hatte sich Pocke im Traum bereit erklärt, noch ein Mettbrötchen mitzuessen.
Und schon waren sie wieder da, die Ängste vorm Urologen. Den ganzen Tag über blieb ich nachdenklich und stumm, konnte mich schlecht konzentrieren und grübelte vor mich hin. Erst beim Kegeln abends entspannte ich mich ein wenig, bloß um später am Abend in großer Unruhe zu Bett zu gehen.

Samstag, 4. Dezember 2021

Contramann: kurz gesehen im Dezember

So weit ist es in Deutschland schon wieder. Anhand dieser Story um Gil Ofarim, der beim Einchecken im Leipziger Hotel am 5. Oktober angeblich von einem Hotelangestellten aufgefordert wurde, seine Kette mit einem Davidsterns abzunehmen, sonst würde er nicht weiter bedient beim Einchecken, ist das gut abzulesen.
Allein aufgrund dieser einen Aussage von Ofarim in einem Instagram-Video brach der Mob los und es hagelte wüste Beschimpfungen, man demonstrierte gar vor dem Hotel. Währenddessen stellten Hotel und der Angestellte, der die Situation komplett anders schildert, einen Strafantrag wegen Verleumdung gegen Ofarim.
Ich würde sagen: Aussage gegen Aussage. Aber die „Hassidioten“ (hier leider Antifa & Co) stört das nicht, Hauptsache das Feindbild wird bedient. Wie damals halt, und das noch von der Antifa. Schlimme Sache das.
Dies war der Stand am 12. Oktober. Mittlerweile liegt der Staatsanwaltschaft ein Gutachten zu den Überwachungsvideos vor. Hierzu gibt es aber keine Kommentierung wegen des laufenden Verfahrens. Glaubt man dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:
https://www.rnd.de/promis/gil-ofarim-straf-verfahren-gegen-saenger-nicht-ausgeschlossen-AY72EGNQWZHMLIMA53QNI5MQWU.html
dann gibt es Zweifel an der Darstellung des Sängers. Schaun mer mal.

https://www.oskar-lafontaine.de/links-wirkt/warum-hat-die-linke-bei-der-bundestagswahl-relativ-am-staerksten-verloren/
Hier noch einmal der Altmeister mit seiner kurzen, aber richtigen Analyse zur Wahlniederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl.
"Ohne Oskar, wärt Ihr heut' nicht hier!" möchte ich all den Flachpfeifen bei den Bundestagsabgeordneten der Linken, jetzt und in der Vergangenheit, zurufen. Insbesondere Frau Kipping, aber auch der unsäglichen Frau Hennig-Wellsow.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/flughafen-berlin-lufthansa-passagiere-sollen-vier-stunden-vor-abflug-da-sein-a-611a00f0-e860-4865-8678-c8be8e92067f?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Neues vom Berliner Flughafen. Meine Güte, ist das ein Missmanagement. Check in 4 Stunden vor Abflug. Das sich die Lufthansa und der Airport nicht schämen, solche Verlautbarungen herauszugeben. Innerhalb einer Woche müsste man so etwas klären können, bloß nicht im verschnarchten Deutschland. Was haben wir nicht früher über die Italiener und Griechen gelästert. Jetzt ist es der deutsche Michel, der als Lahm und unfähig gilt. Die Schildbürger sind zurück!

https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/12-seiten-weiter-gehts-sondierungen-fdp-spd
Ein herrlich bissiger Kommentar zu den Ergebnissen der Sondierungsgespräche von Rot-Gelb-Grün. So wird beispielsweise „Hartz IV“ in „Bürgergeld“ umbenannt, aber sonst nichts Entscheidendes verändert. Ein wenig Chi Chi also zur Gesichtswahrung angesichts der eigenen Inkompetenz der handelnden Politiker.
Aber Politik wird ja eh überbewertet. Der Markt regelt das schon. Und wer etwas anderes behauptet, wird mundtot gemacht. Oder ist ein alter weißer Mann, der voll demokratisch legitimiert in ein Lager verfrachtet werden sollte. Konzentriert, versteht sich. Unter gendermäßiger Beobachtung!

https://www.heise.de/tp/features/Corona-und-kein-Ende-Wenn-die-epidemische-Notlage-zur-Normalitaet-wird-6227321.html
Meine Güte, was für ein Schlamassel. Die epidemische Notlage kann seitens des Bundes schwerlich verlängert werden, da die blanken Zahlen (Infizierte, Hospitalisierte, Tote) und die mittlerweile wohl doch hohe Impfquote eine Weiterführung der Notlage nicht begründen können. Da möchte sich die Politik sicher nicht vor den Gerichten blamieren. Daher sollen es jetzt die Länder richten.
Am interessantesten finde ich hier aber den Absatz über den Umgang der Österreicher mit ihren Ungeimpften. Im schlimmsten Fall sollen die ihre Wohnung nur noch verlassen dürfen, um die Grundversorgung ( z.B. Einkäufe) oder den Weg zur Arbeit sicherstellen zu können. Was für eine Farce! Als ob diese auf der Arbeit urplötzlich nicht mehr ansteckend wären! Man erkennt allein hieran deutlich, was in unserer „freien“ Gesellschaft wirklich wichtig ist: Der einzelne Mensch wohl eher nicht. Hauptsache, die Wirtschaft läuft.

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wer-rackert-so-spaet-bei-nacht-und-wind
Gorillas und Lieferando, Uber…und natürlich nicht zu vergessen die unsäglichen E-Scooter. Am Beispiel des Berliner Juicers (der, der die E-Scooter aufladen tut) Marino wird hier deutlich aufgezeigt, was aktuell in unserer Gesellschaft schief läuft.
Da mögen sich links eingestellte Akademiker in ihrem Home Office über die Milliardäre und deren Gier noch so sehr beklagen, aber bei Lieferando, Gorillas oder Uber ordern sie trotzdem. Und dann rast irgendein „Marino“ los.
Schämen sollten sich diese Leute, da auch sie die Ausbeutung von Minderlöhnern befeuern. Und ja, ich bestelle auch bei Amazon und der „Marino“ von DHL bringt das dann. Meine Ausrede: Versandhandel (Amazon) gab es früher auch schon. Und auch bei Amazon mit Anstellung ohne Scheinselbstständigkeit. Nur wurden die Pakete über die Post (Festangestellte nach Tarif bezahlt) geliefert und nicht über Subsubunternehmer.